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Dresdner Nachrichten : 03.04.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192704031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270403
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270403
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-04
- Tag 1927-04-03
-
Monat
1927-04
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.04.1927
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Ar. 187 Seite 2 »Dresdner Nachrichten'' Sonntag S. April 1«? haben, um den Sieickstag über den allgemeinen, das ganze Reich mit seiner Zuständigkeit ln Gesundheitssragen be rührende» Kulnirzweck des Hygiene-Museums gründlich acrs- znklärcn. Es ist eine merkivürdige, äußerst peinlich ivlrkenö« Unempfindlichkeit gegen die Belange der engeren Heimat, die aus einem svichen passiven Verhalten spricht. Demgegenüber fallt die energische Regsamkeit, die vvn der sächsische» Regte- rnng und dem Gesandten Dr. Gradnauer betätigt wurde, um sa angenehmer ans. (Ls wird von elngeweihler Seit« ver sichert. das, Dr. Gradnauer sich in der Sache ei» besonderes Verdienst erworben habe, indem er von Pontius zu PilatuS ging und durch seine eingehenden und nachdrücklichen Dar legungen den Boden vorbereitete, aus dem dann der Minister präsident Heidt die für Sachsen günstige entscheidende Wen dung hcrveifiihre» konnte. Die erfolgreiche Einflußnahme, die Dr. Gradnaner in solcher Weise betätigt hat. ist ein Be weis dafür, das, die einzelstaatlichen Gesandtschaften beim Reiche, die übereifrige ttnilaristen als vermeintlich zwecklose Sinekuren bekämpfen, auch heute noch ihre volle Berechtigung haben, natürlich nur, soweit die führenden Länder in Betracht kommen. Beil» Mittellandkanal liegt der Fall für Sachse» insofern erheblich einfacher, als der Reichstag wegen der vom Reiche eingegangenen vertraglichen Bindungen gar nicht tu der Lage ist, die für die Durchführung des LüdslügelS er forderliche» Mittel zu verweigern, auch wenn die Stimmung gegenüber der Wasserstraßenpolitik des Reiches im ganze» einigermalie» umgeschlagen ist und sich kritischer gestaltet hat. Ten Mittellandkanal im unfertigen Anstande zu belassen, ist einfach ein Ding der Unmöglichkeit, weil das ein Schlag i»S Gesicht für die gesamte Wirtschaft wäre, die aus diese große Wasie ist rage unbedingt angewiesen ist. nm ein wirksames Gegengewicht gegen eine einseitige und willkürliche Tarif politik der Reichsbahn in der Hand zu haben. Ter ReichS- sinanzminister Dr. Köhler hat sich denn auch beeilt, zu er klären, das, die Vorarbeiten für den Südflügel des Kanals ohne Rücksicht ans die parlamentarische» Abstriche sortgesührt und die jetzigen Beträge im nächsten Etat genau in der gleichen Höhe wieder angefvrdert werde» sollen Tie Streichung der .Kanalpvsition war, wie der Minister erläuternd hi»,»fügte, nnr ei» augenblickliches Verlegenheits- niittel, um den anderweitig durch die Nachgiebigkeit gegen besondere Parteiwünsche übermäßig belastete» Etat — es handelt sich dabei um etwa 700 Millionen Mark — änsierlich zu balaneiere». Betrachtet man den Fall unter diesem Ge sichtswinkel. so kommt man wieder auf die schon oft