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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.09.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030925023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903092502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903092502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-09
- Tag 1903-09-25
-
Monat
1903-09
-
Jahr
1903
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stände» bringt man tn Dre»den dem Kinde da» we wAt m,d die hier herrschciiden Gesetze zmn ver Kind ist ,a an und für sich schon farbenfreudig, e» überall zu verwenden; nur gilt «» zu leiten, zu ühren und die r-r Äugen zu öffnen. Auch die Leipziger Metallarbeiter«, mit Be erahnt. — Die besten der Lehrmittel aus allen Gebieten de» Volksschulunterrichts sind in einem von der Stadt Dresden aus- gestellten beimatlichen Schulmuseum sRaum 26) zusammen- aetraaea. Leider ist es in der Hauptsache Privatbesitz. Das heimatliche Schulmuseum soll Aufschluß geben über die Bewohner des Lande- in grauer Borzeit. Was die Heimaterde still ge borgen an Waffen und Gerät, an Schmuck und Spielzeug, an Urnen und Gefaben in Stein, Ton, Bronze und Eisen, im Schulinusegm soll es geordnet vor dem Auge liegen, ebensogut wie die aeichicbtliche Entwicklung der Gegenwart, die im Zeichen des BcrkehrS steht. Auf Unterrichtsgängen soll der Schüler an- aeleitet werden, zu schauen und zu beobachten. Was die heimat lich« Scholle an Erde und Gestein bieiet. was beim Hau?- und Straßenbau Verwendung findet, das soll das Kind draußen au heimatlicher Mur kennen lerne». Die Heiiiiatkuilde ist über zu gleich auch Ausgangspunkt für geographische Belehrungen, und die Heimatpflege sollte allerorten die Grundlage zu botanischem, zoologischem, mineralogischem und ethnographischon Studium werden: Heimatskultur zur Losung in den Schulen zu machen, dazu sollen die Schulmuseen Helsen. — Es erübrigt nunmehr nur noch, der SchulgesundbeitSpslege in Gruppe L der 5. Ab teilung einigeAufmerksamkeit zu schenken. Mit her»!icher Freude muß es erfüllen, zu sehen, daß die neuzeitlichen Ideen auf dem Gebiete sozialer Fürsorge auch von den Schulverwaltungen mehr und mehr verwirklicht werden. So finden wir in einer großen Anzahl von Städten Einrichtungen, nach welchen die Kinder in geschützter und gewärmten Räumen ein Bad, wenn auch nur ein Brausebad nehmen, ihren Körper reinigen und erfrischen können. Auf diese Einrichtungen sollte hinfort bei allen Sck»ilha»sneuba»ten von vornherein Bedacht genommen werden. SchülerbadUTinrichtungen gibt es bereits in Breslau, AugSburg. Hannover, Köln, München und vielen anderen Orten. In Breslau z. B. betragen die jähr lichen Unterhaltungskosten für ein Brausebad etwa 200 Mk. — ein segensreich augewendetes Kapital, denn nur in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist! —* Ueber den Zusammenbruch des Radeberger Bank Vereins Galle. Schulz u. Co. schreibt die „Nadeb. Ztg." fol gendes: „Der leitende Inhaber Bankier Otto Galle hat Haupt sächlich mit ihm persönlich bekannte Herren als Kommanditisten heranzuziehen gewußt. Selbstverständlich sind für diese die Ein- lagen verloren. Der Bankverein hat in den letzten Jahren wieder holt Grundstücke in bedenklicher Höhe belieben, die er dann später hat annehmen müssen. Spareinlagen in Höhe von etwa 40 000 Mark sind von ihm im Geschäft verwendet worden und natürlich