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— 383 - Aber schon im sprechen erschrak sie über den tiefen Ernst in seinen Mienen und seine chr sofort auffallende Befangenheit. Ihr Blick hatte den seinen gesucht und schon erraten, „sie bringen mir nichts Gutes?" stammelte sie erbleichend. „Sie haben Nachrichten von Ernst -" Er schob ihr einen Sessel hin nnd sie sank, aller Kraft beraubt, daraus nieder. „GuteS ? Wie man eS nehmen will, gnädiges Fräulein. »Mx scheint eS immer gut, wenn man zur rechten Zeit noch entdeckt, daß man sich im Wege zu seinem Ziele irrte. Man kehrt dann eben um. findet den richtigen Weg und kommt eher an, als man selbst geglaubt," iachte der Ingenieur heiter zu sprechen. „Ach — unser Ziel!" seufzte sie leise mit blassen Livpen. „Man mutz nur den Mut und die Auödauer nicht verlieren!" sprach er ihr freund lich zu „Sagen S>e mir aUcS, ich will nicht weinen!" bat die arme Eveline zitternd. „Es isl wirklich nicht w ichlimin, wie eS zuerst ausiehen mag. Mering schreibt mir leider auch ueiiitich fassungslos. Der Direktor der Malschule in SovreS hat ihm erklärt, eS fehle ihm die genügende schopferijche Kraft und er könne ihm nicht raten, aus eine Stellung i» hoiseii. die oor allem Erfindungsgabe in hohem Mähe erfordere: er werde stets rin aus gezeichneter Arbeiter sei», aber eine leitende Stellung nicht erreichen —" „Mein armer, armer Ernst! Und im Anfang haben sie ihm dort so grotze Hoffnungen gemacht!" weinte Eoeline le-se, immer besorgt nach der Tür blickend. Der Ingenieur faßte sanft ihre Hand, aber in dem Verlangen, das schlimmste nur schnell aus einmal zu jagen, sprach er unbewußt herber und kälter: „Die Absicht meines "reundes. sich auf sein Latent hi» eine befriedigende Existenz zu gründen, ist nach der Er- üarniig LeS Direktors also hinfällig —" Eveline blickte aui, ihre Tränen versiegten, jede Spur von Farbe wich ans dem lies erregten Gesicht. Sie sprang empor, mußte sich aber 'oiori wieder sehen. „Und er läßt mir durch Sie — aber nein, nein, daS wäre ja unmög lich!" sileß sie ganz verwirrt vor Aufregung heraus. E n tiefe» Mitleid erfüllte da» Herz deS Ingenieurs Er erriet ihre Gedanken und ues, »och ehe sie ausgesprochen waren: „Mcriffy bat mich, Sw zu trösten, Fräulein Eveline. ie r läßt Sie bitten, das Vertraue» zu ihm nicht zu verlieren — und nicht den Mut! Er ist !v verzweifelt, so ratlos daß Sie schon sein guter Engel bleiben und ihm zusprcchen müsse». Das wollte auch ich als sei» treuester Freund heute von Ihnen erbitten!" „Mein armer Erusl! Meui armer, geliebter Ernsl! Ich verlasse Dich nicht, wenn Du eS nickt selber willst," finsterte sie vor sich hi». „Wenn Sie so denken, liebes Fräulein Rotyhausen, darf ich Ihnen diese Zeilen von ihm geben. Der arme Vien sch ist mvmenlan so entmutigt, daß er mich bat, erst zu erforschen, ob Sic nicht doch vorziehen würden, sich von ihm . > lösen." O Eveline hatte da» Brieschen ichou in der Hand, trat damit au das Fenster, laS eS und legte daun ui krampfhaftem Schluchzen die Stirn gegen die Scheiben. Wehlheiden ließ sie ungestört sich auswelnen. Auch er war >eht sehr blaß. EoelineS Liebe erinnerte ihn tchmerzlich an seine verstorbene Braut und au die eigene Vereinsamung: und auS diesem Gefühl tzes trosilowu Alleinseins heraus fragte er. iu ihr tretend, als er sic ruhiger werden >a!