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Dresdner Nachrichten : 11.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189907111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990711
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-11
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 11.07.1899
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Plelraum beneide», den ihnen die Opposition. Da er ein hochbegabter Redner ist, so hörr man ihn manchmal halb ernst, halb scherzhaft die Redner der Opposition um den weiten oralorischen Splelrau weniger große Verantwort»,, lohe seine Erklärungen Bülow nie anders als. _ den sachlichen Ernst des jeweiligen Vorkvimunlsses. wodurch sie echt deutsch erscheine», aber auch die belletristische Leichtigkeit, wie sie Romanen eigen. Er hat nicht umsonst lange in Parks gelebt, wo er ei» ebenio fleißiger Besucher des Palais Bourbon wie der ichöngeistigen Salons war. Kein Wunder, daß sein ganzes Auf treten etwas AnsgleichendeS und Versöhnendes hat. Zu der Frage, wer die Korrektur der Vallestrem'schen Worte im stenographische» Reichstansbericht bewirkt oder veranlaßt habe, waren in einer Zulchrift an die „Franks. Ztg." Betrachtungen nn- aestellt, die der Vermuthung Raum gaben, ob nicht ein gewisser Zusammenhang zwischen der Fälschung und der parlamentarischen Berichterstattung für de» Kaiser bestehe. Im Anschluß Hiera» wird in der „Bresl. Mvrg.-Ztg." die Art der pnrla in e n tart s ch c n Berichterstattung für den Kaiser geschildert, lieber die Sitzungen des Reichstags wird dein Kaiser regelmäßig und un mittelbar nach Beendigung jeder Sitzung Bericht erstattet. Ter Bericht ist knapp gehalten und wird dem Kaiser, wo dieser auch sich aufhült, telegraphisch übermittelt. Mit der Abfassung des Berichtes ist ein Beamter des Litterartschen Bureaus betraut, das nicht vom Reichsamte des Innern, sondern vom preußischen Ministerium des Innern ressvrtirt. In der letzten Zeit war mit dieser Aufgabe Herr Hvniann betraut, derselbe, der vor einige» Tagen bei einer Ruderpartie i» der Havel ertrunken ist. In den Parlaments-Telegrammen an den Karier wird an erster Stelle er wähnt. waS das Parlament gethan, worüber eS verhandelt und waS es beschlossen hat. Ferner wird darin auch bedeutsamer Zwischenfälle gedacht. Als bedeutsame Zwischenfälle kennzeichnen sich vor allem Debatten, die mit dem Kaiser selbst sich beschäftigen. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist auch die Auseinandersetzung er wähnt worden, die zwischen den, Abg. Rvesicke, dem Grasen Ballestrcm und dem Minister Breseld sich abgespielt hat. Was der betreffende Beamte dem Kaiser über die jeweilige Parlaments sitzung zn tclegraphircn für angemessen erachtet, unterliegt — wenigstens war es bisher so — der sofortigen Nachprüfung durch eine Höhere Stelle nicht, der Beamte hat den Inhalt des Tele gramms zwei Mal nlcdcrznschreiben. Die eine AuSsertiguna über- gicbt der Berichterstatter nach Beendigung der Sstning ohne Ver zug dem Tclegraphenbeamten, der eigens zur Stelle und lediglich damit beauftragt ist, den Parlamentsbericht an den Kaiser zu tcle- graphnen. Diesem Telegraphcnbeaintcn wird bei jeder solchen Gelegenheit im Voraus mitgctheilt, wo der Kaiser sich befindet bezw. wohin das Parlamentstelegramm an de» Kaiser gehen soll. Die zweite Niederschrift des Telegramms schickt der mit der Parlaments-Berichterstattung für den Kaiser betraute Beamte und »vor ebenfalls sofort nach Beendigung der Sitzung mittelst Rohr post an den preußischen Minister des