verloren. Als Einleger kommen mehrere aut situierte Radeberger Bürger in Frage. Den Hauptanteil der Passiven werden die noch lausenden Akzepte des Bankvereins bilden. über deren Höhe sich nichts Bestimmtes saoen läßt, da der verschwundene Bankier Galle alle diesbezüglichen Bücher mit sich genommen bat. Die .Höhe der Passiven beträgt etwa ^ Million Mark. Die Aktiven sind verschwindend gering, so daß man die Befürchtung aussprechen hört, der Konkurs werde wegen Mangels an Masse abgewiesen werden In dem Kassaschrank wurden ganze 1 Mk. 34 Psg. und 181 Heller vorgefunden. Die anvertrauten offenen Depots sind sämtlich von Galle weiter verpfändet. Für 4500 Mark zum Verkauf überlassene Pfandbriefe der Sächsischen Bodenkredit- anstalt bat Galle in seinem 'Nutzen verkauft. Auch der Erlös aus der Seiflobichen Konkursmasse ist verschwunden. Galle hat sich in letzter Zelt nur noch durch Wechselreiterei über Wasser zu halten vermocht. In letzter Zeit wollte Galle einen Prokuristen anstellen, dessen Geschästseinlage in Höhe von 7000 Mark eben falls verloren ist. Einen gleichen Betrag hat der Eingetretene noch rechtzeitig gerettet. Die Außenstände scheint Galle zum Teil fingiert zu haben, um Wechselkredit zu erhalten. Galle wird steck brieflich verfolgt." — In der am Montag stattgefundenen Sitzung der „Tresd- ner Gesellschaft zur Förderung der Amateur- Photographie, e. V." berichtete Herr Redakteur H. Schnauß über die „neuesten Fortschritte der Photographie". Er besvrach zunächst ein von einem Schweizer namens Guttner erfundenes Verfahren der Jarbenphotographie, bei welchem das farbige Bild nicht wie beim Dreifarbendruck aus drei farbigen Teilbildern lblau, gelb und rot), sondern nur aus zwei Teilbildern, einem orangefarbenen und einem blauen, besteht. Das Verfahren liefert infolgedessen auch nicht olle Farben, die sich in der Natur vor finden, sondcm eben nur diejenigen, welche sich aus dem Gemisch von Orange und Blau ergeben. Insbesondere kommt das Rot nicht rein, sondern nur als Ziegelrot, allein bei Landschaftsauf, nahmen ist dies nicht weiter störend, weil hier Rot verhältnis mäßig selten vorkommt. Im übrigen soll das Verfahren sehr ein- fach sein und recht hübsche Resultate liefern. Im Anschluß daran beiprach der Vortragende ein von dem Franzosen Coustet erfüll- denes Verfahren, um ein durch eine gewöhnliche Ausnahme in der Camera gewonnenes Negativ direkt und ohne Mithilfe des Lichtes in eine Druckplatte umzuwandeln, nach welcher sich Farbenphoto- graphien Herstellen lassen. Schließlich siihrte der Vortragende eine von der Leipziger Buchbinderei-Aktieu-Gesellschaft eingefuhrte neue und eigenartige Packung für Rollfilms l..Vldll-Film"-Packung> vor, welche den früheren Vorrichtungen gegenüber sehr große Vor teile oufweist und der Photographie mit Rollfilms einen neuen Anstoß geben dürfte. Nach einer Pause erfolgte die Vorfüh rung verschiedener Neuheiten, u. a. einer sehr hübschen Camera von Steinbeil in München, die sowohl für gewöhnlich« Aufnahmen auf Platten 9 :12, als auch für Stereoskop-Aufnahmen eingerichtet ist. sowie des unter dem Namen „Ernemanns Kino" eingesührten kleinen Familien-Kinematographen, der mit einfachen Mitteln jedem die Herstellung und Vorführung von lebenden Photographien gestattet. Alle diese Vorführungen fanden lebhaften —* Wiederum ist es der heimischen Industrie gelungen, einen auswärtigen Austrag zu