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TI. Iahrgao». At 1» Fr«U„.«»r« i«r» Le»dI««Ü-»Vl »«cheich»«» tvree«»». E»rn>pr»«tz«r- Sammelmonmeri 2S 24a. Nur kür NachtaeiprSch«! S0011. Anzeigen-Preise: uherkald! .. r»> »>»u» ,U»- U^,AA^*lIu„a»g»dützr. «erde» nach Voldmor» verechnel. dt» »mtpaMa» >0 nun dr»tl» tltr au»n»Lrt» Zb Pi» Yamilienanzeigen and Sl»Ueng«uch» odn« I-, auherdald 20 PI«- di« SO nun dreil» 2r»ktain»z»il» ldo PI« Pta. olsertenaedükr >d Pta. Au»w. Äuttrdq» >«q«n PorauadezopI S<d»tM»ttw,» and aü,rt«>l»a i« ^6,4^-. Druck u. Verton von ^t^lch » Artchardi m Dresden. PokIche»-ÄonU> IOSS vre, de». DochdruN» nur mit d«ul»ch»r Qu»U»nnnnvd» .Dresdner Va«kr' «ulitMn Unverlnnnt« SiNrittttüch« werden nud 'Uwewadrt. IZIütkner -klügel -klanos krsger 8traüe 12 kernrul 16378 LV0Lk «VMM SVILLV Vrucktaeken für Handel unä bewerbe Tcsinekke Lieferung ^ r Deaie ^iursüsirung Vuciläruckerei tiep/ck L NeiÄaräl Jerneprecsinummer 25241 -- — Marienstra^e Mr. 38/42 Mussolinis Abreise nach Tripolis. Auffällige Beteuerung -er italienifchen Friedensliebe. — Der Zweck -er Kolonial-Reife. Mental aus einen russischen Volkskommissar. — Malvy zuriickgelrelen. — Amerika und -ie Revision -es Dawes-Planes. Aach dem Mental. Ro «, 8. April. Mussolini schiffte sich heut« in Kinmi» cino nach Afrika ei«. Vorher beauftragte er «och feine« Staatssekretär Gra » di, de« Vertreter« der A«Sla»dspr«jfe seine« Abschiedsgrnß auszuspreche« «nb zu erkläre«, bah feiner Reife nicht die übertriebene Bedeutung bcikomme. die man ihr vielfach im Anslande beilege. Sie erfolge nur deshalb in besonders feierlicher Form, weil eS das erste Mal sei, Last der Regierungschef eine Kolonie besuche. Die Nachrichten, Italic« trage sich mit der Absicht, im Einvernehmen mit der Türkei einen Teil Anatoliens zu besetzen, seien phantastischer als ein Roman. Italien sei viel friedlicher gesinnt, alS man annehme, und halte beispielsweise trotz Genf den Locar«»» Vertrag nicht für erledigt. Weiter meldet Agencia Stefani von Bord des Panzer schiffes „Cavour": Mussolini hat sich um 11,85 Uhr an Bord deS vor Ostia liegenden Panzerschiffes „Cavour" ein- geschtfst. Mussolini schritt die Front der Ehrenkompagnie ab und hielt eine Ansprache an die faschistischen Partei sekretäre. Er sagte, er Hab« sie an Bord des Schiffes berufen, damit sie der Markne, auf der die wesentlichsten Hoffnungen be. ruhten, Ehre bezeugten, und damit die Faschisten bei der Rück- kehr in die Heimat dafür sorgten, daß das Bewußtsein von der Wichtigkeit der Marine vollständig erwache. Er fügte Hinz«: Wir sind Menschen des MittelmeereS, und unsere Zukunft — ich will damit niemand kopieren — hat immer auf dem Meer gelegen und wird aus dem Meere liegen. Die MenlSlerln geMesaeslörl. Rom, 8. April. Frau Gibson, die das Attentat auf Mussolini beging, ist, seitdem sie vor einem Jahre in Sizilien einen Selbstmordversuch gemacht hatte, in einem italienischen Vaster als Gast untergebracht gewesen. Rach der Tat er, klärte sie» daß sie nicht wisse, warum sie geschossen habe, da sic Mussolini nicht kenne. Frau Gibson hat sich bereits vor einigen Fahren bei den Verhandlungen im irischen Par lament in Dublin durch Verrücktheit unliebsam bemerk bar gemacht, indem sie durch hysterisches Schreien jeden Red- ncr zu unterbrechen suchte, der für die Annahme des Kom promisses mit England eintrat. Der „Petit Parisien" veröffentlicht ein Interview mit einer in Frankreich ansässigen Verwandten der Attentäterin. Frau Gibson sei schon seit längerer Zeit getstes- gestört, doch nicht in dem Maße, daß man sie in einer Anstalt habe unterbringen können. Sie habe sich lange mit dem Gedanken getragen, den Papst zu ermorden. Rom, 8. April. „Trtbuna" meldet» daß Miß Gibson häufig in den