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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.09.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260910010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926091001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926091001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-09
- Tag 1926-09-10
-
Monat
1926-09
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.09.1926
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irr 425 Sette r — »Dresdner Nachrichten" — Arellag. 10. September 1S2S Primo de Riveras staatlicher Neubau. Man witterte Morgenluft tn all den Kreisen -rauben und nach mehr bei uns. fttr dte eine parlameiitarilche Re» gieiinigSiveiSheit -er Angelpunkt alles erspiteßlichen politi schen Geschehens in der Wett ist Man sah Pangalvs stürzen und hielt in übertriebener Eile den Augenblick für gekommen, das überraschte Griechenland zu seiner neuen Dreiheit zu be glückwünschen. Heute hat man sich überzeuge» müssen, daß Kon-yiiS aüeö andere ist als ein Vorkämpfer deS Paria» mentariSmuS. dciß für ihn dte Schaffung eines KoaltttonS- kabtncttS und die Wiederherstellung verfassungsmäßiger Zu stände willkommene Programmpunkte nmren, um Mitläufer zu gewinnen nn- mit ihrer Hilfe seine diktatorische Herrschaft an die Stelle der Diktatur keines Vorgängers zu sehen. Aber Spanien! Primo de Rivcra treibt Prestigevolitik ln Genf und t» Tanger, und „außenpolitische Prestigepolitlk ist immer eine Zuflucht antvkratischcr Regierungen, wenn im Innern starke Spannungen nach Entladung drängen" So laS man in der „Franks. Ztg." und anderen Linksblättern. Dazu die überraschend schnelle Ansehung einer Volksbefragung über die Stimmung des Landes, die bereits in den Tagen vom N. biS 13. September llattkindet. lind als nun gar ein übelgelauntes NrtillcrieoffizierkvrpS gegen eine neue Be förderungsordnung rebellierte, da war eS klar, daß Primo de RiveraS Tage gezählt narren, lind doch sitzt heute nach wenigen Tagen der spanische Diktator wieder fest im Sattel. Er hat den Belagerungszustand aufgehoben und hofft am dritten Jahrestage seines „Pronuneiamento" ein starkes abgckehrte öffentliche Meinung der Stärkung seiner Stellung dienstbar zu machen. Er hat es nicht wie Mussolini ver standen, durch ein wenn auch machtloses Parlament und einen ebenso ohnmächtigen faschistischen Senat wenigstens den Schein einer verfassungsmäßigen Herrschaft ausrrchtzuhaltcn, un feine Macht durch den Aufbau eines legalen StaatSwesen- zu stützen. Er hat »nmr bereit» seit seinem Regierungsantritt durch die Schaffung einer neuen, alle Stände umfassenden DammlungSpartet, der vnion patriotica, eine ähnliche polt» tisch« Organisation auszudauen versucht wie die Faschisten» Partei, er hat auch seinem abnehmenden Einfluß im Heer« Rechnung getragen, indem «r durch Wiederbelebung der alten Somatsn. einer Art Bürgerwehr, gewissermaßen et»« mtlt» tä rische Organisation tn» geben gerusen hat. auf die er sich nötigenfalls stützen möchte. Jetzt aber geht der Diktator ziclbcwußt an den Aufbau eine» neuen StaatSorganiSmuS, der sich auf eine repräsentativ« Kammer gründen und im übrigen noch einem Manifest Primo de RiveraS Spanten zu einem neuartigen Staat machen soll, tn dem dte sich selbst verwaltenden Kommune« dte Hauptzellen der Station iverden WaS Primo de Rtvera unter allen Umständen ab lehnt, ist die Wiederkehr eine» parlamentarischen Regimes, dessen Scheitern irgendeine Neuaufrtchtung verbiete. Ihm schwebt vielmehr eine „Nationalversammlung" vor. di« außer Mitgliedern der Union pntriottea Vertreter von Han» dclS» und LandwirtschaftSveretnigungen. ständischen Kor» porattonen und Stadtämtrrn umfassen, also in erster Vinte eine ständische