erhalten. Wie man uns mitteilh ist von seiten der Gemeinde ^ - --- ' Monheim am Rhein Herrn Zivilmge- gestellt werden müssen, für wäche die sächsisch« Industrie Be schäftigung Dresden , ^ ^ ,lchm«e , ,, 1 finden tmrd. Bei der Deutschen cstädteauSstellung in erhielt Herr Schiemann für die Ausstellung Photo- ^ra^ht^her Bilder seiner gleislosen Bahnanlagen die bronzene — Für die Kinderwelt der See- und Wilsdruffer Borstadt ist letzt in dem Aröbelschen Kindergarten der vor kurzem verstorbenen Frau Bertha Stelzer, Liliengasse Nr. 24. wieder Gelegenheit geboten, die ersten den Geist anregenden, auch den Körper fördernden, für Schule und Hau» nützlich werdenden Beschäftigungen unter kundiger Führung und sachgemäßer An leitung treiben zu könne». Fraulein Mary Pesckrl, staatlich geprüfte und schon seit Jahren tätig gewesene Kindergärtnerin, wird vom Oktober an den Stelzerschen Kindergarten weiter fort führen. Anmeldungen können schon jetzt erfolgen. — AuS der Geschäftswelt. Die immermehr um sich greifende Zunahme des Automobil-S Ports hat die hiesige bekannte Firma Vaeumcher u. Co.. Königs. Hoflieferanten, veranlaßt, sich auch auf die Ausrüstung in der Bekleidung der Fahrenden, der Herrschaften wie der Chauffeure, zu legen. Interessant ist es für >eden Automobilbesitzer, die Ausstellui«. der Firma Baeuincher u. Eo. in den Geschäftsräumen Seestraße Io zu besichtigen. Es ist hier eine reichhaltige Auswahl vom Staub- mantel vis zum Pelz, vom Stiefel bis zur Mütze zu finden. Be sonders bei der beginnenden kühleren Jahreszeit ist eine warme Bekleidung dringend erforderlich und machen wir hauptsächlich aus die äußerst praktische Auto-Wagendecke, welche gleich zeitig durch Knöpfen in ein Beinkleid verwandelt werden kann aufmerksam. Wir finden hier ferner die sämtlichen Leder- Bekleidungsgegenstände. pelzgefütterte Westen. Äaschliks, Brillen, Gamaschen, Regen- und Lodenmäntel. —* Polizei bericht, 24. September. Die im gestrigen Polizeibericht erwähnte, durch Explosion einer Petroleumlampe verunglückte Frau ist an demselben Tage noch dm schweren Brandverletzungen erlegen. — Angeblich aus Furcht vor geistiger Erckrankung versuchte heute früh gegen 4 Uhr auf der an der Fürstenstraße gelegenen Wiese ein hiesiger Kaufmann sich zu erschießen. Er hatte sich zwei anscheinend nicht schwere Schubverletzungen in die rechte Schläfengegend beigebracht und wurde, nachdem er im Carobahause mit einem Notverbande ver ehen worden war. dem Jvhannstädtcr Krankenhause zugeführt. —* Heute nachmittag lies auf dem Freiberger Platze ein kleines Mädchen in einen daherrommenden Straßenbahmvaaen und wurde von diesem ein Stück geschleift. Ter Führer vermochte den Wagen noch rechtzeitig zum Halten zu bringen, ehe dem Kinde schwerere Verletzungen zugefügt wurden. —* Gestern abend entgleiste von dem gegen 10 Uhr den Friedrichstädter Bahnhof verlassenden Güterzuge zwischen Kemnitz und Stetzsch ein Wagen aus noch unbekannter Ursache. Es trat infolgedessen eine längere Betriebsstörung in den Weinböhlaer Vorortszügen ein. Gegen 12 Uhr nachts konnte die Strecke wenigstens eingleisig wieder befahren werben. —* Von der Verwaltung der Schandauer Elektrischen traßenbahn wird uns mitgeteilt, daß der Betrieb der Straßen bahn S ch and au—Lich tenha in er Wasserfall am 30. September für den Wochenverkehr eingestellt wird. Da jede Sonntags ein noch ziemlich reger Verkehr herrscht, hat sich i