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Dresdner Nachrichten : 23.11.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190311232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19031123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19031123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-11
- Tag 1903-11-23
-
Monat
1903-11
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.11.1903
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Vriestaften. — Ca mellen st rab e. .Daß hier in Dresden die pein lichste Sorgfalt auf die Instandhaltung der Stiaßen verwendet wird und wir infolaedrssen geravezu mustergültige Straßen aufiu- weise» baden, ist eine allgemein anerkannte Tatsache. Um so ve- »emdlicher mich eS erscheine», wenn hier und da noch eine Straße aniutressen ist. die in bezug aus Pflaster zu den vorbezeichneten in lutsiem Gegensätze steht. Es sei z. B- nur aus die. nicht etwa in ^oriladt Mickten oder Kabln. sondern sozusagen mitten tn der Ztadt gelegene Cameiienstraße hingewiesen. Da» Pflaster dieser so schön benamsten Straße ist geradezu eme Sehenswürdigkeit und liuim zu belchietben Kurz gesagt, ist es ein wellenförmiges, »itr wdlrcichen Löchern versehenes Lager von soimlosen Steinen, wie ne allenfalls noch zum Packlaarr verwendet werden. Wir viele Passanten da schon binaeftürzt sein mögen, entzieht sich natürlich brr allgemeine» Kenntnis, e» ist aber erst kürzlich beobachtet wor den daß e»n Mann beim ilrbrnchrriten besagter Straße hinstürzlr. weil er. natürlich infolge seiner Ungeschicklichkeit, in ein Loch ge treten war. Hoffentlich wird« bald anders, wenigstens sollte man meinen, daß >o gut sich ein Mitglied de» hochwobllöblichen Stadt- vewrdnrten-KollegiumS gesunden hat, das die allerdings auch lehr notwendige Durchführung der angrenzenden Stepbanienstraße zwischen Psotrndauer- und Blumenstraße beantragt hat. sich auch eins bereit finden lassen wird, die Erneuerung des fragliche» Malters mit Erfolg zu beantrage». Der Donk oller Anwohner der Camelienstraße und derjenigen, die fortgesetzt dalelbst verkehren müssen, würde ibm sicher sein. — Ihre Hoffnung, daß es auch in diesem Falle bald anders wird, kann »ran getrost teilen, denn eS dal im Laufe der Zelt in Dresden, das. wie Sie ganz richtig demerlen. geradezu mustergültige Straßen anszuweilcn hat. schon manche adnlichr Beschwerde eine brtrirdrgende Erledigung gesunden " A. M. A. Th. „Zu der Anfrage im Briefkasten. Ohren sausen betreffend: Ich bin schon alt und habe darin etwas Erfah rung. Hast immer hängt daS Ohreniausen mit der Nase. d. h. mit Schnupfen und dergleichen zusammen. Was mir und den Meinigrn aedoifen. waren säst immer nur Hansiniitel. Eins de, besten ist Caniillentee. Man koche davon 2 Tövse, jeden zu 2 Liter, »m damit wechseln z» töniirn. und halte über den heißen Dampf Ohr und Note. wobei man ein Tuch über de» Kvvs deckt, damit sich der Dampf nicht so schnell verflüchtigt. Man macht vaS etwa eine Viertelstunde lang und legi darnach ein Kräitter'äckchen aus weicher Leinwand (gewärmt) aus das Ohr. Außerdem ist eS rat sam. immer etwas Watte im Obr zu tragen und sich aus das Peinlichste vor kalten Füßen zu hüten." — Obwohl ich der Mei nung bin. daß das Listige Oyrensauien in vielen Fällen nicht aus die verhältnismäßig