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Dresdner Nachrichten : 15.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189909150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990915
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-15
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 15.09.1899
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^ jetzigen LandratLS r. D. d. Wrochem — an, indem sie Nagt: .Gegen welchen König ist denn eigentlich Herr v. Wrochem „königStreu von der Fußsohle bis zum Scheitel", wenn er sich be müht. eine Vorlage, die der König als im höchsten Grade bedeut ungsvoll und ihm besonders am Herzen liegend bezeichnet hat, zu Fall« zu bringen". — Dieser Anzweiflung gegenüber stelle auch ich aus eigener Kenntnis! und Ueberzeugung fest, dnk Herr v. Wrochem in der That königstreu von der Flißsohie bis zum Scheitel ist, und daß es ihm deshalb wahrlich wohl schwer genug siel, gegen eine Gesetzcsvvrlage zu stimmen, die der König als im höchsten Grade bedeutungsvoll und ihn» besonders am Herzen liegend bezeichnet hatte. Aber Herr v. Wrochm hat die preußische Verfassung be schworen, die eS ihm als Mitglied einer der beiden Kammern zur Pflicht macht, nach seiner freien Ueberzeugung zu stimmen. lArt. 83.) Wenn nun Herr v Wrochem nach seiner ehrlichen freien Ueberzeugung die wirthschattlicden und finanziellen Interessen des Staates durch das Kanalgeseh für gefährdet hielt und insbesondere glaubte, daß durch das prvjcktirte umfassende Kanallystem unsere Tarifpvlitik alterirt und die >etzige, durch die Eisenbahiiverstaatlich- ung gewonnene und für die monarchische Gewalt so bedeutungs volle Machtbesugniß der Staatsregierung über die Eisenbahn- und Pcrkehrspolitik wieder verkürzt werden würde — io mußte er als königs- und verfassungstreuer Mann nach Pflicht und Gewissen '' ' stimmen. Man kan» sachlich anderer Meinung grundsätzlich die gewissenhafte Uebcrzeugungs- Ranncs und preußischen Konservativen — der königstreu, aber kein Byzantiner ist - anerkennen und achten müssen. Gott erhalte unserem Vaterland, an dessen Wurzeln der Umsturz nagt. Männer, die auch im schwcrempfundenen tragischen Konflikt widerstrebender Pflichten nur der Stimme ihres Gewissens folgen !" Der Vorstand des Bundes der Industriellen hat bei den Mit gliedern des Bundes nachstehende Fragen über den Schuh der Arbeitswillige» in Umlauf gesetzt: 1. Erkennen Sie die Nothweudigkeit eines Schutzes der Arbeitswilligen a» ? 2. Welche Fälle der Anwendung von Zwangsmittel» gegen Arbeitswillige seitens der Ausständigen sind Ihnen bekannt ? 3. Halten Sie es für möglich, durch freie Vereinigungen der Arbeitgeber den Schutz der Arbeitswillige» herbeizusühren? — Oder: 4. sind Sie der Meinung, daß nur ans gesetzlichem Wege — durch Erlaß von Strafbestimmungen — dieser Schutz herbeigeführt werden könne? Das durch diese Umfrage erlangte Material soll einer Berathung über die Mittel und Wege zum Schutz der Arbeitswilligen dienen und dem Reichstage unterbreitet werden. Die Angelegenheit wird die am Ui. und 17. Oktober ds. I. zusammentrctcndc General versammlung des Bundes beschäftigen. Der „Vorwärts" veröffentlicht einen Erlab des früheren Ministers Freiherrn von Berlepsch, der die Gcwcrbeaussichts- bcamten anweist, jeden