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Dresdner Nachrichten : 14.11.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188711140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18871114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18871114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-11
- Tag 1887-11-14
-
Monat
1887-11
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.11.1887
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raftkblalt für Politik. . s>ffcht,udv»k«tn. ^0>,ii4i^-tl!. ,>rc»ldci'Mte. ncnniäurna, M'.r.ro. ^:,w> !>>>' Bou M. e.7», - ««stkat« >>' l'i? ?:a»m»I, Z Ulir. jiiüüciu amnauitsomcinal z »in Tic Istaitia« »->-»- ,ciic a„. >> Lill7»>,!. Pi»,. N^Mvii- ,a»i> .ttxli gKiimu'» L» stiu^ jliiliim -luäi >y>„»c»»il>0 40 »»n iililinintu am d»r Prwat- M^ni>> »' Pst lk>»r NNnauNc lür i>aa uacki'M»»)»! Nii>Iic»icii der Ioicu»- >uicd m,i» Echs», A„S- w!i>»,u' >'M«llio»^ '.'lnn.nae aciien »imilmu-nani'i'ialilimi' d»M>, vnikl- MMl'l! ad. PEM.ilUil,»,». Imcwte nlimi?» nummuckk ».uvmmiric stu> iiaunu cirZ'ci>awiaii an. Ü»r .In»- aävk ..na?. Maiimcrwlc NimPrr- KmU?» .Z,«un'n-Ii.L°Ne„ u Ätna!. Lwsdc». 32. Jahrgang. Aufl. 44,000 Exenwl LsrLsn-ILoulsncktsr kstrolsum-llLmpen Folios SodLSIivI» « sie« 4«. kllotosropkto mV. vdr. «Lko Skoodk. Wal»v„l»«n«,tr. 84, nächst ckem Uippolilisviilänvr I'sttr. 8psemIiMsn: Klocter. urul Ornppvunnkanliwoo, Ucproäuctionon. Vor. xr»„or°i,8«o nach jeclem öilck in Icliostl. I.U8, üürnn^ dis l^bons^Kisso. Dresden, 1887. Ui'o illteslo IÜ6IWN6I VON ^öLLler L Lv., r <»»«»«.. empfiehlt alle Isten Iiisds's Hs-Iirunssiiiittöl „IiivaU«!«»,!»»!«" in I«»«IieI»vr I^unn, 6»s bekannt« lüebizrReh« 8ui>penextmet, nickert naol> xceanrik- ^ jiidrjs;vr Istlalnunz- normale Uulivie.Iieluim äen 8!iub>in»ss. « Oritkinslllasednn in den ^notlx-U«,,,, rrobei aneilriieklieh 3. 1'a»l Inedv i» Uresclen. >ir! ru verlangen: von 3. 1'anl I,ied« in Uresäen. Drvsüon, ^ve^trusso 6, I. Feonspoorl,stell» 11>V. I. ^»nnnoen-l'xpetNtlott für nNo ^oituoxon. H. INNe1-Vkrk»»ns für «iio Drfst'innr'LkvrNor. Hl. Lileeit'a-l^nlrolo uuwr Oaranno. IV. 1,'aNceNo» äer 8uikk. I.an<1ci»lolt«r1e. LsderLkra», He8ttz!>lm Ke von UM, ldiAiiiMM üoliiPtllcke vl H8<ltz»,illnUl» Ztzütlior. Ml» 71 L i7,„ft,stnl - Neueste Teveschen. Memoiren des Herzoo Ernst II. von Cobura, Teuticher Schulnerem. Liedertafelkirmesfeier. Gerichtsverband- !1 ^ ^Nlilln« NlNkgkr. Iniiste». Kuiislvcrein, „Barbier von Bagdad". Brieikasten. ^FivttiNNe Telegrainme der „Dresdner Nachrichten". Frankfurt a. M. Tie Kaiserin Aufliista ist infolge eines Lchlaganiaütö halbseitig gelähmt. (Bestätigung dieser traurigen Nachricht bleibt' och abzuwartcn.) g r« »k «,< - t. «SomilaaSverkckir.) Lredit rrr.37. StaalLbahn Lom- braülii CIbcllml i4r>'/,. Lvaiiier «s. Rulilg. die Verhältnisse in Böhincn, wo czechoche Bosheit nnd eine sana tische Geistlichkeit mit unwilrdigen Wasfeu nicht nur das Tciitich- N„n Sliire,«,'»»» thum zu unterdriicken. iviidern auch das deutsch - österreichiiche .. """ ^»nillintr». Frenudschaftsbiiiidnih zu loiker» »nd zu