Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 08.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189910086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18991008
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18991008
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-08
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.10.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
seine Anwendbarkeit ans derartigen Widerspruch zu treffen. Man wird dies aber nachholen müssen, wenn die jetzige staatsanwaltliche Praxis beide!,alten wird. Will man eine Entwickelung der Dinge »ach dieser Richtung hin abwenden, so bieten sich nur zwei Aus wege. Entweder mich der Monarch darauf verzichten, io häufig und in so markanter Weise wie bisher Stellung zu den brennen den Taaesfragen zu nehmen, was weder zu verlangen noch zu er warten ist, ode die Einleitung der Maieslätsbeleidiaungs-Prozesse Mich erschwert werden, vielleicht dadurch, daß die Staatsanwalt schaft in ledem Fall die ausdrückliche Genehmigung zum Ein schreiten einholen mutz. Zu was man sich aber auch entschlicht, jedenfalls ist Widerspruch dagegen einznlegcn. daß die freie poli tische Diskussion in Wort und Schrift dadurch eingeengt werden soll, daß die Opposition gegen die vom König nngevrdnete Regicr- uiiaspolitik unter Umstanden indirekt als Maicstatsbeleidigung verfolgt werden kann. Das hieße nicht nur dem geltenden Recht Gewalt anthun. sondern auch alle verfassungsmäßigen Bestimm ungen über das Recht der freien Meinungsäußerung, die Minister- Verantwortlichkeit und die Unverletzlichkeit dcS Monarchen ignvrirc». Ist es schon nicht zu vermeiden, daß ein sonst loyaler Mann, wenn er sich durch öffentliche Aeußerungen des Kaisers provocirl oder gekränkt fühlt und seiner Auffassung Worte verleiht, wegen Maicstatsbeleidigung verurtheilt wird, sobald er sich eines Aus druckes bedient, den er in der Erregung nicht genau abgemessen hatte, so sollte man mit Rücksicht aus die Häufigkeit solcher Anlässe cs erst recht vermeiden, den Bogen zu straf! zu spannen und auch noch da Vvrzugehen, wo gar lerne direkte Beleidigung des Mon archen vorlicat, sondern wo es sich nur um eine mehr oder minder entschiedene Bekämpfung der Politik handelt, die in seinem Namen geführt wird. Wenn ein Sozialdemokrat, also eirr Todfeind der Monarchie, wegen Beleidigung des Kaisers verurtheilt wird oder wenn ein wüster Temvkrate in seiner revolutionären Begierde den Monarchen beleidigt und einen Denunzianten findet, so braucht man sich über die Verurtheilung nicht weiter anfzuregen. Das ist natürlich. Aber wen» schon Elemente der Bevölkerung, deren Kvnigstrcue sonst über jeden Zweifel erhaben ist. mit Majestäts- belcidigungs-Prozessen von zweifelhafter juristischer Berechtigung bedacht werden, so ist das ein untrügliches Zeichen, daß irgend etwas im Staate ungesnnd ist. lintcr der Ueberichrist „Das geprellte Deutsche Reich" wird der „Rh.-Wests. Ztg." von einer angesehenen politischen Seite geschrieben: „Der Delcigoavcrtrag, wie er kurzweg und zutreffend genannt wird, ist übcrwiegend in Dunkel gehüllt. Was wir darüber wissen, verdanken wir englischen Blättern, und die Ver lautbarungen einiger in der Regel wohlnnterrichtetcr londoner Zeitungen, vor Allem des „Standard", geben uns doch einige Fingerzeige, wie cs sich mit diesem viel bcichriebcnen und viel be- schriecnen Vertrage verhält. Tie Grundlage des Vertrages ist die bevorstehende langsame Liguidation der portugiesische» Kolonien. England und Tentschland haben nun einen „moiins vivomii" ge sunden, bei dieser bevorstehenden Austhcilung des portugiesischen Kolonialbesitzes nicht zu kurz zu kommen, indem sie sich gegenseitig bestimmte Interessensphären zugcsichcrt haben, wobei für Südvst- asrika der Zanibcsi die Treunuugslinie markirt. England betrachtet die Herbeiführung dieses „inoclno vivcmcli" oder Heber „niuctno partienäi" als eine Konzession seitens der präponderirenden See macht. Das Deutsche Reich hat daher als weiteres Gegengewicht den Verzicht aus eine fernere Intervention in den Huren staatcu hinznwcrscn müssen, einen Verzicht, welchen die im Jahre 1807 so zweideutige Haltung Frankreichs nahe legte. Tie weiteren Artikel des Tclagoa-Uebcreintommcns beschäftige» sich daher mit einer Negulirung der Ansprüche Englands als „präpoudcranten Macht" in Südafrika, ein Anspruch, welcher von Deutschland lbat- sächlich anerkannt worden ist, und opfern dieser südafrikanischen Vor macht dic Vnrcnstaatcn. England hat nicht gezögert, diese späteren Artikel des DelagoavcrtrageS sofort in Kraft trete» zu lassen. Dagegen gedenkt Großbritannien die ersten Artikel des Dclagoa- übercinkoinmens überhaupt nicht iu Kraft treten zu lassen, d. h. also: Nachdem Großbritannien die für cs entscheidende freie Hand i» den Burenstaatc» sich gewahrt hat, hat Großbritannien kein Interesse mehr, das Telagoa-klebereinkommeu überhaupt weiter zu vollziehen. Es wird im Gcgcnthcil im britischen Interesse liegen, nach der Einbeziehung der Vurcnslaaten die portugiesische Frage in möglichst weite Ealeuden z» verschieben. An der Austhcilung des portugiesischen Besitzes ist Großbritannien überhaupt wenig intcrcssirt, dagegen ganz bedeutend an der Beseitigung der burischc» Selbstständigkeit und der Beschlagnahme der Trans vaaler Goldfelder. Es wird also nach Erledigung des Bureutrieges ähnlich wie in Egypten, bedeutende Truppeinnasscn in Südafrika stehen lassen und die portugiesische Angelegenheit vertagen. Nach Ist oder 20 Jahren muß sich dann zeigen, ob die politische Kon stellation eine Aussaugung der portugiesischen Kolonien durch Groß britannien allein wüuschenswcrth und möglich macht. Jeden falls wird bis zu diesem Augenblicke Deutschland gezwungen sein, das Geheimnis; des Tciagoaverlrages zu wahren und gleichzeitig zur Unthätigkeit verurtheilt sein." Das heißt also, Deutschland steht als der Geprellte da und hat zu dem Tadel und dem Schaden auch noch den Spott zu tragen. . Das Urtheil des Bezirks-Ausschusses in Sachen des März- Fr i e d h o f s p o r t a l s ist deni Berliner Magistrat und Polizei präsidium nunmehr zugeslellt worden. Iu den „Gründen" wird die Frage erörtert, ob der Polizeipräsident befugt war, aus politi schen Gründen eine Ban-Erlanbniß zu vertagen und. falls dies zu besahen, ob die in seiner Verfügung angegebenen Gründe für zu treffend zu erachten seien. Wie vor ihm das ObcrverwallungS- Gericht, !o hat auch der Bezirksausschuß angenommen, daß die Polizeibehörde sich bei Erlaß der Verfügung vom l8. Februar d. I. durchaus aus einem ihrer Zuständigkeit unterstellten Gebiete bewegt habe. Tie Begründung icner Verfügung, wonach das geplante Friedhofsportal eine „Ehrung der dort begrabenen März gefallenen. mithin eine politische Demonstration zur Verherrlichung der Revolution" bezwecke, müßte »ach den Verhandlungen der Stadtverordneten-Versammlung für zutreffend erachtet werden. Ter Behauptung des Magistrats, daj ihm icdwede politische Tendenz serngetegc» habe, sei zwar voller Glauben beigemessen worden, die Stadtverordneten aber haben wiederholt deutlich