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Dieses Blatt wird den Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereu» al» Absird-Ansgabe zugrstellt, wahrend ei die Post-Abömientcn am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugsgeMf: Lle.Dn»dnerNaL»icht«ii' Eeinen »glich «»r,««»! die verleber ln Dresden und der ndckllen Umaebuna. wo dir «utrqgimg durch eigene Bolen oder Aommillionlre krspiat. erlmllen ' ' Uait an Wochentagen, die ' on». oder Neienaae iolaen. eilausoaben adendt und >Äl <u>fE» in zwei re «»eaens »uaesieUl. , , . achdruck aller Arlnel u. Oriainal- Milicilmiarn nur nnt de u ü ich er QueUenan a->oe t-Dresd. Nackr. ) iulaitia. Nnckttraoilche donorar. ainvru»e dleiben unberuaiicktigt: unvtttanat? Mluinslrivte werden uicht aurdewalirt. tkelegrainm Abrelle: «achrtchte» Lresde» ^egvLrrrSeL L8SV Nevlrrg von Kiepsrli L Ueictierrdt. /Inreigen-Lclrif. Annabme von dlnkündlannnkn dir na»minaak s UM. Sonn- nn» keierlaa« nur MariensiraK so van N dit V,r Udr Die i chaUiacwrund- «eile (ca. « Silben» so Pia.. An kllndiannae» aus der Brivaveite Kelle rs Pia.: die sivaltiaeKelle alt ..Lin- aelandt" oder au! Terlleitr so Pia. In Nummern nach Sonn- und iteier- taaen >< bez. aivailiae (Ärundeeilcn so. eo de«. W und so Pig. nach de- ionderem Tarif. Auhwärtire Aus- träge nur gegen VorausbeEnng. Betegdiillter werden mit 10 Big, tierechnel. Sernlvrechanichluß: «mt l Sir. U unv Nr. 2VV0. vle Mrüglieiien flssclikiiliiei'e klÄlimi keirmitr SllütöN in keinem »Mlislle fekien! Kr. 88. Ami: Niencste Trahlbelichte. Znr^Reichstagsivnhl. Oteiämtiatssitzung. Olewerbeverein. Gerichlsvcihandlnngcn. Pcffi- Lireichgnartctr, Bolks-Singal.-demie. Fräulein Vonipadonr. Mittwoch, 8. April 1903. Neueste Drahstneldunaen vom 7. April. ist vormittags >/»12 Ulir von liier nach Heinrich geleitete den Kaiser zu». Kiel. Der Kaiser Berlin abgereist. Prinz Bahnhöfe. Kovenhagen. lieber den Kailerbesuch schreibt daS Blatt .Politiken'', daß der Besuch den Sicnwet eines wärmeie» EnkgeaenkommenS getragen bade, als dcxuligr monnichiiche Höstichkeitsaustauschc sonst autinweisen pflegen. Der dänische Hof. sagt das Blatt, tritt selbstverständlich nicht mit der P,acht eines motzen Haies aus; tnsvlgebessen lvmmt cnvas bürgerliches in die Feierlichkeiten, an denen der Hof teimimmk. Daß das Famrlien- leden so stark betont wird, trägt hierin auch bei. Da weiter die Kovrnhagcner Bürger und die Regierung im höchsten Made wünschten, das, Kaiser Wilhelm als Fürst und Menich sich i» der Hauptstadt wohl befinde, wurde iür den Besuch eine Bit Rahmen geschaffen, in dem Kaiser Wilhelm mit seinem Takt einen Platz emmrinn Er trat mit unermüdlicher Liebenswürdigkeit als be wundernder Tourist auf und, um scharf zu inarkieikn, wie an genehm er den Aufenthalt in Kopendngen »and. veriänaerle ec seinen Besuch um 24 Stunden, obaleich die Zelt für einen Fürsten, der seine Zeit gut zu benutze» weil!, sehr kostbar sein »ins;. Paris. In der Teputiertenkammer legte der Präsident der Kommission für auswärtige Angelegenheiten de» Bericht beircffend den Vertrag mit Siam vor. Darnach in die Kommission der Ansicht, daß der Vertrag, da die Jiist für seine Ratifikation nicht verlängert wurde, hinfällig geworden fei. Poris. Die meisten Blätter besprechen eingehend die gestrigen Borgä » ge in b c r K a m m e r. Die naiionalinischen Organe meinen, James habe »ichlS neues vorgebrachk und gebe sich einer großen Täuschung hin, wenn er glaube, mit solchen Mitteln abermals eine Revision des Drc»iaS-Proiesses erzielen zu können. Die radikalen Blätter weiseg auf die große Wirkung hin, welche die Rede Janros' aus die Kammer