Volltext Seite (XML)
Seite 324. Belletristische Beilage ,u den „Dresdner Nachrichten". Merkspruch: Der Staub, wie hoch ihn auch der Mud erhebt, Bleibt doch gemein; Der Edelstein, den man im Staub begräbt, Bleibt Edelstein. Fr. Bodenstedt. Das liebe Ich. Die Mehrzahl der Menschen kann schwer das Sach liche von dem Persönlichen unterscheiden, und namentlich findet man diese an Schwäche grenzende Eigenschaft bei den Frauen. Ja, eS aiebt sogar solche, denen eine obiektive Anschauung etwas unverständliches ist, während ihre ganze Grobe in einer subjektiven Beobachtungsgabe besteht. Dah hierdurch oaS liebe Ich oft. sehr oft in eine unangenehme Lage kommt, ist nur natür lich und im weiteren Verlaufe dieser Engherzigkeit von Auffassungen stellen sich Verbrich und Aeraer ein, an denen nur dre Betreffende selbst schuld ist. Dre Reizbarkeit und Empfindlichkeit verbittert einem solchen Menschen nur Lnnöthig das Leben und erfüllt ihn mit einem gewissen Unbehagen, oft sogar mit Mißtrauen, von denen der Andere weder eine Kenntlich, noch eine Schuld > Im Gegentheil würde es ihm sicher leid thun. wenn er wissen könnte, seine harmlosen Worte durch falsche, objektive Auffassung in einem ganz eren Lichter erschienen, Aergernch erregt hätten. Diese Art von persönlicher aschauung verräth nur zu leicht einen kleinlichen, unreifen Menschen, dem kein liebes Ich das Erste und das Letzte in dem A-B-C-Buch des Lebens bSeutet. Wer diese übertriebene, an's Lächerliche streifende Empfindlichkeit sicht beherrschen lernt, wird am Schwersten selbst darunter zu leiden haben. Welcher Mensch kann sich ihm in hingebender Freundschaft und Zuneigung »idmen. wenn jedes seiner Worte einer persönlichen und dämm geschärften jkontrole unterzogen wird? Bald wird er allein und verlassen stehen und gewinnt dadurch Zeit, darüber uachzudenken. was ihm die Verherrlichung «dies lieben Jch's eingetragen. Die erste Tugend, die jeder Mensch üben tollte, müßte die der vollständigen Beherrschung seines Jch's sein, ohne welche Kr ihn eure friedenverleihende, tiefinnerliche Behaglichkeit niemals erstehen mnn. Stellt man sich nur immer vor die Seele, daß man von anderen Menschen ob einer ganz falschen Empfindlichkeit als kleinlich, geistig unreif angesehen wird, so werden uns der Stolz und das Ehrgefühl Kraft geben, diese Schwäche zu bemeistern. Unser Ich muß das Allerletzt sein, an das Wir denken dürfen, wollen wir gerechten Anspruch auf das Prädikat „Mensch" du höheren Sinn erheben. Dre Selbstlosigkeit, in höchster Potenz geüs weiht uns erst zu dem, was wir Alle sein sollten, nämlich zu dem Ebenbi! Gottes. Aber der Himmel ist nicht Höher von der Erde, als ein nur an sich denkender Mensch von dem Selbstlosen. Freilich, ohne Kanws ist kein Sieg, und der schwerste ist der mit uns selbst, zugleich aber auch der herrlichste. Die Erde würde zum Eden, blühte die Selbstlosigkeit mehr auf und verdorrte die Selbstsucht. Hedwig Matthe,. bedauernswertber Mann, dem beten und bitten fremde Begriffe sind! Ist das Gebet nicht etwas Herrliches, Großes? Hat doch Christus, unser Heiland, selbst es uns gelehrt, hat er doch befohlen: Wachet und betet, damir ihr nicht in Versuchung fallet! Wenn Menschentrost versagt, wenn der Mntl> dahinfliegt, wie die Spreu im Winde, wenn das Herz schrcr verzweifeln will vor Leid und Weh, was ist es, das uns Kraft. Hoffnung und Zuversicht giebt, was Anderes als das Gebet, die stille Zwiesprache mit dem Herrn? Aber icht nur zu schlimmer Zeit, auch in guten Tagen sollen wir das Gebet nicht ersäumen; es ist unsere Waffe, die wir deni herannahenden Unglück muthig Das Gebet. Eine schöne Sitte, die man leider nur noch in wenigen FamilienLNtrifft, ist das Gebet vor und nach Tisch. Halten wir es doch, >er uns eine Kleinigkeit