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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 08.08.1928
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19280808022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928080802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928080802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-08
- Tag 1928-08-08
-
Monat
1928-08
-
Jahr
1928
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irr. 372 Seite 2 Stk Mcrzttümms »es Üclless-Wttrr «fiikdt» Shamberlaia geht Mt ne« «artt > «»ft hah« «geh«» lasse«. «achh«« Re »,w«f«»heK her «utzs». Lo « do «. S. Au». Amtlich »irt Ach h«r MOulg die Srnennuu« L»rb S»sHe»d»>» »«» ftelEtrataub«» «taatssekretär fssr euswUrtiae >»aelege« hefte« »ssh««»h der vorübergehende« kt wese« heit LH«mt«rlat»S ge»«hmt«t hei. Cbamberlai« ist ,«» sei««, «er,te» e««««»te» »»rhe». sfth vor Wteberausnah«« her «rbeit erst «t«««l ««»««««« » erhole«. Lord Susheubu« wird llhamterlei« «»ch bet der bevorstehenden Ratstagung des Völkerbundes vertrete«. Zur Ernennung Lord CnshendnnS zum Stellvertreter Chamber- lainS wird ergänzend mitgctellt. daß der König einem zwei monatigen VrholungSurlaub Chamberlains zugestimmt habe und daß Lord Cushendun die Unterzeichnung des Kellogg. Paktcs am 27. August für England in Pari» vornehmen soll. Der diplomatische Korrespondent deS „D a I l y T e l e g r a p h" bezeichnet cs als bemerkenswert, daß der Gesundheitszustand der drei Schöpfer des LocarnooertragcS. Chamberlains, Briands und Dr. StrcscmannS. unbefriedigend sei. Sr führt diese Tatsache a»f die ständigen Anstrengungen nahezu der ganzen Zeit seit El zurück. Die Ernennung Lord Cushen dunS a» Stelle Chamberlains kommt auch der englischen Oessentlichkeit überraschend. Auch die Ernennung Ist un gewöhnlich. da in früheren stallen niemals die Ernennung eines Stellvertreters durch den König amtlich bekannt gegeben wurde. Die Abweichung von der früheren Gepflogenheit wird mit der sehr nahe bevorstehenden Unterzeichnung des Kellogg. Paktes in Verbindung gebracht. Infolge der Meldungen über daS voraussichtlich« Fern bleiben der Außenminister Deutschlands und Englands, be, fürchtet man in Paris eine Gefährdung der Unterzeichnung des Kellogg-Pakte». Deshalb wird auch die Frage aufgeworfen, ob Staatssekretär Kellogg an der Unterzeichnung persönlich teilnehmen werde, da Briand die Einladung an den amerikanischen Staatssekretär' «lutster b«r «ube^u haupifilchlichen Signatar«,itcht« s, gut »i« ««sichert schi«». Au« «ach, dt« Erkrank«»«, «ha«bersain» s«tu« >»u>«s«»hett äuHerst sraglich. und a«ch vo« Dr. Ttras«- mann fei noch kein« «ndgültig« Zusage ei»g«trosf«n. «egenüba» b«r »»« b«« deutsche« «t«Ie» gegabene» v«, arstnbnng. »er GesundheitSznstau» »es ReichSanhenntiuistar» ««statt« »tessetcht »tchi sei», Reis« »«ch Part», wirb tu »alt» tische« Kreise» Hervorgehabe«, «»»eiche» basst« gehabt »» haben, daß Dr. Etreseman« nur «ach Paris kommen «erde, wenn die Frage der RheinlandSrstumnna während der Lage der Paktunterzeichnung a« Konsereuztnch erörtert «erde, strankreich habe anscheinend unter der Bedingung zugestimmt, bah diese Frage mit der ReparationS. und interalliier ten Schnldenfrage verquickt würde. Inzwischen habe aber Kellogg willen lallen, daß er sich während seine» Pariser Aufenthalte» nicht aus derartige Besprechungen einlafse« »erd«. Unter der Ueberschrift »Da» Zögern Strese mann s" schreibt heute »Echo de Paris* Stresemann würde wohl gern