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Dresdner Nachrichten : 03.04.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192704031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270403
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270403
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-04
- Tag 1927-04-03
-
Monat
1927-04
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.04.1927
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'deräiiel Naclmckien Alltag onntag. Z. Ispnl >927 Die Magd. Bon Maria Jbele. Maria Türpr hatte eine Dreizimmereinrichtung mit bekommen in die Ehe und eine schöne Wüschcansstailung und die alte Johanna, die „Schanctte", wie sie in Marias Eltern, haue genannt wurde. Bor allein war Maria entzückt von ihrer kleinen Woh. nung, von ihrer Wäsche, von ihrem jungen Frauentum. Nur eines paßte ihr nicht: daß diese unmoderne Johanna in dem neue» Haushalte auch wieder um sie war, die Johanna, die heule »och anssah wie eine Bauernmagd und immer noch den vorsintslutlichen Spenzer trug, und Röcke mit Futter, die aus dem Boden ausstieszen. Sie hätte viel lieber ein junges Ding gehabt, so eine Puppe von einem Zimmermädchen, daü knickste und sich drehte und sie als Gnädigste angesproche» hätte. Sie Hütte ruhig etwas theatralisch aussehcn dürfen. Wie gerne hätte sie ein schwarzes Servtcrklcid gekauft und ein winziges Lchürzchen und ein kokettes Häubchen. Wirklich, Maria Türpc schämte sich vor den Besuchen, die in der jungen Ehe Loch viel häufiger kamen als im Elternhaus. WaS sich die wohl alle dachten, wenn der Bauerntrampel die Türe öffnete?! Sie fand cs direkt stillos, in ihrer modernen Woh nung so ein eckiges, altes Möbelstück zu haben, wie Johanna es war. .. . ^ , Auch das, was Maria geahnt und gefürchtet hatte, traf selbstverständlich ein: Sie war nicht die Herrin im Haus, war nickt die junge Frau, sondern blieb für Johanna das Mädchen Maria. Und wie schon im Elternhaus wurde der Mann von Johanna umsorgt. Auch kochte sie, waü sie für gut hielt, und Gesellschaften fanden nur statt, wenn es ihr angenehm war. Maria heulte oft vor Wnt. Sie war überzeugt, das, sie die spiesiklirgerlichste, lächerlichste Ehe führte von allen ihren Freundinnen. Und wem verdankte sie dies alles? Dieser alten Johanna, durch die eben keine Frische ins HauS kam und kein Schwung. Schon im ersten Jahr« ihrer Ehe fühlte sich Maria Türpc Mutter. Wie freute sie stich ans das Kind! Dann also hatte sie auch einen Lebenszweck, eine Beschäftigung, etwas zum Spiele», etwas, das sie ganz persönlich leiten konnte. Das Kind kam, es war ein Junge. Glückselig mar Maria. Als sie zum ersten Mal« ausstehen konnte, drängte sie die Johanna weg von ihrem Kinde. Die aber lies, sich nicht wegdrängen, blieb hartnäckig, ja lebte nur mehr für diesen Junge». Alle freien Sonntage widmete sie ihm. Und als der kleine Emil gröstcr wurde, da sah er die meiste Zeit bei der Johanna in der Küche und plapperte. Dann kam Emil in die Schule. Wieder war es Johanna, die ihm die Brote strich zum Mitnchmen. Manches Zehn- picuuigstück von ihrem Lohne verschwand in seiner kleinen Tasche, und als er gar Gymnasiast wurde, war die alte Jo hanna stolz, als wäre sie die Mutter dieses Jungen. Maria schwieg und schluckte die Eifersucht hinunter und die Wut,- aber oft war sie nahe daran. Johanna das Buch hinzuwerscn und ihr zu kündigen. Wenn sie nur den Gatten Nicki gefürchtet hätte und den Jungen! Wie sic dann trium phieren könnte, diese alte Johanna! Auch wusste Maria Tiirpe in der Küche nicht recht Bescheid. Da, an einem Hellen, frühlingsfroheü Tage, bei einem Niceflugc, den Maria mit ihrem Gatten allein