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Dresdner Nachrichten : 20.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188606207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860620
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860620
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-06
- Tag 1886-06-20
-
Monat
1886-06
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 20.06.1886
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»en». MW ln laale er nachyer, -e ^ ..... Jiabella ist, von Rynipbenbura kommend. wo sie »ur E»tbi»dun« ihrer Tochter weilte, wieder in Paris ringetroffen. „in hier l4 Tage l>iS ru chrer Abreise nach Madrid zuznbrnigrn. Ihr Kammerherr MarquiS de Billa Scaura nnd dt« Palastdame Herzogin vvnHijer vertreten die Hove »rau bei den, Begräbniß König Ludwigs in München. — Zrvel französische Gesandte, die gleichzeitig Senatoren sind, haben beschlossen, gegen die Prinzen-AuSweisung'ru stimmen, weshalb sie ihrer Armier verlustig geben werden. ES sind dies Wnddingtvn in London und Boucher de llarail in Wien. Auch Baron de Eourcel in Berlin soll um seine Demission angegangen werde». Italien. In Codiaoro (Provinz Ferrara), einem Flecken von 4000 Einwohnern, sind 82 Personen an der Cholera ertrankt und I!) gestorben. Die Seuche ist auch in PeScarolo bei Bologna ein« gezogen, dort kamen 8 Erkrankungen vor. Bei dem in Bittorio gar- nisvnirenden Brrsaglieribataillon sind 7 Cholerasälle fesiarstellt: die Lagerung der Truppen in Zelten ist ungeordnet. Eine Inspektion-- komnlission ist von Padua nach Vittorio abgegangen. Betgteu Die Arbeitseinstellungen ni dem groben Kohlen revier des Borinage beginnen bereits lveit über de» Rahmen lokaler Vorgänge hinauszureichen. ES ist wohl kein Zufall, daß die Ar beitseinstellung in Borinage gerade zu der Stunde ausvricht, da der Agitator Fauviaux, einer der gefährlichsten Bolksverhetzer, vom Brüsseler Kongreß zunickkehrt. Es läßt sich nicht bezweifeln, daß in diesen fortwährenden Streiks eine furchtbare Methode liegt. May will die Bourgeoisie und das Land einfach nicht zur Ruhe kommen lassen, weil man im Laaer der belgischen Sozialisten das Eingreifen einer sozialpolitischen Aktion befürchtet. So unglaublich es klingt, so ist eS doch wahr, daß die Agitatoren die gröktcn Gegner von sozialen Reformen sind, wenn diese von den Regierenden ausgehen. Sie fürchten dadurch ihre Herrschaft über die Massen zu verlieren und deshalb beantworten sie die soeben erfolgte Veröffentlichung eines Fragebogens seitens der Wvhlsayrtskonmiission »»t dem Be ginne der Streiks. Die Regierung, welche leider »ur allzulange die z-ände in de» Schoob legte, hat eine sozialpolitische Aktion r»ige- Icüet. ES wäre also doch angezeigt, wenigstens das Resultat der selben abzuwarten. Allein davon wollen die Sozialisten nichts hören. Mit Worten ihre Friedfertigkeit zu bethcucrn, dazu sind sie zu haben, aber auch ihre Tbatcn darnach rinzurichten, nein, da» wäre gegen ihre Politik. Wen» es hierzu überhaupt noch eines Beweises bedürfte, w könnte man auf das Vorgehen Angeles Hin weise». welcher soeben in seinem „Bovruit* ei» Boheotlage-Shstem sür die belgische Bouraeoisie erfand. Nach diesem Svstem werden eigene Aufpasser bestellt, welche unter den „Bourgeois" Umschau zu halten haben, um die „Feinde des Volkes" herauszuflndcn. Tie Legieren sind dann einfach zu .bohcottircn", indem kein Arbeiter sin sic arbeitet rc. Freilich erregt diese neueste Narrheit keine ernste Besorgnis! und das Bvvcvttage des Kompagnon