zu erkennen ge geben, daß sic eine Ehrung der Märzgefallenen bezweckten, und dies sei auch in dem Berwaltungsstrcite des Magistrats gegen die Stadtverordneten wegen der geplanten Kranzniederlegung deutlich zum Ausdruck gekommen. ES könne sich daher nur noch um die Frage bandeln, ob der von den Stadtverordneten beabsichtigte Zweck, die Märzgcsallenen bezw. die Revolution zu vcrherrlicyen, durch das proiektirte Bauwerk auch zum Ausdruck gebracht worden wäre. Anch diese Frage hat der Bezirksausschuß besaht, da cS sich hier uni einen Moiinmentalban handle, der zu dem kleinen, einfach ausgestatteten Friedhofe in gar keinem Verhältnisse stehe. Aus allen dielen Gründen sei der Verfügung des Polizeipräsidenten beiznpslichtcn und die Klage des Magistrats kostenpflichtig ab zuweisen. Die militär-ehrengerichtliche Untersuchung gegen de» „Afrika- reiscndcn" Tr. Esser hat ihren Abschluß gefunden. Dr. Esser gehört dem Ossizierstande nicht mehr an. Vor mehr als Jahresfrist wurde diesem Herrn Esser zum Erstaunen Aller von einflußreicher Seite eine Audienz beim Kaiser ansaewirkt und bei dicier Gelegen heit der Kroncnordcn zweiter Klasse überreicht. Herr Esser war indiskret genug, über den Verlauf dieier Audienz und die vom Kaiser gclliancn Acuberungen: Ich wünschte mehr solche Leute in meinen Kolonien zu habe» :e., sofort einen seine Person verherr lichenden Bericht m's „Kleine Journal" zn bringen. Das gab der Ocffcntlichkeit Veranlassung, sich mit der Person des Herrn Esser zu bcichästiaen. Die Folge davon war ein militär-ehrengerichtliches Verfahren, das den oben zart angedcntcten Verlauf genommen hat. Oesterreich. Wie verlautet, wird der Rcichsraly ans den 18. Oktober einberufcn werden. Die gegenwärtige Session des Reichsrnlhs wird geschlossen und eine nene eröffnet werden. Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes. Stnatsminister Graf v. Bülo >v. stattete in Wien dem Minister des Aeußeren Grafen Gostichowski einen längeren Besuch ab. Wie einem in Pillen erschernendcn Czcchcnblatte aus Wien ge meldet wird, bericth der Statthalter von Böhmen Graf Conden- hovc mit den Ministern Graf Elary und Dr. v. Koerber wegen M ' ' " ' zneoer seyiie». oocy icyeini cs aewii;, oay vie »ammer o chluß genehmige» wird, falls die Regierung nicht die Ka rage stellt. Das Ministerium ist hierüber noch unschlüssig: es der Aufhebung der Botschaft zustimme», bann wirb a welcher die Aufhebung mit 13 gegen 7 Stimmen beschloß, lg Mit glieder fehlten, doch scheint es gewiß, daß die Kammer den Be- nicht die Kabinets- sollte , auch ein Gesetzentwurf über Kündigung des Cvncordats und Einstellung des Kultusbudaets eingebracht werden. Unter den Klerikalen herrscht große Bestürzung. Der „Figaro" versichert, die Reise des Großf Thronfolgers von Rußland nach England habe politischen Eharakter. sondern sei nur ein einfacher Jamilienbesuch. Der „Figaro" meldet, der Richter GroSjcan erklärte beim Verlassen des Zuges, er habe das vielbesprochene Diner lange vor dem Tode des Präsidenten Felix Jaure gegeben: dem Diner hätte der Sohn Mereier's, Cavaianac und Bcaurvpaire beigewohnt. Eine Persönlichkeit, die zu diesem Tiner eingcladen war. habe ürsten - keinerlei ganz ai Hosicha in den chalttirg oen R evisions-Prozeß dies bestätigt und hinzügefügt, Diners hätte sich einzig und allein ans Dreyins bezogen. Wie der „Eclair" mittheilt, bemühen sich die Abgesandten der Ausständigen von Le Creuzot. die Anerkennung des Shndikats und die Wiedcrannahme aller Arbeiter zu erlangen. — Nach dem „Echo de Paris" werden etwa lM