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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.01.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270105012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927010501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927010501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-01
- Tag 1927-01-05
-
Monat
1927-01
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.01.1927
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Mittwoch. 8. Zanuar 1927 »Dresdner Nachrichten* Nr. V Seite 9 Wenn -ie Lawinen -onnern. Die Ski-Katastrophe am Arlberg. Von Arnold Kölln er. Wie den Hochtouristen in den Sommermonaten droben I ln der Einsamkeit des ewigen Schnees stets der Sensenmann ! umlauert, so ist auch der winterliche Skiläufer im Hochgebirge i selbst bei größter Aufmerksamkeit und Vorsicht niemals sicher ' vor den Gefahren, die von der alpinen Bergivelt nun einmal nicht zu trennen find. Das furchtbare Unglück, dem am Neu- jcchrslage im Arlberggcbicte so viele Wintersportleute zum Opfer gefallen sind, hätte sich freilich vermeide» lassen, wenn die beiden Tvnristengrnppen den Warnungen Gehör geschenkt s hätten, die ihnen von erfahrenen Kennern der alpinen Ver hältnisse zuteil geworden waren. Denn die Wetterlage hatte selbst zur Vorsicht gemahnt! «söhn war aufgekommen und lxüte mit seinem ivarme» Hauch die gewaltigen Schnechänge gelockert, eine Erscheinung, die keineswegs charakteristisch nur I für das Frühlahr ist, die vielmehr stets anstritt, wenn weit draußen im Norde», im mitteleuropäischen Flachland, warme Westwinde wehen und dort dem Regiment des Winters einst weilen ein Ziel sehe». Stets ist dann im Norden der Luft druck niedrig, im Alpengebict und im Alpenvorland dagegen hoch, so das, ein siidnördlichcs Luftgesälle entsteht. Die schwere Kallluft wird von den Kämmen »nd Pässen der Alpen nach der Tiefe zu abgcsangt. und beim Abgleitcn erwärmt I sich diele urspriinglich kalte Lust dnnamisch io bedeutend, das, sie um ie ION Meter l Grad (5. wärmer wird. Ist nun durch den in breiter Bah» cinhcrströmendcn warmen Weststrom die Kälte auch tm Hochgebirge schon beträchtlich gemildert worden, so genügt unter Umständen bereits eine Erwärmung des Föhns um wenige Grad zu Erzielung einer den Gefrier punkt bereits übersteigenden Temperatur. So kommt cs, daß selbst in einer so bedeutenden Höhe wie 20,»0 Meter mitten i im Winter der Schnee zu schmelzen beginnt: der Zusammen- ^ halt der riesigen Schnceselder wird aus diese Weise gelockert und cS genügt manchmal ein winziges Ninnsal von Schmelz- wasscr, um eine einem Abhänge ansliegcnde Schnecplattc ins Aul scheu zu bringen. Ihr Gewicht setzt auch die tieserliegcn- den Schnecmasscn in Bewegung: der Druck wird so großer und größer, und schließlich verliere» weilansgcdehnte Schnec- fcldcr ihren Halt. Sic gleite» zunächst langsam, dann mit rapid wachsender Geschwindigkeit ab und stürzen schließlich mit donnerartia-em Getöse in die Tiefe. An der Stelle an der sich die iiingsie Katastrophe ereignet hat. ist nach den bisherigen Meldungen ein Schneescld von 7üN Meter Länge und 8 Meter Dicke zu Tal gegangen. Schon der Luftdruck einer so gewaltigen Masse ist bei dem rapide» Abiturz ungeheuer. Er knickt dicke Stämme wie Streich hölzer. er fegt bisweilen ganze Wälder weg. obwohl diese dadurch den besten Schutz gegen Lawinen bilde», daß die ab- slürzendcn Schnecmasscn