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Dresdner Nachrichten : 28.04.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190304281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19030428
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030428
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-04
- Tag 1903-04-28
-
Monat
1903-04
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.04.1903
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Oertliche« m»d Gächsische«. — Da hat »an Dresden doch noch seinen Baumblut- Sonntag gehabt, trotzdem man dieses Jahr nicht allzu grobe .Hoffnungen darauf setzen durste angesicht» der länger als drei socken «ährenden kalten, unfreundlichen Witterung, die un» am vorletzte» Sonntag sogar mit einem der allerschlinimsten Schnee- sturme überraschte. Eine Wanderung durch die Obstalleen über zeugt, das,, mit ganz geringen Ausnahmen, die Fruchtbänme alle WitlerunaSundtldc» der vergangenen Wochen gut übcrstanden haben- Schöner wie dieses Jahr baden auch in früheren Jahren. >vo Schnee und rauhe Stürme nicht die Blut bedroht, die Bäume in ihren, BlütenNeide nicht daarstanden. Wer vorgestern noch nicht zu seinem Baumblut-An-tluge gekommen ist. der kann sich sogar trösten, denn er wird in den nächsten Tagen, ja selbst am kommenden Sonntage, soscrn er nur die höheren Lagen bei einem Spaziergänge etwas bevorzugt, noch den grüßten Teil der Klrlch- blut in voller Pracht finden. Naturgemäß und mit Stecht wandte sich am vorgestrigen Tage der Hauptstrom der Baumblnt-A»S- slüaler dem westlichen Gelände in der Umgebung Dresdens zu. nach Leutewitz. Brteßnitz. Merbitz, Mobichatz bi» hinunter nach Cossebaude. Niederwartha und hinauf »ach Weistrvpp.l RennerS- dors ulw. Wie schon von Alters her, bildete auch diesmal die Schoner Mühle in dem liebliche» Gninde den bevorzugtesten Sammel- und Erholungspunkt für die vielen Tausende, die eine .Boomblut-Partie" in jene Gegend unternommen hatten. Cs ging etwa» bunt zu in jenem reizend gelegenen AuSslngSpunkte: mau war mlt de» Sitzgelegenheiten nicht gerade wählerisch und auch in manchem anderen konnte man sich zeitweiic an die Bier- metrovole an der Isar verletzt wähnen. Schade nur. daß in diesen, bunten, echten BolkSleben die chphche Kalkulator-Figur fehlte, dir »och vor 80, 40 Jahren dem Banmblut-Ausslug nach der Schoner Mühle die echte humoristische Würze lieh. Doch auch in anderen Gastwirtschaften usw. fehlte eS nicht an Besuchern, kein Wunder im Hinblick auf die geradezu unheimlichen Mengen, die mittels der Esienbahn. der Dampfschiffe und der Straßenbahnen oder psr ,>«äv8 spoatolurum der westlichen Gegend um Dresden zustrebten. Cs war eine Bölkerwanderuiig im wahren Sinne des Wortes, die der vorgestrige Baumblut-Sonntag zu wege gebracht hatte. Befremdlichermelie nicht ganz so stark wie in früheren Jahre» war die Planensche Gegend besucht, obwohl gerade hier, ani Kiiichberg »sw., infolge der tieferen, geschützteren Lage die Blut in schönster Pracht stand. In der Loßnitz, die natürlich auch von ungezählten Tausenden von Ausflügler» belebt wurde, hatte man wieder den herrlichen Anblick, daß sich unter die schneeweißen Kirsch- und Birnenbliiten die lieblichen roiagetärbten Röschen der Pfirsich- und Mandelbäumchen mischten und das landschastliche Bild in an genehmster Weise belebten. Auch das obere Eldlal mit seinen »bstbaumbcstandencn Plantagen um