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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.09.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030925023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903092502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903092502
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-09
- Tag 1903-09-25
-
Monat
1903-09
-
Jahr
1903
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Gersdors und Kammer- herr Gias v. Muelineu. Berlin. Internationales statistisches Institut. Vormittags fand eine geschäftliche Sitzung statt, in der interne Angelegenyeiten des Instituts beraten wurden. In der an schließenden Plenarsitzung sprach Prof. Adolf Wagner über Statistik des Volks- und Nationaleinkommens una -Vermögens, besonders mit Verwertung der Steucrstatisiik. Redner führte aus. das; nur die wirkliche Vermögenssteuer im Sinne der allgemeinen direkten Einkommen- und Vermögenssteuer wirklich brauchbares Material liefere. Nach beifällig anfgenonuncuem Vortrag sprachen Prof. Fernand, Prof. Faure, Prof. Forelle, Direktor Aves Guyot, sämtlich aus Paris. Sie besprachen besonders französische Verhältnisse. Es folgte» Berichte des Schatzmeisters und des Generalsekretärs des Instituts, sow'e Komitccberichte. Nach mittags sind Scktionsberalungen. Berlin Eine große Anzahl Schaffner. Kutscher und Stall leute der Allgemeinen Berliner Lmnibusgesellschait ist heute früh in den AuSstand getreten, da die Direktion der am 16. Sep tember gewählten Lodnkommission die Anerleuuung versagte. Nur wenige Wagen fahren. Bremen. Die Eröffnung des zweiten Freihafens am 1. Oktober 1904 ist laut Mitteilung des Senates an die Bürger schaft nicht möglich, da die Herstellung der Fundamente der Kai mauern und Molen durch ungünstige Wasservcrhältiüsse beein flußt ist. Die Eröffnung ist daher um ein Jahr verschoben worden. Budapest. Die Organe der liberalen Partei halten die durch den Armeebefehi erzeugte Spannung durch den in der gestrigen Abendkonferenz gefaßten Beschuß für die Partei in ihrer Gesamtheit vorbehaltlos für beseitigt und hoffen, daß sie bald ver gessen sein wird. DaS königliche Handschreiben, sowie die Er klärungen des Ministerpräsidenten Grafen Khueu Hedernan» hätien hinsichtlich der nationale» Wünsche volle Kicuheit gcfchassen. Man wisse jetzt genau, was Kampfeslust errungen und was selbst durch Kampfe und Stürme nicht errungen werde» könne. Die oppositio nellen Blätter haben ihre frühere scharfe Tonart unverändert beibehalten. Paris. Der Mari» eminister Pelletan. der von mehreren Berichterstattern über die Angelegenheit des Admirals Marschal befragt wurde, hat sich über die Indiskretionen des Admirals lehr entrüstet anSgeiprochen, insbesondere darüber, daß dieter nicht einmal Privatangelegenheiten eines Marineoffiziers geschont habe, der wegen des Selbstmordes eines Mädchen- in Indochina auf Veranlassung Marachals vor eine» UnterstichnngSrat gestellt worden iei. Er. Pelleia», bade in einem Schreibe» an Marschal die Einberufung des UnteriuchnngIrateS getadelt, worauf dieser brieflich erwidert habe: „Ihr Schreiben kann nnr von einem haßerfüllten Unterbeamte» auSgellc», der lediglich Verachtung ver dient. Ein Minister, in dessen Adern fia»iösisihc Ehre und fran- wsischeS Blut fließt, kann sich nicht io tief erniedrigen." Diesen Brief habe er, Pclletan, dem Mtnisterrat vorgelcgr. und dieser sei. ans das Höchste