Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 30.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189606308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18960630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18960630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-30
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 30.06.1896
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
» I««n um stck. hoß^rmnäch^auch auf dem Gebiete der prerr Klrchenpolitu Zugeständnisse gemacht werden könnten. die dem erheblich werlhvollrr sein würden..«!» die Wieder,ulassung uitenowen». . . en Jrtzi. , hraufder ^ohenzollern" Prinz Ludwig von Bauern langte gestern ' ' " an nnd begab sich von der lg gern acht» 2 skrntrrr« . ^ ^ . ^ „. de» von der Weltgeistlichkeit weni. Der Kaiser tws Sonntag Na im Kieler Hasen <etn. Prin, L v Uhr lk Min. vormittags in , . . , Jensenbrücke au» sofort mit der Darnpspinaffe der Zbohenzollern an Bord derselben, wo er vom Prinzen Heinrich begrubt und sodann von vem Kaiser empfangen wurde. Der Kaiser wird aus der dieSillhrigen Nordlai,dreise von folgenden Herren begleitet sein: dem HauSniarschall Frhrn. v. Ltmcker, dem Admiral » iu «uito Frhrn. v. Senben-Bwran, den Flügeladintanten Oberst v. Toll und Oberst v. Moltke. dem Major v. Moltke. den Botschaftern Graf Philipp zu Eulenburg und Jrhr v Kiderlen-Wächter. dem Grafen Gvrrtz. denr Prosessor Salzmann, dem Prof. Dr. Gueßseld und dem Generalarzt Pros Dr. Leuthold. Da» vorgenannte Gefolge schifft sich am 1. Juli an Bord der „Hohenzollern" ein. an welchem Tage der Kaiser feine diesjährige Nordiandreise von Wilhelmshaven auS antritt. Ueber den Besuch LI-Hung-Tickang'S in der Berliner Gewerbe- AuSstellung am Sonnabend Abend wird gemeldet: Der Regen strömte vom Himmel herab, und das Publikum strömte mit der selben Beharrlichkeit in die Ausstellung. Wer es nicht gesehen, kann sich keine Vorstellung machen von dem Meer von Menschen- köpfen, über dem sich die wogende» schwarzen Pilze auSbreitete»: die ausgespannten Regenschirme. Berlin ließ sich durch die uner bittlich geöffneten Schleusen des Himmels nicht anfcchte». ES wollte einmal seiner» chinesischen Tag habe». ES müssen immer hin »wischen <0- und 50.000 Menschen in der Ausstellung an wesend gewesen sein. Die eine Hälfte kam vor drei Uhr — dem Schlug der Stunden, in denen der billigere Eintritt galt, die andere Hälfte nach 3 Uhr. Um V UHr sollte der Äicekönlg komme» Aber es ward halb 7 Uhr und 7 Uhr, und er kam nicht. Die un geheure Menschenmenge bildete schon lange vor 6 Uhr Spalier, den ganzen Weg entlang, den der Zug zurncklegen sollte, und ihre Geduld wurde auf eine charte Probe gestellt. Das Komitee fragte gegen 7 Uhr im Kaiserhos telephoniich an. wann man den Vice röntg erwarte» dürfe. Aber das Gewitter unterbrach und er schwerte jede Verständigung, bis man endlich erfuhr, er sei auch dort nicht. Endlich um halb 8 Uhr klärte sich die Verzögerung auf. Der Besuch in Spandau hatte sich ausgedehnt, und die Rück kehr war dann zu Wagen erfolgt. Li-Huiig-Tschang und seine stetigen Begleiter, General Hannccken und Major Liebert. trafen in einer königlichen Equipage an dem linksseitigen Wanoelgange ein. wo sie bereits der Gesandte Chinas in Berlin. Herr Hin, er wartete. Die Begrüßung war eine kurze. Die Rundfahrt währte mehr als eine Stunde. Das Publikum benahm sich musterhast. Nicht die unaufhörlichen Negengiissc. nicht das fast zweistündige Warten, nicht die bereuibrechende Dunkelheit vermochte seine gute Laune zu beeinflussen. Bei Adelon