Anseele wird so fürchterlich nicht sein, als cs aussieht. Es ist aber*imnierhi» be zeichnend sür den Eharaktcr dieser Leute, welche nicht genug über die Spionage der Polizei schimpfen können, aber selbst zu Mitteln greifen, welche das Dcnuncianteilthnm zu einem förmlichen System erhebe». In Onarcgnon und Flenn haben 000 Arbeiter die Arbeit wieder ausgenommen. Mehrere der Regierung nahestehende Blätter melden, der Graf von Paris habe an den König Leopold ein Schreiben gerichtet, worin er dielcm miltheilt, er werde nach Brüssel übrrsicdeln. England. Ter Prinz von Wales stt zum Großmeister der Freimaurer gewählt worden nnd wild am 1. Juli in sei» Amt ein- gcrührt iverden. Er wird dabei die Lords Kintore, Egerton. Kil- invreri nnd den Herzog von Evunaught mit Ernennungen zu Amt und Würden im Orden bedenken. Seitdem der Prinz von Wales unter dir Freimaurer gegangen ist, bat diese Genossenschaft unter der englischen Aristokratie viel Terrain gewonnen. Es sind viele neue Logen entstanden. Jene, welcher der Prinz angehört, wird ihre Schungcn j,n Drury La» Theater halte». Der Premier Gladstone hielt in Edinburgh eine Rede, worin er die Ueberzeuguiig aussprach, daß das britische Volk entschlossen sei, seine (Gladstones) Politik auSznführe», um Irland die Auto nomie zn gewähren. Die irische Streitfrage müsse baldigst ihre Löinng finden, dg sonst die Staatsaeschäfte eine Unterbrechung er leiden würden und die soziale Ordnung in Irland nicht her» aeslellt werden könnte. Die Hoine-Rule-Vorlage sei lodt, nur ihr Prinzip lebe. Ucber dieses Prinzip zu entscheiden, seien die Wähler die besten Richter, Eine» neuen Plan, um diesem Prinzipe Wir kung zn geben, könne er nicht verspreche»; er würde keinen neue» Vorschlag annebmen, falls dcrsclde nicht besser sei. als der alte. Die von anderer Seite gemachten Gegenvorschläge böten keine end- gilliac Lösung der Frage, wohingegen die Politik der Regierung die Frage zur Zufriedenheit Jilands und zi lösen wurde. Lord Salisbury sprach in L )>de. Lord Salisbury sprach in Leeds. Derselbe erklärte nachdrücklich, das frühere Tvrykcwinet habe sich niemals mit einem Vorschläge zur Herstellung eines' irischen Parlaments besaßt. Glabstone's Blatt. „Daily News", erklärt, die Negierung habe keine Bestätigung der Nachricht erhalten, daß die Franzosen die neuen Hebriden anncktirt hätten. Im Unterhnme erklärte die Regierung, der französische Minister Frcyciiiet habe dem englischen Botschafter Lyons mitaetheilt, daß die französische Negierung keine Kciintiuß von dem Ausbissen der französischen Flagge am den Nknhebndc» habe. Trotzdem tele- araplnrtc Frevciiiet dem Gouverneur von Ncucaledonien, falls die Flagge ariigrlvßt würde, müßte dieselbe heruiileraeholt werden. London. Das Mmiiiest Lord Hartiiigtoii's. welches die Po litik Gladslvne'ö kritisirt, ist der Hauptgegenstand aller Besprechungen, doch findet man allgemein, daß der Ton cm viel zu heftiger, von persönlichem Han durchdrungener ist, alS daß man erwarten kann, es werde die Mehrzahl der Wähler sich davon täuschen lassen und man würde wohl erlernie», daß der edle MnrgruS blos ein Porte- 'cuiUe zu erstreben gesonnen ist. — Ter Gras Earl und die Gräfin Enriiovnn gaben in Hampshire ein GarteMest, bei welchem über tausend Personen anwesend waren. Mau stellte ein Rosensest ans der Zeit des Alkibiadcs dar. Alle Tbcilnebmrr nnd Theilnrhmc- riiineri, zu denen auch die Töchter des Prinzen von Wales gehör ten, waren dementsprechend in kostbaren allgrirchischen Kostümen erschienen. Highclere