harmlose llrlache eines SchnupienS zurückzu- lührcn isl und ohrenärztlich behandelt werden muß. habe ich doch keinen Anitand genommen. Ihrem zum mindesten gut gemeinten Aale Raum zu geben, zumal die Klagen über dergleichen Odren- icidcn ,n Beginn des Winters regelmäßig laut werden und ein Hausmittel, wie Sir eS empfehle», schlimmstenfalls nichts helfen aber auch nichts schaden kann. — Münchs Restaurant. „Wann geschah der Mord aus der Piotenhauerinabr. nach welchem heute noch jene Straße den Beinamen .Ladengasse" hat? Damals wurde eine ältere Frau aus lener Straße ermordet, ihre Leiche in einer Lade in die Elbe ae'chasst, jedoch schlug die Kiste auf einen Pfeiler ans und zer schellte . anderen Tages konnte man die Blntipur von der Elbe bis zur Psotenhauerstraße verfolgen. WarS v o r oder nach 1888 ?" - Die Leiche der Ermordeten. eine 67jährige Frau namens Eawli. wurde am 13. Dezember 1888 von dem Fährmann an der Uelügiuier Uebeciahrt gefunden und am 17. Dezember schon gelang es der Polizei die Mörder in dem 25 Jahre alten Handarbeiter Schach und dessen um 4 Jahre älteren Ehefrau zu entdecken. Letztere starb am 17. Februar 1889 im Gesgugnis an Rippenfell entzündung. während ihr Mann am I. März vom Schwurgericht znm Tode verurteilt und am 29. April zu lebenslänglichem Zucht haus begnadigt wurde. "* Nesse Hermann (50 Pfg.i ,,Jch bin Kaufmann und zum nächsten Frühjahr gestellungspflichtig. Nun möchte ich jedoch gleich beim ersten Mal zum Militär kommen und mich zu diesem Zwecke freiwillig melden. Ich habe den Wunsch, in Dresden zu dienen, und zwar zwei Jahre als Fahrer bei der Felbaisillerie. Ich bin kurzsichtig: würde das Einfluß haben? Woumch ich mich melden und welche Papiere sind dazu nötig?" -- Sic Wimen sich unter Vorwcis eines bei der Amtshauptmann- ichaft Ihres Aufenthaltsortes zu erbittenden Meldescheines zum sreiwillige» Eintritt bei einem der in Dresden liegenden Artillerie- Ncaimenter melden. Wenn Ihre Kurzsichtigkeit keine zu bedeu tende ist, würden Sie wohl bei sonstiger Eignung als Fahrer angenommen werden. "* Zwei Streitköpse i» Klotzsche. (30 Pfg.) ..Wir itreiien uns schon seit einiger Zelt über die Frage: „Ist der Mond mit Pflanzen. Tieren oder Meirichen bewohnt?" — aber leider ohne Erfolg. Bitte, geben Sle nnS also Auskunft hierüber." — Ja Kinder, habt Ihr denn noch nte etwas von Mondkälbern. Mondkäiern, Mvndklee, Mondveilchen und — last not lsast — vom Mann im Mond gehört? Mehr weiß ich vorläufig auch nicht. Ader wir können ja, wenn das elektrische Lustschiss fertig stin wird, gcmeinschaitlich mal einen kleinen Mondausflug machen, vorausgesetzt, daß Ihr allein die Kosten tragt. Ich muß Euch aber ichon henke daraus aufmerksam mache», daß nnS ein Retourbillett mit Otägiger Gültigkeit nichts nützt, da der gute Mond, der immer so stille in den Abendwolken hingeht, beiläufig 356 650 Kilometer von uns entfernt ist, und daS auch nur, wenn er sich in der Erdnähe befindet. Geletzt nun den Fall, wir passen die günstigste Zeit ab und legen mit dem elektrischen Luftschiff M Kilometer in der Stunde zurück, so brauchen wir nach Adam Riefe allein 21 Wochen 1 Tag und 14>/» Stunde zur Hinfahrt, und wir dürfen uns gar nicht !o lange aus dem Monde anihalten. wenn Ihr nach Jahresfrist ivieder in Klotzsche sein wollt, lieber die