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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 27.03.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030327020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903032702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903032702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-03
- Tag 1903-03-27
-
Monat
1903-03
-
Jahr
1903
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Dres-nev Nachrichten. Freitag. 27. März I'.»«»» ^ '^r. >"i Am Schlüsse des referierenden Teile» de» Artikel» wird wörtlich ge- sagt: „Ems mögen die Handwerker aus dem Vorgehen der ver sammelt gewesenen Bünde lernen und sich auch anetgnen, nämlich den Zusammenhalt, Es ist nicht notwendig, daß hierzu, wie von gewisser Seile angeslrebt wird, neue Bereinigungen geschaffen werden, da als benisene Vertreter der allgemeinen Interessen des Handwerks neben den Innungen bereits vorhanden sind die Innungsausschässe und der sächsische Innungsverband. Tein letzte ren wird seitens der sächsischen Handwerker noch nicht genug Be achtung geschenkt und manche Innungen meinen, wenn sie einem lvachverbande angeboren, so können sie die Mitgliedschaft bei dem Ii»iuiigsve»bande missen. Tos ist grundfalsch, weil siir Fachfragen >a der meist in Berlin seithafte Bund Ersolge erzielen kann, in allgemeinen Handwerkersrage» vermag dies nur der alle Innungen, alle Haiidwerke und Eie io er de umfassende sächsische Jnnunas- verbanb, Es ist dies auch bei anderen Berufsständen nicht anders, den» obgleich es Verbände und Bereinigungen für alle möglichen aabrikations- und Iudusttiezweige gibt, wurde doch noch ein Ver band säebsiicher Industrieller gegründet, um ». a, auch den An- sittlichen des Handwerks wirksam enlgegeiizutreten. Darum. Hand- werker Sachsens, webrt euch! Euer Sammelpunkt ist der sächsische Iniiungsoerband, Steht demselben auch kein volkswirtschaftlicher Berufssekrelär zur Seite, er hak in Menge ersabrungsreiche Hand- werker unter sich. welche einzutrUen vermöge» für das Fortbestehen, die Weiterentwicklung nnd die Reckte des Handwerks und welche die vom Selbsterhaltungstrieb diktierten Ansprüche des Handwerks u, weitgehendster Weile nach jeder Richtung auch ferner geltend machen werden," —* Ei» weiteres hervorragendes Schmuckstück bat die neue Jakob ikirche erhalten. Heute nachmittag i'l dort, allerdings nur vorübergehend, die ans Mitteln der Tiedge Stillung der Kirche als Geschenk üdeiwielene bronicne Schiebetür ausgestellt worden. Zur Besichtigung nnd endgültigen Abnahme hakten sich Mittags > I llbr eine Anzahl Mitglieder des Direktoriums der Stiftung nnd Vertreter deS Kirchenvorstandes eingefunden. Die Befriedigung über das ivohlgelungene Werk, dessen Entwurf von Herrn Bildhauer Hartman» Maclean herrübrt. war eine all gemeine, ttm dieies Kirchenporkal. wie es ähnliche in Deutfchland nur wenige Städte, darunter.Köln nndHildeSheiin. besitzen, einem gios;eren Kreise zugänglich zu machen, ilt beabsichtigt, es zunächst nach den Ausstellungsräumen aus der Brühlichen Terrasse zu über fuhren Dort wird es gelegentlich der nächsten Sächsischen Kunstausstellung eine» besonderen Anziehungspunkt auch lur die Besucher der Städteausstellung bilden. Der Eindruck, den das Kunstwerk an seinem iehigen Standorte hervorruft, ist ein ganz vorzüglicher Die Türfüllungen weilen vier Reliefs von herrlicher Patina auf, von denen die oberen beiden die ..Euchasfung des