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Dresdner Nachrichten : 22.10.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187410220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18741022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18741022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-10
- Tag 1874-10-22
-
Monat
1874-10
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.10.1874
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Politisches. Außer der Abreise des Untersuchungsrichters Pescatore (zu deutsch: Fischer) nach Paris bchusS Vernehmung des deutschen Bot schafter-Personals liegt in dein Prozeß Arnim kein neues Material vor. Bermuthlich ist die sonst üblichere Abnahme der Zeugenaus sagen durch den jetzigen deutschen Botschafter Fürsten Hohenlohe in Paris selbst unterblieben, um dem geriebenen Justizbeamten mehr Gelegenheit zur Beibringung von Belastungsmaterial zu bieten. Zugleich lehrt die Reise nach Paris, wie ernst und gewissenhaft der Richter sein Aint nimmt. Ob freilich der Pariser Fischzug des Rich ters PeScatore größere Ausbeute ergeben wird, als die Durchsuchung der Arnim'schen Cylinderbureaux, in denen sich nur klassische Schrift steller vorfanden, stehe dahin. Vorläufig nimmt das Berliner Pu blikum entschieden Partei für Amim und bekundet seine Gesinnun gen — der Zufall schäkert mitunter wundersam! — allabendlich in einem der dortigen besseren Theater, dcm Beneta'schcnStadttheatcr. Man giebt daselbst als Zeit- und Zugstück Laube's „Böse Zungen." In diesem Zeitgemälde weigert sich bekanntlich die Ministerin von der Straß ganz entschieden, die Papiere ihres verstorbenen Mann's der Staatsgewalt auszuliefern; sie erklärt sie vielmehr unter dem Jubel der Berliner als „Privateigenthum", während der Rath Fischer sich in den Besitz dieses „rothen Buchs", das die wichtigsten Staatsgeheimnisse enthält, durch eine Reihe der unwürdigsten Ma nipulationen zu setzen weiß. Nur besteht der Unterschied zwischen der Laube'schen Dichtung und der Arnim'schen Wahrheit darin, daß Rath Fischer eine der schofelsten Polizeiseclcn, Untersuchungsrichter PeScatorc (zu deutsch-Fischer) ein Ehrenmann ist, gegen dessen lau teren Charakter nicht ein Schatten von Verdacht aufzusteigen berech tigt ist. Im deutschen NeichSlande Elsaß-Lothringen befaßt sich die Ne gierung ernstlich mit dem Plane, zur Theilnahme an der Verwal tung der spccisischen Landesangelcgenhciten einen Landcsausschuß einzurichten und ihn durch die Einwohner frei ivählen zu lassen. Es wäre hochcrfreulich, wenn sich dieser Plan verwirklichte. Einmal entlastete man damit den Reichstag von einem Bündel von Arbeiten, denen er kaum gewachsen ist und die seine Wirksamkeit, welche doch dem ganzen Reiche, nicht einem einzelnen Glieds gelten soll, nur lähmen müssen. Wichriger noch aber ist es, daß sich in der Gewäh- rrurg einer solchen LandrSsertretung da» Zeugnis» ausspricht, daß da» Verträum der Gemllther in dm neuen Reichslanden sich mehr und mehr deutschem Wesen »uwendet. Es muß eine verhältniß- mäßige Beruhigung, ein leibliches Sichschicken in die neue Lage der Dinge, eine gewisse Zuversicht in die Stetigkeit und Dauerhaftigkeit der neuen Verhältnisse eingetreten sein, wenn die sonst straffe Reichs regierung glaubt, daß sich ein freigewählter Landesausschuß nicht