machte, weil der Junge sich für eine Schulaufgabe vorbcretten muhte, ge- schak das Furchtbare: Der große schwimmende Steg, an dem der Dampfer anfuhr, zerbrach, die Balken stürzten ins Wasser, das wild war und gischte, aufgewühlt von den Schaufeln des Tampscrs. Maria Türpc war auf der Stelle tot, war hinein- cicivirkelt worden unter die Räder, und Emil Türpc starb »ach wenigen Stunden, ohne nochmals das Bewußtsein er langt zu haben. Ein paar Tage ging ein großes Klagen durch die Zei tungen. Der Unglückssall wurde bis ins kleinste besprochen,- bald war aber wieder alles vergessen, gab es neue Sen sationen. „Jetzt hat er wohl ausstudiert, der jirnge Türpe", meinte eine junge Frau im Hause, die es schon lange geärgert hatte, das, der Junge studieren konnte. Rings in der Nachbarschaft mar man mehr neugierig als mitleidig. Sicher kam irgend jemand von der Verwandtschaft und holte Emil Türpe. Aber nichts von alledem geschah, es blieb scheinbar beim alten, so unbegreiflich cs allen war. Eines Morgens entdeckte man am Hause einen Zettel: Bei Türpcö waren zwei Zimmer zu vermieten. Und in den Jciiungen war ein Inserat zu lesen: Zu gut bürgerlichem Mittagstisch werden Danergästc gesucht. Und Eingaben um Stipendien gingen an die Behörden hinaus, hingemalt von ungelenken Händen, und abends unter der schummerig brennenden Lampe, da saß ein junger Mensch bei einer tapferen, Irenen Magd mit weißem Scheitel und verarbeiteten Finger», die Weißzeug nähten für fremde Leute . . . Das Splel mit dem To-e. Bon Hermann Middcndorp. „Darüber soll man nicht spotten," sagte unser Gaskherr ernst. Das ivunderte rms alle,- denn wir lebten zu jener Zeit, ein kleiner Kreis von vier, fünf Freunden, in einer Periode leicht blasierter Fretgeistcrei, in der wir über alles und jeder- manu spotteten. Wir saßen im Garten von Ren« de Maete, des Jung, gesellen, der sich von den meisten Junggesellen 'darin unter schied, daß er sich wenig in Caf^ö aushielt und dafür um so mehr Wert darauf legte, sein« Freunde in seinem Hause an der Krcizcrsgracht um sich zu haben. Der schöne Gommerabend hatte uns in den Garten gelockt. Das Licht einer Tischlampe glili mit schlvachem Schein über die Gläser, in denen dunkler Wein glühte. Einer von uns lxttte im Laufe der leicht fließen den, nchiungslotsen und ziemlich gleichgültigen Gespräche eine Bemerkung über den Tod gemacht, eine» skeptischen Scherz, nonchalant ausgesprochen und kaum mit cinein Lächeln von „ns beantwortet. Da kam de Maete mit einem ernsten: „Darüber soll man nicht spotten." Air erwarteten eine nähere Erklärung von ihm. und die gab er auch. « „Ich weiß ebenso ivcnig, wie ihr, was der Tod ist." sagte er. „aber ich habe manchmal das Gefühl, als ob er eine für sich bestehende Macht über uns ist, etwa ivie da- Schicksal bei den Griechen, die darin eine Gewalt sahen, gegen die selbst die Götter nickst- anSrichten konnten. Etwa vor einem Jahre habe ich ln Paris etivas erlebt, das mich in diesem Gefühl bestärkt hat. Ich verkehrte damals mit einem jungen Maler, stndrn Bergnaud, einem Jüngling, der durchaus nicht u». begabt war, der aber, wie so viele junge Künstler, darunter litt, dos, leine Anerkennung in weiteren Kreisen ausblieb. Er hatte nicht die Geduld, aus den Erfolg zu ivarken, der wahr scheinlich mit der Zeit auf die übliche Weise gekommen wäre, ich er verfügte auch nicht über das Quantum Weisheit, das man in solchem Falle nötig hat. um sich mit den Verhältnissen absinsc» zu können. Sv wurde er verbittert und zynisch, er erbcileie beinaln! nicht mehr, verlor sich in unfruchtbares sheorctisieren und äußerte sich mit ungerechter 'Mißachtung »brr di« Arbeit seiner Kollegen, die mehr Erfolg hatten als er. Rder kennt unter den Künstlern solche Typen tn seiner Nin- gch»ng. Ich war Bergnc»uds einziger Vertrauter, und obwohl sein Räsonieren mir nicht gefiel, hörte ich ihn doch immer geduldig an. nicht nur. weil ich wirtlich Freundschasi für ihn fühlte, sondern auch, weil ich hoffte, durch Aussprache seine aus den Fugen geraten« Persönlichkeit wieder ins Gleichgewicht drin- gen zu können. Das glückte mir jedoch nicht. Eines Abends kam er aufgeregt zu mir. „Jetzt habe ich sic alle in der Tasche!" rief er. .