Verwaltung entschlossen, Sonntag, den 4., Sonntag, den 11„ und Montag, den 12. Oktober, den Betrieb nochmals aufzu- uehmen. Diese Einrichtung wird von allen Besuchern der Säch- ischen Schweiz gewiß mit Freuden begrüßt werden, da es in der Tat ein Genuß ist. bei dem prächtigen Herbstwetter durch das Kirnitzschtal zu fahren. —* Bautzen. Zu dem Gattenmord in der Nähe des Döberitzer Barackenlagers bei Berlin berichtet man uns aus Bautzen folgende Einzelheiten aus dem Vorleben deS mutmah- lickicn Täters: Der frühere Barbier und Heilgehilfe Hugo Walter aus Sohland in Sachsen war in den Jahren 1900 und 1901 in der Waggon, und Maschinenfabrik A -G. vorm. Busch in Bautzen als Expedient tätig und hatte eine Wohnung in dem unweit ge legenen Orte Doberschau im Hauie Rr. 24 L inne. Damals bereits unterhielt er ein intimes Verhältnis mit einem jungen Mädchen aus Bautzen, welcher Umstand zu häufigen Zerwürf nissen mit seiner zweiten Frau Meta geb. Mehlhorn und zur chließlichen Trennung der Ehegatten Veranlassung gab. Walter war ein verschlossener, wenig mitteilsamer Mensch, jedoch im Dienst strebsam und sehr zuverlässig. Am Tage des Begräbnisses einer ermordeten Frau erschien er in Bautzen und suchte bei einer früheren Dienststelle, der Waggonfabrik, erneut um Stel ling nach, wurde aber abschläglich veschieden. Bei dieser Ge legenheit fiel es allgemein aus, daß sein von Natur blonder Schnurrbart schwarz gefärbt war. Aus Befragen gab W. als Erklärung dieser auffallenden Tatsache an, daß die Färbung des Bartes durch ein Bersehen seines Barbiers hervorgerusen worden sei. Zur Kennzeichnung seines Charakters sei noch erwähnt, daß W. verschiedenen Bekannten gegenüber äußerte, er sei nach Bautzen gekommen, um sich an zwei in der Waggonfabrik tätigen Herren auf Grund eines früheren geringfügigen Zwistes zu rächen. In wieweit dem W Schuld an dem vor 7 Jahren in Bautzen plötz- lich erfolgten Tode seiner ersten Frau beizumessen ist, dürfte die eingeleitete Untersuchung ergeben. — Die Feuerleute Rothe und Falck an der Gasanstalt Werdau erhielten die Verdienstmedaille für Treue in der Arbeit. * Schwurgericht. Gegen den 1878 in Forst geborenen, hier beschäftigt gewesenen Damenschneidergehilfen Gustav Kuller st Anklage wegen Meineids und Hinterziehung der Zwangsvoll- treckung erhoben worden. Der Angeklagte trat im Sommer vorigen Jahres in nähere Beziehungen zu einem Hausmädchen. Dem Verhältnis entsproß ein Kind, welches wenige Monate nach der Geburt starb. Kuller bezahlte die Begräbnitzkosten und gab einer Geliebten etwa 40 Mk., blieb aber mit den Alimenten- zahlungen im Rückstände. Zwischen ihm und dem Mädchen kam ein Vergleich zu stände, wonach K. feine Schuld in Raten abtragen öllte. Kuller zahlte sodann die erste Rate, sonst aber nichts mehr. Nun wurden Z uw »asm aßregeln gegen ihn ergriffen, es folgten Klagen und am 4. März und am 19. Mai Auspfändungen, welche nieur Max . „ .. . ... Güterbahn von 4 Kilometer Länge nach dem System der König- * Februar die Einlage eines ihm gehörigen Sparkassenbuches in -chiemann in Dresden eine gleislose Perfonew und aber erfolglos auSsielen, denn der Angeklagte hatte^schon im cugswesir zuzisichrerben, daß dieses Gegenteil eines dramatische» Meisterwerkes es in verhältnismäßig kurzer Frist zu 400 Wieder holungen gebracht hat. Dos ist auf diesem Gebiete — denn es handelt sich doch um ein immerhin ernsteres Stück — auch