Vertretung werden soll. Ihr wirb auch das Recht -er Interpellation zustehen, und sie wird an Regie» rungSbeschlüssen beratend und teils beschließend mttzumirken haben, aber dte Regierung wird nicht ihr. sondern allein dem König verantwortlich sein. Der Auftakt zu dieser Nruorgam» sation de» spanischen ElaatSlebenS wird ossenbar di« Volks, befragung der nächsten Tage sein, bei der dieienigen. die mit der Negierung Primo de RiveraS zufrieden sind, sich mit ..Ja" in dir auslieg«»»«» Liften etuzetchnen sollen, und von der Primo de Rivera offenbar eine groß« moralische Stärkung seiner Stellung für die neue selbstgestellt« Auigab« erhosst. Man wird dem AuSgang dieser Abstimmung mit Interesse entgegensehen können, ba sie bl« erst« politisch« WillenSkund. gebung eine» seit drei Jahren politisch völlig etngeschlum» werten Volke» ist. Wen« aber dte Beteiligung den Er» nmrtungen de» Diktator» entspricht, dann wirb man das um so eher al» einen Erfolg Primo de Rtvera» anzusehen haben, als nicht einmal dte Anklindiguna der politischen Neuorgani» sationSplän« ein irgendwie lebhaftes Echo tn Spanien geweckt hat. und da- Fernbleiben der politisch Uninteressierten von d«n Gegnern de» Diktator» auf ihr eigene» Konto gesetzt werden würde. Für da» Ausland aber wird der Neubau deö spanischen DtaatSleben» insofern von besonderem Interesse sei», al» er neben -em faschistischen Staat Italien» einen wetteren praktischen Versuch darstcllt, den sich mehr und mehr überlebende« Parlamentarismus durch neu« staatliche Da» setnSformen zu ersetze». Begrüßungsworte der Genfer Auguren. Vertrauensvotum des Landes im Volksentscheid zu erhalten, um. oessützt aus diese VvlkSknndgebnng. au den Neubau seines Staates zu gehen, den er tn den letzten Tagen angckündigt hat. Ob sich die Hoffnungen Primo de RiveraS in dem Maße erfüllen werde», bleibt abzuwartcn. Unbestreitbar ist zn>ar. daß er auch heute noch getragen ist von einer starken Popularität der breiten Massen, die ihm zusubeln. sobald er sich, was er gern tut. allein ans Jahrmärkten und bei Volks festen zeigt. Unbestreitbar ist auch, daß daS spanische Volk der Mißwirtschaft der früheren Parlamente keine Träne nach weint. daß es an der Politik erschreckend wenig Anteil nimmt und sein Interesse fast ausschließlich den Stierkämpfcn und den guten Geschäften widmet. Das hat noch jeder Spauienrcisende berichtet. Anderseits aber lassen sich auch Anzeichen nicht verkennen, daß er sich heute nicht mehr der Svmpatbien tm Heere erfreut wie einst, und daß dte alten, völlig kaltgcstellten Parteiführer sich sowohl die Bewegung in dem stark politisierten Heere zunutze zu machen, als auch den König im Sinne eines SnstcnnvcchselS zu beeinflussen streben. Ais der Generalgouverncur von Katalonien, General Miguel Primo de Rivcra n Orbaneja, am 13. September 1923 in Madrid ohne jeden Widerstand das Heft ergriff, um mit einem kleinen Stabe von Kameraden Spanien vor der sich immer mehr zuspitzcnden finanziellen und wirtschaftlichen Krise zu bewahren, jubelte das ganze Heer, die Flotte und das Volk diesem Manne zu. Beim Heere und bei der Flotte, dte früher durch die derüchti-tten OffizierSverbände sIurtteni sehr starken Einfluß auf die Politik halten, ist das heute längst nicht mehr der Fall. Worauf das letzten En-eS ziiritckzuführen ist. ist für den Außenstehenden schwer zu beurteilen. In Offi- zierskrelsen wirft man ihm Cliquenwirtschaft wnd Parteilich keit bet Beförderungen vor. Tatsache ist jedenfalls, daß der ernste Konflikt Primo de RiveraS mit dem gesamten Artillerie- offizierkorpS, daö von jeher ein ElitekorpS tm spanischen Heere darftelltc. neue BesörderungSvorichriften als Ausgangs punkt lmtte, die dte Einführung von Prüfungen bei der Be förderung versehen und eine