-Was meinst du?" fragte ich verwundert. Er rückt« mit einer sonderbaren Mitteilung heraus. Er habe einem Kunsthändler, bet dem er zahllose Male vergeblich versucht hatte, ein Bild zu angemessenem Preise loszumcrden, mit großem Ernst erklärt, daß er keine drei Monalc mehr leben würde. Der Doktor habe angeblich ein Herzleiden bei ihm konstalierl und ihm höchstens noch diese kurze Zeit ge geben. Ein paar bekannte Persönlichkeiten aus der Kunstwelt wüten bei der Mitteilung zufällig zugegen gewesen, sie l)ättcn sich sofort interessiert nach seinen Arbeiten erkundigt, und Pon- sard, der Kunsthändler, hätte die beiden Bilder, die er bei sich hatte, sofort dabehaltcn. .-Dieser Plan muß Erfolg haben!" rief er begeistert aus. „Und du mußt mir dabei helfen!" ,Mie kann ich das?" „Indem du überall die Mitteilung verbreitest, daß ich innerhalb dreier Monate sterben werde. Daran liegt mir km Moment alles. Denke nur: einer von den Leuten, die ich bei Ponsard getroffen habe, kommt morgen schon in mein Atelier!" „Aber wenn es nun späler he raus ko mutt, daß nichts davon wahr ist!" „DaS schadet nichts. Dann lebe ich eben »och. Sie können ihr Urteil dann doch nicht wieder zurücknchmcn." Der ganze Fall kam mir wie «ine harmlose Mystifikation vor. und Ich sah obendrein einen gewissen Humor darin. Kurz, ich beschloß, Bergnaud dabei zu helfen, und ich konnte das nm so leichter tun, als ich damals viel in künstlerisch interessierten Kreisen verkehrte. Das Experiment glückte Uber alles Er- 'ivartcn. In wenigen Wachen hatte Bergnaud eine tragisch- mystische Atmosphäre um sich verbreitet, die Betrachter und Käufer für seine Arbeiten anlockt«. Der Kunsthandel ani mierte: in sehr kurzer Zeit würde es aus sein mit dem neu entdeckten Genie . . . Die Presse nahm lebhaften Anteil an dem Fall. Schon vor der großen Ausstellung, die mein Freund jetzt vorbcretten konnte, wurde viel über sein Werk geschrieben, und auch ohuc daß man direkt auf den nahen Tod des Künst lers anspiclic, war die Kritik allgemein der Ansicht, daß in seinem Werke etwas Mystisches läge, etwas. Las über die Grenzen von Raum und Zeit hinausgingc . . . Bergnaud arbeitete in dieser Zeit mit fieberhafter Span- nung. Er schuf Werk« verschiedener Art und Qualität, aber ohne Zweifel das Beste, was er jemals gemacht hat. Wir waren beide glücklich. Plötzlich aber trat das Grauenhafte ein. Am Abend, bevor seine Ausstellung eröffnet werden sollte. Eine Katastrophe auf der Untergrundbahn. Eine Anzahl Leichtverletzter und ein Toter. Der eine war Bergnaud! Es war genau drei Monate, nachdem er mir seinen Plan erzählt hatte. Seine Rechnung war beglichen. Natürlich, das kann Ausall sein. Alles kann Zufall sein. Wir wissen cs nicht. Aber ich habe seit dem Augenblick nie mals den Gedanken loswerdeu können, daß ich an seinem Tode mitschuldig bin." De Maete schwieg. Wir schwiegen alle. Ein kühler Wind erhob sich und bewegte rauschend das Laub hoch über unseren Köpfen. <Bcrcchtigte Uebcrsetzung aus dem Holländischen von Willy Blochcrt.) Eine Kroko-lljag- auf Java. Nach brieflichen Mitteilungen wiedcrerzählt von Otto Angermann, Dresden. An einem