hr müssen wir dem Heim . . . . ... ohne dessen Gnade wir auch nicht das kleinste Krümchen finden würden, nickt einmal die Brosamen, die unsere Hand den Vögeln streut, über welche so mancher Fuß achtlos dahinschreitet. Meine Mutter, eine herzensgute, gvttesfürchtige Frau, hielt streng an dieser Sitte fest, da half nicht unter sehmüchtiges Schielen nach der Tisch-Mitte, wenn gerade Speckknödel — die Leibspeise der ganzen Familie — unwiderstehlich anzogen oder wenn draußen in der Küche die gebratenen Kottelettz in allen Tonarten lockten — das Tischgebet blieb nie aus. Auch mir wurde es zur lieben Gewohnheit, die ich nimmer hätte abstreisen mögen; selbst später, als ich älter ward und schließlich Herrscherin eines eigenen Haus halts wurde, habe ich es bei keiner Mahlzeit Unterlasten Von dem ersten Tage meiner Ehe an, wo ich doch lieber in ein Paar geliebte Augen geblickt hätte, hielt ich daran fest, und ich thue es beute noch, wo mein Kopf eisgrau «worden und meine Hände zittern. Daß ich mir diese fromme Sitte aus -er Jugend mit in's Alter hinüber gerettet, dünkt mir hoher Gewinn, und manchmal, wenn Naturereignisse und Naturschvnheiten in überwältigender Sprache die Güte und Größe des Schöpfers predigen, empfinde ich so recht das Gefühl menschlicher Kleinheit nud Haltlosigkeit und ich danke meiner lieben Mutter, die mich einst beten und bitten gelehrt. Freilich giebt es Leute, arme und reiche, die setzen sich täglich mehrere Male zu Tisch, ohne auch nur einen Augenblick dem Gedanken Raum zu geben: Wer war es, der mich mit keine» Gaben überschüttete? Dieser nascht von den köstlichen Leckerbissen, weil sein verwöhnter Gaumen darnach fiebert, jener stillt mit Brot und Kar toffeln den Hunger, Beiden aber kommt es nicht in den Sinn, den Herrn «rr ein einziges Mal zu Gaste zu laden, ihm zu danken für das, was seine segensreiche Hand spendete! „Bittet, so wird Euch gegeben werden!" lehrt -te Bibel. Darf sich Jemand wohl beklagen, daß ihm etwas versagt blieb, wenn er nicht darum bitten konnte? Welch' wünderseliger Augenblick ist es für eine Mutter, wenn das Kind, das sie unter Kosen und freudiger Er wartung sprechen gelehrt, in seiner rührenden Unschuld das erste Gebet stammelt, das ihre Lippen ihm wieder und wieder Vorgesprächen, bis es der erwachende Verstand erfassen und begreifen konnte! — Oder wenn der Sohn, -er die Heimalh verläßt, beim letzten Händedruck seinen Gefühlen in den Worten Ausdruck giebt: „Unsere Herzen können jetzt nicht mehr zusammen- Ichlagen, aber wenn ich des Abends bete, soll mein Auge binauffchauen zu «n ewigen Sternen, die ja überall leuchten und dort sollen sich unsere Blicke egnen!" Ist das nicht ein süßes Scheiden? Armes Geschöpf, dem nicht »tkerliebe und Mntterpfljchr die Hände zu frommer Betrachtung gefaltet, Nil vei e> den nur zu schlimmer Zeit, auch in guten Tagen sollen wir das Gebet nicht "" ' ' herannahenden Unglück muthig Gewöhnlich besinnen sich die Menschen aber erst dann auf ümächtiaen, wenn das graue Gespenst, das des Mittags mit am Tische ad des Nachts peinigend auf dem Bettrand hockt, seinen Einzug ge ulten — die Sorge. Und leider oft nicht einmal dann: ist ja der Glaube an die wundecwirkende Macht des Gebets schon längst zur Mythe geworden, über die man mitleidig lächelt. Möchten doch alle Menschenkinder, all' die verzagenden und zweifelnden Seelen sich darauf besinnen, wieviel Hilfe ein ernstliches Gebet zu bringen vermag! M. R. Bewahrung des Kafseearomas. Der gebrannte Kaffee verliert sein Aroma, wenn er lange steht. Um diesen Verlust zu vermeiden, fügt man auf 50 Pfund Kaffee sogleich nach dem Brennen (also wenn er noch warm ist) l>/, Pfund Melis- oder Kandiszucker hinzu, dieser umgiebt im Augenblick dm Kaffee und saugt das Aroma auf. Diesem