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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 28.09.1926
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260928027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926092802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926092802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-09
- Tag 1926-09-28
-
Monat
1926-09
-
Jahr
1926
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7tr. 45S Seite 2 Dß«, MM» ^ mittelbare Gefahr droht: tm Palazzo Shtgi hat man das, machen. Sie werden sonst, mitten »m schdusten Eifer gegen offenbar schon eingelelieii. aber die temperamentvollen Herren den „PangrrmaniSmus, eine- Tage- vom Surren der von der faschistischen Presse, die nnr sehr selten eine eigene s»«»zösiskt,en Bombengeschwader über ihren Köpfen erwachen Vorstellung vom Ausland babe». lebe» noch in der Krieg»- und dann zu spät rrkenue», da» sie aus rtner falsche» Front Psychose und werden gut daran tun. sich bald davon loSzu-' gekämpft haben. H. Br. Wege zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Grundlegende Vorschläge Professor Eafiels. Berlin, 28. Sept. Der bekannte schwedische Nattvnalvkonom Pros. Dr. Gustav Eaffel besaht sich in einem ZeitungSaufsatz mit der Frage, ob die Arbeitslosigkeit durch NotstandSarbciten verrinaert werden fann. Eaßel fiibrt hierbei etwa folgendes anS: ES ist klar, daß die Arbeitslosigkeit stets aus einer inangelhaslen Anpassung der zur Berslignng stehenden Arbeitskräfte an die vorhandenen tztedürsniße beruhen ninsi. Wenn die Arbeitskraft mit vollkommener Beweglichkeit sofort nach der jeweiligen Marktlage umgestellt werden könnte, so wurde immer volle Beschäftigung vorhanden sein. Deshalb ist jedes Hindernis, daS sich der volle» Beweglichkeit der Arbeitskraft entgegenstellt, eine Ursache zur ArbeitS- losigkeit. Wünscht man die Arbeitslosigkeit rationell zn bekämpfen, so muh man vor allem alle Hindernisse gegen die Beweglich keit der Arbeitskraft ans dem Wege räume», unter ihnen vor allem die Mvnopolpolitik der Gewerkschaften der Arbeiter. Eo ist kein Zufall, das! die Tendenz der Arbeitslosigkeit, permanent zu werden, am stärksten in den Ländern hervor- tritt, ivv eine geschlossene Gewerkschastspvlitik ihre höchste Machtentwicklnng erreicht hat. Cs ist zn beachten, bah die BolkSwirtschaft an ProdnktionSfaktoren stets einen Anschuß erhalt, der dem stetigen Anstrom neuer Arbeitskraft völlig entspricht. Mit Bezug hieraus sind unsere europäischen Staaten gegenwärtig meistens ziemlich ungünstig gestellt. Sie haben sich in Unwissenheit über die wesentliche Bedeutung des Kapitals der >! a p i t a l S b i l d n n g gegenüber abgeneigt, ja seindlich gezeigt. und besonders die Besteuerung in einer Richtung auSocbildei, die für die Kapitalbildung äußerst hinderlich ist und eher zu einer schnellen Bermendnng des CinkommenS ermuntert. Deshalb hindert die Kapitalknappheit meistens sehr wesent lich eine Ausdehnung der llnternehmertätigkeit, die neue Arbeitsgelegenheit schassen würde. Wenn nun infolgedessen Arbeitslosigkeit entsteht, sucht der Staat derselben ent gegen',»treten