günstigste Zeit zur Abreise ivrrchcn wir noch. Einstweilen laßt mir Eure Zipfelmützen gut auswattieren, denn wir kommen, daß Jhrs nur wißt, mit dem Kopse nach unten auf dem Monde an. — Ab.. Johann Georgen-Allee. (10 Pfg.) .Mein« Frau beschäftigt aller 14 Tage Sonnabends eine alte arme Frau mit Treppenschenern. ungefähr jrdeSmal circa zwei Stunden, also im Jahr 52 Stunden. Nun möchte ick wissen, ob ich bieie Frau auf diese Zeit bei der Ortskrankenkasie oder Jnvalldenkaffe. oder bei beiden Kassen anmeldrn muß." — Eine Äeichäiligung dieser Art begründet weder die Kranken- noch die JnvalidilätS-Bersiche- rungsvilicht. — Nichte Gertrud. (30 Mg.) .Bitte um gefällt Mitteilung, ob der Sohn eines Zugführers der Köntgl. Säch. Skaatsriicnbahn die Osfizierskarrtcre riiii'chlagen kann, oder ob der Stand des Bakers ihm diese Laufbahn verschließt." — Wenn der lunae Mann sonst den an einen Offizier zu stellenden Forderungen in l>e,ug auf, wissenschaftliche Bildung. wie finanzielle Mittel entspricht, würde ihm dir Stellung icines BalerS nicht hinderlich icln. die OfsizierSlanfbahn zu ergreifen. Zahlreiche Beispiele ähn licher Art bestätigen dies. *** Ein 2 0 jährig. Aboün. s50 Pfg.) „Was für eine Geläute-Tonort halten Sie für eine auf Bcrgeshöhe thronende Kirche für die ansprechendste resp. harmonilchste? Das Ge läute soll aus 3 Glocken bestehen und etwa 60 Zentner schwer sein. Was meinen Sie zu Ve«-<lui' oder I-ls-ckur oder v-mall? Kann man bei dem Gewicht auch schon den H-ckur-Akkord haben?" — Als ein freudig klingendes und für eine auf Bergeshöhe thro nende Kirche besonders geeignetes Geläute ist ein solches im Itz^-clur-Akiord von etwa 60 Zentnern zu empfehlen. Wie be liebt gerade die Vas-ckiir-Geläutc sind, beweist die Tatsache, daß die hiesige Erzgicßcrci von C. Albert Bierling davon in den letzten 15 Jahren etwa 50 Stück geliefert hat. *** 3 0 j ä h r i g. Nachrichten - Abonnent. (50 Pfg.) „Bitte höslichst um Angabe einiger Trinker-Hcilanstaltcn." — Im Königreich Sachsen: 1. Für Männer: Sächsische Heilstätte kür Alkoholkranke in Cunnertswalde bei Moritzburg. Pension jährlich 360 Mk. Prospekte von der Geschäftsstelle des Landes- oerbandeS gegen den Mißbrauch geistiger Getränke, DreSden-A., Holbcinslratze 105. Nur für Wohlhabende: Sanitätsrat Dr. Römers Sanatorium in Elstcrberg i. V. 2. Für Frauen: Das Franenheim z» Borsdorf bei Leipzig. Außersächsische: Für Männer: Die Heilanstalten zu Lintorf -Rheinland), HauS Mora ,u See bei Niesky. Waldsrieden bei Fürstenwalde a. d. Spree, .für Frauen: Heimstätte von Frl. Lungstras, Bonn, Weber straße 110.112. *** Sechs vorwärtsstrebende Schwestern (30 Pfg) „Wir bitten Dich um Angabe verschiedener Handbücher, die ein gehende Auskunft geben über die Erwerbstätiakeit der Frau. Jede von unS mochte sich selbständig machen und die genossene gute , h-ulbildung verwerten. Neigung für Kunslgewcrbc und Handel ist besonders vorhanden." — Unter der reichen Literatur, die in den letzten Jahren über die Frauenbewegung und Fraucnsrage entstanden ist. sind auch verschicvcnc Bücher, die spez.cll die Er- weLbstätigkett der Frau besprechen Für Euren Zweck wurde wohl in der Hauptsache nur eines »> Frage kommen: Kellen, Welche Stellungen rönnen Frauen im Handel und Gewerbe finde» ?. weil ezi alle Zweige der weiblichen