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vermischtes. * Der Europäer, der au di« Beachtung gesundheitlicher Bor- schristeu und an öffentliche hygienische Maßnahmen gewohnt »st. kann sich kaum vorstellen, wie schwer «S ist, dieVerbreit u n g »er Pest in Indien zu verhindern. Eine anschauliche Zchilderung der Verhältnisse, die angesichts der furchtbaren letzten Nachrichten über die Ausdehnung der Pest in Indien ein belon- seres Interesse verdient, «nlwirst ein englischer Sanitütsbeamtec, der seine Beobachtungen in Pandschab gemacht hat. Die Ne gierung des Pandschab hat seit etwa zwei Jahren besondere Maßregeln getroffen, um die Pest zu bekämpfen. Für jeden Be zirk wurden besondere Sanitülsbeamt« und Militärärzte ausge- mähll, die neu infizierte Dörfer besuchen, sich von dem Ausbruch der Pest überzeugen, die Art ihrer Einschleppung sestftellen und ihre weitere Ausdehnung möglichst zu begrenzen suchen muhten. Die erste» Schwierigkeiten bot die Verzögerung und gewöhnliche Unzuverlässigkeit der Meldungen. Der Dorfbewohner ist ein unwissender Ackermann, der keinen ärztlichen Nat hat, abgesehen von sehr groben Dörfern. Er erkennt milde Halle der Pest nicht, und auch viele schillere Halle werden dem Fieber" zugeschricben. Gleichgültigkeit, Fatalismus und ein natürlicher Hang zur Ver- heiinllaiuug tragen mit dazu bei, daß die Meldung vom Ausbruch der Pest verzögert wird. Der Uebcrlragung der Krankheit von einem Dorf zum andern dient auch die Gewohnlmt der Frauen, mit den Verwandten eines au der Pest verstorbenen Freundes zu trauern. Sic sitzen bei dem Leichnam in der Hütte und ver- ichleppcu dann die Pest in ihr Heimalsdorf. Ferner sind die Natten aesührliche Verbreiter der Pest! die Eingeborenen erzählen oft, sie hätten ein Naltenstcrben beobachtet, ehe der erste Peslfall bei einem Menschen vorkam. Die Ausbreitung der Krankheit innerhalb eines Dorfes selbst ist sehr einfach. Die Hütten find aus Schlamm, der an der Sonne getrocknet ist. gebaut; sie haben weder Fenster, noch Kamine oder irgend eine Ventilation, und die einzelnen Hütten sind nur durch sckrniale «lassen getrennt. Hier gehen die Leute ohne Rücksicht ans die Ansteckung aus uno ein; Staub und Fliegen vermitteln auch die Ansteckung. Der Beamte der Regierung erteilt nun allgemeine Ratschläge über die Behandlung der Fälle, daS Verbrennen oder die Tcsinieklion infizierter Stoffe und teilt mit. wo Desinfektionsmittel zu haben sind. Er sorgt möglichst für die Reinigung und TeLinieklion der Hütten, unter Umständen auch für die Räumung des Torfes, wenn das Wetter es erlaubt uird Laaerzeltc vorhanden sind. Wenn aber der Beamte fort ist. so besteht keinerlei Garantie mehr dafür, daß sein Rat und seine Anweisungen ausgejührt werden. Die Impfung mit dem Hasskinejchen Pestinitlcl ist mit der ßinpsung gegen Pocken vergleichbar; der Verfasser erklärt aue persönlicher Erfahrung, daß di« unbehagliche Empfindung nach drei bis vier Tagen vorbei ist und selten ernsthaft in der Tätigkeit bindert. Da der Schutz aber »ur sechs Monate dauert und die Pest icdcs Jahr nach dem Regen Wiederkehr!, must die Wieder impfung jedes Jahr wiederholt werden. Jeder Militärarzt Imtte die