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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.02.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030221019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903022101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903022101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-02
- Tag 1903-02-21
-
Monat
1903-02
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.02.1903
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VerugrgeMn Ws«^" D>»4l>« U»»t« « 3LP« - N aLdr»« aller «lrtlkl u. p LL°L'E« !t ouldcwan mm-«dr«!!» Ltle,romm.«dr»n«: Nachelch«,« «' »d e» SegrSudtl 1856. L«K»vvlL Üo^iv1eranl«ll Ür. 51i»je»U1t 6es ILüu-lxü von LLcksvu. 8«rI»»lLOl»«IvI»» IL»lL»««, 1-08,VLl«. Linrelveilcuuk 4II,n»rkt 2. Haupt-ÄtschästSflell,: Marirnstr. 38. /snreigen-Ianf. kknnadme von ilntündiourisen b>» noLmittaoi s Ulir. Sonn- und veierlaa» nur Marceusttabr A von n dis V,I Ulir, Die NvaltiaiLnind- »eile lca. » Silben! ro Pta. Ln- kündiaunaen au! der Drivalieite Seile LL Pia ; die rivaltiae Seile als .Ein- ,eia»dt" oder au! reilieit« so Dia. In Stummem nach Soun- und Keicr- ia»en >- bei. rivaltiae Grundieilen au. 40 de», so und so 2!». nach de- londcrem Taril. Arswärtiae Aul- traae nur »e»en lSorauSbezaliiun». BeleablLlicr werden mit loPI». berechnet. vernlvrechanlchlub: «UN I Nr. U und Nr. 2096. Lr'iUsv, ILIsmmsr mit pp Otttipru. <j-vrsll» voräou I»NV,«IbN-^ ^ piras^odv 8tr. 17 vazzillslUt ru «Q>tS»u 1'roisoa: »»' Hivi Iiittiiivt» I. »ttrxfLititrvt i Ilieotlai' krnel, AMmitlumllMxß vi «88ei»Iiatuve 8t, U88« III kn. Luiiimilosun», vdergutnmi fllr Lrasslstvn unil Noparrteuue. «fettiaenctre^L« LSilldSrät liKUPOlt, 8o!iiell 9. ib atrpisttki, zexjiigiv l!or „I)i vstlnor ^iicluiß'ltlcn" ^ __ Uiil .:D Unvallmvslvllb kürluuvrut« u. Lbonuomeul» kür obiLöLoitnue. ^ Lüll8lkor8Slt8 nur natiii'liaüon -lon^Isieüung ciorogol- mNssigoi k.ör>n!it'o,'M8u kertigt als Spvrialitltt. m Icltimtlansollor Voltsnänn« OeUispn«! N. ll.^VNÄ8vdued 86». 8ou»tlljk» gviiHuvieon II—12 «Nil. «r.ss. Slikttl: Ultramomank Neberarisie. Zum Urteil tm kwupu'nrlicher. Eheif1ieidtt"asplo;esse. Tielürzt- liches Studium. Gastwirte. Bejirföausicdui;. ..Siz'liums^Ue vZouerueiue". LNL-WWI 21. Februar 1003. Ultramontane Uebergriffe. Der kirchliche Uebergriff des Bischofs Ko rum, der unter Androhung der Absolutionsverweigerung den Trierer katholischen Töchtern den Besuch der dortigen Staatsschule untersagt hat, zeigt, wes Geistes Kind die priesterlichen Vertreter des römischen Systems im Punkte der Duldsamkeit und der Achtung vor den staatlichen Einrichtungen sind. Selbst rufen die Herren fort während nach dem Reichsbüttel, der die vorwiegend protestantischen Eüizelstaaten mit Gewalt zur „Toleranz", d. h. zur Unterordnung unter die klerikalen Machtansprüche zwingen soll, und zum Teil ist ihr Bemühen ja auch bereits von Erfolg gekrönt worden, indem cs ihnen gelungen ist, den Reichstag und die verbündeten Regie rungen in die Falle des sogenannten Toleranzantrags zu locken. Wo sie aber selbst das Szepter führen, da denken sic gar nicht daran, ihrerseits dem Protestantismus gegenüber auch nur die geringste Spur von Duldsamkeit zu beweisen. Da werden vielmehr alle Register der Unduldsamkeit schonungslos