Innern persönlich. Ta das Abtclegrapbiren des Berichts an den Kaiser unmittelbar darauf erfolgt, nachdem der Bericht in die Hände des Tclegraphenbeamten gelangt ist, und da der Bericht dem Tclegraphenbeamten ohne Verzug eingehändigt wird, kann der Minister des Innern unmög lich zu einer Zeit im Besitze der Abnhrist deS Telegramms sein, ,m der das Telegramm selbst »och nicht befördert ist. Meint der Minister, daß der mit der Parlaments-Berichterstattung für den Kaiser betraute Beamte seine Ausgabe nicht hinreichend oder nicht angemessen gelöst habe, so kann er dies dem Beamten nur nach träglich wissen lassen. Das Depcschen-Bureau „Herold" verbreitet folgende Phantasie- volle Meldung ans Paris: Verschiedene Blätter versichern, der deutsche Kaiser habe die Absicht, demnächst mit seiner st) acht „Hohcnzollern" die Bai von St. Maco zu besuchen, und außer dem beabsichtige der Kaiser eine Villa in Tinnrd an der Nvid- küste von Frankreich errichten zu lassen; der hierzu nöthigc Grund besitz soll bereits käuflich erworben sein. Die Exkaiserin Eugenie hat eine zehntägige Fahrt an die Küste Norwegens angetreten und cs ist »ach der Meinung des „Daily Chronicle" nicht ausgeschlossen, daß sic mit Kaiser Wilhelm zusammentrisst. Das Blatt erinnert bei der Gelegenheit an eine Zusammenkunft mit der Exkaiserin, die bereits vor vier Jahren Ilattfand. Kaiser Wilhelm fuhr damals, als er in Evwes weilte, in der Uniform seines englischen Regiments nach F-arnborvugh hinüber und blieb zum Thee bei der Exkaiserin von Frankreich. In dem Bassermann'schen Flügel der nationalliberalen Presse scheint nun doch die Einsicht einznkehren, daß die Vorlage betreffend den Schutz der 'Arbeitswillige» eine andere Behandlung verdient, als ihr seitens der nationallibcralen Reichstagsfraktion zu Tbcil geworden ist. Tie „Nat.-Lib. Korr.", die sich bischer in der Verherrlichung des Herrn Bassermann und seines Stand punktes nicht genug thiln konnte, weist heute darauf hin, daß sie selbst ursprünglich anderer Ansicht gewesen sei und schreibt: „Ter Vorlage zum Schutze des gewerblichen ArbeitSverhältuisses gegen über haben wir von vornherein den Standpunkt vertreten, daß die Bestimmungen der Gewerbeordnung nicht ansreichen, um jeden Arbeiter, der arbeiten will, vor unzulässigem Zwang seitens der bon der Sozialdemokratie geleiteten Arbeiterorganisationen zn schützen. Was die parlamentarische Behandlung des Gesetzentwurfs anlangt, haben wir weiter die Ansicht vertreten, daß die Vorlage an eine Kommission hätte verwiesen werden sollen, nm für die zu treffenden Grundlagen der beiden ersten Paragraphen und ihre Erweiterung im Sinne der englischen Slreikpvslenbestimmnngcn eine angemessene Form zn finden." Der städtische Lehrer und Arincnvorstehcr Kose in Berlin hat, wie in den, erwähnten Prozeß gegen die des Mordversuchs an- qeklagte Frau Entrich sestgestellt worden ist, der unglücklichen Frau, als sie sich mit der Bitte um Unterstützung au ihn wandte, gcrathcn, sich doch einen „reichen Bräutigam" auzuschnsfen. Diese und andere in dem Prozeß hervvrgctretene Thatsachen gebe» der ..Deutschen Tagesztg." Anlaß zu folgenden kritischen Bemerkungen über die städtische Armc»p siege in Berlin: Der Anncii- vorsichcr, städtische Lehrer Kose hat in dem Prozeß gegen die imglückliche Frau Entrich an seiner Person dargethan, daß die viel fachen Vorwürse gegen die Armenpflege in Berlin durchaus be gründet sind. 