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Dresdner Nachrichten : 14.10.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192210147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19221014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19221014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-10
- Tag 1922-10-14
-
Monat
1922-10
-
Jahr
1922
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.10.1922
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Dr«»nee Vachrtcktten » «r. 453 14. Okiod-r.«2 Seite 2 gelöst werden muh. und mit ihrer Durchführung bat Bayern etueu imponierenden Anfang gemacht, jawohl durch bere" bewilligte oder in unmittelbarer Aussicht stehende erhevl! Kredite für die Minderbemittelten. wie durch eine große HilfSnkiivn priv-uen EyaralterS, an der alle Stände und Berufe beteiligt sind. Da dir bamilche Industrie allein für diese» Zweck >'«> Millionen Mark anfbrlngen will, so ver sprich, der Gesamibetraa elittchlteßlich der in viele Hunderte ovn Miliioue» gebenden staatliche» Kredite ein sehr ansebn licheS Ergebnis. . Eine solche Politik hat etwa« außerordentlich Beruhigende«. Sie beschwichtigt die Gemüter und bringt die Erbitterung der Notleidenden zum Schweige», die ja schlietzlich von dem Knirschen de« ganzen inneren Menschen erfaßt werden müssen, wenn sie seben, daß eine geradezu laude« verräterische Gcnußkuchi einzelner durch die Valutanot de aünsiigter Kreise sich schamlos breitmacht, während die Regierende» die Hände in den Schoß legen und im Halb wollen das energische Eingreifen versäumen. Zuerst hakte die bayrische Regierung in Erkenntnis der gefährlichen Wirkung diese» Gegen',itzeS einen Gesetzentwurf gegen die Schlemmerei im Reichdral eingebrachi. aber sie muhte sich bet aller grundsätzlichen Zustimmung, die ihr Vorgehen fand, schließlich doch davon überzeugen, daß auf diesem Wege nicht« z» erreichen sei. Tie hat sich daher ausschließ lich für Sei, anderen erfolgversprechenden Weg positiver IlnkerstlißlingSmaßnabmen entschieden und durch ihre fort gesetzte Initiative die bedeutsame soziale Aktion, die letzt im Zuge ist, i» Gang gebracht. Erleichtert wurde ihr diese Haltung durch die ebenfalls unter der Einwirkung ihrer klugen gemäßigten Methode erfolgte «Glättung der partei politischen Verhältnisse, die eine Klärung im Sinne der Lahmlegung des ReclttSradikaUSmuS ersah«--» baden. Da« neue paiieipolitische Gesamtbild in Bauern zeigt Dr. Heim und den Forsirnt Eichcrich Hand in Hand »ns den Boden der Absage an de» RechisradikaliSinus, dessen Führer. Oberst v. Lnlander, aus der von den Denkschnationalen und den VolkSvarieilern gemeinsam gebiidcien Miitelpartci ausgeschlossen worden ist. Dr. Heim erklärte aus dem StiftungSicsi des «Luntenhausener Bauernvereins u. a.: ..Wir können nur gesetzmäßig regieren oder ungesetzinäßig, entweder parlameiilarisch oder mit Gewalt. Den letzten Weg gebe ich heute, wo die Mark nicht mc»r ein Zehntel Frieden-wert hat. nicht mit. So kann man keine Politik wachen. ES ist auch nicht zu übersehen, daß bei unS in Bayern Leute derumziehen. dt« sich sogar kurze Hose» an« ziehen und al« Urdanern aussptele«. dtc Bayer» aber nur als Sprungbrett benützen für ihr, graßpreußischr Politik. Da macht der Dr. Heim nicht mit. Da sagen wir Halt!