ersten Menlcheu" nnd die ..Himmelfahrt Ehiiili". die untere», in größerem Mas;stabe ansgeführten, den ..Sündenfall" und die „Kreuztragung Christi" zur Darstellung bringen. Die ornamentale Umrahmung hak eine Abtönung in Altgold erkalte», die auch das Kreu^ in der Mitte der Tür zeigt. A» diesem befindet sich oben das Sinnbild des heiligen Geistes. die Taube, und auf dem Quer balken und die griechischen Buchstaben t und angebracht. Rach nuten hin wird das Ganze durch Srnameuie wirksam abgeschlossen Mit der Herstellung deS Gusses wurde die Erzgieszerei von Milde u. Eo, 'Grunneutrahe) betraut Die Tür wiegt mit der rück 'eiligen Kupferverkleidung und dem sonstige» Zubehör annähernd -'»Zentner nnd erforderte einen Kostenaufwand von etwa 30«X>»Mk. —* linier Vorsitz des Herrn Konsuls Böhmer hielt gestern abend der Verein für Feuerbestattung „Urne" im Restaurant Kneift seine Hauptversammlung ab. Dem zunächst erstatteten Jahresberichte war zu entnehmen, das; sich der rälrakeil des Vereins hinsichtlich seines aus Eonaer »Flur beerb- üchligteu Kremaioriumsbaucs nicht weniger Schwierigkeiten eni- gegengestellt haben als früher, das; sich aber dte 'Angelegenheit nunmehr, nach Einverleibung Eoltas in Dresden und Abgabe der Akren von der Amtshauptmannjchaft an die zuständige Trcsdner Behörde, günstiger zu gestalten icheint. >odaß man in dieser Sache im lautenden Jahre ein gutes Stück vorwärts zu kommen hofft, Tie Blitgliederzahl beträgt gegenwärtig 193. einschlieszlich 6 Ehren mitgliedern, dKach dem oorgelegien Kassenbericht beliefen sich die Einnahmen auf 2433 Mk, die Ausgaben aui 882 Ml,, sodas; sich als Bestand in bar und Bankguthaben 1551 Akk, ergeben. Das Gesamtoermögcn beträgt 7256 Mk, Bei der Wahl des Vorstands und der Revisoren wurde nur Herr Kaufmann Pröe als Revisor neugcwählt: alle übrigen Herren erklärten sich bereit, ihr seitheriges Amt weiterzuverwalteii. Auf der demnächst beginnenden Deutschen Städte-Ausslellung wird der Verband der Feuer bestat- t u!> g s v e r e i k> e d e u k s ch e r Sprache in hervorragender Weise vertreten seim Dank dem überaus liebenswürdigen Entgegen kommen des Herrn Oberbürgermeisters Beutler hat der Verband an der Ecke dcs Ansstellungsparkes zwischen Stübel-AIlee und Lenn.'ttraße einen Platz zugewiesen erhalten, welcher es ihm er möglicht, seinen Pavillon voll zur Geltung zu bringen. Dem Ge bäude wird ein architektonisch gefälliges Aeußere mit hohen Jennern nnd Oberlicht gegeben werden, lieber der Tür fügt fich ein halbkreisförmiges Buntglasfenster ein, und das Innere ift mit lichtblauem Stoff ausgeschlagen, sodatz ein angenehm gedämpftes, dabei aber doch Helles Lickt den Raum erfüllt, Ausgestellt werden von eiien dcs Verbandes Rachdtldnngcn und Modelle verschiedener Krematorien und Eoliimbarien, Urnen. Zeichnungen usw,, sodas; das Gan;e em getreues, anschauliches Bild alles dessen gibt, was mit der vom sanitären Standpunkte in jeder Großstadt anzustreben den Leichenocrbieniluiig zusammenhängt nnd deshalb von hohem, allgemeinem Interesse sein wird. —* In dkl Dresdner Maschinenfabrik und Schiffswerft. A.-G,, Tresden-'R. nt für die Oösterreichische Ncudwest-Tampffchifffahrts- Gesellschast ein neuer Dampfer erbaut ivvrden, der den Namen „Kaiser Wilhelm kl" führt. Die Probefahrt beginnt nächsten Svnnabcnd nachmittag Ki-12 Uhr von der Werst aus, - * V o> i; ei b e rich t , 26. März. Am 2«), bcz. 2l. d, Bk, bat ein kiesiger Spediteur zwei unbekannten Gelegenheitsarbeitern eme K l st e zur Ablieferung an einen Handelsmann übergeben, dieser hat sie aber nickt erhalten, und es ist anzunchmen. daß die Knie an einen Unberechtigten abgeliefert bczm, gestohlen worden El, Tie Kiste, welche „II. X. 