>: „Sie werden Merino treu bleiben, werden ihn iu seiner höchsten Not nicht verlassen'?" Es klang last wie eine Beschwörung. Er dachte nicht an ihre Lage und an das, waS et ihr als schwere Aiffgabe zuwieS, ihm stand allein da» Schicksal de» Freunde» und dessen BeriweElung vor der Seele. Und Eveline, die ebensowenig an sich selbst dabei dachte, tat diese innige Teilnahme für Mering sehr wohl. lieber ihr verweinte» Antlitz flog e» wie ein verklärender Schimmer, sic reichte ihm wie zuiii Gelöbnis beide Hände. „Nein, ich verlasse ihn nicht! Ich habe e» ihm in glück lichen Slundeil iiigeschworen und a» mir ist'», die schlimmen mit ihm zu tragen, als wäre ich schon sesn Weib Wir Hamen eben m Geduld etwa» länger aus und stehen fest zu> einander." Dann flog aber doch eine Wolke über ihr Etesicht. „Meine Ellern werde ul, mit dieser Nachricht schwer betrüben: vorenthalten kann ich sie ihnen aber nicht." „Im Gegenteil! Ich none von Ihren Angehörigen am ersten Hilfe für meinen Freund. Ihr Bruder vermag über Herrn von Wehlheiden bestimmt so viel, daß letzterer Ihren Verlobten in seine» viclwitigen Geschärten irgendwie verwendet. Wenn mein Herr Onkel den Willen bat, wird er zweifellos auch den Wieg finden. Ich bin in seinen Augen eine zu unter- geordnete Persönlichkeit, um meinerwilS für ein derartiges Anliegen ans Erfolg rechnen zu dürfen." „Werner ? Aber er ist so eigen! Er wird nicht wollen! Und außerdem — er ist entschieden gegen uns!" überlegte Evelinc, der im ganzen der Vorschlag des Ingenieurs wohl cinlcnchkete. Sie sprachen noch eine ganze Weile hin und her. Ohne Merings eigene Idee zu kennen, dursten sie sa überhaupt nichts unternehmen. Würde er einverstanden sein mit einer Stellung als Ausfichtsbeamter z B ans einem der Wehlheidenschcn Werke ? „Vor derhand hat Ihr Verlobter überhaupt keine Wahl," meinte der Ingenieur mit großer Bestimmtheit. „Sein Kapital ist bis auf einen geringen Nest verbraucht: er muß ver dienen. um sich über Wasser zu halten. Das „wie" bietet ihm keine großen Schwierigkeiten, da heißt es eiinach: „Wo immer!" Evelines Herz zog sich schmerzlich zusammen. Wehl- - 383 Heiden hatte vollkommen recht. Aber wen» sie sich ihren Ernst vorstellte, der so verwöhnt, so eigenartig iu seinen Lebaütansichten gewesen. — „Liebes Fräulein Eveline, das alles hat er sicher längst über Bord geworfen. Er weiß jetzt, bah nur der Ansprüche erheben darf, der sie aus eigener Köpft zu befriedigen im stand« ist," sagte der Ingenieur ans ihre beklommenen Einwände, Und er hatte wieder das richtige Wort gesprochen, sie sah «A ein. Dennoch verletzte sie die nüchterne Logik, die ihren geliebten Ernst auf vaS Niveau «meS Menschen herabdrückte, der nichts leisten kann und also auch nichts zu fordern hat. „Sie sind traurig, Sie leiden schwer, Fräulein Eveline, darum fühlen Sie einen Stachel in meinen Worten, die doch nur den Tatsachen entsprechen," tröstete er sie. als sie »on neuem schmerzlich zu weine« begann. k ES wurde ihm, dem Mann der Arbeit, unbehaglich ihrer aristokratisch« Fein fühligkeit gegenüber. Es ärgerte ihn beinahe, als er bemerkte, wie ängstlich sie erwog, ob diese oder jene Tätigkeit ihrem Verlobten „bei seiner Art und Weise" auch sympathisch sein würde. Einem Manne gegenüber hätte er laut gewettert: „Zum Kuckuck, es kamnrt darauf an, aus rechtliche Weife Geld zu verdienen!" Das durfte er diesem unglücklich« Mädchen gegenüber nicht sagen: aber eben darum fühlte er sich Plötzlich unsicher und ent mutigt. „Sie werde» ruhiger werden, an Mering schreiben und näheres von ihm hör«. Verlieren Sie den nächsten Weg nur nicht aus den Äugen, liebes Fräulein Evi. Sprechen Sie mit Heiw» von Wehlheiden selbst oder besser mit dem Herrn Regiermmsvat, der zweifellos nur ein Wort zu sagen braucht, so ist Ernst von Mering versorgt." Damit em pfahl er sich. Froh, die Tür hinter sich schließen zu dürfen, ging er eilig heim nnd räfon- nierle im stillen auf den „törichten Hochmut", der ans Evis Reden geklungen. Und die hielt er »och weitaus für eins der vernünftigsten und liebenswertesten Mädchen ihrer Kwe:je Als der Ingenieur fort war, fühlte Evi erst das volle Gewicht der Hoffnungslosig keit. Sie war de» Sieges schon so sicher und deshalb so ruhig gewesen! 