ansgehaltc». geteilt und abgelcnkt werde». Für Skisahrer in so bedeutenden Höhen, in denen sich überhaupt keine menschlichen Siedlungen mehr befinde», gibt cS natürlich überhaupt keinen Schutz als den größter Vorsicht, sobald die WilternngSvcrhältiiisie die Wahrschein lichkeit der Lawinengefahr anskommen lassen. ES gehört langjährige Erfahrung dazu, »m anS dem Znsian'd des Schnees einigermaßen sichere Schlüsse ans denen Tragfähig keit ziehen zu lernen. Der Schnee im Gebirge nimmt ent sprechend den sich fortwährend ändernde» Witlernngsvcrliält- niisen auch ständig wechselnde Formen an: auch der Groß städter in der Ebene weiß ia, daß der Schnee, der bei strenger »alte und scharfem Wind fällt, ganz anders iß als Schnee bei zunehmender Temperatur- oder gar bei Tanwctier. Er ist um so feiner und trockener, je niedriger die Temperatur ist: feuchter und grvßslockiger Schnee fällt immer nur bei milder Witterung. Im Hochgebirge verändert aber auch der bereits geiallene Neuschnee fortwährend seine Struktur ie nach den Schwankungen der Witterung, wobei er die stärkste und rascheste Veränderung durch den John erfährt. Eine Eigen art der Föhnwirknng sind die sogenannten Lawincnbretler, zusammenhängende Schnectaseln von großer Ausdehnung, die durch Spalten von den umgebenden Schnceselder» getrennt sind. Freilich bedarf es keineswegs stets erst der Bildung von Lawinenbrettern, um bei Föhn solche Tafel» znm Ab- glcitcn kommen zn lasse». Auch senchler Schnee braucht, selbst wen» er durch Föhnwirlnng im Ansangsstadini» des LchmelzenS ist, nicht unbedingt bedrohlich zn sein. Unter Umstände» wird gerade durch die Feuchtigkeit seine Konsistenz erhöht. Es kommt hierbei weit mehr daraus an. ob der Cchmclzprozeß oberflächlich oder schon bis in tiefere Lagen vvrgcdrnngen ist. Aber gefahrvoll ist der Anscnthalt ans großen Schneeslächen im Hochgebirge bei Föhnwelicr immer, und kein Skiläufer vermag zu lagen, ob seine sportliche Be tätigung mit einer Katastrophe endet oder ob er ungefährdet znriickkchren wird. Hundertmal kann auch eine waghalsige Tour gut ablanscst: einmal wird er vom Unheil überrascht. uielle!cht gerade dann, wen» die Anzeichen noch gar nicht sehr bedrohlich sind. Ist einmal, wie jetzt am Arlberg, ein Un glück geschehen, so läßt sich hinterher nur selten mit einiger Gewißheit scststellen, warum die Lawine ins Rnischeii ge raten ist. Der erfahrene Schnecschnhlänscr kennt gewisse Anzeichen, die ihn bei nicht ganz cinioandireieir Witternngsverhältnissen zur Vorsicht mahnen. Vor allem wird er cö vermeiden, unterhalb von Bcrghängen dahinzuglcitcn, die einen Neigungswinkel von mehr als 20 Grad haben. Hier ist Lawincngcsahr um so eher vorhanden, ie größer dieser Winkel ist. wogegen eine Gefahr überhaupt nicht besteht, wenn der Neigungswinkel nnlerhalb des geirannlcn Wertes bleibt. Allerdings lassen sich solche Hänge auf größeren Touren nicht immer anSinchen: manchmal wird cS selbst durch große Um wege nicht möglich sein, steilere Hänge ganz zn vermeiden. Aber auch der Zustand des Schnees unter den Skiern bietet sehr sichere Merkmale für seine Güte. Wen» der Schnee unter den Skiern nämlich keine völlig glatte und von Sprün gen freie Fläche hinterläßt, sondern feine Längsrisse zeigt, die sim null unten etwas erweitern, io weiß der Kenner, daß dieser Schnee nicht mehr bindet »nd sich in einem Zustande befindet der Lawinengefahr erzeugt. Diese Merkmale sind allerdings