Durchbrechung -eS traditionellen Dienstallersprinzips bedeuten. Einen tieferen politischen Hin tergrund hatte diese Revolte anscheinend nicht. Immerhin ist eS ein ernstes Zeichen, wenn sich sehr de.rchtliche Teile deS HeereS. das die Diktatur geboren bat. heute gegen den Dik tator wenden. Aber zweifellos hätte es der spanische Macht haber nicht zu einem so ernsten Konflikt kommen lassen, wenn er nicht andere Kräfte hinter sich gehabt hätte, die ihm eine solche Kraftprobe möglich erscheinen ließen. Und diese Kräfte sieht er offenbar in der VolkSstimmiing, die allerdings keines wegs an den Enthusiasmus der Italiener für ihren Duce heranreicht. Primo de Rivcra ist auch keineNatur wie Mussolini. Ihm fehlt insbesondere das revolutionäre Pathos, mit dem Mussolini die Massen fortreibt. Primo de Rivera ist viel mehr ein durchaus konservativer Charakter, ein kühl berech nender Staatsmann mit gesundem Menschenverstand und Or ganisationstalent. der mit starken Erfolgen den unendlich vielen Mißständen in der Staatsverwallung und vor allen Dingen tn den Gemeinden rücksichtslos zu Leibe gegangen ist. Und worauf er sich stützen zu können glaubt, ist eine un verkennbare Zufriedenheit der Bevölkerung mit der zu nehmenden Konsolidierung des wirtschaftlichen Lebens und mit dem großzügigen kulturellen Nufbauprogramm, das der Diktator mii einer Energie und Entschlossenheit in Angriff genommen hat, wie sie im Spanien früherer Jahre unmöglich gewesen wäre. Man kann heute nicht mehr an der alle Gebiete des Staatswesens umfassenden gewaltigen Neformarbeit Primo de RiveraS vorübcrgehcn, bei der seit der lieber- nähme von Zivilministern in sein Kabinett im Dezember v. Js. von bedeutsamen Kräften unterstützt wird. Seil seinem Staatsstreich ist der spanische Diktator an der Arbeit, dte Bodenkultur zu heben, durch großzügige Meliorationen das biS dahin zur Hälfte brachliegende Land in Kultur zu nehmen, den Latikundienbesstz zu beschränken und den Kleinbesitz zu stärken, wobei neue Ngrarkrcditbanken mehr und mehr dafür sorgen, den Mruern den notwendigen Kredit zu schaffen. Der schwerfällige und veraltete Verwaltungsapoarat wurde von Grund auf reorganisiert. Mit 7lMsi Kilometer neuen Landstraßen soll in den nächsten vier bis fünf Iassren ein Netz von modernen Verkehrswegen geschossen, sämtliche spanischen Ströme sollen reguliert, dadurch neue Schisfswege eingerichtet und dte spanische ElcktrlzitätSkrast verdoppelt werden. Und wenn man liest, daß allein tm lausenden Jahre 2100 Kilo meter neue Eisenbahnlinien und eine gleiche Länge im nächsten Jahre gebaut werden sollen, wenn man erführt, daß das gesamte Wirtschaftsprogramm, mit dessen Ausführung plan mäßig begonnen wurde, Spaniens Wirtschaftskraft verdoppeln soll, dann kann man eS verstehen, daß sich das Interesse des spanischen Volkes mehr diesen Plänen zuwendet, als der Frage, ob es eine parlamentarische Vertretung hat oder nicht. Mögen die finanziellen Mittel den großen Plänen des Dik tators auch manches Hindernis bereiten, so kann man doch nicht daran vorllbergehcn. daß dte dreijährige Diktatur keine Zeit des Niederganges gewesen lst, ländern bereits eine sehr bedeutsame Aufbauarbeit zu buchen bat. Trotzdem würde aber auch diese Arbeit Primo de RiveraS wohl kaum ausreichen, um dem Diktator einen dauernden Erfolg gegenüber dem zunehmenden Widerstand der einstigen Berufspolitiker. Parlamentarier und der Bnreaukratte. die sich wieder nach der früheren einträglichen Siaatskrippe lehnen, rin'- vor allen Dingen gegenüber neuen Strömungen im Heere zu sichern. Und daS um so weniger. alS positive Leistungen ott recht rasch vergessen werden, die Unzufrieden- beit aber um io stärker zu wachten pflegt, te weniger Ne ein Ventil nach außen hin hat. Primo