Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 28.04.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190304281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19030428
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-04
- Tag 1903-04-28
-
Monat
1903-04
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.04.1903
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
verugrgeM»: t>t auti Leleiramm-Ndrell«: «»chrichlea GtßrSidtl 185«. 1)6r t)6lklt-Vorknut üsr stttmvukul-^LdiUi XltmLrkt 6 Hosliuksrnnt dielst io xssokmiwkvoUer Xnsfüdrune uo^sroiorts und gsrnlorto tt ü ts »»cd oiir«aon, sovi« ksri.or, l-oado»er und tVionvr tlodsilsn. Haupt« GeschäsMeüe: wartrnstr. S8. Knreigen-csrlf. Anna»«« dou Sntündlgunacn di» «achmitlaa» » Ubr Soun- und veikrtapt »ur MarikttAase SS von li di» Vii llbr Die Npaltiae Brunb- »e>le <ca. « Silben! M Pia. An- Niiii»au»aen auf der Brivalieite Zeile s» Via : die sivaltiaeZeile als „Ein- aeiandt' oder aus Terdeile so Plp 3n Nummern nait, Eoun> und Neier- lasen I- de» slpallise Nrundzeilen so. « de. so und «o Ll» »ack, de. ivnderem Tarif AuSluarlige Ani- Iräse nur seaen Borausve,adlm s. lveleablütter werdm mit lo L s. derechnu. Sernlvreidanichlui,: »««I Sir. U und Sir. LOS». l.. NW. MimIisiiNli'. 34. U»ull«n«» k«rl»«r. »ovl« «lziisr »oäslldütv vornsdwsn Stil», In »norlrsnnt mustorzniltlgor Xuskükruog. >W7 kinkLokv »»«I 1» I» eS It I 8. MxltrÄpLL e ^ -ne fejsi8te Klacke ru pp.Äück. kvrmLneoto Lvsstottaos VON ümt-kurrlLttlingsn u. rimmsi'-kilN'ieiituligkli 8 iil »Non SU'.Lrton un^I ?rvi8l«^6n. — '/um Vosuulis laäot viu ^ iH. Mbelkdrik. K ^H DE' H»t»I«jx Dr»U» ua«» »»ult«. -M» l.LllS!' lioellssinüi' llsutrek«!' u. sngliseksf klgMlltsl' klirug-. «orsn- li. KIMM« llermilUll PKprselivI. E »RVRR»» U»A V»R» in »Ilan mnitnnnnn kankan »nri "— " " — ^ in sllsn mllllsi'Nkn fssdön nnil ^im-ynsiltstsn rri biliigstsn Ppsirnn. ^ 8«I»vüv1str»»8v LO. Rr.1l7. Fürsteiibeluche in Nom. Gewerbckammer. Ortskrankenknsle. Jvhanneskirchr Hvfnack'ichlen. Emvlang des Kviiigs. General v. Earloivitz st,! Äaumblutsonntag, Gelichlsverhandliingen.! Mutmaßt. Witterung: Warm, meist heiter. Dienstag, 28. April l'.»U.r. Körrig Eduard und Kaiser Wilhelm in Rom. stilr daS ewige Rom hat eine Woche voll Festgepränge und Lustbarkeit angehoben. Gestern ist der Beherrscher des britischen Weltreiches, König Eduard VH., in der Siebenhügelstadt ein« getroffen, und unmittelbar nach dessen am Donnerstag erfolgen« der Abreise wird der Träger der deutschen Kaiserkrone am Sonn abend die Hauptstadt deS ilim verbündeten Reiches mit seinem Besuche beehren und bis Mittwoch dort verweilen. Ter Politiker darf sich indessen nicht verleiten lassen, durch den augenblicklichen Volksjubel sein kühles Urteil zu beeinflussen, sondern muh nach den sachlichen dauernden Momenten suchen, welche die politischen Beziehungen zwischen Italien und den übrigen Mächten beeinflussen. Soweit zunächst das Verhältnis Italiens zu England in Frage kommt, kann cS gar keinem Zweifel unterliegen, das; die frühere allgemeine streundschaftsstimmung erheblich erkaltet und zum Teil sogar in ihr Gegenteil umgcschlagen ist. Vor einem Jahrzehnt glaubte man in Italien noch au die englische Vertrags- treu« und versah sich von der starken britischen Flotte im kriege rischen Konfliktsfalle eines energischen Schuhes der