Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.07.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050725012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905072501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905072501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-07
- Tag 1905-07-25
-
Monat
1905-07
-
Jahr
1905
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis w d« Ed« der» HlUZAy-^ pell« adq«holt: viertrljü-rttch -F 8.—, bot zwetmaltger Ulgllch« Lnftollnng dtt Hau» -ck S.7L. Lurch dl» Poft b«»og« für Deutsch» land u. Oesterreich oterteljöhrltch ^» für di« übrig» Länder laut Aeitmi^-prrttltst«. Diese Nmmarr kostet 4 Sb tN k auf all«, Bahehvf« und I la I bet deu LettuugS-vertänfer» »e»aktiou uu» Erarbttiom 1Ü8 Kerusprecha L2S Johaunttgiiff, 8. chaupa-KUtuie LreSdem Mmtrustraße 84 Genlsprrcher Amt L Sir. I71H. Haupt-FUtul« Verlt«: LarlL»»ck«r,HermlLSaprHofbuchd«wblg„ Lützowuraß« 10 Gernsprrch« Ami VI Nr. S«M» Morgen - Ausgabe. MpMrr TaMM Handelszeitung. Ämtsvlalt des HSnigk. Land- und des HSnigl. Ämtsgerichtes Leipzig, -es Aales ««- -es Nolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petit-eile LS Familie»» und Stellen-Anzeigen 20 svrr EM vribAverm ^)LD»r »GlW Di« -gespalten« NeNmnezeil* 1d^ Auuatzmeschlatz für Au^i,«: Adeud-LuSgad« «ormitlagS 10 llhe. vlorgeu-AuSgad« ouchmtttagS 4 Uhr. Auzetgr» find stet» a» dle«rpedttto» »»richten. E^r«-veUa«e» Gu» «0 berMorgeu- Ausgabe) »ach besonderer Vereinbarung. Die Erpebitro» kp wochentags naunterbroch« xeöffurt von früh 8 btt abend« 7 Uhr. »ruck nüd vertan von G. Poft in Leipzig «Ach. vr. «I«. » W. »linkdardU HeruuSgeb«» vr. Victor Kliukhardt. Nr. 373. Dienstag 25. Juli 1905. 99. Jahrgang. Var Wchligrte vom Lag«. * Die Zusammenkunft Kaiser Wilhelms mit dem Zaren hat bereit- am Sonntag in den Scharren bei Bjvrkö stattgesunden. (S. Dtsch. Reich.) * Der russische Kaiser ist am Montag Abend nach Peterhof zurückgekehrt. * Im englischen Unterhaus« erklärte Premierminister Balfour, die Regierung beabsichtige nicht zurück- zutreteu. * Die Mailänder „Proseveranza" meldet, daß nächster Tage eine Zusammenkunft zwischen Tittoui und Rouvier im Kurorte San Pellegrino bei Bergamo statt finden werde, wobei hauptsächlich die Marrokko-Frage besprochen werde» soll. * Ein Petersburger Telegramm übermittelt die Nach- richt, daß die Japaner am 18. d. MtS. die Feind seligkeiten gegen Wladiwostok eröffnet haben. * Da- am Sonntag iu Göttingen verzeichnete Erdbeben hat au zwei Stellen Mittelasien» stattgefuaden. (S. Verm.) Hbütli fismick. Gerard de Nerval, der unglückliche französische Romantiker, der Deutschland so sehr liebte und, wie Heinrich Heine, zarte lyrische Schwermut in der kleinen Münze gefälliger Reisebriefe ausgegeben hat, schildert in seinem „Voyage en Orient" einen Vor gang, der ihn sehr überraschte. Er war nach Konstan tinopel, in die Nähe des PalastrevierS gekommen, und sah sich plötzlich vor der Kutsche Abdul Medsids, der, weil eS Freitag war, sich nach Pera in eine der Moscheen begab, um dort im Kloster der Tanzderwische zu beten. Wir lesen, wie der müde Sultan, der nach her in den Krimkrieg verwickelt