Enstle war i» die Akropolis umgcwandelt worden und zeugten die dort arifgehäustcii klassischen Kunstschätze lehr lebhaft von dem Sammrltrieb des hohen Schloßhcrrn. Am Tage vorher waren dieselbe» Räume zu einer mdische» Pagode her gerichtet gewesen, um de» Mitgliedcm deSAusstrÜnngskomiteeS der Kolonialaussiellung ein Bild südlicher Pracht bei dem ihnen zu Ehren gegebenen Diner zu liescru. — Tie Entrüstung in militäri schen Kreuen über die geringe Sorgfalt, der sich die englischen Truppen in Egypten seitens der englische» Regierung Mienen, dauert fort, denn täglich wird von neuen Erkrankungen und Sterbe- fällcn berichtet, ohne daß eine ernstliche Aendcning herbeiäcführt würde. Zwar sind 500 Mann Kranke nach Evvcrn abgereist, 200 sollen weiter folgen, jedoch genügt dies noch lange nicht. Was nützt es, wenn mn» ruhig abwartet, bis die Leute physisch ganz rui- nirt sind und nur Invaliden aus dem iiiörderüchen Klima entfernt? Plan müßte viel früher Maßregeln treffen, damit solch' zahlreiche ErkrankungSsälle verhütet wurden. — Die große Truppen-Revue im Hydepark wurde vom Prinzen Wales, den Herzögen von Cam bridge, Cviiiiaiight und Schleswig-Holstein, sowie dem General Wolscley abgehaltcii. ES betheiligtrn sich daran die Goldstream Guards, die Scotö-Guards, die Hiahlünders. die königl. LaneerSrc. Tic Herzogin von Connmight führte ihr U>a»enreg»nciit, dessen Uniform sie angelegt hatte, selbst vorüber, die übrigen fürstlichen Tanie» wohnten dem militärischen Schauspiel trotz des Gewitters in offenen Eguipnae» bei. — Oberst Lockbart, der mit seiner Es korte Ehitral verließ, um in Badaksham die afghanische Grcnzab- stcchuugs-Komniissivn zu erreichen, ist immer noch von de» Afgha nen cingeschlvssen, ohne vorwärts noch zurück zu können. — In der politischen Welt herrscht große Berslimmnug über das taktlose Be nehmen Frankreichs in der Hebriden-Anaelegenheit: allgemein ist nian der Ansicht, daß Frrycinet nicht >m Stande ist, die Maßregeln der Annektiriina wieder rückgängig zu machen; die Engländer werden ihre Rechte mit Gewalt dttrchseircn. da hierbei das englische Prestige ans dem Spiele steht. — Sir Alexander Stuart, Exrkutiv- Kvmniissar der Abtbeilnng von Neu-Süd-Wales bei der Kolonial- ausstelluna. früher Minister, ist in London vlötrlich aestorbcn. N»N»««e«. Pom norwegische« Ttorthru LS. d». UMwÄgl wnH sind sämmtli« Anträge de* politischen Wahlrecht- mit großer Stinimenmehryeil ai worden. Die äußerst« Linke forderte allgemeine»Wahlrecht. . erklärte sich kür eine allmählich steigende Erweiterung und nachdem vor zwei Jahren N.OOO neue Berechtigte hinzugetreten seien, könne man schon wieder einige Jahre warte». Man sagt, daß die Regierung sich von der große» radikalen Fraktion sreimachen will uiid die Bildung einer Mittelpartei im Stortbiiige anstrebt, bestellend auS dem linken Eentrum und den gemäßigte» Konservativen. -kntzland. Der der russischen Dampsbvotgesellschast gehörende Schooner „Jastreb" ist in derMeereiwe vvnKertsch unten wobei die Mannschaft dis auf einen Matrosen verunglückte Bulgarien Die vom Fürsten in Sofia gehaltene welche Rußland lo sehr verschnupft hat, lautete: Nach den historischen Ereignisse», die wir durchlebte», bin ich so glückt erste National-Beikaminluna, an welcher die Vertreter der bulga rischen Ration diesseits w»e jenseits de» Balkans theilnehnien. in der Hauptstadt zu begrüße». Ich finde keine Worte, um meine grenzenlose Dankburkeit der wackeren Station auSzndrUcken. die sich wie ein Mann erhob, uin da» Vaterland