gehabt habe. i»id»>aacn, Brisson habe durch seine Erklärung den Führer der Rationalisten Cavaignac moralüch hingerichtct. Janrös wird am Schlüsse seiner heutigen Rede die Einleitung einer llntcrinchnng verlange». Auch die heutige Erörterung wird icdenialls iehr lebhaft werden. Außer Mot wird noch Mmine das Wort zur Rechtfertig,ina seiner Hal bing als Miinsteipiäsideiit ergreife». Der siübere Mttiläraonver- ncur von Pmis Zurlinden erllürtc einem Berichterstatter, daß er selbst den von Jauröö verlesenen Briet des Generals Pellieux als unmittelblller Vorgesetzter desselben gelesen habe. Rom. Der P a pst empfing eine znblreiche Depntaiion des Vereins der deutschen katholische» Lehrerinnen und eine Abordnung der kacholischen Lehrer Berlins, welche Adressen überreichten. R v m. Die Schriftsetzer, die seit über einem Monat im Ausslaiidr sind nnd mit de» Arbeitgebern »iitc>handeln, beschivssen, einen Ausruf zum allgemei» en Ausstandc zu crlnsse». wenn die Veibandluiigen nicht zum Ziele führen. Diese dauern noch sott. Alle Matzregeln sind getroffen, um etwaige Ruhe störungen zu Verbindern. Madrid. Bei den Kundgebungen der Studenten in Saragossa kam eS zu ernsten Unordnungen. Die Teilnehmer griffen die ausgebotrne Polizei an und bewarfen die Präfektur mit steinen, zwei Polizeibeamte wurden verletzt. M adrid. Einer Meldung ans M arokko zufolae befindet sich der Onkel des Suüans 500 Meter von drr Grenze des lpanischen Gebiets. Die Kabnlrn diohe» mit einem Angriff: seine Lage rcheint gefährdet. Abgesandte des Prätendenten fordeite» den Gouverneur von Melilla auf. den Onkel des Sultans nicht auf- ziinevmen. wenn c» sich nach Melilla flüchte» sollte. Der Gouver neur eiwiderte, daß die Spanier ntemaudciii die Gastfieiluvschait verweigern könnten. — Ein weiteres Telegramm ans Melilla mel det. der Prätendent, der van de» benachoarten Kalotten als Herr anerkannt wird, ließ bier für sein Heer bestimmte Vorräte cin- kanfen. Der Pascha bleibt dem Sultan treu und verweigert die Unterwerfung. Die An'ständischcn drohen, ihn aiffugrcifen. Ei» marotknnnches Kriegsicbiff ist in der Nähe von Melilla mit Flinten und Munition angekommen. Bayonne. Rach einem Telegramm ans Madrid dehnten sich dort die Unruhen bis heute s»üh gegen 2 Uhr ans. Die Menge brachte vor dem Militärkasino Hochrufe auf das Heer und die Republik aus, durchzog die Straße» und warf mit Steinen gegen die Polizei, die von Säbeln und Revolvern Gebrauch machen mußte. Amsterdam. Die Nacht ist ruhig verlaufen Eine Anzahl von Ansständigen nahm die Arbeit bei der holländischen Eiseiibabngesellschast heute wieder auf, die jetzt über einen weitaus genügenden Arbcitcrbestand verfügt, um den Dienst in beschränktem Umfange veriehe» zu lassen. Alle Züge erhalten Militär sche Be wachung. Wer von den Arbeitern der holländischen Bahn bis heute mittag die Arbeit nicht wieder ausgenommen hat, wird ent lassen. A m st crdaDas Schutzkomitee hielt heute eine geheime Sitzung ab, nach deren Schluß der allgemeine Aus st and der Bäcker im ganze» Lande proklamiert wurde. Tic Bäcker in Amsterdam, die mit der Möglichkeit des Ansstandcs berc ts rechneten, haben Maßnahmen getroffen, so daß der Aiisstand in Wirklichkeit kein allgemeiner sein wird, doch wird die Lieferung von Brot mir in beschränktem Maße stattsindcn können. Die Dampfer der Linien nach London und Hüll haben den Dienst wieder ausgenommen. Rotterda in. Eine gestern hier abgebaltene Beiiammlung vo» 3000 Dockarbeitern erstatte sich mit den Eiienbalm- arbeitem jolidarilch und bcichlvß. für die Anirechterhalinng der Oidnniig einzutreie». uni der Regierung keinen Anlaß zu schroffe» Maßiegeln