Arbettervororten von Rom weilte, Almosen austeilte und die Klagen sozialistischer Elemente anhörte, was sie mit Saß gegen Mussolini erfüllt zu haben scheint. „Giornale d'Jtalia^ berichtet, daß Miß Cl-ibson bet ihrer Ver nehmung erklärt habe, keine Kommunistin zu sein, aber viel Sympathie für den Bolschewismus zu haben. .Llmpero" stellt die Hypothese auf, daß Miß Gibson religiösen Wahnsinn simuliert habe, um sich unauffällig auf ihre Tat vorzubereiten und daß ihr angeblicher Selbstmordversuch im Februar v. I. nur ein Unfall bei der Einübung mit der Waste gewesen sei oder daß sie wirklich geisteskrank sei und sich jemand ihrer bedient habe, um das Attentat durch sie auö- führen zu lassen. Bet der Durchsuchung der Wohnung der Miß Gibson wurden außer vielen religiösen Gegenständen mehrere faschistische Blätter gesunden, in denen die Angaben über die tägliche Arbeit und den Aufenthalt Mussolinis, seine Teilnahme an Versammlungen usw. mit Bleistift an- gestrichen waren. sW. T. B.j Die Familie Ashbourne an Mussolini. London, 8. April. Lord Ashbourne hat heute aus Dublin an Mussolini ein Telegramm geschickt, in dem er das Bei- leid und das Bedauern der Familie Ashbourne über das Attentat seiner Schwester auöspricht. Auch der irische Präsident Cosgrave richtete im Namen der Regierung des irischen Freistaates ein Telegramm an Mussolini, in dem er Mussolini und das italienische Volk zum Mißlingen deS abscheulichen Anschlages beglückwünscht, der in Irland große Empörung verursacht habe. lW.T. B.) Die Ziele -es Faschismus. Rom, 8. April. Bei der Vorstellung der neuen faschistischen Parteileitung im Palais Bittoria sprach Mussolini in seiner bereit» kurz gemeldeten Rede au-führlich über dir Ziele deS Faschismus. Er führt« dabei u. a. auS: Diejenigen, die glauben, daß die Partei ihr historisches Ziel erreicht habe, täufchc« sich. I« Inner« haben wir unsere Schlacht ge, wo««e«, tm Ausland aber ist der Sieg «och «icht errungen. Unser Kampf mit dem Ausland ist hart und immer schwerer geworden. Wir vertrete« ei« «e»es Prinzip in der Welt. Wir stellen de« reinen Gegensatz dar zu der ganze» Welt der Demokratie, Plntokratie und Freimaurerei. Der große Historiker SiSmondi behauptete, daß die Völker, die im 'gegebenen Augenblick ihrer Geschichte die politische Initiative ergreifen, sie für zwei Jahrhunderte behalten. Tat sächlich behielt das französische Volk, daS 1789 die politische Initiative ergriff, sie 150 Jahre. Was das französische Volk 1789 getan, hat heute das faschistische Italien getan, das die Initiative in der Welt ergreift und diese Initiative wahren wird. Infolgedessen darf man nicht überrascht sein, wen« die ganze Welt der „unsterblichen" Prinzipien der Brüderlichkeit ohne Brüderlichkeit, der ungleiche« Gleichheit, der Freiheit mit Willkür gegen uns verbunden ist. Wir sind tatsächlich auf dem Punkt angelangt, wo der Kampf schwierig, verlockend und bedeutungsvoll wird, denn die alten Uederreste der Parteien in Italien in die Flucht zu schlagen, war ermüdend und undankbar, dagegen ei» «eucs Prinzip in der Welt aufznftellen und ihm zum Siege zu vcr, helfen, stellt eine Arbeit bar, durch die ein Volk oder eine Revolution der Geschichte augehören wird. Jede siegreiche Rerolutiou hat gegen sich eine ganz veraltete Welt. Aber schließlich werbe« wir erforderlichenfalls auch de« politischen Ring sprengen, weil Italien lebt und in vollem Umfange bas Recht, in der Welt z« leben, für sich in Anspruch nimmt. Rückgang -er Ausfuhr Italiens nach Deulfchland lDurch Funklvra-.l Rom, 8. April. Agencia dt Roma zeigt an Hand der italienischen Einsubrtabellen für den Monat Januar d. I. und des Monats Januar deS vergangenen JahreS, daß in diesem Jahre die Einfuhr nach Deutschland sehr stark zurück- gegangca