gegen den Feind zu ver- theidigen, und Alles opferte, um die Ehre, Freiheit und Unver sehrtheit unseres Gebiete- zu rette». Ich erachte eS als Pflicht, durch Ihre Vermittelung der Nation zu dauken für die wackeren Thaten der Soldaten, würdigen Söhne des Vaterlandes. daS aus sie stolz sein kann, nachdem sie mit beispielloser Tapferkeit und Selbstverleugnung rasche Niederlagen dem Feinde bereiteten. Auch kvnftatrren wir heute mit tiefer Freude vor Ihnen, daß die so lange erwartete und so aufrichtig ersehnte Union vollzogen m. Zum Be- ulgarischc Natipual-Bc Rede, roßen ie cr- tete und lo aufrichtig c ^ _ weise dessen wird heute die allgemeine bulgarische National-!, sanimlunq die Angelegenheit und Fragen, betreffend die Interessen deS gemeinsamen Vaterlandes, prüfe» und hierüber beschließen. Der Krieg, aus welchem Bulgarien mit Gottes Hille siegreich hervor ging. eröffnet eine neue Acra und weist dem Lande einen ehren vollen Platz inmitlen der benachbarten Valkanstaatcn an. Dieser Kiieg flößt der Nation Vertrauen in ihre eigene Kraft ein nnd die Hoffnung ans eine glänzende Zukunft: er hat aber auch bis zu kmcm gewissen Punkte die sinauzieUen Mittel des Landes geschwächt und veranlaßt neue Lasten und neue Bedürfnisse, sür welche vvr- grsorat iverden muß. Britisch-Amerika. Aus Halifax wird gemeldet, der Mi nisterpräsident von Neu-Schottland hätte erklärt, daß der Sieg der Regierung bei de» neuen Wahlen als ein Beweis dafür anzusehen sei,daß Neil-Schottland mit der kanadischen Kouföderaliou niiznsriedeii sei und sich der in Neu-Bran»schwein und a»f der Prinz-Edwurds- Jnsel zu Gunsten der Trennung von K inada und der Bildung einer Union der See-Provinzen herrschenden Bewegung a»zu- schlieken wüniche. Hinterinvien. Aus Penang wird vom 18. d. gemeldet: Ein holländischer Dampfer wurde bei Rigas von Aichiuesen angegriffen, welche den ersten Ingenieur und den zweiten Offizier tödteten und den Kapitän, dessen Frau und den zweiten Ingenieur gefangen nahmen. Die Ingenieure sind Engländer. Aentlleton. f- Unsere gestrige Klage, daß di« Generaldirektion des Kgl Hostyeatrrs bisher sich noch nicht bewogen gesunden habe, die Tage zu bezeichnen, an welchen Wagner s gelammter Nibelungen- Ring hier aufgcführt werden soll, bat nachstehende Zuschrift veran laßt: „Im Aufträge der Kgl. Gencraldirektion beehre ich mich, Ihnen mit Bezug aus die heutige Notiz der „Nachrichten" niitzu- theilen, daß die Ankündigung der im Anglist und Anfangs Sep tember auf der Kgl. Bühne slaltfindenden Aufführung der Tetra logie : „Der Ring de» Nibelungen" von R. Wagner bereits an die Äellblätter Deutschlands, Frankreichs, wie Englands und zwar unter Angabe der Tage — als erster Eyklus: 16.. 17-, 19., 21. August — zweiter Eyklus: 30.. 31. Aua., 2., 4. September er gangen ist. Obige Termine werden sclbswerständlich streng inne- gehcilten werden und ersolgt sür Dresden und Umgegend die An zeige zur rechten Zeit in den hiesigen Tagesblättern. Hochachtungs voll Karl Uebechorst." — Das Publikum wird gleich uns der ho»en General-Direktion hierfür daiikbar sein. Vor gar zu langer Zeit können jedoch die Weltblätter noch nicht intormirt worden »ein — uns wenigstens ist in de» Londoner und Pariser Blätter», die wir aus der Redaktion lesen, die betr. Ankündigung noch nicht begegnet: auch wußten vorgestern Abend erste «nnstkräste, die im Nibckungenriuge Mitwirke», von den genauen AuffühuliiyStagen noch nicht daS Mindeste: endlich wäre es am Ende eine Rücksicht, welche die Dresdner Blätter wohl zu fordern