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Dresdner Nachrichten : 22.08.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187408223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-08
- Tag 1874-08-22
-
Monat
1874-08
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.08.1874
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Politische». Es liegt nicht in der heißen Zone und doch kommt daselbst häufig der Bambus vor — welches Land ist daS'? Ach Mecklen burg, du harte flache Wiege des gemüthvollcn Fritz Reuter, mit dem Ochsenkopf im Wappen und der Ritterschaft im Nacken, die immer drückt und nimmer dulden will, daß du aufhörst das Schmerzens kind oder das Gelächter Alldcutschlands zu sein! Jetzt eben ist einer der besten Söhne des Landes zu Grabe gestiegen und kaum hat er die Augen geschloffen, der wackere Dichter „Ut mine Strom lid" — so zanken sich Schilda und Abdera — wollte sagen Rostock und Stavenhagen „om de Ehr' ühm en Denkmaal to fetten". Hier oer Verleger, dort der Bürgermeister. Das rechtschaffenste und lehrreichste Denkmal für den Testator der „Geschichte Mecklenburgs von Erschaffung der Welt bis auf den heutigen Tag", — eine billige Ausgabe seiner Werke (jetzt kostet der Band 1 Thlr., der Band Göthe 4, der Band Schiller 3 Ngr.!) dieses unegoistische Denkmal fällt den biedern Mecklen wohl gar nicht ein'? Das nur nebenbei. Eigentlich wollten wir nicht von den Städten dortselbst, sondern vom platten Lande sprechen. Grade in unserm höchstcultivirten Sachsen mögen die dortigen Zustände lehr reich wirken und vor allem den Beiveis liefern, wo die Lösung der ländlichen Arbeiterfrage nicht zu suchen ist. Zu dem dort immer krasser vortretenden Arbeitermangel sagt der „Hamb. Corr." folgen des Allgemeinverständliche, wobei man sich unter Hoftagelöhner Gutspflichtige zu denken hat, solche, die dem Ritter oder Gutsherrn in gewissem Sinn arbeitspflichtig sind: „ES ist neuerlich den Hoftagelöhnern oft unmöglich, einen sogenannten Hofgänger in Dienst zu bekommen unv so Ist cö nicht selten, daß aus einer Hoskatcnwohnung statt der dienstcon- tractltchen zwei Personen nur der Mann zur Arbeit kommt. Noch vor 30 Jahren besorgten meist die Ehefrauen der Hoftagelöhner — wenigstens so lange, biö sie eine constrmirte Tochter oder Sohn batten - selber den Hofgang, während des Sommerhalbjahrcö mit 14 ständiger wirklicher Arbeitszeit, was zur Folge hatte, daß diese Personen vielfach schon mit 40 Jahren Grcistnnc» waren und weiter, daß ihr eigenes Hauswesen und die Kinder oft aui's Schlimmste vernachlässigt wurden. Später wurde daö Halten von Hofgängern allgemein, alle Ehefrauen aber pflegten in der Ernte und noch sonst Ve! bringenden Gelegenheiten sogenannte Ertratage zu thun, welche etwas besser bezahlt wurden lind wo- bet ein etwas späteres Kommen und ein etwas früheres Nach- bausegehen gestattet ward. Solche Ertratage werden auch noch setzt gethan, während, wie gesagt, ost der tägliche Hofgang in Folge des nicht vorhandenen Hofgängers ruht, oder koch nur un regelmäßig durch die Ehefrau selber abgeleistct wird. Viele un serer Landleute betrachten jene Zeit, wo die Katensrauen selbst den Hosgang leisteten, alö eine goldene, und von ihrem Stand- Punkt auö mit Recht, da die verbclrathetcn Frauen zuverlässiger arbeiteten, als die oft noch halb in den Kinderschuhen stehenden Hofgänger, sie auch, ihrer gebundenen Stellung halber, sich we niger empfindlich gegen etwaige Ausschreitungen «wiesen, alö heutzutage die Hofgänger, welche wohl gar zum Gerichte lausen. Neuerdings bestrebt man sich auch, den Hofgang der Ehefrauen wieder einzuführen und um ihn zu ermöglichen, denkt man hier und dort daran, in den Gütern Kleinmiderbewahranstaltcn, ja leibst gemeinschaftliche Faml'.Icnküchen zu errichten. Gegen das Prostet der Klclnkintcrbewahranstallen wendet sich im „Rostocker Tageblatt" ein Landgeistlicher. Mit schneidender