löse» suche. Demgegenüber — Die mit so vieler Svnnnilng crwai'telc» Mcinoiccn des, niüsse der Schulvcrem ieslhallen au seiner nationalen, sittlich ernsten Herzogs Ernst H. von iLachsen-Evburg. Gotha „Aus ni eine in r„ch wohlwollenden Aufgabe. Für die anwesenden österreichischen !r! e b c n nnd nuS in eruer ^ c, t" enthalten in dem erichicnencn ' Gäste danltc Nedaktcur Gierschlck aus Lcitmcrist Die Tcutschen erUtil Baude Sch,lderungeu über den Aurculhall des Verfassers Oesterreichs, versicherte er. würden nie ihre Pflichten als Ocstcr- NamenS der Dresdner Ortsgrupve begruhte deren Borsilzcndcr Dr.. Herr Troistsch. genannt Vrierzwinski II., versuchte es zuerst mit der Hcrriiiann in lccnigec Nnivrache die Gäste, sowohl die Vertreter der Sentimentalität, indem ec einen jedenfalls cingebetctcn, aber nicht sochsilchen Oltsgltwvcn. als insbesondere die Gäste anS Oesteneich.! sichtbaren Gegenstand icines Herzens höchst romantisch mit „Wach' deren Erscheinen wiederum bekunde, das; e i n Band unS Denlschc aus. Tu schöne Tränincrin" (von Wormann) begrünte. So schon umschlinge, dass der deutsche Geist seine Glieder aufrecht erhalte im - wie diese Ovation aber auch ausfiel, wurde sie doch sofort durch Kanws für deutsche Sprache, Ehre uno Sitte. Kurz streifte Redner ein Sologuarlctt mit Mnssenprodukliou erdrückt. Diciein solgle ein „Bahrüchcr Bierschwärmer" mit schief „aufgestülptem" Hute, der in der verlockendsten Weise die Herzen mit einer austerordeiitlich aelnngeiicn Bicrphilosophic zu rühren luchte. Zur allgemeinen Ueherrafchung thciltc der Vorstand nach Abgang oeS fidele» Brcr- IchMäriiiers mit, daß der Liedertafel drei neue Kindlei» geboren seien. Diese Mittheilung rief Airsangs Bestürzung und Erregung hervor, umiomchr, als alle " ' " ^ als junger Prinz am sächs. Hofe zu Dresden. Nachdem ausgesuhrt worden ist, loaiuur der jnngc Prinz auf Wunsch feines Baters nicht »i die preußische Armee cnitrat und der Eintritt in die österreichische Armee von Wie» aus abschlägig beschieden worden war, heißt cs alsdann: „Unler diesen Umständen war ich bestimmt worden, meine miülariiche Laufbahn in der iachs. Armee zu suchen, wo ich mit arößkcr Bereitwilligkeit als Rittmeister un Königl. Gardereitcr- Ncgmieilt aiifgeiivmincn wurde. Ich war überaus glücklich, in Dresden statioiiirt zu sein, wo mir Alles de» Eindruck machte, als werde mein reizender Brüsseler Ausenthalt eine willkommene Fort- sr>z»»a linden. Schon die persönlichen Beziehungen waren von der angenehmsten Art König Friedrich August nahm mich auf das liebevollste, wie ein väterlicher Freund ms. Ich war sofort in den berliaiilen Kreis dieser edlen und hochgebildeten Familie geborgen und wie ein Lohn nnd langjähriger Genosse betrachtet worden. Das Leben am sächsischen Ho>e machte einen unendlich seinen und wolMuenden Eindruck. Es herrschte'in allen Verhältnissen ein van dein trefflichen Könige gleichiam angegebner Ton von Sitte und Bildung. Sein schönes Interesse für Botanik, seine Reisen und sein Talent sür Laildschaslöausnahmen gaben dein Verkehr mit ihm enicil besonderen Reiz. An