Kunstgriffe hat mancher Mate rialist seinen Ruf von gutem Kaffee zu verdanken und nicht der Vorzüglichkeit der Sötte oder Bohne. Wenn man sich seinen Kaffee selbst brennt, kann man ihn um so sicherer mit gestoßenem Zucker bestreuen und des Erfolges gewiß sein. Zur Rosenscit. Ueberall ranken sich Rosen hinauf, Schließen die duftenden Kelche auf: Thräncnbethaut vom Schlummer erwacht. Biüh'n sie in märchenhaft schimmernder Pracht. Ach! zu mir sich kein Röslein verirrt. Das von der Liebe gespendet wird, Arbeit an's Zimmer mich bindet und Pflicht. Blume» und Sonne, mir leuchten sie nicht! — Wohl lacht draußen der Rosen Flor Aus frischarnnen Blättern hervor, Findet in Liebe sich Herz zu Herz, Glück und Seligkeit allerwärts! Doch in mein einsames Kämmerlein Dringt kein Tust, kein rosiger Schein; Längst ging dahin mir des Lebens Mai Und die Zeit der Liebe — vorbei! - v. ^ctlbcrg-Hecrsz. Rätbsel-Lckc. Nun rathet -- wer bin ich? ein leichtes Ding Und doch von gewaltiger Kraft. Fürwahr, es achtet mich Niemand gering, Durch mich wird Großes geschafft. Ich diene Männern und Frauen zum Schmuck, Wohl täglich kannst Du mich sch'n. Von mir genüget ein leichter Druck Und Wunderdinge gcschch'n. — Willst Du die Lösung nun senden ein, Auch dazu werd' ich Dir nöthig sein. A v G. Wenn Kummer in Dein Herz sich will versenken, So richte Deinen Blick nach meiner Eins und Z w e i. Schon über Stacht kann sich Dein Schicksal wenden Uno Deine Seele fühlt sich wieder frei I Die Drei und Vier ist Niemals zu entbehren. Wer sie verliert, geräth in große Pein. — Das Ganze ein's der ersten Frühlingskinder, Doch ohne Duft. Was mag das Ganze sein? e gi.-z Mai::«. Wem ist mein Zwillingspaar bekannt, Er blickt so friedlich still in's Land. Sie tobt oft ungestüm und wild, Der Leidenschaften krasses Bild. Er ruht bescheiden, oft versteckt, In sanfter Ruh' dahinaestteckt, Doch Sie ist größer stärker viel. So mancher heißen Sehnsucht Ziel. Dir Reize Beider sind oft besungen Von Dichtern wohl iir allen Zungen. «den ehrs- i sind s « ZI «««- «M HstMÄchnchtn, Gegründet 1866 ^ Mo. 81. Dienstag, den N. Juli. In der nächsten Nummer der Belletristischen Beilage beginnt der neue Roman: Auch Dora lag lange schlaflos. Tiefe Traurigkeit hatte sich ihrer bemächtigt. Mit so frohen Envattungen hatte sie diesen Abend begrüßt, so süßes und schönes von ihm erwartet und nun — ? Das sonst so tapfere, ruhige, junge Mädchen drückte fassungslos ihr Ge sicht in die Kiffen und ihr bedrücktes, bekümmertes Herz machte sich tu einem krampfhaften Schluchzen Lust. „Richard Harrig" übersetzt aus dem Englischen von vr. H. K. Die Schule der Armuth. Roman von Arthur Zapp. (Fortsetzung > „Ich glaube ganz sicher, Papa," tröstete er mit dem Optimismus der Jugend und seines leichten Sinnes, „daß cs wirklich Arnsberg ist. Es ist ja schon öfter dagewesen, daß Einer sich viele Monate, ja jahrelang verborgen gehalten hat, und eine Unvorsichtigkeit hat ihn dann eines Tagesplötzlichverrathen. Und daß wir unser Geld wiederkriegen, wenn auch nicht alles, aber doch einen Theil, scheint mir ebenfalls ganz sicher. Denn in acht Neonaten kann er doch nicht das viele Geld, das er mitgenommen hat, durchgebracht haben. Natürlich, in der Tasche wird er's nicht bei sich gehabt haben. Aber sie werden es schon finden, Papa, die schlauen Dankees. Darum ist mir gar nicht bange." ^ lieber das erhitzte Gesicht des Aufgeregten glitt ein Heller strahl. „Nieinst Du wirklich?" rief er, während die Hoffnung von Neuem un gestüm in ihm emporflackerte und während er mit den erhobenen Armen in der Lust herumfuchtelte. „Mein Gott, es wäre zu schön — zu schön!" Er drückte die Augen zu, preßte seine Stirn mit beiden Händen und ver harrte so einige Sekunden, tief athmend. Dann plötzlich