'Rr 10 940 gezeichnet iii, enlbäch verschiedene emaillierte EiienblechMaren. als Milch krüge. Töpfe, Reibeisen usw. Sachdienliche Mitteilungen werden a» dr« Knml»alab1eitu»L. Hauptpolizei. Zimmer V. zu 6. Unbek. X. 1106 erdete«. — Am Mittwoch Hot ein Droschken- führer an die Köirigl, Polizeidirektion ein Goldstück unter der Anzeige abgeliefert, daß er es am Abende vorher von einer un- bekannten Dame, die seinen Wagen von Neustadt nach Altstadt benützt hat. irrtümlicherweise mit in Zahlung erhalten habe — Die Leiche des am Freitag abend von der Blasewitz-Loichwitzer Elbbrücke ins Wasser gesprungenen jungen Mannes ist noch nicht gesunden ivorden, Drrsekbe ist 20 Jahre «lt. von untersetzter Gestalt, hat rotbraune Haare, blaugraue Auge», vollständige Zähne, längliches Gesicht und einen Anslug von Schnurr- und Backenbart. Bekleidet ist er mit schioarzem Winterüberzieher sauf schwarzem Samt die goldgestickten verschlungenen Buchstaben „8, ch. ">, dunkelgraurm, gestreiftem Iockettanzug, hohem Steh kragen mit umgebogenen Ecken, Oberhemd, Manschetten mit aol- denen Knöpfen, braunwvllenen „8, Iv." gezeicchiete» Strümpfen und schwarzen Schnürschuhen. An der rechten Hand trug er einen Siegelring mit Amethyst, ferner hatte er bei sich eine kleine stählerne Ta men uh r mit goldener Hängeketle mit einem 'Anhängsel, bestehend in einem alten Fünsarvschenstück. in duS ein springendes Pferd graviert ist. Die Angehörigen des jungen Mannes haben für die Auffindung bezw, Feststellung des Leich nams eine Belohnung von 100 Mark ausgesetzt, —* Ein 'Abraumbrand, wahrscheinlich durch Künder ver ursacht, veranlnßte gestern abend in der 8, Stunde das AuSrücken der F e u e r w e h r nach der Schlachthosinscl im Großen O st r a - ge hege. Die Unterdrückung des Brandes erforderte längere Zeit; erst abends »i der 11, Stunde konnte die zurückgebliebene Brandwache «brücken. Eine zweite Alarmierung erfolgte abends > ,9 Ul>r »ach dem Grundstück S e bn i tz erst ra ß e 7, wo in einer Stube im Erdgeschoß Feuer ausgebrochen war. Dieses halte ver mutlich, da die Mielspartei den ganzen Tag auswärts beschäitiai ist, schon längere Zeit gebrannt, und wa-r erjt bemerkt worden, als die »ach dem Treppenhaus führende Borsaaltüre davon ergriffen worden war. Die »Feuerwehr ging sogleich mit drei Schlauch leitungen von Straßenhydranten vor, womit sie denn auch die Gefahr bald beseitigen konnte. Das Zimmer mit seiner Einrichtung ist vollständig ausgebrannt, aber auch an Gebäudeteilen ganz be- deutender Schaden cingerichtct worden. Das Untersuchen des zum größten Teil zerstörten Fußbodens und der Decke verbunden mit dem Ansräumen der Brandstelle beschäftigte die Feuerwehr bis gegen 10 Uhr abends, —* Das noch nicht 15 Job re alte Schulniädclien. das seit , onnabend früh ans der elterltäten Wohnung hier v e r sch w u n - den war. ist wohlbehalten wieder zu Hanse eingelroise». Es soll ans eigene Faust eine Besnchsreise nach auswärts zu Ver wandte» unternommen haben, - * Loschwitz. Dem jüngsten Berichte über die Straßen- bahn-Angelegenheit Lo s chivi tz—P illn i tz zufolge, hatte man sich allgemein der sicheren Erwartung hingeaeben, daf; nun mehr der so lange hinausgeschvbene Bau mit aller Energie