worden ist und al- erster, seit dem Pariser Kongreß des Jahres 1856. die europäischen Titel „Majestät" und „Kaiser" sich an geeignet hat, mit argwöhnischem Blick seiner sanften Mandelaugen den schlendernden Franken maß, welcher eS wagte, ihn zu grüßen. Und wir begreifen allein durch diese Schilderung, waS Gsrard de Nerval aus drücklich versichert, daß schon damals um den Effendimiz, den Herrn und Meister des türkischen Reiches, dunkle Gewaltsamkeit lauerte, daß er die Drohungen der priesterlichen UlemaS zu fürchten hatte wie den Aufruhr des Volkes. Brandstiftung, Kerker haft und Mord waren schon damals am Bosporus ge bräuchlich, und die lockere Zeit der stupSnasigen Sultanin Roxelane, die Zeit der türkischen Operetten motive, an denen das Abendland sich ergötzt hatte, sie war nur eine zerschlissene Dekoration. Auch daS Bombenattentat, das beim letzten Frei- tagSgebet Abdul Hamids II. in Gegenwart des öster reichischen Botschafters BaronS Calice, deS deutschen Geschäftsträgers Freiherrn von Bodmann, vor Kamp- Hövener-Pascha, dem deutschen Instrukteur der tür kischen Truppen, und dem Marschall Edhem-Pascha, dem Sieger von Larissa, sich ereignet bat, läßt sich au- jenem alten Bericht verstehen. Noch immer umlasten die Wolken den SternenkioSk; nie haben sie dichter ihn umlastet, als während der Regierung deS greisen Potentaten, der nun bald vierzig Jahre mit zäher Klug heit den äußeren und den inneren Feinden seiner wechselvollen Herrschaft Stand hält. ES ist nicht die erste Verschwörung gegen sein Leben, und eS war auch, obwohl man unlängst meldete, daß seine Krankheit ihm höchstens ein paar Wochen noch vergönne, nicht diejenige, unter deren Angst er am haltlosesten zusammenge brochen ist. Bei dem Handstreich Ali SuaviS, der mit einer kleinen Schar niedergemetzett wurde, weil er Murad V. auS dem Tscheraganpalast befreien wollte, soll Abdul Hamid sich bei den wehklagenden Haremsfrauen verborgen haben; als zwei Schützen seiner albanischen Leibwache an seinen Ohren vorbeischossen, lag er wie ein Toter da. AIS am Freitag nach dem Kommandoruf denHof der Hamidiemoschee, der einzigen, die der Sultan betritt, Tote und Verwundete bedeckten, als Rauch und Tandsäulen «mporgeschleudert wurden, bat der Mäch- tige nicht gezuckt. Finster ist er von der Stätte abge fahren, zu der nur die heilige Pflicht ihn zwingt, weil da- Volk sonst glauben dürfte, daß der Khalif gefangen, krank oder tot sei. Finster hat er die Zeremonie zum Abschluß gebracht, die, wie die Touristen erzählen, mit dem Aufzug der riesigen Eunuchen, der arabischen Scheik» in prophetengrünen und orangefarbenen Ge wändern, der goldbetreßten Generäle, mit dem Sang de- Muezzin vom Balkon herab und dem wilden „Allah! Allah!" unvergleichlich wirkt. DaS übermütige Wort einer französischen Schauspielerin, die meinte, daß e- leicht sei, vom einstöckigen Fremdenhau» ein« Bomb« zu werfen, hat den Sultan geguSlt: da» Frem denhau- wurde dem Erdboden gleich gemacht. Jetzt, nachdem die Prophezeiung sich bewahrheitete, hat Abdul Hamid eine Gelassenheit bewiesen, die man nur ein mal bei ihm sah, beim Erdbeben während der Defilier cour in