erhobene Forderung zu. das, der hemmungslosen AuSgabefrcudigkeit der Parteien für Zwecke, deren Erreichung ihnen aus Wahl- rücksichlen erstrebenswert erscheint, Zügel angelegt werde» I muffen, wett sonst b«r Mangel an DeckungGnitteln dazu führt. bah bet großen SulturaufgaH«» und sachlich notwendigen und unausschtebbaren Maßnahmen gekargt uni geknausert wird, um der Befriedigung vartetpoltttscher Liebhabereien den Bor- rang zu lassen. Ans die verschiedene» Wega, dt« nach dieser Richtung offenstehen. wurde an dieser Stelle tzereits htn- gewtesen. Runmehr befürwortet auch dle »Kren»-Zeitung" den Vorschlag, daß die RetchSregieruna nach englischem Muster da- Vetorecht gegen ted« üb«r den Etat hinanSgehende AuSgabenbewtlltgung sür sich In Anspruch nehmen und keine derartige» parlamentarischen Anträge, die ste nicht selbst vor- her genehmigt hat. zur Ausführung bringen soll. DaS deutsch- nationale Blatt ist der Meinung, das, eine Regierungskoalt- tion. dt« ihr« Ausgabe richtig verstehe, et««« solchen Pflicht, bemühten Kabinett unter allen Umständen den Rücken stärken werde, und rnst dem Reichssinanzminister zu: „Landgraf, werde Hartl" Es muß auch verlangt werde», das, die wunde Stelle unserer Finanzwirlschast, die in dem Nebeneinander, bestehe» der Haushalte de» Reiche- und der Länder und in der finanziellen Abhängigkeit der Länder vom Reich ans Grund des UeberwetsunaSsystemS in Erscheinung tritt, künsttg ml» grö berer psychologischer Schonung der eigenstaatlichen Empfind- lichkeitcn und mit mehr Rücksichtnahme aus einen billigen Ausgleich zwischen den wirtschaftlichen Sonderinteressen der Gliedstaaten behandelt wird Auch in dieser Hinsicht erhebt Sachsen beschwerdesührend seine Stimme, wie die Erklärung Dr. GradnauerS im Reichstage beweist, die sich dagegen wendet, daß Steuern, dt« au» dem durch sozial« Ausgaben besonders hoch belasteten Sachsen ausgebracht werden, tn dem neuen provisorische» Finanzausgleich dazu benutzt werden sollen, um Unterstützungen a» andere Länder ahzusühren, die wirtschaftlich günstiger gestellt sind als Sachsen Es kann nach dieser offiziellen Kundgebung nicht zweifelhaft sein, daß Sachsen tm Retchorate gegen den Finanzausgleich stimmen wird. Für Preußen steht bt-her nur fest, baß die vierzehn Regierungsstimmen gegen den Entwurf abgegeben werden, während die dreizehn prensisschen Provinztalstiinmen sich mög licherweise spalten. Wenn aber, was keineswegs aus- geschloffen ist. sämtliche 27 Preußensttmmen sich mit den fünf sächsische» gegen die Vorlage vereinigen, so bedarf es. da der Reichsrat 64 Stimmen zählt, nnr noch des Hinzutritts eines einzigen Kleinstaates, um den Fall dcS Finanzausgleichs z» bewirken. In der nächsten Woche soll di« Entscheidung fallen. Inzwischen wird die ReichSreglerung hinter den Kulissen wohl ihren ganzen Einfluß anfbieten. um die Im Reich-rat drohende Klipp« zu umschiffen und allen Beteiligten dt« unabsehbaren Weiterungen, die mit dem Scheitern des Finanzausgleichs vcr- I bundcn wären, zu erspare». Der Aelchssinanzmiaisler und dt» silchlW Presse. Et« Interview unserer Berliner Gchriftleltm«. Während der Gvnnabenbberatung«« de» Finanzau». gleiches tm Reichstag« hatte