griff er sich init einer Gcberde der Verzweiflung in die Haare und schrie gequält aus bedrückter Brust auf: ,,Wenn nur nicht diese furchtbare Ungewißheit wäre, diese entsetz liche Ungewißheit! Die halt' ich nicht aus, die halt' ich nicht aus!" Mit einem Male schien ihm ein erlösender, befreiender Gedanke zu kommen. Mit einem Satz sprang er zum Kleidcrschrank, riß seinen Ueber- zicher heraus und versuchte ,hn anzulegen. Aber er wäre in seiner Aufregung kaum damit zustande gekommen, wenn Helmuth ihm nicht rasch zu Hilfe geeilk wäre. „Wo willst Du denn so spät noch hin, Franz?" fragte seine Gattin, die ihn besorgt und ängstlich beobachtete. „Zur Polizei," rief Franz Jawer. „In's Polizeipräsidium. Vielleicht weiß man dort etwas Näheres." „Aber Onkel," erhob Fritz Jawer bescheidene Einsprache, „ich glaube nicht, daß Dir da Jemand um diese Zeit Auskunft geben wird." „Ja. Fritz hat recht," stimmte auch Frau Hulda bei und legte begütigend den Arm um ihren Gatten „Wenigstens bis morgen früh solltest Du warten, Franz!" Aber Franz Jawer machte sich mit einer ungestümen Bewegung los. Wenn ich mich als Hauptbetheiligter legitiimre." erwiderte er und trat an die Kommode, in bereu oberstem Fach er seine wichtigsten Papiere aufdewahrtc, „dann werden sie mir schon Rede stehen." Er steckte einige Schriftstücke zu sich. Jndeß hatte sich Helmuth ebenfalls zum Aussehen fertig gemacht. „Ich begleite Dich, Papa!" sagte er. Franz Jawer nickte und eilte zur Thür. Auch Fritz folgte ihm, nachdem er sich von seiner Tante und von Dora mit ein paar herzlichen Worten ver abschiedet hatte. Stach einer Stunde kehrten Fram Jawer und Helmuth nach Hause zurück. Franz Jawer war noch immer in voller Auflegung. Es war ihm zwar richtig gelungen, im Polizei-Präsidium de» Kriminal-Kommissar äu jonr zu spreche», aber die Auskunft, die man ihm ertheilt hatte, war nicht geeignet, ihn in einen ruhigeren Gcmüthsznstand zu versetzen. Es sei von der Chicagocr Polizei ein Telegramm eingelaufen mit dem Ersuchen, die Abfindung einer möglichst guten Photographie und eines genauen Signalements des Bankiers Arnsberg veranlassen zu wollen. Dieses Ersuchen habe das Polizeipräsidium an die Heimacksbehörde des Verbrechers werter telegraphirt. Fast nicht minder erregt wie sein Vater war Helmuth. Bis Mitternacht saßen sie beieinander, sich In allerhand Muthmaßungen ergehend und einander durch ihre Reden immer noch mehr erhitzend. Endlich gelang es Frau Hulda, ihren Gatten zu veranlasse», daß er sich zur Ruhe begab. Aber auch im Bett ließ ihn die Depesche nicht rnlicn und Frau Hulda mußte sich wohl oder übel dazu verstehen, ihm Gehör zu schenken und lnc und da auf seine direkten Fragen eine Ansicht zu äußern. Erst 11. Kapitel. versank Franz Jawer in einen tiefen Schlummer. Frau Hulda that es unendlich leid, ihn zu wecken. Aber es ging bereits auf acht Uhr und wenn er noch rechtzeitig rn's Comptoir kommen wollte, war Eue geboten. Während sich Franz Jawer ankleidete, kam er wieder auf das Chicago« . Telegramm zu sprechen. „Ob ich noch einmal auf dem Polizeipräsidium vorspreche. Hulda?" Aber er hatte noch keine Antwort erhalten, als ihm schon wieder ei» anderer Gedanke kam. Sein Gesicht erglühte über und über vor Eifer, während er seiner Frau mit lauter Stimme zurief: „Pack' meinen Koffer, Hulda, hörst Du, schnell pack' meinen Koffer!" Frau Hulda starrte ihren Galten ganz entsetzt an. „Deinen Koffer? Ja, was Haft Tu denn vor, Franz?" In fliegender Eile vollendete Franz Jawer seine Toilette, als habe er keine Minute Zeit zu verlieren. ^Verreisen will ich — natürlich! Was denn sonst " Frau Hulda wurde blaß und sic befürchtete im Augenblick, der Aufgeregte habe plötzlich den Verstand verloren „Verreisen willst Du?" stammelte sie. „Doch nicht