und Drcsscl fand zu Ehren des Vicekönigs ein Festmahl statt. Als erster Redner erhob sich Staatssekretär v. Bötticher. Er dankte zuerst dem bedeutenden Staatsmanne, der trotz seiner hohen Jahre die Weltreise nicht ge scheut habe, um die Kulturländer der nördlichen Hemisphäre, vor allen Deutschland, kennen zu lernen. Deutschland freue sich, daß ein solcher Mann einen Einblick in dhe Schaffenskraft des 'Reiches und vor Allem der Reichshauptstadt nehme. Aber wir wollen dem großen Gaste nicht nur zeige», was wir können, wir wollen ihm auch zeigen, was wir empfinden: wir wollen ihm auch zeigen, daß wir in christlicher Liebe an unseren Monarchen hängen. Deutsche Sitte sei es, des regierenden Herrn bei jeder Festlichkeit an erster Stelle zu gedenke», und deshalb bringe er dem deutschen Kaiser das erste Hoch. Der Toast, der erst in chinesischer, dann in deutscher Sprache ausgebracht wurde, fand begeisterten Widerhall. Dann brachte Viceadmiral v. Hollmann ein Hoch auf den Kaiser von China, Stadtrath Kacmpff einen Toast auf den großen Gast der Berliner Gewerbe-Ausstellung. Li-Huna-Tschang selber «uS. Im Namen Dieses dankte der Herr Zolldirektor Detring mit warmen Worten für die Großlhaten der Berliner Industrie, die dem Vicekvnig sich heute in so glänzendem Licht gezeigt habe und der sein Hoch gelte. Stach dem Bankett traten die Herrschaften — allerdings schon in spätester Nachtstunde — auf die Veranda des Hauptrestanrants heraus um die Illumi nation, die den See nnd die mächtige Kuppel des Jndustriepalastes umleuchtete, in Augenschein zu nehme». Das flammende Bild konnte auch das Gemüth des verwöhntesten Europäers erfreuen: aus die naiveren Orientalen muß es einen geradezu überwältigen den Eindruck gemacht haben. Der Abg. Arendt klagt im .Deutsch. Wochenbl." über unsere Minister, die u. A. auch keine rechte parlamentarische Schule und parlamentarische Beziehungen hätten. Jemand könne ein vor trefflicher Verwaltungsbeamter und doch kein guter Minister sein ; so habe Bismarck einem Besucher in Jriedrichsruh gesagt: .Wir haben ausgezeichnele Nnterslaatssekretäre. macht man sie zu Ministern, so taugen sie nichts. Das Minister-Material ist bei uns zu knapp." Herr Arendt bemerkt dazu: „Die bureaukcatische Schulung reicht nicht über den Unterstaatssekretkr hinaus, die parlamentarische wird noch nicht, oder nur ausnahmsweise, als Grundlage für die Minister-Laufbahn angesehen." Tie antisemiti'che „Deutsche Volkswacht" i» Ossenbach a. M. brachte eine Erklärung des ReichStaqsabg. Hirsche!, Mitglied der Reformvartei, worin dieser erklärt, daß er der Bitte des Reichs- tagspräsidenten, pünktlich im Reichstage zu erscheinen, nicht Nach kommen werde. Hierzu bemerkt u. A. die „N. Ä. Z.". -Die vor stehende Erklärung genügt, um den Bildungsgrad ihres Verfassers zu beurtheilen. Interessant ist es aber, daß ein Mann, der in der Regel im Reichstage überhaupt nicht erscheint und der bei 24 namentlichen Abstimmungen im Reichstage überhaupt nur vier Mal anwesend gewesen ist, »och versucht, sein andauerndes Aus bleiben zu rechtfertigen." Ter Centralausschuß kaufmännischer, gewerblicher und industrieller Vereine in Berlin hat an den Dundescath eine Denkschrift ge richtet, in welcher er den 8 Uhr-Schlußzwaiia für alle Laden geschäfte altz einen tief einschneidenden Eingriff in die Erwcrbs- freiheit bezeichnet und sich gegen den Ladenschlußzwang erklärt. Ueber „englische Jutriauen" schreiben die „Hamb Nachr.": Man will Beweise dafür haben, daß England auf Kreta die treibende und gcldspendende Kraft und in