zu geben. Einige Hundert Personen wnrdcn da;» bestimmt, die Arbeitswillige» an der Arbeit zu Verbindern, ohne jedoch zu Tätlichkeiten zu >ch,eiten. Tic B a n b a n d w e r k e r drohen, mit den übrigen Ausständigen gemeinsame Sache zu machen. Tic Frauen der Eiscirbahnarbeiter haben die Beschlüße ihrer Männer gebilligt. K o » stantin o p r l. Ter deutsche Kronprinz und Prinz Eitel Friedlich statteten gestern nachmittag der Gemahlin des Botschafters Freiherr» v. Manchall einen Bestich ab nnd nnkernahineii bicrans eine Spnziersnlnt. Abends fand ein Tine, ans der deutschen Botschast statt, dem sich ei» Empfang der in türkischen Diensten stellenden veuOchen Offiffme. Beamte» und Notabel» der deutsche» Kolonie amchloß. Der Sultan verlieh den Prinzen die goldene Medaille neuer Prägung, die er zur Erin nerung an den Besuch des Kaiseis Fesli'tet hat. Das iritche Aus sehen der Prinzen beweist, daß Ire sich von ihrem Unwohlsein vollkommen erholt haben. K o n st a n t > n ope l. Der italienische Botsthafler hat namens der ilalieniichen Regierung dir Anstnerlsamkcit der Pforte aus die jüngsten Borfälle gelenkt und ihr angeraten, energisch und ra>ch normale Berhäliiiisse wieder herzustellen, um die von allen Mächten glligehcißenc» Reformen durchführen zn können. — Die Mel dungen, das 15OM Albanc>c» neueidinas gegen M i t ro w > tza »larichieren, sind falsch Die Zahl der Albanesen, die MffiMvitza ailgrnie». hak 1500 nicht iibeistieaen. Sie laaern einige Sinnben von Mltrowitzn und verhalten sich seitdem ruhig. K o » st a li t i n op e l Ten von Oeste>rcicy-Uiigarn und Ruß land getanen Schütten in Svffo bezüglich einer besseren Ucbcr- wachnng der Tätigkeit der m a ked v » is ch en K o m i tees und der besseren Grenzbewachung haben sich auch andere Großmächte angeichtossen. Belgrad. König Alexander hat zwei Proklama tionen erlassen. In der einen wird daiaui hingew eie». daß der auf grund der neue» Beffässnng geschaffene Senat und die Slupt- schina Gesetze geschaffen haben, die sicb als unzweckmäßig erwiesen haben. Die Ver'assung babe durch Entsachnng politiichcr Leiden schaften die Interesse» des Batcrlandes geschädigt und seine staat liche und nationale Entwickelung gebindert. Tie Verhältnisse ans dem Balkan seien sehr ernst. Serbien bedürfe der Ordnung, der Eintracht und des Friedens Es solle als leuchtendes Benpiel von Friedensliebe gellen und dabei stets bereit seni, seine eigenen wahren Interessen zu vcrfeckiten. falls sich dies als notwendig erweisen sollte. Um dem Vatcrlandc die Eintracht. Krall und Ordnung wicderzilgeben, iusvendicre er. der König, die Verfassung vom 6. Aprii litOI und eiktäre er die Mandate der Senatoren iür ungültig. Die Proklamation betagt weiter, daß die Staatsräte zur Disposition gestellt werde» und die Sknptichlna ausgelöit wiid. Mehrere Gesetze, darunter das Pteßgeietz, das Gemeindcgeietz, das nationale Wahlgesetz, werden aufgehoben und duich die entwrcchcii- den frittieren Gesetze ersetzt. Uniniffelbar »ach Austertigung der Verordnungen, durch welche die neuen Senatoren und Staatsräte ernannt werden, erschien die zweite P>oklamation des Königs, in der die Vertäuung vom 0- Aprit 1901 wieder in volle Geltung eingesetzt wird. Santiago deChilc. Das neue Ministerium ist zusammengesetzt. Das Portefeuille der äußeren und der inneren Aligeleaenuetten übernimmi Sotsmayor, Krieg und Marine Rlcardv Matte. Oertlicheö und Sächsisches. Dresden. 