unser Berliner Ber- treter Gelegenheit, mit dem R e I ch »s i na n zm t n tster Dr. Kühler eine kurze Unterredung über die Angelegen- heit des Dresdner Hygiene-MnseumS zu führen. Der NetchSftnanzmtntster ist, das kam i» leinen Worten, die er mit unverfälschtem badischen Dialekt sprach, »um Ausdruck, über di« Kritik, welche die Streichung der sür das Hyglene-Museum bestimmten 1 Mtllto» Mark in Sach e» gefunden hat. arg verschnupft. Allerdings scheint man ihm auch gerade die kritischsten Stimmen vorgelegt zu habe», die an Schärfe nichts zu wünschen übrig ließen. »Ich soll ein Fluauzminister sein, der nicht wüßte, waS ein Hygiene-Museum ist. so steht eS in de», Straust sächsischer Blättersttminen zu lesen, den man mir gerade heute aus den Frühstücksttsch legte. Fa. zwischen den Zette» läßt man durchbltcken. dost ich ein Minister wäre, der sich vielleicht nicht etnmal wäscht, und daher den Wert der Hygiene und eine- für diese bestimmten Museums nicht etnzuschützen weih." Der Minister erklärte zwar lächelnd, daß er abgebrüht genug sei, sich auch über solche Dinge nicht zu ärgern: aber daß thn die Kritik aus Sachsen doch stark verärgert Hot, da» war ganz unverkennbar. Sachlich konnte der Minister etwa» Neues nicht mittetle». Sr wird Geld hergeden; in welcher Hühe. d«S steht noch lmmer nicht fest. Aber unter X Million wirb es. wie wir schon meldeten, he, stimmt nicht sein. Die entsprechenden Verhandlungen zwischen Regierung und dem interfraktlvnellen Ausschuß der Regie rungsparteien haben bereits stattgesnnden. Ihr Ergeb nis wird aber zunächst noch vertraulich behandelt. ES werden daö, da die Regierung dem Hygiene - Muleuni Mittel geben wird, natürlich nur kurze Besprechungen sein, die mehr im Sinne einer Information der Regierung». Parteien liegen. Diese werden gegenüber der Bewilligung von Mitteln für das Dresdner Hygiene-Museum keinen Einspruch erheb««. Bei der dritten Lesung des Etats wird dann das Hngiene- Museum erhalten, was ihm auf den Protest Sachsens hin be lassen werden soll. „Uuh »ährend dieser kurzen Zelt kSnneu Sie mich noch feste vermöbeln", schloß der Leiter unserer Reichsfinanzen seine kurzen, vom Aerger über die bösen Sachsen, die ihm so zusetzten, stark beeinflußten Mitteilungen. Annahme des Finanzausgleichs im Reichstage. Kihige Debatten. tDrahtmelduna un>errr rrlinrr kcürtttleltvag.I Berlin, 2. April. Ter Reichstag setzte heute die zweite Lesung des vorläufigen F i n a » z a u S g I c t ch e S fort, und zwar bei der H a u S z i n S st e n e r. Als erster Redner bedauerte Abg. Biedermann lSoz.s die Mieis. erhühung, die am 1. April in .Kraft aetreten ist und die eine wertere Belastung der arbeitenden Massen sei. Damit habe der Besitzbürgerblock sein erstes „Geschenk" ansgeteill. Die Hauszrnssteucr bezeichnet»: der Redner als die unsozialste Steuerart. Abg. Höllein lKomm.s beantragt Aushebung der HauS- zinsstcucr. Ter Redner ivnrde, als er sich in Schimpfereien gegen die bürgerlichen Parteien erging, zweimal zur Ord nung gerufen. Schließlich erhielt er noch einen dritten Ord nungsruf, weil er dein Abgeordneten Winnefeld lD. Vp.s zurtef: „Sie haben ein Brett vor dem Schädel!" Als der Ab geordnete