nach Pari» komme»,, aber unter der Be dingung. dab er den Preis für seine Reise, nämlich di« vor zeitige Räumung des Rheinlandes in die Tasche stecken könne. In diesem Punkte sei aber die französische Negierung fest. ES gebe keine Räumung ohne Gegenleistung. Auf der anderen Seite sei jedoch di« öffentliche Meinung in Deutschland nicht weniger fest, da sie kein Zugeständnis machen wolle, um die Räumung zu erreichen. Die Deutschen betrach teten die Räumung als logische Folge der Locarnopolitik. Stresemann werde von allen Seiten der Rat gegeben, in seiner Politik der Geduld zu verharren. Diese habe ihm bisher Erfolge gebracht, und er sehe die Stunde kom men. in der st« alle ihre Früchte bringen werden. England habe bereit» wissen lassen, daß eS in der Rhein- landfrage den Standpunkt Deutschlands teile. Stresemann sel zu klug, um nicht zu fühlen, daß dl« Zeit für ihn sicherer arbeite, als die Gewalt, besonders bet einer Regierung wie der französischen. Bon Paris zurückgekehrt würde er stärker ein. um dir entscheidenden Verhandlungen etnzuleiten. ES wäre sehr erstaunlich, rvcnn er das übersehen würde. Die M»ersttb«et>Trag-die »ei» Polo Die Besatzung durch Chlor vergiftet Nach ergänzenden Meldungen sind die Insaffen des ge sunkenen Unterseebootes durch Ehlorgase getötet worden. Dt« Klopfsignalc hörten auf. als daS Unterseeboot etwa bis zu 12 Meter unterhalb der Wasseroberfläche gehoben worden war. Ueber die letzten Ereignisse bet der Unterseeboottragödie liegen noch folgende Einzelheiten vor: Unter Führung des Admirals Faschine wurden die Hebungsarbetten fieberhaft durchgesührt tn der Hoffnung, doch noch einige Leute der Besatzung des Unterseebootes retten zu können. Trotz der hochgehenden stürmischen See, die mehr als einmal die Ursache war, daß die Arbeiten unterbrochen werden mußten, gelang cS den Tauchern schließlich Gtahl- kabel, sowie eine in das Unterseeboot führende Luftver- biildung anznbringen. Auf diese Weise wurde auch eine tele phonische Verbindung mit der cingeschlossenen Besatzung her- gestellt Die Besatzung des Unterseebootes forderte dringend Hilfe, da sie nicht glaubte, es noch viel länger im Unterseeboot aushalten zu können. Nachdem sich die See einigermaßen be ruhigt hatte, begann man gleich mit der Hebung des Bootes Im Laufe des Abends war das Unterseeboot bis auf 13 Meter unterhalb des Wasserspiegels gehoben worden, als plötzlich die telephonischen Signale aushörten. Tie HcbnngSarbeiten wurden infolgedessen, soweit das überhaupt noch möglich war, beschleunigt. Um 18.30 Uhr war das schwierige Werk endlich gelungen. DaS Unterseeboot befand sich an der Oberfläche. Tie Luken wurden aufgebrochen, aber die 29 Mann starke Besatzung, sowie die zwei an Bord befindlichen Offiziere waren bcrcilS tot. Chlorwasserstofsvergiftung scheint nach den bisherigen Feststellungen die Todesursache bei dein größten Teil der Leute gewesen zu sein. Schwierige Bergung der Tote« Der Arzt deS Dampfers „Brindisi", der sich an den Rettnngsarbetten für die Mannschaft deS U.-BooteS beteiligte, öffnete, mit einer Gasmaske versehen, sofort nach dem Äuf- tauchen deS Wracks die EingangStür deS U.