Schärfe wird nachgewiesen, wie solche nur eine neue Coneession an den Ma terialismus und die Interessen der Besitzenden sein und den hcr- untergedrückten und fast schon verlorenen Tagelöhncrstand noch iveiter heruntcrdrücken würden. Daö Wenige von Familienleben und Familienglück, waö diese Elasse jetzt noch habe, werke ihr verloren gehe», und der verbissene Groll und Grimm gegen Alle, die nicht ihres Standes sind, in Folge ihres haldsclavcnhastcn Daseins, neue Nahrung cmptangen. Bemerkenswcrth ist auch, waö der Verfasser über die Einrichtung sagt, welche die Klcin- kinderbewahranstaltcn in den weitaus meisten Gütern erhalten dürfte». „Irgend eine alte, stumpfe Wittwe, die selbst für den Dienst beim kleinen Federvieh nicht mehr zu gebrauchen ist, die wird Dorimutter werde» natürlich und selbstverständlich lür einen äußerst kärglichen Lohn! Irgend eine abgelegene Kammer wird ihr Anstaltözimmer; irgend ein Winkel des Hoicö oder Dorfes, wo Bciiuß und Nestel bisher Ihr unbestrittenes Recht hatten, taS wird ihr Kindergarten." - Wenn man sich den trost losen Zustand der Mehrzahl der ritterschastlichcn Schulen ver gegenwärtigt, für dessen Besserung doch die Regierung und ein großer Thcil der Landgcittllchlcit sich seit mehrere» Menschen- allern bemühen, so wird man nicht sagen dürfen, daß diese Zeich nung nicht »ach dcr Nalur ist." Ucbrigcnö sei bemerkt, daß man für den gleichen und einen noch wcitcrgchcndcn Zweck an den verschiedensten Orten, auch in Städten. Kleinllndcrbewahran. stellten und — gewissenlos mißbrauchend die schöne Idee dcö tief sinnigen Pädagogen Fröbcl! - Bolkökindergärtcn cinzuriehten sucht. Die Mütter sollen für die Arbeit aus dem Felde und in een Fabriken frei gemacht, die Kinder für dieselbe Arbeit schon gleich nach dem Entwöhnen erzogen werden." Schwerlich sind diese Ausführungen übertrieben und wenn es der großherzoglichen Bundesregierung um die Besserung der Zu stände zu thun ist und um Verhütung der gefahrdrohenden Aus wanderung, so sieht sie hieraus, wo sie zu beginnen hat. Nur die völlige Ablösung der Servituten — in Sachsen seit den 30r Jahren begonnen! — und die Hebung der Volksschulen, können helfen. Wir sind gar nicht der Ansicht, daß die preußische Regierung und der UltramontaniömuS für allezeit gcschworne Feinde bleiben müßten. So lange Bismarcks eiserner Arm die Dinge in Preußen dirigirt, giebt die Negierung nicht klein bei. Was aber dereinst geschehen kann — das wird mit Ausnahme der allzeit devoten Nationalliberalcn, keine freisinnige Partei in Deutschland ohne Be- sorgniß erwägen. Das alte Lied, die Throne stünden nur fest, wenn die Kirche sie stütze, wird auf den Thronen und in deren Dunstkreis nur allzugern gehört. Wie viele Throne diesem Sirenen gesang zum Opfer gefallen sind, die Lehre ist vergessen. Kämen je die Zeiten, in denen der Staat schwankte, was er von den Ultra- montanen als Thronstützen zu gewärtigen habe, so erinnere man sich an die spanische Frage 1874. Wer weiß nicht mit welcher Dreistigkeit sich die Ccntrunis- lathvlische) Fraktion auf die Verfassungstreuen zu spielen pflegte, daß diese Partei das freisinnige Reichswahlgcsetz auch in Preußen! einführen wollte, um „aus Verfaffungseifer" der Regierung Verlegen heiten zu bereiten; sogar für den Socialismus erwärmte man sich, um für diesen vierten Stand die verfassungsmäßigen Rechte durch zudrücken. Und nun plötzlich die deutsche Aktion in Spanien kommt, ist alle Klugheit dahin, in der Wuth plaudern die Blätter der Ultramontanen Dinge aus, welche ihre KönigSiiebe und ihren Verfaffungsrespect endlich richtig beleuchten. Nicht wie die „Ger mania" sagt sind Legitimität und Ultramontanismus zwei siamesische Zwillinge. Sondern im Gegentheil hat die Kirche, wie die Geschichte lehrt, cs stets mit dem Erfolg gehalten, die Zwillinge fix tödtlich durchschnitten, wann es ihr paßte. War Napoleon UI. legitim'? Und wie hat ihn