in Angriff genommen werden und eine beträchtliche Zahl beschäfti gungsloser Leute Arbeit und Verdienst finden würde, ivas ange- ucltts der herrschenden Arbeitslosigkeit zu begrüße» gewesen wäre. Man sah fich jedoch hierin sehr getäuscht, denn heute merkt man in den an genannter Strecke gelegenen Orten »och nichts von einer energischen Inangriffnahme des Baues, Eine Bauhütte der Firma Eonrad in der Nähe des „Gustav-Heims" in 'Rieder- poyritz. einiges dort liegendes Schieiienmaterial und etwa zivei Arbeiter, das ist alles, was man bis jetzt mahrnehmen kann. Und doch wäre cs im Interesse aller jener Orte gelegen, wenn endlich dieies in seiner Vorgeschichte so unglückliche, icdoch für sie beteiligten Orte dringend notwendige Bahnproiekt. nun. wo ihm nichts mehr im Wege steht und das Wetter ebenfalls ei» so besonders günstiges ist, mit tunlichster Beschleunigung durch- geiührt würde. —Ehemni tz. 25. März, Der 38 Jahre alte Zun mermann Borriiicina. der am 29, Oktober seinen 10 Monate alten Sohn durch Revolverichüsse tötete und seine Ehcsrau aus dieselbe Weise zu löten versuchte, dann flüchtete nnd ;n Wien ergriffen wurde, ist vom hiesigen Schwurgericht zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt worden, —* Schwurgericht, Ter zuletzt in Dresden wohnhaft ge wesene Kaufmann Friedrich Otto Kwetzschmar Kat sich wegen Mein eids zu verantworten, Ter Angeklagte war früher Teilhaber der Firma K'retzschmar u, Panitz in Riefa, kam in Bermögensverfall und wurde wiederholt verklagt und auch erfolglos ausgeptändet. Im Februar v, I, strengte die Ofensabrik ,,Saxonia" in Meißen- Eölln „Klage gegen K, an und ließ ihm zwei Pferde, zwei Wagen. Geschirr und eme Quantität Kohlen pfänden. 'Run erhob der Bruder des Angeklagten die Interventionsklage mit der Begrün dung, daß die gepfändete» Objekte ihm gehörten. Am 15, Februar 1902 fand Verhandlung vor der 1, Zivilkammer dcs hiesigen Land gerichts statt, wobei der Angeklagte Krctzichmar zu grinsten seines Bruders als Zeuge auftrat und beschwor, daß die Pfandsachen wirklich Eigentum des Bruders seien: dieser habe sie am 25. Dezember 1900 käuflich erworben und den Kaufpreis in Form von Wechseln an Otto Kretzschmar ordnungsmäßig erlegt. Die Beweisaufnahme ergibt indes, daß der Angeklagte am 25. Dezember 1900 arm wie eine Kirchenmaus war und überhaupt nichts zu verkaufen hatte. Nebenbei bemerkt, schwebt gegen den Angeklagten in einer ähnlichen 'Angelegenheit eine Untersuchung wegen eines zweiten Meineids, Da die Geschworenen die auf wissentlichen Meineid gestellte Schuldfrage bejahen, wird der Angeklagte zu 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverlust verurteilt: auch dauernd für unfähig erklärt, als Zeuge oder Sachverständiger eidlich vernommen zu werden. 3 Monate Zuchthaus gelten als verbüßt, — Amtsgericht, Gegen den mehrfach vorbestraften Arbeiter Johann Ernst Schreback in Löbtau begehrte dessen Ehefrau bei fremden Leuten Hilfe, da sie von ihrem Manne bedroht worden war, da-s; er sie medcrslechen und totschlagen wolle. Ursache zu dieser tiefen Erregung des jähzornigen Mannes gab nach feiner Angabe der Umstand, das; seine Frau einen Gebrauchsacgenstand des Haushaltes unter dem Werte verkauft habe, Tic Bedrohte schont ihren Mann und macht von ihrem Zeugnisverwcigerungsrccht Ge- brauch: es sind aber noch andere Zeugen zugegen, die ihre Aussage erstatten müssen. Durch sie tritt die Schuld Sch.s zu tage, der i* Im Renveiizthcaler «öffnete geste»; abend der ehemalige außerordentlich beliebte Bonvivant des König!, Schauspielhauses Herr 'Albert Paul mit einem vollen künstlerischen Erfolge sein auf kurze Zeit bercchneies Gastspiel, und zwar in zwei für Dresden neuen stuckern „Russisch". Lustspiel in einem Akt von Albert Paul, nnd „ D e r L e i b a l t e", Komödie i» drei Allen von Lothar Schmidt, Daß der Autor Ackert Paul dem Schauspieler Albert Paul eine dankbare und individuell zn- geichnitteiie Rolle zurecht geschrieben habe» würde, ließ sich im voraus mit Bestimmtheit erwarten. Weniger bestimmt war vorauS- znieheii, daß um dieie Rolle hern»^ sich auch ein recht gefällig anmuteadeS und gut unterhaltsames Stücklein viäsentiereii würde, dessen Handlung zwar nicht gerade aus Glaubhaftigkeit Amprirch erheben kann, das aber doch so geschickt nnd bühnenwirksam im Einzelnen anSgeslaltet ist, daß man. so lange der Vorhang sich noch nicht über den szenischen Vorgängen gesenkt hat. allenfalls für möglich zu halten geneigt ist, daß die ^evolvermäßig-slürmische LiebcSwerbnng des „russischen Eisbären" Oberst Goschnikoff lHerr Paul) aus das Herz der schönen und tugendhaften Beiliner Opern- sängerin Grete Mickrano lJrl, Salier) in Wirklichkeit den be absichtigten Erfolg mit der Pcffpeklive auf den Traualtar bade» könne Gespielt wurde der mit lebendigem und witzreichem Dialog ansgcslattete Einakter außer von de» beiden genannten Haupt darstellern auch von den übrigen Milwirkeuden (Herren S»dow und Panlig und Frl. Seemann) io flott und lustig, daß eine fin dende Wirlmig nicht ausbleiben konnte. Insbesondere wurde Herr Paul in seiner Toppeleigeiiichait als fedcracmandter Autor und prächtig charakterisierender Darsteller mehr als ein halbes Dutzeiid- Mal vor die Gardine gejubelt, — Eine überaus sympathische nnd dantbare darstellerische Ausgabe erblühte dem liebenswürdigen (hast auch mit der Titelrolle des zweiten Stückes: „Ter Leibnltc". Der Leibalkc dcs Sclmiidtichen Stückes und sein Leibsiichs haben allerdings die „blühende goldene Zeit" fröhlichen Skudententums längst hinter sich. Dieser, d, h. der Leibsiichs. ist als Gymnasial- professor ein in Strebertum und Pedanterie verknöcherter Philister geworden, während jener als Feuilleton-Redakteur einer größere» Zeitung sich noch das alte Burschenherz mit seinem skrupellosen iind rückgintvollen Draufgängertum gewahrt hat. Des Philisters frisches, warinblütiges. kreuzbraves, ober elwas burschikos ange hauchtes Weib fühlt sich an der Seite ihres schulmeisterlichen Gatten, der, um von sich reden zu machen, in Rede und Schrift mächtig für Jraueremanzipation eintritt, w'hrend rr der eigenen Frau auch nicht die geringste Freiheit gönnt, tiefunglücklich. In demselben Maße, wie ihr das Banausentum ihres Hanslyrannen zuwider ist, fühlt sie sich von dem ehrlichen, frischen, frohen, grotzzngigen. wenn auch oft klotzig groben Wesen des Leibalteil iliiwiderstchlich an- gezogca. Als sie gar dahinterkommt, daß der heuchlerische Gatte und Franeniechller sie mit einer anderen schmählich hintergeht, kommt es zum endgültigen Zusammenbruche einer Ehe. die durch zehn lange Jahre nichts anderes als eine große Lüge gewesen ist lieber den Trümmern dieser ziilammengestürzlen Ehe aber leuchtet in nicht rrr weiter Ferne das Morgenrot eines neuen Herzensbunbes ans zwischen dem wackeren Leibalten und der niiverslaudene» braven Frau seines Leibsiichscs, Die Schwächen des Stückes ergeben sich schon