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87. Jahrgang. ÜK 1S1. Vq«^,Ge»ii»* „eriellthri. >Ur Lree- den dkl ««gltch zwei, malizer Zuiragip,, <,» S»nn- und Monlagen nur j.s« M . »Ukchiu»wär>i,»«> di, Also »«> ktnmiligrr ft,Sun, durch di, -oft API.(ohne P«ftelt,»ld>. AurlanL: Kft«r- reich-Ungain b.ftf »r., Schwkij d,6d -rk», Itaiten 7,>7 ,',n. ^»chdruck nur «tt d»utltch«r O»»sl»n- «uoab« („Dr««»n,r Nachr/>zuläilig .Un. «,>>«n,l« Manftftrip«, „rd. nich»<iust>kw«^rt. : Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Fcrnspreclfer: II » 2ÜKtt « 2801. Freitag. IS. Juni ISIS. HsgvürrSst 18SS Druck und Verlag von kiepsch Sc Reichardt in Dresden. «räsrte Furv/sbl! 8s>^SKll2US alle Preislagen! uII'IovlMMKl' Hstmscßt S. Anzeigen-Tarif. 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Tic Stadtverordneten beschlossen die in- sührung einer Antobvs Linie :»kcustädter Bahn.os— ÜUtmnrkt — H,7npibah»hoi — Bernhardstraßc — '.stürnb, ger Straße ab 1. Oktober d. F. Der Reichstag lebte nnr Dviiiicrstag die Beratung der Weln Vorlage fort. bei der nochmals der Rricgs- vl i n i st c r das Wort cigriss. DaS preußische A b g e v r d n c t c n h n u s hat sich am Donnerstag oorlänsig tonsliinicri. Ein Gcsctzentiv'irf zur Bekämpiuug der Schund- literatnr befindet sicl, in der Vorbereitung. Der Prinz von Wales wird zu seinem erneuten Vesitki» in Deutschland am I, FuU England verlassen. »Im ungarischen A b g e o r d n c t e n v a n s e ent wickelte am Donnerstag der neue Ministerpräsident Gras Tisza sein Prngramin. Das Programm sür die Englan dreist des Prä sidenten Pojnearö sieht einen Aufenthalt in England vom ,'t. bis LZ d. M. vor. Dir „Nordd. Allg Ztg." spricht der Türkei anläßlich der Ermordung des Großmesirs Mahmud Schcskct Pascha das Beileid der Rcichsregierung ans. Bulgarien und Serbien haben die russische Vermittlung im bulgarisch-serbischen Zwist an ge trommen. Die serbische Regierung machte der bulgari schen Regierung den Borichlog, den E s f c k t i >, b e st a n d der beiderseitige» Heere auf ei» Biertcl hcrab- zusryen. «Griechenland unlcrbreitete Bulgarien einen neuen V e r st ä n d i g u n g s v o r s ch l a g, will jedoch auf Saloniki nicht verzichte». Gras Roma n vnrs wurde erneut vom König von Spanien mit der .Kabinettsbildung betraut. Zwei Lage Wehrvorlage. Das große Werk der .Heeresvorlage nimmt langsam und bedächtig seinen Fortgang. Nachdem Ansang April der Reichstag gelegentlich der erste» Lesung der Wchrvvr- togen seine Ansichten über die Notwendigkeit der neue» Militärsordcrungen geänstert hat. war ihm am Dienstag und Mittwoch, sowie am Donnerstag erneut bei der zweiten Vesung Gelegenheit geboten, Stellung zu nehmen. Die Ausbeute des ersten Tages der Debatte war nicht nur herz lich gering, svnder» könnte durch die Rede des Sozialdemo kraten als ein schriller Anstatt zu den erneute» Beratungen bezeichnet werden, wüßte man nicht, daß von dem Vertreter der sozialdemokratischen Rcichstagsfraktion etwas Besseres nicht erwartet werden tonnte. Die Rede des Herrn Roskc. des Sprechers der 110, kann nur als ein Glied in der Kette der zahllosen antinationnlen Kundgebungen be wertet und dementsprechend behandelt werden. Bei dem Wesen nisserer Sozialdemokratie ist .nun einmal nicht zu erwarten, daß die Genossen im Reichstage einmal andere Töne anschtage» wurde-i. Sie könne» nur internationale Pbraien drehen n»d die Stellung des eigenen Vaterlandes verdächtigen, in den Lchmnß ziehen. Nach diesem Prinzip muß nach dem Parteidogma gearbeitet