für Berlin ein brispiellcher Erfolg. Er stieg dem daran meistbeteilig- ten Darstellerzu Kopfe. Das Uebrige besorgten dann „Wein und Weib". Walde» bekam bald Launen und Nervenzufälle. wie eine Primadonna der guten alten Zeit. Wenn es ihm nicht paßte, zu spielen oder wenn ihn cm Ewig-Weibliches in die Ferne lockte, wurde er einfach unsichtbar und überließ es feiner Direktion, sich ohne ihn zu behelfen. Schließlich mag ja die Sache wirklich kranchast geworden sein, aber man kann es der so lange an der Nase herumgeführtcn Direktion nicht verdenken, wenn sie zunächst nicht recht daran glauben mochte und als öffentliche Anklagebehörde gegen ihr plötzlich aus der Oeffent- lichke'.t geflüchtetes Mitglied auftrat. Der Skandal war damit fertig, wenn man sich nachträglich auch alle Mühe gibt, ihn zu vertuichen. Sogar das „Recht auf Krankheit" ist in pathetischer Weise für den angeblich in diesem heiligsten Menschenrechte be drohten Schauspieler in Anspruch genommen worden. Weit über den Einzelsall hinaus hat ja dieser Porfall «ine allgemeine Bedeutung. Hier wird mit Theatergrötzen weniger Kultus actrieben, als anderswo. Der Schauspieler ist hier un Privatleben zu einer bescheideneren Rolle gezwungen, als in vielen anderen deutschen Theaterstädten. Gleichwohl hat er sich auch hier im Durchschnitt eine angesehene Stellung erobert, und zwar mit vollem Rechte, Die Lebensführung der meisten unserer Bühnen- künstler verdient die höchste Anerkennung, zumal wenn man be denkt, welchen Versuchungen gerade sie ausgeietzt sind. Um so bedauerlicher erscheint es. wenn einzelne von ihnen diesen Ver- lockunoen nur zu leicht unterliegen und damit beitragen, daß alte Vorurteile gegen ihren ganzen Stand von neuem erwachen. Ter Gerechte muß da. wie so häufig im Leben, mit dem Ungerechten mitleiden. Je mehr sich das Ansehen deS Standes gehoben hat, desto strenger fällt die Kritik aus, die an dem Verbalten de» Einzelnen geübt wird. Das ist durchaus berechtigt, und die Schau spieler ielvst sollten in ihrem eigenen Interesse stets den höchsten Maßstab an sich anlegen. Ihr Beruf, der ihnen heutzutage neben Ehren und großen materiellen Erfolgen auch manch« gesellschaft- lichen Vorteile einträgt, gibt ihnen nicht mehr, wie ehedem, einen Freibrief für zigeunerhaftes Betragen. Billige Entschuldigungen mit Nervosität und schwer zu zügelnder Leidenschaftlichkeit ziehen nicht mehr Nervös ist die große Mehrheit des heutigen Ge schlechts, und leidenschaftlich sind andere Künstler auch, ohne des halb ungestraft die Schranken der Sitte und deS Auslandes über schreiten zu dürfen. Das sind Wahrheiten, die man sicher in allen Vcsseren Theaterkreisen widerspruchslos anerkennen wird. Bisher hat es hier für die zahlreichen Schauspieler unserer vielen Theater gänzlich an einem gesellschaftlichen Mittelpunkte gefehlt. Sie waren, soweit sie nicht Familienanschluß fanden, ver hier naturgemäß nicht leicht zu erlangen ist, auf den Ver kehr in einzelnen von ihnen bevorzugten Cafös und Restaura tionen angewiesen. Seit kurzem Hot sich hier in einem vornehmen Lokal Unter den Linden ein Schauspieler kl ub aufgetan, der sofort zahlreich" Mitglieder gesunden bat und eine gedeihliche Entwicklung verspricht. Ter Klub wird sich, durch böse Erfah rungen ähnlicher Unternehmungen gewitzigt, hoffentlich dauernd argen fremde, nicht unbedingt zum Theaterwesen gehörende Elemente verlchl eßen. Vorläufig