gezogen und unsere evangelischen Mitbürger, die in vorwiegend katholischen Staaten oder Gegenden des Reiches zu leben gezwungen sind, wissen von den ultramontanen Drangsalierungen vornehmlich in Sachen der Mischehen und in der Friedhofssrage ein Liedchen zu singen. Mn hat der Bischof Korum zu alledem auch noch in der Schul- trage die Fehde eröffnet und so ist denn der kirchliche Kampf nach der Pause eines anscheinenden, in Wirklichkeit faulen Frie- dens aufs neue in ganzer Schärfe entbrannt. Ter Ultramon» lanismus hat in der Person eines seiner streitbarsten Vorkämpfer der deutschen Staatsgewalt den Krieg angckündigt, indem er eine staatliche Schule in Acht und Bann erklärte. Und das ist gegen- aber derselben Staatsgewalt geschehen, die trotz ihres natürlichen qcschichtlich-nationalen Berufes als protestantische Vormacht so viel 'ür die katholische Kirche getan hat. das; ihr zu tun fast nichts mehr übrig bleibt und daß der Papst selbst erst im Vorjahre sich zu der Anerkennung gezwungen sah, „das einzige Land in Europa, wo noch Achtung vor der Kirche herrsche und wo die Anhänger des Katholizismus ungestört und frei ihrem Glauben leben könnten, 'ei 'Deutschland." Ferner hat die vatikanische Presse gerade in letzter Zeit Vergleiche zwischen dem katholischen Frankreich und dem protestantischen Deutschland gezogen und dabei die loyale Haltung der evangelischen deutschen Rcichsrcgierung gegenüber der katholischen Kirche rühmend hervorgehoben. Eben diese evan gelische Regierung hat dem Ultramontanismus zu allen sonstigen Wohltaten jetzt auch noch die Straßburger theologische Fakultät geschenkt und darein gewilligt, daß ein Wort von einem Hciß- sporn L I» Bischof Korum genügen soll, um einen katholischen Professor auch für den Staat unmöglich zu machen und seine Lehrtätigkeit von Amtüwegen zu unterbinden. Die Krone ist daun dem staatlichen Entgegenkommen von preußischer Seite gegen den UltramontaniLmuS durch die bekannte Erklärung dcS Reichskanzlers über di« Aufhebung des 8 2 des Jesuitengesotzes aufgesetzt worden, und schließlich läßt sich auch noch die „Nordd. Allgem. Ztg." herbei, zur Feier des Negierungs-Jubiläums des Papstes einen offiziösen Begrüßungsartikel zu bringen, in dem das Oberhaupt der katholischen Kirche höchst übcrflüssigerweise der besonderen Sympathien auch der Nichtkatholiken versichert wird. Und gegen eine so großmütige, so loyale, so weitherzige Staatsgewalt schleudert ein römischer Bischof in priesterlichcm Uebermute seinen Bannstrahl! Da kann die preußische Regierung eS nun sehen: daS ist der Dank vom Hause Loyola! Ein solches feindseliges Gebühren muh selbst eine Lammesgeduld in heiligen Mrn verwandeln, und tatsächlich gärt es denn auch ob dieser maß- losen Herausforderung selbst in Kreisen, die längst jede kultur- kämpferische Regung in sich erloschen geglaubt hatten. Es ent spricht durchaus den Erfordernissen der Lage und zeugt von rich tiger Würdigung ihrer geschichtlichen Mission, daß die national liberale Fraktion sich sofort an die Spitze der Bewegung gestellt und eine Interpellation über die Trierer Vorgänge im Reichstage ein- gebracht hat Der Verlauf der politischen Offensive, welche die bayrischen llltramontancn ergriffen haben, weist noch viel gewaltsamere Formen auf als