Rom gehätschelt von Stund' an, da er die Pfaffen willfahren ließ. Die „Germania" vergißt, was ihre eigne Partei im Reichstag votirte und sagt über das von dieser gewollte allgemeine Stimmrecht: „Die Grundlage unserer Verfassung ist der euffrago umrorsvl, diese französisch-revolutionäre Erfindung, die durchaus das Gegentheil vom alten deutschen Recht. Es ist dieses französische allgemeine Stimmrecht ebenso geistlos Und mechanisch, wie unwahr und jeden falls urundeutsch. Der staatsmännischen Weisheit, die kein lebens volleres Büttel zur Geltendmachung der im Volke ruhenden Ueber- zeugungen kennt und Deutschland mit der Alles nivellirendcn und jeder Willkür dienenden Wahlurne beschenkt hat, gebührt eine sehr mäßige Anerkennung." Das mögen sich die Rcichsfreunde merken, wenn Herr Windthorst-Don Quixote einmal wieder für NeichSfrei- heitcn perorirt. Das biedere „bairische Vaterland" geht noch einen Schritt weiter. Herr De. Sigl schreibt: „Die spanische Politik wird sich an den Negierungen bitter rächen! Die europäische Revolution wird die Consequenzen dieses Schrittes ziehen, sie wird darin eine Einladung ersehen, noch öfter das Gleiche zu thun wie in Spanien, sicher, nicht blos straflos zu bleiben, sondern nachträglich von ihnen leaitimirt, d. i. anerkannt zu werden, und somit ist wieder ein großer Schritt vorwärts gethan, — vorwärts zur Rcalisirung deSIdeals des FreimaurerthumS (I), vorwärts zur europäischen Republik. Insofern, aber nur insofern ist die Anerkennung von großer politischer und moralischer Bedeutung." Diese Uebereinstimmung der beiden Organe, die sich sonst gar nicht grün sind, beweist, in wie hohem Maße die deutsche Regierung augenblick lich auf dein rechten Wege wandelt. Es wäre schlimm, wenn die Herren Majunke, Iir. Sigl und Reichensperger die deutsche Haltung gegenüber Spanien lobten. Denn , Wenn keine Politik der Freunde Tadel findet, So ist taö schon ein schlimmes Zeichen — Doch wenn sie gar tcr Feinde Lob gewinnt, So Ist es Zeit sie auözustreichen! Locale» und Sächsisches. — Se. Maj. der König hat dem Ingenieur Steiger in Wien die Erlaubniß zum Tragen des russischen St. Annenordens ertheilt und genehinigt, daß vr. v. Gerbel hier ebenfalls den St. Annen- vrden annchme. Der iin Finanzministerium zu Constantinopel an- gestellte vr. pdil. Ernst Weiß aus Freiberg hat die Erlaubniß zur Annahme des Medschidie-Ordens erhalten. — Am 1. Januar 1875 wird bei der Reichs-Postverwaltung die Markrcchnung eingcführt. An diesem Tage werden daher, an die Stelle der bisherigen, im Allgemeinen neue, in der Reichsmark währung lautende Pvstwerthzcichen ^Freimarken, Franco-Couverts, Postkarten, gestempelte Streifbänder und Formulare zu Postanwei sungen treten. Die Bestimmung über die Einzelheiten bleibt Vor behalten. Um jedoch das Publikum in Stand zu setzen, bei An schaffung von Vorräthcn auf die bevorstehenden Aenderungen bei Zeiten Rücksicht zu nehmen, wird schon jetzt bekannt gegeben, daß sämmtliche Pvstwerthzeichen (Freimarken, u. s. w.) in der Gulden währung, ferner diejenigen zu und i'z-Groschen der Thaler- währung am 1. Januar 1875 ihre Gültigkeit zur Frankirung ver liercn und durch die neuen ersetzt werden; daß dagegen die Vorräche an Postwerthzeichcn zu r/,, 1, 2, 2'/z und 5 Silbergroschen auch nach dem 1. Januar 1875 noch verwendet werden dürfen, bis der vorhandene Vorrath der Postanstalten aufgcbraucht sein wird, wor über seiner Zeit weitere Benachrichtigung ergehen wird. — Von offenbar sehr gut unterrichteter Seite erhalten wir folgendes Expose über die Königgrätzcr Firmungsangelegenheit: „Der Bischof von Königgrätz, ein »Rühriger GrciS, ist seit längerer Zeit durch eingctretcne Geistes- und Körperschwäche be- bindcrt, seinen Functionen obzullegcn. Seine Vertretung bezüg lich der heurigen Firmung von ungefähr 21000 Firmlingen wurde vor ein paar Monaten vom sächsischen Bischof Forwerk erbeten, ta die