Volltext Seite (XML)
Iheatev-Kestauvant ln cle» gsttbat,nfl»aks „^OINÖL^tL" -mft-nc>«d-l,nkok s>teursttll«^i susgeAsttetes vier- unct 8pellelc>t<sl ^I-NY»I- St-»n» Dügliek nsettmittsgs urict nbonct» l'arn unc! l<Lbas-6tt In cie» Keltbahnsteake -iriN-uptbahnhok Hteursltlkcl) susgeststtetes Klee- uncl 8peifelc>l<al Jas Geheimnis von Thoiry. Einigung Slresemanns mil Brian- über eine Gesamtlösung -er deutsch-französischen Fragen. Finanzpolitische Forderungen -es Srädlelages. - Ein Einigungsvorschlag Daldwins. - Todesurteil im Schröder-Prozeß. Ein Ergebnis von weittragendster Dedeulung. Die amtliche Mitteilung. Kens, 17. September. Wie der Sonderberichterstatter deS D. T. B. erfährt, kehrten ReichSminister des Aeußeren, Dr. Stresemann, und der französische Minister des Aeußeren, Briand, von ihrem gemeinsamen Auöslng nachmittags 8,40 Uhr nachmittags nach Genf zurück. Die mehrstündige Unter redung fand auf französischem Boden in Thoiry, einer kleinen Ortschaft im französischen Ju:ra, statt. Ueber das Ergebnis der Besprechung ist folgende gemeinsam vereinbarte amtliche Mit teilung ausgegeben worden: Der deutsche Reichtsaußenministcr, Dr. Dtrese- man«, und der franzllsischc Außenminister. Briand. trafen sich zum Frühstück in Thoiry. Sie hatten dort eine mehrstündige Unterhaltung, die in herzlichster Weise ver, lies. Im Verlauf diesen Unterhaltung »rüsten sie der Reihe «ach alle ihre beiden Länder interessieren - den Fragen und suchten gemeinsam nach den ge eignetsten Mitteln, um bic! Lösung dieser Fragen im deut schen und im französische >, Interesse nnd im Geiste der ,on ihnen Unterzeichneten Vereinbarungen sicherzustellen. Die beide« Minister br achten ihreAnssassungen über eine Gcfamtlösnug der Fragen inEinklang, wobei sich jeder von ihnem vorbehielt, seiner Regierung darüber Bericht zu erstatten. Wenn ihre Auffassungen von ihre« beiderseitigen Regierungen gebilligt werden, werde« sie ihre Zusammenarbeit wieder ausnchme«, um zu den gewünschten Ergebnisse« zn gelangen. lW. T. V.) Slresemann iifl zufrieden. Dir dcutsch-sranzöslsche Znscimmenarbeit das Kernstück des KriicdrnS. Gens, 17. Sept. ReichSaiiißcnministcr Dr. Gtresemann empfing kur- nach 8 Uhr die Presse, der er einige Mitteilun gen über die heutigen Ver hu »dl ungen mit Briand machte. Gtresemann erklärte zunächst, daß zwischen ihm und Briand die Vereinbarung getroffen worden sei, keine näheren Mitteilungen über die heutigen Verhandlungen zu machen. lluS diesem Grunde könne er nur einige allgemeine Ge sichtspunkte hervorhcbcn. Die Verhandlungen zwischen ihm und Briand hätten fünf Stunden gedauert. Au den Ver handlungen hätte niemand außer dem Professor Aynard alS Dolmetscher teilgenommen. Während dieser Beratungen seien nacheinander alle zwischen den beiden Staaten schwebenden und noch der Lösung harrenden Fragen durchbcraten worden. Der «weite Teil deS Kommnnkau^S weise richtig daraus hin. daß di, beiden Minister einig geworden seien, nicht eine Lösung von Einzelsragen zu erzielen, sondern eine Gesamtlösung herbei,«führe«. Die nunmehr beschlossene Prozedur sei folgende: lieber die Fragen, über die eine grnndsätzliche Einigung erzielt worden sei, würde nach Rückkehr der beiden Minister die Ver- Handlungen wieder anfgeilommen werden. Briand trete jetzt einen Urlaub an und werde Ende September, also ungefähr wenn er in Berlin sein werde, in Paris sein. Er hasse und nehme bestimmt an, daß di e beiden Kabinette die heutigen Ver handlungen billigen würlyen. so daß in absehbarer