Ausständige den Schiedsspruch nicht annehmen: sie bestehen durchaus aus demZug nach Paris. Die Behörden ergreifen strenge Maßregeln, um ben eiden zu verhindern. Türkei. Der armenische Patriarch hat dem Kultus ministerium leine offizielle Demission eingciandt. Darin weist der Patriarch aus die während seiner drciiährsgen A»itsführnng der Pforte bewiesene Ergebenheit und die der armenischen Nation ge leisteten Dienste hin und erklärt, nicht im Amte bleiben zu können, so lange die Pforte gegen die ganze armenische Nation außer ordentliche Gewaltmaßrcgeln nnwende. ES herrscht die Annahme vor. daß der Sultan die Demission, die geeignet ist, die unrulffgung unter den Armeniern zu erhöben, nicht annehmen und den Patriarchen durch einige Zugeständnisse befriedigen werde 16. Juki Herr RIch. Alexander, vom 1. bis 15. August Herr Rud. Christians, vom 16. bis 27. August Herr Em. Reicher. i Die Beerdigung der König!. Kammewirtuosin Frau Margarethe L>tern findet heute Vormittag halb 12 Uhr aus dem inneren Ncnstädter Friedhof statt. 's Der schöne Gedanke, der Sache des Straßburger Goethe-Denk mals durch einen Vortragsnbend Goethe'scher Dichtuiiaen materiell zu nützen, hatte bei den Goetheverehrern unter den Kunstfreunden unserer Stadt so viel Sympathien gesunden, daß der Saal des Musenhauses vorgestern Abend recht gut besucht, wenn auch nicht ausverkaust war. Herr Paul Wiecke von unseren, Königl. Hauspiel war es. der sich mir rühmenswertber Selbstlosigkeit en Dienst des herrlichen Unternehmens gestellt batte und eine Auswahl der schönsten Poesien des Weimaraner Olympiers vor- trng. Das Programm zerfiel in zwei Therle, deren erster Balladen, eine Parabel und hymnische Gedichte bot, während im zweiten neben drei geselligen Liedern, den Liedern ans „Wilhelm Meister" und drei Stücken aus deni „west-östlichen Divan" hauptsächlich Lvrrea zum Vortrag kamen. Tic Auswahl der einzelnen Vortrags- numinern, die bei der Fülle Goethe'scher Poesien von vornherein sehr schwer war. darf als vorzüglich gelungen gelten: nur die drei „geselligen Lieder" und einige Nummern der lhriichen Kleinigkeiten hatten vielleicht weableibe» können, schon um die Dauer der Vor lesung — eine Stunde ist reichlich genug, vollends für die Recitation solch'köstlicherLiederund tiefsinniger Hymnen — umMbiSMMinuten zn vermindern. Ueber die Vortmgskunst des .Herrn Wiecke ist schon anläßlich seines Auftretens an dem Dichterabend des Vereins „Dresdner Presse" gesprochen worden. Im Großen und Ganzen vermeidet der Künstler alles fvrcirte Deklamiren und läßt den Schauspieler hinter dem Vorleser fast völlig zurücktreten: vorgestern that er das nicht immer und nicht überall. So sprach er z. B- die „Zueignung" merkwürdig ruhig, säst nüchtern und ohne stärkeren lyrische» Schwung, während er die herrliche Ballade „Der Gott und die Bäsadere" und nun gar den „Fischer" mit hoch dramatischem Vortrag, man kann beinahe sagen in Scene setzte, so bedeutend mar hier die Wirkung. Ein Gleiches gilt von den hymnischen Poesien, von denen Herrn Wiecke der „Gesang der Geister über den Wassern" und der „Prometheus" am besten gelang: nur störte hier bisweilen ein Anseinanderreißen zusammen gehöriger Wortfolgen, ein allzu häufiges Anbringen von Ge dankenstriche». über das man znm Mindeste» geteilter Meinung sein kann. Gedichte naiven Empfindens, wie die einfache „Legende vom Hufeisen", liegen der Individualität des Künstlers am wenigsten: er findet dafür nicht den rechten Plauderto», wenn man so sagen dars, und wird leicht zu sentimental. Am schönsten las er die ichwcrmüthigen lyrischen Dichtungen, ganz wunderbar die Lieder aus „Wilhelm Meister", „Wanderers Nacbtlied" und „An den Blond": das waren die Perle» des Abends, die im reinsten, tiefsten Glanze erstrahlten. — Die Zuhörer, unter denen sich auch Ihre Königl. Hoheiten Prinz und Prinzessin Friedrich August besanden, waren unermüdlich im Spenden dankbaren Beifalls, und anch an reichlichem Lorbeer für de» uneigennützigen Künstler fehlte cs nicht. — Nicht unerwähnt darf zum Schluß das Programm zu diesem Goethe-Abend bleibe», das Caspari. ein Künstler von einem bohen technischen Können und feinem, witzigen Geiste, der namentlich in allerhand satirische» Zeichnungen zur Geltung kommt, mit avartem Geschmack entworfen hatte: auch er darf sich rühmen, etwas Gutes für des Dichters Gedenken dei- getragen zu haben, wie denn der schöne Verlaus des Abends das Motto der Ankündigung der Recitation Lügen strafte: „Zu Goethe's Denkmal, was zahlst Tu jetzt? Fragt Dieser, Jener und Der. Hätt' ich mir nicht ielbst ein Denkmal gesetzt, das Denkmal, wo kam es denn her?" M Im „Sächs. Kunstverein" herrscht jetzt Oktoberstimm- Transvaal. Wie die „Times" hören, ist endgiltig beschlossen worden, daß das englische Parlament ani 17. Oktober zusaiiimciitrclen soll. Noch den „Daily News" sollte das Armeekorps, das von General Voller in Südafrika kommandirt werde» wird, gestern zu den Waffe» eiuberusen werde». Der Führer der englischen Opposition Campbell Banner- man hielt iu Maidstone eine Rede über die TranSvaalfrage. Er diückte die Hoffnung aus. daß die Diplomatie das letzte Wort »och nicht gesprochen habe. Die Lage sei durchaus noch nicht hoffnungs los : weder England noch Transvaal Hütten die T hür gegen weitere Unterhandlungen geschlossen. Ueberhaupt forsche man Pergebens »ach triftigen Kriegsgründen. Ans einer im Interesse der Erhaltung des Friedens et»- beriiseiien Volksversammlung in Earnarvvn (England) hielt John Mvclcy eine Rede, in der er auf die Mäßigung und ans die annchniharen Aeußerungen in der jüngste» Rede des Herzogs von Tevoiiihire hinwies und darlegte, naß Großbritannien keinen Wunsch hege, an der Unabhängigkeit Transvaals zn rühren. Er könne nicht einiehcn. weshalb es Großbritannien und Transvaal unmöglich sein sollte, sich zu einigen. Er bedauere, daß Trans vaal das Anerbieten, den Ausländer» nach önrhrigem Aufenthalt im Lande das Bürgerrecht zn gewähren, zurückgezogen habe: nichts destoweniger sei es aber die Pflicht Großbritanniens, die Thüreir für weitere Verhandlungen noch offen zn halten Tie englische» Kriegsvorbereitnngen, schreibt die „Köln. Ztg.". werden mit Ester fortgesetzt, und täglich wächst die Zahl der Trnppenthcile. die daheim, zinn Dienst i» Südafrika be stimmt, gemustert und bereitgestellt weiden. Die Einschiffung er- ivlgt langsamer. Es zeigt sich, daß i» der Kunst und der Wissen schaft des Mobilisirens. wie sie sich allmählig ans dem Festlande entwickelt hat. Altcngland zurückgeblieben ist. Seine eigcnthüm- liehcn Hecrescinrichtnngcn erschweren die schnelle Ausstellung einer mit Allem versehenen Feldarmee: eine Anzahl vo» Fragen ent steht, an die man früher nicht gedacht Halle. Tie englische Ansicht von dem i»> Felde für die Truppe» Nvlhwendigc» wurzelt in der anivrnchspollen, entwickelte» englischen Lebensnihmncz aus allen Punkte» der Erde: die kliniatücheii und Bodenvcrhältniffe des voraussichtlichen Keiegsichanplntzes eisendem außerdem beion dere Rücksichten: so wächst der Troß in's Ungeheure, und man wird gut llnui, aus den Ziffern der in