durchaus nicht ausfallend: man muß dafür schon den durch lange Erfahrung geschärften Blick haben. Denn die erwähnten Spalten sind oft so fei» wie mit scharfem Messer geritzt, und man muß sich tief auf den Schnee Hinab bücke». wenn man sic erkennen will. Die mitten im Winter niedergehenden Lawinen sind im allgemeine» weit weniger gefährlich als die Grund- oder Säilaalaivinen der Irühmhrsmonnlc. Was jetzt zn Tal geht, sind die sogenannte» Staublawine», die ans trockenem, piilversörmigem Schnee bestehen und die in früheren Zeiten nur sehr selten einmal Mcnschenopser gefordert haben. Denn in die einsamen Schnceselder der HochaebirgSwelt hat sich früher kaum ie ein Menich verirrt. Seit aber der Lchnce- schnlppvrt auch während der eigentliche» Wintermvnatc die Alvenhänge und Pässe bis zn größeren Höhe» hinauf be völkert, wird die Zahl der Opfer, die durch Staublawinen einen sähen Tod linden, von Jahr zu Jahr größer. Wenn freilich schon geschrieben worden ist, die Katastrophe am Arl berg sei das schwerste Lawinennnglück. daS sich bisher in de» Alpen creign't hat. io ist das völlia »»richtig. ES sind setzt gerade zehn Jahre seit dem kalten KrieaSwintcr 1010U7 ver strichen. in dem wohl lOOlln Kämpfer in den siiblirolcr Alpen durch Lawinen den Tod gesund»» habe». Ocstcrreichcr sowohl wie Italiener. Im Winter zuvor. Mitte Februar UlUl. wurden einmal am Hochkönig an der Maiidelwand mit einem Schlage 140 Mann ncrichüilel. von denen mehr als 80 den Tod fanden Diese Lawine war 100» Meter lang. 400 Meter breit und 2 Meter tief. Die Dicke dieses zu Tal gegangene» Schnecscldcs war also verhältnismäßig gering und infolge dessen konnte denn auch noch ein großer Teil der Verschütteten lebend geborgen werden, was in, allgemeinen unmöglich ist. wenn die Stanblawin« eine größer« Mächtigkeit hat. Der am Arlberg mitocrunglückte Kunsthistortker Dr. Lehr hat f«tne Rettung auch nur dem Umstand zu verdanken, daß es ihm gelang, seine Hand aus dem ihn bedeckenden Schiiee herauszuslreckcit. Dolche Zeichen steht ma» in der klaren »nd reinen Luft des winterlichen HociigebirgeS auf außerordent lich weite Entfernungen, besonders bet der Anwendung starker Gläser. Verschüttete, dte von den Tchneenmssen völlig verhüllt sind, stich meist verloren, svbbst wenn sie beim Ab sturz — was oft vorkommt — unverletzt geblieben sind. Denn da sie betäubt und infolgedessen nicht imstande sind, sich mit eigener Kraft aus ihrem Schneegrab zu befreien, so erleide» sic in -er Regel den Erstickungstod. Bls-weUen ist die zu Tal gegangene Lawine so tief und die Sch nee Massen sind zu so großer Höhe ausgelürmt, daß die Leichen der Verschütteten erst tm Hochsommer nach beendeter Schneeschmelze gefunden iverbcn. Aber es kommt vor, daß der weiße Tod seine Opfer überhaupt nicht mehr herausgibt, daß die Lawine in einem Gebiet« endet, wo sie nicht völlig cchschmtlzt, wo neue Schnee- nmsse» sich darllbcrtllrinen und schließlich vergletschern. Man kennt Fälle, in denen Leichen gesunden wurden, die viele Jahrzehnte tm ewigen Eise geschlummert hatten »nd die erst wieder ans Tageslicht kamen, als in einer Periode all gemeinen Gletscherrüctganges weil vorgeschoben« Gletscher- znngen abschmolzen. Diese Perioden scheinen mit den S5 jährige» Kltmapcrloden znsannnciiznhängcn. Der Trlttkopf b«l Zür« am Ärlbrrg wo durch eia« otedergeheadr Lawine IO Skisahrer verschüttet wurden, von denen 8 den 2od fanden. Der Verlaus dcS