ausgedehnten ttakienischen Küsten, wie ihn der Dreibund nicht zu gewährleisten ver- mag. Die herrschende Strömung ging deshalb dahin, Hatz man neben dem Bündnis mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn noch eine womöglich ebenfalls vertragsmäßig festgelegte Annäherung gn England erstreben müsse. Die Tatsachen wurden indes sehr bald ein bitterer Lehrmeister für die italienischen Englandfreunde, indem sie unwiderleglich zeigten, daß es den Engländern aus- schließlich darum zu tun war, Italiens Entgegenkommen für die eigenen britischen Interessen in Afrika schonungslos auszubeuten. Je tiefer der Stachel solcher Erfahrungen sich m das kolonial- volitische Fleisch Italiens einbohrte, desto mehr verblaßte auch die cheinalige Englandbegeisterung im Lande und machte einer mißtrauischen, gereizten Stimmung Platz, die erst jüngst in der Kammer zum drastischen Ausdruck kam, als dort das alarmierende Gerücht zur Sprache gebracht wurde, England habe sich einer Bucht in Tripolis bemächtigt und dadurch eine ausgesprochen unfreundliche Handlung gegen die italienischen Interessen be gangen. Mit dem Abebben der englischen Bewegung gewann die jenige Richtung Oberwasser, die das Heil für Italien allein in einer engen Verbindung mit Frankreich erblickt. Die hier an- gedcutete Entwicklung hat bereits solche Fortschritte gemacht, daß sic jedenfalls durch den bloßen Besuch des englischen Herrschers in der italienischen Hauptstadt nicht aufgehaltcn werden kann, um so weniger, als König Eduard den Römern trotz seiner früheren mehr- fachen Besuche in seiner kronprinzlichen Zeit persönlich fremd ge blieben ist. Wie zuvorkommend deshalb auch König Eduard in Rom empfangen werden mag, ein beweiskräftiges Zeichen für die wolkenlose Gunst der politischen Beziehungen zwischen Italien und England wird man darin nicht erblicken dürfen. Im Gegensatz zu König Eduard von England ist Kaiser Wilhelm II. ein vertrauter Gast in der römischen Hauptstadt, der bereits früher die Herzen der Bevölkerung ganz für sich ge wonnen hat. Wir dürfen deshalb sicher sein, daß sich dem Jubel des Empfanges auch dieses Mal wieder ein Beiklang aufrichtiger persönlicher Sympathie zugesellcn wird. Allein wir können deshalb doch nicht die Augen vor der Tatsachen verschließen, daß die Ab neigung gegen Deutschland, sowohl bei einem Teil der leitenden Kreise Italiens wie in einer starken Schicht des Volkes bereits einen ausgesprochenen unvcrhülltcn Charakter angenommen hat. Diese Erscheinung hängt mit dem Steigen des Einflusses der französisch gesinnten Partei zusammen, welche die Erbschaft der Englandfreundc angetrcten hat. Das Ziel der genannten Richtung ist die Loslösung Italiens vom Dreibünde und der Abschluß eines Bündnisses mit Frankreich. Den Mittelpunkt der gekennzeichneten Bestrebungen bildet auf französischer Seite der Botschafter der Republik in Rom, Herr Barröre, von dem man erzählt, er habe bereits einen Geheimver- trag zwischen Italien und Frankreich zu stände gebracht, in dem Italien Tripolis inAfrikaundAlbanien auf dem Balkan „garantiert" würden. Wahr ist jedenfalls so viel, daß Herr Delcnssv, der Leiter des Auswärtigen Amtes am Quai d'Orsay in Paris, die Politik des Herrn Barräre und seiner italienische» Freunde ganz zu der seinigen gemacht hat und mit allen Mitteln der diplo matischen Minicrkunst auf die