empört, einstimmig der Ansicht gewesen, daß Mardchal streng besliaft werden müsse. Wenn Lonbet das Ent- lassungsdekret noch nickt nnkerzcichncl habe, so komme das daher, daß er. Pclletan. am Sonnabend abgcrcist sei und daher das Delikt dem Präsidenten noch nicht habe unterbreiten und leine Gründe darlegen können. Marschal werde ih» augcnicheuilich noch zwingen, die ganze Sacke rücksichtslos im Parlament ans- einnnderzuietzen Admtral Maröchal habe seineneit mehreren Berichterstattern gesagt. Pclletan habe ihn beschimpft, der Lüge geziehen und ihm vorgeworfc». daß der NrilcrlnchnngSrat von ihm ausgesucht worden sei. Diele Bemerkungen habe er eine kleine Infamie genannt. Am meisten kränke cs ih», daß Präsident Lonbet, vor dem er sich rechtfertigen wolle, ihn bisher nicht em pfangen habe. Ter „Figaro" bemerkt übrigens. Pelletan wolle durch die vorzeitige Veröffentlichung der Angelegenheit Präsident Lonbet zur Unterzeichnung des Dekrets zwingen. Rouen. Der hier tagende Friedenskongreß lehnte gestern auf Veranlassung der französischen Delegierten den Antrag der deutschen FricdenSlrga av, den internationalen Status guo anzuerkennen. Petersburg. Ein Negieriiiigsconiniiinignc- legt dar, daß die anfänglich mit Erfolg begleitete Durchführung von Ncfor- men in den drei türkischen Provinzen von den inakc- donischen Komitees zerstört worden sei, die m eigennütziger Ab sicht die Nmwandlnna der administrativen Ordnung Makedoniens m ein bulgarisches Makedonien mit Beeinträchtigung der Rechte und Vorrechte anderer christncher Völker beabsichtigten, rrrok der anfänglichen Gegenmaßnahmen der Sofioter Negierung fand die Agitation im Fürstentum selbst große Verbreitung, tm man hoffte, der Ausstand werde Rußland zwmgen, aktiv zum Schutze der nicht realisierbaren Pläne der Bewcgiingslciter einzugrciscn. Dieser verderblichen Verirrung kann in erster Reibe die Verhinde rung des llcbcrtretens neuer Banden auf türkisches Gebiet und die Einstellung der revolutionären Tätigtest der Komitees ein Ende machen. In diesem Sinne erhoben die russische und die österrcichisch-llNAarischc Regierung abermals kategorische Vor stellungen in Sofia und in Koiistaittinoizel: außerdem bcani- tragten die Signatarmächte des Berliner Vertrages ihre Ver treter, der Pforte und Bulgarien zu erklären, daß die gegen wärtig durch die Komitees geschaffene Lage den Standpunkt der Mächte zu dem von Oesterreich-Ungarn und Rußland ausge- arbeiieten Aktionsprogramm nicht verändere und weder die Türkei noch Bulgarien auf die Unterstützung irgend einer Macht im Falle ossenen oder geheimen Widerstandes gegen die Verwirklichung dieses Programms rechnen könne. Oertticheö und Sächsisches. Dresden. 21. September. —* Se. Majestät der König wird sich heute nachmittag mit Sondcrzug 2 Uhr 43 Nt in. von Niedersedlitz aus, begleitet vom Oberhosjägermeister und vom Flügeladjutanten vom Dienst, zu einem zweitägigen Jagdaufcuthalt nach Grillenburg begeben und in der dortigen König!. Oberforstmekjterei Wvhnung nehmen. Die König!. Jagden, zu welchen noch einige Herren mit Einla dungen beehrt worden sind, finden am Freitag und Sonnabend auf Grillcnburgsr Revier statt. Die Rückkehr des Königs nach Pillnitz wird am Sonnabend abend erfolgen. —*König Georg «pendele den Beamten und Arbeitern des Staatsbades Elster 800 Mk. —* König Georg hat den vier Inhabern der Chmnpagner- fabrik G. H. Mumm u. Co. in Reims das Prädikat „König!. Sachs. Hoflieferanten" verliehen. —* Se. Köni^. Hoheit der Kronprinz hat seine An wesenheit bei der Einweihungsfcier der Graf von Posadowsky- Wehner-Häufergruppe des Dresdner Spar- und Bauvereins am 27. September, mittags 12 IHr. in Löbtau, Crispialatz, zugesagt. In Vertretung des Herrn Staatssekretärs des Innern, der sich zur Zeit in England aushält, wird Herr Ministerial direktor Geheimer Rat Dr. Richter aus Berlin erscheinen, der als deutscher Kommissar auf der Pariser Weltausstellung den weitesten Kreisen bekannt geworden ist. Um die Besichtigung der interessanten Häusergruppe auch allen denjenigen zu ermög lichen, die der Einweihungsfcier nicht beiwohnen können, ist dafür Sorge getragen, daß die Führungen bis nachmittags 5 Uhr statt finden. —* Heute vormittag ^,10 Uhr verstarb hier nach längerem Leiden die verwitwete Erbprinzessin Lucievon Schönburg. Waldenburg in ihrer Villa Wiener Straße 38. Prinzessin Lucie war am 18. März 1859 als einziges Kind aus der ersten Ehe des Prinzen Emil zu Sayn-Wittgenstcin-Berleburg mit der Prinzessin Pulcheria Kantakuzena in Darmstadt geboren, ver mählte sich am 22. "April 1880 mit dem Erbprinzen Victor von Schönburg-Waldenburg und war die Mutter des gegenwärtigen Fürsten Victor von Schönburg-Waldcnbnrg. Ihr Gatte war ihr am 18. November 1886 in den Tod vorangegangen. —* Regierungsrat Dr. Würzburger-Dresden wurde zum Mitgliede des Internationalen Statistischen Instituts ge wählt. —* An die Leistungsfähigkeit der sächsischen Staatseifenbahnen sind in der diesjährigen Manöverzeit ganz außergewöhnliche Anforderungen gestellt worden. In der Zeit vom 10. August bis 22. September sind insgesamt 2138 Offi ziere, 75668 Mannschaften und 1693 Pferde im Bereiche der sächsischen Staatseisenbahnen befördert worden, wobei die Durch führung von 79 Sonderzügen erforderlich war. Von diesen Sonderzügen entfallen allein 25 auf die Nacht zum 12. September, in der die Infanterie des 12. und 19. Korps und ein Teil des 4. Korps aus den thüringischen Quartieren über Zeitz und Leipzig in die Gariiisonorle befördert wurde. Zn den sächsischen Manövcrlransportcn waren 46 Sonderzüge nötig, während 8 zur Beförderung entlassener Reservisten in die Heimat dienten. Eine weitere Ausgabe siel der sächsischen Staatseisenbahnverwoi- tung durch die leihweise Abgabe von Personenwagen zu den Kaiser- Manövern und sonstigen großen Truppenübungen in Preußen zu. Die Zahl dieser Personenwagen belief sich auf 1500, die aus allen Richtungen nach den Zugausgangsslationen dirigiert und dann in 27 weiteren Sonderzügen nach den Ucbergabeslationen befördert werden muhten. Allen diesen Anforderungen wurde anstandslos und genau nach den vorher getroffenen Dispositionen entsprochen. —" Die Kaseinc der Nka schin e ngeweh rab teilung an der äußeren Köniasbrücker Straße bildet bereits einen großen aiindratischeii Hos, dessen westliche oder Frontseite durch den bereits begonnenen Voiderbau geschlossen wird. Auch die Zu fahrtsstraßen, die hie und da Niveauveränderungen bedingen, werden zugleich ansgesührt. svdaß man vor Winlerseintritt mit dem gemmien Rohbau zu Stande kommen wird. — Deutsche Städte-Ausstellung. (Schluß.) Wenn sich unser letzter Artikel mit der Verwaltung der Schulen und den Schulgebäuden selbst beschäftigte, schließen wir dieses Kapiter heute mit dem Unterrichtsbetrieb und der Gesund heitspflege in unseren öffentlichen Lehranstalten. „Bedürfmste