Loschwitz biS Pillnitz, sowie bei Rockau. Pappritz usw. war gleichfalls das Ziel vieler. Die Witterung ließ zwar im allgemeinen nicht viel zu wünschen übrig, nur hätte man nach dem herrlichen Morgen einen sonnigeren Tag erwarten dürfen: gegen Abend zogen sich sogar einmal die Wolken so bedrohlich zusammen, daß man fürchten mußte, Gott Pluvius wolle der srohgestimmlen Menschheit diaußen in der sich veriüngcn- oen Natur sein Regiment fühlbar machen; glücklicherweise blieb es aber nur bei einem ganze» schüchternen Versuche von Regen, doch hatte sich, da die Sonne mit dem vorrückenden Tage ziemilch konle- »urnt ihr Antlitz verbarg, die Temperatur erniedrigt, io daß gegen Abend ein längeres Verweilen im Freien etwas beeinträchtigt wurde, zum Schaden manches Wirtes, der im Hinblick aus die ver schiedene» schlechten Sonntage vorher ei» noch lebhafteres Geschäft sehr wohl vertrage» hätte. Hoffentlich hält die nun eingetretcne ficnndliche Witterung noch recht lange aus. damit jedermann, der dies biS jetzt noch unterließ, die blütenreiche Umgebung von Sach icnS Residenz auffnchen kann, durch die Dresden einen Vorzug vv den allermeisten Großstädten hat. um den cs wirklich zu be neiden ist. — Um den AusflugSvcrkehr zu bewältigen, mußte die StaatSbahnvcrwallung zwischen hier und Cossebaude 16 Sonder- zügc abscrtigen. Der Friedrichstädtcr Bahnhof allein verkaufte nach de» Vororten bis Cossebaude gegen 8000 Fahrkarten: diese Vororte verausgabten rn den Abendstunden über 8000 einfache Fahrkarten nach Dresden. — Nach Schandau mußten 6 Sonder- züac abgclasscn werden. — Die anläßlich der Reickcr Nennen nach und von dem Festplatze abgesertigtcn Sondcrzügc wurden von annähernd 1100 Personen benützt. — Die Jubelfeier der 85. Wiederkehr des Kirchweihtages wurde in der IohanneSkirche am Sonntag unter allgemeiner festlicher Teilnahme der Gemeinde gefeiert. Da» Festgelaute am Vorabend und am Morgen des Tages, die Flaggen auf dem Kirchturm verkündeten den Freudcnrag. Die Kirchgänger strömten von allen Seilen in das festlich prangende Gotteshaus. Viele landen keinen Platz mehr. Auf den Ehrenplätzen am Altar hatten sich frühere Mitglieder des KirchenvoritandeS. die Frauen und Kinder der verstorbenen ersten Jvhanneskirchgeistlichen Dr. Peter und Nicolai, Herr Pastor Schubert, Direktor des Ehrlichichen Ge stüts. das die Jobannrskirche bis zur bevorstehende» Erbauung -er eigenen Kapelle noch mit benutzt, derSpender eines AltarfensterS mit figürlicher Glasmalerei, Herr Tischlermeister Knauer, und andere Ehrengäste versammelt. Eine Einladung der kirchlichen und städtischen Behörde» war unterbliebe», weil man geglaubt hatte, dies 25>ädrige Judliäum als einlache häusliche Feier der Gemeinde begehen zu sollen. Vom Kirchcnvorstand der Mutter- gemeinde z»m heiligen Krem war der feiernden Tochteraemeinde von Herrn Superintendent Oberkonsistorialrat v. Tibelkus dem Kirchenvorstand und insbesondere den beiden seit Bestehen der Gemeinde im Kollegium erfolgreich wirksamen Herren Oberjustizrat Oberstaatsanwalt Rcichc-Eiscnsttick und Oderiustizrat Rosenmüller Festaruß und Segenswünsche gesandt woidc». Auch andere Be- giüßuitgen waren cingegange». Nach Gelang des EingangSliedcs und der von Herrn Pastor Mcusing verwalteten Liturgie kam durch den früheren ersten Diakonns der Johanneskirche, derzeitigen Oberpsarrer in Kölleda in Thüringen. Herrn Tr. Koppchele, vie Epistel am