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irr. 45ö Sette 4 »Deodtm? AMhelHteN vlen,kog. 2«. Seplember MS s' Der Paradiesvogel. Roman von Friedrich Lange. (Lo>- stt bv M. Feuchiioanger. Halle/Saale^ >19. Aorll«t>un«.> - Berling lächelte mokant. Welchem Narren war er da ln die Hände gesallen? War das der Herr aus dieser paradiesisch schönen Insel? Vergebens suchte er ein besprach in Ganj; zu bringen. Der andere verschanzte sich duner seinem Vankeestvlz. Malerische Turehblicke, idnllische Parkszenerien nahmen bald den schvniieilolrnntenen Dentschen gefangen. lind dann daS Schlvst. Diese Fassade aus Marmor und Alabaster! Hier konnte nur unumschränkter Reichtum im Verein mit märchen- hasier PrackuUebe regieren. Amuls Verling kam sich vor wie vom -Himmel gesallen. Wo inend er in der Halle wartete und sein bewunderndes Auge über die erotischen Teppiche, die antiken -Skulpturen und die hohen krislailsaeeilierten Fiiigeliuren schweifen ließ, spielte sich in den oberen Räumen e>» belustigendes Intermezzo ab. Kilian Speneer hatte eben ihre Toilette beendet und sah, noch ein wenig bleich und abgespannt, beim Frühstück. Ihr Kopfschmerz halte sich gelegt, aber sie war keineswegs bester Laune. Sidnen Jones meldete die Ankunft des fremden Fliegers n»d erbat diesbezügliche Fustruktioneii. War eS nun die nicht mehr völlige Beherrschung seiner Zunge, oder war es der verräterische Rnmhanch, der aus seinein Munde ging — — kurz, die Ladu sagte ihm sein Vergehen aus den.Kops zu. „sie wollen .kom»iandanl sein und gehen den anderen mit dem schlechtesten Beispiel voran?! schämen sie sich! Gehen Sie mir ans den Auge», Siduey IvucS!" DaS war vernichtend. Und wer trug letzte» Endes die Schuld, dast er. der Allgewaltige, in Ungnade siel? Jener hergelaufene Abenteurer! IoneS wiirgie einen Fluch hinunter, während er durch einen rückwärtigen AnSgaug in den Park entwich. Mochte der sreniöe Flieger in der Halle stehen bis zum Jüngsten Tag! Als liiiniitlelbar daraus die Herrin der Insel ihre Mvrgen- prvmenade amrak. stieh sie aus den Harrenden. Wie an gewurzelt standen sich die beiden jungen Menschen gegenüber, b'o gibt Situationen, die auch den nüchternsten, tatkräftigsten Menschen enlwannen. Die Dollarprinzessin sand zuerst die spräche wieder. „Mister Verluig ans Deutschland!" Wohl nie war die ver wöhnte junge Dame so vollkommen überrascht worden. Der Flieger lächelte erlösend. „Mnladi!!' Er beugte sich über die schmalen, zuckende» Mädchenhände, tilgte sie in scheuer Andacht. seüe an Seile dahinschrcitend, erzählte der Pilot von seinem Miggeschiek. lassen und ehrlich. Ohne jede scheu. Wie man sich einem Menschen anvertrant, dem man in Lnmpalhie und Frenndschasi verbunden ist. Und Berling — ganz dem Schmer; der eigenen Enttäuschung hingegebcn — sah nicht die grobe, dänioiilsche Freude in die Augen Lilians schieben. schade, dah Mr. Evans und die anderen Herren nicht mehr a»f der Insel weilte»! sie hätte ihnen gern gezeigt, weshalb sie alle für Lilian speneer nicht in Frage kamen . . . Kilian, sreue dich! Die stunde deines Triumphes ist ge kommen! Der Mann deines Herzens ist in deine Hand ge geben! * Ununterbrochen spielte der Telegraph zwischen den Konti nenten. Das Verschwinden Arnnls Verlings setzte die Radio sender Europas und Amerikas in erhöhte Tätigkeit. Washington sandle Torpedoboote aus den Atlantik, um den ver schollenen Piloten zu suchen. Man tat alles, was Menschen- psllcht gebot. Vergebens! Allen Bemühungen war der Erfolg versagt. Die Presse der ganzen Welt hungerte nach Berichten über daS rätselhaste Verschwinden Arnuls Berlin«». Prämien wurden für dt« »us- finbung ausgeworsen. Sie brauchten nie gezahlt zu werben. In diese» Tagen ging Mr. Wentley zur