'Aus den Verhandlungen ging hervor, daß der Armeu- vorsteher die Hilfesuchenden nicht nur grob behandelt hat, sondern daß er auch gegen seine Vorschrift selbstständig und nach eigenem Gutdünken das Armcngcld gegeben oder entzogen hat. Derartige Eigenmächtigkeiten müßten, wenn die Armenpflege richtig gchandhavt würde, ausgeschlossen sein und deshalb ist der städtischen Armen- verwaitiing der schwere Vorwnrs der mangclliasten llebcrwachnng der unteren Organe nicht zu ersparen. Die Stadt Berlin hat die unabweisbare Pflicht, darauf zn sehen, daß die am meiste» in Er scheinung tretende» Armenvorsteher durchaus einwandfreie Personen sind und daß nicht Menschen von der laxen Moral des Herrn Kose sittliches und leibliches Unheil nnrichlcn. Dieser Pflicht kommt sie. wie auch ans anderen mehrfach berührten Vorgängen ersichtlich ist, nicht hinreichend nach und darin muß unter allen Umständen Wandel geschaffen werden. Daß der Lehrer Kose sofort seines Amtes als 'Armenborsteher entsetzt wird, darf man wohl annchmcn, damit ist aber nicht genug gethan. Eine gründ liche Prüfung und Abstellung aller Beschwerden muß nnverzüglich folgen. Daraus wird sich ergeben, daß Manches in der viel gepriesenen Selbstverwaltung der ReichShanvtstadt nicht so glänzend ist wie es in unberechtigtem Pharisäerthuni nach außen bin ver kündet wird. Nicht darauf kommt es an, daß man in Prozessen, ivie um den Märzfricdhof, die Selbstverwaltung schützt — aus sich selber heraus muß sic fleckenlos dastehcn, wenn sic irgend weiche Anerkennung beanspruchen will. Damit hapert es allerdina-S, und deshalb sucht man durch rein politische Demonstrationen über die inneren Mängel hinwegzutänschen. Ob das icmals anders werden wird ? Unter den jetzigen Zuständen im rothen Hause schwerlich. — Noch ein Anderes. Der Lehrer Kose hat durch sein Verhalten, insbesondere durch seinen frivolen Rath an die Frau Entrich und durch seine anfängliche Gedächtnißschwäche vor den« Richter die jenigen sittlichen Eigenschaften vermissen lassen, die von einem Erzieher der Jugend auch außer der Schule unbedingt gefordert werden müssen. Deshalb ist ein Einschreiten der Schulanssichts- behörde unumgänglich. Der Mann kann unmöglich länger Lehrer sein." Inzwischen ist gemeldet worden, daß die städtischen Be hörden die Untersuchung gegen Kose bereits eingclcitct haben. Der sozialdemokratische Partcivorstand veröffentlicht im Ecntralorgan der Partei die übliche Ehrentafel, aus der die Partei-Märtyrer verzeichnet werden, die im Jntcreffe der Umsturz- bewegung mit der .Klassenjustiz der Bourgeoisie" zusnmincngcstoßen und zu schaden gekommen sind. 'Ans dieser Anszählnng ergicbt sich, daß man durch die verschiedenartigste» Beleidigungen in der Loge ist, sich die Anerkennung der Parteileitung als G Militärbehörden, Oberstaatsanwälte, Redakteure der bürgerlichen Presse, Kohlenhändler. Oberpräsidenten. Mühlenbesitzer. Bcrgwrrks- direktore», Fabrikanten. Militärpersonen, Pfarrer, namentlich aber Streikbrecher und erhalte dafür 4 Monate Gefängniß oder mehr — und man wird von Herrn Bebel und Genossen m Ehren gehalten werden. Größere Ehre gebührt natürlich Denen, die unter Nöthig- ung und Hausfriedensbruch ihre Mitarbeiter terrorlsiren und wegen ihrer Ausschreitungen 6 oder mehr Monate Gesängniß erhalten haben: denn sie haben damit nicht nur nachaewieien, daß in der Sozialdemokratie die persönliche Freiheit hochgchaltcn wird, son dern auch, daß sie untereinander und mit ihren Mitarbeitern leben — wie ihr Apostel Bebel so schön sagt — „genau wie die ersten Christen". Im Walde bei Gommern fand die feierliche Grundsteinlegung der Gebäude für die Frauen- und Mädchen-Heilstätte statt. Der