Kirchwclhtage wie vor 35 Jahren zur Vorlesung, nach Gesang des GlaulienslicdeS das Sonntags-Evangelium anS Johannes 10. AtSdann wurde vom Orchester und verstärkten Kirchenchor der FeflbyninnS zu künstlerisch vollendeter Aufführung gebracht, an dein sich bei der Weihe der Kirche die Gemeinde erbaut hatte. Die Frstvredigt hielt an Stelle des noch erkrankten Herrn Pfarrers Dr. Kühn der zweite Geistliche der Kirche. Herr Pastor Uebiaau. Er hatte denselben Predigttext und dasselbe Thema gewählt, wie vor 25 Jahren der erste Pfarrer Dr. Peter, und zeigte, wie die Worte .Dieser Jünger stirbt nicht", an der Johannesgemeinde, an der JobanncSkirche und an dem in beiden waltenden JohanneSgeist sich bewährt haben und mit Gottes Hilfe Iveiter bewähren werden. Unter Hinwels auf die 25>ähriae Ge schichte der Gemeinde, unter ehrendem Gedenken der früheren Geistlichen — aus den Gräbern der beiden Verstorbenen Ware» Kränze seitens der .dankbaren Johanneskirchgemeinde" niedergelegt worden — unter Hervorhebung der unvergeßlichen Verdienste des damaligen EvhornS v. Franz »nd des allezeit gcwissenhast und umsichtig waltende» Kirchenvorstandes: unter Bezugnahme aus die bauliche Vervollkommnung des schöne» Gotteshauses während der Zeit seines Bestehens wußte er Worte zu leihen und zur Pflege Geistes inniger Hingabe an den . tretens für den Herrn, zu ermahnen. Nachdem Herr Oberpsarrer Dr. Koppebrle auch die Schlußlitnrgie gesungen, fand der herr- erhebende Jestgottesdienst seinen Abschluß damit, daß vom Kirch turm durch Pvsauncnchor das Lutherlied: .Ein' frste Burg ist Gott" geblasen und von der um die Kirche versammelte» tgemeinde anaehört wurde. An Festgaben ist außer der knnst- l gestickten Altardrcke noch eine Spende zur Pastor Peter- Gtistung durch eine erste Konfirmandin der Johanneskirche und ein silberner Abendmahlskelch, von Frau Köhler gestiftet, dankbar ent- gegengeiwmmen worden. — Der Arbeiter-Sängerbund von Dresden und Um gegend hatte seine Freunde vorgestern nachmittag zn einer Volks tümlichen Gesangs-Aufführung nach dem Saale des .Trianon" geladen. Man hatte diesmal, mit einer einzigen Aus nahme, auf die Aufnahme von sogenannten Tendcnzlledem in das Programm verzichtet, vielleicht dem Beispiele der BvlkSsingakademte folgend. I» musikalischer Beziehung ist der Tausch ein wenig ^lücklichkr gewesen. Wie sich Männer der Arbeit an solch' musika Kätlel. Daß diese Kost den Zuhörern nicht mundete, hatte man mehrfach zu beobachten Gelegenheit. Solche Lieder wie »Llnden- laub'ß .Biiebanm" l». ..Abschied von der Heimat", .Schweres Scheiden", um nur die schlimmsten zu nennen, gehören nicht ln da» Programm einer ernst strebenden Chorveretniaung. um so weniger, al» an guten Volksliedern durchaus kein Mangel ist. Gesungen wurde durchweg gut »nd »um Teil lehr gut. Lw» am in»ve>an dere von den von etwa 800 Sängern vorgelrageuen Massenchörcn unter Herrn Heinrich Riva» Lettuiig. Der Vortrag der Lieder „Nun kommt der Frühling wieder" von Pfeil. „Jäger- falsch' Lieb " von Dregert und„Jicheißa mein Dinidal" von Kremser bewies eine bemerkenswert gute Schulung der Länger, besonder» auch i» textlicher Hinsicht, worin eS bekanntlich in Arveitrr-Gesanavereiiien. dir noch dazu Sachsen zu ihren Mitgliedern zäkleii, nicht immer gut steht. Der Krenneriche Ehor mußte wiederholt werden. Ans der Zahl der mit Einzelvorlrägen hervortrelcnden Vereine leien als die besten