Sprengung des Dreibundes durch die Loslösung Italiens hinarbeitet. Aus derselben Quelle stammt auch die gerade jetzt in der italienischen Presse betriebene auffällige Hetzerei gegen Oesterreich-Ungarn aus Aula» der Balkankrisis, eine Hetze, die, wie in der „Köln. Ztg." ausdrücklich festgestcllt wird, durch die Umtriebe des französischen Botschafters Barrerc besondere Verstärkung findet. Eine Zeitlang nahm man in Deutschland daS alles ganz auf die leichte Achsel und half sich über die Situation hinweg mit dem scherzhaften AuSspruche deS Reichskanzlers Grafen Bülow über die italienische Franzosenfrenndlichkeit: „In einer glücklichen Ehe muß der Gatte nicht gleich einen roten Kopf kriegen, wenn seine Frau einmal mit einem Anderen eine unschuldige Extratour tanzt." Allmählich aber hat man hier zu Lande doch erkannt, daß die Extratour, um die es sich auf italienischer Seite hier handelt, nicht mehr ganz „unschuldig" ist, und unser leitender Staatsmann selbst bat das Vorhandensein gewisser Unzulänglichkeiten öffent lich zugegeben, als er letzthin mit Bezug auf die abermalige Er neuerung des Dreibunds erklärte, diese sei nicht ohne Schwierig keiten von statten gegangen. Die moralische Nutzanwendung, die sich daraus für uns ergibt, kann nicht treffender bezeichnet wer den als durch die Worte des Fürsten Bismarck in seiner weltberühm ten Rede vom 6. Februar 1888, also zu einer Zeit, wo der Drei bund bereits in Kraft stand: „Wir müssen, unabhängig von der augenblicklichen Lage, so stark sein, daß wir mit dem Selbstgefühl einer großen Station, die unter Umständen stark genug ist. ihre Geschicke in ihre eigene Hand zu nehmen, auch gegen jede Koalition — mit dem Selbstvertrauen und mit dem Gottvertrauen, das die eigene Macht verleiht, und der Gerechtigkeit der Sache, die immer auf deutscher Seite bleiben wird nach Sorge der Negie rung — jeder Eventualität entgegensetzen können." Neben der politischen Seite bieten die jetzigen Vorgänge in Rom noch ein besonderes Interesse durch die eigentümlichen Um stände, die mit dem gleichzeitigen Besuche der beiden Herrscher bei dem Papstc verknüpft sind. Die savoyischc Dynastie gilt dem Vatikan als „kirchenräuberisch", und ein katholischer Souverän würde deshalb vom Papste überhaupt nicht empfangen werden, wenn er es je „wagen" wollte, im Ouirinal, d. h. im Königs- palaste, seine Aufwartung zu machen. Die Ueberhebung der Kurie geht aber noch einen Schritt weiter, indem sie selbst protestantischen Fürsten, die im Ouirinal zu Gaste sind, nicht ohne weiteres den Enrpfang im Vatikan „zugesteht". So tritt beispielsweise Kaiser Wilhelm die Fahrt zum Vatikan nicht vom Ouirinal aus und nicht in einem königlichen Hoswagen an, sondern von der preu ßischen Gesandtschaft beim Vatikan und in einem Wagen, der mitsamt den Pferden eigens zu dem Zwecke von Berlin aus mlt- geführt wird. Und wozu dieser ganze zeremonielle Kleinkram, an dem, wie man sagt, die Berater des Papstes ihre Helle Freude haben? Damit die hierarchische Unterstellung gewahrt wird, daß die „kirchenräuberische" savoyischc Dynastie nicht zu Recht besteht und daß der Papst nach wie vor weltlicher Souverän ist. Käme ein fürstlicher Gast direkt vom Ouirinal in den Vatikan, so könnte das nach der Meinung der Kurie als eine Anerkennung der italie nische» Dynastie und als ein Verzicht ans den