aus dieser kurzen Skizzierrurg der .Haupthaudlung: der doch eigentlich recht ernste Hintergrund des Stückes steht in beständigen! Widcispnrch zu der lustigen, ja übermütige» Form, in welche die „Komödie" van Anfang bis Ende gekleidet ist. Denn lustig gehts zu in dieser Komödie: mag nun die derbe sächsische Köchin des ProiessorhauscS lFran Häniel- ihr dumm-drolltges Wesen treiben, oder mag das iechslährlge Söhnlein desselben Hanies idie kleine Ricken) sich als vntänt terriblv offenbaren, oder mag die lebens lustige Lpernbiva Gisela Wersdorf (Frl. Satter) an einer Tafel, die sie mit dem frommen Herrn Superintendenten nnd dem gestrengen Herr» Gnmnasialreklor teilt, sich zu aller Schrecken ihres „Verhältnisses" mit einem Reservelcutnnnt rühmen, oder — und das ist das Lustigste von allem — mag der Letbalte mit seinem unversieglichen Humor und seiner noch weniger versagende» Grob heit allen Philistern, Heuchler» und Verleumder» die Wahrheit geigen — nian kommt trotz der düsteren Folie, von der sick diese Lustigkeit abhebt, kaum auf Augenblicke aus dem Lachen heraus, DaS .Hauptverdienst an des Stückes erheiternder Wirkung erwarb sich auch hier Herr Paul, der mit dem Leibalten ein wunderbar einheitliches und ergötzliches Charakterbild ans die Bretter stellte. Außer ihm verdiene» noch besonders genannt zu werden die Damen Müiichheim lProiessorsgattin). Krontbal, Häniel. Seemann »nb Olbrich, sowie die Herren Janda (Gtimnasialvroscsior). Olbrich, Göritz und Lederer. Regie und Jnszene (Herr Direktor Witt) waren vortrefflich, die Aufnahme auch des zweiten Stückes warm, herzlich und in besonderem Grade ehrenvoll für Herrn Paul, dem der genußreiche Abend zweifellos die Gewißheit gebracht hat. daß ihm die Dresdner Theaterfreunde ein treues und dankbares An denken bewahrt und sich des Wiedersehens von Herzen gefreut haben. —at. darauf zu 3 Woche» Gefängnis vomrtetlt »Kd. — Der L2 Jahre alte ProvisionSreisend« Georg Walter Selbmann holt« da« Zw«, rad eme« ihm bekannten Koch«, da« er sich von dem Hausmädchen einhändigen ließ. 'Rach 8 Tagen schickte er dir Maschine in defektem Zustand zurück. Sei» Verhalten trug ihm die Anklage wegen Betrugs ein, denn er hatte zur Erlangung de« Rades falsch« Vorspiegelungen gebraucht. JudeS erfolgt seine Freisprechung, weil nicht der Nachweis zu führen ist, dag der Angeklagte einen rechtswidrigen Vermöaensoorteil anaeslrebtchat. — Der Handels- inann Friedrich August Weser und dessen Ehefrau Emilie Bertha W^in Lindenau bei Kätzschenbroda wohnhaft, hatten am 8. Dezember v. I. auf der Montzburgerstraße in der Löbnitz nahe dem „Heiteren Blick" mit dem Maurer Haase au« Naundorf em Zusammentreffen, weil dieser sich zu gunsten de« von den Eheleuten gequälten Esels, der die Last de« Wagens wegen der Steilheit und damals herrschenden Glätte der Straße nicht bewältigen konnte, verwendete. Die Wesers waren schon von früher her aus Haase nicht aut zu sprechen: dieser war einmal in einem Prozesse gegen sie aufgetreten. Sofort bekam Haase ein« Tracht Prügel und den Vorwurf, falsch geschworen zu haben, zu hören. Wegen der Körperverletzungen sind die Eheleute auf Grund der von der Staatsanwaltschaft im öffentlichen Interesse übernommenen Klage zu 2 Monaten bezw. 3 Wochen Gefängnis verurteilt worden: jetzt strengte Haase noch wegen des Vorwurfs des Meineids und der Beschimpfungen Privatklage an. die jedem der Angeklagten noch weitere 2 Wochen Gefängnis einbringt. —' Wetterdcrtch« der