-BooteS, sank aber nach wenigen Minuten bewußtlos zu- sa Minen, da ihn trotz der Gasmaske die anaesammelten Kohlenoxndgase vergiftet hatten. E r konnte schließlich wieder in» Leben zurück- gerufen werden. AuS dem kleinen Turm de» U.»BovteS wurde mit großer Mühe die Leich« eines Mechanikers ge borgen und auf den Dampfer „Brindisi" übergesührt, wo eine Totenkammer errichtet worden war. Da eS unmöglich war. die anderen Leichen sofort auS dein Boot herauSzuholen, wurde es sofort nach dem Martnearsenal in Pola übergesührt. Gegen 3 Uhr früh näherte sich der Zug mit dem schwimmenden Sarg dem Hasen. Neuer Vefiwaus-ruch mtl SxVlosiorrs- erfchetinmsen Neapel, 8. August. Nach einer vom Vesuvobservatorium veröffentlichten Mitteilung öffnete sich gestern gegen Mittag iin südwestlichen Abschnitt des Besuvkraters ein Fcuerschlund, ans dem unter ExplosionScrschelrnuigen ein starker Lava- ström hervvrquillt. Die sehr flüssige und helleuchtende Masse bildet einen ovalen See von etwa 79 Meter Durchmeller, aus dein sich zwei große, wclßglühende Ströme ergießen. Der kleine EruptionSkegel. dessen Spitze tn einer Länge von etwa 39 Meter abgesprengt wurde, wirft unter starken Explosionen ans einer etwa 49 Meter im Durchmesser betragenden Ocff- nung großenteils schwarze Massen aus. Die Seismographen des Observatoriums befinden sich seit über einem Monat in lebhafter Bewegung und haben zahlreiche Erdstöße und lokale Erdbeben verzeichnet. Die Mitteilung des Observatoriums schließt mit der Feststellung, daß dieser, gerade ein Jahr nach dem letzten erfolgte Ausbruch noch einige Tage andauer» könne, aber die um den Vesuv gelegenen Dörfer keineswegs zu beunruhigen brauche. OeeÜtchrS un- Sächsisches ENiisiä äst! iii Eftchshft Di« Rachrichtzenstell« t« der Staatök^zlei teilt solgen. §» der Presse habeusich ft, letzter Seit «ehrfach Ilu». gefunden. worin Verwunderung darüber au», wirb, daß di« Örfirntlt»krtt über den Stand der u«a»refor« gar nicht» erfahr«. E» ist sogar di» Bei- «utung autaesprochen worden, die Angelegenheit sei nicht ohne »estiwmt« Absicht ins Stocken geraten, mindest«»»» aber einst, «eilen aus die lange Bank geschoben worden, so daß ein Ab. schluh in aösehöarer Zeit nicht in LuSstcht steh«. Demgeae». Wer sei hiermit auödrücklich sestgeftellt. daß di« mit der Ber- waltungSreform zusammenhängenden Frage» tn den letzten Monaten dauernd sämtlich« Ressorts beschäftigt haben und naturgemäß noch »vetterhin beschästigen werden. DaS Ergebnis der bisherige» Arbeite», insbesondere, soweit es sich dabet um ausgesprochen politische Fragen handelt, ist be- retts zusammengestellt und wird »ach Ferienschluß Gegenstand von Verhandlungen des G e s a m t m i » t st e r t um s bilden müsse». Erst dann wird der Zeitpunkt gekommen sein, die Oeffentlichkeit über den Stand der Angelegenheit zu unier. richten. Generalarzt Dr. Heymann 1 Am vergangenen Donnerstag verschied, wie erst setzt be- kannt wird, der Generalarzt a. D. Dr. Johannes H e y>» a n n. Er war geboren am 17. Oktober 1863 zu Dresden, trat „ach dein Studium der ärztlichen Wissenschaften aus der Akademie zu Neuchätel und der Universität Leipzig Im April 1875 als Sinjährta-Freiwilltger beim 2. Grenadier-Regiinent Nr. INI. «Kaiser Wilhelm, König von Preußen", ein und wurde, nach, dem er sahrelaiig als Assistenz, und Stabsarzt dein Leib- grelurdier-Regtment Dienste geleistet hatte, 1892 als Oberslabs, arzt und RegimentSarzt zum 2. Grenadier-Regiinent verseht, dem er nun bis 19NI angehörte. Neben dieser allgemein an- erkannten militärärztlichen Tätigkeit genoß er das Ansehen eines Hervorraaenden Augenarztes. Im Weltkrieg zuerst Re. serve-Lazarett-Direktor in Dresden wurde er im Juni Mb zum KorpSarzt des stell«. 