Winnefeld darauf erwiderte: „Sie sind ein Schafs kopf.'" wurde er ebenfalls zur Ordnung gerufen. — Abg. Schneider-Berlin iTem.i beantragte, eine Bestimmung zu treffe», wonach sich für Saisonbetriebe die HauSzinSsteuer- pflicht ausschließlich auf den Zeitraum der tatsächlichen Aus nutzung der Gebäude erstrecken soll. — Abg. Iöriffcn lWirtsch. Bgg.s legte eine Entschließung seiner Fraktion vor, wonach die systematische Beseitigung der Hauszinssteiicr damit be- gmnen soll, das, sie sür fiskalische Zwecke ausgehoben wird. Gleichzeitig soll der Ucbcrgang in die freie Wohnunga- wirtschast erfolgen und ei» Banprogramin mit Rücksicht ans den tatsächlichen Wvhnunasbedarf ausgestellt werden. DaS Auskommen aus Hauszinsstenern soll zn 20 bis 80 Prozent durch die Fürsorgeämter zu M i e t b e i h i l f e n verwendet werden. In der Abstimmung wurden sämtliche AbänderungS- anträge zur HanSzinssteuer abgelehnt. Danach erfolgte die dritte Beratung des Gesetzentwurfes über die Verteilung der V i e r st e u e r a » t c i l e. Der preußische Ministerpräsident Braun wandte sich gegen die Ausführungen, die der ZentrumSabgeordncte v. Guerard gestern gemacht hatte und in der er die Haltung des preußischen Ministerpräsidenten in dieser Frage scharf bekämpft hatte. Tein Widerspruch, führte der Ministerpräsident weiter anS, richte sich nicht gegen den Finanzausgleich, sondern nur gegen die Bevorzngnng der süddeutschen Länder. Wenn setzt 50 Mil lionen im voraus den süddeutschen Ländern zngesührt würden, dann blieben diese Summen nicht mehr für die anderen ReichS- teile verfügbar. Ter Reichsrat habe die Hilfe sür die Grenz gebiete aus 30 Millionen erhöht. Davon seien 5 Millionen ge strichen worden. Bon dem 75 - Millionen - Fonds des JayreS 1kW habe Preußen, obwohl cs die ganze Wucht des Ruhr- einsalls hätte tragen müssen, nur 80 Millionen erhalten. Davon habd eS 28 Millionen den betroffenen Gemeinden zn- gewiesen. Rur 4.8 Millionen seien an die Staatskasse ge flossen, zur Abgeltung der Schäden Preußens selbst, die nach weislich mehr alS SO Millionen betragen hätten. Man brauche Preußen nicht zur Nachahmung des ReichS- beispiclcS ansznsvrdcrn. Wenn Preußen sür die 8L Milliarden BermögcnSschädcn, die es durch die Erfüllung des Friedens- Vertrages erlitten habe und die das Reich bisher nur mit 68 Millionen ersetzt habe, nur 40 Millionen jährlich Ab zahlung bekomme, die setzt den süddeutschen Staaten znge- schanzt werden sollten, dann würde eS i» der Lage sein, auch sür die besetzten Gebiete mehr z» leisten als bisher. Abg. v. Guerard sZeiitr.s erklärte, man Hobe es bei den Grenzsonds nicht mit der RcichSraiSvorlage zu tun gehabt, sondern mü der Regierungsvorlage, dle nur IS Millionen ent halten habe. Diese Summe hätten die RegierungSpartelen auf 25 Millionen erhöht. Man könne also nicht davon sprechen, daß die RegierungSpartelen den gefährdeten Ge- htctcn etwas gestrichen hätten. sHört! Hört! rechts.) Außerdem seien im letzte» Nachtragsetat S1 Millionen aus schließlich sür die gefährdeten preußischen Gebiete bewilligt morden. lErncntes Hört! Hört! rechts und im Zentrnm.s Die berechtigten Wünsche Bayerns habe man damals z n r ü ck g e st r l l