werden, und so war die Rede des Herrn Nvskc genau so, wie man sie erwarten mußte: öde Schimpfereien gegen alles das, was nicht sozial demokratisch abgestempctt ist, Verherrlichung Frankreichs, dem Herr Rosk« die Waffen zum Kampfe für die dreijährige Dienstzeit freundlichst lächelnd in die Hand drückte. Man wird in Paris diese Morgengabe der deutsche» Sozialdemo kratie mit Dank annchme». Ob Herr Iauros, der Führer der französischen Sozialisten, seinem deutschen Kollegen ebenso dankbar sein wird im tiefsten Herzenskümmerlein, wie Herr Bartlivu, dars allerdings füglich bezweifelt wer den, denn nach -Herrn Roskc ist Frankreich gezwungen, zu rüste», weil Deutschland den Anfang gemacht hat. „Wer hören und sehen will, muß sikl, darüber klar sein, daß das französische Volk lediglich von banger Sorge erfüllt ist vor deutschen Angriffen." So ein deutscher Parlamentarier i>» deutschen Reichstage! Ans diesem Niveau stand die Rede Rostes innerhalb 4^l, Stunden. Diese non de» Sozialdemokraten ausgeführte Obstruktion gegen die Wehrvvrlagc verhinderte cS, daß am ersten Tage noch weitere Redner zu Worte kamen. Erst der Mittwoch führte die Debatte auf die Höhen .rationaler Begeisterung sür dieses große Werk der Baterlandsverteidigung. Zen trum. Nativnalkibcrale und Konservative fanden sich zu. lammen, um einmütig »nd ei,«schieden dir Notwendigkeit der neuen Heeresvorlage» zu betonen und die sozialistische Rede in allen ihren Einzelheiten z» zerpflücke». Auch die Fortschrittliche Bolkspartci konnte nicht umhin, durch Herrn Müller-Meiningen der nntimilitaristischen Rede des Herrn Nvskc entgegenzuirete». So stand die Sozialdemokratie völlig isoliert da und hatte noch den Nachteil, von Herrn Erzberger reichlich mit Spott bedacht zu werden. Herr Dr. Semler von den Nationallibcralcn und später nochmal» Herr Basse rma nn brachten ihren ver änderten Standpuntt i» der viel erörterten Frage der Kavallerie-Regimenter und der Ossiziersstellcn gegenüber de» Beschlüssen der Budgctkommission zum Aufdruck und gaben dadurch der Hoffnung Raum, daß die Rcgierungs- sordcrnng der neuen sechs »avaUeric-Regiinenter zum Be schluß erhoben werden wird, zumal auch im Zentrum zahl reiche Stimmen vorhanden sind, die sich dem Erzbcrgerschen Vorschlag auf Bewilligung von nur drei Kavallerie-Regi mentern nickt anzuschlictzen vermögen. Besonders wert voll mar aus Herr» Dr. Seniler» Rede der Hinweis, daß die Noskefchen Drohungen gegen die Armee für die bürger lichen Parteien die Mahnung sein müssen, sich gerade bei dieser Vorlage z» vertragen. Seine Ausführungen atmeten den Geist der Versöhnung, und als er in der DcckungS- srage unter den bürgerlichen Parteien weder Besiegte noch Sieger wünschte, da fand er sogar den Beifall aus den Reihen des Zentrums. Herr Dr. Müller Meiningen, dessen Rede bei der ersten Lesung am wenigsten gefallen hatte, sprach diesmal wärmer und zustimmcndcr. mit stärke rer Betonung der Notwendigkeit der Hecrcsvvrlagc. Starke» Theaterdonner nannte er sehr richtig die Rede Noskes »nü wies namentlich aus die gcheimgebliebenen Regierungserklärungen in der Budgetkommissivn hin, die in ihren Begründungen selbst aus die Sozialdemokraten Eindruck gemacht haben. Den Zwiespalt in dem Ver halten der Sozialdemokraten hatte der Fortschrittler damit sehr gut betont. ^In der Budgetkommissivn benimmt sich die Sozialdemokratie gänzlich anders, als im Reichstage, soweit die Notwendigkeit der Heeresvcrstärkung in Frage kommt, denn in der Kommission bleibt man sür die Oessent- lichkeit