de Rivera hat dies«» Moment in den drei Jahren sein«« Herrschaft allzu sehr ver» nachlässiqt. hat vielmehr tn einer sehr strengen Zensur dte Presse zwetsello» zu stark unterdrückt, um dte »o» der Politik Dampfer auf den DMerbun-senihusiasmus. Berlin, 9. Scpt. Eln Berliner demokratische» Blatt bringt heute lange Aeutzerunaen von Vriand. Eham» b e r l a i n, Vandcrvelde, B c n e s ck. NtntschItsch und noch einigen anderen Genfer Größen. Diese Wiedergabe der Empfindungen dieser Staatsmänner anläßlich der deutschen Völkcrbnndöaufnahme trieft nur so von schönen Redensarten. Manches wiederum mutet wie eine Verhöhnung an, so z. B., wenn B r t a ii d davon spricht, daß der Tag. der Deutschland in dem Völkerbund sehe. daS erfolgreiche Ende der An» streng» ngen von mehr al» einem Jahr be deute. Hier wird man Herrn Vriand ohne weitere» zu» stimmen können. CS war sicher keine Kleinigkeit, die Sache so zu deichseln, daß nun, wie er weiter erzählt. Dentscklaud und Polen Seite an Seite im Rat sitzen «erden und sich so „gegenseitig besser schätzen lernen". Ob Herr Brtand nichts davon weiß, daß Polen mit einer verbissenen Zähigkeit, dt« besserer Dinge würdig wäre, schon seit Jahr und Tag gegen Deutschland einen Handelskrieg führt, den eS nur unter schwersten Opfern durchhalten kann, den eS aber trotzdem nicht ausgibt. Können sich zwei Mächte, die in solchem Ver hältnis zueinander stehen, zusammensctzen, um an der „Wiederherstellung einer europäischen FrtedenSstimmung" zu arbeiten, w-nn Polen nicht daran denkt, seine Feindselig» ketten, seine ständige Unterdrückung alles Deutschen etnzu» stellen? Aufrichtiger ist, wenn Lhamberlain sagt, mau solle den Völkerbund nur für da» in Anspruch nehme«, «osür er sich eignet, und wenn er unter »ciser Leitung bleibe »ad wenn man nicht zuviel von ihm erwarte, lo würde er der Menschheit Dienste leisten könne». Deutschland zum Gruß sollen diese Acußcrungen sein. Sie können Deutschland aber wohl mehr zur Warnung sein tn bezug ans allzugrobe Hoffnungen, dte mancherorts au den deutschen Eintritt ge knüpft worden sind. Was Vriand zu sagen hat. Parts, 9. Sept. AuS Denier BölkerbundSkretseu ver- lautet, daß nach den VegrüßungSworten NintschttschS und der Antwort Strcsemann» Vriand tm Namen de» Rate» auf die Erklärungen StresemannS antworten werbe. Brtand würde hierbei dte von der französischen Politik auf inter nationalem Gebiete verfolgten Ziele erläutern, aus dte Friedensbemühungen der Locarnoverhandlungen Hinweisen und unter Betonung der bereit» erzielten Ergebnisse auch sene Dinge berühren, die durch eine loyale Anwendung der Locarnoverträge und deS BölkerbnndSpaktes noch z« erzielen wären. Briand würde diese Gelegenheit nicht vorttbergehen lassen, ohne einige Erklärungen, die er dieser Tage der au», ländischen Presse gegeben hat, zu präzisieren, so insbesondere über die Folgen, die die Inkraftsetzung deS NheinpakteS für Europa haben werde, um dadurch alle bedenklichen Auslegun gen, welche die Worte Briands in einzelnen Ländern hervor- gerusen haben könnten, unmöglich zu machen. So wäre eS ganz selbstverständlich, daß daS Rheinabkommen in keiner Weise die strikten Bestimmungen der Verträge acändert hätte, und daß die Sicherheitsklausel deS Versailler Vertrages und deS NheinpakteS über die entmilitarisierte Zone sich nur ans die deutsche Rhcinlandzone beziehen könnte«. Paris in Erwarlung -er Re-e Slresemanns. Paris. 