als ein Agitationsherd für französischeSympathieen enthüllen werde. Uns, die wir an die erziehende Macht politischer Freiheit glauben, ist es unzweifelhaft, daß die den Elsässern gewährten größeren poli tischen Rechte zwar momentan noch gcmißbraucht werden können, schließlich aber zu einer dauernden Befriedigung der dortigen Bevöl kerung beitragen müssen, als der bleibende Ausschluß von politischen Rechten. Empfindlich macht sich in den bairischen und wllrtembergischen Contingemen der Mangel an Unteroffizieren fühlbar. In beiden Königreichen läßt sich jetzt die erforderliche Zahl aus dem eignen Stamme nicht vervollständigen und es wimmeln daher die Cadres der bairischen und schwäbischen Armeccorps von importirtcn preußischen Unteroffizieren. Es ist in Baiern keine Seltenheit, daß die Regi mentskommandeure öffentliche Aufrufe erlaßen, bei diesem oder je nem Regiment seien so und so viel Unterofsizierschargen zu besetzen. Auch die ivürtcmbcrgischen Militärmusikcorps sind neuerdings ge- nöthigt, ihre Reihen durch Herbeiziehung norddeutscher Militär musiker zu ergänzen. Mannichfache Vergünstigungen, bessere Spei sung, gesünderes Wohnen, fortwährender Nachturlaub u. dgl. Reiz mittel ziehen nicht mehr. Daß Preußen noch halbwegs Ueberfluß an Unteroffizieren hat, liegt in der verhältnißmäßigeren Arinuth ein zelner dortiger Provinzen, im Gegensatz zu dem gesegneteren deutschen Süden. In Preußen erscheint vielen tüchtigen jungen Männern die Kasernenverpflegung immer noch als ein begehrcnwerthcres Ziel als die „bürgerliche'Nahrung"; aber allmählich wird sich auch da Mangel an jenen brauchbaren, tüchtigen Stützen des Compagniever- bandeS einstellen. Man geht daher damit um, tue Unteroffizierschu len zu vermehren, die nach dreijährigem Kursus sehr tüchtiges Ma terial dem vaterländischen Heere liefern. Wir fügen hinzu daß die Möglichkeit des Avancements tüchtiger Unteroffiziere zu Offizieren sich als ein gutes Zugpflaster für die Neigung zum Eintritt erwei sen ivürde. Denn der wohl auch hier und da auftauchende Plan: alle Privatetablissements zu nöthigen, in erster Linie gediente Unter offiziere anzustellen, ist eine so ungeheuerliche Einschränkung der per- sönlichenFreiheit, daß selbst die militärwüthigstenFanatiker doch nicht damit durchdringcn würden. Soll z. B. ein gedienter Feldwebel in einer Redaction, ein gedienter Sergeant in einem Handlungshause Rcdacteure und Commis dein Militärwescn zu Liebe von ihren Sesseln verdrängen? Das Ausland bietet wenig neuen Stoff. Widerrufen wird die Nachricht, daß der Prüftet des Pyrenäendepartemcnts, Nadaillac, wegen Begünstigung der Carlisten versetzt werden solle. Frankreich fürchtet, wenn es dies thut, als allzu nachgiebig gegen die Wünsche Spaniens zu erscheinen und dies widerstrebt, obwohl jene Wünsche nur billig sind, dem französischen Hochmuth. Hingegen wird der Präfekt der Seealpen geschwenkt werden. Dieser begünstigte die konservativen Candidaten, die freilich eine starke Sehnsucht nach Ita lien verriethen. Nun sind zivar die republikanischen und französi schen Candidaten siegreich durchgedrungen, aber nur weil in den Theilen des Departements, die schon lange vor der Annexion von Nizza zu Frankreich gehörten, die italienischen Candidaten keine Sympathieen fanden. In der Grafschaft Nizza selbst siegten die ita lienisch