der kirchliche Vorstoß des Bischofs Korum. In Bayern hatte da« Zentrum schon seit Jahr und Tag eine richtige „Hatz" gegen den Grafen von Crailsheim ins Werk gesetzt, weil dieser, ganz ein Mann nach dem Herzen des Prinzregenten, nicht gesonnen war, das ultramontanc Treiben in Staat, Kirche und Schule ohne Schranken zu lassen. In letzter Zeit hatte sich die Erbitterung des Zentrums dermaßen zugespitzt, daß es die Kunst forderungen der Regierung im Landtag aus „politischen" Rück sichten, wie die ultramontanen Wortführer mit cynischer Offen heit erklärten, d. h. well daS Ministerium Crailsheim die Interessen des Landes nicht bedingungslos auf Gnade und Ungnade dem UltramontaniLmuS überliefern wollte, verweigerte, und als dann vollends die Swinemilndcr Kaiserdcpesche mit ihrer scharfen Kritik dieses Verfahrens und endlich auch noch der durch den Grafen Crailsheim vermittelte Dank des Prinzregenten an den Reichs kanzler wegen dessen Reichstagsrcde über die genannte Kaiser- Lepesche bekannt wurde, da gab es kein Halten mehr. Die Wut der Ultramontanen steigerte sich bis zur Siedehitze und, waS von der nichtklerikalen bayrischen Presse bis zum letzten Augenblick mit der größten Entschiedenheit als völlig unmöglich hingestellt wurde, trat dennoch ein: die schwarze Meute brachte das ministerielle Edelwild zur Strecke. Es war eine ekelerregende Fülle von Gift, Galle und Verleumdung, welche die bayrische Zentrnmspresse gegen den Grafen Crailsheim fortgesetzt ausspritzte, und diesem Uebermaß von tückischer Bosheit ist schließlich der Ministerpräsi dent doch nicht aus die Dauer gewachsen gewesen. Nicht einmal die Person des Prinzregenten selbst war den schwarzen Demagogen heilig: auch er wurde in den Staub gezogen und man drohte ihm unverhüllt, man werde ihm „das Regieren schon zu verleiden wissen". Da hat denn endlich Graf Crailsheim vorgezogen, den Platz zu räumen, vielleicht noch nicht einmal so sehr aus Rücksicht auf sich selbst wie auf seinen königlichen Herrn, dem er Ruhe verschaffen wollte. Die bayrischen Ultramonlanen sind aber mit dem Sturze Crailsheims noch nicht einmal befriedigt: sie verlangen vielmehr, daß auch seine „Mitschuldigen", d h. seine Kollegen un Amte, die ebenfalls nicht willenlos nach der ultramontancn Pfeife tanzen wollten, vom Schonplätze abtreten. Die preußischen und bayerischeu ultramontanen Heißsporne haben durch ihre ungezügelten Herausforderungen ans konfessio nellem und politiicheni Gebiet nicht bloß das evangelische Volks genossen aller Orten aufgerüttelt, sondern auch die kirchenpolitischeir FriedcnSzirkel der preußischen Regierung so empfindlich gestört, daß man trotz aller bisherigen üblen Erfahrungen doch vielleicht hoffen darf. cS werde die leitenden Stellen in Berlin endlich der ver hängnisvolle „Mul der Kaltblütigkeit" gegenüber der uitramon- tanen Gefahr verlassen, der bis jetzt zu einem Zugeständnis nack dem anderen an den UltramontantSmuS auf Kosten der geistigen, ethischen und nationalen Interessen uiiicrcs Volkes geführt hat. Die letzten Vorgänge in Trier und in München haben abermals mit aller wünschenswerten Klarheit gezeigt, was für ein kirchliches und politisches Sckrrckcnsregiment jeder Staat zu erwarten hat. der sich der römischen Finsterlinge nicht nachdrücklich zu erwehren weiß. Da heißt es handeln und in Beherzigung des Bismarcksthen Aus spruches. daß sich mit den ultramontanen Grundsätzen der prenßiiche Staat und das Deutsche Reich nicht aus die Dauer regiere» lassen, den Herren klar mache», daß in Deutschland ihre Bäume nicht in de» Himmel wachsen können. Sollte trotzdem der Reichs kanzler aus seinem schwer begreifliche» Ovvortunitätsstandpuiikte in der Jesuitensrage auch jetzt noch beharren, dann müßten die deutschen Patrioten, die evangelisches Bewußtsein in sich tragen, sich um io fester an die Hoffnung klammer» und in den Einzel- parlamenten dafür wirken, daß die neuesten kniffen Uebergrisse des Nltramvntanisinus die protestantische» Einzclstaaten zu cneigilcher Abwehr zulaminensührcn und im Bundcsrat eine Mehrheit gegen Preußen zu Gunsten der unveränderten Anfrcchtcrhaltung des Jesuitcngesctzes zu stände bringen. Zu dem Urteile im kronprinzlicheu Ehcscheidnngsprozetz. Tie bereits gemeldete Mitteilung des „Dresdner Journals" lautet wörtlich: „Dresden, 20. Februar. In der ProzeßsaLc Sr. König lichen Hoheit des Kronprinzen gegen Höchstseine Frau Gemahlin wegen Sckicidnng der Ehe ist in diesen Tagen das Urteil dem Vertreter der vormaligen Frau Kronprinzessin zugestellt worden. Sicherem Vernehmen nach unterbleibt jedoch eine Veröffentlichung dieses Urteils, weil in dem Verfahren die Ocsfentlichkeit ausge schlossen war und der Vertreter der vormaligen Iran Kron prinzessin gegen die Veröffentlichung ausdrücklich Widerspruch er- Zu dem Urteil im Ehescheidungsprozcsse wird uns ferner geschrieben: „Nach zuverlässiger Erkundigung bewahrheitet es sich, daß der Antrag auf Scheidung der Ehe schließlich von unserm Kronprinzen selbst gestellt worden ist. Im Anfang bestand seiten unseres Königshofes allerdings die Absicht, nur ans Trennung der Ehe nach den im Deutschen Bürgerlichen Gesctzbnche für Katho liken vorgesehenen Bestimmungen zu klagen. Nack dem ganzen Verhalten und den Aeußerungcn der vormaligen Kronprinzessin konnte angenommen werden, daß sie, um die bisherigen Bande vollständig zu lösen, einem solchen, nur aus Trennung gerichteten Anträge ihrerseits den Antrag auf Scheidung entgegensetzen würde. Dann wäre der Gerichtshof verpflichtet gewesen, auf die Scheidung zu erkennen, ohne daß doch dem Kronprinzen zugemutet morde», wäre, diesen mit seinen kirchlichen Verpflichtungen an und kür sich nicht zu vereinbarenden Erfolg selbst herbeizusuhren. Sehr bald zeigte sich indes, daß die Sachwalter der Prinzessin Luise dmje Lage erkannt hatten und sie im Interesse ihrer Klientin auszunuhen entlchlossen waren. Im Termin vom 28. Januar lvucde zu allge meiner Ueberraschung der erwartete Schcioungsantrag von seilen der Prinzessin nicht gestellt und dadurch eine Hinausschiebung des Urteils erreicht. Nun blieb nichts übrig, als daß der Kronprinz selbst die Scheidung beantragte. — Mit der Lösung der Ehe ist auch das letzte Band zerschnitten, das die Prinzessin Luise von Tos kana an unser Land knüpfte. Man hat in der Oefsentlichleit nicht immer scharf unterschieden zwischen dem staatsrechtlichen Verhältnisse, in dem die Prinzessin als Mitglied des König lichen Hauses stand, das ihr die Stellung einer Kronprinzessin und dieAnwartschaft aus den Königsthron verlieh, und dem rein bürger lich-rechtlichen Verhältnisse als Gattin ihres Mannes. Beide Ver hältnisse hingen Nicht notwendig zusammen. Eine Dame kann Ehe frau eines Königlichen Prinzen sein, ohne selbst dem Königshause. anzugehören, wie die Fälle morganatischer Ehe beweisen. Das staatsrechtliche Verhältnis der Prinzessin war schon durch die Königliche Verordnung vom 14- Januar gelöst worden, die den Verlust aller Rechte, Titel und Würden aussprach. Von da ab bis zur Scheidung der Ehe blieb die Prinzessin nur noch die bürger liche Gemahlin ihres Mannes. Ihr jetziger Name ist Prin zessin Luise von Toskana. Weder unser König, noch Kaiser Franz Joseph sind im stände oder haben auch nur die Ab sicht, ihr diesen, vom Vater ererbten Titel zu nehmen. Für die Klärung und Festigung der öffentlichen Beurteilung ist es von besonderer Bedeutung, daß der Gerichtshof klar und deutlich den Ehebruch der Prinzessin als Grund der Scheidung ausge sprochen und sie als oen schuldigen Teil gekennzeichnet hat. Wie man hört, gingen namentlich die Wünsche des toskanischen HoscS dahin, daß die Klage nicht aus Ehebruch, sondern mir auf „Zer rüttung des ehelichen Verhältnisses' gerichtet und so der Prinzessin die Schande erspart werde, die in dem Wortlaut des gegenwärtigen Richterspruchs liegt. Das sächsische Volk hatte aber ein unbc- wmfeltes Recht darauf, klipp und klar zu erfahren, was der Grund er Ehescheidung sei. Jede Bemäntelung und Beschönigung wäre von Nebel gewesen. Aus den eigenen Angaben der Prinzessin i». der Oeffentlichkeit ist übrigens zu entnehmen, daß der Beginn des sträflichen Verhältnisses um viele Monate hinter ihrer Äbrcist zuriicklicgt. Sonnt ergibt sich die Haltlosigkeit jener Auffassung, welche den gegenwärtigen körperlichen oder geistigen Zustand dm Prinzessin für ihre Handlungsweise verantwortlich macht. odn welche gar Zerwürfnisse mit ihrem hohen Gemahl oder eine an gebliche ungeziemende Behandlung, die sie a» unserem Hose e- - fahre» habe, als Grund ihrer plötzlichen Abreise ungab. Je vvl! ständiger die Oeffentlichkeit über den Charakter und das Borlcbe» der Prinzessin in Kenntnis gesetzt wird, desto mehr muß der Glan , ihres Bildes verdunkelt werden. Es ist begreiflich, daß man in Sachsen die Hauptschuld an den Verirrungen der Prinzessin de», Sprachlehrer Giro» beizumcssen geneigt ist. Mit dm Wahrnehm ungen der den Ereignissen näherstchendcn Personen steht das indes nicht in Einklang. Giro» zcigle sich zwar auch hier schon als unreif und eitel, aber von de» Eigenschaften eines berechnenden Don Juan hatte er nichts an sich. Niemals würde er wohl gcwag: haben, sein Äuge zu der fürstlichen Herrin zu erheben, die ihm auch an Jahren weit überlegen war, wäre ihm nicht von dieser fortgesetzt das größte Entgegenkommen bewiesen worden. Unter diesen Um ständen ist cs noch eine günstige Fügung zu nennen, daß die Kat» strophe der Prinzessin vor ihrer Thronbesteigung cintrat. Nachbc, würde sie noch schmerzlicycr für Sachsens Ehre geworden sein. hoben hat." Dem Schlußsatz d'eser Meldung des „Dresdner Journals" gegenüber müssen wir auf Grund unanfechtbarer Informationen festslellen daß weder von Herrn Rechtsanwalt Dr. Zeh me in Leipzig noch von Herrn Dr. Feliz Bon di, hier, ein Widerspruch gegen die Veröffentlichung erhoben worden ist. Aus eine vor einigen Togen gestellte Anfrage des Vertreters des Kronprinzen, Justizrat Dr. Körner, ob Herr Dr. Felix Bondi mit einer Veröffentlichung der Urteilsbegründung einver- standen sei, hat dieser geantwortet, daß er sich nicht für ermächtigt halte, hierzu eine Erklärung abzugcbcn, so lange er nicht eine Er mächtigung seiner Austraggeberin, der Prinzessin Luise, habe. Von Herrn Dr. Bondi ist die Anfrage zur weiteren Behandlung an Herrn Dr. Zehme abgegeben worden, aber auch von diesem hat bisher eine Antwort nicht erteilt werden können. Was den ersten Teil der Meldung anlangt, so ist diese Stellungnahme offenbar daS Ergebnis der am Donnerstag unter Vorsitz des Königs statt- gesundenen tz-esamtministerialsitzuug. Unseren Informationen zu folge bedeutet freilich diese Entscheidung eine Aenderung der Meinung, die noch bis vor wenigen Tagen sowohl an allerhöchster Stelle, wie in den Kreisen der Minister geherrscht hat. Von dieser Seite war bisher die größtmögliche öffentliche Darlegung aller zu der Katastrophe führenden Vorgänge befürwortet worden, wenn auch schon ernste formale Bedenken gegen eine Veröffentlichung geltend gemacht wurden. Daß eine Veröffentlichung der dem Prozeßverfahren zu gründe liegenden Vorgänge in einer Dar stellung der Rechtsanwälte beider Parteien erfolgt, ist wohl er örtert worden, steht aber noch keineswegs fest. Neueste Dralitmeldunnen vom 20 Februar. «Nachts eingehende Deveschen befinde» sich Seite 4). Berlin. lPriv.-Tcl.s Reichstag. Eingcgangen ist dm Novelle zum Krankenversicherungsaesctz. Die Beratung des Etats des Reichsamts des Innern wird beim Tilcm „Kosten der Maßregeln gegen die Reblaus-Krankheit" in Verbindung mit der Resolution Blankenborn, die besondere Maß nahmen gegen die von Elsaß-Lothringen her drohende Reblaus gesahr fordert, fortgesetzt. — Aba. Preiß lEls.j versichert, dan »l Elsaß-Lothringen alles Erdenkliche geschehe, um die Reblaus- Seuche einzüdämnicn. Außerordentliche Maßnahme» in Loth ringen zu treffen, würde Sache des Reiches sein, da Lothringen wegen seiner finanziellen Lage dazu nicht im stände sei. lieber dies sei ja 1871 die Reblaus auch schon mit annektiert worden, und obwohl damals das Reich die Verwaltung batte, sei vor 188L zur Bekämpfung der Reblaus doch nichts geschehen. Auch des yakb sei es jetzt Sache des Reiches, die Kosten zu trage». - Elsaß-Lothrinancher Bevollmächtigter Geh. Rot Halley erklärt ei» etwaiges Mißtrauen gegen die Maßnahmen der elsaß-lothrin gischen Regierung für unberechtigt. Seit einer kurzen Reihe von Jahren habe Elsaß-Lothringen zur Bekämpfung der Reblaus 2'/2 Mill. aufgcwendet. Es sei nichts vernachlässigt worden, aber die Erfolge hätten nicht den gcmacyten Anstrengungen entsprochen: das Insekt habe sich stärker crwieien. — Äbgg. Bau mann fZentr.j, DeinHardt lnat.-lib.j, Müllcr-Sagan lFreis. Volks- Partei) »nd Lucke-Badcrsbausen tBund der Landw.) sprechen sich für die schärfsten Schutzmaßregeln »nd für die Resolution aus — Abg. Preiß lEls.) warnt davor, daß das Reich sich hier in Landesanaeleaenheiten mische und Elsaß-Lothringen zwinge, ein b, stimmtes Verfahren cinzuschlaaen. — Abg. De in Hardt snat.-Iib ): Ich kämpfe nicht gegen Elsaß-Lothringen, sondern gegen die
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