geistiger Bedeutung stand Prinz Johann gewiß nicht hinter dem Koma zurück. Seine istudieu lagen aber bckauntlich in einer anderen Richtung »nd hatten ihn früh zeitig in eine specisische Gelehrtenthäligkeit getrieben, welche dem um so viel älteren Manne mir gegenüber eine doppelte Ueber- leiieiilieit gab. Hätte man sich ihm ganz »nd innig eröffnen wollen, io halbes dazu bei seiner Natur, mehr als bei anderen Menschen, cincr Lumme großer positiver Kenntnisse seiner Richtung und schule bedurft. Wenn auch kirchliche Tendenz und Gesinnung bei dcm durchaus edlen Geist dcS Prinzen anders Denkcnden gegenüber in den Vordergrund traten, so stand doch eine gnoissc religiöse Lin»,innig in iciiicn historischen Studien in der untrennbarsten Beuch,mg. Er beilangte cm liebevolles Versländniß für diese mittel-ilierüchc GeistciNlchtnng und scheute vor der Bernh- »!»g mit der Freigeisterei, die danials freilich nicht seiten den Cha rakter emec frivolen Oberflächlichkeit anzunrhiiien begann, zurück. Äw er aller iiieiischlichcn Bildung den Stempel euicS wilden Pvsi- lwismiis anigednickt wünschte, so sorgte er bei der Erziehung seiner »i»gc» Söhne, die viele Hoffnungen erweckte», sür den sorgfältigsten uuiclticlst. Sie wurde» außerdem im beste» Sinne des Wortes biiiiierlich und einfach gehalten. Der intime Familienzlisamiiienhang wmdc dinch die liebciiswürdiaen Frauen noch bewndcrs gehoben. b>e Königin Marie und die Prinzessin Johann verbreiteten einen wahwmen Zauber über den ganze», nur der feinsten Sitte hul digende» XM. A» die Schwester des Königs, die Prinzessin Amalie, manche ich »nr zu erinnern. Viele ihrer schriftstellerische» Leistungen Phcrte» zu den besten und erfreulichste» in der Literatur jener Sage und inst Recht hat man kürzlich ihre Tagebuchbläkter ge sammelt und Sorge getragen, daß die deutsche Frau, welche bei i»ivollhei!hastcster ängcrer Erscheinung sich geistig um so mehr mit den vielgelcseiisten Schriftstellerinnen Frankreichs zu messen ver- »wchle. nicht allzu schnell der Vergessenheit anheim falle. Man »»>!; sich wundern, daß das gesanimle Leben am sächsischen Hofe, welches ni seiner damals in sich gelehrten Art an die Zeiten der Renaissance zu erinnern vermochte, noch niemals eine historische mc.chnliiig gefunden hat. — Als im Jahre 1836 der alte König Auw» slarb, fand sich Friedrich August auch in der Wahl seiner R i!i,e >rei und vermochte für das materielle Aufblühen des Landes nachhaltig zu wirken. Eben in diesen Jahren wurde jene verläßliche Bcrwnllniig geschaffen, welche weit über die Lebenszeit des Königs hmaiisnmkle. Ich kannte die meisten jener Staatsmänner persön lich, welche, wie von Wietersheim, Zcscha» und Carloivitz, gerade in Bezug aus eine solide Verwaltung sich gr»ße Verdienste um iLachie» erwarben und habe manchen Blick in die von ihnen ge- twssincn Cinrichtiliigcn machen können, der mir bei incnirr späteren Rcaiermig zu statten gekommen ist. In der großen Masse der Be- vötlciung war troff der wohlgeordneten Verhältnisse dcS Landes indessen kem guter Geist wahrznnehmen. Mir fiel m Dresden häufig ein