ringen nach Befriedigung und schaffen sich ihren Ausdruck", dieser alte Erfahruuqssatz hat sich zunächst in der Einführung des haus- wirtschaftlichen Unterrichts glänzend bewiesen. Die neuen Schulen weisen mit wenig Ausnahmen Schulküchen, zum Teil in Verbindung mit Suppenanstalten, auf, verschiedene Städte wie Berlin, BreSlau, Mainz, München, Chemnitz, Crimmitschau und Plauen i. V. haben sogar besondere Kochfchulgebäude errichtet. In Dresden nimmt sich der Gemeinnützige Verein dieses neuen Zweiges mit besonderer Fürsorge an. Weiter gewährt die Ausstellung einen tiefen Einblick m den gegenwärtigen Betrieb des Handfertigkeitsunterrichts. Wir finden nicht nur Schüler- und Lehrerarbeitcn in Pavier, Pappe, Holz und Metall, sonoern auch Pläne, Lehrgänge uno Statistiken. Zweck und Ziel des Handarbeitsunterrichts gehen freilich in den verschiedenen Orten noch weit auseinander. In Deutschland bestehen gegenwärtig an 1000 Jugendwerkstätten, in den meisten neueren Schulgebäuden sind Schülerwerkstätten für Knabenhandarbeit vorgesehen. Trotz mancher Hindernisse, Mißverständnisse und Schwierigkeiten, ha! sich eben die Erkenntnis von dem Werte und der Notwendigkeit werktätiger Erziehung Bahn gebrochen; man will neben der Schule die Jugend zu geschicklen, tüchtigen, für das Leben prak tischen Menschen heranbilden. Daran hat es bis jetzt gefehlt. Die Jungen lernen aus der Schule alles mögliche, lernen die Schlachten der Koalitionskriege an den Fingern herzWen, aber eine Schleife binden kann selten einer. „Praktische Intelligenz"; in diese Worte läßt sich Zweck und Ziel des Handarbeitsunterrichts zusammenfassen. Auge und Hand sollen für die vielseitigen An sprüche des Lebens geübt, Knast und Lust zur Tat gestärkt und zu nützlicher, erfrischender, erzieherischer Arbeit geleitet werden. Die Handhabung der einfachsten Geräte soll die Knaben geschickt und anstellia machen, cs soll ihnen ein Sinn für schöne Formen und Interesse für Kunst und Handwerk anerzogen werden, Den umfassendsten Einblick in den Betrieb des Handsertigkeits- nnterrichts gewähren auf der Deutschen Städtc-Ausstellung die Schülerarbciten aus den Werkstätten des Gemeinnützigen Vereins zu Dresden (1438, Raum 26s. Wir finden hier den ganzen methodischen Aufbau des Unterrichts und zwar a) der Vorstufe iPcttsier-, Ton- und Weidenarbeiten), b> der Päpp- arbeiten (Christbaumschmuck und dergleichen), a) der Hobelbank arbeiten, <l> der Kerbschmtt- und Ansgründearbeiten und end lich a) der Metallarbeiter!. In ähnlichem Sinne arbeiten Hildes- Heim (Raum 30), Leipzig (Raum 24), Freiberg (Raum 25). Nur in Straßbnrg sollen die Knaben der Volksschule zu einem bcmd- werksmäßigcn Berufe, welcher Art derselbe auch sein mag, schon während der Schulzeit vorbereitet werben. Die, Dresdner Aus stellung von Schülerarbeiten ist als die beste in ihrer Art zu be zeichnen, weil in ihr allenthalben die Grundsätze verwirklicht sind, die man beim Betriebe dieses Unterrichts fordern muß. Werk tätiges Schassen, das Arbeiten mit der Hand, mit dem Auge, mit allen Sinnen bringen den Schüler besser vorwärts als früh zeitiges Allgemeinwissen. In der Wahl der Farben, ihrem Zu- sammenklang und ihrer Berücksichtigung bei Gebrauchsgegen- Ktlnst mit» Wissenschaft. s* Mitteilung aus dem Bureau der Königl. Hof» theater. Zu den im Schauspielhause stattsindenden Bolksvorstellungen sind die mit einer Erläuterung des Werkes bedruckten