Armenien und Make donien ebenfalls bemüht sei, den noch glimmenden Ausstand wieder anzufachen. Im ganzen Orient beschwört England Verwickelungen herauf. Der Zweck mag in erster Linie die Ablenkung der fremden Diplomatie von Egvpten sein, welches England natürlich nicht räumen will: aber im Hintergründe steht die Rücksicht aus den früher oder später zu erwartende» Kampf mit Rußland um Indien, für den sich England strategisch in die möglichst beste Lage bringen will. Unter diesen Gesichtspunkt fällt sowohl seine langjährige Wühlarbeit in Armenien, die es nach manchen Anzeichen verschärft wieder ausgenommen hat. wie auch die mit englischem Gelbe be triebene Jnsurgirima Kretas. Beides scheint nur die Vorbereitung dessen zu sein, was England dort eigentlich will, der wie auch immer maskirte Besch dieser beiden Länder würde der Stellung Englands in Egvpten eist den vollen Wcrih geben. In Armenien würde England den Russen nickt nur die wichtigen Straßen vom Schwarzen Meere nach dem Persischen Golf versperren, sondern auch ein« wichtige Jlankcnstclluiig cinnehmcn und die östlich ge, legenen russischen Operationslinien nach Indien bedrohen, sowie den Nachschub der russischen Heere gefährden. So würde also, was England in Armenien anstrebt, sein Werk in Egvpten er- n: In Egvpten sichert England die eigene, in Armenien be nickt erst gesagt zu werden. Nach Allckem läßt sich nicht in Abrede stellen, daß England an einer herrschenden Stellung in Armenien und auf Kreta «tu lehr starkes Interesse hat, und um Io sicherer scheint die Behauptung begründet, datz e» dort Umwälzungen her- beizusühren sucht, die ihm viele Stellung verschaffen sollen. Allerorts regen sich die Bäcker, denen es ganz und gar nicht in den Sinn will, daß gerade ihr Gewerbe zum sozjalpolitischen Versuchsfeld der verbündeten Regierungen herhatten in Berlin eine Versammlung der selbstständigen Berlin» statt zwecks Besprechung der am fand So I Bäckermeister uli in Aussicht droht es die russische Verbindung mit Indien. Unter diesem Ge sichtspunkte rückt auch die Erwerbung Evverns in eine neue Be leuchtung, weil diese Insel eine Basis abgäbe einerseits für die Bersorguna Armeniens mit KrtcgSmitteln und andererleits für die ' Syrien. .Der wichtigste ^ . Fr bedingt die strateghche Zedeutung der Insel für England. Alles In Allem erfüllt diele sucht alle Vorbedingungen für die Anlage einer großen Jlotten- station. Würde England sich die Sudabucht bei etwaiger Durch setzung der Analiederung Kreta S an Griechenland Vorbehalten und sie in einen Krieg-Hasen verwandele so wäre da» eine nicht zu unterschätzende Verstärkung seiner Stellung in Armenien und kreta kt in der Flotte dr ein Paroli für das französiw pten unv e Bizeria. „t wie ein großer Riegel vor dem Aegäischen Meer. Eine udabucht bereitlieaende englische Flotte würde die russische Schwarzen Meeres in Schach halten und ihre Ver- mit der französischen Mittelmcerflotte .. kmott in diesem Dbeil des MittelmeereS also aus rechtestem Wie wichtig daS für die Behauptung des SnczkanalS und sin die Abwehr sranzösischer Anschläge auf Syrien ist. braucht zwecks Besprechung der am 1. J^,, stehenden Einführung der bekannten buudeSräthltchen Bäckereiver ordnung. Der Referent Obermeister Aernnrd führte au», die durch den Abg. Bebel eingeleitete Bäckerl,etze habe in einer im Jabre 1898 von dem sozialdemokratischen Schutzheiligen Man verfaßten tendenziöse» Broschüre gegen das Däckeceigcwerbe ihren eigent lichen Ursprung. Bei dem Drange nach sozialen Reformen, der bei dem Hanvelsminister v. Berlepsch