Pflicht, eine Mematische Impsreife durch seinen Bezirk zu machen. In jedem Dorfe leisteten die Vorsteher und die ersten teilte des,Dorfes Beistand; ihr Wunsch, mit der Regierung gui zu sichen, sowie die Leidenschaft der Eingeborenen für geschriebene Zeugnisse erwiesen sich oft als sehr nützlich. Die Haltung des Volkes war aber doch sehr verschiede». Zeitweise wurde bei den Operationen Beistand geleistet; häufiger aber stieß man out ..passiven Widerstand", der auf die Abneigung der Eingeborenen gegen alles Neue zurückzusühren ist. Planche glaubten, die Regierung wolle die überschüssige Bevölkerung reduzieren oder der Impiende wollte die Brunnen vergiften. Viele ließen sich willig impfen, nachdem man ihnen versichert hatte, sie würden weder erblinden noch kinderlos werden. Besonders bei den Mohammedanern konnten nur wenig VorbeugungSmastregeln ge trösten werden, obgleich das Impfen nicht gegen den Koran ver iwstt. Auch das ..Kismet" bildet eine Schwierigkeit; man kann schwer mit jemand verhandeln, der erklärt: „Wenn ich sterbe, sterbe ich." Ueberdies haben die Priester dem Volke gesagt, die Geimvslen würden nach ihrem Tode verflogen werden. Frühere Erfahrungen mit der Pest und Impfung haben wohl günstig ge wirkt, wie die gelegentliche freiwillige Räumung eines Dorjes und die Bitte um Impfung beweist: aber die Fortschritte erfolgen nur ganz langsam. Demonstrationen über die Natur und Zu bereitung der Lymphe, wie bei der Ausstellung in Bombay, wirken lehr segensreich, und es wird angeregt, sie durch gedruckte Be irhrungen, die man in Umlauf setzt, zu ergänzen. * Frau Mu ! ika als R u he st ö r e r i n. Einen humoristischen Beigeschmack hatte eine Verhandlung vor der dritten Strafkammer des Berliner Landgerichts II. Der Burcaubeamte Paul Naumann halte Berufung gegen ein Urteil des Schvssengcrichts eingelegt, daS aus Grund folgenden Sach» Verhalts ergangen war: Zwischen den Mietern eines Hauses in Friedenau herrschten seil längerer Zeit sehr unerquickliche Zu stände. Im Erdgeschoß ivohnlen Naumann und im ersten Stock werk ein 70jähriger Privatier Helbing. Naumann behauptet, es sei ,ed«n Morgen um 5 Uhr über ihm in der Hckbingsche» Wohnung ein orkanartiges Getöse losgcgangen: Möbelstücke wurden hin und her gerückt, und mit den Füßen wurde aus die Erd« gestampft, sodast N. um den besten Teil seiner Nachtruhe kam. Demgegenüber beschwert sich Helbing darüber, daß es ihm zur Zeit seines Mittagsschläfchens nicht besser ergangen sei. Fevcn Mittag um 2 Uhr hätten in der Naumaunscheo Wohnung Musikaussührungen begonnen, gegen tvelcki« die Trompete von hcricho nur ein kleines Blasinstrument gewesen sein könne, da alles m seinem Zimmer wackelte und uwhertanzte. Tic Kinder hätten mit langen Knüppeln „Hottehüh" gespielt »nd einen ohren betäubenden Lärm verursacht: außerdem sei fortwährend mit einem Besenstiel von unten gegen die Decke gestoßen worden. Z» alledem sei noch ein kleiner Leierkasten ununterbrochen iu Tätigkeit gewesen, der unermüdlich das schöne Lied: „Tn bist verrückt, mein Kind" spielte. Am Wleihncichtsscst, wo er, H. Besuch halte, habe sich die Familie Naumann verpflichtet ge< whlt, einen wirklichen Lcierkastenmann zu