Dolma-Bagdsche. AIS die Prätorianer von Belgrad die zerstückelten Leichen deS Königs Alexander und der Königin Draga in den Garten deS Konak» ge schleudert hatten, war der Sultan verschollen; die euro päischen Depeschenbureau» sagten, daß er abgedankt habe. Jetzt hat er bei der Audienz zum Baron Calice geäußert: „Ich habe keinen Moment meine Ruhe ver loren. Meine Umgebung aber hätte besser getan, an statt mich zu beglückwünschen, die Verfolgung der Verbrecher aufzunehmen." Eine Mär will sogar, daß der große Gebieter dem Chef seiner Geheimpolizei, dem General Fehim Pascha, al- der sich durch die ihre Säbel zückenden Soldaten zu ihm drängte, einen ungnädigen Peitschenhieb versetzt habe. Uebcr den Charakter, der somit wiederum, nach einer gewissen Pause, in volle Beleuchtung gerückt wird, ist manches Urteil verbreitet worden, dessen Falschheit Kenner der türkischen Politik un» gelehrt haben. Oft war er für die Welt das blutrote Scheusal, der „große Mörder", zu dem ihn die Gladstone-Presse im Geist der apokalyptischen Phantasie ihres Führers erniedrigt hat. DaS Buch deS Franzosen Georges Dory» trug zu diesem Bilde bei, und die Flugschriften der Iungtürken, deren ernsthaftester Sprecher Ali Nuri ist, vervollständigten eS. In bengalischem Feuer, wie da- Publikum der Vorstadtbühnen e- liebt, sah man einen Abdul Hamid, der nach den Mustern der ihm teuren Romane de» Ponson du Terrail unterirdische Schlupfwinkel sich baute; heimliche Gänge, versteckte Tapetentüren und elektrische Klingeln, alle- war da. Man sah einen körperlich verfallenen Nero, der an Miliartuberkulose und Herzkrämpfen litt, mit abgezehrtem Leib, ge bogener Nase, schlecht gefärbtem Bart und verschininkt««, knochigen Kinnbacken, einen Nero, der den Schuldlosen Fallen stellte und an Martern sich weidete. Unheil schien bereits in seinem Namen zu liegen; denn unter dem ersten Abdul Hamid war die türkische Flotte in der Bai von LscheSme vernichtet worden, und im Frieden von Kutschuk-Kainardsche wurde den Rusten die freie Schiffahrt durch die Dardanellen eingeräumt, die ohne die Trägheit Alexei Orlows der tapfere Elphin- stone im Sturm genommen hätte. Unheil kündeten endlich die nicht vergessenen ersten Ereignisse nach deS Sultans Thronbesteigung. Keine Veränderungen haben die Türkei so sehr erschüttert wie der rätselhafte Mord an Abdul Aziz, neben dessen Leiche eine Schere gefunden wurde, und die wenigen Monate, in denen Murad V. die Hoffnung der türkischen Konstitutionellen war. Sie haben Abdul Hamid nicht verziehen, daß er zuerst, um seinem in Wahnsinn sinkenden Bruder Freunde, Frei heit und Leben zu rauben, sich al» SxekutionSbeamten der Reform aufgespielt hat. Dieser Verrat am euro- päischen Systeme bleibt der wichtigste Zwischenfall seiner Aera. Wie m Rußland der begrabene Entwurf de» Loris Melikow, wird von den Iungtürken die Ver fassung Midhat Paschas für ihre Zwecke reklamiert, die Abdul Hamid am 23. Dezember 1876 verhieß: am 5. Februar 1877 war Midhat Pascha gestürzt und Groh- Vezier der Alttürke Edhem Pascha. Eine die Tatsachen wertende Betrachtung muß inde» anerkennen, daß neben den widrigen Zügen de- Lharak- terporträtS