und nimmt Kapital in Anspruch. Dadurch muß offenbar daS WirtschastSleben eines Teils deS Kapitals be raubt werden, daS sonst zu seiner Bersiignng gestanden hätte, und man hat Veranlaß»»«, sich zn fragen, ob nicht dadurch eine ebenso große Menge von Arbeitslosigkeit neu geschaffen wird. Diese Frage ist ein Kernpunkt für unsere ganze Arbcitslosenpolilik, und eS ist offenbar absolut Unsinn, diese Politik fortzmetzen, wenn eine befriedigende Antwort auf diese Frage nicht gegeben werden kann. Wenn sich der Staat Mittel zum Bau einer Eisenbahn als NotstandSarbeit dadurch verschafft, daß er tm Budget einen Anschlag zu einem anderen Cisenbahnbau streicht, so versteht ein jeder ohne weitere», daß di« Ueberftibrnng von Kapital von einer Verwendung»» stelle zu einer anderen an und für sich keine Verminderung der Arbeitslosigkeit herbeisühren kann. Gin solches Ergebnis kan» nur erreicht werden, wen» die NotstaudSarbeiten zu einem herabgesetzten Arbeitslohn ausgefiihrt werden. Durch eine vollständige Umstellung der Arbeitslöhne nach der tatsächlichen Marktlage würde man jede Arbeits losigkeit beseitigen können. Wenn der Staat keine andere Arbeit beiseite schiebt, aber Mittel zu NotstandSarbciten durch Inanspruchnahme des all gemeinen Kapitalmarktes beschafft, so hindert der Staat eine Beschäftigung, die sonst ArlieitSgelegenheit gegeben hätte. Die verschiedenen Produktionszweige sind in verschiedenem Grade kapitalfordernd, und wenn man die Produktion aus die am wenigsten kapitalfordernden Produktionszweige einrichtet, so kann man vielleicht mit dem zur Verfügung stehende» Kapital eine erweiterte 'Beschäftigung der Arbeitskraft erreichen. Die Rotstandsarbeiten müsse» zu diesem Zweck so geordnet werde», daß in möglichst knrzer Zeit fertige ttonsnmartik.l. die versaust werden können, produziert werde». Man wird bann Mittel in der Hand haben, um ähnliche Arbeiten zu wiederholen, ohne de» Kapitalmarkt wieder in Anspruch nehmen zu müssen. Die herrschende ArbeitSlvsenpvlitik scheint aber meistens in eine ganz entgegengesetzte Richtung zu gehen, denn man verwendet vorzugsweise die freie» Arbeitskräfte auf Arbeiten, die entweder gar keinen oder einen in ferner Au- knnst liegenden Ertrag bringen. Die NotstandSarbeitcn dürfen niemals so gestaltet werden, daß sie den natürlichen Rückfluß der überflüssigen Arbeitskraft zur Landwirtschaft verhindern, oder gar die Arbeitskraft direkt von der Land wirtschaft wegtrciben. Fe mehr wir uns darüber klar werden, wie ein nützliches Eingreifen des Staates zur direkten Bekämpfung der Arbeits losigkeit gestaltet sein muß, um so dringender müssen wir wünschen, daß die allgemeine WirtschasiSpolilik aus die größt möglichste Be w e g l i ch k e i t der Arbeitskraft und auf eine solche Anpassung der Produktion an die M a r k l l a g e eingerichtet wird, die das Auskommen von Arbeitslongteii verhin>dcrl. ES wird dann auch offenbar, welche wesentliche Rolle die Förderung der KapitalSbildung zur Verhütung von Arbeitslosigkeit spielt, und wie außer ordentlich gefährlich cS ist, wenn inan durch Erschwerung der Kapilalsbildung die Möglichkeit, wachsenden VolkSfcharen