unbeachtet, im Reichstage muß man sich als den „Unentwegten" ausspielen. Der Konservative Edler zu Pu t l itz und der Reichsparteiler v. Liebert führten die Debatte auf den Höhepunkt, und ihre Ausführungen wur den noch befonders unterstrichen durch den Reichs kanzler. der in die Erörterungen mit einer klaren, deut lichen und erfreulichen Betonung des Rcgierungsstand- punktes eingriff und damit einem aus nationalen Kreisen geäußerten Wunsche entsprach. -Herr v. Bcthmann -Hollweg wies vom ersten bis zr.m letzten Satz mit einer Schärfe, die nnr an erkannt werde» kann, daraus hi», daß die Regie rung entschlossen ist, das große Werk zu Ende zu führen. Wen» es nötig sei, erklärte er sich bereit, dafür z» kämpfen, daß die Mittel für die Vorlage bereit- gestellt werden. Kein Mensch könne die Verantwortung sür ein Scheitern der Vorlage tragen, ein Zurück gebe eS nicht. Damit hatte der Kanzler mit hvchcrfrculichcr Frische drn Standpunkt der Reichsregicrung in den Vordergrund gestellt. Za, er ging sogar noch weiter, den Reichstag nicht im unklaren darüber zu lasse», daß die Ver bündeten Regierungen zum A c >rßersten entschlossen sind, falls ihre Wünsche und Forderungen bezüglich der Deckung kein Gehör finden. „Es ist ein unbedingtes Er fordernis, daß die Hecrcsverstärkung unverzüglich ins Werk gesetzt wird." Danach will der Kanzler seine -Hal tung regeln, „bis in alle Konsequenzen hinein". Was da mit gesagt sein sollte, braucht nach den wiederholten Ge rüchten. daß eine Reichstagsairflösurrg nicht außer dem Be reich der Möglichkeit liegt, nicht erst hervorgchoben zu werden. Auch ddc schnelle Regelung der Dccknngs- fragc fand im Kanzler einen eifrigen Fürsprecher. Es mar ein interessantes Zusammentreffen, daß gerade vor der Rede des Kanzlers die Verhandlungen unter den Par teien darüber begonnen hatte». Es war wohl des Kanzlers Wille, dnrch die scharfe Betonung des Rtgiernngsstand- punktcs den Führern der Parteien das Gewissen zu schär fen, daß sie sich unter allen Umständen alle Mühe geben, nunlnehr endlich zum Ziele zu gelangen, denn die Negie rung sei des Feilschens und Berschleppcns müde. Auch den Weg der Einigung wies er ihnen, indem er aus die Regierungsvorlage verwies. „Darum an die Arbeit!", war der Gin» seiner Ausführungen. Welches End ergebnis die Beratungen haben werden, steht zurzeit noch nicht fest. Die verschiedensten Gerüchte über die Ge staltung der Deckung durcheilen die Presse. -Herr Basier. in an», der »ach dem Kanzler sprach, spann den Gedarrten der schnellen und sicheren Erledigung der Tcckungsvorlagcn weiter und verwies wieder aus den Plan einer allgemeinen Reichsbesitzsteuer: ein nationalliberalcs Organ bring, sogar schon eine Meldung, wonach die Verhandlungen der Par teien den Gedanken eines Kompromisses über die Besitz «'teuer in den Vordergrund stellen. Fa. angeblich will man sogar, falls man diesem Kompromiß vis zum 1. Full nicht eine geeignete Fassung geben kann, die Einsührung der gedachten Steuer grundsätzlich festkege», die Erledigung aber bis zum Herbst verschiebe»- Es ist nicht anzunehmcn, daß diese Mitteilungen den Grundgedanken einer eventuellen Einigung wideripiegeln. Schon die Vertagung bis zum Herbst entspricht nicht den Wünschen der konservativen Parteien. Es ist eher anzunehmcn, daß diese Angaben nur die Ansichten der Nationalliberalen widerspiegcln. An gesichts solcher Bestrebungen kann immer nur wieder be tont werden, daß eine gleichzeitige Verabschiedung der Heeres- und Deckungsvorlagen gefordert