zöamburgrr See«arte vom «, MSr>, Ein Mnrimum von über 766 Mm. ist noch immer über Südoft-Lmopa ausgebreitet, eine Depreffwn erstreck« sich vom Ozean bis MUtel-Eurova. Minima unter 735 Min, befinden sich nordwestlich von Schottland und süd westlich von Irland. Deutschland hat sehr mildes, trockenes und meist hei teres Wetter. — Wahrscheinlich ift im Westen stellenweise Regen, sonst Fortdauer der Wetterlage. TafteSgeschichte. X Deutsches Reich. Der Kaiser sandte an Konsul Wätaea in Bremen ein Glückwunschtelegramm zu dem Siege der diesem gehörigen Jacht „Navahoe" bei der Segelregatta in den Gewässern vor Eannes, X In Berlin verbreitete sich gestern abend das Gerücht von einem Attentat auf den Prinzen Adalbert. Es stellte sich jedoch bald als unwahr heraus. Der Wagen des Prinzen hatte mit euiem vorbeisahrcnden Automobil eine Kollision, die den Bruch eines Guminireisens des letzteren unter einem heftigen Knall zur Folge hatte, wodurch das Gerücht veranlaßt wurde. X Der Reichskanzler begibt sich auf acht Tage nach Florenz zu seiner Gemahlin, dann nach Sizilien. Nach Ostern dürfte er wieder in Berlin eintressen. X Di« Hamburger Bürgerschaft richtete fast einstimmig das Ersuchen an den Senat, durch den Bevollmächtigten im Rundes rat d>e Stimme Hamburgs gegen die Aushebung des 8 2 deS Icsuitengese tzes abzugebcn. X In Osnabrück sand eine große Kundgebung gegen die Aus hebung des 8 2 des Ies»itengesetzes statt. X In Lübeck haben für die Einführung des einheitlichen, all gemeinen Achtudr-Lcidenschlusses über 1300, dagegen 58 Ladeninhaber gestimmt. Die Einführung des frühen Laden schlusses steht baldigst zu erwarten. x Oesterreich. Der Redakteur des tschechischen klerikalen Blattes „Katvlicke Lisch" ist dcs Verbrechens öffentlicher Gewalt tätigkeit angeklagt, weil er am ersten Tage des Runs auf die . B o h m i s ch e Sp a r ka s s e" aus der Straße Bekannten zuries: „Tie Sva,kasse ist verkracht" und, zwei Einlagebücker vorweisend, behauptete, er Hobe kein Geld herauSdekommr«, Während bei der deutschen „Böhmischen Sparkasse" sämtliche Einleger ihr Geld er halten haben, wächst bei der tschechnch-ultramontanen „Sankt Wenzels Kasse" das Defizit noch fortwährend Tag für Tag, weil unter den Aktiven der salliten Kasse viele sich als gefälscht erweisen, so namentlich Wechsel. x Der 23iähri;,e Erbprinz Georg Wilhelm von Cu mb er laub ist an den Maiern erkrankt. Der Zustand ist geiabrlos, X Italien. Deputierten kämme r. Bei der Beratung der Iuslizreform führt Ministerpräsident Zanardelli aus, die jetzige Iustizorganijatton sei fchon seit dem Jahre 1808 bezw, 1810 in Kraft und es sei Zeit, daß Italien beweife, daß das parla mentarische Regierungsshstem kein Hindernis sei für seit langer Zeit geforderte Reformen, Der Ministerpräsident betont, sein Be- streben sei stets eine gründliche Reform des Richterstandes gewesen, denn das Maß von Unabhängigketi, dessen die Richter genießen, sei ein Maßstab für die Kultur eines Landes, Die zur Beratung stehende Reformvorlagc sei ein Werk der Gerechtigkeit, der Gleich, heit und der Freiheit iLebhafter Beifalls, und er werde glücklich sein, wenn dieses Werk den Abschluß seiner politischen Karriere bilde ioon alle» Seiten Rufe: 'Rein! 