19. Armeekorps befördert und bel seiner Entlassung mit Kriegsende zum charakterisierten Generalarzt ernannt. Vetriebsstillesimosanzeigen Leichte Zunahme im Juls Die Statistik über die beim sächsischen ArbeltS- und Wohl- sahrtsministerlum eingercichten Anzeigen der beabsichtigten Stillegung von Betrieben, die im Juni 98 Anzeige» zu ver- zeichnen hatte, weist im Juli wieder eine geringe Steige rung auf 198 aus. Am stärksten beteiligt, und zwar mit s3 Anzeigen, ist diesmal die Gewinnung und Bearbeitung von natürlichen Gesteinen, ihr folgt unmittelbar die Wollindustrie mit 12 Anzeigen. Ihr am nächsten stehen der Maschinenbau mit 8. die Bauniivollindlistrie mit 9 und die Wirkerei und Stickerei mit 5 Anzeige». Auch die Möbelindustrie ist mit 8 Anzeigen vertreten. Je 4 Anzeigen sind eingereicht von der Bastfaserindustrie und der Schuhindustrie. Je 3 Anzeigen rühren her aus der Eisen- und Siahlwarenherstellung. der Gardinen, und Dpitzentndustrie. der Wachstuch, und Leder, industrte. der Holzindustrie, der Tabaktndnstrie. der Schneiderei und der Papierindustrie. Der Nest entfällt mit sek oder 1 Anzeige aus verschiedene Industrien. Bon den im Monat April 1928 etngegangenen 92 Be- triebSstillegungsanzeigen hat die Stillegung in 20 Fällen keine Anwendung gesunden. Im übrigen sind die angczeigten Maß. regeln voll durchgesührt worden in 13 Fällen, teilweise durch- geführt worden tn 41 Fällen, nicht durchgesührt worden in 19 Fällen. Beschäftigt waren 7898 Arbeiter und 682 Angestellte. Entlassen wurden 217S Arbeiter und 78 Angestellte. —* Der Präsident der ReichSbahndirektion Dresden. Dr.«J«g. Kluge» E bis. ft. September beurlaubt. Seine Vertretung hat Vizepräsident Friedrich. —* Der Bezirksausschuß der Amtshanptmannschast Dresden hält nächsten Dienstag 11 Uhr, Bürgerwiese 28, eine öffentliche Sitzung ab. —* Der Fernsprechverkehr zwischen Deutschland und Spanien sowie Portugal wtrd am 19. August nach Austausch offizieller Gespräche eröffnet werden. Auf deutscher Settesind alleOrte ,um Verkehr zugelassen, in Spanten und Portugal die Orte, mit denen Verbindungen hergestellt werden können. In Portugal ist dies vorerst nur Lissabon. Zunächst können nur gewöhnliche Gespräche geführt »verden. Der niedrigste Gebührensatz für ein Dretmtnuten- gespräch beträgt 8 RM. Die Gebühren erhöhen sich mit der Entfernung der Sprechorte von den LanbeSgrenzen. So kostet ein Dreiminutengespräch z. B. zwischen Frankfurt lMatni und Barcelona 9,79 RM., zwischen Berlin und Madrid 14,19 RM. Alfred Döblin Zum 89. Geburtstage des Schriftstellers und Arzte» am 16. August Wer weiß etwas von Alfred Töblin? Ja. vielleicht kennt man einige Büchertitel, man weiß auch, -aß dieser Mann in den letzten Jahren bekanntgeworden ist, vielleicht sogar be rühmt. daß er Mitglied der berühmten preußischen Dichter akademie geworden ist: daß „Die drei Sprünge des Wang- lun", „Wallenstein" und „Berge, Meere und Giganten" die Titel seiner am meisten Aufsehen erregenden Werke sind. Aber was hat man davon gelesen, was weiß man wirklich von Alfred Döblin, dem Schriftsteller und Arzt, der mitten in Berlin lebt? Ganz anders als Stephan George, der sich eine Mntheneinsamkeit um sich herum ausgebaut hat, ohne die er nickt existieren könnte, wirkt dieser wirklich große Dichter fast unbekannt mitten im Trubel der Großstadt in schlichtester bür gerlicher Enge. Sein Lebenslauf ist von einer geradezu lächer lichen Einfachheit und Alltäglichkeit. Ein schriftstellernder Gymnasiast, tn Stettin geboren, hält er nicht viel von den eigenen Schreibereien, beschließt auf die Universität