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Ausflüchte, welche die Angeklagten machen. Die junge Schönberger will nämlich mit einem höheren Geiste im Bunde stehen, sie will „die Stimme des Heilandes" zu- weilen hören, und dieser Geist habe ihr gesagt, „daß mit den Rechenpfennigen etwas zu machen sei". Wenn dies der Rath des Geistes wirklich war, so ist der Geist we nigstens nicht von der besten Sorte gewesen. Genug, die alte Angcnnann und der Vater der „Geistesbesessenen" glauben an deren Verkehr mit Geistern und haben daher ihre Rathschläge befolgt und an ihren Aussagen nichts Verwunderliches gefunden. In der Voruntersuchung hat die junge Schönberger, deren röche Backen und verschmitz tes, verlogenes Benehmen eine besondere Anlage zum Ver kehr mit Geistern und zur Schwärmerei nicht eben verra- then, noch nichts von ihrem Geisterverkehr gesagt. Sic bringt das erst jetzt vor und producirt zugleich ein unterm 22 d. M. von dem Pastor Eisenstuck .in Friedrichstadt ausgestelltes Zeugniß, in dem über ihre „Rechtschaffenheit, Religiosität, Aufrichtigkeit" rc. in der anerkennendsten Weise berichtet wird. Jedenfalls muß diese junge Person auch gut heucheln können. Die Angermann ist im Stande, Schadenersatz zu leisten. Der Gerichtshof verurtheilte die Angermann wegen Betrugs zu 1 Jahr 2 Monat Arbeits haus, die Schönberger wegen Betrugs zu 4 Wochen Ge- fängniß und den Schönberger wegen Partiererei zu 2 Mo nat Gefängniß. Sonnabend finden von früh 9 Uhr an Verhandlungen über fünf von Grämer, Heinzc, Liebert, Richter und Reißig erhobene Einsprüche statt. — Zum Verkaufe von Frachtbrief-Formularen für den Verkehr der sächs.böhm. u. der sächs.-schles. Staats- risenbahncn sind die Papierhandlungen von Baumann u. Sendig am Altmarkt und von A. F. Kegler, Schösserg. Nr. 4 Hierselbst, beauftragt worden. — Auction: den 29. Dec. Vorm 10 Uhr im Hofe der Jäger-Caserne zunächst dem Hauptzeughause 8 Stück ausgemufterte Militair-Zugpferde. Tagesgeschichte. Seit ein paar Wochen haben die Diebstähle im fürstlichen Schlosse zu Rudolstadt so zugenommen und ist außerdem noch die Wache durch nächtliche gespensterhafte Erscheinungen, verbun den mit Steinwürfen, dermaßen erschreckt worden, vaß jetzt von Mittags I Uhr ab, mit Ausnahme der zum fürstliche» Hose ge hörigen Personen, Niemanvem der Eintritt ins Schloß gestat tet ist. Die neuenburger Frage und der p ersi s ch e Krieg bil ven derzeit organisch zusammenhängende, wenn auch weit aus einanvcrgestreckre Glieder veö Ganzen der gegenwärtigen Ver wickelung. Zn wohluiuerrichteten Kreisen zweifelt man übri gens, daß die schweizerische Bundesversammlung stch selbst jeden Ausweg abschneiden werde) man hält vielmehr vasür, vaß sie bei England anklopfen und um dessen Vermittelung sich bemühen werde.— Preußen hat in der Sitzung des Bnnoestags von, i8.d den Regierungen seinen Dank für die einmüthige Bereitwilligkeit bei Fassung des Beschlusses vom 6. Dec. ausgedrückl. Die Zer tungen melden ferner, Preußen habe unter Vorlegung der gepflo genen Verhandlungen dem Bundestage mitgetheilt, es bleibe ihm nur übrig, seinen gerechten Forderungen durch Aufbietung einer Heeresmacht Nachdruck zu geben; Verhaiivlungen zu Gewährung ver freien Bewegung der Truppen seien bereits eingeleitet. Von ven Maßnahmen seien die vier Großmächte bereits unterrichtet Daß der Friedenshoffnung wenig Raum bleibt, liegt um so mehr zu Tage, als auch die Nachrichten auS der Schweiz kriege risch genug lauten. Die Ereignisse drängen sich übrigen- mit solcher Eile, daß jeder Zweifel bald gehoben sein wird. Nach eine tel. Nachr. des „Dr. I." auS Frankfurt wächst die