Zeit die Zusammenarbeit durchgeführt werden könnte. Der RcichSanßenminiiiter betonte, er habe bei Briand wieder eine starke Bereitschaft für die Aufrechterhaltnng de» europäischen Friedens gefunden, besten Kernstück die deutsch-sranzbstsche Zusammenarbeit sei. Daher dürfte diese- Zusnmmenarbeiten zwischen den beiden Ländern nicht durch erhebliche Schwierigkeiten behindert wer- den. die die aslgcmeine Verständigung erschweren würden. Der ReichSanßenministcr erklärte zum Schluß, daß er übe? die Beratung sämtlicher Fragen außerordentlich zufrieden sei. Briand deloitt die völlige grundlegende Emigung. Gens, 17. Gept. Brianst empfing heute abend die fran- »iisische und einen Teil der ausländischen Presse, nachdem «letii, nach seiner Rückkehr der rumänische Außenminister bei ihm »orgesprochen hatte. > Briand verlas das amtliche Ü»«m„niauS. Daraus führte er auS: AlS man sich zur Unterhaltung im Hotel Leger in Thoiry zusammengefunden hätte, habe der weiße Montblanc zum Fenster htnein- «eleuchtet. Wie Briand scherzhaft hinznfügtc, hätten sowohl Etresemann wie er die Empfindung gehabt, daß der Schnee de» Montblanc nicht weißer gewesen fei alS ihre beiden Seele«. Weiter betonte Herr Briand: Ich habe heute nicht zum ersten Male mit Herrn Stresemann verhandelt. Ich habe stets den Hohen Takt und die Loyalität des Herrn Stresemann nur in höchstem Maße bewundern können. Er hat im wesentlichen dazu bcigetragen, daß unsere Verhandlungen so einen glück lichen Verlaus genommen haben. Auf Ihre Krage kann ich Ihnen daher antworten, daß ich von dem Verlause der Ver- Handlungen in höchstem Maße befriedigt bin. Ueber sämtliche von uns berührten Fragen ist zwischen uns volle Einigung erzielt worden, die wirksam werden wird, so bald die beiden Negierungen Gelegenheit gehabt haben wer den, sich zu unseren Verhandlungen zu äußern. Die von uns erzielten Ergebnisse sind nicht nur bedeutsam im Interesse unserer beiden Länder, sondern gleichzeitig im Interesse deS gesamten Europas und deS Friedens der Welt. Nur aus dem Boden des Völkerbundes war cs möglich, derartige Verhand lungen in einem so sreundschastlichen Geiste zu führen. Aus eine wettere Frage erklärte Herr Briand, cS hätte sich nicht darum gehandelt, Mißverständnisse zwischen Deutschland und Frankreich aus dem Wege zu räumen. Wenn zwei Staatsmänner sich zu vcrtranlichcn Besprechungen ,«- sammensindcn, so könne man sich vorstellcn. baß hierbei grundlegende Fragen behandelt worden seien. Herr Briand schloß seine Ausführungen mit der Bemerkung, man werde den heutigen Tag das Geheimnis von Thoiry nennen. Abreif« Vriands von Genf. Genf, 17. Sept. Briand verließ heute abend Genf. Er erklärte, daß er in der gegenwärtigen Tagung des Völker bundes nicht mehr nach Genf zurückkehren werde. sT. U.) Nur schrittweise und vorsichtig. Die Pariser Presse über die Verhandlungen. Paris, 17. Sept. In größter Aufmachung verbreiten die Abendblätter die Nachricbt über die heutige Unterredung Stresemann—Briand und die mögliche Fortsetzung dieser Unterhaltung in Paris. Bon der änßcrsten Rechten biS zur änßcrstdn Linke« wird die weittragende Bedeutung dieser direkten dentsch-sranzösischcn Verhandlungen betont und daraus verwiesen, daß sich diese vorerst hauptsächlich auf die Rückwirkungen deS Eintritts Deutschlands in den Völker bund bezögen. Deutschland stehe unter dem Drucke der Rechtsparteien, so wird erklärt, die von dem Eintritt Deutschlands in den Bund sofort greifbare Ergebnisse sehen wollten und hartnäckig