zu gehen, um Medizin zu studieren. Examina, Assistententätigkeit, wissenschaftliche Forschungen, jahrelang Arzt tn Irrenanstalten. Hier bricht das große Erlebnis durch. „Damals bemerkte ich, daß ich nur zwei Kategorien Menschen ertragen kann neben Pflanzen. Tieren und Steinen, nämlich Kinder und Irre. Diese liebte ich immer wirklich. Und wenn man mich fragt, zu welcher Nation ich gehöre, so iverde ich sagen: Weder zu den Deutschen noch zu den Juden, sondern zu den Kindern und den Irren." So spricht Alfred Döblin selbst über daS, was er in seinen Assistcntenjahren erlebt hat. Seine neuen Er kenntnisse — Freud regt ihn an — versucht er, in der inneren Medizin zu verwerten, wo noch immer der alte Medikamenten, schlendrian herrscht. Doch bald wird es ihm zu langweilig, nur mit Mäusen, Meerschweinchen und Hunden zu arbeiten. Mit 33 Jahren hat er geheiratet, gründet er sich eine eigene Praxis in Berlin. Irgendwo draußen am Halleschen Tor macht er ein kleines Sprechzimmer auf. arbeitet auf den Ret- tungSstationen. ist Arzt in einem PrivatkrankenhanS. Neben bei die Nächte durch schreibt er Romane und Novellen. Die ersten Sachen nahm kein Verlag an, jetzt, wo man ihn druckt, liegen seine Werke beim Verleger und den Buchhändlern her um. Vier Jahre Krieg reißen ihn aus diesem mühseligen Leben heraus und nachher steht er, Vater vo„ drei Kindern, brotlos wieder irgendwo In einem Sprechzimmer. Jetzt ist seine Praxis im Friedrichshain. Mehr Kassenpraxis als pri vate, er steht mittendrin im alltäglichen Leben der Leute tn .diesen aufgeregten Zeiten. Zwischendurch wird er Kritiker einer auswärtigen Zeitung, schreibt neue Romane und Novellenbände, wird »nieder gedruckt und — nicht gelesen. Aus seiner täglichen Beschäftigung mit den leidenden Men- schen wächst ihm eine unerhörte Reife. Psychologe von Geburt, hindert ihn doch die medizinische Tätigkeit, bodenlos zu werden. So sind alle seine Bücher, mögen sie aus den ersten Blick noch so utopisch auSsehen, von einer wirklichen Mensch lichkeit erzeugt, die nie den harten Boden der Gegenwart unter sich verliert. Fern« Länder haben es ihm angetan, Schicksale fremder Menschen. Immer wieder ist eS daS Pro. blem unserer heutigen Kultur. daS ihn beschäftigt. Technik und Seele. Wie kann inan heute leben als Mensch, ohne sich in der über verfeinerten Technik zu verlieren, die uns doch in jedem Augen blick bitter not ist zum täglichen Leben. In einem letzten Werk „Das Ich über der Natur" ringt er mit diesen Problemen, die wirklich nicht aufgestaute Phantastereien sind, sondern die täglichen Fragen, die einen jeden Ernstdenkenden iminer wieder beschäftigen müssen. Aber für ihn gibt eS keine phantastischen Lösungen, für den wissenden Arzt und Helfer, der «inst tn einer Selbstdarstellung einmal folgende Worte sprach: „Die Menschen sind eine wunderbare Gesellschaft.- inan kann eigentlich nur gut zu ihnen sein und sich seines Hoch, mutes schämen." k. Kunst un» Wissenschaft ß* Mitteilung deS Aestdevz-rheaterS. Aus technischen Gründen muß die Erstausführung der Lperetlenneuheit: „DaS Schwalben nest", Musik von Bruno Granichstaedten, um einige Tage verschoben werden. Tie erfolgreichste Operette der Spielzeit» „Gräfin Mariza", bleibt in der bekannten Besetzung deshalb weiter auf dem Lpielplan. s* Technisch« Hochschule Dresden. Dal Verzeichnis der Vorlesungen und Hebungen für das Wintersemester lSL«/S» ist erschienen und durch da» Sekretariat sowie durch TresselS Akademische Buchhandlung zu