Gesinnten. DaS Beispiel ist tröstlich für Deutschland. Wenn die Franzosen die Nizzarden, die seiner Zeit für Annexion in Frank reich stimmten, in 17 Jahren nscht zu Vollblutfranzosen machen konnten, so wollen »vir Deutsche wenigstens nicht die Geduld verlie ren, wenn die Elsässer, die widerwillig zu uns kommen, nicht gleich gute Deutsche sind. Locales und Sächsisches. — Der hier im Hotel Bellevue für einige Tage Wohnung ge nommen habenden Großherzogin-Mutter Marie von Mecklenburg- Strelitz wurde die Ehre, von Ihrer Majestät der Königin Carola in Begleitung der Gräfin Waldenburg gestern Nachmittag ^2 in ihren Appartements besucht zu werden. — Dem der Kreishauptmannschaft zu Bautzen beigegebenen Kirchenrathe Jrntsch ist der Charakter und Rang eines geh. Kirchcn- raths in der 3. Classe der Hofrangordnung und dem Kirchschullchrer Schirmer in Auligk die goldene Medaille vom Verdienstorden ver liehen worden. — Durch kaiserliche Verordnung wird der deutsche Reichstag zum 29. Octvber einberufen. — Der k. preußische Gesandte Hierselbst, Graf Solms-Sonne- walde, hat sich am21.d. M. zum Besuch des Fürsten von Schön burg nach Schloß Waldenburg begeben. — In unserer Nachbargcmeinde Strehlen macht die journa listische Darstellung, die der Dresdener Stadtrath der Angelegenheit der Einverleibung Strehlens in Dresden im Amtsblatte gegeben hat, peinliches Aussehen. Sich förmlich als unverschämte Förderer hingestellt zu sehen, daS, meinen die Strehlener, hätten sie nicht verdient, zumal sich die Sach« vielmehr so verhalte: Vereinigen Wochen fand ein von der königl. KreiSdirection veranlaßter Termin statt, in welchem die Flurgrenze zwischen Dresden und Strehlen genau festgestellt werden sollte. Den Termin leitete der jetzige Geh. Rath Sperber, ihm wohnten außerdem der Polizeidireltor Schwauß, ein Bürgermeister und mehrere Stadträche Dresdens, sowie die Vertreter des Strehlener Gemeinderaths bei. Hierbei sprach Geh. Rach Sperber den allseitig mit Beifall aufgenommenen Gedanken aus: das Beste sei doch für alle Theile, Strehlen würde Dresden einverleibt. Mit Freude gingen auch die stadträth- lichen Vertreter darauf ein und forderten die Strehlener auf, doch eine Uebersicht de« Strehlener Gemeindevermögen» und die etwaigen Wünsche Strehlens bei einer Einverleibung auSzusprechrn. Dieser Aufforderung ist Strehlen prompt nachgekomme», hat sein Gemeindevermögen auf 55,000 Thlr. angegeben und, wie verlangt, seine Wünsche bezeichnet. Ausdrücklich wurden dieselben aber als „Wünsche", nicht wie jetzt dargestellt wird, als Bedingungen hin gestellt. Sache einer freundnachbarlichen Verständigung wäre es nun wohl gewesen, wenn die Strehlener zu viel verlangten, im Wege weiterer Verhandlungen diese Wünsche zu ermäßigen, statt ohne Weiteres die Verhandlungen kurzer Hand abzubrechen. Die Strehlener verletzt jene unrichtige Amtsblatt-Darstellung umsomehr, als sie nur loyal thaten, was der Stadtrath verlangte und weil sie doch auch einige Opfer bei einer Einverleibung bringen. Zunächst schießen sie ihr ganzes Baarvcrmögen in das der Stadt Dresden ein, sodann brächten sie eine werthvolle Flur in die Dresdner Ge markung und was die Hauptsache ist, über 3000 meist steuerkräf tige, wohlhabende Ortsbürger mit. Sie verkennen die Vortheile des Anschlusses an die Hauptstadt nicht, aber sie