genannt: .Licdcrhalle" (Dirigent: Herr Kirsch), die JlenmannS „Heute scheid ich" und StickrerS OS Herz" äußeisl gefällig vortrug, und die Vereinigung Erholung-DreSven, Vulkan- Dresden und Frohe Sünger-Trrsdcn-Lübtau, die unter Herrn NeubertS Leitung .Aennchen lieb" (bearbeitet von Langer) und „Met Schatz iS e schies gederascheS Madl" «bearbeitet von Albert Kluge) mit gutem Gelingen sangen. Der letztgenannte sehr wir kungsvolle Cbor des OrpheuS-Dirigcntcn wurde ä.» cspv gesungen. Den Schluß des Konzertes bildete das im Gesamlchor gesungene .Lied der Arbeit" von Scheu. — Herr Direktor Winter-Tymian tritt in der vorliegen den Nummer in einer Erklärung den verschiedenen Gerüchten ent gegen, nach denen am 1. Juni seine bestens bekannte Gesellschaft ansgelöst würde. Im Gegenteil, die Gesellschaft wird durch Ge winnung neuer Kräfte bedeutend vergrößert werden, und nur einige Mitglieder verlassen sie. — lieber das Vermögen der Firma W. Höffert, Atelier für Photographie und Porträtmalerei. hier, Pragerslraße 7, ist nun- mehr das KonkurSversahreneröffnet worden. Die Hoff- nung, den Konkurs zu vermeiden, ist demnach nicht in Erfüllung gegangen. — Der diesjährige (14.) VerbandSiag des Deutschen Berg- nnd Hüttenarbeiter-VerbandeS findet Ende Mai in Zwickau statt. — Die 21. ordentliche Landcs-Hauptversammlung des Wohl tätigkeits-Vereins „Sächsische Fechtschule" findet Sonntag den 10. Mai. im Schützcnhause zu Mügeln iBezirk Leipzigs statt. — P oliz cibericht, 27. April. Vor einigen Tagen ist ein Mann angehalten worden, der unter verdächtigen Umständen ein goldenes Armband — Reif mit Kleeblatt und Brillant — hat verkaufen wollen. Nach den angcstelllcn Erörterungen ist das Armband vor drei bis vier Jahren hier gesunden worden. Eigentümer des Etwaige sachdienliche Mitteilungen über den Ctg Armbandes werden an die Kriminalpolizei (Hauptpolizei, Zimmer Nr. 29) zu O. IV. 519/03 erbeten. — Fahrpläne. Jur Verlage der Finna M. L R. Zoch er ist soeben di«Sommcrausgabe des Blitz "-Fahrplan es sürdas König reich Sachsen erschienen; der Inhalt ist durch Ausnahme von US neuen Limen vermehrt worden, trotzdem ist dieses beliebte Kursbuch nicht unhand Iicher und der Preis nicht teurer geworden. Der „Blitz" ist sür SO Psg. iu allen Buch- und Papierhandlungen, bei Bnhnbossvuchhändlcrii und Kolporteure» zu haben. Die rokalsahrplätte sür Thüringen, Harz, Nord böhme», Riesen und Jsergcbirgc sind noch aussührlichcr ais bisher aus genommen worden. Der „Blitz" enthält wieder eine klare Eiscnbabnkarte. den Dampsschiss-Fahiptau, die Postkurse sür Personenbetvrderung »nd eine Lolcllasel. Die Aussinbung der Linien, nicht minder die Berechnung der Fahrkartenpreiie wird durch die vorgebrucktcn Kilometer,ahlen mit Hilsc der aus Seite 00 ausgcsübrten Fahrpreise per Kilometer sehr leicht gemacht. — Bei der Ferd. .vcinr ich scheu Drucker.ci, Stistssiratzc 4, gelangte dieser Tage der beliebic und bcwäkrie W an d - E is e » l> a hn s ah rp l a n sür Dresden aus das Soiiimcrhalbjahr ISO» zur Ausgabe, kr enthält in großen deutlichen Ziffern sämtliche nbgehende» und anlommcnden Züge, ioivic die BerbindungSzüge und Anschlüsse an vie Zweig- und Sckuiidärbahncn. — Das Preisgericht sür die Beurteilung der Entwürfe sür den Rea lsch l, ln e» b a u in Meißen gelangte zu folgendem Ergebnis: Der erste Preis konnte keinem Entwürfe zugeiprochen werden. Dagegen wurden preisgekrönt die Entwürfe