* Und der Fvrstrat Sschertch war i« derselben Versammlung erschienen, um sein Einverständnis mit dem Standpunkte Dr. Heims zu bekunden. Die gemähtgte Richtnim de» Grafen Lerchenseld bat somit tn brr bayrischen Parteipolittt über den Rechts- rabikaliSmu« besten Mann der frühere Mtnisterprästdent v. Kahr ist. den Sieg davongetragen, und ieber besonnen« deui'che Politiker kann nur lebhaft wünschen, -ah e« so bleiben möge. weil nur dadurch d'e emiaen Konflikte mit dem Reiche, die da» ganze innerpoliti,che Leven Deutlchlauds erschüttern. vermieden werben könne». Kleinere Rel» bungen wirb ,» allerdings immer gebe«, schon au« dem Grunde, weil eine gewisse Berliner Preise eS nicht lasten kann, ihre mehr oder weniger fragwürdigen Witze an der baiuvarischen Eigenart zu erproben. Neuerdings gefüllt sich darin besonder» die im Berlage für Goztalwissenschaft herausgegebene „Glocke*, in der „Vigil* im zerhackte» Harbensril seiner Neigung zu scharf geschliffenen, mit auf. reizendem Geschick geformten Pointen auf Koste« de» bayrischen Wesens frönt. Wenn « weiter nicht- ist, so wer den die Bayern sich damit schließlich ablinden und Ne können das auch um so eher, al» eS sich bei einer solchen Art von Witzelei und Wühlerei doch im Grunde nur darum handelt, daß daö Dekadente, indem es sich den äußeren An schein spöttischer Urberlegenheit gibt, dir «nnrre Stimme übkrtänben will, die ihm die eigene «Minderwertigkeit gegenüber dem «Natürlichen, Gesunden und Urwüchsigen zum Bewitßtsein bringt. Derartige kleine und kleinliche Häkeleien sind von bayrischer Seit« höchsten« ein derbes ..Götz von Berlichingen" wert und sie schaben so lange nicht», al» sie nicht zur Vergiftung der volitischen «Atmosphäre du,", intrigante Machenschaften. Benutzung gefäiichter Berichte ",,d kritiklose Verwertung nusinntger Gerüchte beitragen Die Hauptsache Ist, daß das lebt an- gebahnte gute Be-PältniS zwischen «Berlin und München »on den leitenden Stellen und den führenden Parteien hüben und drüben fortan sorgfältig gepflegt wirb, und da« kann am besten und wirksamsten geschehen, wenn man sich beiderseits streng an die au» Anlaß des letzten Konflikte« über daS Schutzgesetz vereinbarten Richtlinien hält- Der Kamps um unser Aechk. Relchsminlfrer Kösker gegen den Derlragsbruch -er Aeparakionsforderimge«. Nan-bemerkuugeir zur Vettei-eumlage Bcktz einem Landwirt erhalten wir dt, folgenden Aus führungen, dir angesichts der Tatsache, daß der Reichgral mit 47 gegen »» Stimmen dir Vorlage betreffend Erhöhung der Preis, für da» erste Drittel der Äetretbr-Umlage au- genommen und damit die Notwendigkeit -er Erhöhung an erkannt hat, besondere Beachtung finden werben: Der demokratische RetchStagSabgeordnete Lr. Külz tm „Neuen Görlitzer Anzeiger* fol-enden AuS- Sk »»er empfiehlt weg: „Bi weg: „Vielleicht kvnn« ein« Lasting sv gefunden werden, da mit» da« erste Drittel nicht erhöhe, wohl aber da« zweite Drittel: diese» aber nur für diejenigen, die hi« zur vor- Abliekerungspflicht für da« eschrlebenrn Frist ek« »SS«l Iss» ihrer Ablieferungspflicht für rtttrl nachgekomme» sind*. Dt« Konsumenten werben diesem Vorschlag« zufttmme». die