die Räumung des besetzten Gebietes, der Saar und die Aushebung der Militärkontrolle verlangten. ES wäre sehr wahrscheinlich, daß Stresemann, nachdem er mit Briand gesprochen habe, anch mit Louchcur über Fragen wirt schaftlicher Natur verhandeln werde. Es sei zu erwarten, daß sich die begonnenen Besprechungen in einigen Tagen in Paris fortsetzcn würden. ES wird hier in Negicrungskreisen großer Wert daraus gelegt, daß man sich auf deutscher Seite von den direkte« Ver handlungen nicht sofort goldene Berge vcrsvrcchen dürfe, denn sranzösischerseitS gedenke man nur sehr vorsichtig und schritt weise vorzngehe«. Die heutige Zusammenkunft Briand— Stresemann wäre daher gewissermaßen nur als Sondie rung der beiderseitigen Ansichten aufzusasscn. Deutschland selbst würde übrigens nur an eine schrittweise Räumung deS Nheinlandcs denken. Das finanzielle Moment wird weiterhin in den Vordergrund geschoben und sür eine frühzeitige Räu mung die finanzielle Hilfe zur Wicdcraufrichtung de» Franken immer deutlicher verlangt. Die Angst, baß Briand zu rasch vorteilhafte Verhand- lungSobjektc auS der Hand geben könnte, spiegelt sich in allen Kommentaren der Rechtspresse wider, obwohl nicht mehr be stritten wird, daß mit dem Beginn der deutsch-französischen Verhandlungen «ine neue Acra in den dcntsch-sranzöstschen Beziehungen eingesetzt habe. Selbst die unentwegte Deutschen hasserin, die „Ltbertö", spricht heute von Konzessiv- nen, wobei cS nur darauf ankomme, wie Briand das Gleichgewicht zwischen Locarno und Ver sailles Herstellen werde. Stresemann sei geschickt und intelligent, und daher um so gefährlicher. Seit dem Sturze DiSmarckS habe eS dem Reiche a» einem Manne gefehlt, der politischen Sinn gehabt habe. Stresemann sei ei» Realpoli tiker, der die Lage so nehme, wie sie sei, und aus ihr so viel Nutzen alS möglich zu ziehe» bemüht sei. Er werde daS Locarno-Abkommen wie ein Bergwerk auSbcnten. Abbruch -er Eisenvakloerhandlunnen. Roch keine Einigung über die Rohstahlgemcinschaft. Paris, 17. Sept. Die Verhandlungen zur Bildung der internationalen Rohstahlgemetnschaft konnten heute nicht zu Ende geführt werden, da die den belgischen Vertretern angebotenc BetciligungSmenge den Forderung,, dieser Gruppe nicht entsprach. Die belgischen Vertreter reisen heute abend wieder ab. Ein Zeitpunkt für den Wieder-usammen- tritt der Konferenz ist nicht festgesetzt worden. lWTB.) Der neue Dölkerbundsrak. Ohne viel Reden und ganz ohne Feierlichkeiten, aber mit einer fast unheimlichen Präzision hat die Völkerbunds-ver- sammlung am Donnerstag die zweite große Aufgabe ihrer gegenwärtigen Tagung gelöst, die Neuwahl der nichtständigen Ratsmitglieder mit all den feinen Untererscheinungen deS neuen Statuts. Für Deutschland war dieser Tag die Kehr seite der Medaille nach dem Freudenrausch des Aufnahme- tage- und zugleich die erste Lehre, daß praktische VölkerbundS- polittk nach Abzug der dazugehörigen Bersöhnuirgsphrasev- logie, nun einmal nichts anderes ist als ein verfeinerte» Spiel geheimdiplomatischer Schachereien. Für Deutschland» alte Widersacher in der europäischen Politik und sür seine neuen „Freunde" in Genf aber war dieser Wahltag der Tag de» stillen Triumphe«, der die Früchte monatelanger Be- mühungcn zur vorsorglichen Paralyslerung deS deutschen Einflusses zur Reife brachte. Daß der Wahlakt in allen drei Gängen für sie so wunschgemäß abrollte, zeigt, baß trotz der regsamen Opposition einer neutralen Mächtegruppe und trotz offenkundiger Unzufriedenheit im