Theaterzettel im Vorverkaufe, an der Tages kasse und bei den Logenschließern erhältlich. Die Eintrittspreise sind dieselben, wie in der vorjährigen Spielzeit, ebenso ist die Garderobe stet. Die Enthüllung der Gedenktafel am Körner- Hause zu Cbemnitz wurde gestern mittag Uhr durch einen Geiang oeS Kirchenchores von St. Nicolai cingelcltet. Hierauf bestieg der Vorsteher de- Verein- .Körneriisch" die Rednertribüne und feierte mit begeisterte» Wollen die Verdienste Theodor KörnerS und sein vorbildliches patilvlischcs Gekühl. das er der Heranwach senden Jugend zur Nachahmung empfahl. Ec dankte dann den Schöpiern der Votivtafel ,»>k> schloß mit einem Hoch ans Deutsch lands Einheit, an das sich der Gesang des Liedes „Deutschland Teutlchland über alles" anicdloß. Oberbürgermeister Dr. Beck . ^ patriotischer Festabend statt. Berliner Leben. L. Berlin, 23. September. Leihbibliotheken und Leihhäuser sind uralte Einrichtungen, Frackverleih-Hnstitute gibt eS, solange hoffnungsvolle Studenten, mit „Schwalbenschwänzen" und „Angströhren" bewaffnet, zähne klappernd in- Examen steigen. In ganz großen Städten, in denen die Geselligkeit zu allgemeinen Abfütterungen entartet ist, gibt eS längst Geschäfte, in denen man das dazu erforderlich« Tafel geschirr, den Tafelschmuck, vergoldete Stühle und was sonst nock zu sogenannten feinen Gesellschaften gehört, gegen eine mäßige Gebühr auSleihen kann. Der deutschen Reichshauptstadt aber mit ihren Lheateraroßbetrieben blieb es Vorbehalten, die Welt durch ein Schauspielerverleih.Institut zu überraschen und zu erfreuen. DaS Neue, das Klein«" und das Lessina-Theater haben sich zusammengetan und suchen durch ein sinnreiches Pumpsystem aus Gegenseitigkeit die Lücken in ihrem Personalbestände au-zu- füllen. Der Mechanismus ist ebenso sinnreich wie einfach. Das eine dieser zu einem Concern verbundenen dramatischen Handels häuser hat gerade ein kräftiges Zugstück erwischt und infolgedessen einen ersten Charakterspieler und eine komische Alte unbeschäftigt „auf Laaer". Eins der beiden anderen Häuser hat aber augenblick lich für diese Nummern Bedarf und leiht sie sich deshalb aus. So braucht Haus eins keine Gage an spazierengehende Mitglieder fort zuwerfen und Haus zwei braucht nicht kostspielige Mitglieder über die Bcdarsszeit hinaus zu verpflichten. Man steht, ,,det Geschäft is richtig!" Gleichzeitig erkennt man leicht die Ausoehnungsfäyig keit dieses zweckmäßigen Systems. Wenn erst einmal sämtliche zwei Dutzend Berliner Theater an diesen Trust angeschlossen sein wer den. dann wird diese Teilung der Arbeit — des Gagezahlens die höchsten Triumphe feiern. Man könnte später auch vielleicht die Spezialitätentheater und Zirkusgesellschaften mit anschließen. Denn warum sollten die elfteren nicht ihre echten Originalriesen für die Rollen Jasolts und Fafners im „Rheinaold", und die letzteren nicht ein gut abgerichtetes Roß als Grane herleihcn können? Doch im Ernst gesprochen: da hat man uns nun Jahre lang vorerzählt, daß unser Theater durch die neue Kunst, die auf einem sorgsam abgetönten, durch gegenseitige lange Gewöhnung und Hebung be festigten Znsammenspiele beruht, einer ungeahnten Blütezeit ent- gegengehe. Da haben wir im Kleinen Theater Wunder dieses intimen Zusammenspiels in Gorkis „Nachtasyl" erlebt und uns schon auf weitere ähnliche Genüsse gefreut. Da hat nun die Dirck- tion, der dieses Kleine Theater zu eng geworden war, das Neue