meinen, auch für Dresden wäre der Vortheil gegenseitig. — Am Montag Abend ist der Menageriebesitzer und Thier bändiger Daggesell per Extrazug ^16 Wagen) von Leipzig kommend mit einigen Hundert Thicrcn hier eingetroffen. Unter den vielen schönen und seltenen Thieren sind vorzugsweise 2 Giraffen und 12 Löwen zu erwähnen. Wie ivir hören, wird täglich um 4 und 6 Uhr durch den Besitzer die Dressur der Löwen vorgesührt werden. Die Schaubude ist am böhmischen Bahnhof aufgebaut. — Tie von jetzt ab vom Wirthschaftsbureau der sächsischen Staatsbahnen an ihre Beamte« auszugebenden Nationalcocarden sind in der Farbeniolge gleich den preußischen. Rand grün, Ring weiß, Centrum grün, während die alten weiß, grün, weiß sind. — Seit Montag ist eine arme, in den 70er Jahren stehende LchrerSwittwe aus ihrer Wohnung verschwunden und nimmt man an, daß anhaltende Kränklichkeit, an der sie gelitten hat, die Veran lassung zu ihrer Entfernung, vielleicht sogar zu ihrem Tode ge wesen ist. — In dem Concurse der Wemhandlung von A. Habert hier, kommt die Masse von 4334 Thlr. nach Abzug von 1994 Thlr. priv- ritätischen Forderungen auf 17,859 Thlr. gemeiner Forderungen, also mit ca. 13 Proc. zur Vertheilung, wie sich aus dem am 19. d.M. publicirten VertheilungSplan ergiebt. — Vorgestem früh hat wieder ein Mal ein junger fünfzehn jähriger Mensch, Schüler einer hiesigen Lehranstalt, die elterliche Wohnung heimlich verlassen und das Weite gesucht. Au» Aeuße- rungen, die er zuvor gethan hat, will man schließen, daß er nach der See zu gehen beabsichtigt. — Beim Abbruch des Gerüstes der Pricßnitzüberbrückung ist vorgestern Nachmittag ein dabei beschäftigter Zimmergeselle herab- gcstürzt und hat dadurch Kopfverletzungen erlitten, die seine lieber- führung nach der Diaconisscnanstalt erheischten. — Ein bei einein Dampfschiffsrestauratcur in Diensten stehen des Mädchen hat sich am vorigen Sonntag Nachmittag in Abwesen heit ihrer Dienstherrschaft und unter Zurücklassung der ihrer Obhut anvcrtrauten kleinen Kinder, welche sie in das Logis eingcschlossen hat, aus der Wohnung ihrer Herrschaft entfernt und war bis gestern nicht wieder dahin zurückgekehrt. Die von ihr eingeschloffenen klei nen Kinder haben bis zum Montag, wo die Eltern erst von dcm Dampfschiffe nach Hause zurückgekehrt sind, allein in der Wohnung zubringen müssen. — In einem Garten der Königsbrückrrstraße, Herrn Werner gehörig, blüht wiederum ein Birnenbaum in prächtigster Fülle- Zwischen den üppigen Blüthcn hängen noch die diesjährigen Früchte- — Gewcrbeverein, am 10. Oktober. -Herr Vor stand Walter crwäbnte zunächst einige sür die Bibliothek eingc-- gangcne Schrillen und berichtete sodann über ten Cnolg des von Herrn Kapellmeister Mannsfeldt zum Bette» der Brandcolamito sen in Glashütte und Brcitcnbiunn gegebene» Concerto. Dasselbe ergab einen Reingewinn von 208 Lhir. 15 Rar., welche je zur Hältte nach de» beiten Orlen abgesandt wurden. Ein Schreiben des Stabtratbcö zu Glaöhütle sprach dem Gewcrbcvercin, beson ders aber Herrn Kapellmeister MannSieldt den herzlichsten Dank aus. Herr Dir. Claus» machte einige mineralogische Millheilun- gen über Monolith und Basalt und sprach sodann Herr Reich- mann über seine Reisen in Asien und Afrika. Der Vortragende, ei» schlichter Handwerker, aus Mylau tn Sachsen gebürtig, ging am 6. Mai >855 