in letzter Zeit recht auffälli heworgetreten sei. habe man den ' ein viel zu großes Gewicht überzeugt, daß das niit sozialistis, material der Neichskommission für Arbeiterstatlstik einer genauen Nachprüfung dringend bedürfe. Wahrscheinlich werde sich eine Menge von Unrichtigkeiten ergeben. Sei doch selbst der Staats sekretär v. Bötticher auf Grund diries Materials veranlaßt wor be», vor veriammeltem Reichstage beweislose Behauptungen aus- zusprcchen. Der Vorstand sei sich schlüssig geworden, der Versamm lung vorzuschlagen, daß vorläufig ein Berliner Kollege aus Kosten der Innung die Klage durch alle Instanzen führe. Heute, in letzter Stunde, habe der Vorstand noch eine Jmmediat-Emgabe an den Kaiser gerichtet, in der um Aufhebung der Verordnung des BundeSrathes ersucht werde. (Lebhafter Beifall.) Vielleicht >ei es möglich, daß der Landesherr, wie beim Volksichulgeietzentwurs. »och leine Entschließung treffe. Aus jeden Fall seien die Bäcker meister fest entschlossen, in der Agitation gegen das für die Allge meinheit schädliche Gcietz nicht „achzulassen, bis es wieder gefallen sei. (Großer Beifall.) Herzog Georg von Meiningen bat. als er in Basel aus einem Wagen flieg, sich eine neue Verletzung des Knies zugezogen, wo durch die Heilung seines Jußleidens verzögert wird. Zwilchen zwei junge» Offizieren des in Koltbus in Garnison stehenden 6. Bcandenburgischen Jnsanterie-ReaimentS Nr. 12 fand hinter den Kottbuser Schießslände» ein Pistolenduell statt, bei welchen! der eine der Duellanten gleich beim ersten Kuaelwechsel durch einen Schuß in de» Mund schwer verletzt wurde. Der An laß zu», Duell war ein heftiger, in Beleidigungen und Thätlich- keitcn ausgcarleter Wortwechsel, der in einem Restaurant statt gefunden hatte. Der „Deutschen Berkehrsztg" zufolge wird die Reichspostver- waltiiiig während dieses Sommers i» mehreren Oberpostdirekttons- bezirkcn mit einem aus einer Kölner Fabrik bezogenen leichten Sommerrock für Postnnterbeamte Trageversuche anstellen lassen. Der recht kleidsame Rock, dessen Form sich im Allgemeinen der im deutschen Heere für den sogenannten kleinen Dienst eingefühcten Litewka anschließt. ist aus einem nach besonderer Art gewebten dunkelblauen Wollstoff gefertigt, ziemlich undurchlässig und nur 550 Gramm schwer. Die „Verl. Nolkszlg." behauptet, der im Duell gegen v. Kotze gefallene Cerenionienmeister v. Schräder sei persönlich in Paris für die Auslieferung des frühere» Rechtsanwalts Tr. Fritz Fried man» thälig gewesen. Infolge der Exzesse auf dem Jcldberge ist auch das Kochs „Rhenania" in Slraßöurg i. E- durch Verfügung des Rektors bis auf Weiteres suspendirt worden. Frankreich. Ter Minister des Innern hielt in Nancy bei dem ihm zu Ehren gegebene» Festmahle eine Rede, in welcher er u. A. erklärte, die Regierung sei entschlossen, weder mit Revo lutionären, noch mit Monarchisten oder verstockten Reaktionären zu vaktiren. Sie werde ebenso die Utopien der Kollekrivisten be kämpfen. welche den Arbeitern die trügerische Hoffnung einslößten, das Glück liege in der Gleichheit des Vermögens. Der Minister erinnerte an den Besuch Carnot's in Nancy, welcher die Wethe einer kostbaren Vereinigung gewesen lei. und schloß mit einem Trinkspruch aus das revuvlikainsche Lothringen. Bei einem Bankett des Vereins zur Hebung des Ackerbaues in SoissonS. welchem der Ministerpräsident Möline Präffdirle. hielt derselbe eine Rede, in welcher er aiisfiihrte, die Störungen auf den Märkten der Welt seien durch die Münzkrise verursacht. Die Re aiernng werde ihr Möglichstes thun. um