übrige» böhmischen Bischöfe mit gleichen Functionen über häuft sind. Diese Vertretung ist nach kanonischem — kirchlichem Rechte durchaus statthaft, da die Anöspendung der Firmung, wie anderer Saeramcnte, ein auswärtiger Bischof auch im frem den Lande vornehmen kann, wenn staatliche Gesetze nicht ent- gegensteben. Bischof Forwerk bat die Zeit, die er sonst zur Kräf tigung seiner Gesundheit in einem Badeort znzubringe» pflegt, heuer geopfert und jene Vertretung mit Genehmigung des Ear- kinalS, Fürsterzbischofö Schwarzenberg in Prag, alö LanteSprimaö von Böhmen, zugcsichcrt. Unterm «. Juli d. I. ist von König grätz au,S die Anzeige von dieser Vertretung bei der Kais. Statt- halterci in Prag erfolgt, am 14. August aber Bischof Forwerk mlt sächsischemMinisterialurlaub zur Vornahme der anstrengenden Functionen abgereist, und in Königgrätz angekommen. Nun erst, am 15. August, hat die Statthalterei einen ablehnenden, aus die Maigcsctze sich stützenden österreichischen Ministerialerlaß nach Königgrätz entsendet. Hätte man dies um » VIS 4 Wochen eher inö Werk gesetzt, so wäre der Plan der Vertretung früher aufge- gcben worden, und jener Anstoß wäre unterblieben, den diese leidige Verschleppung hcrbeigeführt hat." — Der Erbgroßherzog Peter von Oldenburg ist in Folge des Vorfalls auf dem Leipziger Bahnhof in Dresden von seinen, Vater, dem regierenden Großherzog, nach Schloß Güldenstein bei Eutin, dem gegenwärtigen Aufenthaltsort der großhcrzoglichen Familie, schleunigst besohleir worden. — Da wir schon früher wiederholt einJntcresse für die königl. sächs. Pcnsionaire re. an den Tag gelegt haben, so wollen wir auch jetzt mit der, denselben gewiß angenehmen Mitthcilung nicht Ansland nehmen, daß sicherem Vernehmen nach die Formulare der Quiltnn gen über die Pensionserhöhungen bei dem königl. Finanzzahlamte hier, resp. bei den betr. königl. Rcccpturbehörden in der Provinz schon jetzt in Empfang genommen werden können. — Um den Verkehr der Wagen auf den Straßen möglichst wohl zu ordnen und geordnet zu erhalten, sind seit einigen Tagen an den Ecken der Straßen Anschläge bewirkt worden, ans denen groß gedruckt zu lesen ist: „Rechts fahren." Das ist nun soweit ganz gut und die überall sichtliche Mahnung wird sicher bei jedem Kutscher gute Früchte tragen. Wenn nur gleichzeitig auf dcn be lebtesten Straßen des Innern der Stadt dies auch von Fußgängern beachtet und immer „Rechts" gegangen würde! Das Untcr- einanderlaufen auf den stark frequcntirten Straßen hemmt das Fortkommen öfters ungemein und eine solche Ordnung könnte in Wahrheit nur nützen und man würde nur recht gehen, wenn man immer rechts ginge. — Ein Handarbeiter, der an der Wcißeritz wohnt, machte am vergangenen Sonntag Nachmittag mit seiner Frau eine Partie, von der Beide erst spät des Abends wieder nach Hause zurückkehrtcn. Ihre Abwesenheit aus der Wohnung hat ein Unbekannter in der Weise auvgenutzt, daß er mittelst Nachschlüssels sich Zugang zu der selben verschafft und daraus über zwanzig Thalcr baarcS Geld ent wendet hat, die in einer Kommode verwahrt waren. Als die Be wohner des Logis Abends zu Hause wieder cintrasm, fanden sie dasselbe zu ihrem nicht geringen Schrecke» unverschlossen und bald auch entdeckten sie den Abgang des Geldes. — Vorgestern Abend mußte in ein Gasthaus auf der Weber- gafse Polizei geholt werden. Ein herrschaftlicher Kutscher cxcedirte dort in einer höchst ruhestörcnden Weise, gab der Weisung des Wirths, sich zu entfernen, keine Folge, und vergriff sich sogar thät- lich an dem Wirth, den er nebenbei noch mit Schmähworten über häufte. Der Mensch war auch anscheinlich betrunken, deshalb, und weil er schon Tags zuvor ebendaselbst Scandal gemacht hatte, war ihm die Verabreichung von Getränken, die er gefordert, verweigert worden. Darüber war er so wüthend geworden. Die Polizei arretirte ihn. — Ein in einem hiesigen Hotel wohnhafter Kaufmann ent deckte vor