gewisser roher Sinn (!!) am, den man m der schlechten Bedeutung des Wortes demokratisch nennen konnte und der mich ahne» ließ, was cur Jahrzehnt später Manchen in Erstaunen setzte, weil man cS gerade den Sachsen wenig ruzutrauen geneigt war. Ein »mio bcsjcrcr Geist herrschte um das Jahr 1810 in der sächsi schen Armee. Das Offizierskorps meines Regiments war von un vergleichlicher Ehrcnhaitigkcit; es herrschte die beste Kameradschaft und der seine Ton, der de» Verkehr mit jedem Einzelnen höchst angenehm machte, war wohl auch dem Umstande zu danken, daß viele Offiziere mit gebildeten Frauen vcrhcirathcl waren. — Wenn ich das geistige Leben schilvcm sollte, dessen Mittelpunkt Dresden damals war, w würde ich am liebsten bei dcm Kreise verweilen, der sich »m Tieck versammelte; vier trat ich >» Beziehungen zu Ticdae und Baudissi», hier kam ich zum ersten Male auch mit der dcsviweren Welt >,mü Theaters in Berührung. Außer Eduard nnd Eunl Dcvcient lcrnlc ich Sophie Schröder kenne», die um daö Tliealerwescn einen edlen Glanz und jenen idealen Zug verbreitete, von dcm man heute nur noch aus der Erinnerung weiß. Im Hanse des Majors Scrrc vermmmeltc sich zu jener Zelt eine ganze WA! von geistreichen und berühmten Menschen, die der Wissen schaft, der Knifft oder dem Theater angchorteii. Die Musik war vocziigswciie durch den Eapcllmeistcr Neißiger vertreten; doch gab cs auch vielfach Gelegenheit, mit Mendelssohn und Schumann in Leg'zig .niiaiilnienznkommcil. So bvt mir ein langjähriger Ansent- halk in Dresden, während dessen ich z»,n Major und Oberst avan- cicle, wicklich was ich gewünscht »nd erwartet hatte, ich lebte nullen ni, Strome vo» Knust und Literatur rr. rc. — DicvorgestiNiiAbendiiii großen SaaledeSTivoli znEbrendcrk. Jahresversammlung des Landesverbandes Sachsen dcS A llgemei- „ cn Dcutschcn SchnlvcreinS zur Erhaltung dcö Dentsch- ihunis im AnSlnnde veranstaltete Begrüßungsfeier trug — nicht zu mir», Nachtheil — einen anderen Charakter als die bisherigen M-caiistcilliinncii deS Vereins: znm ersten Male wohnten der Feier ch auicn uiid A'ar in stattlicher Anzahl, als gleichberechtigte Mit- olicdcr bet. Die Fcstordnnna war eine Irlir abwechscliinaSrciche. reicher vergesse», sie würde» sich aber auch nicht hindern lassen, mit ihre» Stammesgeiiosse» in Dentichlnnd zu sympalhisiren. auf deren moralische Unterstützung sic so sehr angewiesen seien. Weiter brachte noch Tr. Sckmchart nach längerer Ansprache ein Hoch aus die Förderer des Dentschtlmms aus. Die Festordlimig bot eine Reihe sesselnder Einzelvorträge. Frau Dr. Schramm-Macdonald trug mit deklamatorischer Vollendung zwei Dichtungen ernsten Eharakters vor, wrncnif sie mehrere mit herzgewinnendem Humor vocgetrcigene Dialektschcrzc folgen ließ. Frl. Alice Böhme brachte mit einer ange nehmen Mezzosopranstimme, die eine tüchtige Schule venieih, mehrere Lieder zu Gehör, während Herr L. Grubcr durch virtuole Zilhecvorträgc einen stürmischen Bestall entfachte. Ter instrumen tale Thcil dcö Programms wurde von dcm Mnsikkorps der Pioniere unter Leitung deS Herrn Musikdirektor Schubert