t. Von den 7.1 Millionen, die vor zwei Fahren bewilligt wurden, seien Preußen nicht nnr 80 Mil lionen zuaesallen, sondern von den 85 Mlllionen, die das Reich sür seine eigenen Schäden zurückbehalten Hab«, sei auch »och der größte Teil dem Wohnungsbau in den besetzten Ge bieten zugute gekommen. tLebhasteö Hört! Hört! bet der Mehrheit.! Im übrigen würden die Verluste Preußens sa durchaus anerkannt. Ministerpräsident Braun ergriff hierauf nochmals das Wort: Wenn das Reich 80 Mlllionen, der preußische Staat aber nur 4L Millionen aus dem 75-MilltonensondS erhalten haben, könne man nicht davon reden, daß Preußen den Fonds für fiskalische Zroecke auSgrnutzt hätte. Für Kriegs- schaden habe daS Reich allein aufzukommen. WaS d«n Län dern als Ersatz gegeben werde, könne nicht mit dem ver- glichen werden, waS jetzt den süddeutschen Ländern gegeben lverden soll. Diese sollten eine dauernde Zuwendung von 40 Millionen jährlich bekommen, während der Schadenersatz für Preußens besetzte Gebiete nur einmalig sei. Abg. De. Hertz lSoz.s sührle aus. daß man in der Frage, ob die Bor- läge verfassungsändernd sel oder nicht, sich genau an den Wortlaut halten müsse, der sür -te verfassungsmäßige Mehrheit ,vreck>e. Staatssekretär Popltz erklärte, daß nach Anfsassuirg der ReichSreglerung die einfache Mehrheit genüge. 1S1N habe man die höchste Ueberwersuirg auch mit einfacher Mehrheit herauf, gesetzt. Bauern sei immer steueri'chwach in bezug auf direkt« Steuern gewesen. Es lwbe die Biersteucr deshalb von jeher stärker auSnützen müssen. Ohne diesen Betrag könne es seinen Etat nicht im Gleichgewicht halten. Als dl« erschwerend« Form für di« Aenderung des BiersteurrgesetzeS tn dieses Ge setz ausgenommen wurde, habe es übrigens eine Zweidrittel- Mehrheit für Verfassungsänderungen noch nicht gegeben. Schon »wr dem Krieg« habe Bayern rund 85 Millionen auS der Biersteuer erholten. ES kam dann noch zu einer lebhaften Koutrvverse zwilchen Staatssekretär Popitz nnb de« preußische« Ministerpräsidenten, der erklärte, daß der Reichstag vor einem Jahre bei einer glänzenden Finanzlage dl« Summ« vvn 17L Millionen für ausreichend gehalten hätte. Wenn tn der fetzigen Lage noch 40 Millionen mehr ai^esetzt würden, so sei das eben ein ver. sassungSändcrndeS Gesetz. Staatssekretär Popitz erwiderte daraus, daß man nicht den Wortlaut des Gesetze- ansehen dürfe, sondern den Sinn und di« Wirkung überlegen müsse, nwrauf Ministerpräsident Bran« entgegnet«, daß man hier rin« klar« Gesetzgebung nach Gründen politischer Zweck mäßigkeit auSlegcn lvollr. Die zweite Lesung der Blersteuervorlagr wurde bann beendet. Es folgte daraus sofort die dritte Lesung des vor» länsigcn Finanzausgleichs. In der Schl«ßadfti«n»»ng wurde der vorläufig« Finanzausgleich in «iasacher Abstimmung mit de» Stimme« der RegiernngSparteten »nd d«S Bayrischen Banerndnndes angenommen. Daraus folgte die dritte Le sung der Borlage über di« Verteilung der Blerfteneranteile. Die Schlußadftimmnng »ar namentlich. Sie ergab mit 188 gegen 148 bei 2 Enthaltungen di« Annahme de- Gesetzes. Vizepräsident Ssser stellte seft, daß d«S Gesetz »ei Anmesenheit von mehr als »mei Dritteln der Abgeordnete« mit einsacher