berechtigt sind, daß Mitiheilungen nicht hinter den srciiidcu inzwischen, unser Zweck ist erreicht und Interesse des großen Kgl. Kunstinstituts. Die Besucher von Bayreuth haben also die Wahl, den Nibelungen- Cyklns in Dresden vor oder nach dem Parsllal anznhören. f In dieser Woche folgen drei Nibelungen-Ausführungen: Am istag „Rheingvld". am Mittwoch „Watküre " — ^ ' ^ Im Dienstag und an« Sonn- Rhcingold" singt a„ . abend „Gölterdämmmening" auf einander. Herr Jost de» Wotan znm ersten Male. f Dem Vernehme» nach ist der Tenorist Herr Eichhorn, welcher kürzlich als Max in, „Freischütz" und als Scver in „Norma" hier gastirte. ttir unsere Hofvper engagirt worden. 1' Wie die bisherigen Solisten-Abende de» Kgl. Konser vatorium» fand der vorgestrige dritte zahlreiche Betbeiliaiurg und überschüssigen Applaus. Ein wirkliches Uebel ist dieses über triebene Händeklatschen in Prüsungs-Aufführmigeu, welches ebenso schädlich wirkt, wie die Gewöhnung der Heranwachsenden Jugend an Genüsse, die nur Erwachienen zuträglich sein können. Sollen denn die Schüler und Schülerinnen durchaus eitel und hochmiithia acniacht werde»? — Diesmal waren die Bortraaenden vorwiegend Ausländer ans England, Amerika, Rußland und der Schweiz. Zu erst trug Frl. Asbnry mit ihrem Lehrer Herrn Schmole zusammen aus dem Klavierkonzert i» V-moll von Beethoven den ersten Satz vor. Ihre technische Sauberkeit und Fingerscriigkeit, sowie ihr Eller reichten freilich nicht aus. dcni Meisterwerke Genüge zu thun. Man sollte Anfänger mit derartigen Aufgaben, die selbst Virtuosen Noll) machen, nicht behelligen. Dasselbe gilt von dem jungen Pianisicn Herrn Peschkaii («chüler des Herrn Prof. Krantz), der sich mit dem 2. »nd 3. Satze auS Brcthoveii's 6-äur-Konzerte ab- ziunühen hatte. Was nützte cs ihm, daß ihm manche feinere De tails gelangen und die Technik überhaupt wohlbestcllt erschien, wenn er doch den Geist des Werkes noch lange nicht wiederzugeben vermag? Am glücklichsten bestand Herr Sherwovd aus der Klavier- klaffe deS Herrn Roth. Aus seinem Vorträge zweier Sätze aus E. Neinccke's I'M-woll-Kmizcrt war erkennbar, daß sich scm Talent aus der rechten Bahn entwickelt. Die Glätte und Geläufigkeit seines Spiels zeigten eine leichte Hand, die Auffassung eiitfprach schon höheren Anforderungen und feine decente Art des Vortrags verriet^ guten Geschmack. Als Fagottist Produzirte sich Herr Gii»d- lach (Schüler deS Herr» Kammermusikus Stein), der aus Weber s k-aur-Konzert Adagio und Rondo wacker auSiührte. Biel läßt sich mit Jaavtt-SoliS nicht hcrausschlagcn, da sich diesem Instru ment keine Steigeviugen zum Forte und keine feineren Modu lationen entlocken lassen. Die Fagöttcr können eS den Konzcrt- öttern nicht glcichthnn. Herr Gundlach bewies namentlich im l'ondo, daß er mit großem Fleiß aus gute Tonbildung hmarbeitet und «iif Akkuratesse Werth legt. Entschiedenes Talent ließ der Cellist Herr Hotmann (Schüler des Herrn Konzertmeister Grlltz- macher), der ans dem L-inoll-Konzert von Gollermann das senti mentale Adagio effektvoll aiissiihrte. erkenne». Ihm ist bereits Rmfiiiement im Vortrag eigen, dagegen intonirtc er nicht immer rem und ließ es nicht ganz olnreKiaic abgehen. Tab ihm infvlge mangelhafter Instruktion des Begleiters der Abschluß des letzten Satzes mißglückte, war gewiß verzeihlich. Ohnehin hatte man von dem wässerigen Gvltemraim-Konzcrt schon genug auS der . „ „ «hört. Bon den Solosängerinnrn hatte Frl. Sistermans auS der GcsaiigSklassc des Herm Hildach einen gesunden, metallreichen Sopran