4tun sollte sie ihre» Elteni und vor allem Werner eingestehen, daß Ernst sich in seinem Talent getauscht, daß er sich überschätzt hatte! Heimlich stahl sic sich ans dem Hause, Sie mußte allein sein, im Freien den Scillag überwinden und mit sich klar werden. Ach, in ihrem Herz« war ein wahres Ehaos von Pein und Unruhe, Wohin sie blicken mochte, nichts als Hoffnungslosigkeit, denn sie wußte nur zu gut, Mering paßte zu jedem Herrenberufe, aber nie — wie der Ingenieur, sein bester Freund, — zu dem der praktischen Tätigkeit auf dm Gebieten des Handels oder der Industrie. Sie schalt sich eine Törin, daß sie die letzteren weniger „Herrenberus" nannte — doch wußte sie selbst nicht warum und wurde darüber immer »och verwirrter und ratloser. Und zuletzt — von folternder Angst getrieben — stand sie dann dock, im Hellen Widerspruch mit sich selbst, vor Werners Tür. Ihm wollte sie alles sagen. Er würde ihr zwar hart und schonungslos Vorhalten, daß er ihr dies Ergebnis prophezeit, aber er würde doch vielleicht helfen, würde mit Wehlheiden sprechen, man mußte ja doch für Mering eme Existenz finden! Ganz durste man sie beide doch nicht im Stiche lassen. ^ Aus Kunis Salon tönte Eveline das fröhliche Lachen mehrerer Stimmen entgegen. Die gnädige Iran habe Besuch, bemerkte ganz überflüssig der die Tür öffnende Diener und der Herr Regierungsrot sei schon vor einer halben Stunde nach Hause gekommen, er habe Kopfweh, Der Mensch zögerte offenbar, Evi zu melden, „Lassen Sie nur. Ich melde mich schon selbst!" sagte sic und war im tiefsten Herzensgründe nun doch froh, nicht sprechen z» brauchen, Werner mit ihrem Anliegen nicht komme» zu dürfen. Denn im gegebenen Moment schreckte sie doch davor zurück. Sie fand ihn in seiner Stube hin und her gebend, bleich, die Stirn gefurcht und äußerst verstimmt aussehend. Ihr Eintritt überraschte ihn. Seine forschenden Blicke erkannten sofort, daß sie geweint hatte, „Na türlich auch über diese schauderhafte Schwurgerichtsgeschichte!" dachte er, denn er nahm von vornherein nur diese on, weil sie ihn selbst heute wieder unangenehm beschäftigte. Und indem er, ohne erst zu fragen, von diesem Punkte emsging, um den sich seine Gedanken drehten, ließ er sie gar nicht zum Sprechen kommen, sondern rief in erregtem Tone: „Es bleibt uns gar nichts weiter übrig, als eine Reise, um dein gräßlichen Skan dal aus dem Wege zu gehen! Mein Schwiegervater faßt die Sache ganz so auf, wie ich. Nur braucht er sich nicht, wie ich, von Kollegen sonderbar angucken zu lassen, braucht nicht mit dem dumpfen Argwohn zwischen ihnen herum zu gehen, daß sie ihn am liebsten vermelden möchten!" „Aber, Werner! Du bildest Dir das sicher nur ein! Dit siehst Ge spenster!" rief Evi, erschrocken über diesen hohen Grad von Reizbarkeit. iSorlktuiii, lolat.» Verstellbar« Aopfkeilkisserr Eir kranke n. Gesiindc gleich prakt. 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Tmllgerät, 1 Pelz, 1 blaue Livree, 1 Tofa u. v. a. m. Tharandt, den 23. April 1908. ProzeßrirMt Vellvksvu, Konkursverwalter. KescilM-Vkl'llSlif «egen KMiin Da» in Konkurs beiiudliche Schnittwarengcschaft von Aug. Tchkade, hier. Concordien- straße 19, soll iin ganze» freihändig verlaust werde». Aus das niit 2247 M. 51 Pf. taxierte Waren lager. welches täglich besichtigt werden kau», sind jetzt 1:150 M. geboten. Höhere Gebote nimmt bis I. Mai entgegen Konkursverwalter Otto Hcinze in Dresden, Wintcrgartenstr. 32. II. vr. veuetabile <ter keukmilck ruee»ekrt. diI6<>t »L.« cker Kutierm lick xleieklrommenlisio ktLdruoxsmi»«! kür Lauzlioxe. Kim verlange »uskülrrlicbe XddrrxUaux von Level LVeiÜlvll.üL'LLiilil'rVieii. Von Mittwoch den 26. d. Mts. au steht wieder ciu neuer großer Transport guter üoIsteiiM liinl «Ilimeliei-, 8e«Iiin«Ier ärdeits- mi<I ft-iMplexIv leichten und schweren Schlages bei mir zu soliden Preise» zum Verkauf. Freiberg. 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