einigen Tagen, als er Morgens aufgestanden und im Be griffe war, seine Gelder zu zählen, den plötzlichen Verlust seines roth- ledernen Geldtäschchens mit mehr als 60 Thalern Inhalt. Alle Nachforschungen, wo dasselbe verblieben, haben bisher keinen Erfolg gehabt. — In einer hiesigen Bezirksschule sind während der Ferien zeit in mehreren Classen die daselbst befindlichen Schränke erbrochen, theils mittelst Nachschlüssels geöffnet und ihres Inhaltes, der aus Schreibutensilien und Kleidungsstücken bestanden, beraubt worden. — Bezüglich des von uns inletzter Sonntagsnummer erwähn ten Sergeanten, welcher wegen Exctsses in Marienberg auf der Festung Königstein detinirt worden, geht uns die Mittheilung zu, daß derselbe nicht 2 Jahr, sondern nur 6 Monate Gefängnißstrafe zu verbüßen hat. — Der gestern erwähnte und neben dem Blockhause gefundene Tslegraphendraht stammt nach einer uns zugehenden Mittheilung aus dem Jahre 1850 und diente damals zur elektrischen Verbindung genannten Blockhauses mit der Commandantur der Festung König stein. Da der bloß mit Guttapercha umhüllte Kupfevdraht sich nicht bewährte, so ist derselbe bald darauf wieder außer Betrieb gestellt und in neuerer Zeit durch eine oberirdische Leitung, die aber ihren Ursprung nicht mehr im Blockhause hat, ersetzt worden. — Gestern Bormittag ist bei dem Brückenbau im Prießnitz- grunde der 18jährige Handarbeiter Anders aus Lberlichtenau aus einer beträchtlichen Höhe herobgestürzt und hat dadurch einen Bruch des rechten Schlüsselbeins erlitten. Man hat ihn nach der Dia- conissenanstalt geschafft. — Wanderung einer alten Geige. Sämmtliche In strumente, welche in der katholischen Hoskirche zur Ausführung der Kirchenmusik von der königl. Kapelle gebraucht werde», sind in einer in der Nähe des Chors befindlichen Räumlichkeit aufbcwahrt lind kommen aus den geweihten Räume» der Kirche gewöhnlich nicht mehr in die äußere profane Welt. Eine werthvolle Geige nebstKastcn aber war doch seit längerer Zeit verschwunden, Niemand wußte wo sie hin war und trotz Nachforschungen blieb sie weg. Da trifft in diesen Tagen ein Kammermusikus einen seiner Bekannten, auch einen Musici, auf der Straße, der ihm eine Geige, die er trägt, mit den Worten entgegenhält: Da Hab ich ein Husches Ding und furcht bar billig erstanden, sie kostet 5 Thlr.! Ter Kammermusikus bc trachtet das Instrument mit Staunen ernsthaft und gründlich und findet — richtig den Stempel, der auf der Rückseite den kgl. In strumcnten der Kirche aufgedrückt wird. Das ist ja unsere lange vermißte Kirchcngeige! ruft er zum nicht geringen Schrecken des dermaligen Besitzers aus, der nun erzählt, daß er dieselbe soeben auf der Auktion im Leihhause um die genannte Summe erstanden habe. Natürlich mußte er die Geige wieder hergcben. Es ist aber sonderbar, daß man im Leihhause beim Versatz des Instrumentes den Stempel nicht bemerkt oder nicht genügend beachtet hat. — I» Berlin wurde kürzlich der Mithelfer eines der der,'ich tigten Londoner Schwindel »Firmen, welche cö am Anöbcntnug continentaler Fabrikanten und Grossisten abgcscvcn haben, verhaftet Die betreffende Lonkonerflirma nannte sich angeblich G. A. Adams, der Helfershelfer dieses saubere» Adams war der legen, Kauf mann Andreas C teiiibach. der Betrogene dasGoltfchlägclgcichäit von Rechter in Dresden. AtamS machte bc! Richter eine kleine Bestellung, sandte dazu einen Wechsel, und machte gleichzeitig eine neue Bestellung aut 1000 Thlr.; als Referenz nannte Adams obengenannten Steinbach, eine ganz mittellose, dcn Gerichten wohlbekannte Persönlichkeit. Steinbach antwortckc auf Richters Anfrage, das Hnuö AtamS sei gut und solid snndirk. Daraufhin sandte Richter die Waarc; als Bezahlung kamen Wechsel auf Berliner Häuser und am Verfalltage stellte sich heraus, daß sämmtliche auf den Wechseln bezrichnrte Verpflichtete gar nicht
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