Produzenten wüsten ihn bekämpfen. Dt« Landwirte wissen, -aß die einzelnen Tätigkeit«. und Probukttonsaebtete ihres Berufe» ein innige« Vanb wechselseitiger veziehunge« Im Klub für Handel, ichominister Dr. Köster Frankfurt a. M, 13. Oktober Industrie und Wissenschaft hielt Red einen Vortrag, dem er den Titel „Unser Recht* gegeben hatte. Er wandte sich entschieden gegen die tn Deutschland weil verbreitete Unkenntnis der Vorgeschichte de» Ver sailler Vertrages, des Waffenstillstandes und der Friedens- Verhandlungen. Aus dieser UiikennlniS komme es auch, daß man in Deutschland mit dem Wilson-Programm so wenig anzufangen miste. daS gerade von deutsche» Regie rung als Grundlage de» FriedenSverhandlnngcn gefordert »nd von den Alliierten anerkannt worden sei. Die man gelnde Erkenntnis der Bedeutung der oerlastene» Rechtsgrundlage drS Versailler Vertrages lei aber um so mehr beklagenswert, weil lm AaSlande darum ein heftiger Kampf geführt worden sei und noch ge- führt werde. Im einzelnen rvicS der «Minister auf daS Zustandekommen de- Vorvertrages zwischen Deutschland und seinen Kriegsgegnern hin. und schilderte die Einschrän kung des Wilfonschen Programms gerade in bezug auf die RcparalionSfrage. Er stellte fest, da- nach der «November« Note Deutschland einzig für Schäden, dir der Zivilbevölke rung der Alliierten durch deu dentscheu Angriff zu Lande, zu Wasser und in der Lust zngesügr worden seien, rechts kräftig reparat-onSpflichtig ist. Unter Verwertung deS reichen, in Deutschland leider viel zu wenig bekannten Materials, das in den letzten Jahren in Frankreich, Eng land, Italien und «Amerika veröffentlicht worden sei, zeigte er, wie u»S die amerikanischen Sachverständigen schon den Kampf um die Einhaltung dieser Beschränkungen der ReparationsvNlchi vorgekämpst haben, wie aber die Alliier ten unter «Berufung ans den Waffenstillstand, dessen Be dingungen nicht- mit den Friedensbedingungen zu tun haben und außerdem falsch ausgelegi werden, diese frei willig übernommene Bindung wieder zu zerreißen suchen. Mit den Argumenten der Amerikaner, von eigenen durchschlagenden «Beweisen ergänzt, wiederlegce der Minister die Behauptungen, mit denen sich besonders die französischen Bevollmächtigte» vrn deu Vorverhandlungen lasmacheu wollen, deren Rechtsaültigkeit nicht zu leugne» sei. Der Kamps während der FrietxnSverhandlurg-v um die Ueber- schreiiuug dieser Grenze prägte sich in den FrlebenSbedtn- gungen. die sein Ergebnis sind, deutlich auS. Zur Begrün dung weitergehender Ansprüche werden nicht nur die Waffen- stillstanüSklauseln zn Hilfe genommen. Bon der Berufung aus da« natürliche Recht deS Lieger«, da« höher steht als daS -folg«, zierten. eh« c Recht deS «Besiegten, bis zu den gespielt naiven Schic, rangen des australischen und sübamerikauischeu Delegi soll alles dem einen Zweck dienen, eine an stch höhere Summe nvd aa-erbem für alle Beteiligten et»«» möglichst hohen Anteil heranSzulchlagen. Alle diese Argumente werden zerpflückt «nd wider» legt, und hinter ihnen bleibt nur die Tatsache deS Vertragsbrüche», denn nnr durch ihn ist e» möglich, Deutschland, entgegen dem Vorverträge, die Zahlung der Renten und Pensionen für die Kriegsteilnehmer