Züge der WillenSgröße un- der politischen Ueberlegenheit am gegenwärtigen Sultan zu konsta tieren sind. Er hat seinen Vater, jenen müden Abdul Medjid, der ihn mit einer georgischen Sklavin zeugte, um Vieles übertroffen. Wohl ist unter ihm daS Erbe OSmanS, Bajazeth» de» Wetterstrahl» und Suleiman» deS Großen weiter verringert worden. E» war bi» zum Jahre 1882 und zum Verlust Aegypten» der „kranke Monn", al» den Nikolaus I. vor dem Krimkrieg, im Gespräch mit dem englischen Gesandten Hamilton Seymour, teilung-lüstern und vorschnell den Türken verspottet hat. Abdul Hamid II. maßte sich den Ruhm de» „Siegreichen" an, al» sich 1878 da» Glück für den russischen Feind entschieden hatte. Er hat dem starken Ghazi O-man Pascha, dem Helden von Plewna, den er al» Totkranken zum Gelamlik schleppte, noch 1885 die Truppen verweigert, deren Entsendung Ost- rumelien vor dem gefürchteten bulgarischen General gouverneur bewahrt hätte. Im griechisck>türkischen Kriege hat er au» dem gewonnenen Thessalien die vor Wut schäumenden Kommandeure zurückberufen. Selbst in dem erztreuen Albanien hätte die Mission de» Gene ral» Scheinst Pascha beinahe eine Empörung verursacht. Lypern und Kreta sind prei»gegeben worden. Di« fähigsten Administratoren hat seine List verbannt, früher in die bös« Luft de» arabischen Taif, neuerding» nach dem Inneren Kleinasien», wo st« minder gefährlich stnd. Dennoch, e» ist heut« fast gewiß, daß iS Kampf um die zentrale Station deS ottomanischen Reiche-, um die Schuhherrschaft von Mekka und Medina, Abdul Hamids Zähigkeit triumphieren wird. Sein ist daS Khalifat, die Rolle deS mannbaren Propheten, ihm ge bührt jetzt, trotz der Revolte deS Scheich- Muhammed Aabya und dem Aufstand im Vilajet Vemen, da- heilige Recht, nach dem Hinscheiden Awa-ul-Refik PaschaS den Emir von Mekka zu ernennen. Seinen Geboten ge horcht eine kühne, in zerlumpten Röcken, stolze, harte Armee; ihm gehorchen die bäuerischen Redifs, deren Meuterei wegen der schimpflichen Zahlmethode bisher rasch erstickt worden ist, und die von Prizrend Bulgarien bedrohen. In steten Pakten mit den neidischen Mäch ten, die ihn au-nützen wollten, und die ihn zuletzt auf da» Mürzsteger Programm verpflichteten, hat er seine politische Souveränität verteidigt. Er weicht auS, lispelt Höflichkeiten und feilscht um seine Interesten wie ein Ghettojude; auch Goldstaub zu streuen hat er nicht verschmäht, kleine, zweideutige Vasallen, wie den Fürsten Nikita von Montenegro, hat er seinen Hohn fühlen lasten und nie etwa- gegen die üblen Privat- Verdienste seiner Funktionäre eingewandt. Sehr hübsch hat der serbische Ministerpräsident Georgewitsch erzählt, wie Abdul Hamid ihn, der mit strengen Forderungen kam, empfing, von der Militärmusik in Belgrad und von Suleiman II. etwas flüsterte un- tat, al» wisse er gar nichts. In Wirklichkeit hat diese, an die Tiere der zoologischen Gärten mahnende Orientalenträgheit ihm Erfolg über Erfolg beschert; da» jüngste Beispiel waren AbdulS Zugeständnisse an die von Rumänien beschützten Kutzowallachen und die dadurch erreichte Verwickelung der makedonischen Frage. Seit dem Wendepunkt de» Jahre» 1881 