Kirchenstaat von seiten des Papstes gedeutet werden, und das muß um jeden Preis verhindert werden. Um leden Preis? Das kommt darauf an: ja. wenn die Kurie sich einem nachgiebigen Gegner gegenüber sieht, »ein, wenn sic entschlossenen Widerstand findet. Einen solchen aber hat ihr die englische Regierung entgegengesetzt, und da nun dem Papste des Triumphes halber auf jeden Fall daran lag, das souveräne Ober haupt des klassischen Landes der Abneigung gegen den Papismus bei sich zu empfange», so gab er nach und „gestaltete" dem eng lischen König, von der englischen Botschaft beim Ouirinal in einem königlichen Hofwagen nach dem Vatikan zu fahren. Morgen, den 29. April, wird der Empfang dort stattfinden. Ursprünglich hatte Nampolla gefordert, der König solle, da Großbritannien krast Gesetzes keine ständige diplomatische Vertretung beim heiligen Stuhle unterhalten darf, von dem geistlichen englischen Kollegium aus in einem von vatikanischer Seite zu stellenden Galawagen die Fahrt antrete». Die englische Negierung aber ließ sich auf nichts ein. sondern behante mit kühlem, angelsächsischem Phlegma auf ihrem „Entweder — oder I" Dieses Beispiel zeigt aufs neue, daß auch der Vatikan mit sich reden läßt, sofern man ihn, nur mit der .eriten aller Tugenden", einer zielbewußten Energie, entgegentritt. Insbesondere für das deutsche protestantische Bewußtsein im ganzen Reiche würde es erhebend, erlösend und befreiend wirken, wenn sich die preußische Politik wieder zu einer vorbildlichen, unabhä» Men Haltung gegenüber der römischen Kurie aus der ganzen Linie empor zu raffen vermöchte. Neueste Drahtrneldmrnen vom 27. April. INachtS eingekiende Deveschen befinde» sich Seite 4.1 Berlin. sPriv.-Tcl.I . „ Das ganz schwach te Haus lehnt den Nachtrags-Etat für den Ärunderwerb Reichstag , chtrags-Etat . tn der Bcllevuestraße zum Neubau eines Marineamts gebäudes gegen die Stimmen einer Anzahl Nationalliberalcr ab. — ES folgt Beratung der Ncbersicht über die ReichsauS- aabcn und Reichsei »nahmen pro 1900. Die Kommission beantragt die nachträgliche Genehmigung verschiedener erheblicher Etatsübcrschrcitungcn. — Abg. Sattler snat.-lib.I beantragt, daß alle Anfragen der Rccknungskommission zur weiteren Auf klärung der in den Nebersichtcn und Rechnungen gegebenen Er- Etatsübcr. Dein sich bei li uui vic , ssorts, mn diese an der erheblichen Etatsübcrschrcitung hindern, wie sich das namentlich auch anläßlich der Et schreitung für gewisse Truppenübungsplätze gezeigt habe, avzuhelfen, empfehle cs sich, die Ressorts zu zwingen, . Etatsüberschrcituiigcn an den Reichskanzler z» wenden. — Staats sekretär Gras Posadowsky hält eine Teilnahme des Schatz- ickretärs an ver Kontrolle der Verwendung sür erwünscht, schon, damit die Kontrolle nach einheitlichen Grundsätzen erfolge. Aber es handle sich hier um eine wichtige staatsrechtliche Frage, die nicht so einfach auf dem Wege dieses Antrags zu lösen sei. — Ter Antrag Sattler wird auf Vorschlag des Präsidenten Grasen Balle- strcm der Gcschäftsordnungskommijsioii überwiese», der Antrag der Kommission angenommen. — Das Phosphorgesetz wird in dritter Lesung on bloo angenommen. — Alsdann wird in zweiter Beratung der K'rankenversicherungs-Novclle bei 8 26 fortgefahren. — Abg. Trimdorn sZentr.I geht auf> die Aclj sanken estaltet „ ein im Anschluß an die Bestimmungen, die den