mir »och :i Freunden, die ihn jedoch bald verließen, in die weite Welt, lieber Dresden, Brünn, Wien, durch die Putzte» Ungarns wanderte er nach Bukarest, wo er zunächst, da er in seinem Geschält kein: Arbeit fand, als Kettner ein Jahr lang sungirte, um sich sodann öffentlich als Turner zu producircn, wag lhm einst an einem Abende nicht we niger als 24 Dukaten einbrachte. Mit einem Freunde wanderte er sodann zu Fuß über Rustschuk und Schumla au! Adrianopel los. Der Gedanke, der Tclegraphenlcitung zu folgen und so aus kürzerem Wege dahin zu gelange», brachte sie dahin, das» sic sich in dem dichte» Walde verirrten und nur durch die Gastfrcund- schait einer Zigeuncrbande und eines deutsch-polnische» Missio- uairS vom Hungertode errettet wurden. Aus Anrathen des Letz teren wanderte» sie nach Varna, von wo sie aus einem Getreide schiffe des preußischen Consulö Reifer gratis nach Constantinopet befördert wurden. Die Fahrt durch den Bosporus schildert Redncr alö überaus herrlich. Das Gegentbcil gewahre man freilich, wenn man durch die Straßen Conttantiuopelv wandere. Auch hier fand Redner zuerst als Kellner Stellung. Von den sonstigen Mitthellungen aus und über diese Stadt sei hervorgcboben, das» damals, wenn der Sultan durch die Straßen fuhr, alle Läden geschlossen sein, oder doch die Besitzer derselben, wenn sie das Erste vergessen, sich platt auf den Bote» werien mußten, um nur ja de» Hoven Herrn nicht zu sehen. Die Verschleierung des weib lichen Geschlechts beginnt mit dem st. Jahre. Das Verlangen, die vorübersahrente Frau eines Pascha s sehen zu »vollen, büßte ein deutscher Sattler mit dem Verlutte des rechten Armeö, der ihm von dein begleitenden Schwarzen abgchaucn wurde. Die Beschneitung der Knaben erfolgt erst dann, »renn sie sagen kön nen: „Ich will Muselmann werten". Dem Sultan werdendes der Krönung 7 Weiber angetraut, an sedcin Beiramsieste (Ge burtstag des Propbcten) vermehrt sich diese Zahl um 2, auch isl ihn» gestattet, noch andere, schcnkungSwcise von den Pascha s :c. überkommene anzuurhmen. Der gewöhnliche Türk« tars soviel Frauen nedmen, als er ernähren kann, waS gerichtlich abgeschätzi wirb. - Die Feuerwehr in Constantlnopel legt erst dann Hand an, nachdem sic bezahlt worden, wagt aber dann selbst das Lebe». Einem Hebräer, dem sie tak Haus gerettet und der sein gegebenes Versprechen nicht hielt, wurde dasselbe über dein Kopse angczündet. Europäer, falls sie sich einer Ucbcrtretung der Ge setze schuldig machen, fallen nur dann dein Arm« der türkischen Gerichtsbarkeit anheim, wenn diese Vergehungen Falschmünzerei oder Ehebruch betreffen. Von einem Diplomaten, Dr. Hornstein, als Diener tn tücNscher Uniform, gegen freie Station und monat- sich ein Goldstück engagirt, begleitete er denselben aui seiner Reist nach Persien. Von Smyrna aus, wohin sie zunächst ge langten, besuchten sie baö untergegangenc Ephesus, woraui sie, es war im Jahre 1860 »gerate zur Zeit der schrecklichen Chrlstcnversolgung, nach Damaskus gelangten. DaS ganze Chri slenviertel wurde niedcrgebrannt, die Ausgänge versperrt; die hcrbeieilendcn Drusen mordeten, was tue rürkcn übrig »gelassen. Die beiden Reisenden entgingen nur durch ihre türkische Uniform dem gleichen Schicksale. In Aleppo »rar Redner Zeuge einer etwas mildere» Auslage deö Sklavenhandels. Junge Mädchen kommen, um