Feier wohnten der Obcrpräsident Dr. v. Bötticher, die Spitze» der staatliche» und städtische» Behörden, sowie die Vertreter des vaterländischen Jrauenvcreins und des HeilstättcnvcreinS für die Provinz Sachsen bei. Den Deutschen Hciistättcnverein vertrat der Oberstabsarzt Dr. Pnnnwitz-Bcrlin. Ter Grvßherzog von Sachsen-Weimar versagte seine Geneh migung z»m Ban der Wartbnrgbah n. Oesterreich. Ter „Bund der deutschen Landwirthe in der Ost mark" hielt in Egcr eine Versammlung ab. woran Schönerer theil- nahm. Der'Abgcordn. Jro erklärte, wenn im Herbst der österreichische Rcichsrath einbernsen werde, so sei das nur Hohn, und dann müsse das Beispiel, das in Belgien gegeben sei, befolgt werde». Redakteur Heger wies ans das alte rcichsitüdtische Wappen Egers mit dem deutschen Reichsadler hin, dessen untere Hälfte zum bürg« Gesandten Gruitsch, gefunden worden. Die meisten Staats oberhäupter beglückwünschten den König Alexander. ' Amerika. In Newport fand die Enthüllung deS Heine- Denkmals statt. ES herrschte eine kolossale Hitze Etwa 25.000 Menschen wohnten der Enthüllung bet. , Kunst und Wissenschaft. s Im Residenztheater schickt seit einigen Tagen Hei der tollen „Mamielle Tourbillon" eine Heger sagte: dl „ Genosse zu erwerben. Man beleidige Brauereidirektoren. Gendarmen, Ober- schlesische Bcrgwerksverwaftiingen. Landräthc, Polizei-Inspektoren. Zeichen der Verpfändung an Böhmen vergittert ist. Dieser Adler muß befreit werden, wir Deutschen s eintöpsigen, nicht dem zweiköpfigen Adler. Bei diesen Worten löste der Rcgicrungövertrcter die Versammlung ans. Es wurde kürzlich gemeldet, das; ei» reichsdeutichcrevangelischer Pfarrer, der sich in Niederhof bei Hvhenelbe in Böhmen aus Soininerfriiche befindet, und der zufällig dort einige Deutsch- nationale kennen lernte, von der österreichischen Behörde vor- gcladcn wurde und den „freundschaftlichen Rath" erhielt, sofort das österreichische Reichsgebiet zu verlassen, weil man den Ver dacht hegte, er stehe mit der „Los von Rvm"-Bewcgnng als Agi tator im Zusammenhang; wenn er nicht freiwillig ginge, werde man ihn ausweisen. Der Herr, Pfarrer Dr. W- Hardung aus Hamm in Westfalen, theilt der „Tägl. Rundschau" mit, daß er sich die ihm znaeinuthete Behandlung keineswegs habe gefallen lassen, sich vielmehr telegraphisch um Schutz a» das Auswärtige Amt in Berlin und an die Kaiserlich deutsche Gesandtschaft in Wien ge wandt habe. Frankreich. Pariser Blätter tischen folgende wenig glaub hafte Geschichte aus: 'Nach dem Verscheiden des ehemaligen italienischen Botschafters Rcßmaiiu seien drei Herren tu die Wohnung des Verstorbenen gedrungen und hätten Alles nach ver steckten Papieren dnrchwnhlt. Sie solle» sogar das Bett, in welchem die Leiche ruhte, durchsucht, sowie Geld und Briese fort genommen haben, einer der Drei soll dem Diener Reßmann'S gesagt haben, er sei ein Attache der italienischen Botschaft. Tie Angelegenheit soll mit der Dreyfus-'Assaire in Verbindung stehen; es wird behauptet, kurz vor dem Tode Reßmann's habe Matthien DrepfuS mehrmals nach dem Bcffnden des Krauten gefragt. Der „Temps". das „Journal des Dvbats" und die „LibertL" hülle» sich in Betreff des Ka i s erb cs n chs an Bord der „Iphigenie" fortgesetzt in absolutes Schweigen. Die offiziellen Kreise sind ebenso zurückhaltend und lehnen es ab, auch nur mit einem Wort dieses Thema zu berühren. Ata» gewinnt fast den Eindruck, daß der 'Vorfall in Paris Verlegenheit erzeugt hat. Das „Sieele" veröffentlicht folgende 'Note: Im letzten Ministcrrath erörterte man die für den 