8. Scpt. Mit bezeichnender Spannung werden hier die morgigen Erklärungen StresemannS gelegentlich deö Empfanges der deutschen Delegation beim Völkerbünde er wartet. Während man aber auf der Linken diese Frage mit einer gewissen Aengstltchkett behandelt tm Hinblick auf die Forderungen, dte Stresemann in bezug auf dte besetzten Gebiete des Rhetnlandcs oder der Saar stellen könnte, scheint Die DorgSnqe im Iung-o. Mahraun und die Lage in Sachsen. Vom Presseamt Sachsen deS Jungbeutschen Ordens wird unö geschrieben: „Anläßlich der EtnigungSbestrebungen zur Schaffung einer nationalen Front tn Sachsen und der Angelegenheit des damit veri'undenen Rücktritts des bisherigen Führers deS Jung deutschen Ordens in Sachsen, v. Tschammer und Osten, weilte der Hochmeister Artur Mahraunin den letzten Tagen in verschiedenen sächsischen Einheiten, um mit den Mitgliedern Fühlung zu nehmen und seine Stellungnahme zu den schwebenden Fragen bekanntzugcben. Von den Ausführungen, dte Mahraun den Mitgliedern aus Dresden und ans allen Teilen deS ElbgaueS und deS Gaues Sächsische Schweiz machte, seien folgende Stellen hervorgehoben: Nach kurzen Darlegungen der sungdeutschen Gedanken, gänge erklärte Mahraun, daß er dte EinigungSbestrebungen, wie sie in dem ersten Ausruf der Vaterländischen Ver bände Sachsens zum Ausdruck kamen, billige, daß er aber den zweiten Ausruf, der nach seiner festen Ueverzeugung eine Einmischung tn die Partetpolitik bedeute, ablehne« müsse. Diese Stellungnahme habe er auch dem ehemaligen sächsischen Führer zum Ausdruck gebracht. Er werbe un beirrt der vielen Angriffe seinen Weg wettergehen, der die Sammlung aller Kräfte zu einem nationalen Volksstaat zum Ziele habe. Ueber die schwarz, weiß-roten Farven äußerte sich Mahraun sinngemäß dahingehend, daß er diesen alten ruhmreichen Farben nach wie vor die Treue halte, daß sie nur ein äußeres Symbol bedeuteten und nie und nimmer dazu bienen dürften. alS parteipolitisches Anhängeschtlb be nutzt zu werden. Der Jungdeutsche Orden diene weder der schwarz-wetß-roten Front noch der schwarz-rot-goldenen, son dern dem ganzen deutschen Volk«. Sehr scharf sprach sich Mahraun gegen Standesdünkel und gegen Klassengegensätze, durch die unser Volk zerrissen werde, au». Al» Deutsche hätten wir die Pflicht, in echt brüderlicher Art miteinander zu verkehren, um eine wahr« VolkSgemetnschast zu bilde«. Nach Mahraun, dessen Rebe oft von lebhaftem Beifall unterbrochen wurde, sprachen der Führer de» Elbgau«», Lass«, der Führer de» Saue» Sächsisch« Schwei», Dr. man auf der Rechten derartige Komplikationen vorerst nicht zu erwarten. Slürkwünsche zum VSlkerbun-velnrrlrr. Berlin, v. Sept. Anläßlich deS Eintritts Deutschland» in den Völkerbund haben u. a. auch dte badische und die hessische Staat»regt«rung Glückwunschtelegramme gesandt. Ebenso hat ein herzlicher TelearammauStausch zwischen dem österreichischen Bundeskanzler Dr. Ramek und dem Reichskanzler Marx stattgesunden. Ankunst -er -euischen Delegallou in Gens. Gens, S. Sept. Zum Empfang aus dem Bahnhof hatten sich etngefunden der deutsche Delegierte Graf vernftorss, der deutsche Gesandte tn Bern, Adolf Müller, General- konsul Aschmann und der österreichische Gesandte in Bern, Pault, serner waren zahlreiche deutsche und ausländische Pressevertreter erschienen. Frau Dr. Stresemann. die schon seit einigen Tagen in Genf weilt, hatte zum Empfang ihren Sohn nach dem Bahnhof gesandt. Nachdem die Herren den Zug verlassen hatten, begaben sie sich sofort tn drei offenen AutoS nach dem Hotel Metropole, wo sür sie Zimmer reser viert waren. Der zweite Teil der deutschen Delegation, tn», besondere die parlamentarischen Sachverständigen, traf heut« abend 8,88 Uhr tn Gens ein. Dte Ankunft der deutschen Delegation t» Gens hat die lebhafteste Neugierde der Genfer Bevölkerung erregt. Schon aus dem Bahnhos war ein lebensgefährliche» Gedränge. Auch vor dem Hotel Metropol sammelte sich schnell ein großer Menschenhaufe an. der etwa eine Stunde warten mußte, ehe Dr. Stresemann mit seiner engeren Begleitung zu Fuß daS Hotel verließ. Er begab