7- April. —* Ter Dentsche Reform-Verein zu Dresden teilt unS durch seinen geschäftsiühicuden Vorsitzenden. Herrn Stadtrat T,etz. fol gendes nnt: „Ans vielen Kreisen nntercs Volkes ist der dringende Wunsch ansgesprochen worden, für die bevorstehende Rcrchs - tagSwal, l auch einige evangelische Geistliche als Kandidaten anfutnellen. Man empfindet es ichvn längst als eine Schädigung des evangelische» Glaubens, daß. gegenüber der givßen Anzaitt katholischer Geistlicher, nur einer oder zwei evangelische Geistliche im Reichslage sitzen. Gewisse Vorgänge der illng'icn Veigangcnbeit — wir erinnern hier bei an die Geneigtheit der R ei ch s re g > er n li g der Aushebung von K 2 des I es n i t e n g e > e tz eS z n z n st l m m e n — lassen es als unbe dingte Nolwendigleit ertche»icn, auch mannbafle Vertreter des geistlichen SiandeS ans dem evangelischen Sachten nach Berlin zu lenden. — Zn unserer großen Freude sind hochangeschene Geistliche beieff, ein Mandnk anznncbme» und hat infolgedessen der Tenuche Noorm Verein dem evangelischen LandeSkonststoriinn j das Gesuch nnterbreilet. die Genehmigung znr Annahme solcher Mandate nnssprechen zu wollen. Wenn schon bei Kandidaturen sür den Reichstag dw ausdrückliche Genehmigung der vorgetetztcn j Behörde nicht e>so>derlich ist. >o hielt man ein derartiges Vorgehen im J,itc,e>ie der in Frage kommenden Personell doch sür angezeigt. Las Landeskonsislortnin, welches die Interessen der gesamten evnn- getitchen Bevölkerung iinsereS Landes in eistcr Linie zu vertreten hat, wird, davon sind wir überzeugt, gewiß freudig die Zustimmung ! >n einem derartige» Vorgehen geben." — Als geeignete Kandidaten sind in Erwägung gezogen Herr Pastor Segnitz von der ! Aiiiieiililche, der veidienstvolle Vorsitzende der hiesigen Ortsgruppe des Evaiigelttchcii Buiidrs, und Herr Pastor Reichet von der Trinffattskirche. —* Mitteilungen aus der Gesamtratssitzung. Der Rat stellte die Kochlehrerinncn Fräulein Elsa Stuckarr bei der 2. und Fräulein Karoline Nakc bei der 30. Bczirksschule an nnd Wecker lehnte der Rat den Antrag der Stadtverordneten, den im Parke des Fricdrichsiädter Stadtkrankcnhanses befindlichen Ne p t u n b ru n nen sreiznlegcn und dem öffentlichen Verkehr zu gänglich zn machen, mit Rücksicht aus die von den Oberärzten des Krankenhauses bcsürchletcn Störungen und im Hinblick aus den geringen Abstand des Brunnens von dem nächsten großen Äranken- gebäude ab und wies dabei wiederholt daraus hin, daß dieser Brunnen mehrmals in der Woche zu bestimmten Stunden jeder- manü zugänglich ist und daß zn diesen Stunden während der Sommennonaie auch die Wasserkünste spielen. Bei späteren etwa nötig werdenden Ansbessernngsarbeiten soll die Frage der Ver- legung des Kunstwerkes anderweit geprüft werden. Der Rat hat bereits iin Vorjahre hierzu einleitende Vorbereitungen getroffen, indem er ans Mitteln der Dr. Güntzschen Stiftung «inen Gips- abguß der ganzen Brnnnenanlage in natürlicher Größe Herstellen ließ. Dieser Abguß ist zur Zeit in der großen Halle des Aus- slellnngspalastes anfgebaui und wird dort während der Dauer der Städteansstellnng als größtes Schaustück der Abteilung für städtische Kunst besichtigt werden können. — Ter von der vor- maligen Gemeinde Löbtau übernommene, aus Strafen, Bußen und dergleichen gebildete Unter st ützungsfonds wurde dem All gemeine» Vertcilunasfouds beim Armenamte überwiesen. — Als ständigen Zeichenlehrer bei der Anneir-Rcalschule wurde Herr Bnrgcrschnllehrer Paul Groß gewählt. —* Herr Heinrich Henker, Direktor der 20. BeffrkS- schule. Zöllnerplatz ll> >7. feierte sein SOjähriges Amtsinbiläum. Ans Sietem Anlässe veuammelte sich gestern vor Beginn des Vor mittagsunterrichts das Lcbrerlolleginm im Zeichensanle der Schule In warm empfnndene» Worten wies Herr Oberlehrer Hetzdc aus das reichgclcancte Lcbrerlrben des Jubilars