bald die zeitweilige zoll freie Zulassung des Getreides zu regeln. Tie Regierung sei der Ansicht, cm Heilmittel für die Nebel der Landwirthschaft wäre es, dem Ackerbau Arbeitskräfte, Intelligenzen und Kapitalien zuzu- fnhren. Ta die Sozialisten für die städtischen Arbeiter eine privilegirte Loge zu schassen suchten, verlassen die ländlichen Ar beiter ihre bisherige» Wohnstätten und ziehen sich nach den Städten. Diese Politik der Sozialisten kann nur zu einer Hungcrsnolh führe»: eine > bhilfe dagegen würde geschaffen, wenn die Arbeiter darüber aufgeklärt würden, daß die Politik einer solchen Umwälzung die Ohnmacht zur Folge hat. Der Minister Präsident trank alsdann ans die Vereinigung der gesammtcn Ar beiterschaft durch die Landwirthschaft und sur dieselbe. ,Beifalls Spanien. Um den Krieg auf Euba bis Ende 1697 fort- zusetzcu. sind außer den jetzigen Hilfsmitteln noch 409 Millionen nothwendig. Der Minister der Kolonien wird ermächtigt werden, sich die Geldmittel für den cnbanischen Krieg durch Verkauf cuba- nischer Werthpapiere allmählich zu verschaffen. England. Ter Aufenthalt des chinesischen Vicekönigs Li-Hling- Tichang in Deutschland verursacht der englischen Presse die heftigsten Beklemmungen. Theilweise hilfr man sich, wie z. B- die „Pall Mall Gazette", mit boshafter Ironie nnd scheut sich nicht, selbst die kaiserlichen Kinder, die von dem chinesischen Gaste mancherlei Ans »icrksamkeitell erfuhren, mit in den politischen Streit zu zerren. Vor Allem aber mahnt man unausgesetzt, sobald der Licekönig nach England kommen werde, „die Deutschen gründlich auSzu- stechen". So denuncirt die „Daily NewS" im Geschäftseifer die Gesellschaft „Vulcan" in Stettin nnd fordert den chinesischen Mandarin aus, sich gründlich über die Fehler der Arbeit zn in- sorrniren. die die vom Vulcan gebauten Schiffe hätten; das Un glück der „Brandenburg" sei lediglich der schlechten Konstruktion zu verdanken, und ioftei es sehr unvorsichtig, die deutsche Flotte bei Bestellungen zum Muster zu nehmen. Die Landarmer Deutsch lands sei gewiß ohne Tadel, aber die Flotte? Es wäre doch er sprießlich, wenn der chinesische Gast warte, bis er die Wunder Englands geschaiir habe. Das nennt man hier zu Lande „iair eompotitton' (vornehme Konkurrenz). Der Verdacht, daß der neueste angebliche „Aufstand" in Süd- Afrika wenig mehr ist als ein Vorwand für die Engländer, Truppen zu bestimmten anderen Zwecken »»sammenzuzieheii, wird durch folgende Meldung der gewiß uiiverbächligen, weil england- freundlichen „N. Fr. Pr." vollauf bestätigt: „Von autoritariver Seite wurde vier (in Kapstadt) scstgeslcllt, daß eine große Anzahl von Truppen noch in dicseni Jahre »ach Südafrika gesendet wer den wird. Mafeking ist zum Hauptquartier auserschen: für die Truppen sollen daselbst Baracken erbaut werden. Diele Maß nahmen werden, wie man lagt, ganz imabhängig von dem Auf stand der Eingeborenen durchgesührt werden." Tnncmark. Ter frühere Krtegsministcr Thomsen ist ge storben. Russland. Der Kaiser ist nach der „Irls. Zig." seit einigen Tagen unwohl: er leidet an einem Magenüdel. Der Arbeirec-Ausstaiid in Petersburg dauert an. nimmt aber sprtgesetzt einen sehr ruhigen Verlauf. Zahlreiche der Polizei von früheren Gelegenheiten her bereits als unruhige Köpfe bekannte ausständische Arbeiter wurden abgeschoben, meistens in ihre Heimathdörser. Die Arbeiter sammelten sofort für diese AuSge. wiesenen und brachten eine größere Summe zusammen. Tie Aus selbst eingelroffen. Drei weiter« werden am!» d. M. dort an- kommen. Dem neu ernannten Kommandeur