nur eine Versorgung zu erhalten, zum Sklaven händler und »verteil von demselben unter der Vorbedingung einer guten Bel'andlung verkauf». Falls das Gegentbcil erwiesen wird, gilt der Handel für gelöst. Von Bagdad ans. wohin sie nun »gelang ten, besuchte» sie in Begleitung des Or. Asch, eines Deutschen, den Thurm zu Babel, auch die llcvcrreste der alten Statt Rinivc. Die Perser, bezüglich die Bewohner Teherans schildert Redner als ein räuberisches, schlechtes Volk. Bei Beerdigungen wird die Leiche Von Lahmen, Blinde» unk Krüppeln begleitet, die aw Heilige gelten; jeder Vorübergehende ist gezwungen, die Leiche ein wenig zu tragen. Die Frauen sind nichts anderes als Skla vinnen der Männer. Die Soldaten werten nickst ausgebobcn. sonder» clngeiangen und iu langen Reiben niit dein Halo an ! eine Stange »gebunden, ihren Bestimmungsorte» zugciührt. Die vielen Blinden setzt Redner ans Rechnung der grenzenlosen Un reinigkeiten. Da Bier zu trinken den Muhamcdaiicrn nicht ver boten. ivürde» deutsche Bierbrauer dort scbr gute Geschälte machen. Die russische Post ist ein lcbengesährtcnrcS Institut. Aul der Rückreise besuchten sic Trebisond link von da aus Tillis, daS von de» vielen dort lebenden Deutsche» ganz europäischen Anstrich gewonnen hat. Aus der Uebcrfahrt nachConttantmopcl starb vr. -Hornstein und verlor Herr Rclchmaun in Folge dessen den versprochenen Lol)». In Constantiiiopel, wo Redner sodann wieder längere Zeit aufhältlich, passirte ibm folgendes Unglück: ES war Glatteis; eS begegnete ihm ein Rudel türkischer Weiber; er fällt mitten unter dieselben, diele über ihn her; er wird erst von dielen mit den Pantoffeln bearbeitet und iodan» von der Polizei wegen Ehebruchsversuchs in daS Gciängniß gebracht, wo er unirr den elendesten Umständen ;» Monate verblieb, bis ein alter Türke, der Zeuge seines Falles gewesen und dies erfahren, ihn durch sein Zeugnis, befreite. In Palästina, das er später mit einem Mühlbauer auö Odessa besuchte, gcrictb er mehrmals mit den Beduinen In nicht eben sreiintsck-aitlick'c Berührung; unter teil Nubier» dagegen bcsand er sich nachten» seist wohl- Eine weitere Erzählung wurde durch die bereits sehr vorgeschrittene Zeit unmöglich gemacht. Die Versammlung nahm den Vortrag, trotzdem Herr Rclckimann in Bezug ani Sprachfertigkeit vor Hcrr» Mechaniker Schmitt nicht viel voraus Hube» dürste und namentlich durch seine» Plural „Viecher" lWölic, Schakals :c.s ergötzte, sehr beifällig aui. — Die von den Dresdner Droschkenkutschern für vorgestern Abend >0 Uhr ii» Saale der Deutschen Halle angckündigtc Ver sammlung bebiilö Besprechung der Fabrordnimg fand unter sehr zahlreicher Betbclliaung statt. DleVerhantlungen wurtcn N UHr durch den gewähitc» Vorsitzenden Herr» Stänke eröffnet und hierauf ei» ausführlich bearbeitetes Gesuch an hie königl. Polizei- dlrectlon verlese», i» welchem i» der Hauptsache folgende Anträge gestellt und der genannten hohen Behörde zur gci. Berücksichti gung anempfehlen wurden: I» daS Aufstellen überzähliger Drosch ken an den Stationen ircizuaeben; 2» das Vorbcisahrc» an de» betreffenden Stationen zu genehmigen; :>i das Rcchiofahrcn hart am Schnittgerinnc nicht kür definitiv anzuordnen: 4» die Grenz tafeln an denjenigen Orten zu belassen, wo sie seit Aufstellung
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