hin. der. 18«><> in Dresden angcstellt. seit Bestellen der Schule (1887) als Direktor amtiert. Als sichlbnres Zeichen treuer Anbänalichkeir und Dank barkeit wurde ein piaeblooller Blumenkorb überreicht. Gelang von Mitgliedern des Kollegiums und dem Schulchore umrabmlc die Feier. —* lieber den „Vulkanismus der Erde" sprach in der gestrigen Versammlung des Gcwerbevercins — der letzten vor der Sommerpause — Herr Dir. Dr. Schwa hir von der „Urania" in Berlin in einem durch zahlreiche, meist bunte Lichtbilder unterstützten Vorträge. Ten ersten Teil des Vortrages bildeten mehr oder weniger bekannte Ausführungen Kirnst und Wissenschaft. ck* Die Petri-Strerchquartett-Abende sind gestern mrt dem Beethovenschen Streichquartett ^-moll, c>p. 132 und Om-moll, op. 131 beschlossen worden. Während der beiden letzten Saisons lmi die Vereinigung der Herren Petri, Ba- ncr, SPitzncr und Wille ausschließttch Beethovcnsche Streichquartette zur Auf führung gebracht und hinreichend Gelegenheit geboten, sie nach dieser Seite hin ganz besonders zu schätzen, die Stilcchthcit ihrer Borträge zu rühmen und der außerordentlichen Sorgfalt zu ge denken, die sie der hohen Aufgabe gewidmet. Daß sie mit den monumentalen Werken, den iV-moll- und Ora-moll-Ouartettcn, ihre zahlreichen Hörer und Verehrer entließen, unter Eindrücken, wie sic machtvoller und tiefer von keinem anderen Kammermusik- werk hervorgcrufen werden können, dürfte dem Pctri-Ouartette die allgemeinen Sympathien auch für die Zukunft sichern. Wenn wir unS dem vielfach ausgesprochenen Wunsche anschlicßen, daß die Quartett-Vereinigung für die kommenden Saison ihre Aufmerk- jamkeit auch neueren Werken zuwenden und sie der Ocsfentlichkeit zugänglich machen möge, sprechen wir mir im Interesse der Sache und zur Förderung eines Zieles, daS alle hervorragenden Künstler im Äuge behalten muffen. Auf die Berücksichtigung dieses Wunsches haben die schaffenden Künstler ein gleiches Anrecht, wie die Hörer. H. 8t. f* Konzert der VolkS-Singakademie. Der Zirkus an der Münchner Straße bot am Montag ein ungewohntes Bild. Wohl über 3000 aufmerksam lauschende Hörer, fast ausschließlich arbeitenden Klassen angehörig, suchten Erhebung aus des Lebens Sorge und Unrast und fanden sie in der Kunst, der göttlichen. Drei mal wird das gleiche Programm vor gleichvollcm Hause oufgesührt, und die Nachfrage ist immer noch größer als das Angebot. Wer zweifelt da, nach dreijährigem Wirken der Volks- Singakademie mit gleich guten Erfahrungen, daß die Musik eine kulturelle Großmacht, auch für die unteren Stände, ist, daß sie mehr und mehr berufen erscheint, die Massen zum Verstehen crnd Genießen inneren Glückes zu erziehen? Unsere Volks- Singakademie erfüllt hier eine hohe Aufgabe, die es wert ist, daß Bolksfreunde und Gemeinde ihre Lösung unterstützend fördern. Herr Johannes Reichert hatte die Vorträge wieder aufs Sorgfältigste vorbereitet. Der stattliche Chor fang mit be wundernswerter Sicl)erheit und Hingebung, mit seltener Rein heit und Frische; dem Männerchor gebührt besondere Anerken nung. Auch in der Aussprache — bei dieser Zusammensetzung ein schwieriges Feld — sind erfreuliche Fortschritte gemacht worden. Die Klangwirkung im Zirkusban entsprach leider nicht voll der aufgcweiidcten Kraft, da die Resonanz des menschen- übcrfülltcn, nach oben spitz zulausendcn Nnndranins ungenügend ist. Der Ton klang kurz und kalt. Zum ersten Male in den Konzerten der Volks-Singakademie erschienen Joh. Seb. Bach nnd Johannes Brahms, jener mit drei Sätzen (Präludium, Adagio, Gavotte) aus verschiedenen Violinkonzerten, von einem gewissen i°s. Bacher ich zn einer Suite