lohnende Arbeit zu geben, untergrübt. Frifdenburgs Angriff auf den Reichs präsidenten. Hindenbnrg verlangt den Wortlaut der Rede. Berlin, 28. Sept. In der auf der Tagung deS repulikani- schen Reichsbundes am Sonnabend gehaltenen Rede hatte, wie schon ini Morgenblatt vom 28. September erwähnt, der Berliner Vizevolizeipräsidcnt Dr. Friedcnsburg unter anderem etwa geäußert: llnd während sonst der Umweg über daS NeichSminjsterium des Innern gewählt wurde so ist heute daS Bureau de S Reichspräsidenten der Sammelpunkt für die Klugen aller jener, die sich irgendwie benachteiligt fühlen und auf Umwegen ihrem Aiclc nachsireben." Dieser maßlose Vorwurf, den Dr Friedcnsburg damit den Reichspräsidenten erhoben hat. hat nun Hindenbnrg ver anlaßt, den Leiter seines Bureaus. Staatssekretär Dr. Meißner au de» Vorgesetzten Dr. FriedenoburgS. den preußi schen Fnnenminsster Severing. ein Schreibe» richten zu lallen, in dem nm den authentischen Wortlaut der Rede gebeten wird. ^--edenSburg selbst hatte verbreiten lallen, daß er kein Konzept für seine Rede geliabt hatte, sonder» daß dies lediglich eine Diskussionsrede gewesen sei. Glücklicherweise ist die Rede aber von P r e s s e st e n o g r a p l> c n wörtlich ausgenommen worden, deren Stenogramme sich vollständig decken, und die alle den Pasi'uS in der oben angegebenen Form wiedergeben. Man darf gespannt sein, welcche Folgen sich sür Friedcnsburg aus seiner Entgleisung ergeben werden. * Berlin, 28. September. Reichspräsident v. Hinden- burg hat gestern Berlin verlassen, um am 2. Oktober seincu 79. Geburtstag iu Ruhe und Zurückgezogenheit auf dem Lande zu begehen. lTll.j Die deutsche Delegation wieder in Berlin. Berlin, 28. Sept. Die deutsche Delegation isi heute früh ans Genf mit dem fahrplanmäßigen Auge 8,50 Uhr auf dem Potsdamer Bahnhof, unter Führung des Staatssekretärs v. Schubert und Ministerialdirektors Dr G a u S. und des Abaeordneten Prälat Dr. K a a s eingctrosfen. Zur Be grüßung waren ^»f dem Bahnhof erschienen Reichsminisicr Dr. HasIinde im Aufträge des von Berlin abwesenden Reichskanzlers, der Staatssekretär der Reichskanzlei, Dr. Pfänder, vom Auswärtige» Ami Ministerialdirektor Dr. Köttke und Wallroth. der stellvertretende Prellechef, 'Vortragender Legntionsrat A e ch l i n. sowie mehrere Beamte des Auswärtige» Amtes. Der volksparteiliche ReichstagSabgeordnetc v. Nhelnbabcn ist im Rheinland geblieben, um an dem in den nächsten Tagen beginnenden Parteitag der Deutschen VolkSpartei teil- zunehine», während sich der sozialdemokratische Abgeordnete B r e i t s ch e i d noch in Gens befindet. Der Jusammenlrill de^ Ausrenauslrhusfes. Berlin, 27. September. Wie aus parlamentarischen Kreisen verlautet, tritt der Auswärtige Ausschuß des Reichs tages am 7. Oktober zu einer Sitzung zusammen. (WTB.) Loucheurs Reise nach Berlin bevvrflehen-. Paris, 27. September. Wie berichtet wird, s>oll L o u ch e u r a-m 6. Oktober zu einem dreitägigen Aufenthalt nach Berlin kommen, um die deutsch-französischen Bcr- hgindlungen ans der Grundlage von Thoiry forkznsetzen. In Paris sei offiziell von einer solchen Mission Lonchenrs nichts