des Bau meisters Ferdinand Schönborn in Dresden und der Architekten Adolf Kühn und Fritz Hirsch in Mitlweida niit je einen, zweite» Preise zu 1000 Mark, ferner die Entwürfe des Baitincistcrs Paul Müller in Bühlau bei Dresden, der Architekten Louis Buche und LouiS Bosset iu Dresden und des Architekten Georg Tcichgräbcr in Dresden mit je einem dritte» Preise zu 50«) Ma k. — Leipzig. In ihrer Wohnung, Kleine Fleischerqasse 12, 2. Etage, hat sich die 39jährigc Trödlerin Lory, die Schwester der vor drei Jahren ermordeten Trödlerin Lory. erhängt. — Im Lagerraum der Fabrik für elektrisches Installations material des Ingenieurs E. Borg in Leipzig zersprang am Sonnabend abend ein Ballon, der Schwefelsäure enthielt, iodaß sich im Nu giftige Gase entwickelten, durch deren Einatmen ein tm Lagerraum vefindlicher Arbeiter schwer erkrankte. Unmittel bar unter ocm Lagerraum befindet sich die Werkstatt, in der etwa 10 Personen beschäftigt waren. Durch einen Riß in der Decke drang die Schwefelsäure in größerer Menge in die Werkstatt ein, iodaß sich auch hier bald giftige Dämpfe entwickelten, durch deren Einatmung der Fabrikant Borg getötet wurde. Weiter sind aus gleichem Anlaß erkrankt der Werkmeister und zwei Arbeiter, die sich zur Zeit des Unfalles in der Werkstatt befanden. Einer der Verletzten ist noch in Lebensgefahr. — In Eschefeld bei Borna verunglückte am 24. d. M. in dem Müllerschen Braunkohlenwerke der kaum 30 Jahre alte, verheiratete Häuer Hermann Ackermann durch plötzlich herab stürzende Erd- bezw. Sandmassen tödlich. — Eine wirkliche Hyänenjagd gab es am Mittwoch aus dem Güterbodeu des Chem itzer Bahulwfes. Ter Besitzer des Tiergartens Scheibe löst seinen Tierbestand aus und batte u. a eine Hyäne an Hagenöeck in Hamburg verkauft, die am Mittwoch ihrem Bestimmungsorte zugeiührt werden tollte. Im Güteiboden gelang es aber dem Leichenräuber, aus seinem Käsig auSzubrechen. und er spazierte nun zum größten Entsetzen der Güterbodenarbclter frei nmber. Sofort wurden alle Türe» verschlossen, einer bewaff nete sich mit einer Flinte und es wurde auch nach der Scheibe um Hilfstruppen telephoniert. Der Kamps verlief z»m Glück un blutig, die Bestie wurde gelangen und sollte daraus am Donners tag zum zweitenmal per Bahn versandt werden. Dock »ahm die Bahnverwaltung diesmal den Transport nicht an und so wird die Hyäne noch in Chemnitz verbleiben müssen, bis Hagcnbeck einen sicheren eiserne» Käsig schickt. — Roß wein, 27. April. Die verheiratete Arbeiterin Zschoche kam heute vormittag während des Betriebes in einer hiesigen Webwarcnsabrik mit dem linken Arme in einen Wolf. Hierbei wurde der Frau der A r m bis au den Ellenbogen obgc rissen. — Mittlveida, 27. April. Die hiesige Freiwillige Feuer wehr beging die Feier ihres 40jährigen Bestehens. — Am Sonntag gegen Abend fubr ein junger Radfahrer durch Tanneberg b. Nossen trotz Verbots den sehr steilen Berg in der Richtung ans Limbach hinab, kam zu Fall und sich an Kopf und Armen schwer. — Annabera, 27. April. In der Nacht znm Sonntag ist der Vorstand des hiesigen Postamtes Herr Posldirektor No de nach kliizer Krankheit verstorben. — Buchbolz. 