auszinveisen. ... Hinsichtlich der Porträtähnlichkeit muß aber in der Phrasiruna und BortragSklarbeit »och viel lernen, koiuiiicildcn Pmoncii der kgl. Familie, sowie der 20 Generäle Ihr Krcfftaesühl gestillt sich in beständige» Brusttönen, wodurch taeltwl gefällt sich in bestä die reine Intonation erschwert ist. Ihre „Jcssvnda" war nicht die arte «nd tirsfühlende Heldin der Spohr'schcn Over, denn sie sang röhlich daraus los. ohne schmerzliche Hingebung. Der Mezzo sopranistin Frl. v. Greyerz auS der Thielc'schen Gcsangsklasse blieben Schubert („Aufenthalt") »nd Schumann („Tu bist wie eine Blume") unerreichbar. Die Stimme besitzt für wiche Lieder zn wenig Schmelz »nd Wärme, ist überhaupt zu klein. Besser glückte eS ihr mrt Webcr'S „Unbefangenheit", wobei inehr Be gabung hervortrat. Bon allen Gesängen ergötzten die reizenden acniiichlcn Quartette von P. Uurlaiist (aus dem »liltelbvchdeutschen Liederspiel) am meisten. Durchweg schöne Stimmen erhöhte» de» an- ,«nehmen Eindruck dieser Quartette. Mit dem frischen Sopran des krl. Schacko nnd dem prächtigen Alt der Frau Müller-Bächi einte» .nh der klanareiche Tenor de» Herrn Heydrich nnd der edle, wohl-. gebildet« Baß des Herm Dreßler auf's Wvblthnendste. Das vor zügliche Ensemble machte Herm Prof. Krany alle Ehre. B- S ^ Verein ES wichst nicht nur der Mensch mit seinen , auch Vereine können de« WackSthumSsich erfreuen, wenn sie ihre Zicke «nt Energie zn verfolgen bemüht sind. Dem s. Kunstverein kann man in dem letzten Dccennimn daS wohl verdiente Zeugnis, ertheilen, daß er durch sein dermal,««» Diretto- rium nicht nur sein materielles Wohl wesentlich verbessert hat. sondrm auch seine idealen Ziele zu erreichen bestrebt »vor. Nach dem durch eifriges Bemühen die Zahl der Mitglieder gewachsen, bestrebt man nch jetzt selbst mit Opfern und trotz der argen Kon kurrenz des KimsthaichrlS die Ausstellung werthvoller und inter essanter zu machen «nd dürste die neue Maxime. auS Pnvatbesitz gute, modeme Werke ,»r Ansicht zu bringen, znr Beuncherung der Ausstellung in Zukunft wesentlich beitragen. Biele Schätze »i Privathänden harren der Auferstehung und bedarf eS nur der Aufforderung des Direktoriums, um. vorzüglich in Zeiten der Dürre, wir z. B. fetzt. Bedeutendes zur Ausstellung zu bringen. Ein günstiger Anfang in dieser Weise ist schon gemacht. So sieht man aus Privatbesitz „Fürst BiSmarck", ein Portrait iFarbeiistizze) von F. von Lenbach München) »>it größtem Interesse. Gerade weil noch nicht lmtzgesührt und hierdurch das Werden und Schaffe» unter der Meisterhand sich zeigt, bietet dieses Bild einen seltenen Genuß, bei welchem jedoch niemals vergessen iverden darf, daß es so zu sagen erst das Konzept zu einem Bilde sein soll.I bei veni aber in allen seine» Theilen die Kühnheit der Pinselttibmiia sich bekundet. Gleiche» Ursprungs sind die beide» Aauarelle von An dreas Achenbach „Marincstück" und ..Aetna", welche noch aus der bellen SchaffenSzcit (1802) dicscS vortrefflichen und großen Künst lers stammen und von einer Schönheit der Konzeption und Technik sind, wie sie bedeutender auf keinen, anderen Bilde Achenbach's ge sunde» werden. Außer diemn verdiene» noch einige »eu aiisgestellle Genrebilder Beachtung nnd Anerkennung, aus deren Zahl wir nennen: E. Wolsrom's „Erwartung", in dein der Künstler sein ko loristisches Talent zur vollsten Geltung bringt: Franz Kop's „Frische Eier" von minutiöser Aussührung; Karl Kronbergcr's „Lustige Ballade": H. Schaumann's München) „Beim Kucpsuscher" »i ganz vortrefflicher