'Rein!), weil er sich bewußt sein würde, das gesichert zu haben, was das Hauptbedürfnis eines Landes ist: eine ehrliche Justizverwaltung lLcbhaftcr, allgemeiner Bestall: der Ministerpräsident wird von den Abgeordneten be glückwünscht), Das Haus beschließt einstimmig, zur zweiten Lesung der 'Vorlage überzugedcn X Spanien. In einer in Madrid abgehaltencn Versamm- lung der Republikaner wurde Salmeron zum alleinigen Führer der Republikaner ausaerufen, X Der Finaiiziiiinister Villaverde hat sein Entlassung- gesuch eingereicht. Rodriguez San Pedro wurde an seiner Stelle zum F i n a nz in i ni ster ernannt. Es verlautet, der Rücktritt Villaverdcs sei aiif Meinungsverschiedenheiten mit anderen Mi- »istern über die Erhöhung der Ausgaben im Budget zurückzu- führen. x Portugal. CS wurde beschlossen, den Besuch König Eduards als Rationalscst zu leiern. Eine weitgehcvde Amnestie wird bei dicier Gelegenheit erlassen werden, x England. Wie »immchr endgültig feststebt, wird sich König Eduard am nächsten Montag in Portsmouth aus seiner Jacht nach Lissabon einschifsen, Tie Königin verläßt London am Sonnabend, um sich nach Kopenhagen zu begeben. X Griechenland. Ueber 10000 Bewohner der korinthischen Ebene wandern nach Amerika aus. X Amerika. In seiner Botschaft an den Kongreß erklärt Castro, er habe geglaubt, daß sein Rücktritt im Interesse des Friedens der Republik erforderlich sei. Er beuge sich aber vor dem Wunsche des Kongresses, daß er die Präsidentschaft bei behalten solle und unterwerfe sich seinen Pflichten von neuem, aber nur. bis dem Volke der Friede wiedergegeben und die Ord nung wiederhergestellt sei, X Das Marinedepartement zu Washington gibt bekannt, daß die Reise des nordatlantischen Geschwaders sich nicht über die Azoren hinaus erstrecken wird. Zum Verständnis dieser Mitteilung ist zu bemerken, daß ein Washingtoner Blatt gemeldet hatte, der Deutsche Kaiser habe in einem persönlichen Tele gramm an Roosevclt das amerikanische Panzergeschwader em- geladen, Kiel im Mai zu besuchen. Diese Einladung soll angeb lich die Folge der jüngsten Meldung, daß die Frühiahrskreuz- fahrt der amerikanischen Flotte sich möglicherweise bis Lissabon nusdehnen werde, nctvesen lein. Wenn nun das Geschwader nicht über die Azoren hinaus fahren soll, so entfällt selbstverständlich auch ein Besuch in Kiel, X Asien. Im vizeköniglichen Rate in Kalkutta hielt der 'Vizekönig eine Rede, in der er mit eindrucksvollen Motten auf die zur Zeit sich vollziehende Veränderung der auswärtigen Beziehungen Indiens hinwies, die es in den Wirbel der Welt- Politik ziehe, England, Rußland, Frankreich, Deutschland und die Türkei wurden große asiatische Mächte. Bedeutende Verände rungen müßten und würden eintrcten. Daß aber die wenigen großen asiatischen Staaten Japan, China, Tibet, Siam und Persien von euiem feindlichen Einflüsse freibleiben, sei für die Wohlfahrt Indiens notwendig. Schon sammelten sich über der Zukunft des Landes Wolken, und Indien werde in die vorderste Reibe der internationalen Politik gedrängt. Daher sei es not- wendig, daß die Strcitkräste dcs Landes m einem hohen Stande der Leistungsfähigkeit und seine Verteidigungsmittel gesichert seien. X Afrika. Nachrichten, die von der marokkanischen Grenze her eingcgangen sind, besagen, daß der einstige Führer des Auf- standes von 1875 Bu-Amama von dem Prätendenten Bu- hamara ein Schreiben erhalten habe, durch das erster« zum Scheck von Figuig und der ganzen marokkanischen Sahara er- nannt und ausgesordcrt wird, die Waffen zu ergreifen, sich mit ihm zu vereinigen und gegen die Christen unv die Freunde der Franzosen zu erheben.
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