27. April. Der Bürgerschullelirer Bernhard Wolf, welcher seit 34 Jahren a» der Buchholzer Schule wirkt, ist vom König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter richts zum Oberlehrer ernannt worden. — Meerane, 27. April. Zu der bereits gemeldeten, das größte Aufsehen erregende» sensationellen Verhaftungs Affäre eines hiesigen ipiritistiichen Mediums wird noch bekannt, daß der Ehemann der Verhafteten von Beruf Schmied ist und die nicht unbeträchtlichen Einnahmen der Frau bei Aus- Übung ibrer geradezu ungeheuerlichen und unglaublichen Flunkereien ein gut' Teil mit dazu beitrugen, einen angenehmen Lebensunterhalt zu führen. War man bis letzt gewohnt, derartige piritistischc Umtriebe vorzugsweise in den Großstädten zu finden, ch beweist die Mccraner Affäre, daß der Geist der Anna Rothe in den breiten Äolksmassen fortlcbt und auch in kleineren Städten die schönsten Blüten zeigt. Die Sitzungen des „Blumenmediums" in Meerane wurden streng geheim gehalten und fanden, wie jetzt scststeht, in allen Stadtteilen statt, ohne daß davon Unberufene etwas gewahr wurden. In gewissen Zusammenhang mit der Mediumaffäre bringt man eine seit Jahren hier bestehende ge heime ReligionSsekte. von vielen „Gesundbeterei", genannt, die zorverung ves viengen Pastors »no an, isonmag von pcn „ noch nicht konfirmierten jungen Leuten 14 zur Konsiennation er schienen, sodaß noch 33 rückständig sind. — In Bautzen ist am 24. d. M. der Miihlenbesitzer und Stadtrat Gustav Adolf Wetzlich gestorben. Der Heimgegangene hat 31 Jahre hindurch städtischen Ehrenämtern vorgestanden. verletzte — Am Sonntag erfolgte in Bautzen in Anwesenheit de« Herrn Staatsministers Tr. v. Scydewitz, des Herrn AmtShcouvt. manns v. Schlicken und versclffedener geistlicher und weltlicher Be hörden die Emweihung dcS neuen kalhoit scheu Seminars. — Ober! an drögericht. I» dem bekannten, von dem sächsischen StaatSsiSkus gegen die Kvnkuisverwaltuna der Leipziger Bank angestrengten Prozeß war heute vor dem 2. Zivilsenat aber malS Veihandlungsteinii» anbcraumt worden, der aber infolge Erkrankung des Reserentcn vertagt werden mnßte. — Landgericht. tBetrugsprozeß gegen die Ge brüder Bioch.j Ais erster Zeuge wird Rechtsanwalt Engel hardt aus Lodz vernommen. Der Zeuge ist uis Konkursverwalier über das Vermögen der „Saxonia-Werke" in Lodz bestellt worden. Er behauptet, daß der Dresdner Arzt vor Verlust geschützt worden wäre, wenn er die Lodzer Fabrik erstanden hätte. Ter als Zeune und Sachverständige vernommene Bankbeamte v. Meyering sagi, daß die von Adolf Bloch in südafrikanischen GolLmineu-Papnee.i betriebenen Spekulationen offenbar gewagt, zwar im cillgcmcenen gewiniiverheißend, aber nicht unfehlbar waren, wie denn »verhaum ein jedes Spekulationsgeschäft durchaus nicht im S»n>e des ltzelo gcbcrs gelegen haben könne. — Kaufmann Rother ais kaufmännischer Sachverständiger beziffert den Verlust, welchen Bl. bei dem Ver kauf der Wertpapiere erlitten hat, aus mindestcuS 40000 Mark -- Es gelangen nun eine Anzahl m russischer Sprache abgesaßt.-c Hypolhekenablretungs-Nrkuiiden zur Verlesung. -BesonderesJiUer- esse gibt die Vernehmung des geschädigten Arztes, de) Geheimen Medizinalrates Dr. von Reyher. Dieser Zeuge gibt im allgemeinen eine Darstellung, wie er mit dein Angeklagten Adolf Bloch bekannt geworden sei. Jedenfalls habe der Angeklagte schon von vornherein unter allen Umständen in die Anstalt des Arzu» gelangen -wolleih nachdem lhm angeblich ein Aufenthalt >m ancuor>um nichts geholfen habe. Von selbst Wertpapiere anzuvertrauen, mir dessen Rat hätte er sich gefalle: lassen. Da Adolf B. einen ruhigen, soliden, vertrauenerweckend-n Eindruck gemacht, habe