Friedenshoffnung. Gerüchte von Vermittelungsvorschlägen der Diplomatie und Anordnung derselben »ach Berlin. Viel diplomatische Conferenzen beim Bundcsprästdcntc». Die Eröffnung der Conferenzen in Paris wird am 27. Dec. stattfinbcn. Dem Verlaufe derselben sieht man mit Be ruhigung entgegen. Es hat allen Anschein, daß ein paar Sitz ungengenügenwerden, um die Arbeite» der Conferenzzum Schluffe zu bringen, unk vaß diese Sitzungen nicht über die ersten Tage des Januar hinaus gehen werben. Der Monileur bringt einen Bericht des Staat-Ministers und Minister des kais. Hauses, an den Kaiser bezüglich der Civil- liste für 1857. Der Bericht macht den Kaiser aus die Noth- wendigkeit aufmerksam, seiner Freigebigkeit Grenzen zü ziehen, da für 1850 die Summe der Geschenke, Pensionen und Auf munterungen etwa 6,300,000 Fr. betragen hat. — Der Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen ist wieder von Paris abgereist. — Zu Marseille traf mit dem Paketboote der Levante ein Sohn Reschiv Pascha's, als Ueberbringer von Instructionen für die Pariser Conferenzen, ein. Die Times fordert Englanvs Vermittelung zwischen Preu ßen unv der Schweiz. Das Recht, behauptet sie, liege auf Sei ten der Schweiz. — Die Morning Post warnt den Kaiser Na poleon davor, aus die Seite Preußens zu treten. Weihnachtswanderungen. x. Herrscht jetzt auch in unserem sächsischen Vaterlande ein reges Streben nach immer höherer und allseitigerer Erkenntniß der Natur und ihres Wirkens und Waltens im unendlichen Raume, so bietet die Mineraliensammlung des Herrn Klocke auf der Mvritzstraße der wißbegierigen Jugend als zweckmäßiges Weihnachtsgeschenk einen reichen Schatz zur Belehrung und An schauung ver Natur, dem Denker einen Anknüpfungspunkt für seine Forschungen. Für Kinder zunächst findet man zur ersten Anregung des Naturstubiums kleine Sammlungen von den sel tensten Eiern, in- und ausländischen Käfern und Schmetterlingen, Conchhlien und Mineralien, von I H Thlr. an, sowie alle Gegen stände aus dem Gebiete der Zoologie im Einzelne». Zu streng wissenschaftlichen Zwecken ist ein grvßes Lager aller Claffen deS Thicrreichs ausgestellt, ausgestopft, in Bälge» und als Sceletts, sowie in Spiritus, getrocknet und injecirt. Von ausgestopfte» Säugelhieren erblickt man eine hübsche Auswahl von Affen, Pe- karis, Fischotter» rc.; von Vögeln Geher, Trappen, Enten, Stör che und Colibri's; von Amphibien Alligatoren, Schlangen rc.; von Muschel» und Schnecken sehen wir die aller Länder und Meere vertreten, von der kleinsten bis zur größten, von der un scheinbarsten bis zur prachtvollsten. Wir erwähne» nur die Nau- thlus, die echte Wendeltreppe, Teufelsklaue, als Porzellan-, Ke gel-, Noten-, Melonenschnecken, Perlmuscheln mit und ohne Per len, sowohl aus dem Meere, als auch aus Flüssen, die Venus- und Schinkenmuschel unv tausend andere. Endlich erfreute uns die große Auswahl von Korallen. Selbst für Schmuck- und Nippsachen ist gesorgt durch eine Auswahl von geschliffenen Mu scheln und Schnecken in ven brillantesten Farben. Auch in Flora s Kindern weht göttlicher Odem und sprosset in ihnen frisches Leben, Kraft und Gestaltung. Mächtig zog eS uns zu dem prachtvollen Blumenflor, welchen die HH. Dreiße, Him- inelstoß, Schreiber, Spann u. A. ausgestellt. Nainentlich erfreut unS auch dieses Jahr wieder Herr Dreiße mit seiner Weihnachtsblu menschau in der großen geheizten Glashalle in Künzels Hof am Altmarkt, der Dresdner Passage. Er hat in seiner Ausstellung die Tracenen, Mirosma, FicuS und Begonien mit ihren schönen Wuchs- und Blattformen, Rosen, Veilchen, Reseda und Hyacin- then, Orangen und Ananas zu einem reichen Kranz gewunden,