eigenen Lager die Regie deS wcstmächtlichcn Konzerns nach wie vor reibungslos klappt, und eS Ist nicht einzusehen, warum die Mcisterspieler, die selbst im Taumel des Wahlfiebers den 4g Staaten der Vollversammlung ihren Willen aufzuzwingcn vermochten, in dem nun 14 köpfigen Rate, dem acht ehemalige Kriegsgegner Deutschlands angehören, weniger erfolgreich sein sollten. LS scheint allerdings, daß niemand in Genf an der Neuordnung der Dinge in der Stunde, in der sie Tatsache geworden ist, noch eine rechte Freude hat. Im Grunde genommen hatte ja die ganze „Komödie", wie ein Schweizer Blatt die Ratswahlen nennt, schon längst Ihren Sinn verloren. Die Aenderung de» Statuts und die Vermehrung des Rates war bekanntlich auS drei Gründen angeregt worden: einmal um Spanien und Brasilien durch die Verleihung von halbstündigen Rat»- sthen dem Völkerbund zu erhalten, und dann, um Polen den in Locarno erschacherten Sitz zuzuschiebcn und die murrenden Asiaten zu befriedigen. Der erste Zweck war mit dem Aus tritt der beiden Staaten bereits verfehlt, und man hätte, wenn man schon in Genf ernstlich auf eine reumütige Rückkehr Spaniens und Brasiliens innerhalb der zwei Kündigungs jahre rechnete, besser getan, ihnen die beiden halbstündigen Sitze mit einer einladenden Geste offenzuhalten. Das zweite und dritte Ziel aber wäre erreichbar gewesen im normalen Gang der Dinge und. ohne das gefährliche Experiment der Ratserweite rung. So zeigte sich die ganze Anomalie der Umwandlung in der eigentümlichen Tatsache, daß noch am Vorabend der Wahl die Völkerbundsversammlung sich in der Verlegenheit des Kandidatenmangels für die beschlossenen neuen Ratssitze wand, ein Umstand, den die französische Politik geschickt be- nutzte, um gegen alle Verabredung die Tschecho-Slowakci in den neuen Rat einzuschmuggcln und so ihre Machtsphäre be- beutend zu erweitern. Die französischen Nationalisten haben Herrn Briand ob dieses schlauen SchachzugcS seine pazifistt- schcn Redewendungen bei anderen Gelegenheiten schnell ver ziehen. Do Ist die Lage, die Deutschland nach Abschluß der Wahl handlung vorfand, für seine Völkerbundspolitik schlechter, alS man nach allem erwarten mußte. Als Herr Stresemann zum ersten Male an der sich anschließenden Ratssitzung tcilnahm, sah er um sich einen Kreis von Männern, wie er ihn sich weder in den schönen Tagen von Locarno, noch in den trüben Zeiten zwischen Locarno und Genf semals vorgestellt hatte. Neben Polen sitzt das mit ihm militärverbündctc Rumänien und auch die Tschccho-Slowakei. Mit Belgien zusammen gibt daS eine starke französische Phalanx von fünf Stimmen, die immer und überall geschloffen gegen die deutschen Interessen anftreten wirb. Die Reihe der wirklich neutralen RatSmächte hat sich dafür ganz bedenklich gelichtet. Schweden ist anS- gcschieden, ebenso Spanien und Brasilien. Neu ausgenommen sind dafür die südamerikanischcn Staaten Chile, Kolumbien und San Salvador. Hollands zweifelsfrei obscktivc Neu- tralität erreicht an freundschaftlichem Verständnis für deutsche Belange jedenfalls nicht den Wert der schwedischen,- Kolum- bien und San Salvador stehen den europäischen Interessen fern; Chile spricht man zwar Sympathien für Deutschland zu. aber trotzdem würde man sich wohl törichten Hoffnungen HIngebcn. wenn man glauben wollte, daß die Südamerikanrr irgendwie geneigt sind, sich etwa für deutsche Interessen dt« Finger zu verbrennen. China, das entgegen den englischen Wünschen an Stelle Persien» gewählt wurde, kann man allen-