Unglück«. Ein Augenzeuge der Lawinenkatastrophe am Arlberg stellt fest, daß das schwere Unglück, über das mir im Moniag- »wrgenblatt berichteten, daraus znriickzunihrcii sei, daß sich durch den dauernde» Nordwind aus dem Gipfel des Pazicl- Gletschers eine große Lawine lvölvstc und bei ihrem Sturz die ans dem Felsen liegenden Schnccmassen mitriß. Es seien gleichzeitig drei Lawinen iiicdcrgegaiigcn, von denen sich zwei vereinigt haben. Unter diese» wurden die Skisahrer begraben. Die Tchncemancn errcichlen teilweise eine Tiefe von siiiif Meiern. AIS die beiden verunglückten Skipariien gerade im Zick-Zack-Anfstieg märe», wurden sic im Vergkessel von den Schiieemassen erfaßt. Fest steht jetzt, daß bei dem lln- gliick acht Personen de» Tod gesunde» haben. Von den beide» Geborgene», zu denen der Bruder des verunglück!«:» Ober-! ptiot. kieinr l.ok,e, rne»0ei> regiernngSraiS Dr. Lehr, der Marburger Kunsthistoriker Dr. Lehr, gehört, war die Engländerin Mrs. Moor dem Ersticken nahe, als sie gerettet wurde. Sie hat eine schwere Gehirn erschütterung erlitten. Die Rellungsarbeilen eingeslelll An der Unfallstelle der Lawinenkatastrophe tm Arlberg- gcbiet sind bis Montag abend die Bergungsvcrsnchc nach den vernnglncklen Skisahrer» fortgesetzt worden. Während der ganzen Zeit waren ständig etwa dreißig Mann an den Ber gungsarbeiten beteiligt. Es trat dichter Nebel ein. der alS Vorbote kommender großer Schnccsülle angesehen wird. Dte Nettnngsmaiinschaslen, die in der Nacht vorher bei Fackel schein garbeitet halten, mußten ans den Nat der Fiihrer hi» die Arbeiten ciiistellcn. Vermischtes. Das Erpressermanöver gegen Äimmelsbach. > Zn dem Erprcsinngsversnch an dem Großindustriellen Himmelsbach in Freibnrg werden noch folgende Einzelheiten berichten Die Betrüger, an deren Spitze der Kanimann Marlin Breslauer stand, der nicht »nr in Deutschland, iondern auch in Frankreich Schwindeleien begangen hat, hatten mit mehrcrn Freunden versucht, an der Firma in großzügiger Weise Erpressungen vorzniiehine». Zunächst suchte man Betriebsgeheimnisse der Holzsirmn zu erfahren und setzte sich mit entlassenen Angestellten in Verbindung, denen man hohe Belohnung rcrsvrach. faS sie Abschriften non Verträae» oder Geheiinberichteii besorgten. Diese Ab sichten scheiterten icdocli daran, daß die frühere» Angestellte» die verlockenden Angebote Breslauers rnndivcg ablehnten. Dan» bot sich Breslauer a», gegen den Prvzeßgegner Hinnnelsbachs, den Verleger Fernbach Material zu beschauen.! und cs gclana ihm. in Form ron Neiseoorschüsscn mehrere tausend Mart zu erlangen, die ihm jedoch nur bezahlt wurden, weil man von, ersten Augenblick an vcrmnlcte. daß Bres lauer lediglich ein Spitzel sei und seine Tätigkeit für die andere Seite ansbentc» wollte. ES gelang dann schon nach kurzer Zeit, Breslauer tatsächlich seiner Schwindeleien z» überführen, und er inurde kurzerhand a» die Lust gesetzt. Daraufhin schrieb Breslauer eine Reibe wüster Scbmäh- nnd Erpresserbriese an Himmelsbach und verlangte eine ..Abfindung" in Höhe non siOOO Mark Falls er das Geld er halte, würde er „die Anaclegenheit HiininelShacli ans seinen, Gedächtnis streichen", falls er iedoch diele Summe nicht be käme. würde er angeblich belastendes Material Vorbringen. Die Firma ging aber ans diesen Erpresiernersuch nicht ein. sondern übergab die Angelegenheit den Behörden, die iedocb des Breslau»,- und seiner .Ssinterinänn»,- nicht sofort babbast werden konnte». Als Breslauer dann doch verhaftet und ins lliilersiicbnngsgesänanis eingcliesert wurde, spielte er den wilde» Mann. — Breslauer bat bei seinen Schwindeleien sich übrigens als Direttvr einer englischen Eiscnbabnaesell- scbast bezeichnet, so daß z» erwarten ist. daß er auch bei andere» Firmen, vielleicht sogar i» England, ans ähnliche Weise z» erpressen versucht hat. Ein Preisausschreiben -er „Deuischen Iurislen- Zeilunq" Uber d e Schläqermensur. Die „T. I. Z". Berlin W. .'