beziehen. ß* Praseffar Dr. Graul bleibt »orlSusig Leiter des Leip ziger Kunstmuseums. Der Rat teilt mit, baß das Dienst. Verhältnis mit dem Letter des Museums der bildenden Künste und des Kunstgewerbemuseums, Professor Dr. Graul, durch Prtvatdtenstvertrag bis zum 39. September 1929, dem voraussichtlichen Zeitpunkte der Eröffnung des Grassi- Museums, verlängert worden tst. — In der Zwischenzeit wtrd die Frag« der Nachfolgerschaft geregelt werden. ** Sine Richard-Wagner-Sammlung. K. E. Henrici in Berlin bietet in seinem nenesten Katalog einen Teil des Nachlasses be» weimarischen RegierungSratS Franz Müller, eines der eifrigsten frühen Vorkämpfer für die Kunst Richard Wagners, an. Die Briese der Sammlung, unter denen sich solche HanS von BülowS, Dingelstedts, Gutzkows, R. Schn- mannS, Liszt», Ludwigs ll. und 19 eigenhändige von Richard Wagner selbst befinden, beziehen sich namentlich auf den Plan von dessen Ueberstedlung nach Weimar, auf die Aussührungen seiner Werke und Müllers Schriften über diese. Die Samm lung enthält auch ein Müller geschenktes Exemplar des seltenen Privatdrucks der „Ring"-Dichtung von 1853 mit zahl reichen Korrekturen Wagners. Außerdem verzeichnet der Katalog «in eigenhändiges Mustkmanuskript der Gingstimme mit skizziertem Baß von Wotans Abschied und Fenerzauber aus der „Walküre": der Meister hat es für den Münchner Hos- opernsänger Carl Simons anläßlich der auf Befehl Ludwigs II. am 11. Dezember 1864 im Hostheater veranstalteten Aus führung Wagnerscher Kompositionen angefertigt. Die bisher unveröffentlichte Handschrift enthält mehrfache Abweichungen von der bekannten Fassung n»d Hiniveise für den Säuger. DaS wohl wertvollste Stück der Sammlung aber sind die Korrekturbogen der Partitur der „Meistersinger" mit zahl reichen handschriftlichen Eintragungen Wagners. 4* Kleine Dheaiernachrichlen. Wilhelm Schmidlbonn hat ein neue» Stück: „Bruder Dietrich", eine Bearbeitung der Dletrlch-von-Bern-Sage. soeben beendet. — DaS neue Lustspiel de« Bersasser« von „Metsekcn". Hans Alfred Kihn, heiß«: „N t e k ch e n s Heimkehr". Mit zwei Tragödien: „Maria Trubach" und „M aller ll", tritt ein »euer Dramatiker, Ernst Fürst, mit einer Groteske: „E i n H c l d unserer Tage" ein neuer Komüdtendichtcr, I. F. Bantoch, an die OesscniUchkcit. s* ReuerwerbuMc« beS Münchner Theatermuseums. DaS Theatermuseum in München hat in seine Ausstellung „Euro päische Bühnenformen" Szencnmobclle von Emil Ptrchan zu Aufführungen der Berliner StaatStheater non Schillers „Teil", Shakespeares „Richard III." und Kleists „Amphitryon" sRegie Jeßnerj, sowie von KrenekS „Zwingburg" sRegie Hürth», ferner Szenenmodclle von C. T. Pilartz und Hern». Campcn- donk vom Krefelder Stadt-Theater und von Hans Blanke vom Reußischen Theater in Gera, schließlich das Modell zu „Hamlet" iin Münchner Kiinstlertheater 1968 von Fritz Erler eingcreiht. Dl« Sammlung ziir „Lommsciln ckoll^rto" gelangte durch Schenkung in den Besitz der von der Wiener Porzellan-Manu- faktur Augarten hergestellten Gruppe: Hermann und Helene Thimig in GoldoniS „Diener zweier Herren". s* Karl-Angnst-Reliquie«. Gelegentlich des 199 TodeS- tages deS Großherzogs Karl Anglist von Weimar ist auch eine Anzahl bemerkenswerter Erlnncrnngsstücke in den Kunst- Handel gelangt. Do kam durch das Weimarer Antiquariat Lothar Hempe das OelbildniS Karl Augusts von Grünler eine Karl-August-Gemm« in Muschelkalk, wahrscheinlich von Faciu-,
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