14. Juli zu erscheinenden B eg n a d i g »rr ge u und auch den Fall des Barons Ehristiani, welcher das Attentat gegen Lonbet verübt hat. Lvubet wollte ans Großnnlthigkeit die Begnadigung Christians» eintreten lassen; die Minister aber waren der Ansicht, daß diese Angelegenheit nicht b!vS eine persönliche sei, und wie berechtigt die Gefühle des Präsi denten auch win mögen, sei eS nicht angebracht, den Baron setzt schon zu begnadigen, weil die Gegner der Republik in einer solchen Begnadigung ein Zeichen der Schwäche sehen würden. Für den 14. Juli ist also die Begnadigung des Barons ausgeschlossen. Ter Prozeß Drcyfn» vor dem Kriegsgerichte zu Rennes wird kaum vor dem It>. 'August seinen Anfang nehmen können, da der Regiernngskominissar Earriörc. der Vorsitzende des Kriegs gerichts Jvnailst und die Vcrthcidiger DrepfuS' eine lange Zeit nothwcndig haben, um das kolossale Altenmatcrial zu bewältigen. Bezüglich deS Lokales, in dem die Verhandlungen slattfinden sollen, ist nnnmchr beschlossen worden, daß. da alle bisher in Aussicht genommenen militärischen Gebäude sich als zu klein und unzureichend erwiesen haben, die Säle des staatlichen Gpmnnsiunis für dies en Zweck hergcrichtet werden solle». Tie Verhandlungen werden wegen der Hitze von 8—ll Uhr morgen» und von 2—6'4 Uhr Nachmittags stattsinden. Wie ans NcnneS gemeldet wird, hat DrepfuS um An fertigung einer HanptinannS-Uniform der Artillerie gebeten, nm in ihr vor dem Kriegsgericht zn erscheinen. Diesem Ansuchen wird entsprochen werden. Die drcpfnsfeindliche „Leberts" glaubt zu wissen, daß die Ersetzung Zur linden's, des bisherigen Militärgonvcrneurs von Pari», iiffolgc einer Forderung de» sozialdemokratischen HandelSli'.inisterS Millerand erfolgt sei. Dieser soll seinen Kollegen Äalderk-Rviisseau und Galliset erklärt haben, daß das Kabinet zu dieser Maßregelung greisen müsse, wenn eS noch länger die Unter stützung der radikalen und sozialistischen Presse haben wolle. Ein Degeiiducll fand zwischen dem 'Abgeordneten Easteli und einem Redakteur des „Raoicale", Darriaz. statt. Letzterer erhielt in den rechten Oberarm einen Degenstich, der eine 5 —(> Centimcter tiese Wunde verursachte. Nach einer Dcveiche des „Petit Journal" aus 'Nizza wurden drei französische Soldaten in der Nähe von St. Martin-Veiubie von Italienern fest genommen. Sic gehören einer Batterie des 0. Artillerie-Regiments an. welche an» NimeS in Nizza cin- getrosfen ist. Die Soldaten, welche die Gegend nicht kannten, hatten unbewußt die Grenze überschritten. Ta» Znchtpolizci-Gericht in Paris vcrurtheiite den Spion Decrivn. welcher beschuldigt war, daß er einer fremden Macht auf die Ncubcwusinung der Artillerie bezügliche Aktenstücke ausliefcrn wollte, zn Jahren Gefängniß. Italic». Der Papst empfing gestern die Bischöfe des lateinischen 'Amerika in gemeinsamer Audienz und beglückwünschte sie zn der erfolgreichen Beendigung ihres Konzil». England. Tie „Times" sagen in einem 'Artikel über die Transvaal- Angelegenheit, die neuen Vorschläge des Präsi denten Krüger bedeuteten anscheinend einen Fortschritt, doch ließen sich ihre genaue Beschaffenheit und Tragweite noch nicht völlig übersehen. Es würde iinttiig sein, sie in Bausch und Vogen zn verwerfen, bevor man vollständige Mittheilniigcn darüber erhalten hätte; doch würbe jede Lösung unannehmbar sein, die nicht in klarer und definitiver Weise die Verleihung des Bürgerrechts an die Ausländer einschließen würde, wodurch allein die Gefahr eines Wicderansbruchcs der Krise besciligt werden könnte Unter sozialistischer