amtlichen Verkehr mit den sozialdemo kratischen B e s ch w erd c ko m i» i s s i v n e n zu vermeiden. Was der „Vorwärts" mit dieser nachträglichen Vcrvssentlichnng bezweckt, ist nicht klar. Ter Erlaß ist so selbstverständlich wie irgend möglich. Sozialdemokratische Beschwerdekommissionen sind keine Instanzen, mit Venen irgend ein Beamter in dienstlichen oder außerdienstlichen Verkehr treten dürfte. In westfälischen Blättern wird gemeldet, höheren Ortes beab sichtige man. allgemein denjenigen Personen, die durch Heiralh oder Erbschaft in den Besitz eines Hofes, Gutes oder Kolvnates in der Provinz Westfalen gelangen, die Führung des Hosesnamens anstatt des Familiennamens zu gestatten; es sollen hierüber schon Erhebungen angcstellt werden. Die erste H a us f ra u en v ersa m mlu n g, die in Berlin stattsand und vom Unterstützungsverein der Dienerschaft Deutsch lands einberusen war. nahm einen sehr stürmischen Verlaus. Zu nächst schilderte der Vorsitzende des Vereins, Herr Schröder, den bisherigen Verlaus der Dienstboteiibcwegung und verwahrte sich gegen die Unterschiebung sozialdemokratischer Tendenzen. Tie Dienenden wollen durch Einwirkung aus die Gesetzgebung, ini Einvernehmen mit den Herrschaften, eine Verbesserung ihrer Lage herbeisühren. Gesunde Schlafräume, geregelte Arbeitszeit, Gewähr ung einiger freien Stunden in der Woche, Sicherung in Krank- heikssällen seien doch keine unbilligen Forderungen. Tic folgende Ncdnccin, Frl. Schlesinger, wandte sich besonders gegen die Gesinde- Ordnung und meinte, es sei Sache der gebildeten Hausfrauen, den Dienstbotenberus wieder zu Ehren zu bringen. Als ein Dienst mädchen in krasser Weise die Behandlung und Kost in manchen Häusern einer scharfen Kritik unterwarf, wurde sie von den an wesenden Hausfrauen mit den Rufen „Lüge!" „Namen nennen!" wiederholt unterbrochen. Es entstand ein solcher Lärm, daß die Versammlung nur durch schleunige Vertagung vor der polizeilichen Auflösung bewahrt werben konnte. Nachdem der Sturm sich gelegt, pwtestirte Frau Dr. Lublinsky gegen die Verallgemeinerung einzelner Fälle und die Verunglimpfung der Herrschaften. Nicht die schlechte Behandlung, sondern die Sucht nach Freiheit und llngcbundeuheit treibe die Mädchen in die Fabriken. Sowohl eine Krankenversicherung, als ein Eentral-Stelleiinachweis sür Dienst boten würden auch von den Dienltgebern lebhaft begrüßt werden. Frau Lina Morgenstern erklärte, tue Berliner Hausfrauen ständen der Dienstbotendcwcguny, so weit sie berechtigte Forderungen ver trete, sympathisch gegenüber. Der Berliner .Haussrauen-Bcreiu habe schon 1873 um Aushebung der Gesindevrdnung petitivnirt, und seither sein Interesse sür das Hauspersonal fortgesetzt bekundet. Gegen die Verhetzung der Mädchen, gegen das Schüren von Klassenhaß in ihren Reihe» müsse jedoch Verwahrung eingelegt werden. Frau Dr. Lilly Braun fand hingegen, die Mädchen seien den Herrschaften gegenüber „zu bescheiden und rücksichtsvoll", sie müßten energischer austreten und sich von dem Wahn befreien, als könnten sie durch die Gunst der Herrschaften ihre Lage verbessern. (!) Als eine Kinderfrau ihre Erlebnisse im Hause von Dr. Fritz Jried- mann zum Besten gab, verließen die anwesenden Hausfrauen den Saal. Oesterreich. Der Kaiser hat den Hnndelsiiiintstcr Baron