mit bekannter Präcisio» cnlSqctührt. — Die gestern nachfolgende 5. Jahresver sammlung des Landesverbandes „Sachsen" ocs „Allgein. Di utschen SchulllcreinS" übte nach einer Begrüßung seitens des Herr» Dr. Herrmann eine besondere Anziehungskraft durch den öffentlichen Vortrag deS Herrn RcichßrathS-A.dgeordneten Dr. P i ch ler-Iech- nitz (Böhmen) über „Die Lage der Deutschen in Oesterreich" aus. Be reits vor 2000 Jahren seien die Kämpfe der verschiedenen Länder der germanischen Staaten dadurch entstände!,, daß ein Mangel an Natloiialgcstlhl sich fühlbar machte, besonders durch den Mangel einer eiiiiieitlichen deutschen Sprache. Dies Gefühl empfand ganz Deutschland bis zum Zeitalter der Reformation. Redner erwähnte der schwierigen Umstände deS Bündnisses zwischen Deutschland und Oesterreich nach der Ainiektion der ursprünglich deutschen Erblän der. Auch noch heule spricht wohl der Adel Oesterreichs dentlch, denkt aber nicht deutsch. In Wien selbst werden noch heute czechische Schalen mit 7 Klassen gehalten, Vereine nnd Genossen schaften gebildet, in denen durch Handschlag versichert wird, zur nächsten Wahl keinen Dentschrn, sondern eine» Ezcchen als Ver treter zu wälzten. BewndciS heben sich hierin die Tischler und Schuhmacher hervor. Es ist den Ezcchen weniger darum zu thun, ihr Gebiet zu vergrößern, sondern vielmehr enic europäische Nolle in ihrer Machtstellung zn spielen. Von vielen Dörfern und Städlen, welche dcm czechische« Einfluß ans die verderblichste Weise nnlev Worten sind, entrollte der Redner drastische Bilder, welche allge meines Erstaunen erregten. Aber, rührte der Redner zum Schluß ans. Lank der Bemühungen des Tentschen Schnlvereins haben wir den Trost einer Besserung. Richtende,»Vollender Beifall lohnte den Redner für dm gediegenen Vortrag. — Die Kirmesse > cr der Dresdner Liedertafel ist von jeher eine originelle und aparte Sache gewesen, und wer eine solche jemals mitgelciert hat. vergißt sic so leicht nicht nnd behält sie als eine liebe Erinnerung unverwüstlichen Humors und löst, sicher Laune noch lange im Gcdächtniß. Vorgestern war »un wieder der denkwürdige Tag oder vielmehr die liebe lange Nacht, während welcher die Liedcrtäfler die diesjährige Kirmes festlich zu begehen hatten. Alles, waS sich aktiv und passiv nennt, war so ziemlich erschienen und dazu eine ungezählte Zahl von Gästen, dir. als sic einmal Platz genommen hatten, Alle zusammen, nur ein einziges Convivinm i» sieben langen Taielavtheilungen bildeten. An dieser einer Seeschlangc gleiche» Tafel ließen nnn die KimicS theilnchmer, wie die klaffstchen Völker am Opseraltar, Witz, Humor und den höheren Blödsinn, an dcm sich schließlich das Herz am gesündesten lacht, mit vielem Behagen an sich vorübcrziehcn. Vor her war der mit Fahnen, Taiinenbäumen und Enblenicn von Herrn Tapezircr Rusch prächtig geschmückte Saal Zeuge cincr aufregen den Äerloosnng von allerlei verlockenden Gewinnen gewesen. Den eisernen Bestand dieser Verloosung bildeten hauptsächlich: Quirle, Holzlöffel, Zwiebelreihen, Würste, Obstkörbe, Ligneure, Weine, Gäme. Enten, Hase» rc. Die