Leitung sa»d in London eine starkbesiichtc Prv testkundgebnng gegen den Krieg mit Transvaal statt. Dänemark. K önig Christian ist gestern von Kopenhagen nach Wiesbaden abgercist. Serbien. Milan steuert nunmehr darauf los. den gegen ihn verübten Mordanfall dazu zu benutzen, um den gefährlichsten Radikalen den Prozeß zu machen und sich ihrer auf diese Weise zu entledigen. Es ist dies nach Ansicht aller ernsten Leute ein ge fährliches Unternehmen, daS eher sür die Thnastie als kür die Radikalen, zn denen acht Zehntel der gesammten Bevölkerung Serbiens gehören, vcihäiignißvoll werden kan». Auch der Führer der radikalen Partei, Pasitsch. der mehrmals Ministerpräsident ge wesen ist, wurde, wie bereits gemeldet, unter starker Bedeckung nach Belgrad gebracht. Der verhaftete Erzpriester Ilitsch gehörte zu den vertrautesten Freunden des verstorbenen Führers der Fort schrittler. Garaichanin. Verhaftet wurde auch die Frau des Haupt manns Saritich, die mit dem Attentäter Besprechungen gehalst haben soll. Wiewohl die Verhaftungen ungeheure Aufregung und Erbitterung Hervorrufen, herrscht dennoch Ruhe. Die gemeldeten Snnipathickiindgcbunge» der Bevölkerung werden, wie in Belgrad Richard Alexander der tollen „Mamielle Tourbillon" einen neuen „stimmenden Akkord" voraus in Gestalt einer Soloscenc „Im Fra ck". die ein Herr W. Emden aus dem Französischen für die deutschen Bübnenbedürfnisse zurechtgestutzt Haft Der Scherz, früher im Original eine Parade-Nummer des amüsanten Coaueli» leastet!, muthct in der etwas schwerfälligen Farbengebung seiner Witzchen und Kalauer nicht mehr so ganz modern an; er würde auch gewiß selbst harmlosen Liebhabertheater-Besuchern kaum ein schwaches Lächeln ablocken, wenn nicht Alexander die ganze liebens würdige Kunst seiner drolligen und diskreten Komik für die Wirk ung der Nummer einsetzte. Dabei weiß sich der Darsteller in all dem Unsinn so natürlich zu geben, daß Einem das ziemlich Outrirte und Verbrauchte der ganzen Geschichte gar nicht zum Bewußtsein kommt, und mon schließlich von Herzen gern über den glücklichen Unglückspcter von Freiersmann mitlacht. — Die Aufführung der „Maniielle Tourbillon" findet noch immer leid lichen Zuspruch; doch ist ein häufiger Wechsel der Stücke, nnmeiitlich im Sommer, sowohl im Interesse deS Publikums wie der Direktion recht sehr zu wünschen. kV. 's Eine über IVO 'Nummern zählende Vautier-Aus st ell- ung, die nach Umfang und 'Art ihrer künstlerischen Darbietungen gleich interessant ist, darf als die pieoo stv renwtcinco von Ernst ArnvId'S Kmislsalon für den Juli gelten, die erfreulicher Weise auch ans das große Publikum eine nicht unbeträchtliche Anzieh ungskraft ansübt. Und das nüt Recht. Denn Benjamin Vautici. der liebenswürdige Düsseldorfer, der zu den großen Todten de» Jahres 1808 gehört, kann unbestritten zn den wenigen Meistern gerechnet werden, die sich schon bei Lebzeiten in der Geschichte der Malerei einen bevorzugten Platz errnnacn haben, der dem Künstle! hoffentlich auch von der Werthschätzung späterer Generationen zuge- i sprachen wird. Nur die kindische Großmannssucht der Hypermodernen. - die die Geburt aller wahren und echten Kunst erst von ihrem Am- treten an datiren, kann die 'Arbeiten eines Vautier, die sich samnit und sonders als die Früchte einer ebenso starken und originellen Begabung, wie eines intensiven und unermüdlichen Fleißes präsentsten. als „veraltet" oder „überholt" bezeichnen Selbstverständlich sind auch bei Vautier nicht alle Werke gleich zu werthen, und neben vorzüglichen Bildern, die