st Besonders gilt daS für Agrarartikel. lW. T. B.j Alkenkak aus -en russischen Innenkommissar. Moskau, 8. April. Hente ist in Moskau ein Attentat aus den Jnucnkommissar Bcloborodow verübt worden, der bekanntlich an der Ermordung der Zarcnfamilic beteiligt war. Ein unbekannter Student gab einen Rcvol» vcrschnß auf Bcloborodow ab und verletzte ihn an den Schul tern. Nach lebhafter Verfolgung wurde der Täter fcstgcnom» men, der ein Sohn eines früheren Schloßangestcllteu ist. DaS Attentat wird noch vor der OcssentNchkcit geheim gehalten. Die Sowjctrcgierung wird erst morgen eine amtliche Mittci» lnng über das Attentat veröffentlichen. lT.U.) Die Finanzhrife ln Sowjelrnhlan-, Das diplomatische Korps soll den Goldbestand besichtigen. Moskau, 8. April. Die Sowjetrcgicrung beabsichtigt, eine neue innere Anleihe zur Stabilisierung der Währung im Betrage von 190 Millionen Rubel aufzunehmcn. Sie soll ausschließlich von den B a u c r n aufgebracht werden. In einer Regierungserklärung heißt cS, daß die Regierung keine In- slation zulasten werde. Um falsche Gerüchte zu zerstreuen, wird die Regierung in den nächsten Tagen bas Zentralvoll- zugskomttce und das diplomatischeKorvSzu einer B e- sichttgung des Goldbestandes der Staatsbank ein- laden. Daß sich die Finanzen der Sowjetregieriina in einer schweren Krise befinden, geht daraus hervor, daß Bruchanow erneut um seine Entlassung gebeten hat. Als neuer Finanz- kommissar soll Svkolnikow wieder in Aussicht genommen sein. Dle Durchführung -es Ruhlan-.Krediles Berlin, 8. April. Die Verhandlungen zwischen dem Reiche und den Ländern über die Durchführung des Rußland- kredites, besonders über die beiderseitige Ucbcrnahme der Garantie, sind mit einem guten Ergebnis zu Ende ge führt worden. Wie wir hören, ivird nach Rückkehr der Reichs- minister nach Berlin ein Ausschuß derjenigen Kabinetts mitglieder gebildet werden, dir an der Kreditfragc interessiert sind. Der Ausschuß wird die technischen Vorbedingungen prüfen und daS Ergebnis den beteiligten Kreisen vorlcgen. Auf Grund dieser Besprechungen wird das Reichskabinett dann den gesamten Plan deö Warenkredites der Ocfscntlich- keit übergeben. Anlaß zu einem diplomatischen Schritt in MoSkan wird die Behandlung der vor längerer Zeit in Rußland in haftierten deutschen Konsuln gebe», die trotz aller bisherigen Bcinithungcn deS deutschen Botschafters noch nicht befreit werden konnten. — Rücktritt Malvys. (Durch Funkspruch.) ParlS, 8. April. Innenminister Malvy hat heute abend dem Ministerpräsidenten Nriand seine Demission überreicht. Die Gründe für den Rücktritt sind nach Havas nicht im Ge sundheitszustand MalvyS zu suchen. In dein für morgen an gesetzten Ministerrat wird der Nachfolger MalvyS bestimmt werden. lW. T.B.) Mussolini und kein Ende. Der Duce kommt nicht aus dem Munde der Leute. Kaum ist eine Sensation verebbt, so rollen schon die Wogen einer neuen Affäre heran und spritzen ihren Gischt nach allen Rich tungen der Windrose. Diesmal hat eine alte Dame, angeb lich ein Mitglied der englischen Gesellschaft, dem Duce die Nasenspitze abgcschossen. DaS ist fatal, weil dadurch, ganz ab gesehen von der unbedingten Verwerflichkeit solcher Gewalt taten in einem zivilisierten Staate, eine Entwicklung gehemmt und aus längere Zeit lahmgelcgt zu werden droht, die mit der Tendenz einer Umbildung des allzu starren faschistischen Systems bereits angesetzt hatte und durch die Absägung des Generalsekretärs Farinacci »um ersten praktischen Ausdruck gelangt war. Derartige Versuche, einem natürlichen Werde- prozetz, wie ihn der Faschismus trotz allen mehr oder minder berechtigten Anfeindungen ohne Zweifel barstellt, durch künst liche Mittel in den Arm zu fallen, führen regelmäßig zu dem »nlgegengtzsetzte» Ergebnis, indem