macht er die Ausnahme davon abhängig, daß die betreffende Persönlichkeit tatsächlich Bühnen- aiioehdriger ist. Dazu werden allerdings auch Büynenfchrist- stcller gerechnet, was vielleicht schon etwas zu weit gegriffen ist. Bleibt der Klub aber seinen ursprünglichen Grundsätzen treu, dann ist ihm hier ein glänzendes Gedeihen mit Bestimmtheit voraus- zusage»denn er entspricht unzweifelhaft einem dringenden Be dürfnis, namentlich für die unverheirateten Künstler, die dort einen Ersatz für ein gemütliches Heim und im Anschluß an ältere, gesetzte Kollegen einen gewissen Halt finden können. Demnächst will der Klub mit einem größeren EinweihunaSfest, zu dem weiter« Kreise hinzugezogen werben sollen, an die Oessentlichkrit treten. Wenn nur nicht,dieser erste Schritt vom Wege für ihn verhängnis voll würde! Man sollte sich auf die Pflege stiller Geselligkeit be- fchränken und mit der Oeffentlichtrit nur von der Bübne herab verkehren. von sc» Mk. abgchoben und auf den Nomen feine» Bruder» er Sparkasse zu Dresden-Plaue» eingezahlt. Da von de» Idner durchaus nicht» zu holen war. wurde rr am 4>. März zur bleistung de» OfsenbaruimSnde» gezwungen. Das ausgestellte Vermögensverzeichnis enthielt nur ganz gerinafüaige, für den B«. sitzcr unentbehrlich« BermöaenSstücke. und Kuller beschwor du Vollständigkeit und Richtigkeit desselben. Aber fo arm war der Angeklagte nicht, denn er belaß außer einer reichlichen Ausstattung an Kleider» und Wäsch« noch ein Pianino, ein Fahrrad, eine Ford«, rung an seinen -wetten Bruder in Höhe von 3yo Mk und außer jenen in Plauen hinterlegten SW Mk noch ein Sparkassenbuch über 280 Mk Alle diese wertvollen Gegenstände bat er geflifseat- lich bei Ableistung de» Osfenbarungseldes verschwiegen. Der von Rechtsanwalt Dr. Lanäheineken verteidigte Angeklagte ist ge ständig, behauptet aber, den Eid nicht wissentlich, sondern fahrlässig falsch geschworen zu haben. Staatsanwalt Dr. Herzog beantragt, den Angeklagten im Sinne der Auflage schuldig zu sprechen. Dem- gemäß lautet auch der Wahrspruch der Geschworenen. Der Ge richtshof erkennt auf 1 Jahr «7 Monate Zuchthaus und 8 Jahre Ehrverlust und spricht dem Angeklagten die Fähigkeit ab, jemals wieder als Zeuge oder Sachverständiger unter Eid vernommen zu werden. — Die wenig über 19 Jahre alte, aus Dux gebürtige Dienstmaad Anna Marie Marek ist aus jugendlichem Leichtsinn zur Brandstifterin geworden. Von Neujahr dieses Jahre» diente sie beim Gutsbesitzer Bartsch in Wilsdruff und unterhielt trotz des Verbotes ihrer Herrschaft ein Liebesverhältnis mit einem gleich- altrigen Knechte. Um mit ihrem Geliebten zusammenkommen zu können, riß sie das Gitter, welches ihr Schiafstubenfenster der- sperrte, heraus, stieg über ein Schuppendach und kletterte endlich an einem Baume zur Erde. Nach den Zusammenkünften wurde derselbe Weg zur Rückkehr benützt. Eine Reihe anderer loser Streiche brachten der Liebebedürstigen häufige Vorwürfe ihrer Dienstherrschaft ein, und da sie sich auch von den Mitbediensteten urückgesetzt glaubte, reifte in ihr der Entschluß, das Haus ihres derrn anzuzunden, um den ihr verhaßten Dienst los zu werben. Im 15. Juli brannte sie ihr Bett an und sprang dann, als der Qualm in der Kammer zu arg wurde, zum Fenster hinab, kam unbeschädigt davon und tneb sich noch einige Tage in ver Gegend umher, bis ihre Festnahme erfolgte. Der Brand wurde rechtzeitig bemerkt und