Südäsrika aiiskrelendcii Tnippenniasscii sorgsam die Zahl der Kombattanten beransznichälen. Obgleich die porliegendcii Nachrichten »och niwvllsländig sind, sieht man doch, daß die jetzige englische Kriegsbereitschaft eine größere Zahl von Truppen unffasse» wird, als seit Beginn des Jahrhunderts lemals n»tcr englische» Fahnen im Felde gestanden hat. Weder i»> Krinikriege noch in Eglipteii. weder in Indien noch in Afghanistan wurden englische Truppen in solcher Starke verwandt. England wird eben einen wirklichen Krieg zn sichren habe». Der Oberbefehlshaber Sw Redners Butler, der sich von der Königin verabschiedet hat, wird erst gegen Ende des Monats ans seinem Posten sein, und wahncheiiilich wird ec anch die Kriegs erklärung Englands — falls sie dann noch nöthig sein sollte - in der Tasche tragen. ES ist schwer zn glauben, daß, einmal in an sehnlicher Stärke an de» Grenzen der Repnlilike» versammelt, das englische Heer dann thatenlos die Rückreise anlreten wird. Unter den Offiziere» befindet sich (leider!!) auch Prinz Elnffttan Victor von Schleswig-Holstein, Haupttnan» mir dem Rang als Major im Kings Royal Riste Eorps, von dem zwei Bataillone an dem Feld zuge thcilnehincii werden. Ter Prinz sieht im 88. Lebensjahre. Ans I v h a nneSburg meldet das (englische) „Reut. Bur.": Tguiendc von Eingehvrencn kommen gegenwärtig vom Lnnde in die Stadt. Die Behörde» haben beschlösse», sic durch Eskorte „ . . wieder auf's Land bringen zu lassen. Abends betraten zwei Ein-! Künstler in dem vorliegenden Falle zur Geltung gebracht hat, keinen geborene den Laden eines jüdischen Kleiderhändlers, stachen ihn in! Geschmack abgewinnen könne», mag auch vom religiösen Stand- den Nacken und schnitten ihm die Gurgel durch. Auch im Eastrnnd wurden zwei jüdische Ladenbesitzei ermordet. Die Ein geborenen. besonders Kaffem, plündern alle Stellen, wo sic ung. d. h. es acht in allen Sälen dem Ende entgegen: an charar- tcristiichen Zeichen dafür fehlt es. wie in jedem Jahre, auch dies mal nicht. Sv mcrtt man die Nähe des Schlußtermins vor Allem an dem Fehlen der bedeutenden Sonderausstellungen, die seit einige» Jahren im Knnstverein so sehr — und das zur Freude aller wahren Ku»stsreuiide! - in Ausnahme gekommen sind, und an dem damit verbundenen Uebcrhandnehmeir von einzelne» Arbeiten. Wie jeder halbwegs leistnncissähiae Künstler begreiflicher Weile nicht gern vor Schluß der Saison mit einer uinsassenden Serie seiner'Wecke hccailSkvninic» will, so möchte doch auch wieder Jeder, vollends da die Ankausskominiision für die Lotterie »och nicht ganz ihres Amtes gewaltet bat. womöglich jetzt »och mit einer oder zwei Nummern im lehren Monat vertreten jci». Anita seä non nniltam. heißt cs da freilich, und die Fülle der Neucin- sendlliigcn und Neuausstelluncien stellt wirklich beinahe im um- aekehrtcn Verhältnis; zu dem Äcrthe der verschiedenen Novitäten, die übrigens nicht immer aus dem letzten Jahre zu stammen brauchen, »m für Dresden ans diese Bezeichnung Ainvmch zu er heben. Das; nnler diesen Verhältnissen das wenige Gute doppelt auffällt und sich bleibend in'S Gedächtnis; dcS Beschauers einprägt. ist selbstverständlich. So ist die in den letzten Wochen arg ver nachlässigte Plastik durch einige Stücke recht gut vertreten. Besonders durch eine Pocträtbüsle Professor Robert Henze's, die als ein in jeder Hinsicht bedeutendes Werk Intimität der Eharakteristik mit Größe der Anssassung verbindet und in allen Linien das genaue Nattirstndiii!» verrätst ohne in naturalistische Spielereien zu ver fallen, erbebt sich