stnd die internationalen Neigungen de» Sultan- klar au»ge- prägt. An grundsätzlicher Gegnerschaft gegen Ruß land hinderte ihn seine scharfsichtige Geduld, die nicht übereilte, die durch den Berliner Kongreß lernte, in verschmitztem, de» Vorteil» der Passivität bewußtem Spiel heute zurückzunehmen, wa» sie gestern bewilligte, und der eS gelungen ist, die „brennende" Dardanellen frage Jahrzehnte hindurch dilatorisch zu behandeln. Derselbe Sultan, der im Juli 1904 die Schiffe der russischen Freiwilligen-Flotte den BoSporu» passieren und im Roten Meer sich verwandeln ließ, hat nach dem Erscheinen deS „Potemkin" die Kavakfort» mit den ent behrten Kruppgeschützen ausgerüstet. Gegen England hat Abdul Hamid eine schroffe Antipathie, die in der ägyptischen und der arabischen Politik, sowie im britischen Armenienfeldzug deS Jahre» 1896 begründet ist, als die Revolutionäre Bomben au» der Ottoma nischen Bank von Konstantinopel geschleudert hatten und da- Blut der Christen sich über daS Pflaster ergoß. Aber auch England ist mit der Türkei durch einen Pakt verbunden, der die Integrität der asiatischen Türkei garantiert. Die Politik der wirtschaftlichen Snnähe- rung an das Deutsche Kaiserreich hat der Sultan mit Konsequenz betrieben. Er hat sich der Vormundschaft de» Herrn ConstanS entwunden, der ihm und dem Pariser Botschafter Munir Pascha Dienste eine- Lakaien und Spionen leistete, der in der Frage der Kaigesell schaft und der Bestellungen anrüchige Mittel im Ge schmack des Rouvier gebrauchte, und für die Lorando und Tubini den sechzehnten Kreuzzug inszenierte. Von Deutschland, da», nach Bismarck» Wort, die „Hinter hand" hat, dessen dritter Kaiser 1889 und 1898 ihn be suchte un- für den J»lam Partei nahm, besorgt er keine Gefahr. Er weiß, daß eS nur mit ökonomischen, nicht mit aggressiven Plänen sich trägt; aber erst die Zukunft kann über Abdul Hamid- Politik in Mesopotamien, über die landwirtschaftliche Verwaltung, über die ana- tolischen Bahnen und über ihr Schlußglied, die Bagdad bahn, Definitive- ergeben. .W. ver siufrtana i» ZiiOwertattilrs. Varksstlist«. Eia amtliche« Telegramm au- Wiadhak meldet: Reiter Friedrich Paß ter, geboren am S. Mai 1882 zu Steele, ist am 17. Ium bei Naru» gefallen, Kopfschuß. Ferner sind bei dem Ueberfall eruer Karre »wischen Karibaem und Garbe» am 17. Juli gefallen: Gefreiter Karl Bartholomae, geb. i» Flacht, früher Iufanterie-Regimellt Nr. 88, Kopfschuß; Gefreiter Anton Linz, geb. in Eben weiter, früher Königl. daher. S. Feld-Artillerie-Regiment, Kopfschuß; Reiter Paul Mannsperger, geb. in Cleebronn, früher Kgl. württemb. 4. Feld-Artillerie-Regt. Nr. S5, Brust- und Bauchschuß; Reiter lbrgen Wersiuger, geb. iu Hagen bach, früher Bezirks-Kommando Nr. 1 zu Mühlhausen in Elsaß, Kopf- und Schulterschuß. — Reiter Johann Klein, geh. in Rnndeishausen, früher Train-Bataillon Nr. IS, hat sich am 1». Juli in Windhuk au- Undarsichtigkeit mit einem Revolver durch di« linke Hand geschoffen. veulscver seiest. I'etpztn, 24. Juli. * Die Kats«zusam«eukunst. Ueber die Zusammen kunft zwischen Kaiser Wilhelm und dem Zaren verbreitet der offiziöse Draht von Petersburg au» folgende