etwa nach —" „Nach unserer Heimath — za! Ich will nach dem Rechten scheu, an treiben. die Sache beschleunigen. Vetter Ferdinand wird mir wohl auf eine» Tag Gastfreundschaft erweisen. Die paar Matt, die die Fahrt kostet, ist mir die Sache schon werth " Frau Hulda athmete etwas erleichtert auf. Sie hatte schon befürchtet, daß er gar gleich nach Amerika abzudampfen vor hatte. Immerhin war sie doch von dem plötzlichen Entschluß ebenso überrascht wie beunruhigt, und sie bemühte sich nun. ihm sein Vorhaben auszurcdcn. „Du mußt doch nach Deinem Bureau, Franz! Du wirst doch Deine Stellung nicht verscherzen." Franz Jawer blickte einen Augenblick bettoffen, aber dann machte er eine gerimchätzige Bewegung mit der Hand. „Bah, an den funsimdsiebzig Mark monatlich liegt mir auch 'was Rechtes! Uebrigens warum verscherzen ? Ich werde einfach eine Postkarte schrecken, daß ich krank bin. Man wird doch noch krank sein dürfen." Vergebens war alles weitere Abreden Frau Hulda s- Franz Jawer war wie besessen. Seine Gedanken waren fortwährend nach Amerika gerichtet. War Arnsberg und der in Chicago Verhaftete ein und dieselbe Person oder nicht? Diese Frage ging ihm beständig im Kopfe herum. Und er kannte zunächst keine wichtigere Aufgabe, als alle seine Kräfte an die Aufklärung oieser Frage zu setzen. Alles Andere kam erst in zweiter Linie. Dora war schon zur Schule. Helmuth schlief noch. Franz Jawer begab sich allein nach dem Balnihof, um mit dem nächsten Zug abzureisen. Als er in seiner Heimathsstadt anlangte, eilte er vom Bahnhof direkt in'S Rathhaus. Natürlich war hier noch nichts geschehen. Man hatte sich noch nicht einmal nach einer Photopraphie Ärnsberg's umgcsehc». Franz Jawer hatte nichts Eiligeres zu thun. als alle ehemaligen Freunde des ver schwundenen Bankiers aufznsuchen, und es glückte ihm auch, zwei gute Photo graphien des Durchgängers aus seinem letzten Lebensjahre aufzufinden. Am änderen Vormittag war er wieder aus dem Bürgermeisteramt und er selbst diktirte dem Verwalter der städtischen Polizei ein genaues Signalement des Flüchtigen in die Feder. Nachdem das besorgt war, kam dem Ruhelosen ein brillanter Gedanke Ci lief nun bei allen Gläubigern Arnsberg s umher und lud sie an demselben Abend zu einer Beiprechung in ein Hotel ein. Ein Dutzend Personen, die den Verlust von mehr oder minder große Depositen zu beflogen hatten, stellten sich auch richtig ein und nun erklärte sich Fram Jawer bereit, unverzüglich nach Chicago abzureisen, um die Jndcntität des Verhafteten fest zustellen. Das sei das einfachste Verfahren, das zugleich am schnellsten z Ziele führen würde. War es erst einmal erwiesen, daß der amerikanv Detektiv wirklich den Rechten gegriffen hatte, so konnte man auch den ? trag bei der deutschen Regierung stellen, die Auslieferung des Verbrechers zn bewerkstelligen. Leider aber — so gestand Franz Jawer zum Schluß seiner Ansprache — sei er nickt in der Lage, die Kosten der Reise aus eigener Tasche bestreiten zu können und so stellte er den Antrag, daß ein Jeder nach dem Maßstabe der Summe, die für ihn auf dem Spiel stehe, einen Beittag fitt die Im Interesse Aller zu unternehmende Ozeanfahrt beisteuere. Ader tzr kam er bei den bedächtigen Kleinstädtern schön an. Sie lachten ihn einfach ms. Es wäre ja der reine Wahnsinn, so erklätte ihr Wortführer, auf's ganz Un- gewtsfi hin »och mehr Geld wegzuwerfen. wo man schon ohnehin Venus« genug gehabt habe. Die Identität des Verhafteten persönliche Anwesenheit eines Vertreters seiner Gl Zunächst sei es nicht ausgeschlossen, daß es l halb mußten erst weitere Angaben abgewartct ja werde sich auch ohne die Id mußten erst wettere Angaben abgewartct werden, ueveryanpr wq« an» noch garntcht, ob bei dem Verhafteten irgendwelche ncnncnswetth« Ge»