heißen Novcmbersonntage kehrte mein Freund K. vom Schwimmbad im Hasen zu Soerabaia mittags zurück. Hier empfing er die Nachricht seiner Freunde, daß heute die längst geplante Krokobiljagd durchgesührt werden sollte. Um 3 Uhr sollte abgefahren werden. Pünktlich um 9 Uhr fuhr der Kraftwagen vor. Die Jagdgesellschaft bestand aus vier Herren. Die Führung übernahmen zwei Brüder, zwei in Indien ge borene Deutsche, die mit den cinheimischcn Verhältnissen wohl vertraut waren. Die Ausrüstung bestand ans einer amerika nische» Büchse, Weite 10,5 Millimeter, und einem Armee karabiner sMauserj, einem deutschen Erzeugnis. Dazu kam eine clcktrisck>e Suchlampe mit zwei großen dretßigstündigen Batterien, drei Thermosflaschen mit Eis, eine mit Kaffee, zehn Flaschen Limonade und einem Essenträger voll der berühm ten indischen Reistascln. Der Wagen brachte die vier Wagemutigen von Soerabaia aus, immer östlich an der Küste entlang, in das Gebiet der großen Flußmündungen. Nach ungefähr einer Stunde war das Ufer eines hundert Meter breiten Flusses erreicht. An der Landstraße stand ein kleiner „Kampvna", ein javanisches Dorf, mit nur zehn Bambushütten. Die Bewohner beschäf tigten sich ausschließlich mit Fischfang, der ihnen genug zum Leben cinbringt. Der gesamte Eindruck der Leute und der Hütten war recht ärmlich. Nach langem Verhandeln mit der Einwohnerschaft waren endlich vier Einheimische, die am tauglichsten erschienen, aus gesucht worden. Sie sollten als Ruderer dienen. Außerdem kannten sie die Tücken des Flußlauses. Aufsallcndcrwcise sprachen diese Leute nicht das hier übliche Küstenmalayisch, sondern javanisch. Dadurch wurde die Verständigung mit ihnen bedeutend erleichtert. Acht Mann bestiegen nun die »Prauw". das Boot. Sobald das Boot abstieß, fingen alle Insassen an, mit ihren Hütten mächtig zu wedeln. Wer zum ersten Male mit fährt, den mutet diese Abschiedsfeierlichkeit seltsam an. Bald merkt aber der Neuling den Zweck: Die Fliegen, die die Jäger am Land und noch im Boot dauernd umkreisten, werden so verscheucht und bleiben am Land. Eine herrliche Fahrt begann. ES war inzwischen 6fr Uhr geworden, und die Sonne stand schon so tief, daß die Wärme erträglich wurde. Nun ging'ö mit rasche» Ruderschlägen den Fluß hinaus. Rechts und links schmückten üppiggrüne Wände die Ufer. Die Fahrenden genossen die Pracht und Uebersülle der Tropenwelt. Wunderbare Ausblicke boten reiche Ab wechslung. Kasuare und buntgefärbtc Kakadus flogen scheu davon. In den Wedeln der überaus fruchtbaren Arekapalme und im Gezweig der riesigen Brotbäume zeigten große Scharen von Affen ihre Kletterkünste. Für die Bewohner der Ufer ist das gewaltige Hochwasser während der Regenzeit eine große Gefahr. Deswegen haben die Eingeborenen ihre Hütten etwa zehn Meter hoch über dem Wasserspiegel ans BambuSstangen erbaut. Vor den Hütten bis zur Mitte des Flusses ziehen sich hohe BambuSgcstänge hin. an denen Netze befestigt sind. Diese können durch ein« einfache, sinnreiche Einrichtung mittels Bambusseilen von der Be hausung aus cmporgezogen werben. Langsam sank die Sonne. Ein herrlicher Untergang mit köstlichem Farbenreichtum und seltsamen Wolkcnbtldungen leuchtete von Westen Drüber. — Kaum war die Svnncnkugel unter dem Horizonte verschwunden, so war zehn Minuten später Nacht. Die elektrische Lampe wurde eingeschaltet. ES war ein Suchlicht, das einen Lichtkegel von ungefähr achtzig Meter Länge gibt. Nnn begann die eigentliche Jagd. Die Augen der Krokodile gebe», wenn künstliches Licht auf sie fallt, einen roten Widerschein. Je größer und je dunkler dieser ist, desto gröber und älter ist das Tier. Seltsamerweise fliehen die Krokodile nicht, wenn