letztgenannten lieben Thierche» schienen in der gewaltigen snbstantirllen Vereinigung aber aus schließlich nur als passive Ehrcnimiglicdcr zu sigurircn, denn sie ließen sich äußerst schwer gewinnen und zogen Jedem eine lange Nase in Form von enttäuschenden Nieten, der sich Mühe gab, miitelst 50 baarer Pfennige die nähere Bekanntschaft dieser HauS- und Jcldthiere zu machen. Quirle, Holzlöffel und Zwiebelreihen waren dagegen an der Tages- oder vielmehr an der Nachwrdnnng. lieber manctje derartige Enttäuschung, die zum großen Theil mit einein großmüthigen, aber ungeiunden Lächeln bemänlelt wurde, halsen die Taselfreuden, Kunst- und andere Genüsse hinweg. Nach dem nämlich eine echte und rechte Kirmeserbsensnvpe mit «Schweins ohren die Magen, in denen die vielen Nieten bis dahin etwas un verdaulich gelegen, erwärmt und begeistert hatte, debutirten die aktiven Mitglieder auf dcm mittelst Wolken zur Bühne hergerichte- ten Orchrsterpodinm. Dicke vielen, sich als Dekoration sehr schön ausnehmenden Wolken lollen dem Kaffirrr der Liedertafel anläßlich des lefften Kassenabschlnsses, der. wie immer, ein glänzendes Debet ergab, von der Stirne genommen worden sein. In dieser erheben den Erinnerung sang denn auch die Liedertafel mit Neinhold Beckcr's „Gegrüßt seist Du !" und zwei anderen Mannerchören das reine Gold, das der Kassirer der Liedertafel, dcm im Lause des Abends zu mehreren Malen der knöchernste, konipromittirendstc Geiz nachgcsagt wnrdc, jedenfalls den aktiven Mitgliedern sofort mit 5 Proz. Zinlen gntgeschriebcn hat. Der Vorstand, Herr Näu- mann. begab sich hierauf aus das astronomische Gebiet, in dem er Sonne, Mond und alle Sterne mit der Liedertafel in Ver gleich brachte. Rrinhold Becker und Gust. Ehrlich als die Licder- meister des Vereins mit den eisteren, die Mitglieder mit den letzte ren bezeichnend, nicht ohne einen Seitenhicb a»> die Milchstraße, die der Vortragende absolut in eine bahrische Bicrstraße uingeiva»- delt wisse» wollte, riskirt zu haben. Ingenieur Hartwig ernannte hieraus ein neunköpsiges Preisrichterkollegiuin. welches über die folgenden Produktionen zu nrtheilcn und den Siegern möglichst nach Gewisse» die Preise, bestehend: l) m einem Bierservice. 2> Bier Humpen, 3) Bicrglas, 4) in einer lebenden Gans, 5) tvdlen Gans, 6) einem Hasen, 7) einer Flasche Sect, 8) noch einer Flasche Srct (minderer Güte) jilnierlheilen hatte. Der Wahl des PrciSiichtrr- kollegnnnö schloß sich nun sofort der erbitterte, hartnäckige Kamps nm die sogenannte Palme dcS Abends, in diesem Falle »», die Gäule, den armen Hasen nnd die verlockenden Scelsloschc,, w.. an. le Anwesenden die Klapuerstörche lchcm längst in EMPlcn wußten und Niemand in Folge dessen recht be- gieiic» wollte, wieso denn die Liederiasel dennoch zu einer uner warteten Vaterschaft käme. Schließlich stellte sich aber heraus, daß mit den drei Neugeborenen ein V>erlcldntzend reizender Lieder von Rciiihold Becker: „Winterbild", „Kindlein im Traum" und „Auf schwung" gemeint seien, die den» auch noch ganz brühwarm von Herrn Gregor in der csseklvollsten