bekannt. Wan wisse nur, daß er wegen der E-inbevusung der Wirtschastökonfercnz nach Berlin und Wien reise. Vlen»lag. 2-. Seplemb-r 1*26 > Oertliches un- Sächsisches. Mteker und Vandlaqswahl. Am SS. September trat der Lanbe»u<rband», Ans schuß Sachsen tm Bund Deutscher Mieter» v « reinee. Sitz Dresden, zu einer Beratung in Dresden zusammen Gtcluna genommen wurde zu einem künftigen Wobiiwtrtschaftsgcsetz und zu de« Landtag», nnd Gemeinde- wählen. Außerdem wurden did »«planten Aenderunae» der Au»führuna»verord««ng zum Sächsischen Wohnung»«,«ngel» gesetz beraten. Folgende Entschließung zu den Landtag», und Ge. metndcwaülen wurde einstimmig angenommen: ..Der am 2«. September 1926 t« Dresden versammelte LandcSverdand»au»schuß im Bund Deutscher Mteterveretn« e. B.. Sitz Dresden, erwartet von den poltttschen Parteien, daß sie sich in Ankunft für eine Wohnungsgelebgedung «in. setzen, deren Grundlage im Meich»mtetengesetz. dem Mieter» lckudaesed und dem WohiningSmangelgeletz gegeben ist. Der sächsischen Mieterschaft wird empfohlen, bet ihren Parteien dahin zu wirken, daß nur solche Kandidaten aus. gestellt werde», die kür eine den Bedürfnissen des Volke» entsprechende, auf sozialer Grundlage aufgebauteu Wok» nnngvgeletzgebiing eintrete» und nur solchen Kandidaten und Parteien ihre Stimme geben. Parteien, die zu dem besonderen Zweck aultreten. de» Mieterschutz zu beseitigen, um sür Leu Hausbesitz zum Schade» der Allgemeinheit Sonderaewtnnc berauSzuholen, sind zu bekämpfen." Jur Nottaae -er LandwirlschaN. 'Wiederholt ist die Notlage der sächsische» Landwirtschaft an besonder» markante» Beispiele» gezeigt worden. Neuer» dings ist dir Pressestelle der LandwirtschaftSkammer in der Lage, einen ähnlichen Fall bekanntzn-eben. nämlich di« Ernte» crgebnllle einer der größten RittergntSverwaltungen der AmtShanptmannschast Dippoldiswalde Danach sind an Winter- rog^cn auSgcdro'cheii wurden «o Prozent der gesamten Roggenernte, Körner je Hektar 11 Doppelzentner, Abgang bet der Reinigung 18 Prozent: Gerste 50 Prozent der gesam ten Ernte, Körner je Hektar 19 Doppelzentner, Abgang bei der Reinigung 15 Prozent: Hafer auSgedrvlchen 100 Prozent der gesamle» Hasererntc, Körner je Hektar 18,5 Doppelzentner, Abgang bei -er Reinigung >2 Prozent. Vei diesen Zahlen wird jeder Einsichtige erkennen, daß die Lage der Landwirtsclmst katastrophal ist, zumal die meiste» der Betriebe schon seit Monaten von der neuen Ernte leben. Die BauISttqkel» im Monat Juli 1926. IMttteilnng de« Sächsischen LtaOstischcn LandeSamte».j Fm Freistaat Sachsen sind im Mvnat Fuli 1926 517 Bau- g e » e h m i g u n g e „ für Neubauten mit Wohnungen erteilt worden, und zwar in den Regierungsbezirken Bautzen 18, Ebemnitz 111, Dresden 132, Leipzig 178 und Zwickau 75. Diese 517 Neubauten, von denen 511 auf neuer Baustelle errichtet werden, sollen insgesamt 1562 Wohnungen enthalten. Außer- dem sind 127 Baugenehmigungen für Um-, An. und Ausbauten mit insgesamt 211 Wohnungen erteilt worden, von denen ll Not- und Behelfsbauten mit 73 Wohnungen sein werden. Ausgeführt und baupolizeilich abgenom» men worden sind 393 Neubauten mit 781 Wohnungen. Unter