zusammengcstcllt und für L-treichorchester bearbeitet: dieser mit dem tiefsinnigen, er habenen „Schicksalslied" Hölderlins für Chor nnd Orchester. Herr Reichert, der in voller Beherrschung der Partituren um sichtig und sehr bestimmt dirigierte, mutet seinem Hörcrkreise nicht wenig zu. wenn er ihm schon Bach und Brahms dielet; doch ist ein Zuhochgreifen erziehcr-sch besser als das Gegenteil. Weit mehr kam er der Auffaffungskrast in dem Schlußteil entgegen, der die „Sommernacktstraum".Ouvertüre und Bruchstücke aus der „Loreley" von Mendelssohn enthielt fAve Maria, Winzer chor, Finale des 1. Aktes). Frau Doenges, eine hier wohl- bekannte und sehr geschätzte Künstlerin, ^ang darin die Lenore mit dramatischer Wärme und blühender stimme. Neu war ein beachtenswertes Werk von Johannes Reichert: „Traumsommer, nacht", sür sechsstimmigen Chor und Orchester (mit Violinsolo). Die feinsinnige Dichtung von Bierbaum hat hier eine wirkungs volle musikalische Einkleidung erfahren. Erfindung und Ver- arbeitung mit glänzender Instrumentation zeugen von Talent für Slimmungsmalerei und Formgewandtheit des jungen Tonsetzers. Freilich ist die Sprache noch nicht frei von Ileberladenheit, die gerade bei diesem Gegenstände voll „Traum und Frieden" störend wirkt. Wie wohltuend nahm sich daneben die einfach-klare, fein- gestimmte SomwernachtStraum-Musik Mendelssohns aus. welche den Schluhaedankcn des Bierbaumscken Gedichts <— „und das Märchen ist erwacht!") sinnig wciterspann! Das verstärkte Eilers-Orchester hielt sich auf achtenswerter Höhe. Das Pro grammheft enthielt eine musikgeschichtlichc Einführung von' Reichert und eine dankenswerte dichterische von Felix Zimmer- mnnn. Die bcigegcbenen wohlgclungencn Schwarzdruckc von Klingcrs Radierung zum „SchickscilsLied" und von Stcinles „Loreley" waren willkommene Stützen zum Verständnis der beiden größten Gaben des Konzerts. —p. Frättlein Pompadour*) von Franziska Mann. Wie ein Schatten huschte sic über die Treppen. Meist gleich hinauf bis ins oberste Stockwerk. Zuweilen verschwand sie auch in Kellerräumen. Sie war nur ein altes Fräulein. In ihrem Aus treten verbarg sich etwas, als ob sic deshalb stets um Verzeihung bäte. Oder glaubte sie vielleicht, den schüchternen Glanz ent schuldigen zu müssen, der sich aus ihren grauen Augen ins Leben verirrte? So ein dürftiges, halb vertrocknetes Jigürchcn. was hatte das zu glänzen?! Die argen Schulbuben schienen das auch zu finden. Wo sie nur konnten, spielten sie ihr einen Schabernack. „Fräulein Pompadour!" riefen sie mit Vorliebe hinter ihr her. Stets trug sie nämlich einen unverhältnismäßig großen, altmodischen, mit dicken Glasperlen verzierten Pompadour am Arm. — Sie stammte noch aus der Zeit der Zeugscbuhe. Ihre Lieblingsfarbe muß lila gewesen sein. Da sic Moden einfach nicht beachtete, und ihre „guten" Sachen unverwüstlich sich erwiesen, so siel sie wirk- sich etwas aus dem Rahmen ihrer Zeit. Nicht mal soweit konnte ie es durch viele Jahre bringen, vor einem Verlust bangen zn >ürsen. — Ein „einzelnes" Mädchen ein nicht gerade begütertes, oll sich, nach Ansicht fester im Lcbcnslattel Sitzender, glücklich chätze». wenn es ihm gelungen ist, sich irgendwo auf der weiten Erde einzuschieben. Meist drückt es sich nur durchs Leben. — Ottilie Schneider hatte ihr Auskommen. Aber daS Leben war so schrecklich langweilig. Sollte sie es nur, um Staub zu wischen, durchlaufen? Im Berus hatte sie Pech. Dem einen stellte sie zu wenig vor — dem anderen war sie zu altmodisch. — ') Aus der trefflich redigierten Halbmonatsschrift „Frauen-Rund- schau" (Verlag von Hermann Seemann Nächst.. Leipzig-R.. Göfchenftr. 1).