unter den Zierden unserer großen Galerien vertreten sind, hat er auch weniger glück sich gelungene gemalt: aber die handwerksmäßige, die runde und glatte Mittelmäßigkeit hat er nie gekannt, ebenso wie er immer ein ehrlicher und gewissenhafter Künstler war. Das beweisen >iu> das Deutlichste die vier im letzten Enbinct dieser 'Ausstellung ve> einigte» Gemälde: „Das Torsgeheiimiiß", „Unterricht". „Liebes brief" und „Interessante Lektüre", von denen das erste wohl als das wcrlhvollsle und am meisten zu gelten hat: es darf getrost in die Reihe der Meisterstücke Vautier» ausgenommen werden. 'Namentlich die -Meisterschaft des Künstler» in der Darstellung von Seelenzustündcii. die sich in der Summe eine» pspchvlogiich feln durchdachten Details ! dokumentin, zeigt gerade dieses Bild in hohem Maße, und das i Milieu, das selbstverständlich in das Schwarzwnlder Bauernleben I führt, ist mit der ganzen Feinheit seiner Beobachtungsgabe und ! zeichnerischen Solidität wiedergegeben, wie sie unter seinen Zeit- § und Geistesqenossen »in wenige, wie z. B. Ludwig Knaus, besitzen, ^der ersichtkich einen bedeutenden Einfluß aus die Art seines ! Schaffens gehabt hat. Reben diesen anSgesührten Gemälden des Meisters weist die Ausstellung noch an die IM Farbenskizzen, Entwürfe und Hnndzeichmingen ans. die auf allerhand reizvolle Einzelheiten zu sludireii ein wahres Bergungen ist. Bon den Jarbenskizzen ist n. A. die zu dem großen Gemälde „Tanzpause" zu nenne», daS bekanntlich unsere Königs. Gemäldegalerie besitzt; gleich darunter hängt der ebenfalls in Farben ausgesührte Ent wurf zu dem „Zweckessen", einem der besten und populärsten Bilder Vautier». Die zahlreichen Stistzeichnungen, die wohl in der Hauptsache Jttnstrationsentwürse sind — der Künstler hat besonders viel in den Jahren 1865 bis I87V auf diesem Gebiete gearbeitet, wie da» seine Bilder zn Goethe'S „Hermann und Dorothea". Sudcrmann » „Oberhos". Auerbach» „Barfüßle" beweisen —, ver- rathcn durchaus Treffsicherheit und ein souveränes Beherrschen des Ausdrucksvermögens. aus dem überall der „echte Vautier" guckt. — Neben diesen Vautier» enthält die Juli-Ausstellung n. A. noch einige Arbeiten von Adolf v. Menzel, die jeden kritischen Kommentar überflüssig machen: e» sind vier Pastelle: „Hvlzsäger", »Markt in Cassel", „Verwundeter Soldat" und „Betende Frauen", sanimt und sonder» Stücke aus den vierziger und snnsziaer Jahren, die sowohl durch die Delikatesse der Arbeit, als durch die enormen Preve stcinnende Bewunderung erregen. — Eine größere Anzahl von Bildern hat sodann der bekannte Münchner Stilllebenmaler L. Ad. Kunz gesandt. Sie erweitern dasUrtheil über den Künstler, seine technische Bravour, die sichere Beobacht ungsgabe und den irischen, nur manchmal beinahe etwas aufdring lichen Farbcnvortrag zwar in testier Weise, zeigen ihn aber aus der alten Hohe seines Könnens. Bon den Blnmenstücken verdienen die im üppigsten Farbenprnngen blühenden Pfingstrosen und eine Aloö im satten Roth ihrer Blumen besondere Erwähnung, wäh rend von den Stillleben ein in harmonisch feinem Farbenton ge haltene» Stück nnt Früchten, venetianiichen Gläsern re. ani glück lichsten ausgesallen erscheint. — Bon kunstgewerblichen Einzelsiücken dürfen wieder die Broschen und Schmucksachcn von Eharpentiei, Rotp :c. nicht unerwähnt bleiben, sowie namentlich ein neuer, prächtiger Broneelenchter des Parisers Dubais, dessen originelle» Talent'sich in iimner neuen, stets glücklichen Emanationen gesälli — WaS e» sonst noch in E. 