in den Ländern der Alliierten ansznerlegeu. Damit aber verdreifacht stch die Summe beste«, was Deutschland nach der November-Note zn leisten Le» rri» und oerpslichtet und womit stch di« Alliierten zn» nächst zufrieden gegeben habe». Diese g'««au; Analyse der NeparattonSforderungen führt nach dem Vorverträge «u dem Schluß, daß Art. 231, 2 des FriedcnSvertrageS vor allem dazu bienen soll, den NcchlSbruch <n der Neparationssragc zuver- decken. In ihnen soll eS sich also weniger um die Fest stellung einer moralischen Schuld, als um die Fest stellung der finanziellen Haftung handeln, die aus der Verursachung der Schäden entspringe. Der Minister schloß: Die beste Waise im Kampfe gegen die Friede,rsbcdingnnge» sind weniger die Vorgeschichte «nd die Geschichte des Krieges, als die Vorgeschichte und die Geschichte dieser Bedingungen selbst. Ans ihnen ergibt sich immer klarer, was uns genommen worden ist und wofür wir keinen unbestimmten sentimentalen, sondern einen be. stimmten völkerrechtlichen Anspruch haben: Unser Recht! Dwianis Ausweichen in -er Kriegsschul-srage. Die Fälsch,,nge» deö russischen OrangebncheS. Berlin, ig. Okt Ein Vertreter des W. T. B. hatte Ge legenheit zu einem Gespräch mit dem Frhrn. v R o m b e r g, dem Herausgeber der Schritt „Tie Fälschungen des russi schen Orangebuches*, auf Grund deren der Reichskanzler seinen ersten Vorstoß gegen die Schuldlügc unternahm. Krhr. v Romberg äußerte sich dabei zu den Bemerkun gen VivianiS über diese «Veröffentlichung folgender maßen: BivianiS Artikel ist in der Hauptsache lediglich eine Wiederholung der französischen Propagandaversion über den Kriegsausbruch, zu deren Bestätigung seinerzeit daS offizielle französische Gelbbuch von 1914 arran giert worden ist. Diele französische «Propagandaversion ist schon vor dem Erscheinen meiner neuen Dokumente sofort widerlegt worden, so daß ich nur zwei besonders wichtig« Punkte herausgreifen muß. Biviani schreibt: Deutschland hat den Z»stand der bestehenden Kriegs» gesahr erklärt, bevor eS von der russischen Mobil machung Kenntnis gehabt hätte, und die Erklärung deS Zustandes bestehender Kriegsgefahr bedeute für alle ernste» Lcnte dasselbe wie Mobilmachung. Hierzu ist zu bemerken: In Wirklichkeit ist die Meldung »»» der russischen Gesamtmobilmachnng lm Auswärtigen Amte in Berlin am 31. Juli 1914 um 11,49 Uhr vormittags ldentsch« Dokumente Seite 473j eingegangen und erst daun ist um 1 Uhr nachmittags die Erklärung des drohenden Kriegszustandes erlassen worden. Da- diele Erklärung soviel wie Mobilmachung bedeutet, ist. wie iedermann weih, natürlich falsch. Aber wenn wir uns einmal auf BivianiS Standpunkt stellen wollen, so ergeben sich daraus Schlüffe, die für Deutschland hinsichtlich der Schuld am Kriege sehr günstig sind. Denn, wie stand es mit den ander«» Ländern? Die deutsche Maßnahme einer Er klärung deS drohenden Kriegszustandes entspricht nämlich tn Rußland dem „Beginn der KriegSvvrberettungSpcriode". der bekanntlich auf den «26- Juli fiel, und in Frankreich der „Ordre be Deport en Couverture", die In Paris schon am SV. Juli auSg«geb-n worden ist. Aus di« en Daten geht hervor, da- Deutschland zu allerletzt zn kriegerischen Vor bereitungen geschritten ist. Wie weit man unS gerade tn Frankreich in Kriegsbereitschaft vorauseilte. zeigt un widerleglich Sie Depesche Jswolskis, dir sich tn meiner Schrift findet. Die stammt auS der Nacht vom 81. Juli »um 1. August, also aus einer Zeit, bevor Deutschland Rußland den Krieg erklärt hatte, und lautet: Telegramm Nr. N«. Pari». 