Weise und unler donnernder Zu stimmung der Gäste aus der Tante gehoben wurden. Dieser reizende Akt echt christlicher Gesiiinnngs- und Handlungsweise machte cincr bon Herrn Troitzich vorgetragenen „Schauderösen Ballade in stiiis Bildern" mit erklärenden Zeichnungen Platz. Aus All cs gefaßt, betrat hierauf Hosopernfängcr Lurgenstein den Kamps- play, um den soeben abgelrctenen Naturvirtuosen mit drei „Frnnds- bergliedcrn" (von Zeuger) in Grund und Boden zn singen. Der soldatischen Huldigung mußte natürlicher Weise, beim Servicen eines großartigen Elbzanders mit Butter und Kartoffeln, eine politische svlacn. Niemand geringerer als General Eaffnrel (Hosschauspieler Lövcr) erschien vor den erstaunten Kirmesbesuchern. Der brave General sprach zwar nur „übergeben", oder, wie er sich sofort ver besserte, „gebrochen" Deutsch, machte sich aber, unter zwerchfell erschütternder Charakteristik immerhin soweit verständlich, daß Nie mand sein Erscheinen falsch deuten konnte. Er bedauerte, seinen Freund Wilion nicht mitgebracht zu haben, welcher die Gäste der Kirmes gewiß mit einer neuen „Limousinadc" eririicht hätte, und ging dann gleich und «an« ßöno auf das sogenannte große Ganze über, indem er einige Hundert noch bei Zeiten aus die Seite ge brachter Orden — für 1 Mark um den Hals, für 50 Pfennige auf der linken Brust zu tragen — verkaufte. Um so billigen Preis dckorirte sich sofort der halbe Saal und General Cassarcl wurde mit Ovationen entlassen, die er sich während der letzten Tage in der Conciörgcrie gewiß nicht träumen ließ. Direkt vom Monde kommend, traten danach unter „falber" Beleuchtung und von einem Professor der neuesten Wiktterprophezeiung geführt, vier Mond menschen auk, die »ach der Mondmode das Gesicht aus dem Leibe und die Stimmen, die sie mittelst des schönen Mimdnationcilgesan- ges „Guter Mond, Du gehst so stille" bemerken ließen, mi Hute hatten. Ein Tirolcrquartclt mit Zitherbegleitung sang mdeß diese seltene» Gäste sofort vom Podium, und zwar in einer Weist, daß es sich dacapo prodnziren mußte. Als Intermezzo der Bühnenpro- duklion hielt Herr August Renner eine launige, schwer wiedcr- zugebendc Rede, die, „obgleich in der Logik etwas zerstückt, zur all gemeinen Heiterkeit Verschiedenes klar ansgcdrückt". Durch einen Lacherfo'g ohne Gleichen wurden schließlich sämmtliche Produktio nen durch Anssühruiig einer Götterkomödic: „Zeus im Olymp" (von Dr. Pötsch) gekrönt. Zeus (Hofschauspiclcr Schubert) Wat mit Inno lHosschanivielcr Löber) »i eigener Person auk, um vorerst mit Mars, Äacchus, Avollo, Mcrcur nnd VciinS einige Fcnnilicnange- lcgcnheitcn zu ordnen imd dann beim Schein einer Pnpke'scheir Faniilieiilanipe sich ans dcm Leiborgane des Olymps, de» „Dresd ner Nachrichten", über alles Bcmerkenswerthc auf Erden, speziell in Dresden, zu vrientiwn. Ans diese Weise erfuhr der Gott der Götter auch die Feier des KmneSscstcs der Liedertafel. Nachdem er sich durch ein Couplet mit dem Refrain: „Da schlag' ein Donnerwetter d'rein" etwas gestärkt hatte, wurde auf allgemeinen Wunsch des Göttcrconviviums beschlossen, ein