sich zum ResormattonSsaal, um dte Plätze der deutschen Deflation zu besichtigen. Skresemann bleib! oplimlstlsch. Empfang der ausländische« Presse. (Durch Suakspruch.) Prag, 9. Sept. Nach einer Meldung de» tschecho-slowaki- scheu Pressebureau» au» Genf erklärte RetchSaußenminister Dr. Stresemann bei dem Empfana der ausländischen Presse n. a.: AlS ich tm März hier ba» letztem»! war, standen wir vor dam Zusammenbruch der Hoffnungen, dte aus Locarno geWtndet waren. Ich habe Ihne» schon damal» gesagt, daß e» nickt richtig wäre, auf die Idee vo« Locarno zu verzichten, und daß wir an dem gemeinsamen Erfolg Mit arbeiten wollen. Gestatten Sic mir, meine Freude darüber auSzusprcchen, daß mir die Tatsachen recht gaben. Locarno und der damit verbundene NniversalitätSbcgriss der enropät, schen Politik haben den Sieg bavongetrage«. Morgen werde« die Locarnopakte in Wirksamkeit trete« «nd ratifiziert wer den. DaS Gefühl, daß es nach dem schrecklichen Kriege zwischen Siegern und Besiegten zu einer friedliebenden Politik aller Leute guten Willens kommt, ist erbebend. SS kommt nicht aus die Form an. ob der Völkerbunds- rat ans so «nd so vielen Mitgliedern besteht, sondern aus die friedliebende praktisch« Zusammenarbeit. Nicht dte Form, sondern das Ergebnis ist da» Entscheidende. Sicherlich wird diese Zusammenarbeit nicht ohne Miß verständnisse und Kämpfe abgehcn, aber davon bin ich überzeugt, schließlich wird sie über dte destruktiven politi schen, wirtschaftlichen und sozialen Tendenzen unserer Zelt siegen. Der Minister ersuchte schließlich um freundschaftliche Zu sammenarbeit der ausländischen Vertreter und um objektiv? Kritik. Anfragen wurden an Dr. Strcsemann nicht gestellt. Brandt. Velde gaben nochmals kurze Erläuterungen »u dem Rücktritt deS Herrn v. Tschammer und den damit zusammen, hängenden Vorgängen. Einwandfrei sei festgestellt, daß durch die objektiv unrichtige Berichterstattung deS nach Berlin entsandten Berichterstatters die Krisensttmmung hervorgeruscn wurde und baß nunmehr auch in Sachsen Klarheit bestehe. Nicht unerwähnt solle bleiben, daß der Jungdeutsche Orden als NeichSorganisalion den besonderen Verhältnissen der ein zelnen Länder Rechnung trage, icdvch stets bedacht sein werde, daß alle Sonberbestrebungen sich dem Großen und Ganzen unterznordnen haben, um die Einheit des Reiche» zu gewähr leisten." Ikattenlsch-jugoslawische Spannung. Gens, S. Sept. Wie dte Telegraphen-Union von gut in formierter Seite erfährt, sind in der letzten Zeit zwischen der italienischen und der jugoslawischen Regierung gewisse Schwierigkeiten entstanden. Die italienische Regierung hat erklärt, baß sie den Vertrag mit der snaoslawische« Negierung vom Jahre löb» nicht in Kraft setzen könne. Beginn -es englischen Einschreitens in China? London, S. Sept. Ein drahtloses Telegramm au» Hankau besagt, daß die englische Marine etnen neuen Vor stoß nach Wanh-Sien plant, um dte von General Väng- Sen beschlagnahmten beiden englischen Schiffe zu befreien. Nach dem „New Aork Herald" ist daS englische AdmtralitcttS- schtff „Hawking", an dessen Bord sich Prinz Georg, der Sohn deS englischen Königs, befindet, unter Volldampf nach Hankan tn Begleitung tencr zwei Kanonenboote abgegangen, die am vergangenen Sonntag mit den Chinesen Im Kampfe standen. Vor einem russisch-japanischen Garankiepakt. MoSka«, 9. Sept. Heute nachmittag wird hier bekannt- gegeben, baß der Sowietgesanbte tn Tokio, Ko pp, der japa nischen Regierung «inen Vorschlag über den Abschluß eine» Garanttepakte» zwischen Japan und Rußland gemacht habe. Dt« japanische Negierung soll diesen Vorschlag angenommen haben und bieSbezügltche Ver- Handlungen solle« demnächst ausgenommen werbeu.
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