Theater dazu erworben, und nun vlötzlich verleugnet sie alle künst- lerischen Ziele und Rücksichten und arbeitet nach den Grundsätzen eines dramatischen Warenhauses, oei dem alles auf den Massen- umsatz ankommt. Man zerreißt ohne Bedenken das sein gefügte Ensemble, indem man ausgeborgte Künstler einfach hineinschieot. Dieses Leih- und Verleih-System wirft uns weit zurück und bringt uns wieder den alten Wanderbühnen näher. Das mag wie Ueber- treibung klingen, hat aber mehr als ein Körnchen Wahrheit für sich. Wie kann ein Schauspieler, der beute dem Kommando im Kleinen Theater untersteht und in vier Wochen sich wieder den ganz ent- I, egengeschten Grundsätzen im Lessing-Theater zu fügen hat, seinen künstlerischen Ernst auf die Dauer bewahren. Er muß sich ja wie eine Schachfigur Vorkommen, die willenlos hin- uns her geschoben wird. Und siehe da. kaum ist dieser geniale Gedanke, Künstler gleich sam w'e zerlesene Bücher und getragene Leibröcke auszuleihen, verwirklicht worden, so stellt sich auch gleich eine weitere Zer reißung des einheitlichen Ensembles durch das Wiederaufleben oes Starfystems ein. Das Neue Theater hat Agnes Sorma, die durch ihre Gastspielreisen jeder bescheidenen Unterordnung ent wöhnte Virtuosin, als weiblichen Stern gewonnen. Die direk toriale Ankündigung dieses Ereignisses sei als klassische Stilprobe hier wörtlich wicoeracgeben: „Agnes Sorma, seit längerer Zeit von dem Wunsche erfüllt, ihre künstlerische Tätigkeit in Berlin einer Bühne zu widmen, an welcher ihr Gelegenheit gegeben ist, in m sorgfältigster Weise vorbereiteten, wirklich künstlerischen Aufgaben zu wirken, und in der Absicht, ihre Tätigkeit in Berlin nicht nur einzelne Wochen, sondern einen längeren Zeitraum zur Verfügung zu stellen, Hai mit Herrn Direktor Max Reinhardt einen Vertrag abgeschlossen, durch welchen sie sich dem Neuen Theater von Mitte Dezember- dieses Jahres ab für mehrere Monate verpflichtet." Hoffentlich werden die Vorstellungen, in denen die Sorma anftreten wird, sorgfältiger vorbereitet sein und besser ausfallen. als dieser direktoriale Waschzettel. Aber schade ist cs, daß die Leitung des Kleinen Theaters, die im vorigen Winter die Berliner Schauspiel kunst zu neuen Höhenpsodcn emporzusühren schien, so schnell um gekehrt ist und es nunmehr vorzieht, auf der bequemen ebenen Heerstraße die ausgetretenen Gleise weiter zu wandern. Viel Erfreuliches hat auch sonst das Berliner Theatcrleben der letzten Zeit nicht geboten. Vor den Kulissen gab es nur halbe Erfolge oder ganze Mißerfolge, und hinter den Kulissen spielten sich etliche Skandälchen ao, die nicht gerade zur Ehre des Schauspielerstandes die Oesfentlichkeit nur zu sehr beschäftig! haben. Selbst hier, wo man sich um Theaterversonalien weit weniger kümmert, als in den meisten anderen Tyeaterstädten, hat der „Fall Harry Waiden" weithin Aussehen erregt. Waiden, der einer angesehenen Berliner Familie entstammt, ram als un bedeutender junger Schauspieler aus der Provinz vor etwa drei Jahren an das Berliner Theater. Paul Lindau erkannte mit seinem guten Blick die Eigenart des begabten Anfängers und gab ihm namentlich in der Rolle des Prinzen in „Alt Heidelberg" eine dankbare Ausgabe, die den hübschen, sympathischen jungen Mann mit einem Schlage zum erklärten Liebling Tausender flAr- liner Backfisch« und älterer Jahrgänge machte. Ihm ist «- vor-
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