des K. Armeekorps in Damaskus. Fakir Pa'cha. wurde energisches Einschreiten anbrioblen. Man erwartet zwar Widerstand, glaubt aber an eine baldige Unterdrückung de» Ausstande». Inzwlicken sind bereits Schritte zur Berndiaung der Trusenhäuotllnge getdan worden. — Eine an der bulgarischen Grenze bei Aschama aufgetauchte Bande wurde zerstreut. Slmerika. Die Aussichten für dm Parteitag der demokratl schm Partei in Chicago bessern sich nicht. Whitney erließ eine weitere Erklärung oeS Inhalts, die Ereignisse der letzten Woche» hätten ihn überzeugt, daß ein Kompromiß mit den Silbcrleitte» nicht möglich wäre. Die Verschlechterung des Kurants iei nicht nur unehrlich, sondern auch unehrenhaft. In Chile fanden die Wahlen der Präsidentenwablmänner statt Allgemein wird angenommen, daß von 282 Wahlstinimcii Reies etwa 4 Stimmen mehr als Erraznriz erhalten werde. Infolge Einsturzes eines Schachtes der Kohlengruben bei Pittston (Pennimvanien) wurden etwa 100 Bergarbeiter verschüttet. Man befürchtet, daß Alle getödtet worden sind. Kunst und Wissenschaft. s- Im Sächsischen Ku » stverein ist wieder mancherlei Neues ausgestellt: mehr und umfangreichere Sendungen werden erwartet. Zwei schöne Aquarelle von H. Hermaiins-Tiisscldor! fallen auf durch den vollkommen ölbildmäßigm Eindruck, den sie macken, besonders die Trauermesse, und das soll kein Lob sei». Es ist auch nicht ohne Weiteres ei» Tadel: dir Leistung an sich wird dadurch nicht berührt, aber es ist eine Stilwidrigkcit insofern, als man sich des Gedankens nicht erwehren kann, daß der angc- strebte Erfolg leichter und sicherer zu erreichen war, wenn sich der Künstler der Oelsarbe bedient hätte. Stil heißt in dieser Hin sicht, daß man die besonderen Eiaenschafirn des Darstellungs materials nusnützt in der Arbeit. Die Aanarellfarbe deckt nicht wie die Oelsarbe den Grund zu: das durchscheinende Papier nnd die fehlende Tiefe, die ihrer glanzlosen Erscheinung entspricht, drängen nach der Seite des Lichten. Frischen oder des Stumpfen. Der saftigen Oelsarbe müssen natürlich Tiefm leicht fallen, und so ist es einfach nnökonomisch. mit großem Aufwand anderer Mittel zu erstreben, was sie leicht spendet, umsomehr als der Erfolg meist doch nicht ganz der gleiche ist. Tic „t.a>«.'II.c palittinL" von Hermanns ist ein schönes Bild: in die Freude an der Trauermeffe milchen sich ohne Zweifel Bedenken der Art. Anschaulich erfüllt ist. was wir wünschen, i» dem benachbarten Aquarell von Hans Bartels, das ist eine auch wirklich aanarell^ niäßige Arbeit. Unter den Oelbildern dominirt der Größe nach Franz Hochinan»'s-Tresden „Frühlingssonne", das uns im Vor raum angenehm begrüßt: ein weites Stück Ackerland, zum Thcil schon umgeworfen durch den mit zwei Kühen pflügenden Land- »iqiiii, der piit seinem Gespann den Mittelpunkt des Bildes abgiebt. Der heimischen Kunst gehört auch an ein recht seines Motiv ans der Lausitz „Bei Negennimmung" von Franz Schrever-Blaicwitz. und Gertrud Steinbach's: „Aprilstimmung", die lebhaft an das andere Bild der Künstlerin erinnert, insofern als eine an sich richtig gesehene Farbe etwas aus die Spitze getrieben erschein!. Das „so sehe ich's", des Künstlers hat sicherlich seine volle Berech tigung. Tie Natur ist nicht ein für alle Mal festgestcllt in ihrer Erscheinung, wie der naive Realismus meint, wir setnn von ihr nur. was wir von ihr im Gehirn haben. Es geht »ns vor ihr durchaus wie bei den Vexirbridern: wir sehen die Katze nicht, obgleich sie doch da ist. Haben wir sie aber einmal gefunden oder wird sie uns gezeigt, dann sehen