Erwcrbstätigkeit behandelt »nd über die Vorbildung sowohl wie die Aussichlen unterrichtet, und schließlich auch auch noch einen Abschnitt über Arbeitsnachweis und Frauen- erwerbs-Vereine enthält, worin diese Vereine aller größeren Städte ausgesührt sind. Dort wild auch jederzeit »och besondere Auskunft erteilt. Wenn Ihr Euch alle sechs selbständig machen und somit sechs neue Konkurrenzgeschäfte eröffnen wollt, so müßt Ihr schon einen autgefüllten Geldbeutel habe», oder Ihr setzt das, was Ihr habt, kühn aufs Spiel. Jedenfalls rate ich Euch, schließt erst mal als dienendes Glied an ein Ganzes Euch an »nd lernt erst den Zweig genau kennen, in dem Ihr Euch etablieren wollt. Das genannte Buch wird Euch jedenfalls als guter Wegweiser dienen können: es kostet 2.75 Mk. und ist vorrätig bei Emil Weises Buch handlung, Dresden-Altstadt, Waisenhausstraßc 27. *** Unbekannt. Sie dichten unter dem Motto: Heißt will ko uimeil süße freie Kleider! Biele seelensgute Dame» meinen, Wenn sic ihre hübichen Kleider schleppen, Reinlichkeit mit Schönheit zu vereinen, Weil sie fegen Straßen und die Treppen. Während kluge Damen nicht begreifen, Weshalb Straßcnschleppcn existieren Die dock nur die liebe Erde Meisen Und die Menschenkinder molcslicrcn. In den Städten, wen'ger ans dem Lande, Sieht man viele Straßenschleppcnkleider, Sie zu loben sind vielleicht im stände: Stofscliefcrantcn nur und Schneider. Aber d>c Erzeuger seiner Schuhe Sind mit solchen Kleidern unzufrieden, Sehnlichst wünschen sic denselben Ruhe, Weil sie Schutz gewissen Schuhen bieten. Schöne Damensüße sind nicht selten. Zweifel daran gänzlich ausgeschlossen, Dennoch hoben Schleppen großes Gelten, Was manch' hübsche Dame schon verdrossen. Daher Pflicht der Modekünstler wäre, Von den Schleppereien abzuschwenken: Deren weltbekannte Sündcnschwere Sollten diese Herren wohl bedenken. Weil die schauerlichsten Schmierereien, Im Vereine ekelhafter Tierchen, Strakcnschleppenkleider gern entweihen, Für die Freier wahrlich rein Plaisierchen. Sollen junge Männer sich verlieben. Wenn die Jungfern solche Kleider tragen. Me sie oft schon sehr genau beschrieben? Selten tvird's ein deutscher Jüngling wagen. Frauen, welche solche Kleider schätzen, Sind für Ehemänner eine Plage: Schleppen pflegen schnell sich avzirwetzen. Fördernd damit auch die Kostenfrage. Also raten hiermit wir zum Schlüsse: Heißt willkommen füßesreie Kleider, Habt Ihr Sehnsucht nach dem Ehekusse, Nun, so stimmt die Männer wieder heiter." Einverstanden! Mag die Kleiderschleppe Nach wie vor Salon »nd Ballsaal zieren. Und die Straße wie des Hauses Treppe Nur allein der Besen renovieren. Mög' verstummen jede Schleppenklage Wie in öden, unbewohnten Steppen —. Doch nicht tvciter laßt uns hier die Frage, kro und contra Äleiderschleppe schleppen. *** Nefse R. Wolsgang. l50 Pfg.) „Ich habe mich entschlossen, in meinem 28. Lebensjahre noch aus die Königs. Tierärztliche Hochschule zu gehen, um als Tierarzt zu lernen. Mein Gewerbe, welches ich bis dato betreibe, ist Fleischerei und Viehhandel. Was die Teile eines Tieres, von außen und innen, bedeuten, und wie sie heißen, weiß ich, so daß mir das Studium i» dieser Richtung nicht allzu schwer fallen würde. Meiner Militärpflicht habe ich in einem sächsischen Kavallerie-Regiment genügt, wobei ich nach 2jähriger Dienstzeit zum Unteroffizier befördert worden bin. Ich frage nun: Würde ich in solchem Alter den Beruf als Tierarzt noch wählen können? Jäh habe zwar nur gewöhnliche Vo!ks>chule genossen, doch glaube ich be- stimmt, daß ich mir durch Fleiß und guten Willen die Kenntnisse in kurzer Zeit aneignen würde. Wie lange braucht man Zeit, um so weit zu kommen, daß man als Tierarzt praktizieren kann?" — Wer sich dem Studium der Tierheilkunde widmen will, um die Approbation als Tierarzt zu erlangen, muß sich im Besitze des Reifezeugnisses eines Gymnasiums, e-ncs Real gymnasiums oder einer Oberrealschule oder einer durch die zu ständige Zentralbehörde als gleichstehend anerkannten höheren Lehranstalt befinden. Diese Bestimmung gilt für sämtliche deutsche tierärztliche Hochschulen. Ta hiernach bei gewöhnlicher Volksschul- bildung die Zulassung zu diesem Studium ausschließt, so erübrigt sich die Beantwortung Ihrer weiteren Fragen. *** Liter atu rsrcund. Sie haben recht in Ihrem Leseverein. Jeder Dichter, besonders der Dialektdichter, wird in seiner Heimat am ehesten verstanden, Hebbel in Schwaben, Fritz Reuter in Mecklenburg und Pommern. So z. B. des letzteren .Stromtid" sStromerzcit). Im Binnenlands wird man die Namen Pomuchelskopp, Pökina lpokel) usw. für den schmutzigen Spekulanten und Genossen Skus'uhrs, kaum verstehen. Doch hilft es auch hier zum Verständnis, daß man weiß, an der Ostsee beißt der gefräßige, gemeine Dorsch lpmckns OaUarias) ge wöhnlich Pomuchcl: er vertritt in der Ostsee die eigentlichen Schellfische und den Kabeljau der Nordsee und des atlantischen Meeres, ist dunkclsleckia und hat am Unterkiefer ein kurzes Bärtel. Und das Wort Triddelsitz für den leichtfüßigen, sich oft um kleidenden fahrigen Neffen der redlichen Frau Pastor Behrens, der Assistent (oder zu deutsch Gehilfe) in der Wirtschaft ist, spricht schon nach seinem Klange für sich selbst. Das Wort Bräsig aber entspricht etwa unserem braschig und ist auf Braß, eine sich ausbauschcndc Masse, zurückzuführen. Ihre Freude am köst lichen Onkel Bräsig teilen sie mit Tausenden von Lesern. *** Treuer Leser. s30 Pfg.) „Ich möchte einem Verein beitreten, welcher beim Tode seiner Mitglieder alle zur Feuer- bcstattnna nötigen Formalitäten besorgt. Ich bitte Dich daher um Angabe einer Adresse in Dresden oder Lewzig." — In Dres den existiert allerdings ein Verein „Urne", der den Zweck ver folgt. den Gedanken der Feuerbestattung überhaupt zu fördern. Die nötigen Formalitäten zur Feuerbestattung selbst besorgt hier aber die Beerdigungsanstalt „Pietät". Sie würden zu diesem Zwecke bei derselben nur ein Depositum cinzuzahlen haben, welches von der Anstalt zinsbar angelegt wird. *** Alter Ab. Dresden. „1. Darf der Lehrer einem Schüler, welcher das 16. Lebensjahr überschritten hat und die Fachschule Dresdner Gastwirte besucht, das Rauchen aus dem Wege zu »nd von der Schule verbieten und selbigen noch dafür bestrafen? 2. Hat der Lehrer eigentlich das Recht, einen 16iäh- rigen Schüler zu schlagen? 3. Kann man in Dresden ein halbes Jahr Fortbildungsschule erlassen bekommen?" — 1. Allerdings, und das von Rechts wegen! Wenn ein 16jährigcs Bürschchen an sich schon hundert andere Dinge nötiger bat als den Nikotin- Glimmstengel, so hat er zum mindesten auf dem Schulweg, der in jedem Falle der Schuldisziplin mit unterliegt, sich des Rauchens zu enthalten. Ob außer dem Verbot seitens des Lehrers, der einen znwiderhandclndeii Schüler in klazrranti er wischt, auch noch eine Strafe cinzutrete» hat, wird von den näheren Umständen abhängcn. Es soll renitente Schüler geben, die dem Verbot des Lehrers sich frech widersctzcn oder mit höhnischem Lächeln begegnen, oder die vielleicht wiederholt das Rauchverbot übertreten Huben. Allerdings darf 2. diese Strafe unter keinen Umständen in einer körperlichen Züchtigung bestehen, waS nach § 47 der Ausführungsverordnung zum Sachs. Volks- schulgesetze ausdrücklich verboten ist. 3. Eine vorzeitige Befrei- ung von der FortbildungSschulpfstcht kann nur in ganz beson- deren AuSnähmesällen erfolgen, insbesondere dann, wenn die nach den Zielen der betreffenden Fortbildungsjchuls erforderliche Reise vorzeitig erlangt worden ist. Sollte sich aber lstnier dem au- sragendcn „Alien Abonnenlen" etwa ein immer Besucyer der Gastwirls-Fachschnle verbergen, so kann ich diesem »ist aller Sicherheit bezeugen, daß er die „erforderliche Reise" noch nicht besitzt, de»» ich habe ihm aus seiner obigen Zuschrift erst eine ganze Portion orthographischer, grammaiischcr und stilisti scher Fehler heranspntzen müssen. Also lieber noch ein Weilchen die Nase in die Bücher gesteckt, statt sie von Havaiinadüsie» um spielen z» lassen! *** K. O. „Ich bin Hausbesitzer und habe mit Mühe mir eigenes Brunnenwasser verschafft. Ich hege aber Bedenken, daß cs aushält und habe daher immer nach anderem ausyalten- den Wasser getrachtet. Jetzt isl mir dazu Gelegenheit geboten, um es aber bis zu meinem Hause leiten können, muß ich Kami: über eines Nachbars Feld. Dieses Feld liegt am Berge nun ist zu anderen Zwecken als zur Grasmitzung nicht geeignet. Ich srug daher den Besitzer um die Erlaubnis zur Leitung des Wassers durch sein Feld. Er schlug mir aber meine Bitte kurz ab, und komme ich deshalb zu Ihnen mit der Frage: Kann mein Nachbar zu dieser Erlaubnis eventuell gezwungen werde», wenn ich für etwa entstandenen Schaden einstche?" — Das bürgerliche Recht kennt zwar Fälle, in denen der Nachbar von Gesetzes wegen ocr- hslichtct ist, eine bestimmte Benutzung seines Grundstückes zu ge statten. So muß er nach 8 917 des Bürgerlichen Gesetzbuchs in gewissen Fällen einen Notwcg über sein Grundstück dulden. Nach 8 912 kann er die Beseitigung eines Bauwerkes, bei dessen Er richtung die Grenze überichrilten worden ist, nur unter ganz bestimmten Vora>isictzungcii verlangen. Diese Fälle bilden aber Ausnahmen von dem Grundsätze, oaß der Eigentümer einer Sache berechtigt ist, andere von jeder Einwirkung auf sie ausznschücßcn. Das Gesetz trägt dem auch dadurch Rechnung, daß cs dcm Be nachteiligten einen Anspruch aus Entschädigung in Gestalt einer Rente cinräiimt. Eine Verpflichtung zur Duldung, ähnlich wie in den vorerwähnten Fällen, statuiert das Gesetz in Ansehung von Wasscrlcitiingsanlagcn nicht. Es wird Ihnen oliv nichts weiter übrig bleiben, als Ihren Nachbar stn Wege des Vertrags dazu zu bringen, daß er Ihnen eine Grunddienstbarkeit im Sinne der 88 1018 bis 1029 des Bürgerlichen Geietzbuchs einränmi, zufolge deren Ahnen das Recht zusteht, eine Wasserleilungsanlage über sein Feld zu sichren. Zur Entstehung ist Eintragung ins Grundbuch erforderlich. Um freilich Ihren Nachbar zur Ein räumung einer solchen Grunddienstbarkeit zu bewegen, werden Sie ihm wohl in Gestalt einer einmal.ge» Kapitalabstnoung oder einer jährlichen Rente ein sinanzielles Opfer bringen müssen. *** Besorgte Ellern. s20 Psa.) Ist cs gestattet, einen zur Zeit im Garnison-Lazarett befindlichen Sohn, die einzige Stütze seiner Eltern, aus eigene Kosten von einen« tüchtigen Svezialarzt für Lungenkrankheit und Heiserkeit untersuchen zu lassen? Ist ein Gesuch zuvor nötig und an wen ist ein solches zu richten?" — Sic scheinen noch in dem früher einmal nicht ungerechtfertigten Vorurteil befangen zu sein, die Militärärzte seien in bezug aus ihre Ausbildung den Zivilärzten gegenüber minderwertig. Jetzt wäre das ein großer Irrtum. In den Gar- nison-Lazaretten, namentlich der größeren Garnisonen, sind unter den Militärärzten tüchtige Spezialisten jeder Art vertreten. Ein Gesuch um Untersuchung Ihres un Garnison-Lazarett befindlichen Sohnes durch einen Zivilarzt würde daher wohl keine Aussicht auf Genehmigung haben. *** Besorgter Onkel. s20 Psg.) „Meine Nichte lebte von ihrem Manne getrennt und wurde, da dieselbe verklagt war, aus Herstellung der Ehe verurteilt. Das gesetzlich vorgeschricbenc Jahr ist verflossen, und jetzt hat der Mann aii> Scheidung ge klagt. Et will Strafantrag stellen und meiner Nichte 6 Wochen Hast verschaffen. Kan» er das. oder ist das nur nach dem alten Geich möglich gewesen? Wem gehört das Kind, ein Mädchen von IFst Jahren?" — Bösliche Verlassung, die nach 8 1567 des Bürgerlichen Gesehbuclis dann vorliegt, wenn ein Ehegatte, ob wohl er rechtskräftig zur Herstellung der häuslichen Gemeinschaft verurteilt worden ist. ein Jahr lang wider den Willen des anderen Ehegatten in böslicher Absicht dem Urteile nicht Folge geleistet hat, ist allerdings Scheidungsgrund. In dem auf Scheidung lautenden Urteile ist nach 8 1574 des Bürgerlichen Gesetzbuchs auch auszusprechen, daß den beklagten Teil die Schuld an der Scheidung trifft. Dieser Schuldausspruch hat ober nur zivil rechtliche Wirkungen, z. B. in Ansehung der Namenssührung, der Unterhaltspflicht und des Verhältnisses zu den aus der Ehe her- vorgegangcnen Kindern. In letzter Hinsicht bestimmt 8 1636 des Bürgerlichen Gesetzbuchs, daß, solange die geschiedenen Ehegatten leben, die Sorge für die Person des Kindes dem nicht für schuldig erklärten Ehegatten zusteht. Ist in dcm Urteil ausgesprochen, daß beide Ehegatten die Schuld an der Scheidung tragen, so steht die Sorge für einen Sohn unter sechs Jahren oder für eine Tochter der Mutter, für einen Sohn, der über sechs Jahre alt ist, dem Vater zu. Strafrechtlich ist der Schuldausspruch, sofern die Ehe wegen böslicher Verlassung auf Grund des 8 1567 des Bürgerlichen Gesetzbuchs geschieden wird, ohne jede Bedeutung. Denn eine Bestrafung des schuldigen Ehegatten kann nur erfolgen, wenn die Scheidung wegen Ehebruchs erkannt wird. In diesem Falle kann der schuldige Ehegatte und dessen Mitschuldiger nach 8 172 des Strafgesetzbuchs auf Antrag des anderen (Hogattcn mit Gefängnis bis zu 6 Monaten bestraft werden. *** Älter Nassauer, sl Mk.) „Ich beabsichtige, meinen Wohnsitz von Wiesbaden nach dem schönen Elbslorcnz resp. einem seiner Vororte zu verlegen und bitte den Briest kastenonkel, dessen Ruhm bereits bis in unsere Bäderstadt ge drungen, um seinen bewährten Rot, wo ich mein Haupt am besten niederlege. Ich bin Rentenempfänger in Höhe von 6000 Mk. und würde daher einem Gcmeinweicn in keiner Weise zur Last fallen. Nun ist nach hier die Kunde von erschrecklich hohen Steuern gedrungen, wie solche gegenwärtig im schönen Sachjenlande im Schwange sein sollten, und da wir Nassauer bekanntlich nicht sehr fürs Geben sind, ist doppelte Vorsicht meiner seits nötig. Also, wie steht's damit in Dresden? Wieviel habe ich jährlich von obigem Einkommen zu blechen? Von einem hier zur Kur weilenden Vogtländcr wurde mir auch der Vororfl Strehlen als geeigneter Platz für kleine Rentner gcnamrst ja, bis über den grünen Klee gelobt! Wie steht's also damit, Onkel Schnörke? Läßt sich's dort leben, ist die Steuerschraube du nicht so stramm angczogen wie in Dresden und, noch eins, Strehlen ist doch nicht etwa ein Ort, wo sich die Füchse bereits „Gute Nacht" sagen? Es gibt doch auch da Leute, mit denen man in Gemütlichkeit een Tcppchcn trinken und einen kräftigen Drei-Männer-Skat dreschen kann? WaS kostet wohl in Strebten eine Wohnung von 4 Zrmmcrn mit Zubehör tn gutem Hause? Damit Du sichst .daß cs auch unter uns Leute gibt, die nickt so sehr am irdischen Mammon kleben, spende ich heute für Deine Ferienkolonie eine Reichsmark und verspreche Dir deren zcbn zu gleichem Zweck, wenn Tein Rat zu gutem Ziele sübrt." — Na, solche Nassauer läßt man sich schon gefallen — also, Packe nur Deine sieben Sachen zusammen und halte Einzug in die Mauern Dresdens. Denn was man Dir von „erschrecklich hohen Steuern" vorgefabelt Kat. beruht auf böswilliger Erfin dung. Du würdest liier von Deinen 6000 Mk. Rente n u r etwa 200 Mk. Staatscinkommcnstcucr »nd ungefähr ebensoviel Ge- mcindeeiukominensicuer z» zahlen haben. Du behältst also immer noch 5t>00 Mk. übrig und damit kannst Tu schon ciuslommcn, selbst wenn Du Dir in Dresdens schöner Vorstadt Strehlen, wo sich die Füchse keineswegs „Gute Nacht", wohl aber die Skatbrüder beim Nachhausegehen oft „Guten Morgen" sagen, eine Wohnung von 4 Zimmern für 800—1000 Mk. mietest. Be züglich der Steuerschraube kannst Du außer Sorge sein, die hat in Strehlen genau dasselbe Gewinde wie in Dresden. *** H. L. „Wie ist das mit der neuen Ergäiizuiigssteiicr? Hat ein kleines Kavttal, welches zu 3 Prozent angelegt ist, so viel zu zahlen, wie dasselbe Kapital, welches 5 Prozent Zinsen oder noch mehr bringt? Wenn cs so wäre, ist cs doch eine Ungerech tigkeit. Um Antwort bittet eine kleine Rcntncrin." — Der Ergänzunasstener unterliegt das nicht von der Grundsteuer be troffene Vermögen, ohne Rücksicht daraus, welchen Ertrag daS- elbe liefert. Für „kleine Rcittucrinnen" ist übrigens im Gesetz Steuerfreiheit vorgesehen, falls 1. deren crgcinzungsstcucrpslich- tigcs Vermögen den Gesamtwert von 10000 Mk. nicht über- Icigt oder 2. deren Jahreseinkommen 950 Mk. und ihr ergäli- zungsstcucrpslichtiges Vermögen 20000 Mk. nicht übersteigt. Tie von Ihnen vermutete Ungerechtigkeit wird aber auch dadurch de- citigt. daß die 3 Prozent Zinsen von der Einkommensteuer ge ringer getroffen werden, für welche die „Ergisnzungs"-Steürr eben „ergänzend" wirken soll. Sk M» *2 ^ Iß
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