unterdrückt, so daß nur ein Schaden von etwa SO Mk. entstand. In der Hauptverhandlung stellt die durchaus geständige Angeklagte die Behauptung auf, daß sie sich in daS bereit» bren nende Bett gelegt habe, um selbst den Tod zu finden und der Strafe zu entgehen. Diese Behauptung erscheint unglaubhaft. Sie wird wegen versuchter Brandstiftung unter Annahme mildernder Umstände zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt; 2 Monate gelten als verbüßt. — Rei <v »- Doft - und Telrarapbenverwaltung. Er- nannt find »um Oder-Poflaiststent: der Postverwalter Karbe au» Ober- 'lanitz. mm Postverwalter: der Ober-Vostassistent Meißner au» Meerane n Elterlein. Verletzt find: die Postalfiltenlen Börner von Chemnitz nach Berlin. Bräutigam von Leipzig nach Alienburg. Hunger von Sbemnttz nach Lengeseld, Jordan von Sebnitz nach Schandau. Markgrat von Dretden nach Hagen lWests,). Oppttz von Zlttgu nach Hamburg. Schemmel von Leipzig nach Markranstädt, Metßbach von Schandau nach Hamburg, Will« vo» Ckemnitz nach Berlin, ZschaOchuch von Freiberg nach Hamburg. Die BostiekreiSrvrüluna buben bestanden: der Ober-Postalststent Zsckiieiibe in Cbrmnitz: der Postverwalter Ritter in Thum: die Postalfistenien Berihold und Lange in Dre«d«n. lowie Bolkniann in Leivilg-Lindenau. In den Ruhestand tritt der Ober-TeiegravbrnaMent Habertorn in Zwickau. — Oeifentliche Versteigerungen tu den König l. ff m t« g ^r i ck> t en. Somuibend. den 26. September. Schwarzenberg : " rien Klempner Friedrich Ludwig Werners Wobnhaus mit Schuppen unv Kar l6.st Ar> tn Beierseld, 69bk> M. Dresden: Zimmerpolier Traugott Emil Kölbel« Baulandgrundstilcke «8,3. 6,1 be». 6.7 Ar» in DreSden-Mickten. Kircbslraße, »670, »760 resp. 6060 M. Dresden: Architekt Karl Hermann Bleu« Bauland <lv Nr) in Laubegast, Straße 7. 6»oo M. Mitiweida: Kurt Oswald KnrbrlS Gärlnereigrundftück lb»,3 Ar) tn Erlau, 2l 880 M. Dresden: Baugewerke Clemens Robert Diebes Wohnhaus mit Hof und Karlen <11.l Ar) in Drrsden-Cotta, Wilhelm Frcmz-Slrah« 11, 65 627 M,. wovon 1327 M. aus daSVchankwirlfchaitSinventarentfallen, sowie unvollendr- lchast nebst lebendem und totem Wirlschnfts-Fnoentar <6 Hektar 58,S Ar) tn Sauvsdors, 60<X> M. lFreiwllliae Versteigerung an Ort und Stelle.) Kroßschönau: Ernst Neinhold Michaels Wobnhaus mit Anbauten und Kar- «en US Ar) in SetsbennerSdors, 11 000 M. Versteigerung lm Kastkole cur Krone in Seisbennersdorf. Dresden: Gastwirt Gustav Adolvb Tboinos' Bauland <1,2 Ar) In Cotta, 2520M. Dresden: Architekt Karl Gutdo Schorleis Batistrllengrundsmck <33,9 Ar) tn Rockau, 1068 M. Aue: Konditor Guido Arlbur Handels Grundstück <8,3 Ar) dalelbft, 8S<X> M. Zwickau: Fron, Lonis GläierS Grundstücke sie 1.7 Nr groß) in Wilkau, je auf 2350 M. ge schätzt. Versteigerung im Pleuischen Kastbose »ur Stadt Kirchberg in Wilkau. Grimma: Friedrich Mar Oliv Münchs Landn>ittI<t>aslsgrundÜück <28 Hel- iar 88,2 AO in Großstelnberg und Clade, 62 lbi) M.. einschließlich der an stehenden Ernte, Leipzig: Gelchäsissübrer Gustav Wilhelm Reiche« und Sattlermeister Friedrich Hennann Winkler» Wohnbau» mit Stallgeböude, Waichhon» und Hosraum <2,9 Ar) tn Leipzig-Kleinzschocher, Klingenstraß« 5>, 23 MX) M. Versteigerung zweck» Aushebung der Gemeinichnst. Haintchrn : Christian Robert Ublemanns Lnndivirtschaslsgrundstück <lV, Hufengul. 