Mehrheit angenommen morden ist. Marx weisl das preuhische Zenkrum zurechk. Berlin, 2. April. Nach der Rede, in der Ministerpräsident Braun gestern den Einspruch Preußens im ReichSrat an kündigte, hat Reichskanzler Marx der „B. Z." znsolge die Initiative ergriffen, um Preußen znm Nachgcbeu zu bewegen. Der Reichskanzler lnd die preußischen Zentrumsminister zn einer Besprechung, in der er ihnen eröffnet«, daß zwischen dem Zentrum im Reich «nd dem Zentrum in Preußen Uebereinftim, mung herrschen müsse, und daß die LandtagSsraktio« nicht der ReichStagssraktion entgegenardeitc« dürse- Der Reichs kanzler soll deutlich zum Ausdruck gebracht haben, daß die politische» Richtlinien harmonieren müßten und daß eine Gefährdung der Bürgerblockpolitik i« Reich »nrch die Weimarer Koalition «»tragbar sein würde. Wen» Preuße» den vom Reichskabinett ansgearheitet«« Finanzausgleich gefährd« oder ««möglich mache, s, mürbe die Parteileltnng des Zentrum» daran denke« müssen, mit welch«« Mittel» «lue übereinstimmende Politik der beide» Fraktionen gesichert werde» könnte. Diese Ausführungen werden «n parla, «entarische« Kreisen so gedeutet, daß der Zeitpunkt nicht mehr fern z» sei« scheint, in de« daS Zentrn« eine Recht S» »ricntiernnganch inPrenße» für möglich halte. Slommuaiftttche AutzenpolMl». Berlin, 2. April. Zu den Vorgängen tn Shtna haben di« Kommunisten tm Reichstage zwei Anträge «ingebracht. Nach dem einen soll der Reichstag »gegen die blutige im- pertaltsttsche Kriegspolitik der britischen Bourgeoisie gegen den Freiheitskamps des chinesischen Volkes" schärfsten Protest er. heben und insbesondere „seine Empörung auSdrücken über die Beschießung chinesischer Städte, durch die über 10000 chinesische Arbeiter und Bauern den Tod fanden". Ferner soll der Reichstag „den kämpfenden Mafien de» chinesischen Volkes seine Sympathie" au-drücksn und di« sofortige Zurückziehung aller imperialistischen Truppen und die sofortige Aufhebung aller dem chinesischen Volke „aufgezwungenen räuberischen Verträge" fordern. Berlin. 1. April. Di« bentschnaiionale LandtaaSsraktion ahm am Freitag nachmittag di« au» der DeutschvülNschen sreihettSpartet ansgetretenen Abgeordneten Stock und aiser als Mitglieder ans. (T. U.s Lttwlns russische Dergangerchell. Berlin, 2. April. Nach Zeitungsberichten soll 1« Plauencr Prozeß Lttwtn u. a. erklärt haben, daß er IM oder IOUI in Rußland und tn Sibirien bedeutende Industrie- Unternehmungen geleitet habe Er sei Generaldirektor einer Bergwerksgesellschaft gewesen, in deren Vorstand neben vielen russischen Staatsmännern und Hofleuten auch die Ä a i s c r i n - M u t t e r saß. DaS sei für einen Juden eine ganz außerordcntllche Auszeichnung gewesen. DeS weitere» hätte Lltivin auSgesagt. er wäre von einem Gouverneur zum KommerzienratStttel vorgelchlagen worden. Die Revolution sei aber dazwischengekommen und die Akten leien nachher verlvrengegangen. — Hierzu gibt die „Deutsche Zeitung" die Aeußerung eines Kenners der Verhältnisse im allen Ruß land wieder, in der eS heißt: Die Behauptung LitwiiiS, er sei Generaldirektor einer BergwcrkSgesellschaft gewesen. ,u deren Vorstand u. a. auch die Kaiserin-Mutter von Rußland gehört hat. ist ein aufgelegter Schwindel. Die Kaiserin-Mutter von Rußland ist selbstverständlich über- Haupt nie Vorstandsmitglied einer russischen Bergwerks gesellschaft gewesen. Ebenso verhält e» sich mit dem Kom- merztenratStttel. Der Titel eines Kommerzienrates sei im alten Rußland überaus selten und dann nur an hoch, verdiente und sehr namhafte Grvßkaufleute verliehen war- den. Daß Lttwin für diese Auszeichnung, die etwa der Zivil- erzellcnz tm vorrevolutionären Deutschland entspreche, von einem Gouverneur vorgeschlagcn worben sein sollte, sei ganz ausgeschlossen. Entlastende Zeugen im Lesi-Prvzetz. München. 3. April. Dle Zeugen deS vierte« Verband- lungstageö im Lesi-Prozcß stellen sämtlich eine gewisse Ent lastung Lehrers dar. So erklärt Dr. Sieferhofs vom Deutschen Baukonsortium, dem bekanntlich der Angeklagte Lehrer zurzeit als Generalbevollmächtigter für Frankreich angehört, an der Ernsthaftigkeit der WiederausVauplSn« Lehrer« sei nicht zu zweifeln. ES sei unstreitig Lehrer« Ver dienst. daß uunmehr die Ausführungen von Dtederausbau- arbeiten durch deutsch« Firmen geschehen könne. Kons»! Albert Hettman« vvn oer Firma Hrilmann L Littmanv geht zunächst auf die geschäftlichen Verhandlungen seiner Firma mit der Lest «tu und erklärt dann, seiner Ansicht «ach Hab« Lehrer stet« tn gutem Glauben gehandelt. Seine «tri- schaftlichen Ideen seien ihm als sehr großzügig, aber auch als sehr rtö-kant vorgekommen. Lehrer« Politik habe sich ähnlich wte die Leutschr Außenpolitlk gegenüber Frankreich abgespielt. Lehrer sei seiner Ansicht nach ein Mann von einem stark,» wirtschaftlichen Machtstreben. Die Untersuchung -es Zwischenfalles am BiSmarch-DenAmal Berlin, 3. April. Nachdem in dem Vorfall, der bei der gestrigen Kranzniederlegung am BiSmarckdenkmal vor dem Reichstage den plötzlichen Tod deS Generalmaior« von WriS- berg zur Folge hatte, die Polizcibeamten vernommen worden sinb. iverden tm Laufe des lieuttgen Tages die Begleiter de« Generalmajor- von Wilsberg gehört werden. TS sind die« mehrere Generale und andere frühere Offiziere, sowie dt« Herren vom Vorstand des Ostmarkenvereins. Erfolglose Wafsensuche bei einem Verwandle« «tndenburg». In Hannover. in der Billa eines Verwandten d«S Reichspräsidenten, Freiherrn v. Nolde auf Großschwül« per, wurde eine völlig ergebnislos verlaufene Untersuchung aus verbotene Waffen vorgenommen. Die Untersuchung war auf Grund einer bet der Polizei erfolgten Anzeige un geordnet worden. Man nimmt an. daß diese Anzeige i« Zusammenhang steht mit einem Ueberfall. der vor ungefähr zwei Jahren auf Frhr. v. Nolde von Kommunisten ansgeführt wurde, wobei der Baron die Angreifer mit der Waffe ab- gewiesen hatte. Tetlslreik» ln Schlesien «ähren- -er Derhan-lustg. tDurch Funkspruch-s Görlitz. 2. April. Fn einer Reihe von Betrieben d«S Verbandes schlesischer Metalltndustrteller sind während »»- schwebender Verhandlungen vor dem Schlichter TetlsireikS au-gebrvcheu. ES stehen etwa 1800 dt« 2000 Arbeiter i« Streik. lW.T.B.) vom -auptbahnhof tn Drapdan stet» MV in, „Erlanger «eithräti" sZsd«»' gaff« S. dich« am Mmarlil), weil er «och. war gul Ichmeckt! t
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