Ossensive über. Nach Rücksprach« am vergangenen Abend mit der ihm ganz ergebenen Tochter Frese» ließ er sich am andern Morgen bet dem Generaldirektor melden. Er wurde sofort empsangen. Der alte Herr war grau geworden. Die letzten Ereignisse prägten sich i» dem lebenSsrohen Gesicht ein. Theodor Frese hatte stark gealtert. »Ich habe mit Ihnen zu reden, Herr Kommerzienrat!" »Sie wissen, dah Sie mir stets willkommen sind. Ihr Interesse an dem Werk des unglücklichen Bsrling hat Ihnen einen Platz in meinem Herzen erobert." Frese» Morte atmeten Wärme. Der Ausländer nahm in einem Sessel Platz, beugte sich vor. Und jedes Wort betonend, warf er die MaSke ab. „Herr ztommerzienrat — verzeihen Sie mir, daß ich unter einem Pseudvnnm hier auftauchte . . . Mein wahrer Namr ist Spencer Wilbur Spencer .. Jetzt war an dem Jungen die Reihe, zu staunen. Die er wartete überraschende Wirkung blieb aus. Der Groß- industrielle lächelte müde: „Ich bi» seit gestern Abend durch Eva unterrichtet. SS konnte mir nicht verborgen bleiben, daß sich zwischen Ihnen und meiner Tochter ein Verhältnis ent- spann, das tiefer wurzelte, als blohe Freundschaft. Ich stellte Eva zur Rede, und sie gestand mir Ihr Pseudonym." Voll fiebernder Spannung lauschte Spencer jr. den Aus führungen des alten Herrn. Und nun streckte er ihm zögernd die Hand entgegen. »können Sie mir verzeihen?" FreseS Blick belebte sich. Er schlug ein in die dargebotene Rechte. „Eva hat mir die Beweggründe Ihre» Austauchens und Bleibens erzählt. Ich glaube an die Wahrheit." Wilbur Spencer atmete sichtlich erleichtert auf. „Und Sie werden auch unsere Liebe sanktionieren?" „Der Macht des Herzens kann niemand gebieten. Ich weist, dast sie meine einzige Tochter glücklich machen werden." Eine leise Nöte särbie die Wangen Wilburs. Er fühlte sich zum erstenmal im Leben durch so viel Güte beschämt. Ihm grauste, wenn er an sein Verbrechen dachte. Später trafen sich die Liebenden im Park. ES war kein Zufall. „Run, was sagt mein Papa?" Eva schmiegte sich in die Arme des ehemaligen »Hof- narren". Und noch che sie Antwort erhielt, las sie daS Glück von seinen Augen ab. „Vater gibt zu allem seine Zustimmung." Er küßte die Blondine aus den Mund. Und es war ein Schwur in diesem Knst: Ich will an diesem Weibe gutmachen, was ich an dem Manne ihrer Liebe sündigte! Noch am selben Tage veranlastte Frese auf WilburS An- raten die Durchsuchung der Wohnung des unglücklichen Piloten. Aber man sand nirgends die rettenden Pläne. Arnuls Berling galt für verloren. XXVIII. Jutta Förster fühlte sich in ihrer neuen Stellung ge- borgen. Die Baronin von Wernegg-Rvthenstein. eine gütige Dame von knapp sünizig Jahren, mar erst vor kurzem von Berlin nach Burg Rolhenstein im Fichtelgebirge übergesiedelt. Sie zählte zu dem reichsten Adel des Landes. Ihr Gatte war während des Krieges gesallen. ebenso ihr Sohn. Der Freiherr hinterliest der Witwe ein ungeheures Vermögen in Liegen schaften, das auch ans den Jnflaiionsstiirmen fast ungeschmälert hervvrging. Seit der Revolution trat die Freifrau mit auf sehenerregendem Ersolg als Romanschriftstellerin hervor. Ihre Werke zeigten eine erstaunliche Ausgereiftheit und einen Stil, der aus dem bunten Leben selbst hervorblühte. Im ver- gangencn Jahre wurde di« Dichterin mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. In der Einsamkeit de» romantischen Burglebens fand sich Jutta zu sich selbst zurück. Da» Weben in der sommerlich schönen Natur träufelte süße Ruhe in da» zerrissene Mädchen, brr». Bi» die Blätter die Unglückskunde von Arnulf BerlingS Verschwinden al» einer Folge des Verbrechens an seine», Werke brachten. Die Rache des verblendeten Jacodi war selbst über dessen Grab hinaus mächtig. Noch würgte die