Meldung: Der deutsche Kaiser und Kaiser Nikola«- träfe» sich Sonntag nachmittag auf See tu den Scharren bet Björk-. Abend» fand auf dem „Polarster»" eia Galadtner statt. Montag Mittag 2 Uhr nahm Kaiser Nikolaus da« Frühstück auf der „Hoheu- zallern" eiu. Rach dem Frühstück verabschiedete« sich die Monarchen, worauf der „Polarstern" der „tzoheuzolleru" eine Strecke Wege« da» Geleite gab. Abend- trifft Kaiser Nikolaus wird« tu Peterhof eiu. In den leitenden russischen Kreise- wird die Zusammenkunft sehr freudig begrüßt und macht einen sedr güustigeu Eindruck. Außer den bereit- genannten Persönlichkeiten befinden sich tu der Be- glettung de- Zaren Flügeladjutant Tschagiu, der Kommandant de- Kreuzer» „Alma-, der Chef der Feldkanzlei, Flügeladjutant Kavitüu e. R. Graf v. Heyden und Leutnant PodgurSkt. In der Zusammensetzung d«S Gefolge» will man t» Petersburg et« be sondere Aufmerksamkeit für Kais« Wilhelm erblicke«. Ja Pari» versetzt die neueste Kaiserbegeguuna, wie schon angedeutet, alle Welt iu große Erregung. Man ist (fälschlich) überzeugt, daß die Zusammenkunft von Kaiser Wilhelm gewünscht und herbeigesührt wurde, rmd fürchtet, Kaiser Wilhelm werde dem Zaren die Fortsetzung de» Krieges und Widetttand gegen die Bestrebungen der freisinnigen Elemente in Rußland anraten. Di« „Lg. Hav»«" hat eS für nötig gehalten, folgende au» Peter»b«rg datierte Beschwichtigung-Mitteilung zu »«breite«: „In de» amtlichen Kreisen drückt man die Meinung an», daß die Begegnung nicht al- eine Verletzung de» französisch-russischen Bündnisse- angesehen werden darf, da- fortfährt die Grundlage der Politik Rußland» zn sein. Man beruft sich aus die versohaliche Haltung Rouvier» gegen Deutschland und erklärt, der Meinungs austausch zwischen beide» Herrsch«» können di« russischen Bevollmächtigten in ihre» Arbeiten z« einem allgemeinen Einvernehmen in de» ostafiatischen Fragen nur unterstützen." Der Petersburg« „Matm'-Bertreter drahtet: „Wir find heute sicher, daß Kaiser Wilhelm de» Zaren gebeten hat, ihn zu be suchen. Es ist dieselbe Politik, die den Kaiser bestimmt, m die marokkanische Angelegenheit einzugreifen. Er hat der Ver einsamung Deutschland» im Westen vorgebeugt ; « fürchtet jetzt dieselbe Lage im Osten. Da- herrsche Einvernehmen Frankreichs mit England nud das mögliche Bündnis Rußland» mit Japan b« drohen Deutschland» Weltstelluug. Die Friedensfreunde fürchten, Nikolaus werde von d« Unterredung in seinen Anschauungen bestärkt heimkommea. IaurS» schreibt in der „Humanit»»: „Kais« Wilhelm nimmt eine schwere Verant wortlichkeit auf sich, indem er mit dem Zaren zusammeatrifft. Die ganze Welt wird denken, der Zar wolle seine« Rat in der inneren und auswärtigen Politik, und da man weiß oder glaubt, daß sein schwacher Wille dem stärkeren oder doch heftigeren Willen seine» Widerpart nicht widerstehen kann, wird man dieEntschließungen de-KaiserSNikolauS durch- au« den Eioaebungeu Kars« Wilhelm» zuschreib««. Wenn der Kais« den Zaren im Absoluti»mu» bestärkt, geht er gegen die Bewegung Europa» seit einem Jahrhundert an." Wen» der Zarismus für eine Weile siegt, so ist Wilhelm II. i» de« Augen deS russischen