18./S1. Juli 1914. ,»« «ilitärattachs an Kriegsminister. 1 Uhr nacht«. Der sranzSstsche »rieasminifter «rvfsnel in gehphe, »e« herzlichen Tone, da- die Regierung »n» Kriege fest entfchloffe« sei und Hai »ich. die Hoffunn» de» «ranzilslsch«» «eneralltabe« bat alle »»!««« «»«rang»». gen gegen Deutschland gerichtet sein »erden und nicht als eine gusnnts ncnligsablo behandelt werden würde». Danach besteht kein Zweifel mehr darüber, wer zu Blutvergießen rascher entschlossen war, Frankreich ober Deutschland. Wir kommen nun zu dem zweiten Punkte, einem Steckenpferd der französischen Pro paganda. nämlich der Zurückziehung der sronzösischen Truppen um 10 Kilometer von der Grenze. die am 80. Juli erfolgt ist und die Biviani als Beweis für den „Pazifistischen Geist" Frankreichs besonders her- vorliebt. Ich will nicht näher untersuchen, inwieweit diese «Maßnahme, die jedenfalls eine «Reihe von Verletzun gen der deutschen Grenze durch französische Truppen vor Erossnung der Feindseligkeiten nicht verhindert hat, wirklich befolgt worden ist. Ich will nur darans Hinweisen, daß man seit dem 28. Juli von Paris aus ununterbrochen dem russischen BundeSgeuvsien di« französische Wassrnhilfe in Aussicht gestellt hat und ihn da durch aus dem Wege zum Losschlagcn oorwärtSaeftobeu hat. da- man ihn jedoch ermahnt hat. seine kriegerischen Vor bereitungen geheim zu halten lirauzösisches Gelbbnch Nr. 10N und zugleich in London nachdrücklich auf die erwähnte Zn» riickziebung der Truppen aufmerksam gemacht hat ifran zösisches Gelbbuch Nr. 10»i. Liegt angesichts dieser Tat sacken nicht die Vermutung nahe, daß diese Zurückziehung der Truppen um 10 Kilometer nur eine Maßnahme war. um in England die Ansicht zu erwecken, da- Frankreich -er Uebcrsallene sei? Wie sehr man darum bemüht war, dort gerade diesen Eindruck hcrvorzurufen, geht mit über zeugender Deutlichkeit auö einem neuen Dokument hervor, das gleichfalls in der von mir hcrauSgegebenen Schrift ent halten ist. Hier sTelegramm «Nr. 32B meldet der russische Botschafter, er habe dem «Präsidenten der Republik am 1. August kurz vor Mitternacht die Kriegserklärung Deutschlands an Rußland mttaeteilt. Dieser habe ihm „in alicrkaiegorischstcr Form* erklärt, „da- sowohl er selbst, als auch das gesamte Kabinett fest entschlojs«» seien, die Frankreich durch den Bündnisvertrag auserlegte« Ber- pslichtnngen voll und ganz zu «rsüke«*: aber wegen des sranzösischcn Parlaments innd ans Erwägunge«, die hanptiächlich England betresscns wäre eS besser, wenn die Kriegserklärung nicht von seiten Frankreichs, sonder« «on feiten DentschlandS ersolge". DaS als» ist die Wahr heit über das pazifistische Frankreich. Allerdings sagt Biviani, für ihn gelten nur Tatsachen, nicht Kommentare, obwohl er eö zur Rechtfertigung setner eigenen Haltung nicht verschmäht, gewisse wohlwollende Kommentare des deutschen Botschafter» Freiherr« ». Echoen tn» Gefecht zu führe». Wenn Biviani iedoch Tatiache» höre» will, so darf er di« entscheidend« Tatsache nicht weglasfe«. nämlich di« allgemein« russisch« Mobilmachung, di« ausge rechnet in be« An^enblick eiusetzt«, wo sich eine Aussicht ans erste und Abhängigkeiten verknüpft. Der Wirtschaft»»!