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g«kr»«»s. i» Sonntag, ». April 1927 Gegründet 185« Dradtanickrist: Nackrickt»» Dr«»d«» Arrnivreckrr»Samm»lnumm«r > 28 241 Nur iür NachIa«ivrSch«> 20011 > 1.« W». B-j>ug--<S-bühr WzW1«x>U,ASN.ÄL«!. Di« Aiueiaen w«rd»u «ach Goldmart berechne«: die etnivaliiae « mm breit« Anzeig-n^pre,!-: LL. «rr-'S"KK»^ auierdalb 2l»Ps,. Onerlengebükr IllPsg. Au»w.AufttSa, aeaen Äorau»b«abla. Schriitleituna und Sauvt-eschSitoliell« Mariens»»««» 38,42 Druck u. Verlag von Liepich » Neichardt in Dresden Poftscheck-Konto 1083 Dreade» Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe I.Dreedner Nachr.'t »ulSlllg. Unverlangt« Schriitstücke werden nicht aufbewab't s-Iolel Vsüevue d4»siimI1tsg-1'ss mH Konrsrt. dAittng- urict /^bsntt-Tsksi im Tsrrssssn-Ssul sri ctsr ^Ibs. Ssksrilils vornstti-ns Tafslmusik. mil Xonrvrvnulmmvr. c1s6sn ^itiwoek ^bsric! M Wnesorderung der Milchte an Kanton. Blocka-e oder Veschietzung als Strafmaß nähme? — Amerika hüll sich abseits. Marx weist das preußische Zentrum in -ie Schraube«. — Reichs«inister Kergl über -ie Arbeit -er bürgerliche« Koalition. Die voraussichtliche gemeinsame Note. London, 3. April. »Daily Mail" zufolge dürfte die gemein- fame Note, die von Großbritannien, Amerika und Japan unverzüglich an die Kantonregterung gesandt werben soll, folgende Forderungen enthalten: 1. Berhaftnng und Bestrafung aller au den tu Nanking tegongcnen verdrechen Beteiligten. L Finanzielle Entschädigung für das Lebe« der Getötete« «ck sitr die anderen Personen zngesiigten Verletzungen, fonie für de« Schaden an fremdem Eigentum. 8. Sine Entschuldigung von seiten der Kanton» tej-rtc« einschließlich der Offiziere, di« die Truppe» be» fe-ligten, sowie die Shrenbezeignng »or de» Nationalflagge« der Mächte turch die Kantontrnppe«. Wie gemeldet, soll eine der Maßnahmen, von denen für den Fall gesprochen wird, daß die Kantonregierung die be vorstehenden Forderungen nicht erfüllt, die Blockade sein. Diese würde jedoch wenig Aussicht auf Erfolg haben ohne Mitwirkung der anderen Mächte. Der diplo matische Korrespondent des »Daily Telegraph" schreibt: Es sei geltend gemacht worden, daß eine Flvttenblockade für den beabsichtigten Zweck unerwartete Rückwirkungen haben könnte. Sie könnte von juristischen Schwierigkeiten sowohl internationaler als auch parlamentarischer Art begleitet sein. Bor allem könne sie Unschuldigen Leiden verursachen. ES werde daher eingetreten für rasche, kurze und scharfe Bestrafung der hauptsächlich verantwortlichen Behörden von Kanton, es sei nicht schwer, sich in Anbetracht der modernen Flotten- und Luftkräfte vor,«stellen, wie solche Maßnahmen, nenn sic sich als notwendig erwiesen, am besten durch- zesührt werden können, slj Dem Berichtererstatter zufolge wird auch die Verstärkung der fremden Gesandtschafts- und Konsularmachen in Peking und Tientsin erwogen. Amerika behält sich volle Kan-lungs- freibeit vor. Washington, 2. April. Staatssekretär Kellogg nahm gestern die Kritik von Amerikanern in Schanghai an der Politik der amerikanischen Regierung in der chinesischen Krisis zur Kenntnis. In einer Erklärung zu dieser Frage siihrte Kellogg auS: Die amerikanische Regierung unter, nimmt die nötigen Schritte, um Leben und Eigentum der Amerikaner in China zu schützen. Amerikanische Kriegs- schisse und Martnetruppen sind in dem von Admiral Williams für notwendig erachteten Maße entsandt worden. ES ist kein Befehl für die Räumung Schanghais ausgegeben worden. Dt« amerikanische» Vertreter tu China werden in vollem Maße mit den andere« fremden Vertretern zu» sammenwirken, wen« sie einem gemeinsamen Pro» ble«, »ie de« Schutz beS Lebens und Eigentums ihrer Untertanen in China, gegenüberftehen. Die amerikanischen Blätter kommentieren diese amtliche Auslassung dahin, daß sich Amertka die »olle Handlungs freiheit Vorbehalte. Selbst bet Entscheidungen von lokaler Bedeutung müßten sich die amerikanischen Bertreter erst die Zustimmung Washingtons etnholen. Die Blätter betone«, daß die Bereinigte« Staate« unter keinen Umständen an Aktionen tetlnehme« «erden, di« über de« Schutz beS ameri kanischen Leben« «nd Eigentums hinanSgehe«. London, 2. April. Der Washingtoner Berichterstatter der „Morntngpost" meldet: DaS amerikanische Borgehe« in China werde wahrscheinlich mit dem Großbritanniens and Japans übereinstimmend, aber nicht gemeinsam sein, da dies den amerikanischen Traditionen wider- spreche. lWTB.) Londvn. 1. April. Der Amtliche Britische Funkdienst ver- öffentlicht folgende Meldungen über die Lage in China. Der britische diplomatische Vertreter in Hankau hat gestern dem Minister des Aeußern der Kantonregierung eine zusammen- fassende Darlegung der Zwischenfälle in Nanking mitgeteilt. Der erste Bericht deö Schanghaier Vizekonsuls, der nach Nanking zur Untersuchung der dortigen Ereignisse gesandt wurde, bestätigt vollständig die Aussagen der ersten Zeugen. Es wird von neuem bestätigt, daß das amerikanische Konsulat in Nanking diese Woche von chinesischen Soldaten geplündert wurde, trotz der Polizeiwachen, die im Gebäude standen. Während der Zwischenfälle am 24. März holte» südchinesischc Soldaten die Fahne der vereinigte« Staaten hernnter «nd zerrisse« sie in Stücke. Die HSnser der Ausländer in Nanking wnrdcn vollständig anSgeplündert. Ein amerikanischer Zerstörer «urde gestern zwischen Schanghai und Tschingkiang mit Gewchrsener beschossen. Die Amerikaner erwiderte« das Feuer mit Kanonen und Maschinengewehre«. Bedeutende japanische Verstärkungen, be stehend ans 4 Pan^rschifsen, » Kreuzern, 16 Zerstörern, 8 Unterseeboote« «nd 4 Hilfskreuzer« sind gestern an der Jangtsemündnng «ingetrosse«. lW. T. B.) Neue Kämpfe im Rif. London, 2. April, «ie die -Weftminfter Gazette- a«S Tanger meldet, dehnt sich die AnsftanbSbewegnng gegen die Spanier im Risgebiet weiter a«S. I» der Nähe der franzö» fische« Marokkogrenze ist ein« französische Trnppenabteilung von den Rislente« geschlagen worden. Die Marokkaner marschiere« jetzt ans targ« Zwei bedeuksame Erfolge sächsischer Regsamkeit. Jelqrad Im Adriakonsliki verhandlungsbereil Paris. 1. April. Die Havas-Agentur veröffentlicht die halbamtliche Mitteilung: Die südslawische Regierung hat in Paris, Berlin «nd London versichern kaffen, daß sie geneigt sei, mit der italienischen Regierung in Ver» Handlungen über die Gesamtheit der Schwierigkeiten, die zwischen de« beiden Mächten bestehen könnten» einzn» treten. Diese Versicherungen der südslawischen Regierung «erben auch in Nom übermittelt werden. Rom auf seine SouverSnilSr bedacht. Rom, 1. April. In einer offenbar inspirierten Note lehnt heute bas „Giornale d'Jtalia" die letzten französischen Vorschläge zur Beilegung des Adria-Konfliktes ab. DaS Vlatt schreibt, eS sei eine Verdrehung der Tatsachen, von ilaltentsch.jugoslawtschen Konfliktsmügltchkeiten zu sprechen. Die Konsliktssphäre sei allein die sngoslawisch»albanische Grenze und nicht eine italienische «nd jugoslawische Militär» lantrolle. Diese müßte Italien für sich als Eingriff in seine Eonneränität glatt ablchnen. Ebenso dürfe nicht der Ver- trag von Tirana in die Debatte einbezogen werden, nach, »em der Völkerbund über den Inhalt dieses Vertrages tn- formiert worden sei. Dagegen müsse Belgrad endlich den Nettun o-Vertrag ratifizieren. Italien werde nicht bulben, daß Albaniens Unabhängigkeit durch die Intrigen ««derer Staaten bedroht werbe. IiaUenfelndttcher Umsturz in Albanien? Athen, 3. April. Hier ist ein Bericht deS Sonderbericht. Mttter» einer britischen Zeitung au» Tirana eingetrokfen, wonach tn Albanien der Anttrnch einer von de« Schwager Achmed ZognS. Tseno 8eq, geführte« Revolution bevor» stehe. Tseno Be, beabsichtige, Achmed Zog« -» stürze« und Albanien von der italienische« Bormnndschast z» befreie«. Der Rebellenführer werde von mehreren einflußreichen Albaniern unterstützt. (T. UZ Der Dergarbeilerstreik in Nordamerika. Nenyork, 1. April. 200Ü vraunkohlengruben tn Arkansas, Illinois, Indiana. Jova, KansaS, Missouri, Ohio, Oklahoma und Pennsylvania find heute stillgclegt morden. 309999 Bergleute des Vergarbeitervcrbandeö befinden sich tm Streik, da dt« Gruben es ablehnen, da» Lohnabkommen mit einem Tagelohn von 7K Dollar zu verlängern. Eine längere Dauer de» Streike» ist wahrscheinlich. Bei den Ver- brauchern macht sich bisher noch keine Beunruhigung geltend, da noch ein Vorrat von über 80 Millionen Tonnen vor- Händen ist, und auch viele Gruben mit Arbeitern, die nicht dem Bergarbeitervrrbande angehören. tn Betrieb sind. Die PlttSburah Terminal Coal Corporation kündigt an. daß sie Bergleute de» Verbände» nicht wieder annehmen werde und bietet ihren Arbeitern einen Taaelohn von 6 Dollar an. In folgedessen werden dort Unruhen gegen Streikbrecher be- Sommer-Tagung -r» Völkerbundes am 13 Juni. Gens, 2. April. Da» jetzt anSgegebene Programm d«S Völkerbünde» beruf« die 4». Tagnns de» «ölkerbnndSratS ans de« 1». J»«i «ach Gens ei«. Die Regierung Heldt hat für die sächsischen Kultur- und Wirtschaftsinteressen einen hervorragenden Erfolg erzielt, da ihre energischen Bemühungen an der zuständigen Berliner Stelle es zuwege gebracht haben, daß zwei für unsere engere Heimat überaus wichtige Projekte, das Hygiene - Museum und der Südflügel des Mittellandkanals, vor dem Ver- schwinden in der Versenkung auf Grund «ine» GtretchungS- beschlusses des interfraktionellen Ausschußes des Reichstages gerettet worden sind. Da» Hygiene-Museum ist eine Ange legenheit kulturellen Charakter», die dem sächsischen Volke sehr am Herzen liegt und die auch über die weiß-grünen Grenzpfähle hinaus sich großer Sympathien erfreut. Es sei nur daran erinnert, daß nach dem Kriege die Ausstellungen dieses Museums weit im Auslande herumgekommen sind, tu Dänemark, Holland, Oesterreich, Ungarn, in der Schweiz, in Italien, in der Tschecho-Slowaket, in Schweden, Nor wegen, Lettland, und Finnland. Um so unverständ licher war es, daß der Ausschuß sich über die schwer wiegenden Gründe, die für die Bewilligung der zu diesem Zweck in den Etat eingestellten Forderung sprachen, kurzer- Hand hinwegsetzte und sie mit dem Zensorsttft auslöschte. Ganz Sachsen war erstaunt und entrüstet, und diese Empfindungen erreichten den Höchstgrad, als fast gleichzeitig die weitere Meldung eintraf, daß auch die Bewilligung der Mittel für den Südflügel des Mittellandkanals, der für die Ausschließung des sächsischen Wirtschaftsgebietes geradezu ein LebenSinter- esse darstellt, verweigert worden war. Die Zeitgenossen er innern sich noch der heftigen Kämpfe, die um die Verwirk lichung des Mittellandkanals im alten Reiche geführt wurden. Diese größte Wasserstraße Deutschlands, die in einer Länge von 499 Kilometer den Rhein mit der Weser und Elbe zu verbinden bestimmt ist. entfachte 1903. als der Plan zuerst von der preußischen Regierung vorgelegt wurde, derartige Widerstände im Abgeordnetenhause, daß selbst der stärkste Druck von oben her nicht auöreichte, um die Ablehnung z« verhindern. Damals besaßen weiter« Kretse der Oeffentltch- keit noch nicht den richtig abschätzenden Blick für die wirt schaftlichen Vorteile einer großzügigen Wasserstraßenpolittk. Die preußiche Regierung gab aber nach diesem ersten Miß erfolge die Partie keineswegs verloren, sondern arbeitete hinter den Kulissen in so wirksamer Weise, daß 1S9ö wenig stens die parlamentarische Genehmigung für die Strecke vom Rhein bis Hannover erlangt werden konnte. Nach der Um- Wälzung ist dann die Durchführung der Wasserstraßen in die Zuständigkeit des Reiches übergegangen, und es handelt sich nun um die Vollendung des Südflügels von Hannover bi» zur Elbe. Für diese Strecke sind mit den beteiligten Ländern, unter denen Sachsen an erster Stelle steht, vertragliche Ab machungen getroffen worden, auf denen auch die vom Ausschuß gestrichene Etatposition beruht. Der Reichstagsausschuß hatte demnach gar kein Recht, so zu handeln, wie er getan hat. Die doppelte Vernachlässigung der sächsischen Interesse« rüttelte den sächsischen eigenstaatltchen Selbsterhaltungstrieb mächtig auf, und die leitenden Dresdner Stellen setzten alle Hebel in Bewegung, um eine Aendcrung der vom Reichstage gefaßten Beschlüsse herbeizusühren. Den vereinten nachdrück lichen Bemühungen DeS Ministerpräsidenten Heldt und deS sächsischen Gesandten Dr. Gradnauer tn Berlin ist eS denn auch gelungen, die Reichsregierung davon zu überzeugen, daß zwei schwere Fehlgriffe gemacht wurden, die unbedingt korri giert werden mußten. Die Reichsunterstützung für baS Hygiene-Museum, daö eine allgemeine deutsche Kulturaufgabe zu erfüllen hat. ist für das Reich eine unausweichliche mora lische Notwendigkeit, und tn der Kanalsrage besteht ein direkter vertraglicher Zwang. Wenn für das Hygiene-Museum auch nicht die Wieder herstellung der vollen Million, die ursprünglich angesctzt war, ohne Vorbehalt erreicht werben konnte, so darf doch wenig stens die Hälfte des Betrages nach den gepflogenen Verhand lungen als gesichert betrachtet werden, und darüber besteht die Hoffnung weiter, daß ein Appell von dem schlecht informierte« an den besser informierten Reichstag zu gelegenerer Zeit die Möglichkeit bieten werde, auch noch den Rest der Summe flüssig zu machen. Dabei wirft sich freilich mit zwingender Gewalt die Frage auf, warum denn eigentlich die sächsische« RetchStagSabgeordnete« nicht von vornherein alle» getan