der Zeuge gar keinen Anlaß gehabt, ocm Angeklagten zu mißtrauen. Eine Zeit lang sei der Arzt beruh gt gewesen. B. habe zugesagt, daß ei» Drittel der Einlage in sicheren 1. Hypotheken, der Rest ganz sicher in russischen StaatSpapiereu oder anderen Effekten gegen eine Verzinsung nicht unter 7 Pro- zent angelegt werden sollte. Im allgemeine» bestätigt dreier Zeuge alles das, was bereits berichtet wurde Noch ist es aber interessant zu hören, daß Adolf Bloch alles tat, um den Dresdner Arzt von eurer Reise nach Warschau und Lodz obzuhaltcn. Von einem Schwager Advif Blochü erfuhr der Geschädigte, daß oilei verloren sei. Die Berhaiidluuq am Sonnabend wurde abends kurz vor 9 Nhr vertagt. Bei der Vernehmung des Rechtsanwalts Engel Hardt aus Lodz bemerkte der Vorsitzende, daß von Anfang an gleich größere Klarheit über die pekuniären Verhältnisse der „Sarviiin Werke" hätte geschaffen werden können, wenn cs möglich gewesen wäre, „eine deutsche Hand auf die Geschäftsbücher der Favrik zn legen". — Gestern vormittag 9 Uhr wurde die Verhandlung mit der Veruehnmng der übrigen Zeugen fortgesetzt. ES wird im aügc- meinen bestätigt, daß die „Saxonia-Werke" in Lodz weit über den Wert geschätzt, und der geschädigte Arzt, Geh. Hofrat Dr. o. Reicher, über die Verwendung seines Geldes völlig im Unklaren gelassen worden ist. Der weitere Verlaus der Verhandlung eMibt nichts wesentlich Neues. — Nachmittag ^5 Uhr begannen die Plaidoyers. Staatsanwalt Dr. Tittel führt aus, daß die Vermögensverhält- nissc Adolf Blochs zerrüttet waren, als er sich in die Behandlung Dr. v. Rcyhcrs begab. Anfangs habe Adolf Bl. von Dr. v. R. dem Wladislaus Baruch. einem Verwandten der Angeklagten, ein Darlehen verschaffen wollen. Ter Arzt lehnte ab, wurde aber dann von Adolf Bloch mit dem Vertrage vom 21. Dezember 1899 völlig überrumpelt, und gab als weich-herziger Man» dem Drängen Adolf Blochs nach. Dr. v. N. habe gemeint, den ersten Teil seiner Wert- payicre einem reellen Manne anvertrant zu haben, machte aber die Erfahrung, daß ihm auch der Rest von dem geriebenen Spekulanten abgelockt worden war. Jetzt spielten auch die Mitinhaber der „Saxonia-Werke" Wladislaus Baruch und Bernhardt Baruch, Verwandte und Mitverschworcne Adolf Blochs eine Rolle. Sic haben ohne Ausnahme von dem fremden Gclde Nutzen gezogen; vie wenig übersichtlichen Schriftstücke, welche Adolf Bl. aufsiellte, heit gewiegt, konnte aber den Verhältnissen nicht auf den Grund gehen, da nach Versicherungen Blochs eines Feiertags wegen alle Geschäfte und Banken geschloffen seien. Am 3. September 1901 sollte die Rückgabe der Werte erfolgen; da riß Adolf Block das Letzte slOOOO Mk.) an sich, zahlte den größten Teil an seinen Bruder, schrieb mit zitternder Hand als angeblich schwerkranker Mann Briefe an Dr. v. R. und wurde endlich in Karlsbad ver haftet. Zwar sagte er, daß die 110000 Mk. Hypotheken auf die „Saxonia-Wctke noch da leien, verschwieg aber die Darlehen, die er an seine in Lodz wohnenden Verwandten gegeben hatte. Adolf Bloch könne nach alledein nicht mehr Anspruch machen aus den Namen eines ehrlichen Mannes; er sei ein Betrüger. Der Staats anwalt beantragt eine Gefängnisstrafe, welche dem Maximum gleichkommt, daneben EhrenrechtSverliist und eine empfindliche Geldstrafe. David Bloch könne von Glück sagen, nicht wegen lln- treue und Hehlerei angeklagt zu sei», denn er habe gerade für die Beseitigung der