den Bauten befanden sich 126 mit einem und 07 mit zwei Wohngcschossen und unter den Wohnungen 23 mit zwei, 219 mit drei, 300 mit vier und 132 mit fünf Wvhnräumen, 283 Neu» bauten waren Wohnhäuser, von denen 152 nur eine Wohnung, 17 zwei Wohnungen enthielten, also Sin- bzw. ZwclfamIUcn» Häuser loaren. Weiterhin befanden sich unter den abgenvm- mene» Neubauten 101 gemeinnütziger Art. Durch 70 Um» bauien sind 81 Wohnungen gewonnen morden, darunter siebe» durch Not- und Behelfsbau. An G e b ä u d e ab g ü n g e n waren Im Fuli fünf Häuser mit zwölf Wohnungen zu verzeichnen. Die Berichtszeit hat insgesamt einen Zuwachs von 856 Wohnungen iMonat Fuli 1925 661> erbracht: davon entfallen auf die Städte: Ehcninitz 111, Dresden 110, Leipzig 91, Plauen 21 und Zwickau 2t. Die Entwicklung der gesamten Bautätigkctt im Fahre 1926 zeigt die nachstehende llrbersicht, die sowohl -ie Neubauten, als auch die Umbauten iimfaßt und der die Ergebnisse LeS 'Vorjahres voransgcstellt sind. Jahr, M»nat Skleill» Bau gen,bmlg. mIIWvh- nungen Adoenamm. mll W»d- Baulen nungen Bein,»,, an Wo nun, ii» daupl im Fabr 1925 5921 13669 1377 9522 8983 im 1. Halbj. 1926 2718 6818 2195 5231 5066 im 1. Halbj. 1925 3137 6986 1636 8321 8058 im Januar 1926 210 310 371 918 923 im Februar 1926 331 873 366 786 758 im März 1926 368 921 393 1018 981 im April 1926 176 1191 382 996 967 !m Mai 1926 591 1501 317 629 693 im Juni 1926 736 2019 361 859 823 im Juli 1926 671 1803 363 871 856 Kunst und Wissenschaft. Kislorikerlaq in Bautzen. Vom 25. bis 27. September fanden sich die Vertreter von 23 sächsischen Geschichts- und Altertumövereineil in Bauyc.lS Mauern zusammen. Die malerische Hauptstadt der sächsischen Lausitz war vom Verband Sächsischer Geschichts- n n d A l t e r t ii m S v e r e i n e deshalb gewählt worden, weil die dortige Gesellschaft sür Vorgeschichte undGe schichte der Oberlansitz zu Bautzen ihre 25-Fahr- Feier begehen durste. Sie kann stolz sein aus die bisher ge leistete Arbeit. Deshalb Anerkennung voh so vielen Gle>ch- strebendeii: DankeSmorte, künstlerisch wertvolle Dankadressen von Görliv und Honersmerda, eine ansehnliche Geldspende des „Heimatschutzes" und Wohlwollen seitens des sächsischen Staates. In der Festsitzung des Baiihner 'Vereins gab Dr. G B i e r b a u m, Dresden, einen Uebcrblick über „Die Ge schichte der A l t c r t n m S s o r s ch u n g in Sachse n". Er staunlich, wie schwer vorgefaßte Meinungen, abergläubische Vorstellungen auSzurvIIcn sind. Bereits 1516 hat Agricola die in der Erde hier und da gefundenen Töpse als Urnen erkannt — und doch sind derartige Funde bis in die Gegenwart herein sür natürlich gewachsene Gesäße gehalten worden. Petrus AlbinuS — nm 1.580 — ist als erster wissenschaftlicher Förderer der Bewegung aiizusprechen, also e!» Zeitgenosse Vater Augusts, der ihn ganz wesentlich unterstützt hat: der Kurfürst fand bald Freude daran, auch diese Tinge zu sammeln. Und mancher Fürst hat es ihm iiacligctan. Die T779 gegründete Görlitzer Gesellschaft hat das Verdienst, viele vorgeschichtliche Funde vor dem sonst sicheren Untergänge gerettet zu haben. Männer wie Karl Benjamin