wir sie fortan immer. Was hat sich da aber verändert inzwischen? Doch sicherlich nichl das Bild, sondern unser Gehirn. Der Künstler steht der Natur gegen über wie Einer, der nach der vierten Dimension sucht: immer näher sucht er an sic heranzukommen: dft Grenze zwilchen dem, was Andere schön und häßlich nennen, ist. für ihn längst verwischt, solch' tiefen Respekt hat ec vor all' ihren Formell, immer spürt und spürt er nach neuen Reizen, die ihm seine empfindlicheren Sinne natürlich auch leichter vermitteln, und findet er sie, io betont er sie in seinem Kilnslwerk. Aus diese Weise werden sic Allen zugänglich; widerstrebend erst — gewöhnt man sich endlich doch auch daran, sie in der Natur ebenfalls zn erkennen. In unserer Zeit sind besonders die violetten Töne zn ihrem Rechte gekommen: früher stimmte man Alles auf's Wanne. Goldige hin. Wie s vielleicht nicht anders sein kann, geht ober nun die Reaktion nach der anderen Seite auch zu weit, und! damit wären wir wieder bei G. Steinbach's April-Sttmmilna. Das Bild ist geschickt gemalt und überhaupt hübsch, aber gar so giftig schont die Well nun auch wohl in der Anschauung der Dame nick» i aus: da» ist überschüssige Modernität, die übertreibt, wovon ein. gut Theil richtig ist. Wunderschön einfach und selbstverständlich' nimmt sich »ach diesem talentvollen Uebereifcr A. Thiete's Hoch gebirge mit Genisheerde aus. Alles ist mit höchster Gediegenheit ui Farbe und Zeichnung durchgebildet. Thiere und Alpennatur .leich wahr und schön erfaßt, nirgends ein Nachlassen oder Bel agen der Krasi. kein Blender, aber eine vorzügliche gleichmäßige! Arbeit. Das läßt sich ebenfalls von einem anderen Thierstück,! Prof. Ehr. Krönec's kämpfenden Keilern sagen, das im Malerische»! sogar cme gewisse Achnlickkeit mit dem Vorigen hat. Es ist übrigens ein Gouachebild und Thiele's Werk ungleich durch eine, stärkere Betonung der Technik, die souverän mit ihren Mitteln umgeht. Dort ist gleichfalls ein bedeutendes malerisches Können, doch geht es so in der Darstellung ans, daß man's nicht selbst ständig empfindet: beides hat seine Berechtigung und soll nicht gegen einander ausqespielt werden. Von einem Italiener, über deren Arbeiten im Allgemeinen wir »och jüngst Gelegenheit hatten Beschwerde zu führen, ist diesmal erfreulicher Weise Gutes zu be richten, cs ist G. Ciardi, der zwei Marinen, Ansichten von Venedig aussteüt: Eanale Giudecca und Nnages de Printemps be zeichnet. Beides sind ernsthafte Leistungen, ungcsucht und sein ungeschaut, nnd bemerkenswerth wegen des geringen Aufwandes von Mitteln, mit welchem der schöne Eindruck, den sie uns geben, erreicht ist. Was folgt, ist ein hübsch gemaltes Genrebild „Neu gierig" vonC. Schwabe. Düsseldorf, eine lacloffelschälende lauschende ..... . - _ standSkasse der Ausständische» wird auf 25.00:> Rubel geschätzt, die ihnen angeblich aus England und Dcuischland Zttgeganacn sind. Türkei. Die Konstantinopler Mordaeschichten des letzten Monats haben sich nun vollkommen geklärt. Eine hochgestellte Dame ließ durch einen Vertranten die Maitreffe Ihres Gatten, die „Kainelia und deren ganzen Hausstaat umbringe». Ter Mörder wurde sofort nach seiner Rückkehr in's Palais erschossen. AuS Rache ließ dann der Mann der hohen Dame Fräulein Lombards, die der Hanum ldie Bezeichnung für eine türkische Frau) über die geheimen Beziehungen des Herrn Mitthciiung gemacht hatte, um- bringen, während die übrigen Anschläge den Zweck hatten, Mit wisser der Mordthaken uiilchädlich zu machen. Als Mörder des Frl. Lombardo und zweier italienischer