bestellen, dessen Iw irrument wohl mit ganz neuen Registern versehen gewesen sei, da H bis in die hintersten Räume, obgleich er sich Watte in die Ohren gestopft und ein Kissen auf den Kopf gelegt hatte, jede falsche Note unterscheiden konnte. Dies sei für ihn eine wahre Höllenqual gewesen, weil er sehr musikalisch sei. Als schließlich in der Naumannschen Wohnung auch noch allabendlich ein Chor von Stimmen ersckrallte, die in nicht endenden Wctt- geiängen „Kriegslieder" aus ihn sangen, habe er es nicht mehr aushalten können, er sei geflüchtet und habe acht Tage auswärts qcwolmt. — Als Helbing dann eines Tages auf der Straße mit Naumann zusammentraf, kam es zu einem erregten Wort wechsel, wobei sich die beiden gegenseitig Namen an den Kops wcir'cn, die sämtlich aus dem Tierreich entlehnt waren und Iciiiessalls in Knigges „Umgang mit Menschen" als Höflichkeits- 'ornieln verzeichnet sind. Der 70jährige Herr Helbing drohte wgar, er werde seinem Gegner ^.die Knochen entzwcischlagcn". Rach diesem Bortall soll einige Ltiindcn später von Naumann mit einem Besenstiel gegen die Decke gestoßen, und da in der Helbingschen Wohnung alles krimsbereit war, von oben sofort iu üblicher Weise erloidert worden sein. Der Angeklagte Naumann ioll laut gerufen haben: „Ter alte H ... ist ja verrückt!" Gleich hinterher setzte kräftiger als sonst der Leierkasten mit der hübsche» Melodie ein: „Du bist verrückt, mein Kind." Ties will der zu- 'ällig zu Besuch anwesende Sohn des Herrn H. dadurch gehört baden, daß er sich aus den Fußboden legte. Wegen beider Bor- lall« erstatteten sowohl Helbing als auch Naumann Anzeige. Der 2chössenrichler ließ bei den gegenseitigen Beleidigungen, soweit !,« zoologische Ausdrücke betraten, einen Ausgleich eintreten Wegen der übrigen Fälle wurde Helbing zu 8 Mk., Naumann »u 15 Mk. Geldstrafe verurteilt. Hierdurch fühlte sich letzt- genannter beschwert und trat in der Berufungsinstanz einen umfangreichen Entlastungsbeweis dafür an, daß nicht er jene 'limine ausgesprochen worden, so ward die Ehefrau des Ange klagten Naumann vorgrladen. In einer Stimmart, die einem Bassisten zur Ehre gereicht hätte, erklärte sie, daß jene Morte von ibr selbst herrührten. Fall« dies nicht zu einer Freisprechung deS Angeklagten ouSreichen würde, beantragte der Verteidiger, am Tatort sestzustellen, ob e« möglich sei, durch eine ziemlich challstcher« Decke einen Stimmenunterschied in dieser Weise, »ie ibn der Zeuge wobrgenonunen haben wollte, zu bemerten. L«r Gerichtshof beauftragt« einen gerichtlichen Bausachverstäu- Linoleum ««S den leistungsfähigste» Fabriken Rivdorf re., zum Belegen von Zimmern, Korridoren, Drevve» rc., tu Must«» -^ukHvutit: «Inlnrbl« diaa»» ü M 2,»«. 2.4». 4,20, 4,00, »,»0, 0,00, 0,50, olive terracotta, pompei.-rot a M. 0,»0. «eüvvrkt ä M 2,7». 2,»<». 4,0». 4,7», ».»O, 0,00. «vanlt ä M »,2», 0,»O, 7,»0, ü M 0,00. 4i»lat«4 idurchgennistcrtj a M 8,00, 0,00, 44,0V. » sPartic) von M. 0,»O an. l.inlllsuni-l.Lulvl' - iu verschiedenen Beilen und Größe». Preise für laufenden Meter, 200 ei» breit. U^tUOtvNIU, 270 .n, uuck 200 eil» bivil. IsxxieLö. korttsrsv, 7i8eLäseksQ, Vorigen. 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