diese Abtl>c>l»ng gerade sür die Schlußwochen über das Niveau des Alltäglichen. Bedeutet Henze's Werk die Arbeit eines fertigen und gefestigten, i» sich abgeschlossenen meister lichen Könnens. >v ist Arnold Kram er's Grabrelies der Versuch eines hochtnlcntirten jüngeren Künstlers, der im Nene» sein Heil versucht. Cs ist ein nicht uninteressantes Werk, das um so höhere An erkennung verdient, als es bei ihm nicht unbeträchtliche Schwierig keiten zu überwinden galt, so im Aeußeren. das wobl durch den Tenk- stcin bcdiugke wenig glückliche Format des Reliefs, in der Auffassung: die Darstellung des Verewigten in Bruststück als Schlafenden auf dem ' Todtcnbctte, der wir übrigens. >o schlicht und eindringlich sie der L-chnapsvorräthc vermiitheu. Aus Mafeking vom 8 Oktober melden die „Times": Tie Bewegung der Buren a» der Wcslgrenze Transvaals wächst: die Lage ist akut. Ei» Kommando niitcr Führung Eronie's in Stärke von WM Manil mit Artillerie sicht in der Nähe von Ramathlabama bei der Rovijrund BoiirS-Farm. General Hunter ist gestern mit Kavallerie und einer Jnfanteric- brigadc von Turban »ach Pictermaritzhiirg abgegangcn. TaS ganze Dcvonshirc-Reginient »nd die 58. Artillerie-Batterie sind in Ladvsmith angelangt. wohin auch die 10. Husaren atnücken he . , Erareifung scharfer Maßregeln gegenüber den von Ezcchen an- gekundigten Kundgebungen bei Aufhebung der Sprachenver- ordimngcn. In Prag und allen czcchilchen Städten soll Militär anfaeboten und, wo keine Garnison ist, soll Militär hingesendet werden. ^ Frankreich. Der russische Minister Mnrawiew ist in Paris cingetrosfcn und wird eine Woche dort verbleiben. Zu seinen Ehren werden iin Elysöe und im Ministerium des Aus wärtigen Diners stattfindcn. Die Frage der Aufhebung der französischen Botschaft beim Vatikan drängt alles Andere in den Hintergrund. Die Kleri kalen beben hervor, daß bei der Abstimmung im Budaetausschuß. Kllnst und Wissknschillt. Die Königl. Hofoper gicbt heute Mehal's „Joseph in Egypten". Im Königl. Schanstnelhans gelangt „Ein S v m in c r n a ch tstcau m" zur Aufführung. T ie Vorstellungen beginnen halb 8 Uhr. i SPielplan der Königl. H v sope r. Sonntag: „Joseph in Egttvlen"; Montag: „Der Freischütz": TienStag: „Die lustigen Weiber von Windsor": Mittwoch: „Die Köninin von Saba": Donnerstag: „Lucrezia Borgia": Freitag: l. Sin- foiiic-Eoncert (Serie I): Sonnabend: „Fra T'avvlo": Sonn tag: „Die Hugenotten". — Königl. H os> ch a i, iP iel. Sonntag: „Ein Svinmernachtstranm": Montag: „Tic Gefährtin", „ParaeelsuS", „Der grüne Kakadu": Dienstag: „TaS sünste Rad": Mittwoch z „Ter Eonwagnv»"; Doimerstag zinn ersten Male: „College Erompto»": Freitag: „Johannes"; Sonnabend: „Un treu". „Jugendliebe": Sonntag: „College Erainptvn". ch Mitthcilnng aus dem Bnreau der Königl. Hosthcater. 0. d. Bits. Weber'S Aufführung Frau „ . . . ^ic übrigen Haupt rollen sind mit Frl. Nast, den Herren Äießwein, Ncbnschka und Wächter besetzt worden. 7 Im Residenztheater wird heute Nachmittag zu crmnßigie» Eintrittspreisen „Der Zigeuner daran" gegeben; Abends gelangt die Komödie „Z a z a" mit Frau Odilon als Gast zur Aufsiihtting. s Die Ggstspield isp ositionen der Direktion des Dresdner Resrde »zthea ters für die Winter- und Sommer- Ipielzeit 1899 1900 sind nach einer Tbcatcr-Korrcipondenz bereits letzt dcstmtrv zum Abschluß gelangt. Vom 1. bis 3«. November llMirt Frau Agnes Sorma, im Dezember Herr Nittner vom Deutsche» Theater in Berlin (..Fuhrmann Henschcl"), vom 1. bis ;W. Februar 9M Irl. Jenny Groß, vom 1. bis 31. März Herr Felix sckweiahoser. vom 1. bis 30. April Herr Hosschauspicler Ü. Paul vom Königl. Hoftheater in Dresden. Vom 1. bis 7 Muthennng aus dem Bnreau der Königl. Ho Wie bereits gemeldet, gelangt am Montag de» 9. d. Bits. „Freischütz" im König!. Opernhaiisc zur Anfführmis Wlttich wird die Rolle der Agathe singe». Die übrigen pnirlte aus viel dgsür sprechen („Er schläft nur!"). Um bei der Plastik zu bleiben, sei hier noch ermähnt Erich H ö i e l' s, des Schöpfers des Aufsehen erregenden Hunnen, famoser „Negersänger", der nur den einen Nachtheil hat, furchtbar thcuer zu sein: das Figürche» kostet in Bronze 950 Mk.' Ferner eine Gruppe „Mutter und Kind" von Adolf Rehni in Holz, die sowohl rein technisch iitterc>sirt, als auch durch die stark iniierlichc Eharakteristik des la keineswegs neuen Suiets für sich eiiiiiiiumt: besonders glücklich ist der seine Kops der Mutter ausgefallen, während der dcS Kindes einige Härten in den Linien anfweist und im Ganzen zu klobig aninnthci. — Bo» den zahlreichen neu aus gestellten Bildern verdient nach Maß und Art der in ihr vertrete nen Knnstbcthätigiliig die Kollektion des Berliner Marinemalers Will» Hammächer, die um einige Stücke größere» sFormats verstärkt worden ist und somit die einzige bedeutendere Sonder- Ausstellung sür den r^Itober aiismacht. an erster Stelle genannt zu werde». Das Geschick dieses Künstlers: glitzernde, lichte, sonnige Stimmungen aus. über nnd im Wasser wicoerziigeben, bc weise» naincnllich die beiden Gemälde: „Brandung bei Finalmarina" und „An dcii „Favaglioni", die de» Maler vorzüglich in seiner Eigenart vertreten und groß gcschanle Rgtiiraiisschnitte gebe» dieser herrlichen Küstenstriche Italiens. — Mit einem Bilde, das allem Anschein »ach ältere» Datums ist, hat Gabriel Bi a r. der Münchener Meister, seinen Einzug in den „Sächsischen Kiiiffwcrein" gehalten: er »eimt cs „Jrrlichi", und das ist das Merkwürdigste an dem Gemälde, das ans einsamer, iiioiidbeschiencncr Heide einen Reiter zeigt, der sich Non einem üppigen, schöne» Weibe die Zügel ans der Hand hat nehmen lassen und mm halt- und zügellos ihrem Zauber folgt. DaS flimmernde, flackernde Moment, das die Phantasie mit dem Begriff des Irrlichtes sür gewöhnlich verbindet, ist nirgends auf dem Bilde nngcdentct, wälnend die traiimhaste Stininnnig des Ganzen im Kolorit vorzüglich heranSgearhcitet ist. und die vornehme, poetische Erfassung der Figuren, die noch nichts von deni späteren hysterischen Typus der Marsche» Gestalten zeigt, darf rückhaltlos ancrlaiint werden. — Ein großes Reprüsentations- gemälde — nicht mehr als das — hat E. v. E > ch Wege lWcimar) im Vestibül ausgestellt „Bismarck ans der Höhe von Sedan". Man sicht de» ehernen Kanzler daher gesprengt kommen nuf einem riesige» Rappe», der leider die Figur des Reiters nicht so mächtig zur Geltung kommen läßt, wie es wünschensiverth wäre; sieht man doch unwillkürlich immer wieder ans das übrigens vorzüglich gemalte Pferd. Ter Hintergrund, das Schlachtfeld und der Ort Scdnii, ist iinr leicht angedcutcl, ebenso das Gefolge dcS Fürsten. In einem großen Raume wird das Bild eine gewisse Wirkung nicht verfehlen. — Von all' den übrigen neue» Bildern soll morgen die Rede sein —o— h Im Königl. Kunstgewerbcmruseum verbleiben die ebenso eigenartigen, wie reichhaltigen Sonderaiisslelluliaen von Tapeten oer Firmen Schütz und Lcmghammer noch bis auf Weiteres und finden das lebhafteste Interesse des kimstliebenden Dresdner Nachrichten. Nr. LT». Seite 3. >»> Sonntag, 8. Oktober 188»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)