«« um faßt nicht nur die Fruchtfolge, die Art der Vvbendearbettung, den Bedarf an Aussichtspersonal und Arbeitskräften, sowie da» lebende und tote Inventar: er erfordert vor allem «ine Anpassung an die Jahreszeiten. Arbeiten, deren Erledigung tm Winter möglich ist, dürfen während der Frühjahr», und Herbstbestellung oder der Getreide- und Hackfruchternte tn großem Mahstabe nicht vorgenommrn werden. Verordnet der Gesetzgeber trotzdem, dt« znm Id. Oktober sei ein Drittel der Ernte abzuliefern, so widerspricht dir» allen Regeln einer geordneten Wirtschaftsführung. Da- in ausgesprochenen, arbeitsparende» Dürreiahren, wie l»21, sich im Gommer und Herbst Zeit zum Dreschen erübrigen ließ, ändert nicht» an dieser Tatsache. Der Herr Reichstagsabgeorbnet« fährt fort: „Auf diese Weile vermeldet man eine schon setzt efn- sevende erneute Verteuerung des Brotes und läßt di« Er höhung des Umlagepreises wie eine Lieserungsprämie wirken!* Sollte ihm nicht bekannt sein, daß die Verteuerung der landwirtschaftlichen Erzeugung Im selben Maße fortschritt, wie in allen anderen Berufen? Ober glaubt der Herr Ober bürgermeister von Zittau. daS Taaelohnkonto. da» Devu- tantenkonto, da» Zugviehkonto, da» Naturaiirnkonto, La» Gerätekonto, das Fnttermtttelkonto, da» Düngerkonto dr» Ackerbauers seien stabil geblieben? Blieb unter Stand allein von den katastrophalen Folgen der Dollarhaulle ver- schont? Welch trostlose Verschlechterung die Mark und welch erschreckende Verteuerung der Wetzen seit Einbringung de« Geset-e» über dt« Regelung be« Verkehr« mit Getretb« an» der Ernte tNA vom 4. Jult 1022 erfuhr, beweist der Ham burger Marktbericht: WS 1 »vH« 88 », W» ,Nl r>. gu»i 8,8 a-n» 7« «ar» ,»«>»,»» »«»«, r.» >»ch« ». g»»l Z7Z E «S . r» . »r «all «z NM d . -un . ?7. klull sw 11« . r» . 18. «u,ust io« 11» . «« . X>. Nuguff IST» «m . «» . 18. 1«7S «8 R. 18» S«8 d . ».« . >o. Otlo»»r »88 80» . la» . >«li>»e»n u» -l- 8Z2 78, -p «1.81 « Der Weizen ist die wertvollste «nd in ausgedehntestem Maße angebaul« Gctretdrart der Erde. Daß wir hierbei tetneSwegS gul abschnctden, beweisen die in der naehftehende« Form noch nicht veröffentlichten statistischen Angaben. ivio ,»» »ttOwa I»ntn»r «,«««« 2.M«, D»r»in,>t» Staaten . VNMch-Indl« . . Kanada Arantrelch.... >r»»nI>nM« . . . »nskall«» .... glalie» S»an>»n. Mir« OM >ii»u«» s« Nim» 8Z««000 7«»i«c«o Senllchlan» 77r»«o »k»h»n1»nn>«« und getan» »008000 2» «8 ca, ,«,rsoca» IWS8««« ««aaoo 78808«« 77 8» OM 75««««v z°»7va» OrManwesend« Devölsternng Mil IM «ä IM «»- WI8 «»dn», 1S28 wvdnn mW,»«, «n«I<>8«l 2,r. 31. . . . 01072» «>.72 10,710820 «28^1 B> !»»-8ad>«n . . . . 3» »8372 m.ri 3W 078132 8t.« Nunada 7224838 >838.31 8 772 OM 1833.18 llrankreich 38 SOI SM a».8s 38 2« 788 328Z» 41r-»n>m,ea S108Z,« ,308^3 88-88,8 lM2^8 Otuür-U,» tLSSMS l>8!,,8 8138 7», 1418Z, II,»», 3,871377 2W.73 38838 IS, 2MF7 Span,»» WS830« 383.81 21 3,7 338 383.» D«ui chlan» 8, 028 «3 118.