'Arnold'S Knnstsalvn zn sehen gicdt. davon soll das nächste Mat die Rede sein. —o— 4 Ter Sonnabend-Sitzung der Parifer „F. onäemio äea ilnwrisstions" wohnte Theodor M o m m s e n bei. Der Gelehrte, der seit 1895 auswärtige» Mitglied dieses berühmten Institute» ist. erbat sich zu Beginn der Sitzung das Wort und dankte zunächst der 'Akademie, daß sic ihm den Titel eines korreipondirenden '.Nit glicdcS verliehen habe. Svdann las er eine Arbeit vor, worin er die Herstellung eines eorpim oummornm. eines Gcneralvcrzeich- nisses antiker Münzen, befürwortete. Er wünschte, die Pariser Akademie möge das Werk gemeinsam niit der Berliner Akademie nnternclimen. Ter Präsident entgegnest', der Vorschlag lalle der Kommission für litterarische 'Arbeiten überwiesen werden. 4 Sarah Bernhardt scheint trotz de» zweifelhaften Er folge». den ihre Haniletdarstcllnng bei der englischen Presse ge sunden hat, die Verkörperung männlicher Rollen mit besonderem Interesse weiter zn verfolgen. Sv ist für ihren nächsten Besuch in London gemeinsam mit der englischen Schansvielcrin Mrs Patcick Campbell eine Aussühning von Mactcrlink's svmbvliichcm Drama „Peltcas und Melisandc" vereinbart, in welcher die Pariser Künstlerin den Pellen» und ihre britische Kollegin die Metisandc darstellcn wird. Dia 'Aufführung soll im Original, d. h. in fran zösischer Sprache, erfolgen. Sympathiekundgebungen der Bevölkern üblich ist, von den Behörden inscenirt. Der Attentäter Knezevw gestc ein und sagt aus. er sei von ange worden. Die anderen Angeklagten leugnen beharrlich: es sind aber belastende Schriftstücke, namentlich hinsichtlich des St. PeterS- Knezevw gesteht vollkommen seine Schuld en Svort - Nachrichten. (Milgerhcilt von Dresdner -svort-Wctt-HermittclunZ'Zburüau OSkar Richter. Dresden. Martin Lutherstraße 2.^ Das vorgestrige R e n n e n in Harzburg ergab folgende Nciultai. 1. Nennen: !. „Saturn", 2. „Muniias", 3. Sonnlagsbub". <Tol. 28. 82. 104, 1214 H- Rennen: 1. ,,'Mdias", 2. Red Croß", ».„Rinaldo". (Tot 118, bk, 80. 28 1 III. Rennen: I. „Diamant". 2. „Not a Same', 3. „Federfuchser II". (Tot. 10, 32. 32.18.» IV. Rennen: l. „Najade III 2. „Wooorose", 3. .Lalkenburg". (Tot. Ni. 87, Kl. 1004 V. Rennen 1. „Hopesur". 2. „Benares". 3. „Dog Tab»". (Tot. 156, 90. 82. 704 VI. Rennen: 1 „Pcacesul", S. „Agnes Savcl". „Albert Edward". <Tot. 30. 32. 3S4 Im vorgestrigen Rennen zu BreSlau blieben Sieger im I. Rennen: I. „Fackettanz". 2. „ Oll» Ära«", 3. „Wundcrknabe". (Toi. 17. 28, 83.) II. Rennen . I. „Nommandant", 2. „Traute", 3. „Ztocturnc (Tot. 23.» III. Rennen: 1. „L", 2. „Gastsreund", 3. Kokosch". (Tot. 78. 18, 314 IV. Rennen: 1. „Hofmeister", 2. „Merry Mac". 3. „Eerloia (Toi. 28, 30, Kl.) V. Rennen: I. „Chaudiüre", 2. ..Guadiana". .3. „Ba eillus". (Tot. 28, 36, 63.) VI. Nennen: 1. „Fansaron", 2. „Möns", 3. „Marc". (Tot. 164 VII. Rennen: 1. „Clevcland", 2. „Janitschar . 8. „Quästor". (Tot. 2S. 32. 374 Bei den gestrigen Rennen zu BreSlau wurden folgende Resultate erzielt: I Rennen: I. All Heil, 2. Standarte. 3. Brieg. (Toi. KI : w. Vlatz: 31. 26: 20). II. Rennen: I. Medca. 2. Rival,' 3. Magister. (Tot. 28 : 10. Platz: 31. 26 . 204 IN. Rennen: 1. Kvtoick, 2. Angloman. 3. Fridolin. (Toi. scblt.) IV Rennen: 1 Nibn, 2. Greis. (Tot 18 : 104 V. Rennen: l Filou, 2. Mumm. 3. Goldkäser. (Tot. scdlt.i VI. Rennen: I. Gloria, 2. Hohe Eule. (Toi. 12 : K>.) VII. Rennen: l. Palvar. 2. Wolkendnicb. 3. Schwarzwald. (Tot. IS : 10. Pl«» . 37. 31 : SO.» . '>7,t Dresdner Nachrichten. Nr. ISO. Seite 3. »» Sonntag. 11. Juli 18SS
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