lassen Verträge mit bestimmten Aerzten und Apotheke» gestattet. Der Äerztestand klage lebhaft über das Gebaren mancher Kassen, ja sogar über politischen Druck seitens solckier. Unter allen Umstänoe» müssen vor einer künftigen weiteren Revision des Gesetzes die Aerzte gehört werden. Wenn je eine Klag« der Aerzte berechtigt sei, so sei es die, daß sie vor Vorlegung des jetzigen Gesetzentwurfs nicht gehört worden seien. Angezeigt 'ei eine Kommission, die vereinbare, unter welchen Bedingungen die Aerzte die Mitglieder einer Kasse behandeln können, und jeder Arzt, der sich diesen Bedingungen füge, müsse von der Kasse zu- gelassen werden. Diese Komimision hätte auch als Einigungsantt zn fungieren. Alle diese Vorschläge seien dem Hause in einer Resolution unterbreitet, und seine Freunde legten den größten Nachdruck darauf, daß die Negierung bei einer künftigen Revision dieser Resolution gerecht werde. — Abg. Münch-Ferber Ina!.- lib.s bedauert gleichfalls namens seiner Freunde auf das Leb- bafteste, daß die Aerztefrage in der Vorlage nickt geregelt sei. Er bittet die Regierung, für die Lösung der Frage bei.drr nächsten Revision zu sorgen. — Abg. Hoffmann-Hall sSudd. Volksp j vertritt ebenfalls lebhaft das ärztliche Interesse. Das Richtigste wäre, gleich beim vorliegenden Gesetz für die Aerzte zu jorgeil. Vor allem bedürfe es in deren Jntereste einer Bestimmung, daß Leute mit mehr als 2000 Mk. Einkommen keinesfalls einer Zwangskrankenkasse angehören dürfen. Redner verbreitet sich, wiederholt von den Sozialdemokraten durch Zurufe unterbrochen, über den Terrorismus von Kassenvorständen gegenüber Aerzten. Er verliest dabei zahlreiche Zuschriften von Aerzten, so daß Vize präsident Büsing ihn schließlich auffordcrt, die Verlesung solcher Zuschriften nicht zu weit auszudehnen. Er teilt u. a. auch einen Fall mit. in dem ein Arzt von einem Kassenvorstandsmitaliede um ein Honorar für die Vermittlung einer Stelle als Kassenarzt ersucht worden kei. Es sei das eine Schamlosigkeit. — Abg. K'rankenversichenlngsgesehgcbung geschehen. Es bestehe die Ge fahr, daß der Aerztestand immer mehr proletarisiert werde. Die Aerztefrage sei zweifellos spruchreif. Das Verhältnis der Aerzte zu den Kassen sei vielfach ein unwürdiges gewesen. Wenn die Aerzte erklärten, sich mit einem bestimmten Maximalhonorar zu begnügen, so lasse sich sehr leicht die freie Aerztewahl durchführen. — Abg. Rösicke-Dessau (Freist Vereinig.) glaubt, mit den Uebertreibungen in den Eingaben der Aerzte und mit der Art, wie Hosfmann-Hall deren Standpunkt vertreten habe, werde einem Arzte selber schwerlich gedient sein. Auf solche Weise würden die Aerzte nicht zu dem gelangen, was sie berechtigterweise verlangen könnten. In größeren Städten sei zweifellos die freie Acrzte- wahl leichter einzusühren, als in kleineren, wenigstens die sogenannte beschränkte freie Aerztewahl. Aber für die kleinen Städte, sür das Land, sei die freie Aerztewahl absolut unbrauchbar. Aus die Feststellung eines allgemeinen Maximaltariss seien die Vcr- bältnisse zu verschieden. — Abg. Molkenbuhr sSoz.j trrtt den , iste Aerzteklagcn entgegen. Die Behauptungen des Abgeordneten Hoss- nwahrscheinllck inann-Häll seien zum Teil unwahrscheinliche, zum Teil übertriebene. Die Lage der Kassenärzte sei nicht so schlecht, wie man sie schildere. Die durchschnittliche