Solognartett mittelst einesDr.Wölscrt'ichcn lenkbaren LnstschfffeS in den Olymp cinzuladen. Mit derlelben Schnelligkeit, mit der Dr. Wollest seinerzcir in der nicht gewünschten entgegengesetzten Richtung über den Garten des Wald'wlößchcnS segelte, erschien denn das geladene Quartett auch bei Zeus. Sollte man verrathcn, was nnn geschah? Große Götter, nein! Das Gräjzliche bedeck' ein ewig' Schweigen ! Genug. ZeuS lud das Solognartett und alle Liedcrtäfler schließlich ein, ihn mit ihrem Besuche zn Ostern zu beglücken. Der Himmel sollte ihnen, so oft sie kommen, immer offen sein! Das Solognartett fuhr zur Erde zurück, und Zeus, müde, wie er von alle den er regenden Scencn war — ging nun iir's Bett. Damit mar es 2 tlhr Morgens geworden und das offizielle Programm hatte sein Ende erreicht. Es folgten aber trotzdem Toaste ans Toaste und dazu die Vcrlheilinig des Kirmeskuchens mW der Prämien durch das Prciörichtcrkollegiin». Tie Herren Dr. Pötsch. Hosschauspieler Schuber! und Löber erhielten die ersten, das Tirolergnartett, das L>olv- auarictt und die Herren Gregor. Lurgenstein und Troitzich die übrigen Preise. Eine fidele, von köstlicher Laune und sprudelndem Humor getragene Freikneipe bildete das Ende dcS Ganzen, das jedoch nur Die erlebt haben, welche spezielle Freunde eines strahlenden Sonnen aufganges zu sein pflegen. — Mehrere Zeitungen haben vor Kurzem die Mittheilung ge bracht, daß sämmtlichen Sparkassen des Deutschen Reiches ge stattet worden KI, für alle von ihnen ausgehenden nicht srankirten Postsendungen sich der Aufschrift „Portopflichtige Dienstsache" zu bediene», wodurch den Einpsängern die Zahlung des Zuschlagsportos erspart werde. Diese Angabe ist unrichtig. Der Schrisklvechsel in Sparkassen-Angelegenhcitcn darf nach den bestehenden Bestimmun gen nur von solchen Sparkassen uiiter der Bezeichnung „Porto- fflichtige Dienstsache" abgcsandt werden, welche die Eigenschaft einer öffentlichen Behörde besitzen. Dieses Ersorderniß trifft aber durch aus nicht bei allen Sparkassen zu. — Pünktliches Erscheinen — das möge sich Jeder merken — ist nothwcndig, wenn einer als Zeuge zu einer Gerichts verhandlung vorgeladcn ist. Ein Zeuge. welcher nm 10. d. M. Vonnittags '/<10 Uhr zur Schöfscngerichtssitzung bestellt war. er schien erst '/rIO Uhr vor Gesicht. Er wurde deshalb zu einer Geld strafe von 20 Mark und Tragnncz der Kosten der anberanmten und wegen deS nicht rechtzeitigen Erscheinens des Zeugen vertagten Hauptvcrhandlima veno thcilt. — Ter Dresdner Rudervcrcin „T rito »" hielt am Freitag Abend seinen von 250 Theiliicbmern besuchten ersten Fainilicn- abrnd, verbunden mit der Taufe dreier neuer Boote, in Siegel s Etablissement ab. Der Saal war zn diesem Zwecke reich mit Ruder - Enl'Iemen geschmückt: in der Mitte desselben standen, mit Gnirlanden behängen, die neuen Boote, um welche bei dem Tansaktc die mit zahlreichen Siegcsmedaillcn versehenen Rare- Ruderer des Vereins in ihren schmucken Kostümen Aufstellung ge nommen hatten. Die Tan'rcde, welche i» liebenswürdiger Weste
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