das Licht des Scheinwerfers in ihre Augen fällt, sondern sw bleiben ruhig liegen und zeigen so dem Jäger den Weg. — So wurde bis 8 Uhr abends gesucht: leider vergeblich. Endlich hieß es leise: Dort ist eins! Ganz vorsichtig und geräuschlos näherte sich nun das schmale Boot dem User. Nach langem Suchen mit der Lampe zwischen dem fast undurchdringlichen Gewirr des UsergestrüppS konnte der eine der beiden Brüder das Tier endlich ausS Korn nehme». Der Schuß verhallte. Nichts rührte sich. Nichts schien die Anwesenheit des Tieres z» ver raten. Des Schützen bemächtigte sich eine begreifliche Auf regung. Er schoß zum zweiten Male Die Wirkung war für alle furchtbar! In den Büschen brach es. Gewaltig spritzte das Wasser aus. Alle Insassen des Bootes wurden über und über naß. Die „Pranw" schwankte bedenklich. Etwas Dunkles und Langes bäumte sich auf. Und dann — war cs still. Die Jäger waren herzhaft erschrocken. Es kam ihnen zum Bewußt sein, daß sie in Gefahr waren, umgeworsen zu werden und... Das Boot schoß in den Strom, di« Lampe gab Licht. Zwanzig Meter vor dem Bug tauchte der Kops mit einem Male ans dem Wasser auf. Es mußte ein Rieserttier sein, denn der Kops war gegen 75 Zentimeter lang. Es war verwundet, nur da»» kommt es an die Oberfläche. Mit mächtiger Ge schwindigkeit schwamm cs dem anderen User zu, bas cs vierzig Meter vor den Verfolger» erreichte und gewandt erklomm, gerade an einer vvm Buschwerk freien Stelle. Deutlich war der große Leib zu erkenne». Es war ein ungewöhnlich kräf tiges Tier, etwa vier Meter lang. Als es eben im Busch ver schwinden wollte, schoß der Jäger wieder. Sich rückwärts überschlagend fiel bas Krokodil hintenüber ins Wasser zurück. Schon nach ganz kurzer Zeit tauchte der Rieienkvps wieder auf, und zwar senkrecht aus dem Wasser, da- Maul weit geüssnet und ein knurrendes Brüllen ausstoßcnd. Nun begann ein Tvdeötanz im Wasser, wie man ihn sich schauriger nicht denken kann: immer wieder tauchte das schwer verwundete Tier auf und unter, immer wieder ließ cs sein furchtbares Brülle» er tönen. Die Affen in den Bäumen waren inzwischen durch die Schüsse wach geworden und stimmte» ein tvlleS Konzert an. In solchen Augenblicken sind die Krokodile unberechenbar» die Angst vor dem Tode gibt ihnen ganz unheimliche Kräfte. Beide Brüder standen mit gespanntester Ausmcrksamkeit.ini Anschlag, doch mit dem nächsten Schuß wurde gezögert. Noch immer bestand.die leise Hoffnung, der Riese würde sich ans Ufer flüchte». Nur so würde er sichere Beute werden. Doch — vcrgeRuis! Mit einem Ruck sGoß das Ungeheuer, den Rachen weit geöffnet, auf das lange, schmale Boot zu. Nun blieb keine Wahl! Das Leben der Jagdgesellschaft mar in Ge fahr. Der letzte, tödliche Schuß fiel. Zugleich aber verschwand auch der Kvpf in einer hoch ausspritzendcn Wassersäule. Das Tier versank, und die kostbare Jagdbeute war verloren. sWcnn daü Tier durch die Gase des Körpers am anderen Tage cmporgctrieben und angcschwcmmt wird, io ist doch die Haut nicht mehr verwendbar.) Das war starke Enttäuschung, da solch große Tiere seiten sind. Nach dieser Ausregung, die alle außer Atem und in Schweiß gebracht hatte, wurden zehn Minuten Pause gemacht,- es wurde gegessen und getrunken. Dann ging es flußabwärts weiter. Bald wurde ei» neues Tier gesichtet und angegangen. Es ruhte auf einer buschfretcn Stelle, etwa zehn Zentimeter über dem Wasser. Als das Boot ungefähr zwanzig Meter heran war, wurde es scheu und erhob sich. Schon krachte ein Schuß, und mit einem riesigen Satze sauste der Flüchtling ins Wasser. Sofort fingen die Affen wieder an, mordsmäßig zu kreischen. Noch bestanden Zweifel, ob es getroffen war. Kurze