« 88881», 78,10 »rAibrOan,!», n. grl»nd „ 61 8IS 77.31 187 1« 88.87 England steht mit 2 Pro», der Weltproduktlon aller dings noch schlechter da al» wir, besitzt aber in Kanada, Australien und Brltisch-Jndien weizenbauende Gebiete von unermeßlichem Umfange. Selbstredend könnte daheim mehr Brotfrucht erzeugt werden, wenn nicht auch dort die Land bevölkerung tn steigendem Maße tn die Grv-städte abwan- derte und die Getreideanbaufläche tnsolgedeffen eine fort laufende Verminderung zugunsten deS FutterbaneS und be» permanenten GraSmuchses ider Dauerweidenj erführe. Drüben geht es übrigens den Farmern zurzeit auch nicht zum besten. Nach einem Bericht der „Daily Mail* vom lt. September 1922 habe» 1920 : 41, 1921: 171, in der ersten Hälfte i922: 182 bankerott gemacht, tn der zweiten aber werde die Zahl eine unerhörte Höhe erreichen. DaS vielgelesene Blatt rät den Landwirten an anderer Stelle, den Getreide bau möglichst etnzuschränken und dalür Schweineherden zu halten, daS spare bare Auslagen, denn hierzu genüge ein Hirt mit seinem Hunde. Die Konsumenten müßten durch Schaden klug werben. Nur so werde ihnen ein Licht auf gehen, wohin e» führe, wenn man den Stand mit Steuern erdrücke, der trotz allem noch immer die verufSgruppe mit den meisten Gewerbtättgen bilde. Bewahre un» der Himmel davor, daß in Deutschland in- folge verkehrter Regierungsmahnahmen ähnliche Zustände einreißen. Eine zahlungsunfähige Landwirtschaft müßte die wirtschaftliche Weiterentwicklung aller nicht direkt von der Exportindustrie Lebenden aufs schwerste gefährde«. Jede neu eingehende Rechnung verstärkt bei dem Land wirt heute da» unheimliche Gefühl, die geradezu phantastische Formen annehmende Flutwelle der Preissteigerung mllffe ihn verschlingen. In den Städten tröstet man stch allzu leicht und allzu gern damit, dir Landwirtschaft könne nicht unter» gehen! Hat man da» nicht auch von der Presse behauptet? Kämpst st« nicht von der äußersten Linken bis zur äußersten Rechten einen Kampf auf Leben und Tod. in dem nicht blo- Außenseiter erliegen? Der eigentliche Grund: Die Aus gaben übersteigen die Einnahmen. Daß die deutsche Landwirtschaft an einer Wegschetbe steht, ist unbestreitbar. Ob die Kris« eine Wendung zum Besseren nimmt oder stch zu einer fieberhaften Krankheit auSwächst, bängt ausschließlich davon ab. welchen Gebrauch der Reichstag in der Frage der Getreide-Umlage von seinen versaffungSmätztgen Rechten und Pflichten machen wird. Glebner-Moy». gwel neue Arleasdelchuldiglei,Prozesse in Frankreich. Paris, 18. Okt. Vor dem Kriegsgericht tn Lille kommen tt, nächst«, Zeit zwei Prozesse gegen deutsch. Kr t« g s b e sch » l d i g t e zur Verhandlung, mn zu zeigen, daß die französische Regierung da» UrteU de- deutschen Reichsgericht» nicht anerkennt. Die Beschuldigten, gegen die tn ihrer «bwrsenheit verhandelt wird, sind die Generale k^^oß ^r> v. d. Marwitz. General v. Glotz wirb be- schuldigt, da- er als Ehes der Kommandantur von Samdrai Pllduberungeu. Zerstörungen und Mlhhandlunge» besohlen Der General v. ^ Marwin soll in verschÄeue» Orte» Ztvtlardetter habe» erschte-eu lassen.
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