Wertpapiere am meisten gesorgt, und als die Ver haftung Adolf Blochs erfolgte, habe er sofort eine Aenderung des Testaments Adolf Blochs hcrbeigeführt, damit nicht cwta des Letzteren Gläubiger, vor allem auch Dr. v. Reyher, sich unter Um ständen au das Vermögen Adolf Blochs Halle» könnten. Der Staatsanwalt beantragt die Bestrafung David Blochs wegen Be- günstigung. — Rechtsanwalt Justizrat Dr. Reichel als Ver teidiger D-avid Blochs beantragt deffc» Freisprechung. — Der Ver teidiger sür Adolf Bloch. Rechtsanwalt D r. Gies e, schildert diesen als kranken Mann, -er an Nervenschwäche leide und unter der Last der Geldgeschäfte den Kops verloren habe. Der geschädigte Ge heimrat Tr. v. Reyher sei durchaus nicht so geschästsunkundia mi mst russischen Verhältnisse» Wohl vertraut. In einem Zivil- vrozeffe wäre Dr. v. R. nicht zum Eide gekommen, man müsse also seine Aussagen mit Vorsicht ausfassen. Daß der Zeuge von Lldoil Bloch facziniert worden sei, ^ Million hcrrugebcn. erscheine nickt ganz glaublich. Die einzelnen Punkte der Anklageschrift streifend, kommt der Verteidiger z» der Meinung, daß der Vertrag zwischen Adolf Bl. und Dr. v. R. ein reiner Spekulatwiisvertrag gewesen sei, den der Beauftragte als kranker Mann so lange erfüllt habe, als es ihm möglich war. Auch dieser Verteidiger plädiert auf Freisprechung seines Klienten Adolf Bloch. — Oeiientliche Versteigerungen in den König! Amtsgerichte». Mittwoch, de» 29. April. Zwickau: Mar Paul Marlins bckbausaruiidslück <2 Ar) daselbst. Lermannltraße 2«, 22 000 M. Meißen: Max Rudolf Peterscns Wohnhaus <18,8 Ar) in Kotitz, Balmlwb straßc, SO 980 M. Dresden : Das der Firma Mügeiner Bank Nickel L- Voiat gehörige Grundstück (Villen- mit Stallgebiiude, Obst- und Ziergarten. 28,8 Ar) in Lolchwitz, Prinzes; Luisa-Llraße l. 9» 500 M. Dresden : Pri- valus Karl Rimard Reuteris Modnbaus mit Schuppengkbäude. Los und Garten <11,2 Ar) in Mockritz, St OOv M. Dresden : Zimmerpolier Gustav Adolf Klotzsches Wohnhaus mit Lintergeöäudc, Hof und Garte» <l3.i Ar) in Dresden-Trachau, Schulstraße IS, 87 300 M. Brand : Anna Susanne verebcl. Kröncr geh. Lanischs Grundstücke in Oberreichcndach bcz. Linda - l. Wohnhaus, Feld, Gatten, Wiele und Srlenniederwald <t Lektor 97.4 Ar) II 000 M. : 2. Wiese, Erlenniedcrwald »nd Feld <1 Lektor 67.8 Ar». 2004 M., zusammen gewürdcrt aus iS 004 M., Zubehör 40 M. Wilsdruff: Gastwirt Franz BcvrichS Grundstücke: Sotel mit Siallnngen, Fleischerei und Eiskeller, Feldweg «nd Wiese <59,8 Ar) daselbst. 92 580 M.. einichl. des aus S500 M. geichiitzle» Inventars. Leipzig : Privatmann Gustav Einil Anders Wohngebäude mit Backhaus, Seitengebäude, Losraum und Garten iv.I Ar) in Schöneseld, Lauvkstrabc 48, 57000 M. Bischofswerda : August Lermami Schönes Grundstücke tn Larthau: I. Bauerngut <5 Leliar S5,5 Ars, 17 NO M.: 2. Feld (72. l Ar), 1200 M. Versteigerung an Ott und Stelle. Mügeln: Max Arthur LcouhardlS LauSgrundstück daselbst, 5512 M. — Einstweilen eingestellt ist der aus de» 28. ds. M. angesetzlc Termin zur Versteigerung des Dr. phil. Rudolf Cittl Otto Banck - schen Grundstücks in Bühlau. Ucbersicht über den Inseratenteil. «eile Familiennachrichtcn .... 5 Prtvatbesprechungen .... 0 Unterrichts-Ankündigungen . 6 BergnügungSanzeigen . 6. 7. 8 Angebotene Stellen ... 11, Dresdner Nachrichten. 'irr. 117. Seite s. Dienstag, 28. Avril 1V03
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