Prensker haben in gleichem Sinne zu wirken versucht: als Sammler, als Schriftsteller. Die Sammlungen des Landes, an erster Stelle mit die des Bauhnrr Bercins. sie sind die Früchte dieser Vorarbeiten. Und doch sind so manche Forderungen — selbst Prcuskers ans der Mitte des vorigen Fahrhunderts — längst noch nicht er- füllt. Auch heute noch wäre eS möglich, daß eine so wertvolle Sammlung wie die Gustav Klemm» ins Ausland verschleudert wird Mit Wohlwollen allein ist da nichts getan! Mit Rech« betonte Professor Dr. Kötzschke. der Ber- treter sür sächsische Geschichte an der Landesnniversität. in seinem ziclweiienden Vortrag über „L a n d e S g e s ch i ch t e und H c i m a t g e d a n k e". daß gerade der Gegenivartsstaat. der Volksstaat, den Heimatgcdaiike» pUegen sollte Fn eigenem Interesse! Die Mittel, die nötig sind um all die erkannten Ziele erreichen zu können, müssen beschafft werden können: vom Staat, von den einzelnen Gemeinden. Arbeitskräfte sind im Lande reichlich vorhanden. Ihnen kann cs dann gelingen, ersprießliche Einzclarbeit zu leisten, den Unterbau einer zu sammenfassenden Landcsgeschichte zu schassen. Gerade die Gegenwart ist günstig. Ter Heimatgcdaiike ist viel lebhafter entwickelt als ehedem. Neuland scheint entdeckt zu sein. Während früher Künstler es waren, die ihrem Volke die Schönheiten der Heimat zeigen mußten, andere Verständnis sür heimatliche Bräuche erweckten, so ist durch den Krieg mit der Sorge um die bedrohte Heimat zu dem ästhetischen Erleben ein volkS- volitischer Einschlag hinzugekonimen: man hat erkannt, daß gerade die Geschichte ein gar wichtiges Wort mitzureden hat. llnd der Staat erweist sich selbst den größten Dienst, der Mittel bcreitstellt. dieses ernste WahrhcitSsuchen vertiefen zu helfen. Der Vortrag von E. Wienccke über den „Ezorneboh und B i e l e b o h" bot allen Teilnehmern der Tagung, nicht nur den Bautzner GeschichtSfreundcn. erwünschtes Ma terial zur Beantwortung der Frage, ob wir in diesen beiden Bergen wirklich alte Kultstätten der Wenden zu sehen haben. Es würde dies einen Dualismus im wendischen Götterglaubcn voranSsetzen. Der aber ist selbst in Slaivistenkrcisen längst ausgegeben. Um früher diesen Dualismus zu stützen, hat man die verschiedensten Parallelen hcraugczogeii. Bis nach Persien ist man gegangen. Eine Höherentwicklung religiöser Anschauungen, wie sic für die Wenden im Norden Wahlschein- lich ist. kann für die Lausitz nicht angenommen werden. Hier hat niemglS Göttervcrehrung in Tempeln stattgefunden. Welche Quellen stehen uns zur Verfügung? Allein Helmolb, ein christlicher Priester des 13. Fahrhunderts. Schon Prensker hat daraus hiiigcwicscn, daß hier christliche Anschauungen aus heidnisch-wendische übertragen worden sind. Der „Ezorneboh" HclmoldS ist vierhundert Jahre später — vom „Pirnaer Mönche" — vom Norden Deutschlands nach Sachsen über nommen worden. Da hier aber keine Quellen vorhanden waren, keine Quellen vorhanden sein konnten, so hat dieser Mönch einfach Nordisches übertragen. Auf den „Pirnaer Mönch" bat sich 1589 Petrus AlbinuS berufen, auf diesen Michael Frenzel, aus den wieder Abraham