sie das System, das ver nichtet werben soll, nur weiter stärken. Diese Beobachtung kann man auch jetzt wieder machen. Trotzdem der Sache völlig das heldenhafte Moment fehlt — man denke, eine alle Dame, sie sich die Waffe an der Hand festvindetl — flammt doch ganz Italien in neuer Begeisterung für den Duce und den Faschismus auf, und -er Zustand allgemeiner nervöser Ueberretzung, an dem bas öffentliche Leben Italiens leidet, tritt bei dieser Gelegenheit augenfällig in Erscheinung, nicht zum wenigsten in den Reden, die Mussolini selbst hält, um sich mit großer Geste der Lage anzupassen. Welche geheimen Ein flüsse die Hand der Täterin geführt haben, wird bei der strengen Zensur, der die italienische Presse unterliegt, nicht so leicht herauszubringen sein. Weiß man doch heute noch nichts Näheres über das Komplott, das im November 1925 angeblich von dem sozialistischen Abgeordneten Aariboni und dem General Capello geschmiedet worden sein sollte. AnS dem Umstand, daß tm unmittelbaren Zusammenhänge mit dem jetzigen Anschlag eine Säuberung der Partcilisten angckündlgt wird, läßt sich höchstens die Folgerung ziehen, daß man in der Umgebung des Duce den Verdacht hegt, die Anstifter seien in Parteitreuen zu suchen. Unmöglich erscheint das des halb nicht, weil seit dem vereitelten November-Attentat ein ungewöhnlich starker Andrang zum Faschismus stattgefundcn hat. Zahlreiche Elemente, die noch bis vor kurzem den Faschismus bis aufs Messer bekämpft hatten, gingen plötz lich in das Lager deS Duce über, Sozialisten jubelten ihm zu, erzraüikale Blätter sattelten um und nahmen alles, was schwarze Hemden trug, ostentativ unter ihre Fittiche. Es ist also schon möglich, daß Mitglieder der unter der Maske des Faschismus arbeitenden Opposition bei Sem jetzigen Anschläge als hinter den Kulissen wirkende Kräfte beteiligt sind. Der Faschismus trägt unverkennbar an dem Empor- muchern der Neigung zu terroristischen Eingriffen in den geordneten Gang der Dinge insofern eine wesentliche Mit schuld. als er selbst in seinen Reihen den Terror gegen Andersdenkende begünstigt und dadurch eine Stimmung er zeugt, die Befreiung von der Gewalt nur durch Gewalt er zielen zu können glaubt. Es ist überhaupt das Verhängnis des faschistischen Systems, wie cs sich unter der Führung des Duce hcrausgcbildct hat, daß es sowohl im Innern wie in der auswärtigen Politik mit stark überhitzten Kesseln arbeitet und dadurch aus der ganzen Linie eine explosive Hochspannung erzeugt, welche die ganze Welt in Unruhe versetzt. Das zeigte sich jüngst mit besonderer Deutlichkeit ans Anlaß der Vor gänge in SUdtirol und der damit in Zusammenhang stehende» Bestrebungen der italienischen auswärtigen Politik. Mittel und Südcuropa zu einer Koalition gegen Dcntichlaiid zn- sammcnznschwelßcn, für die man auch nach Frankreich hin über die Werbetrommel rührte. Mit großer rcllamchafter Ausmachung wurde der Plan angeknrbelt. Ter südslawische und der griechische Minister des Auswärtigen wurden nach Rom geholt, Rumänien, Polen und die Tscheche» - Slowakei sollten unter italienischer Führung mitmachcn »nd den Ring schließen Helsen, um später einmal Italien »ach den Worte» FarlnacciS in den Stand zu sehen, „die Trikolore über de» Brenner hinaus vorzutragen". In Paris winkte man aber sehr energisch ab. Briand gab seinen slawische» Freunden, deren er ja so wie so sicher ist, klar zu verstehen, daß sic keinen Unsinn machen sollten, und in Rom ließ Briand dasselbe verlauten, wenn auch etwas mehr durch die Blume. Daraus schnappten die Staaten der Kleinen Entente wieder ab, und Mussolini stand allein auf weiter Flur als ein entlaubter Stamm. Diese Erfahrung wirkte doch einigermaßen er nüchternd auf den Duce, um so mehr, als auch noch der Druck