Zeit darauf tauchte das Tier nicht weit vom Boot entfernt wieder auf. Es schweißte stark und ging anS Land zurück, gerade an die Stelle, wohin eS der Schütze haben wollte. Ein sicherer Blattschuß bereitete dem Tier ein kurzes Ende. Die vier Inländer begannen ei» Freudengeschrei, und auch die vier Deutschen waren froh, Erfolg gehabt zu haben. Nun wurde dem Krokodil, das einen halben Meter tief im Wasser lag, mit cinein starken Strick die Schnauze zugcbunden. Einen zweiten legte man — kurz hinter den Bordcrslossen — um den starken Leib. Dann wurde es an Bord gezogen. Das gab schwere Arbeit, weil bas Tier 9,20 Meter lang war. Es stellte sich heraus, daß der erste Schuß vor dem Auge in den Kopf ge drungen war. Der zweite saß zwischen Auge und Ohr. Eine halbe Stunde später war das Glück den Jägern wieder hold. Diesmal kam man bis auf ttinf Meter ungestört heran. Ein prachtvoller Schuß in die kleine, cmpsindlichste Stelle vor dem Ohre streckte das ruhende Tier nieder. Ohne einen Laut von sich zu geben oder sich zu bewegen, war es so fort tot. Die Leistung des Schützen muß doppelt bewundert werden, wenn man an das schwankende Boot, an das Licht, an daS Buschwerk und — an die Aufregung denkt. Bald war die neue Beute im Boote verstaut. Sie war um einen Meter kleiner als die erste. Es war inzwischen 12 Uhr nachts geworden. Mit kräf tigen Nuderschlägen wurde die Heimreise angctreten. Bald war das Uschcrdorf, von dem abgefahren worden war. erreicht. Hier wurden die beiden toten Tiere gelassen. Sofort begannen die vier Eingeborenen die schwere Arbeit des Abhäutens. Schon am folgenden Morgen kamen sie und lieferten die kostbaren Häute in Soerabaia ab. Reichlich belohnt kehrten die Javaner i»S Heimatdorf zurück. — Die glücklichen Schützen aber machte» die Jagdbeute den beiden jungen Deutschen zum Geschenk. Weidmannsheil! Beim Friseur in -er Norman-ie. Von Liesbet Dill. In meinem Rcisebuch hatte ich gelesen, daß die Nor mannen ein ruhiges, ernstes verschlossenes und schwer beweg liches Volk seien, unzugänglich, finster und wortkarg. Ich war an einem heißen Svmmcrnachmittag i» ein kleines norman nisches Städtchen C. gekommen, das viel von Engländer» wegen seiner schönen alten Kathedralen ausgesucht wird, hatte mir die drei Kathedralen angeschaut »nd eine Rundfahrt in der offenen wackligen Pferdebahn durch die düstere enge Stadt gemacht, über der der graue Staub des Sommers lag,- das Hotel de France, in dem ich abgcstiegcn war, war so leer, daß ich mich darin fürchtete. So war ich aus den Gedanken ge kommen. einen Friseur auszusuchen. Der Concierge hatte mir den ersten in der Stadt empfohlen, und ich betrat den kleinen Laden . . . Im Borderzimmcr, eng wie eine Schissskabine, war der Friseur gerade dabei, einen Brctoncn eiiizusctfen, der unter einem weißen Mantel und weißem Seifenschaum verschwand. Er rollte »nr zwei schwarze Angen nach mir hin, und der Friseur hörte im Rasieren auf und geleitete mich ins Neben- immer . . . Champooning? ?)es, Madame . . . neSI Wir oben großartige Ehampovnmittel, ganz neu, das Haar schäumt wie eine Wolke. Hier, nehmen Sie Platz ... Er schob mir in dem engen Hintcrzimmer einen Stuhl ohne Lehne vor einen blinden Spiegel, der mit Seifcnreklamcn bunt bepflastert war, scheuchte mit dem linken Fuß einen Berg gebrauchter Ser vietten in die Ecke und rief »ach einer Avoiine. Eine junge Dame erschien, majestätisch, rotblond, mit grauen Perle» im Ohr, viel zu schön für diese enge schmutzige Bude, aus der ich am liebsten wieder geflohen wäre. Aber das war nicht mög lich . . . Schon nahte der Friseur, eine» Berg Schachteln auf
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