>7, das Zentralorga» des ge samten deuischen InristenstandeS, veranstaltet siir die Sin deuten und Studentinnen der Rechtswissenschaft ein Preis ausschreiben über die Ausgabe: „Ist die Schlägcrmensnr für die studentische Selbstdiizivlin »nd Charakterbildung erforderlich oder zweckmäßig und daher rechtlich zn gestalten, oder welche anderen Mittel vermöchten sie zu ersetzen?" Das PrciSrichlcrnmt ist übernommen: von dem Heraus geber der „D. I. Z.". Dr. Otto Licbmann, Berlin, nnter Mit wirkung des Vizepräsidenten »nd Vorsitzenden des PriisnngS- amtö am Kamnicrgcricht, Dr. David, und des Geb. Instiz- ratS. ord. Professors der Rechte an der Universität Berlin. Dr. Ernst Hcnnigiin. Cs sind drei erste Preise von je 100 Mark »nd vier zweite Preise von je ßO Mark für ganz kurze Be arbeitungen anSgcsctzt. Die nähere» Bedingungen werden im soeben erschienenen Ncnjahrshcft der „Deuischen Inristcn- Zciiung" veröffentlicht. Rälselhafker Mord an einem Chauffeur Der Ehausseiir eines aiiöwäriigen AutoS entdeckte in der Nacht z» Montag ans der Ehaniscc „»weit Hannover-Linden eine Autodrvschte, denen Führer in schwer verletztem Zu stande an seine», Steuer saß. Er hatte ciuen Schuß i» den Hinterlvps erhallen »nd starb ans dein Transport. ES handelt sich osscubar um einen Ranbiibersall. Ueberfall auf eine Bahnhofskasse AnS Essen wird gemeldet: Ci» schwerer Ranbnbcrsall ivnrde ans die Fahrkariennacblösekasse des Balinhoss Kar- napp verübt. Angeblich »achznlösen, erschienen vier Personen an der Kasse, die dann plötzlich aus de» allein an wesenden Eisenbahnsekretär cindrangen »nd die Kasse zu plündern verjnchlc». Es kam zu einem Handgemcn,ic. bei dem einer der Räuber von de», Beamte» durch einen Schlag am Kopfe verletzt ivnrde. Die Burschen ergriffen die Flucht, kvnnie» aber vv» der Polizei gestellt und verhaftet werden. ** Angnst v. Simson gestorben. An den Folgen einer Grippe ist im Aller vv» neunzig Jahren der Senior der Ber liner NechiSanivälte, Geh.. Justizrat Angnst v. Simson, gestorben. Starke Grippe in Breslau. Infolge der ungünstigen Witterung ist in Breslau eine Grippeepidemie ausgebrvchen. Bei der allgemeinen OrtSkrankenkasie sind allein einige Tausend dieser Krankheitssälle gemeldet. Im allgemeinen verlausen die Krankheitssälle gutartig. Berhaftnrig eines Potsdamer Gerichtsbcamtcn. Ans Potsdam wird die anfiehenerrcgende Verhaftung des Justiz- vbcrsekretärs Erich R i e s n e r gemeldet. Riesner war seit Jahre» bei der Straiabtcilnng des Potsdamer Amtsgerichts in der Lindenstraße tätig und soll dort Strafmarken und Straf akte» in große». Umfang beiseite geschafft haben. Die Akten wurde» in der Gartenlaube des Verhafteten vergraben auf- gcsiliidcn. RicSner wurde nach Rückkehr ans seinem Neujahrs, nrlanb sofort verhaftet. ** Beim Spielen mit Streichhölzern verbrannt. In der Wohnung eines Ackcrpüchtcrs in Fricdrichsselde entstand ver mutlich durch Spiele» eines Kindes mit Streichhölzern