2 t Hekiar 33.5 Ar) in Kallosen, 38910 M.. toieS und lebende» Inventar 7772 M. Amtliche Bekaimtmachunge«. Die Vergütunq für die militärische Einquartierung in den Monaten Juli, August und September wird an der Stadt- lasse II, Altftädter Rathaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 34. gegen Rückgabe der Ouartierzettcl und vorher bei dem Ouartier- amte Schefselstraße 9, 2. Etage, zu leistende Quittung auSgezahlt, und zwar an den Wochentagen von 9 bis 1 Uhr vormittag» und 4 bis 5 Uhr nachmittags, mit Ausnahme der Sonnabende, an welchen von 9 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags ununter brochen geöffnet ist. Tagesgcschichte. x Deutsche» Reich. Mit KaiserWilhelm hat nach einer Parlier Meldung die Königin-Mutter Marte Ehrt st ine von Spanien eine dreistündige Konvelsation tn dcr Wiener Hol ding gehabt, Ter Kaiser lud sich noch für den folgenden Tag znm Tee bei ihr ein. Ihrem Sohne konnte Marie Christine mil teilen. daß Kaiser Wilhelm die Verwirklichung eines längst gehegten Wunsches, dem Madrider Hofe einen Besuch abzustatten, nahe- gelückt betrachte. x Ueber die Frage eines sozialdemokratischen Vize- . räiidenten schreibt die „Freit. Ztg.": Müßiger fft niemals ein Streit gewesen, denn nach unserer Kenntnis der parlamenta rischen Verhältnisse war im Reichstag von vornherein eine Mehr heit undenkbar, die geneigt gewesen wäre, der Sozialdemokratie eine Vijkvräsldenteiistelle mit oder ohne Bedingungen irgend wel cher Air zu übertragen. Der Seniorenkonvent hätte darüber nicht 5 Minuten verbandest; er wild jetzt nach Annahme dcr Resolution noch nicht 2 Minuten brauchen zur Ablehnung der sozialdemokra tischen Forderungen. — Jeder Kenner der Vechältume, bemerkt !>ie>zu die ultramontane „Germ.", wird zugebe», daß diese Dar legungen durchaus zutreffend sind. X Oesterreich. Kaiser Franz Joseph und der russische Kaiser werden vom 1. bis 3. Oktober un Neuberger Revier n Oberfteiermark auf Gemsen und Hochwild jagen. In ihrem Gefolge werden ihre Minister des Aeußeren sich befinden. Für die Sicherheit der Fürsten wird mit Rücksicht aus den Zaren um- assend gesorgt: zahlreiche Gendarmerie besetzt schon jetzt die wich tigen Punkte, Brücken und Wege werden genau untersucht. X Im Abgeordnete nh a us verlangten in der gemein- amen Verhandlung der drei Dringlichkeitsanträge die Abgeordneten Placzek, Malik, Eldersch und Sileny die be dingungslose Entlassung der Drittjähriaen am 30. September. Die Abgeordneten Derschatta, David Abrahamovicz sprachen sich gegen die Dringlichkeit dcr Anträge aus. da nicht die beantragten Reso- lutionen, sondern vielmehr die Abänderung des Gesetzes durch Annahme der Regierungsvorlage das wirksamste Mittel für die Tie Abgeordneten Chock und Sprach«. Dir Abgeordneten . . . Tschechen hätten keinen Grund, dcr Regierung auS einer Verlegenheit zu helfen, andererseits bestehe kein Grund, sich ohne weiteres gegen entsprechende maßvolle unga- rische Bestrebungen hinsichtlich der Armee auszusprechen. — Im Emlauf befand sich eine große Anzahl Dringlichkeitsanträge, oe- treffenb NotstandSan^gelegenheiten, zumeist für die vurch Hochwasser betroffenen Gebiete. X ffn-ar,. In der Konferenz der liberalen Partei wurde hinsichtlich des Ehlopver Armeebefehl» beschlossen, mit Rücksicht daraus, daß dcr König den Ministerpräsidenten zur Aufklärung in betreff seiner Absichten ermächtigte, und mit Rück sicht ferner darauf, daß die ganze Wirksamkeit dr» König»
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