Zeichnung und Amanda v. Bwccker's reizende „Junge Bl»menverkä»ferin". Voll Landschaften steht Meister Giudo Hanimcr's Dresdner Haidelnndschast: „Der Gefeite", cm kostbares Jagdbild, oben an, wie auch Wilhelm Nilter's „Wald- schcnke", Wilhelm Wollschläger's (Toraan) „Holzfahrer im Walde" nnd Max Fritz frische „Böhmische Ansichten" nicht minder des Bei falls sich zn erfreuen haben werven. Ba» den ei»gega»gcnen Por- traits zeichnet sich wie gewöhnlich, ein „Kinderbildnitz" von Moritz Müller aus, wie von denen der Architekturschildemngeii A. Doll's (München) „Straßburger Münster" und „Bamberger Dom", fern von jenen trockene» Veduten, sich zu anziehenden Städtebildern er heben. Die Bildhauerkunst wird recht gut vertrete» durch zwei aenreartige Werke. Bruno Fischer's „Wanderbursch" und Otto Schweitzers „Kleiner Matrose", die, obwohl ihrer Art nach reali stisch, dennoch in ihrer Formvollendung einen idealen Anstrich be wahren. f- Neperto ir des Allst. Hoftheaters. Sonntag: Der Tronipeter von Säkkingen. — Dienswa Das Rhciimold. — Mitt woch : Die Walküre. — Donnerstag: Das goldene Kreuz. Wiener Walzer. — Sonnabend: Die Götterdämmerung. — Sonntag: Don Juan. f- In der Ausstellung des sächsischen K » nstvereins im Brühl'schen Palais, Augiistusstmße (geöffnet Sonntags von 11 bis 3, Donneiftags von 10 bis 1, an den übrigen Wochentagen von 10 bis 4 Uhr) sind ferner neu ausgestellt: 1) Oelgemälde. Zwei Bild nisse in halber Figur von Pantine Kohlichütter (Dresden): Stu dienkopf von Klonbergcr (München); Genrebilder von A. v. Brsecker. Kops nnd Streitenfcld (Dresden): Landschaften von Max Fritz (Dresden), L. v. Jordan (Blasewitz b. D.) und Äollschläger (Tor gau) ; Jagdbild von Guido Hammer (Dresden); Architekturbilder von Doll (München) m>d Max Fritz (Dresden). - 2) Plastische Gegenstände. Statuette in Bronzeguß mod. von Fischer; Büste desgl. mod. von Schweizer (Dresden). f- In Bezug auf die gestrige Notiz aus dem „B. B. C." über Herrn Direktor Karl und seine angeblichen Unterhandlungen mit dem Berliner Belle-Alliance-Tdcatcr wurde uns von zuverläs sigster Seite mitgctheilt, daß Herr DirAtor Karl durchaus nicht ge sonnen ist, auf die Sache einzugehen. Sion Berlin aus wurde zwar bei ihm angcsraat, ob er das Bcllc-Aüiance-Thcater übernehmen wolle, allein er lehnte das Anerbieten bestimmt ab, schon deshalb, weil er als Direktor des hiesigen Ncsidenztheaters noch drei Jahre kontraktlich verpflichtet ist und außerdem jetzt in, Begriff steht, für das Chemnitzer Thalialheaier auf drei Jahre abzuschließen. Uebcr- haupt sehnt er sich gar nicht nach Berlin nnd denkt nicht daran, mit der Bellc-Alliance eine Alliance zu suchen. f Die Münchener Hoftheater. jetzt der Landestrauer wegen geschlossen, sollen bereits am 28. d. M. wieder eröffnet werden. Zur Aufführung dürfen vorläufig nur Stücke ernsten In- hults kommen. f Die als enthusiastisch« Verehrerin uud Freundin Richard Wagners bekannte Gräfin von Wöltenstein (frühes Gräfin v. Schleinij gefeiert wohnte im Hotel Bellevue. Man veriiinthete, rimg der „Götterdämmerung" besuche» würde, aber sie reiste vor gestern wieder ab. f- Richard Wagner hat bekanntlich bei seinem Tode Ludwig ll. znm Vormunde seines Sohnes Siegfried ernannt. Der König jedoch kümmerte sich die ganze Zeit über fast gar nicht um sein Mündel und seineUingebung nahm sich auch wenig Mühe, ihn an diele Pflicht zn erinnern. Man erzählt sogar, der König habe Frau Kosima während ihres letzte» BesuchcS in Hohen schwangau die Audienz verwehrt »nd der Wittwe des Meisters