ein Vrand. Die Feuerwehr fand die beiden Kinder des Acker- Pächters bewußtlos ans. DaS ll- Jahre alte Mädchen war bereits tot. währe, - der .'»' „jährige Junge ins Leben 'nrnck- gcrnfen werden konnte. Ein grausiger FanaNsmus. Ein grausiger FanaiismuS, der zur Psnchvlvgic dcS Wahns einen außerordentlichen Beitrag liefert, ivnrde jetzt im Kreise Kervtsch im Gouvernement Archangelsk dadurch entdeckt, daß die Wälder der Umgegend außerordentlich viel Leichname oo» Erbängien anfwicicn. Cs handelt sich um eine „Sekte der Lelbstzerstörer", der die Behörden bisher er folglos nachslelllcii. Diese Sekic. die den Ort ihrer Nieder lassung gut verheimlichte, besteht schon seit vielen Jahren. Sie ist von einem alten Pilger namens Gufanov ans Nishnn-Now- gvrvd begründet worden, der von der ganzen Sekte als Prophet verehrt wurde und, um seine tatsächliche Stellung zn verbergen, als gewöhnlicher Arbeiter bei einem Bauer» tätig war. Er predigle den Wellnnicrgang »nd den Antichrist, lim der ewigen Verdammnis zu entgehen, müsse man, so lehrte der Prophet, das „Fleisch" töten, d. h. also, sich selbst ermorden. Trotz dieser furchtbaren Lehre wuchs die Zahl seiner An hänger ständig, vv» denen alljährlich eine große Anzahl gc- opsert werden mnßle, um den schrecklichen Geist des Anti christ abziiwehrc». In pomphaften Aufzügen wurden die Schiachtvpfcr in den Wald geführt und von der fanatischen Menge anfgchängt. Besonders begeisterte Anhänger des Pro pheten hatten aber in vielen Füllen sich selbst das Leben ge nommen. oft sogar angesichts der ganzen Versammlung. Manche schlitzten sich den Leib ans, während das ganze Volk dazu Lieder sang. Auch der Selbstmörder begleitete seine eigene Opferung mit Lieder». DaS seltsamste war, daß diese sanatischen Selbstmörder scheinbar keine Schmerzen empfan den, da sic, ohne einen Laut des Schmerzes von sich zu geben, sich die furchtbarsten Verstümmelungen beibrachtcn, die ihnen den Tod brachte». Den Anstoß zur Entdeckung dieser furcht- baren Gemcinschast gab ein großes Fest, das mit dem Selbst mord des „Propheten" Gusanou endete. Der Prophet ver sammelte wie stets vor ungefähr 14 Tagen seine gläubige Gemeinde in dem bei Tslobodskojc Oserv gelegenen Fichten wald«:, wo er von dem Gipfel einer hohen Fichte ans predigte, in der rechten Han- eine brennende Pechfackel, »nd in der linken Hand ein glänzendes breites Schwert. Ans die Fichte stieg er vermiltels einer Leiter, die 24 Sproßen Halle, da die Zahl für die Gesellschaft der Selbstmörder heilige Kraft bat. An diesem Tag predigte der Heilige gegen die Ausbreitung der Cholera, die ein Werk des Antichrist sei und nur durch ein »ngchenrcS Opfer wcageschafst werden könne. Der Antichrist verlange in diesem Falle de» Selbstmord eines anßcrgewöhn- lichc» und heiligen Mannes. Darm» werde er sich selbst vor allem Volke den Tod gebe». Er band sich eine Schlinge um den Hals, die er an einem starken Ast befestigte. Dann brachte er sich mit seinem Schwerte gräßlich» Wunden bei und snrang von dem Vanni hernnler Cr blieb in der Schlinge hängen und starb sofort. Die Wirkung seines T«d»s war aber ganz entsetzlich da eine Menge Fanatiker sich sofort im eigenen Biliic wälzien. Die andere» »ahmen den Heiligen herab und begruben ihn vor dem Eingang seiner Höhle, in der er siändia wo>wte und wälzten einen Felsen ans das Grab, das "e „S ,di Jerusalem" »aiinten.
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