Palastmnsikcr wurde ein Albanese zu 15 Jahren Zwangsarbeit vernrthcllt, während die Armenier, die den Türken in die Hände fallen, auch wenn ihnen kein Mord nachgewielen werden kann, gehängt werden. Der Türke Nvzed wurde rum Adinnkt des neuer»annten Kaimakams von Zeit»», de? Griechen Iowamaki, ernannt. Von 2b Bataillone», welche nach Hauran gesandt wurden, sind drei da- Aite, die indessen ein wenig als Modell wirkt, weil man so gar nichts sieht von dem. worauf sie lauscht, ein hüblchcs Stillleben von Max Schrader-Dresden, einige der kleinen niedlichen Land schaften Alb. Mühlig's, und ein Damenbildiiiß von A. v. Bröcker, recht husch anfgefaßt. aber nicht ganz frei in der Wiedergabe der Hände. Endlich ist noch eine Büste zu nennen von Friede. Hüll weck, einen alten Herrn darstellend im Kostüm der Zeit des dreißig söhligen Krieges. Sic ist mit einer Geschicklichkeit gemacht, die das Wesentliche noch im Aeußcren Nichi, in der treffliche» U»lc>. scheidung rc. In der Richtung des Innerlichen ist cs dem Künstler nicht gelungen, uns einen Menschen aus der angedeittcle» Bcr- qngenheit wahr zu machen, wie das z. B. A. Kamps ans seinem Mde so glücklich erreicht. Dieser hat nur andere Kleider an als wir, sonst iit er modem jeden Zoll. 0. -s Das R e i i d e nz th ca t er hat — wie man lagt — Wilden- bruch's „Meister Baltzcr" zur Ausführung angenommen. „König Heinrich" scheint also still zu Grabe getragen Word«, zu ein: cs ist auch besser so. DaS Stück, welches in jeder Hivsichi eine» Nieseiiapvarat verlangt und die denkbar größten Ans -de, ungen an die Regie und die einzelnen Mitwirkenden stellt, gebvtt nur auf eine erste Bübne: es ist ewig schade, daß unser König!. Hos- jchanspiel das unzweifelhaft gewaltige Werk ans politischen Gründen nicht in seinen Spiclplaii anfiichmcil kann. s Hosballmusik-Direklor E d u a r d Strauß gicbt heule im Lincke'schen Bade sein Abschieds - Cvnccrt. 1 In sonst gut unterrichteten Kreisen der Residenz Mei»i n- gcn erzählt man sich von einer Korrespoiidenz zwischen dem Herzog und dem Intendanten des HoftheaterS Paul Lindau. Letzterer soll in eineni Schreiben den Herzog ans das Schmierige seiner Stellung hingewielen und anqedeutet haben, wie schwer cs ihm werde, sich mit den Verhältnissen einer kleine» thüringischen Residenzstadt zu befreunden. Der Herzog habe nun seinem Jiiien- danten einen freundlichen Brief geschrieben und ihn darauf auf merksam gemacht, daß, wenn Lindau wieder zmn Wanderstab greifen wolle, er sich erlaube, Ihn ans Bancrbach aufmerksam zu machen: dort in einem Banernhmrie hätte kein Geringerer als Friedrich Schiller Zeit und Muße gefunden, für die Unsterblichkeit zu arbeiten. — Es ist kaum zweifelhaft, daß an dieser Korre spondenz kein wahres Wort ist: ihre Erfindung mag aber immer hin alS Svmptom für gewisse Reibungen gelten. 1 Die Bewerbungsarveilen »m da» diesjübrige, de» Malern vor» behaltene akademische R e t s e st ip e» d i» »r der hiesigen Nönigl. Akademie de bildenden Kitnste sind Areitaa dm 28. und wonnabend den 24. Oktober täalich von 9—t Uhr an den Kastellan der.Kunstakademie im akademischen NiiSstellunaSgebäiide aus der BrNlil lchen Terra,',e emzureiche». während die persönliche Anmeldung zur Bewerbung um das gedachle Stipendium bis längstens Donnerstag den 22. Oktober. Montags und Donnerstag von 19-II Uhr Vormittags bei», Akademiesctrelariale i»i Akademtcgcbände bet Ueherrcichung der vorgeschriebenen Farbensktzze zu er folgen Hai. «r. »71». Sett« ». Tie»staa, :r<». Juni L«»«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)