durch seinen Kammerdiener sagen lassen, des Komponisten Familie heiße: ..Tannhäuser", „Loheugriu". „Tristan und Isolde", „Parsisal"; die irdischen Bande, die er geknüpft, habe sein Genius bei seinem Fluge zu», Himmel abgestreist." Frau Kosima soll die Absicht habe», den Prinzen Ludwig Ferdinand, Gemahl der spanischen In fantin, Donna Paz, um Uebernahme der Vormundichait zu bitte», da das bvhc Paar zu den leidenschastlicheii Anhängern der Wagncr'- schen Musik gehört. f- Welches Interesse der verstorbene König Ludwig von Bayern noch wenige Tage vor seinem Tode au literarischen Be strebungen genommen hat, acht wohl daraus hervor, daß er laut KabiiielSschreibcn vom 26. Mai d. I. in der liebenswürdigsten Weise die Widmung des von Rudolf Kleinpaul Iieransgegebcilen Pracht werkes über Florenz angenommen »nd den Wunsch ausgedrückt hat. das WidmmigScxemplnr nach Vollendung des Werkes m die Hände zu bekommen. Er hatte dieses Interesse bereits den früheren Arbeiten des Verfassers in böchst anerkennender Weise zugewandt. f Die BerwaltungSräthe in Bayreuth sind jetzt mit ernstli chen Sorgen nnd Mühen sür die bevorstehenden Festspiele beladen. Der Wiener Hofopernsänaer Winkelniann (Parsisal, Tristan) soll wegen nicht erlangten Urlaubs seine Mitwirkung abgesagt haben. Fcmer tritt A. Nicmann zurück »nd der sür KlingSor nnd Kiirwe« nal auSeriebene Sänger Fucl>s ist erkrankt. ^ ^ jst gestern eines KnäblcinS genesen. ' "' «n Kapellmeisters ndig. f Seit einigen Tagen stehen 2 Bilder bei Arnold am Altmarkt aus, welche, obwohl dieselbe» Spezialität und nur für Rumänien angcsertigt sind, doch auch hier Interesse erwecken dürfte». Beide io in der bestens bekannten nai auserieuenc «anger r,»cns in errrainr. ck Frau Hofratb Schuch ist gestern eines Knii Die Familie des ebenso geiiialen als liebenswürdigen zählt nunmehr 4 Glirvcr: die Tetralogie ist vollstän gt l sind in der bestens bekannten hiesigen lilhogr. Kunstanstalt von Leopold Hoderiliann hergcstellt- worden und stelle», das eine: den Einzug Königs Karl I- von Runiämen in Bukarest, dnS andere den Emzug der Königin von Nmnänien dar. Beide sind auf Seiden- AtiaS gedruckt. Es sind von jedem dieser Bilder 3000 Exemplare geliefert worden. O'/r Monate lang waren ununterbrochen 2 Litho graphen mit der Ausführung der 15 einzelnen Farbcnlithographien beschäftigt. Hinsichllich der Porträtühnlichkeit aller daran» vor- koimiicntcn Pcnonen der kgl. Familie, sowie der 20 Generäle hat der ruinaiiische Besteller seine volle Zufriedenheit aiisgedrückt. -s In Fredrikshald (Norwegen» ist am 24. v. M auf dem Grabe des dciiffche» Kvmponisteu Rerssiger ein prachtvolles Denkmal errichtet worden. f Herr Koiizertsäiiger E. Hildach wird im Herbst seine Stellung als Lehrer des Kgl. Konservatoriums ausgcbcn. uin küns- sig sür seine Konzertreise» mehr freie Zeit zu gewinnen. An seiner Ltelle bat das Konservatorium eine neue Kraft in Herrn Hofopem- sänger P. Jensen, welcher Ansang Oktober als Lehrer für die erste Sologesangklaffe eintreten wird, gewonnen. Wer den genannten Künstler und seine gründliche musikalische Bildung, die sich nicht mir auf der Hosbühne, sondern auch in Konjertcn bestens bewährte, kennt, muß d«eie Errungenschaft als eine recht glückliche bezeichnen. — Außer Herrn Hildach scheidet auch der Kammermusikus a. D. Herr Thiele aus dem Lehrerkollegium aus und Frl. Orgeny tritt alS neue Gesanalehrerin voin Herbst ab in Thätigkeit. Nr. »VI. Seite ». » Sonnt««. Jvni L88«.
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