werden muß und daß bezüglich der Deckung nur der eine Weg gangbar ist. den der Abgeordnete Arendt betreten will: Einführung einer Erbansallsteuer, die die Verhältnisse der Landwirt, schüft irr jeder -Hinsicht genügend berücksichtigt rnrd dem mobilen Kapital die Möglichkeit nimmt, sich zu drücke». Feder andere Weg erscheint aussichtslos, zumal er, soweit die Besitzsteuer in Frage kommt, nicht die Zustimmung der führenden Bundesstaaten finden kann und wird. Loch noch eine friedliche Losung? Serbien isi anscheinend augenblicklich wieder einmal bereit, nachzugeven. Tic serbische Regierung hat am Donnerstag an die bulgarische Regierung eine Note ge richtet, in der sie den Vorschlag macht, um die Streitig teilen an der künftigen Grenze und auf dem strittigen Ge biete zu mildern, die gegenwärtigen Esfektiv- bcstände auf ein Viertel zu verringern. Diese Demobilisierung würde eine freundliche und fried liche Losung der Streitfragen herbeisühren, falls man sich in Belgrad inzwischen nicht wieder eines anderen besinnt. Das energische Telegramm deS Zaren hat ferner das er« freuliche Resultat gehabt daß nach einer Petersburger Meldung Serbien und Bulgarien das Schieds gericht Rußlands angenommen haben. Zur Ermordung Mahmud Gchefket Paschas schreibt im Aufträge der Reichsregicrung die „N v r d d. A llg. Zt g.": Selten hat sich das Schicksal eines hvchbciagi-.n Staatsmannes so tragisch gestaltet, wie der Abschluß der Laufbahn Mahmud Lcheskeis. Während der ent scheidenden Wochen des sür die Türkei verhängnisvollen Krieges zwangen ihn politische Hindernisse, dem Schau platz fei'iiznbieibcn, ans dem bei rechtzeitiger Verwendung seiner Fähigkeiten vielleicht gerade er den Geschicken seines Landes eine günstige Wendung hätte geben können. Tann siel ihm die undankbare Arbeit der Beendigung eines ver lorenen Feldzuges zu. Als tapferer Soldat hätte er sich wohl am liebsten unter den Trümmern der -Hauptstadt be grabe». Es war ei» Werk der Selb st Verleugnung, daß er die Vermittlung der Großmächte annahm, den Vor- sriedcn unterzeichnen ließ und im Großwesiratc ausharrtc. um das osmanischc Reich durch die schwerste Krisis hin- dnrchzuführen zur Vorbereitung einer besseren Zukunft. Lein Eharakter, seine Erfahrung, sein Ansehen bei den Mächten ließen ihn für die Lösung dieser Aufgaben be sonders geeignet erscheinen. Zu dem jähen Verlust des treffliche» Grvßivcsirs drucken wir der Türkei herz liche Teilnahme aus. Wir wünschen, daß rS dem Nachfolger Mahmud Lcheskets vergönnt sei, dir von ihm begonnene Ernencriiiigsarbeit für die Türkei mit Erfolg iveitcrzuführen. »An der Beisetzung Mahmud Lckestet Paschas, die auf dein Freiheitshügel vor den Toren Pcras, wo ein Denkmal zur Erinnerung an die Eroberung Konstan- tinvpels durch Mahmnd Scheskei errichtet ist. stattfindc«. nehmen alle Botschafter teil. Der deutsche Botschafter wird von den« ersten Dragoma» Tr. Weber und dem Militär attache Major v. Ltrempel begleitet. Heber die Tat ha! der Militärgonvernenr von Konstantinopel, Oberst Djemal. dem Vertrete, des Wiener K. K. Telcgr.-K,» r.- Bureaus folgende Mitteilungen gemacht: Fch hatte eben den Großwcsi, verlassen, mit dem ich gearbeitet hatte, be fand mich aber noch im Kriegsministcrinm, als der Schall mehrerer Detonatwnen an mein Ohr drang. Gleich daraus stürzte der Adiutant des Großwesirs mit verstörtem Ge sicht herein und meldete, daß de, Großwesir von Schüssen getroffen worden sei. Alsbald brachte man diese» i» das Ministerium. Er Halle nur eine Wunde au der Schlag