Trauer um den Verlust des durch Selbstmord geendeten Vaters au de», Mädchen, da kam schon der neue Schlag. Nun stand sie ganz schutzlos in der weiten Welt. Sie hatte nicht» mehr zu hvssc». Einmal gab sie de» Geliebten selbst frei. Das war, als Eva Frese, die reiche, schöne Tochter des Großindustrielle», ihre Netze über den Ahnungslosen warf. Da glaubte sie, die Arme. Bedeutungslose, zurücktreten zu müssen. Dann sah sic ihre» Irrtum ein. Am Abschiedstage stellte sie Arnuls selbst aiS seine Braut vor. Und nun hatte Alfred Jacobt seinen letzten Trumpf aus. gespielt. Sein Haß vernichtete Leben und Seligkeit. Was Hais es. daß er das Verbrechen mit dem eigenen Tode besiegelte? Es konnte der Baronin nicht entgehe», daß ihre Gesell, schasterin unter einer ungeheuren GemülSdcpressivn litt. »Was ist Ihnen, liebes Kind? Vedrückt Sie ein Leid?" fragte sie in ihrer gütige», mitfühlenden Art. Jutta offenbarte sich. ES ist so wohltuend, sich einem Menschen vornehmer Gesinnung anvertrauen zu dürfen. Die Dichterin hörte in stummer Ergriffenheit zn. Sie strich der Aermsten nur lind und weich über den braune» Scheitel. Als Jutta zn Ende war. mar es lange still in dem Turm, zimmer. In de» tiefen Fenstern hockte die Romantik. Viel Freud und Leid sahen die klobigen Mauern im Laufe der Jahr- Hunderte. Tragödien und Komödien spielten sich innerhalb ihres Bereiches ab. Aber zumeist waren es Dramen: denn die Menschen dürsten danach, sich selbst das Dasein zu verkümmern. Alice von Wernegg-Rothenstein zog die leise Schluchzende an sich. »Kind, fassen Sie sich! Wir alle müssen durch die Schule des Leids gehen. Auch mir raubte das Leben das Liebste, was cs mir gab: den Gatten und den Sohn. Aber wohl uns, ,vc»n wir die Prüfungen tapfer ertragen. Der Adel des Schmerzes hebt unS über den Alllag." Und für sich dachte sie: Wir vermessen uns, Rumäne z» schreiben, die ein Bild des Daseins geben. Was ist das sur Stückwerk im Vergleich dazu, wie daS Leben selbst dichtet . .. Alö sich Jutta Förster wieder in der Gewalt hatte, tröstete die Burgherrin: „Die Zeit vernarbt die Wunden. Wir werden reisen. Neue Eindrücke verdrängen die Bilder des Leids. Fch habe eine Einladung von der Svnnen-Jiisel erhalle». Schreiben Sie an Kapitän Kremcr in Hamburg, dast er alle Vorbereitungen zur Ausreise trifft. Wir werden in spätestens vier Wochen mit meiner Jacht „Erato" in See stechen." -ft Als die Gäste Sun-Jsland verlassen hatten, trug sich Lilian Spencer mit dem Gedanken, nach Skandiiiavien zu reisen, um dort die heißeste Zeit zu verbringen. Sie hätte auch i» die Sierra Nevada fahren können, wo James Spencer eine» Land sitz besaß, der infolge seiner Höhenlage einen idealen Sommer, ausenthalt gewährleistete. Nun war Arnuls Berling aus die Svnncninsel verschlage» worden. lFortletzung folgt.' k^üklbsrgr Esrsnttsrtrumpk „» «t« «Iss ZunsgsrsIIsn Wii-cl clsi" Slr'OsTipf Immsr-Iisld clsr" sotTvecH^spft, so k>skok^»r^»«so SlS obims WSiiSk-SS kostsmlos Sl'm OSOSS QLi"Lrotisstk-öi^,kJfs pelr-viedatakl uns «nbru» auf ljer Vilttims3ls»üs. ^us rablreicben Anrufen gebt bervor. dak meine Kundscbait sielt in der irrtümliclien Fnnnkme befindet, von dem sm klontaßs in clen Zeitungen gemeldeten kHnb>-uok in ein ?elrgeseltäst der Vilitoriastrnke sei meine siirmn betroffen worden. k!s b-mdelt sieb dnbei indessen um ein anderes Oescbäkt. pelrksus IVI Vikloriaslrske 12. 1S3SS »«.v. ltsuerts, »etinellits unö billiget« lin- unö Vsrlcsutrmöglidilieit kör llr,klk»l>rr«ug» jiöer Sri pfosp«!,!- gs»ti, 7«i«plioo I7SSS l.l»t»II»l>»!«>>t ko»,»»,»» r«i,s>i»rUgs de, »sickilaliieli»» vdjslN» lUr »,uk«r SO Ir««. Krsltfatikreug-Vekreieknis litt ln- uVekkout 6. m. d. ft. vrsiöen N. 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