Dipauli, den Präsidenten des Abgeordnetenhauses Dr. v. Fuchs, den Minister des Aeußeren Gras Goluchowski und Ncichsfinnnz- minister Kallay in besonderer Audienz empfangen. Die Ob m ä n n e r k o nfe r e n z wurde für den 23. d. M- nach Wien einberusen. In der deutschen Fortschritts- und deutschen Volkspartei be steht die Absicht, die vom Präsidenten Fuchs einberusene Kon - serenz zu beschicken, aber jede Verhandlung über die Sprachen- srage aozulehnen, so lange die Sprachenvervrdnungen nicht auf gehoben sind. Frankreich. Ter „Ganlois" glaubt nicht, daß der Revi- sionsrath in der Dreyfus-Angelegenheit vor dem 1. Oktober die Entscheidung treffen könne: wenn eine Nichtigkeitserklärung erfolgen sollte, so würde die Angelegenheit vor das Kriegsgericht in Nantes oder Rouen kommen. Die BegnadigungDrcyfus' scheiterte im Ministerrath angeblich am Widerstand Lvubet'S. Fast alle Minister, selbst Gallifet, traten für Begnadigung ein, aber der Präsident der Republik erklärte, daß man einen späteren Zeitpunkt dafür ab- warten müsse, und daß er die Begnadigung nicht jetzt sofort nach dem Urtheii des Kriegsgerichts verfügen könne. Dem „Journal" zufolge wird sich Mercier zur Kur nach Evian begeben; er soll, wie das Blatt wissen will, erklärt haben, er glaube nicht das letzte Wort in der Dreyfus-Angelegenheit ge sprochen zu haben: binnen Kurzem werde er das Schweigen brechen müssen. „Figaro" schreibt, der Untersuchungsrichter in der Kom plott-Angelegen heit Fabre werde am Montag seine Ver fügung treffen können: die Zahl der Angcschuldigien betrage etwa 60. aber voraussichtlich werde gegen mehrere derselben das Verfahren eingestellt werden. Spanien. Silvela bat erklärt, die Vorlage betreffend die Ab änderung des Strafgesetzbuches bezwecke Bestimmungen wegen der separatistischen Bewegung. Die Aushebung der Vcrsassungs- bürgichaft wird sich auf die Provinz Biscaya beschränken. Portugal. Die m Oporto weilenden ausländischen »Aerzte erklärten sich gegen die militärische Absperrung der Stadt als eine unuütze Maßregel. In Oporto ist ein Todesfall, gestern eine Erkrankung an Pest Vorgekvmmen. Heute wird der Eisenbahnverkehr wieder aus genommen. England. Ueber die Lage in Südafrika wird der „Wiener Allg. Ztg." aus diplomatischen Kreisen geschrieben: Man ist fest davon überzeugt, daß cs zu keinem kriegerischen Konflikt zwischen England und Transvaal kommen werde. Es hat sich nämlich im englischen Kabinet selbst ein Zwiespalt ergeben, indem Lord Salis bury im direkten Aufträge der Königin gegen die aggressive und kriegerische Politik Ebamberlain'S anstrat. Die Königin will um jeden Preis den Krieg vermeiden und bat Lord Salis bury als ihren speziellen Vertrauensmann mit der Mission betraut, diesen ihren Willen durchzusctzcii. ES ist alle Hvsfmmg vorhanden. daß der Konflikt zwischen Transvaal und England auf friedlichem Wege gelöst werde. Russland. Der „RegterungSbote" schreibt: In Ergänzung ihrer früheren Mittheilungen über die in Samara vorgekommenen Erkrankungen infektiösen Charakters macht die Anti« Be st - kommis > ion bekannt, aus dem jetzt dem Prinzen von Olden burg vorgelegten Bericht lei ersichtlich, daß die zweifelhafte Krank heit ausschließlich unter der Arbeiterbevölkerung vorgekommen sei und sich nach den unter dem Vorsitz des Prinzen von Oldenburg von den Professoren Wyssokowitsch aus Kiew und Tichistowitlch in St. Petersburg ausgeführten pathologischen, bakteriologischen und anatomischen Untersuchungen als eine schwere, durch Komplika tionen verstärkte Malaria erwiesen und mit der Bubonenpest nichts gemeinsam habe. Die Quarantäne sei daher aufgehoben und Samara als seiichensrct anzuselien. Das „Journal de St. PeterSbourg" schließt Betrachtungen über den Dreysus-Vrozeß und das gerichtliche Schluß- erkcnntniß mit folgenden Worten: Es waren ernste Interessen zu vertheidigcn: dir sind gerettet, aber Niemand denkt daran, strenge Maßregeln zu fordern. Nachdem das Nationcügesühl obgesiegt hat Nach einer aus Tjumen nach St. Petersburg gelangten Meldung konnte die englische Ha »delse;vedit»on von Popnm und Villat infolge von großen Eismasicn im Karischen Meer die Mündungen der Flüsse Ob und Jenisiei nicht erreichen und mußte zurückkehren. Ueber die Flußdamvser, die nach dem Busen des Ob obacgangen sind, fehlen noch Nachrichten. Wie aus Helsingsvrs gemeldet wird. sind die Zeitungen „Vasa Nyheter", „Ulcaborgs Bladet". „Musi Ma" m Borga und TyomieS" in Helsingsors für einen Monat suspendirt worden. Tie Zeitungen „Nya Pressen", „HusondS Dngbladet". „Unsis- nometar", „Aftcmpvsten" und „Wyborg Nyheter" haben Ver warnungen erhalten. Serbien. H vchverrathsprozeß. In der gestrigen Nach mittags-Sitzung sagten mehrere Zeugen aus. sie hätten Pcisieewitich und Pasitsch gemeinschaftlich aus einem Schisse gesehen. Sodann wird oer Angeklagte Jowanowitich, der Kommändcmt des König lichen Savcbades, vernommen, der Knezcwitsch als seinen Ordvmianz- Soldaten kennt, von dessen Ätlcntatsplänen und seinem Verhältiiiß zu seiner Frau aber nichts zu wissen behauptet. Dann wurden mehrere Zeugen vernommen, welche Nachweisen sollten, Jowanowilsch habe von dem Altcntatsplane gewußt. Hieraus folgte das Verhör der Frau Jowanowitsch, welche die Geständnisse bei der Unter suchung widerruft, zu denen sie durch Hunger gezwungen worden sei, und bestreitet, im Einverständnis; mit dem Attentäter gewesen zu sein. Der unter Eid vernommene Hotelporticr Gevrgiewitsch bezeugt hierauf, Frau Jowauvwiksch sei am Tage des Attentates bet Kuezewilfth gewesen. Afrika. Die Note, welche die englische Negierung an Transvaal gerichtet hat, hat, wie die „Franks. Ztg." meldet, nachstehenden Wortlaut: „Ich habe die Ehre, Ihnen als Antwort aus Ihre Note vom 2. d. M. zu erklären, das; Ihrer Majestät Regierung Ihre Note so versieht, das; der Vorschlag, welchen die Republik i» Ihrer Note Pom l!). August machte, jetzt zurückgezogen ist, weil die Antwort Ihrer Majestät Regierung, enthaften in meiner Note voni 30. August, mit Bezug auf eine zukünftige Intervention und die Suzcränctät der Republik nicht annehmbar ist. Ihrer Majestät Regierung hat absolut die Ansicht über den politischen Status ziimckgewicien, wie sie die Regierung der Republik in Ihrer Note vom 16. April 1808 nn mich und in Ihrer Note vom 9. Mni 1809 ausgedrückt hat. indem sie den Status eines souveräne» internatioiiajen Staates beansprucht. Ihrer Ma jestät Regierung ist daher nicht in der Lage, irgend einem Vor schlag, der von ihrer Annahme dieser Ansicht abhängig gemacht ist, in Erwägung zu ziehen. AnS diesem Grunde war Ihrer Majestät Regierung gcnöthigt, den letzten Vorschlag der Regierung in der Form, wie er gemacht worden, als unannehmbar niiznsehcn. Ihrer Majestät Regierung kann ihre Zustimmung nicht dazu erklären, aus die Vorschläge zurückzugehen, welche an Stelle der in der Note der Republik vom 19. August erwähnten treten sollen, insbesondere da sie der Ansicht ist, daß das Gesetz Nr. 3 von 1809, in welchem diese Vorschläge endgiltig formulirt sind, ungenügend ist, um eine sofortige substantielle Vertretung zu sichern, welche Ihrer Majestät Regierung stets im Auge hatte, und welche, wie sie uns der Ant wort der Regierung der Südafrikanischen Republik entnimmt letztere sür verständig hielt. Ucöerdies deutet die Vorlegung der Vorschläge in der Note vom 19. Anaust darcinf bi», das; sie selbst anelkennt, das; ihr früheres Anerbieten mit Vortheil erweitert werden kann, und daß dabei die Unabhängigkeit der Südnfrilnni- schcn Republik in keiner Weise verletzt wurde. Ihrer Majestät Regierung ist »och bereit, das in den Paragraphen I. 2 und 3 der Note vom 19. August gemachte Anerbieten, für sich genommen, z» acccptircn. vorausgesetzt, daß die von Ihrer Majestät Regierung vvrgcfthiagene Untersuchung — sei es gemeinsam, wie Ihrer Ma- icslät Regierung ursprünglich beantragte, sei es einseitig — zeigt, daß das neue Shslem der Repräjenlntion nicht ein geschränkt wird durch Bestiinminigen. welche die Absicht, den UftlnnderS sofort eine wesentliche Vertretung zn gebe», zu nichts machen. In Ver bindung damit nimmt Ihrer Majestät Regierung an, daß cs, wie der britische Agent bereits angegeben bat, den neuen Mitgliedern des VolkSraadS gestattet werde, ihre eigene Sprache zu gebrauchen. Die Annahme dieser Bedingungen durch die Regierung der Süd afrikanischen Republik würde zunächst die Spannung zwischen beiden Regierungen beenden und würde aller Wahrscheinlichkeit narb eine weitere Intervention von Ihrer Majestät Regierung un- nöthig machen: sie winde ferner die Abstellung der Uebclstände sichern, die von den Uitlandcrs selbst im Exekutivrath und im Volksrnad zur Kenntnis; gebracht werden könnten. Ihrer Majestät Regierung befindet sich in wachsender Unruhe wegen der Gefahren einer Verlängerung der Spannung, die den Interessen Südafrikas schon so schweren Schaden zugefügt hat, und sie dringt ernstlich ans eine sofortige cndgiltige Antwort ans diese Vorschläge. Wird ihnen ziigesriminl, so können rasch nnmitteiöare Anordnungen für eine weitere Konferenz zwischen dem Präsidenten und dem Ober kommissar getroffen werden, um alle Einzelheiten zu ordnen bezüg lich der in meiner Note vom 30. August erwähnte» Fragen, welche weder die Beschwerden der Ustlanders noch die Frage der Inter pellation der Konvention betreffen, die aber rasch gelöst werden können durch freundschaftliche Uebereinkunst zwischen den Ver tretern der beiden Regierungen. Wenn dagegen, was, wie die Regierung ernstlich hosst, nicht der Fall sein wird, die Antwort der Südafrikanischen Republik negativ oder ausweichend ansfallcn sollte, so habe ich sestzustellen, daß Ihrer Majestät Regierung sich das Recht vorbehält, die Lage von einem neuen Standpunkt aus zu betrachten und eigene Vorschläge zu machen, um die endgiltige Erledigung herbeizufuhren " Es ist eine weitere Mitthcilung der britischen Regier