Einzclentlöhnuna für die ärztliche Leistung erscheine ja gering: aber man müßte sich dann auch die Leistungen anseben. Als Einzel-Konsultation werde schon gerechnet, wenn der Arzt: „Guten Morgen!" sage, und nach kurzer Frage, wie cs dem Patienten gehe, sich wieder entferne. Redner befürwortet dann noch Streichung einzelner Bestimmungen über Kürzungen des Krankengeldes, so z. B. in Fällen von Trunkfälligkeit. — Abg. Lenz man» lFreis. Volksp.j erklärt für seine Person, in bezug auf letzteres dem sozialdemokratischen Anträge zusiimiiicn zu können, und tritt für die freie Aerztewahl ein. — Abg. »on Nicht Hofen ikons.j hält es auch für einen Fehler, daß bei Vor bereitung der Vorlage nicht die Aerzte gehört worden seien, und empfiehlt die von der Kommission vorgeschlagene Resolution, mit der man sich jetzt schon allerdings begnügen müsse. — 8 26a wird schließlich unverändert in der Fassung der Kommission angenommen. 8 35 soll nach der Vorlage einen Zusatz erhalten, demzufolge gesetzwidrige oder statutenwidrige Beschlüsse der Kassenorganc von dem Vorsitzenden des Kassenvorstandcs mittels Berichts an die Aufsichtsbehörde beanstandet werden. Die Sozialdemokraten be antragen, diesen Zusatz zu streichen, dagegen dem Paragraphen einen anderen Zusatz zu geben, wonach die öffentliche Behörde »er- pflichtet sein soll, den Kaflenvorständen alle für deren Geschäfts betrieb wichtige Mitteilungen zukommen zu lassen. — Stach längerer Debatte, in der cs Staatssekretär Graf Posadowsky durchaus be streitet. daß cs einer Beschränkung der Selbstverwaltung der Kassen gleichkomwc, wenn die Aufsichtsbehörden gegen gcictz- und statutenwidrige Beschlüsse angerufcn und zum Einschreiten veranlaßt werden, werden diesozialdcmokratijchenAnträgc abgelehnt und der Paragraph unverändert in der Kdminissionssassnng angc- nominell. — Bei 8 38 erklärt auf eine Anfrage TrimbornSGcbeimcr Rat Enckcn-Äddenhanscn, nach Ansicht der Rcichsrcgicrung sei im Rahmen des Krankenocrsickerungsgesetzes das Proportionalwahl- vcriahrcn zulässig, also eine entgegengesetzt lautende Entscheidung des Oberverwaltungsgcrichts unzutreffend. 8 33 wird unter Ab lehnung eines sozialdemokratischen Antrags unverändert angenom men: ebenso 88 39 bis 41. — Dann erfolgt Vertagung. — Sckluß der Sitzung gegen Uhr. — Nächste Sitzung: Morgen II Ubr: Interpellation Gcrstcnberger betr. Fleischbeschau, kstrankcnvcr- ßckerung. Berlin. sPrio.-Tcl.s Der Rcichstaa wird voraussicht lich erst am Donnerstag schließen. Die Interpellation der Kon servativen über die Kündiguiig der Handelsverträge dürfte auch die anderen Parteien zu einer Stellungnahme zu den bevorstehenden Handelsverträgen veranlassen, so daß sich die Interpellation wahr- schcinlich nicht in einer Sitzung wird erledigen lasse». — Das Abgeordnetenhaus wird voranssichtlick noch an sämtliche» Tagen dieser Woche Sitzungen halte». — Am Mittwoch tritt das Herrenhaus zusammen, welches 8 4 des Gesetzes über die Vorbereitung zum höheren Verwaltungsdienst in der Fassung der ^ tz. h. die Ernennung den Regierungspräsidenten nach . . Vorlage muß deshalb an daS Abgeordnetenhaus zurück. — Heute erledigte das Abgeord netenhaus zunächst eine Reihe von Petitionen. Die Petition des Frankfurter Iouriialistcn- und Schriftstellervereins uni reiche,- Trinken Lio !
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite