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Dresdner Nachrichten : 29.10.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187010292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701029
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-10
- Tag 1870-10-29
-
Monat
1870-10
-
Jahr
1870
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.10.1870
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e« geht, jede Festung muß ervbc.-t, jede« Departement genom men sein. Dann besitzt endlich Deutschland ganz Frankreich als eine kriegsgefangene Provinz, aber keinen Frieden. Das ivare, so speiuliren die Franzosen, eine Lage, welche Europa auf die Dauer nicht ertragen kann und zugleich eine Last, welche Deutschland »üt zu Boden drückt. Eine teuflische Pl>i losophie, die sich vor der Einnahme von Paris ausstellen, nach derselben aber nicht durchführen lassen wird. Versailles, 28, Oelober. Ossicieli.) (Hestern Abend ist die Eapitulation von Metz unterzeichnet und daü Bietoriaschiesien direct in Berlin anbefohlen worden. Am 20., also nicht am 27. werden die Lladt und die Forts besetzt. Gefangene sind (70,000; 0 Marschalle, über 6000 Ossiziere. Wilhelm. Berlin, Freirag, 28. October, Nachmittags (2 Uhr. Soeben wird aus Anlaß der Eapitulation von Metz Bicioria geschossen. In einer Kriegsichilderuiig I. v. Wickedes sin der K. Z0 neißt cs: Bon der Tbätigkcit, die in de» verschiedenen Bureaus ocS General? v. Moltke herrscht, wird ein Laie sich kaum einen Begriff machen können. Hier ist die Seele, welche allen unseren >etzt ln Frankreich vcrttzcilken deutschen Truppen idr Leben ein- baucht ; von Pier auS werden diese 700,«x»o Mann in ihren Haupl- bclvegungen allein geleitet. Hunderte von Rapporten — wich tige und gar oft auch scpr unwichtige — laufe» täglich Pier ein und müssen wenigsteno gelesen und rcgittrirt werden, wen» frei lich viel dann sogleich ebne Weiteres ml aela zu liegen kommen-, und Hunderte von Bcfcple», alle bestimmt, eract und init nüli- rairischcr Kürze abgcfaßt, locrten von Pier auS Tag für Tag erpedirt. ES ist ein ungebeurcs Getriebe n»d Getreide in die sem großen Gcneralstabc deö (Oeiicrals v. Moltke, und dir Elite aller preußischen Gciieralstahö-Osttziere darin vereinigt, um so gleich jeden Wink, jeden nur mit wenigen Worten crthclllcn Besetzt Ihres Herrn und Meisters, des unsterblichen Lenkers aller Heere Deutschlands, weiter auözuarbeitcn und an die verschic denen Hrerestpeilc zu desördcrn. Eo befinden sich in dem gro ßen Hauptquartiere deö Königs und des Kronprinzen von Preu ßen, die jetzt hier Beite vor Paris vereinigt sind, gar viele äußerlich v't sehr vornehme Personen, die auch nicht den aller mindesten Butzen leisten und deren ganze Tbätigkcit fast aus schließlich darin besteht, möglichst viel und gut zu essen, zu trinken und sp>rzicrcn zu retten, und wieder neben ihnen sind viele Männer vorhanden, bei denen jede Stunde fast in der angestrcngtcstcn und erfolgreichsten Thätigkeit veibracht wird und von deren Wirken und Schaffen taö Geschick von Tausen den braver Soldaten abdängt. oxtrönx-.-t «s> wuc-twist." 'Die Gegensätze berühren sich.» Die Wahrheit dicics iranzö- üichcn Spruches habe ist) niemals tiefer als während dieses Krieges empfunden. „Während tiefes ganzen Krieges hat mein Regiment noch keinen einzigen unnützen Marsch gemacht, so trefflich Ist Altes durchdacht und so genau geleitet, während ick !^66.kaum jemals einen nützlichen Marsch gemacht habe", sagte mir noch kürzlich ein Oberst eines bayrischen leichten Eavalcric- Rcgiments. Ich glaube, diese wenigen Worte cntba ten die beste und treffendste Kritik deö Wirkens des Generals v. Moltke und des von ihm specicll geleiteten GcneralskabcS. Ein pariser Brief der Limcs schildert die noch vorhandenen Borräthc als bedeutend, doch müssen schon jetzt zahllose Leute aus Staatskosten unterhalten werden, was von Tag zu Tag znnimmt. Inzw'.kchcn wird eine ganze Reihe von Maßregel» einige sehr winkührlick — getroffen werten, um die Roth zu verringern; cö sind zum Beispiel alle am dem Mont de Pictst 'Lcihamtj für weniger als 15 Fr. verpfändeten Bett- und Lci- nciiwaaren ihren Eugcnthümcrn zurückcrstattct worden, ist die MiethSzabiung für das letzte Quartal aut dm l. Januar ver schoben und den Hauseigcntpümcrn verboten worden, ihren Miethern zu kündigen. Weniger entschuldbar ist ein Erlaß welcher die Maires ermächtigt obdachlose Pcnonen in leer ste henden Wohnungen ohne Entschädigung an den Eigcnthümcr unterzubrinaen. Paris. „Berlin in Trauer!" ist die ttebenchriit eincö melodramatischen Berichtes deö klerikalen Blattes „Union" wo nach dreitausend Frauen in lange» Trauerklcidcrn unter die Fenster der Königin gezogen wären und hinauf geschrieen hätten: „Frieden! Frieden!" Denn der Krieg hätte in Berlin allein lt,000 Eheweiber zu Wittwcn und 20,000 Kinder zu Wallen gemacht, sowie Handel nnd Wandel im ganzen Prcußeiilandc vernichtet. Die „Union" garantirl die Richtigkeit obigen Berich tes und der „Eonstitutioncl" macht dazu die Bemerkung, das könne nur dazu beitragen, Frankreich in dem Widerstand bis zum Aeußerslen, dem Kriege bis aus den letzten Mann, zu be stärken, „nicht zu vergessen, daß Preußen zwar im Stande sei, tn einer kurz bemessenen Feit einen schweren Schlag zu führen, doch daß es nicht im -lande sei, einen zähen Kampf von län gercr Dauer auszuhaltcn." Dies ist jetzt die Antick't, welche Gambetta täglich und stündlich predigen laßt, um den Franzosen zu Zeigen, daß die Preuße» auk dem letzten Loche pniffen und daß man nur nicht nachzugcbc» ('rauche, um des Sieges schließ lich gewiß zu sein. Daneben wird kein Tag versäumt, um das Lied von der Unübcrwindlichkcit von Paris zu sinaen. So geht heute durch die Blätter ein sehr hochtrabender TageSbe fehl Trochu's an den Moniteur, den Ercmicnr in Tours mit folgender Einleitung begleitet: „Paris ist sortwährend bcwun derungdwürdig in Entschlosicnbeit und Hingebung; der einzige Wunsch der Parllcr ist auf Lieg und Beringung des Feindes gerichtet. General Trochu hat einen Taacodeiebl veröffentlicht, worin er erklärt, er habe einen festen Plan, der zur rechten Beit ausgeführl werten solle. Aber Paris kann sich nicht selbst überlassen bleiben, die Departements müssen sich seiner Aktion anlcksticßen. Daher verlangen wir von allen Franzosen, Aus daucr zu haben, sich mit Entschlossenbcit zn wappnen, um der Regierung in Paris beizuspringcn: cd wird Frankreichs Heil sein." Rom. Bon hier schreibt der Berichterstatter der „Dailv News": Es sei dem König Bictor Emanucl nicht recht wobl Lei dem Gedanken, daß er mit dem Papste cininntbig in der ewigen Statt wohnen solle, und er sähe, wie cr Lclla und An deren gegenüber offen erklärt, das Oberhaupt der Kirche gern siheidcn, che er in seine neue Hauptstadt einkchre. Der dcilige Kater zeigt inzwischen nicht die mindeste Lust das Feld zu räu men. Morgens begeben sich seine Eardinäie. Monsignors und Prälaten zeitig in den Batican, und halten dort längere Erör terungen über zukünftige Ereignisse. Eardinal Bonaparte ist Herr und Meister im Batikan. Er hat seine Wohnung und speist mit MIgr. Rauchi und Msgr. Eenni in dein an das Ge mach des Papstes stoßenden Zimmer. Eardinal Bon aparte soll dem Papste gesagt baden, daß die italienischen Truppen in drei Monaten ans Rom gejagt würden, falls er in einem Ewcular die französische Geistlichkeit aulloctere, fick am die Seite der gefallenen Dvnclltic zu stellen. Der Papst hat sich hierüber noch nickt entschlossen, aber sein fetter Entschluß in Rom zu bleiben, nachdem er erst ganz vor Kurzem die Absieht bekundet, die Statt zu verlassen, legi vielfach die Ansicht nabe, daß ihin der Ge danke einer Restauration nicht fremd sei. GrotzcS Eonccrt zu», Besten des Sächsiscticn Militär HilsSvcrcinS Motto: Tonknnst, deine Zaubereien Hört der Gram und schiummcrt ein. Shakespeare. 0.— Mit diesen Worten denket der große Brittc ans den Gram dev Einzelnen; angebrochen aber itt für uns eine Zeit, wo der Gram sich aus Tausende hernieder gelassen und diesen zu stillen, lst den Werken der Wohlthätigkcit Vorbehalten. Durch drungen von diesem Gedanken hatte vorgestern die General Lixrctior» der könlgl. musikalische» Kapelle und deö Hoslhrat^o abermals ein großes Eonccrt in'S Leben gerufen. daS im Saale des neuen Eoncertbaustv aui der Watsenhaudstraße stattfand. Es gewährt einen freudigen Anblick, mehr den» rausende aus der iashionablen Welt in dem glanzvoll erleuchteten Saale zu erblicken, 'Alle gewärtig, einen Kunstgenuß zu empfangen, wie er namentlich unter Direetion des Herin HoskapcllmeisierK rcdS gleich durch die Oberon-Ouverture geboten wurde. Welch eine Herrlichkeit an dem Schlüsse dieses Werkes, wo gleichsam ein Toiz-Rbeiniall herabttürzt: da donnert der musikalische Zeus I» seiner strahlenden Majestät und immer drickt die Begeisterung wieder hervor, lim den AnSzmührciitcn die volle Ernte des Dankes darznbringcii. Große Begebenheiten rillen nickt nur Heiden auf dem Felde des Krieges und der Politik wach, sie rütteln auch die Dichter am, welche die Tbaten preise» im Lied, durch dramatische Werke von der Bühne herab oder durch Prologe. in denen sich daS Geschehene wiederspiegOt. Ein Prolog bleibt zwar immer ei» Geiegcnhcitsaekick't, wenn er aber mit solchem Geschick versaßt ist, wie der des Herrn Hosrath 1>r. Pa bst. wen» er sich als eine Dichtung erweist. welche, vom Hauch der Poesie durch drungen, daS menschliche Herz erlaßt, Fieber in die Ater» gießt nnd der Begeisterung Flamme amacht, dann ist er inehr als die Poesie der idyllischen Eiillait, welche sich hier und da in solchen GelegcnheltSdiclttnngcn offenbart. Wie trefflich nnd meisterhaft aber würbe auch dieser Prolog von der Hoischauspiclcri» Frcin- lein La n ge n ha un borgctragc». Sie sprach ihn frei, wurde nicht, wie so oft von Andere» gcsci'icbt, mit dem Buche in der Hand ahgclcscn. Ein guter Schauspieler, ein guter Deklamator macht die Ehre des Dichters zu seiner eigene». und nur durch diese Wechselwirkung kann Gediegenes und BortrcfflichcS ent stehen. Böllig durchdrungen von dieser Wahrheit, konnte cs dem Fräulein L a n g c n h a n ii als wahrer, echter Künstlerin nicht schien, sich den reichsten Beifall zu erringen, der sich in einem erneuten Hervorrm kniidgah. In anderen Städten würde man midedingt auch de» Dichter gcrmcii haben, aber zu solcher „Frei beit, die ich meine", bat's Dresden freilich noch nickt gebracht, da steckt ihm leider noch allzusehr der Philister im ('lacken, was sich deutlich erwies, als nach dem Prolog unmittelbar daS „Sachscnlicd" folgte, welches, wie die Notiz im Programm de sagte, „unter Betheiligung dcrAnwescn den" ge smige» werten sollte. Wollte man dicr dem rbcalcr-Siiigcchor nicht vorgrciicn? Glaubten die Damen und Dämchen, sic wür den rcccnilrt werte» ? Die Hofopcrnsängcrin Fräulein Z im in c rina n n sang hierauf Rccitatib und Arie auö Spohr's Oper: „Icssonda" i,„Ich hall' entsagt der Erde Freuden" >. ES bleibt immer mißlich im Eonccrt eine Opcrnaric zu singen, dci deren Bortrag das Publikum des Zusammenhanges entbehrt, zumal die Piece einer ibin dock weniger bekannten Oper. Sie itt auS dem Ganzen bcrausgc risicn und so ecriebltc auch dieses Stück des Eindruckes, den cs auf der Bübne macken kann. Dafür entschädigte daü zwar etwas an Breite leitende Eonccrt für Pianosorte, Bio inc und Biolonccll mit Begleitung deö Orchesters von Beethoven. Wackere Ausführung von (-eiten der Frau Lara Helnzc, der Herren Eonccrtmcistcr Lautcrdach uad Kammervirtuos Grü tzmachcr. Den zweiten Tveil bildete: Finale dcS I. Actes aus der Oper: .,t^i fall tutto" hon Mozart, wo das Publikum hin sichtlich des Eoncertzcttels in eine Scylla und EdarybdiS geriet!'. Da las man die Rainen: Fr>,u Otto Albslebc», Herr von Witt, Herr Dcgcle und Herr Scaria. Aber diese „vier Elemente innig gesellt" waren nicht aus ihrem Potte». Abgelösl! cs maricbirtcn danir Fräulein Nanitz, sowie die Herren Bähr, S ch a r f e und E: i ch d ergc r aus. Woder und weshalb diese Bcrändcrung in dem großen Heerlager des Gesanges? War, wie zu Metz, die Munition auSgcgangcn ! Für Fräulein Ziinmcr- mann, weiche die Fiordiligi übernommen, Fräulein Ranitz als Dorabclla? Die Stimme der Letzteren ist bekanntlich eine Altstimme mit leider unbeträchtlicher Höhe nnd in der Mittel läge itt die Intonation durchweg zu doch. Alt- und Mezzo Sopran combinirt kann die sonst wackere Dame nicht singen, wenigstens nicht rein und dicr mußte sic. jedenfalls gezwungen, Ersatz bieten? Sind denn die Länger der Hofbühne nicht contraetlich verpflichtet, solchen Eonccrten ihre Tbätigkcit zu widmen oder sind sie, da cs ein „Wob lthätigkeits- Eonccrt" davon befreit? Im Rainen von Hunderten der Eoncertbciuchcr wird die Gcncraldirettio» hiermit ersucht, geneigtest Aufschluß zu geben, denn I Tblr. l(> Rgr. für ein Bittet ist auch keine taube Ruß. j Den -Lchluß tes EonccrteS bildete zum ersten Male: „Das große deutsche Batcrlant", Hvmnus von Julius Padst, componirt von Jul. Ric tz. aue-gcführt von Herrn K öbIcr. der musikalischen Kapelle und dein Hoitbcatcr Sinacchor. Ei» Werk voller Kraft und Schöndelt; Mark und Leben i» jeder ('lote, errang cs sie!) lauten Bestall und der Herborrui deö Herrn Köhler gab Zcugniß von seiner trefflichen Ausführung. Rietz hat zu seinen vielen Werken in diesem HvinnnS eine» würdigen Beitrag geliefert und in seiner Tbätigkcit berinögen wir die Wahrheit des Dichtern, ortcs zu erkennen, welche lautet: „Unaufhaltsam enteilet die Zeit. Sic sucht das Beständige; Sei getreu und tu legst ewige Fesseln ihr an." ' DaöFingerha ck ein.« Die Bewohner des havcriichcn Hochlandes Eiben ein Kampffpicl „Hackeln" genannt, welches darin besteht, daß zwei an einem Tische Gcgcnübcri'itzciitc sich gegenseitig mit dem gebogenen Mittelfinger der rechten Hand fassen und (einer den Andern aus diese Weise über den Tisch hin zu sich hcrübcrzuzicbcn sucht, (sin Provinzialblatt auö dem Obcrlante brachte nun dieser Lage unter der Ucbcrschriit: „Das Fingcrhakcln" nachstehenden ebenso vaterländischen, alS originellen poetischen Erguß in Schnaderhlipici Reimen, alS denen Berfasser ein Dorikrämcr Ramcns Mich. Thill untcr- zcichiict itt. „Der Franzos hat dem Deutschen daS Hackeln ankrag'n. Der Deutsche zagt »ullhig: „Das kann mau schon wagen." Die Deutschen gch'n alle irisch über den Rhein Und mit den Franzose» da hacket» sic ei». Doch bei den Franzosen war d'Krait nit zu HauS, Sic lassen beim Hackeln gleiches erste Mal auö. Und die Deutschen, die guten, die lassen nit los: A Jeder sagt: „Mein g'hörst, mein lieber Franzos!" Upd um die Franzosen da war's nachher g ichlt; Mit sammt ihren Kaiscnrcich werden sie g schnellt. Es Hackeln die Deut'cke» sic überall hin, Bis nach Paris sind sie Meister schon d rin. Es Hackeln die Deutschen sic weit über'» Tisch, Und bläut hab'n sie's auch »och. wie d'Holländerfisch'. Zurück kebr'n die Deutschen im Sieg über'» Rheni; llneinantcr 's Hackeln laßt fern jetzt sein! Wacht, daß der Glaub'» a» Gott nit erschlafft! Denn der hat gegeben zum Hackel» die Kraft. In Eintracht nun thut Euch mitsammen auffübr'n! Mit Deutschland wird Niemand mchr's Hackeln probir'n! ' Berborgcne S ck>ä tz e. Uiitcroi'ftzierB. «aus E. im Nasiauischem von dem Regiment Königin Augnsta bezog vor einigen Tagen ein neues O.uarticr. Das Haus war schön, die Leute schienen woblhabciid, und B. und seine Kamcratcn freu ten sich schon darüber; aber bald fiel ihnen das scheue, spähen de Benehmen des Hausherrn am'. Sic ahnten nichts Gutes, und B„ der geläufig französisch spricht, vcnangte kategorisch von dem Haue Herrn, daß er ihnen alle Lbürcii öffne und sic das ganze Hans untcriuchcn lasse. Da Vals kein Sträuben, die Deutsche» mußten ans ihre Sicherheit bedacht sein. Man ging von Stube zu Stube, aber nichts Berdäehtigev kam zum Borschcin; mit jedem Schritte wurde der Hausherr zuversicht licher: da. horch! hinter jener Tbüre ein ticies Athmen! „Diese Thüre ausgctnncht" ruft B. — „Aber, mein Gott, paö ist ein Klcidctlchrank, da ist" - „Machen Sic auf oder ich schieße hinein!" Da stürzt die Mutter herbei, — öffnet — und beraui wringen zwei wundrrschbne Mädchen von 14 und lO Jahre«. Der überraschte B. erschöpfte sich in Entschuldigungen über die »fingst, die er den Damen clngeiagt, und sagte: „Wir Deutsche sind keine Briganten, kommen Sie ohne Sehen herab tn'S Wobn Zimmer niih wenn Sic mich sehr verpflichten wollen, so nehme» Sic mit Baker und Mutter an unserem Abendessen Thcll." Daß der schmncke junge Mann ei» ganz vortreffliches Quartier fand, läßt sich denken. * Kühnes Wag»iß. Dem Briefe eines baverischen Soldaten bei der Etappen Genie Eompagnle, >i. ck. Ecruvc, 21. Sept.. entnimmt die „Lüdd. Presse" folgende interessante Stelle: Am Sonntaa Mittag erhielte» wir den Befehl, sämmt lick'c Schleusen des Eanals um Toni herum zu öffnen; »oft öffneten alsbald die Schleusen W unk 20 obne alle Gefahr, »un ging es über die Lchlcusc 2<>; diese liegt hart an dem Glacis der Fettung, höchstens >20 Schritt von dem sranzösisehen Borpottc». Wir mußte» nun warte», bis eS Nacht war, dann hieß cs: Wer meldet sich freiwillig? Keiner trat vor. Nun dacyte ick, eine Feigheit läßt du dir nicht Nachreden, ich trat vor und forderte »och einen Regensburger Namens Fischer mll. sich mir anzuichließeii; wir warteten dann. dis cs vollständig Nacht war und krochen am Bauche vor, bis wir die Schleuß«- glücklich erreichten. 'Run hatten aber die Franzosen die Schleuß«- mit Bcsatzbölzern, Steinen und Erde so verdammt, daß wir in derselben 'Nacht nichts auorichten konnten, denn die Schleuß«: war nicht anders zu öffnen, als sie zu sprenge», nnd dieses war keine kleine Arbeit. Montag Nachts untersuchte» wir die Schleußt nochmals. um zn sehen, wie wir sic am leichteste» sprengen könnten, und kamen wieder, unbemerkt von de» Frau zosen, zurück. Nnn trafen wir Dienstag die Porhcrcitungcn zu dieser frechen und gefährliche» Arbeit. Wir nahmen ein Faß, füllten cs mit 2 Ecntncrn Pulver, die Sandsäckc, welche wir »otbwcndig hatten, wurden gefüllt, Seile, Hacke» nnd was sonst noch uiicnthchrlich war, auf einen Wagen zm'ammcngekä den, und alS wir von unseren Kameraden Abschied genommen batten, begaben wir unö nach der Borstadt von Toni. Abends 8 Uhr. als die Nacht vollständig hcrcingcbrochcn war, begannen wir mit der Arbeit. Das Pulver wurde aus eine Tragbahre gelegt, ick' und mein Landsmann zogen Filzschuhe «in und brach ten das Faß glücklich unter die Schlcnßcnbrückc. Die übrige Mannschaft brachte bic andern Gegenstände unter die Brücke. 'Nun waren wir gedeckt und begannen mit der Arbeit; cs durfte kein Wort gesprochen werten. Das Faß wurde cingegraben und mit Steinen und Sandsäckcn stark vcrdämmt. Die Arbeit nahm volle 2 Stunden in Anspruch: hieraus wurde eine Zünt- röbre angelegt und an diese der Pickiord-Zündcr, von welchem der Schub genau eine halbe Minute brennt, angelegt und an. gezündet. Nund mußten wir heraus. nnd als wir oben am Damm mikamcn, wurden uns die Franzosen gewahr, und Schuß aus Schuß krachte; die Kugeln pfiffen über unseren Köpfen weg, ohne einen (Mann zu verletzen; wir kamen glücklich ln der Borstadt an und harrten ungeduldig auf den Knall; jede Mi- nute wurde uns eine Ewigkeit. Endlich erfolgte eine furchtbare Detonation, die Brücke flog mit sammt der Schleußt in die Luft. In der ganzen Borsladt war kein ganzes Fenster mehr, aber wir hatten unfern Zweck erreicht, nämlich die Entwässerung der Fcstungsgrähcn; cs war dies eine Arbeit, die vielleicht unter huudcrtmal nicht einmal glückt. * Auö dem Lager vor Paris schreibt unterm w. t. M. ein Füniundiicunzigcr: „Soeben trafen wir wieder mit unseren braven Kameraden des X7. Regiments zusammen. Eine freudige Erinnerung knüpft sich mir da an die Schlacht bei Wörth. Unser Regiment avaneirtc neben dem besten; wir kamen in» heißeste Gefecht nnd wurden thcilwclse in dem Walde ausein ander gesprengt. Ich kam zur l. Eompagnle der Sicdcmmd- achtziger und lockst mit diesen Tapfer» aus der Höbe von Elsas- Hausen. Hier wurden wir einer feindlichen Batterie ansicktia; der Eompagniesührcr. Premicricntnant von Brause sieh erfuhr den 'Namen des ausgezeichneten Mannes erst jetzt», ließ sofort schwärmen und aus diese Batterie feuern. Als Antwort crhiel ten wir furckstharcs Kartätschcnscucr und von links unausgesetzt Mitraillcusenkugeln ohne Zahl. Aus einmal erschien ein ganzes Regiment i'rantösischcr Kürassiere, welche uns attacniirtcn; ein Earrcc zu formtreu waren wir nickst mehr im Stande, doch durch wolstgeziclteS Sci'netticucr schlugen wir eine zweimalige Attaque mit vielen Berluttcn der Kürassiere glänzend ab. Wir stürmte» nnn ans die Batterie los, dock) unser schreck war nicht gering, als wobl ein ganzes Bataillon Franzosen aus unser Häuflein loSmarschirtc, cs war wirklich nur noch ein Häui lein von 2» dis 2.'> ('Nanu, was die I. Eompagnic des 87. Re gimentö bildete. Da sprang der Rcgimcntotamhonr vor, riß einem scintlichcn Hornisten sein Signalhorn aus der Hand uni blies das französische Signal zum Rctlrircn. Es war cm prächtiger Gekaute! In dem Augenblicke, wo sie ihr Signa! zum Rückzuge hörten, kam eine undeschrciblichc Bcrwirnmg unter die Franzosen, sic macksten Kehrt und wir waren Herren von drei Geschützen. Die Württemdcrgcr nahmen taö zerstreute sranzösiscbe Bataillon in Emptang und machten fast Alle zu Gefangenen. Heute sah ick« diesen braven Manu — sein Raine ist Brandt — als Feldwebel, das eiserne Kreuz auf der Brust Ich gönne cö ihm von Herzen nnd wünsche, daß er es recht lange tragen möge, da er cö wohl verdient bat. Und sollte cd noch einmal zum Kampfe kommen, so gehe ich gerne nock» ei» mal mit diesen tapferen Sicdenundackstzigcrn." * Rodcrich Bcncdir. meldet die „B. B.-Ztg.", hat eS im Aufträge cin- r größeren deutsche« Bübne unternommen, zu der Donizcttischcn Musik zur „Regimentotockttcr" ein neues, aus die jetzige Kricgszcit bezügliches Opernbuch zu verfassen. Dasselbe betitelt sich: „Die Rcgimcntstockstcr nach Sedan." Künstliche Zahnnrbeiteu werten unter Garantie der Brauch- 47 H) barkcit und schmerz- I loicr Einsetzung der Stücke schnell, daucr-G 9 hast und zu den ^ cZ- billigsten Preisen aus- ^ s' gesühn . / Zatinkttnftler. * li,. Wallstraßc 10. Sprechzeit von früh 0 bis 5 Uhr 'Nachmittags. Mi»ric»stras;e 22, Ecke der Margaret!, enqasse, empfiehlt als vorzüglich vom Feldschlöstchen. Ur. mol. v. Spee.-Arzt für Ekschlechtö-u. Haut krankheiten. Frcib. Platz «I». Sprechst. 8-10 B.. 1—4 Nm.
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