Volke« und d« zivilisierte» Nationen mitjchuldig an allen Grausamkeiten, mit denen die despotische Bureaukratie sich für ihre lange SchreckenSzeit räche» w»rd. Wenn dagegen der Zarismus besiegt wird, tnfft dies« Schlag auch den deutschen Kaiser." Sehnlich äußerl sich Clömeuceau iu der „Aurore". „Witte", schreibt er, „war außer stände, über die Kaiserbegegnung eine veruünftigeAuSkunft zu erteilen. DaS dringt eine bedauerliche Dunkelheit in seine Unterredungen mit Rouvier. Die Fahrt deS „Nordstern-" ist eine schlechte Vorbereitung für die guten Dienste, um die zu derselben Stunde Witte unsere Regierung ersucht. Wir erweisen Rußland sicher eine» Dienst, wenn wir e» zum Friedensschluß drängen; aber Rußland irrt, wenn e- glaubt, daß wir ihm die Mittel zum Frieden liefern werden, wenn wir damit ein russisch-deutsche» Bündnis gegen Frankreich unterstützen würden." Während man in Wiener Hofkreisea die hohe poli tisch« Bedeutung der Zusammenkunft daraus folgert, daß Kaiser Wilhelm der erste europäische Sou verän ist, den der Zar nach d« großen Umwälzung in Rußland steht, hält inan e» deutscherseits für an gebracht, den privaten Charakter d« Zusammenkunft zu betonen, Der „L.-A." erfährt „aus zuverlässiger Quelle" folgende»: Die Initiative zu der Kaiserbegeguung in den finnischen Gewässern ist, wie entgegen den Meldungen der französischen und englischen Presse hervorgehoben sei, vom Zaren ausgegangen. Bei der herzlichen Freundschaft, die den Zaren und Kais« Wilhelm verbindet, ist die Anregung deS Zaren natürlich auf d« „Hohenzollern" sehr freudig begrüßt worden, denn Kaiser Wilhelm wird den Zaren »ach so langer ereianisreicher Zeit geru Wiedersehen wollen. Als eine halt lose Unterstellung aber muß die in der englischen uad fraiuöstschen Presse aufgestellte Behauptung bezeichnet werde», Kaiser Wilhelm beabsichtig«, dem Zaren gute Ratschläge aufzudrängen zur Erreichung de» Frreden» im Innern sowohl wie in Ostafien. Kaiser Wilhelm hat eS immer weit von sich gewiesen, wenn ihm zu gemutet wurde, sich in die internen Angelegen heiten eine» anderen Staate« zu mischen, so wird er auch in diesem Falle handeln und von sich an» gewiß nicht die schwebenden Frage«, die jetzt ganz Rußland bewegen, selbst zur Sprach« bringe». Sollt« jedoch der Zar, besser, Wertschätzung für de» Deutschen Kaiser bekannt ist, Kaiser Wilhelm um seine Ansicht bitten, so werde» diejeuigen sehr euttäulcht sein, die da meine», der Deutsche Kaiser werd« raten, umbekümmert um Reformversprechunzen, kräftig autokratisch weit« zu regieren. Die Auffassung Kaiser Wilhelm«, dürfte nach seiner ganzen Denkweise »n urteilen, darauf hinauslaufen, daß Macht und Ansehen wie auch die Ruhe im Lande lediglich auf der Basis ver- traueuSvollen Eiaveraehmen- zwischen Herrsch« and Volk «tfzubaue» sind. Wa» di« KrrrdeaSftage betrifft, so weiß man ja, welchen großen Aut^l Kaiser Wilhelm a, d« Einleitung der FnedrnSaklion feiten» de» Präsidenten Roosevelt hat; man kam, atf» sicher sein, daß di« Sach« de» Fried«» durch di« Begegnung »ar gewioa« Wird. D« Umstaad, daß weder fstyt Bülow «th Gras
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite