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Dresdner Nachrichten : 14.11.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187411143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18741114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18741114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-11
- Tag 1874-11-14
-
Monat
1874-11
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.11.1874
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S lich «gr., durch dl» Gon »a Rgr. Itu«w»rn > N-r. LV00O»i»l gllr dl« »ll«,,de «l»,«< l-adter M»nulc«l»le M«cht Nch dl« «e»«lto» »icht »xrdlndlich. Io/eratkN-Annodme au», wiirtt: U»»»«u,t«>» u»e V»r>»r t» Hamburg, B«r- ll». wl-ii L-id-lg, «»>«,. Brrtlau, Nrainsun a. M. — üuL. l»a»„ in Berlin, Leipzig, wir», Hamburg, äranksur« a. vi.. Riln- che», — v»»d« » c». ln tzranifnrt a. «, — tr. Vaigl ln «Iiemnl», - II»- I», lurlltt», LalU«, » 0«. ln Pari». Tageblatt für Politik, Unttthaltung ».Geschäftsverkehr. Druck und Agenthum der Herausgeber: ^iepsch Neichardt in Dresden. »rat« 14 »»g-nan,»« »>:«d.^UI>r. r°nnt»a» »,« MUlog» >» Ubr ?jn dtrunadt! g«»d« sl»u«r- n-ilr t br» »a»m.4 Uhr, Der Raum »»er «l». ipolltaeu Pelllzrlle löget IL Via, clinaetandt di» Zell« L Rgr. Sin> Waran»« iür da» «dchlxaaia« arickei- n«n d«r zn>eraie «lr« Nicht g«g«»«lt. Aurwiirliz« «lnnoncen- A ftcägr von nniunde- la> nlrn VOrinen u. Per. ioncn tnlrrlrrn wir mir a«!,cn Pcanumrraimr» Aadlung durch Betete markr» odrr PoNkluzal,. lang. n Ttlben I«pen >>I, Ngr. Inlrral, irr dir Moniigt Äummrr »drr »ach «inrm gettlag. dl« Zette 4 Ngr. Rr. 318. Neunzehnter Jahrgang. «,7NSl LKL'LLL-». Dresden, Sonnabend, 1t. November 1871. Politisches. Je näher die Entscheidung in den, Proccssc gegen den Grafeil Arnim rückt, desto widerspruchsvoller lauten die Meldungen von verschiedenen Seiten. Neben manchem, in der Sache Begründeten drängt sich einzelnes recht Auffälliges vor. Natürlich erscheint es, wie die aus der „Tagesgesch." ersichtliche abermalige Verhaftung Ar- nim's, daß Arnim zur Ausarbeitung seiner Vertheidigung einiger Zeit, man spricht von drei Wochen, bedarf. Das stimmte ungefähr mit dem 3. December, als an welchem Tage vor dem Berliner Stadt' gerichte die Haupt-und StaatSaction vor sich gehen soll. Nicht recht wissen wir aber, ob die Kreuzzeitung das Nichtige trifft, wenn sie prophezeit, daß die völlige Publicität aller so eifrig gesuchten diplomatischen Aktenstücke sich aus der Verhandlung ergeben müsse, selbst wenn diese hinter verschlossenen Thüren vor sich ginge. Denn, sagt dieses Blatt, alle diese Schriftstücke sind bereits zur Kenntnis; gekommen: des Untersuchungsrichters und seines Protokollführers, sowie mehrerer Schreiber, des Staatsanwalts und seiner Gehilfen, der Rathskammer und des bei den Sitzungen der NathSkammer gegen wärtigen Gubalternpersonals. Sobald die Anklage formulirt ist, werden sie zur Kcnntnih der Deputation gelangen, welche in der Sache zu erkennen hat. Dazu gehören wieder eins Anzahl von Subalternbeamten. Endlich müssen die Akten mit allen Schrift stücken dem oder den Verteidigern des Grafen Arnim mitgetheilt werden, welche berechtigt sind, Abschriften zu nehmen, die dann wiederum der Neugierde des ganzen Bureaupersonals der Rechts anwälte nicht vorenthalten werden können. Man kann also an nehmen, daß in einigm Tagen etwa 30 Personen im Besitze von jedenfalls sehr delikaten Dingen sein werden, zu deren Geheimhalt ung wohl nicht alle wirksam angehalten werden können. Nun kommt di« öffentliche Verhandlung. Sie wird unter allen Umständen „öffentlich" sein, selbst wenn die Thüren geschlossen werden sollten. Denn es ist klar, daß z. B. die Vertheidiger des Grafen Arnim keinen Beruf haben, über die Vorgänge zu schweigen, welche zur Verurteilung oder Freisprechung ihres Clienten führen werden' Sämmtliche Skripturen werden also öffentlich verlesen, oder kommen doch zur Kenntniß des Publikums. An dem Tage der Verhandlung geht ihr Inhalt auf den Telegraphendrähten nach allen Weltgegen den. Man sagt, daß schon jetzt 10,000 Pfund Sterling für die Anklageschrift geboten worden sind. Graf Arnim unv seine Ber- tl^idM weiLea ab« auch RSb« halten. Ist zu erwart««» daß in densewen irgend etwas verschwiegen werden wird, was zur Ent lastung des Angeschuldigten und zur Belastung seiner Gegner dienen kann? Der Präsident des Stadtgerichts mag noch so sehr bemüht sein, die Frage in enge Grenzen einzuschränken — es ist unmöglich, dem Angeklagten den Mund zu verbieten und ihn zu ve hindern, Alles zu sagen, was er sagen kann, um zu motivirsn, aus welchen Gründen er die streitigen Schriftstücke für sein Eigen tum hält. Wie gesagt, wir vermögen nicht abzusehen, ob darin die ,F!reuzztg," richtig vorhersieht. Neben der Verfolgung drr Unter schlagung amtlicher Dokumente durch Arnim spielen sich auch an dere zwar nicht mit diesem Prozesse, aber mit der Person Arnim's zusammenhängende geheimnißvoll« Dinge ab. So ist der von Lissabon nach Berlin citütte Graf Hermann von Arnim-Boytzenburg darüber vernommen worden, ob sich Graf Harry Arnim mit dem Gedanken getragen habe, Nachfolger des Reichskanzlers zu werden? Es heißt, daß Graf Harry bereits da» Ministerium fix und fertig in der Tasche gehabt habe, mit dem er sich umgeben haben würde, sobald er an Stelle Bismarck'S gerückt wäre. Endlich schlägt hier die Vernehmung fmehrerer Wiener Journalisten ein, ein Vorgang so ernster Art, daß beinahe d« Abbruch der Rechtsbeziehungcn zwischen den österreichischen und deutschen Gerichten zu befürchten steht. Die alte Wiener „Presse" hatte seiner Zeit mehrere Depeschen Arnim'ü veröffentlicht, die dieser während des vatikanischen Concils an den ihm damals noch befreundeten Reichskanzler Bismarck ge richtet hatte und worin er ihn auf die von dem Concile unter Er klärung der päpstlichen Unfehlbarkeit drohenden, für den Staat zu befürchtenden Gefahren hinwies .... Warnungen, die bekannt lich Bismarck in den Wind schlug. Die Redacteure der Wiener Presse lehnten eS ab, die Quelle zu verrathen, aus der sie jene Arnim'schen Depeschen erhalten hatten. Sie erklärten, daß ein solcher Verrath redaktioneller Geheimnisse sie um ihre ehrlichen journalistischen Namen bringen, jede anständige Rrdaction ihnen verschließen, sie in ihrem Enverb ruiniren würde. Das Berliner Stadtgericht beruhigte sich dabei nicht, sondern berief sich auf einen Paragraph der österreichischen Proceßordnung, womach „in beson ders wichtigen Fällen" ein Zeug« doch noch zur Aussage zwangs weise angehalten werden könne. Darauf entschied das Wiener Landergericht, daß der Fall zwar für die preußischen, nicht aber auch für die österreichischen Gerichte ein „besonder« wichtiger" sei, und daß somit der Zeuge zur Deponirung seiner Aussage nicht verhalten worden könne, und in diesem Sinne wurde der Akt an das preußische Untersuchungsgericht zurückgeleitet. Das preußische Untersuchungs gericht wendete sich nun an das österreichische Justizministerium und drohte förmlich mit dem Abbruch der NechtSbeziehungen, wie sie jetzt zwischen den beiden Staaten Preußen und Oesterreich bestehen, wenn dem Ansuchen um zwangsweise Vemehmung der Zeugen nicht stattgegeben werden sollte ; es erklärte nämlich rundivrg, daß man in ähnlichen Fällen Reziprozität üben und amtlichen Requisi tionen aus Oesterreich keine Folge geben würde. Die Entscheidung in dieser Sache ist bis zur Stunde noch nicht gefällt, vorläufig sind die Zeugen zur Deponirung ihrer Aussage noch nicht angehalten worden. Mt der Einführung der obligatorischen Civilehe will es im deutschen Reiche nicht so recht vorwärts. Mehrere deutsche Regier ungen bereiten der Allsdehnung der in Preußen seit dem 1. Oktober gesetzlich bestehenden obligatorischen Livilek« auf da» ganz« deutsch« ^ Reich erhebliche Schwierigkeiten. Es ist dies in erster Linie die bairische Regierung und leider auch die sächsische, bei welch letzterer in neuerer Zeit die Einflüsterungen der evangelischen Orthodoxie mehr Boden zu finden scheinen, als der Vaterlandsfreund zu wün schen vermag. In der Leichenverbrennungsfrage hat sich unsere Regierung in s Schlepptau der mit allerhand Würden und Titeln verzierten Eonsist- und Oberconsistorialräthe nehmen lassen, in der Frage der obligatorischen Civilehe verschanzt sie sich hinter dem un stichhaltigen Vorwand, daß die bürgerliche Eheschließung kein Be- dürfniß für Sachsen sei. Infolge dieser Haltung wird auf dem diesmaligen Reichstage diese wichtige Maßregel nicht gefördert wer den können. Seltsam! Wenn es sich un» Erlaß und Einführung von Gesetzen handelt, di« dem Volke neue Lasten ausbürden (wir zielen damit beispielsweise auf das Landsturmgesetz), da werden die in früheren Gesetzen enthaltenen Ankündigungen mit rastloser Pünktlichkeit erfüllt: wenn aber einmal eine Maßregel in Frage steht, die man alMulturfortschritt bezeichnen darf, da thürmen sich aller Orten wahre Chimborassos von Schwierigkeiten auf, Bedenken über Bedenken zeigen sich und feierliche Verheißungen von Thron reden werden auf die lange Bank geschoben. Binnen Kurzem wird die französische Nationalversammlung ihre Arbeitm wieder gufnehmen. Das Cabinet Mac Mahons will diesen Act nicht ohne Sang und Klang vorübergehen lassen und will folgendes Programm vorlegen: Errichtung einer ersten Kammer, Abänderung des Wahlgesetzes, endlich Oryanifirung des Septennats, ohne definitive Proklamirung der Republik. Wahrscheinlich erweist sich dieses Projekt ebenso unausführbar, wie ähnliche frühere. Die im Untergange begriffene Sache der Carlisten sollte durch ein« Waffenthat wieder emporgerisftn werden. Die nahe der fran zösischen Grmze gelegene offene Stadt Jrun, nur von 2000 Mann vertheidigt, galt es zu nehmen. Statt dessen sind die 10,000 Mann starken Carlisten in dt« Berge getrieben, die Stadt entsetzt und auf das Neue »erproviantirt worden. Locale- und Sächsisches. — Dem Oberappellationsgerichts-Vicepräsidenten a. D. Carl Otto von Aya« ist da» Sompthurkreuz zweiter Classe des Verdienst- Ordens verliehen worden. — Gestern, am Geburtstag I. Maj. der Königin-Mutter, fanden die bekannten öffentlichen Ehrenbezeugungen (Neveille, Gas pyramide« re.) statt. — Der Termin zur Einzeichnung in die Wählerlisten oes AnnenkirchenvorstandS läuft am Sonntag Abend ab. Auf sein Recht sollte Niemand bei der Wichtigkeit der Wahl verzichten! Wer also 25 Jahre alt und selbstständig, nicht der bürgerlichen Ehren rechte verlustig ist, keine Steuerreste schuldet und in der Annen- Parochie wohnt, der melde sich noch heute oder spätestens morgen! --- Das neue seit dem 15. Oktober giltige Volksschul gesetz greift auch insofern in das Familienleben ein, als Kinder nächst« Ostern nur dann in die Schule ausgenommen werden kön nen, wenn sie bis zum 30. Juni 1875 das 6. Lebensjahr vollen det haben. Bisher kamen alle Kinder zur Aufnahme, welche bis zum 30. September des betreffenden Schuljahres 6 Jahre alt wurden. Im Jahre 1875 werden also circa 25 Procent weniger Kinder in die Schule ausgenommen, als bisher üblich war. In spä teren Jahren wird sich dies natürlich ausgleichen. Noch sei bemerkt, daß auch alle Privatschulen dieser gesetzlichen Bestimmung ganz so unterworfen sind, wie die öffentlichen Volksschulen. — Das königliche Oberappellationsgericht hat vor wenig Tagen eine Entscheidung gefällt, die in einem großen Theile des Landes, der zunächst betheiligten Lausitz, Aufsehen und Staunen Hervorrufen wird. Vor Kurzem hatte nach zweitägiger Verhandlung das Schwur gericht von Bautzen den Mühlknappen Bims wegen vorsätzlichen Mordes einstimmig zum Tode verurtheilt. Der Mörder hatte be kanntlich seinem Herrn, dem Müller Ritter bei Bautzen, über eine Stunde in der Mühle aufgelauert, ihn mit einer Art erschlagen, den Leichnam in das Getriebe gestürzt und hatte schließlich mit der Müllerin das ehebrecherische Berhältniß, in den, er schon lange zu ihr gestanden, noch ungenirter fortgesetzt. Der Mörder leugnete seine That auch keineswegs, gestand sie vielmehr ein und daß er die Wahrheit gestanden, wurde durch die 40Zeugen, die in derSchwur- gerichtsverhandlung vernommen wurden, bestätigt. Der Wahrspruch der Geschworenen konnte unter solchen Umständen nur auf „Schul dig!" lauten, seine Verkündigung that offenbar dem Rechtsgefühle der Hunderte von Zuhörern, die von weit und breit herbeigeeilt waren, volles Genüge. Seitens der Vertheidigung des Mörder« BiruS' wurde auch gegen den Urthrilsspruch keinerlei Rechtsmittel eingewendet. Trotzdem muß — und das ist eine an sich sehr weise Bestimmung der sächsischen Strafprozeßordnung — bei einem Ur- theil, das auf Tod lautet, die Sache an das Oberappellationsgericht kommen, selbst wenn von keiner Seite rin Rechtsmittel eingewendet worden ist. Ein solches könnte übriges allemal nur die Cassation des Urthrils wegen eines begangenen Formfehlers beantragen und ein solcher ist von der Vertheidigung, welche die Rechte ihres Schutz befohlenen in umsichtiger Weise wahrte, nicht bemerkt worden. Gleichwohl hat das OberappellationSgericht jetzt einen Formfehler herausgefunden, der darin bestanden haben soll, daß die Geschwore nen beim Verlesen des Schluffes eines Protokoll«-, das sie nicht an zuhören hatten, anwesend waren. Infolge dessen ist der Wahrspruch der Bauhner Geschworenen cassirt und der Fall zur nochnurligen Verhandlung an ein neuzubildendcS Schwurgericht verwiesen wor den. Wir sprechen nicht von den beträchtlichen Kosten, die das den, Staate verursachen wird, wir stagen bloS: welchen Einfluß hat ein solcher Vorgang auf das Rechtsbewußtsein des Volkes? Ein Mör der ist überführt und geständig, er findet sein« Straft gerecht, die Vertheidigung entdeckt keinm Formfehler beim gerichtlichen Ver fahre» und trotzdem ,nuß der Fall von « bi»Z neu durchgenommen. werden! Da« Auge de« Juristen entdeckt Din»e. dft «in nichtjunstisch »un» erinnern können, verurtheilt wurde. geschultes Auge vergebens sucht und noch immer gilt der alte Satz: 1'iat. justitlu, pevoat. munilu»! — Während man in Baien, penibel hinsichtlich der Verwend ung deutscher Neichspostzeichcn ist, geht das serneAusland demselben mit rühmlicher Ausnahme voran. Ein uns zugegangener Brief mit dem Poststempel Eonstantiiwpel zeigt alsFrankirungsmarke eine deutsche Neichspostmarte von 21^ Groschen. — Was bei der Verpachtung der Etablissements im Großen Garten auf dem (von den Landständen beantragten, Licitalions- wege erreicht werden kann, hat jüngst die neue Verpachtung der Conditorei für Ostern 1875 gezeigt. In den letzten Jahren wurde für dieselbe 400 Thlr. jährlicher Pacht gezahlt ; von Ostern 1875 an gewährt sie 1025Thlr. Pacht, und es gab bei diesem Höchst gebot noch Auswahl unter den Licitanten. — Der berühmte Obcroderwiyer Diamant, welchen der Guts besitzer Halank auf seinen, Acker gesunden hat und für welchen ver geblich dem glücklichen Finder 100,000 Thlr. (!, geboten sein soll ten, hat sich, als er in di« Hände richtiger Sachverständiger kam, als ein simpler Bergkrystall, allerdings von seltener Größe und Schön heit, entpuppt. — Der für den Postbezirk Püchau (bei Wurzen) angestellte Briefträger ist verhaftet worden, da er eine größere Anzahl Briese, besonders solche, in denen er Geld vermuthete, unterschlagen hie ben soll. — Vorgestern Abend nach 8 Uhr wurde am Bahnübergänge an der Lößnitzstraßc der Collischreiber Tchnel von rinein aus dem Schlesischen Bahnhofe herauskommendcn Bahnzuge überfahren und ihn; hierbei beide Beine zerfahren und ziemlich vollständig vom Kör per getrennt. Der Verunglückte, welcher sich in seinem schrecklichen Zustande noch sehr ruhig und gefaxt benommen, wurde sofort mit telst Siechkorbes nach der Diacomssen-Anstalt transporürt. Wie man hört, hat leider der Verunglückte selbst die Veranlassung zu dem gräßlichen Ereigniß dadurch gegeben, das«, nachdem er die Wagen eines einlaufendcn Güterz,,gcs ausgeschrieben halte und mit selbigen hereingefahren ist, am Bahnübergang« der Lößnitzstraße während der Fahrt abgesprungen und dem Abgangsgleis, aus welchem ein Bahn zug herauskam, zu nahe gekommen war. Dehncl wohnt in Eotta und hat Frau und zwei Kinder. Sein Zustand soll ein hoffnungs loser sein. — Az ch di« Blumen- und Blasewitzerstraße hpt jetzt das Ver- hängniß der Straßenaufreißung getroffen. Die Passage für Wagen und Fußgänger ist gehindert. Ais vorgestern gegen Abend 6 Uhr ein Wagen daher gefahren kam, fiel das Pferd in ein von Len stadl- räthlichen Handarbeitern gegrabenes Loch und konnte erst nach vieler Mühe herauSgeangelt werden. Besagte Grube war durchaus nicht von Stangen und Stacketen umgeben, sondern streckt sich frisch, fromm, fröhlich, frei, ohne allen Schutz für die Arm« und Beine von Mensch und Thier über die Straße Nur eine sunüichcLAerne sollte jedenfalls als: Bei geschlossener Bahnbarriero halt! dienen. Man mußte aber ein wahrhaftes Luchsauge haben, um das liliputa- nischc Flämmchen zu entdecken. ES wäre wohl wünschenswcrth, daß solche mit stadträthlich Dresdner Eoncession ausgewenfene Löcher mit irgend etwas umgeben werden, damit harmlose Spaziergänger nicht Gefahr, an Leib und Seele nehmen. Ein Glück ist es mir, daß der oben erwähnte Vorfall so gut ablicf; das Pstrd hat keine» Schaden erlitten. — Vorgestern ist wieder einmal einer der Spitzbuben abgesaßt worden, welche Baubuden erbrechen und bestehlen. Derselbe wollte gerade das gestohlene Handwerkszeug bei einem Trödler veräußern, als ein CrüiiinalgenSdarin dazu kam und die wahlberechtigte Neu gierde zeigte, sich b.i dem Burschen nach dem Erwerbe der Sachen zu erkundigen. Als dieser darüber keine genügende Auskni'.st zu geben ivußte, mußte er mit und zwar hinter die Frauenkirche, von wo eS nicht weit nach der Landhausstraße, der letzten Station vor Waldheim, ist. — Im Victoria-Salon wurde vorgestern Abend von dem dort diensthabenden Polizei-Beamten ein als Gast anwesender, anständig gekleideter fremder Herr bei Seile gerufen und dann abaefuhrt. Wir erfahren darüber, daß der Betreffende ein Kaufmann, Namens Müller, aus Schweidnitz in Schlesien gewesen ist, welcher wegen Wcchselfälschung von seiner Heimalhs-Behörde steckbrieflich ver folgt wird. , — Abermals ist dem heimtückischen, mit deutschem Wesen eigentlich gar nicht sich vertragenden Messergebrauche bei Streithän deln ein Opfer gefallen, indem gestern Vormittag in der Tiacomssen- anstalt ein aus Böhmen gebürtiger, 32 Jahre alter Arbeiter, Na mens Carl Joseph Kliinenter, au den Folgen zweier Messerstiche ge storben ist, die er an, Mittwoch Abend in der Gegend der Saloppe bei Gelegenheit eines RaufhandclS von einem seiner Gegner in dir linke Seite erhalten hatte. — Vor einiger Zeit berichteten wir, das; der Verwandte eines hiesigen Steuerbcamtcn die Abwesenheit desselben dazu benutzt habe, dessen Dienstkleidung anzulegen um in derselben Abends in ver schiedenen Wirthschaflen die Spielkarten darnach zu rcvidiren, ob sie vorschriftsmäßig abgestempelt seien, daß er dabei aber abgcfaßt und von der Polizei arretirt worden sei. Vorgestern Abend ist dieselbe Persönlichkeit nun schon wieder in der Uniform seines Verwandten in einer Restauration der Pirnaische» Vorstadt gewesen und hat die dortigenSpieltärten revidiren wollen, man hat ihn aber erkannt und hat er unter Zurücklassung seines Seitengeivehrs die Flucht ergreifen muffen, um nicht mit den Fäusten des dortigen Hausknechts in für ihn unangenehme Berührung zu gcrathen. — Vor kurzer Zeit besuchten einige Anverwandte, darunter die Mutter, den fest Jahren schon im Zuchthause zu Waldheim de- tinirten berüchtigten Eitibrecher. den früheren Gardereiter Heinrich, drr seiner Zeit durch Erkenntnis; dcS hiesigen Gerichtshofes zu einer Zuchthausstrafe in der Gesamintdauer von 1 l Jahren, soviel wir Der ehedem so gefürchtete
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