Frenzel, auf ihn Großer. Aber keiner hat leine Quelle kritisch untersucht. Fest steht, daß alte Name» deS Ezorneboh „Schletsberg" und ..F i ii st e r b c r g" gewesen sind. Bei Order z. B.» der seine Karten lim 1600 gezeichnet hat. lesen wir „Schleifberg" — nicht Ezorneboh. Von 1700 an etwa bat sich die VvlkSphantasie mit diesem Berge beschäftigt. Die Frage entstand damals, ob er eine Kultstätte gewesen ist. Vor allem die bekannte fünfteilige Felsengriippe dort oben. Noch dachte man nicht an Czornc- boh, sondern an den Teufel. Nach 1710 tritt noch der Name „I r a g e b e r g" hinzu. Eine Verbindung von Ezorneboh und unserem Berge gab es nicht. Erst 1791 hat nun ein Un» genannter den Ezvrnebvhkult auf den „Fragcberg" verlegt. 1797 wird einem Berichte einer Bergbesteigung nur hinzu» gefügt, daß die Landleute ber Gegend „vermuteten", Lzorne- bvh sei dort oben verehrt worden. Im Jahre 1817 erscheint erstmalig der heutige Name auf einer Karte. Die Zeit der Romantiker hat also den letzten Schritt getan. Recht bezeich nend! Aber noch 1896 ist der Name „Schleifberg" aktenmäßig nachzuwcisen. Die Romantiker wißen — als erste — auch von Göttersagen zu berichten. Prensker weiß freilich 1829 noch nichts davon — 1811 kennt er aber schon deren verschiedene. — Und Bielcboh? Er war die sprachliche Ergänzung zu der ge machten Neuerwerbung. Noch 1716 hat er der „Hohe Wald" geheißen. Der Montag führte noch zahlreiche Gäste inS eigentliche Arbeitsgebiet des Bautzner Bereins: zu seinen Grabungen nach vorgeschichtlichen Funden aus Bautzen» Strehlacr Gebiet und zu den „H ü g e l g r ä b e r n" a u f dem „H u s s i t e ii b e r g" von Vloaschütz. Mit herzlichem Dank — nicht zuletzt für die FestvorsteNiing des historischen Schauspiels Rudolf GärtnerS: „Die Glocke von St. Peter", — schieden die sächsischen Historiker aus dem schönen Bautzen. O. Ick. ck* Mitteilungen ber StaatStheater. Opernhaus. DI« Erstausführung der nenei „studierten „Hochzeit deS Ftgaro" ist auf Sonntag, den 3. Oktober, verlegt worden. — Morgen, Mittwoch, dafür taußer Anrecht!: „ToSka" mit Meta Seinemeycr in der Titelrolle, Friedrich laschke. Musikalische Leitung: Kurt Striegle»; Spielleitung: eorg Toller. Anfang 7 Uhr. Donnerstag, den 30. September lAnrechtSreih« Xi: GonnodS „Margarete" mit Elatre Born in der Titelrolle lzum ersten Male), Max Hirzel (Faust), Adolph Schoepslin (Mephisto), Elfrirde Haberkorn (Marthe), Paul Schössler izum erste» Male Valentin!, Robert Büßet (Brander), Ernst MeycrolberSlcben (Siebel), Julius Puttlitz (böser Geist). Musikalische Leitung: Kurt Strtegler: Spielleitung: Georg Toller. Anfang 7 Uhr. Fm Bacchanale: Ellen v. Eleve-Petz. Susanne DombotS und die Tanzgruppe. — Sonnabend, den 2. Oktober, statt „Toska" „Martha". Anfang K8 Uhr. Schauspielhaus. Donnerstag, den 30. September, für de» Verein Dresdner Volksbühne die Komödie „Plattngruben in T ulpin" von Max Mohr (statt „MrS. SheneyS Ende"). Spielleitung: Georg Kiesaii. Anfang Uhr. ck» Sine Jngendover von Eh rvblni. ,,^on Pistacchio der dreifach Verlobte" (..I o cli Ico: marilo cki nezrunz") ist
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