ung eingegangen, die besagt, obwohl dieselbe sein darauf bedacht sei, eine prompte Antwort von der Transvaal-Regierung zu be kommen, so wünsche sic doch mit Rücksicht aus den Ernst der Lage nicht, Transvaal zn einer Antwort schon binnen 48 Stunden zu nöthigen. Nach einem Telegramm des Spezial-Korrespondenten der „Pall Mall-Gazctte" in Kapstadt haben die Führer des Afri kanderbonds an den Präsidenten Krüger die telegraphische Aufforderung gerichtet, die englischen Forderungen zu erfüllen. Durch diese Haltung des Bonds sei die Wahrscheinlichkeit der Er haltung des Friedens sehr gestiegen. Die Mitglieder des Rathes des Or a n j e fre i st a a t es wurde» benachrichtigt, sich sür eine schleunige Einberufung des Rathes zu einer außerordentlichen Sitzung bereit zn Hallen. Eine Versammlung von Burghcrs des Oranjesreistaats beschloß, im Falle eines AusbnichS von Feindseligkeiten mit Transvaal Schulter an Schulter zn stehen. I» Kreisen der Afrikander verlautet, daß die Regierung von Transvaal die in der letzten Depesche der englischen Regierung ausgestellten Bedingungen annehmcn und die Suzeränetüts- frage auf der Grundlage der Londoner Konvention von 1984 weiter unberührt lassen werde. Kunst und Wissenschaft. 1° Die Reihe zu dcbutiren war im Königl. Hosschauspicl vorgestern Abend an Herrn Stahl gekommen, den neuen Bonvivant unserer Bühne, der sich als Ravul von Geran in Paillcron's graziöser Plauderei „Der zündende Funke" und als Dr Wicscner in Drehers Komödle „In Behandlung" zum ersten Male dem Publikum als Mitglied des Dresdner HoftheaterS vor- stellte. Die Rollcinvahl war, namentlich soweit sie die pieco cko rosistlmoo des Abends betraf, recht glücklich: denn gerade der forsche und doch überlegene Dr. Berthold Wicscner liegt dem Künstln und seinen darstellerischen Qualitäten, die Alles in Allem schon etwa» dem Uebertragenen zunetgen, überaus günstig, wst man daS zu «kennen schon bei seinem Gastspiel im Stande war. Seine schauspielerische Gewandtheit, die bühnensichere Routine, eine angenehme, liebenswürdig und unaufdringlich elegante Repräsen tation und nicht zum Mindesten das sichere Geschick, leine kleinen Schwächen im Organ zu verdecken durch eine technisch nicht un bedeutende Svrachbehandlung, sicherte Herrn Stahl auch vorgestern eine sreundliche Ausnahme, die sich nach den Aktschlüssen in wieder holtem freundlichen Applaus äußerte. Im klebrigen bedarf es ja einer besonderen darstellerischen Intelligenz, die Figur, die nirgends eine weitere Perivektive zuläßt, erfolgreich und wirksam durchzuführen. Was das Engagement deS Künstlers, in den sich bekanntlich die Dresdner Hofbuhne für diese Saison mit dem Berliner Theater theilen muß, sür unser Ensemble bedeuten soll und kann, wird erst seine nächste Partie, die Titelrolle in Meist,ac's „Altachtz", zu beweisen haben. Sonst gab die harmlose Komödie, die bei uns im Ganzen und Großen trefflich gespielt wird, zu kritischen Erörterungen keinen weiteren Anlaß. Mit be sonderer Anerkennung müssen wieder Frl. Diacono und Her, Müller genannt werden: Dieser stellte mit seinem Schifsskapstän Ohlerich. Jene mit ihrer Edith Schwan wunderbar echte Figuren aus die Bühne von höchst lebensvoller Eindringlichkeit in Sprache und Geberde. Herr Blankenstein war leider so indisponirt, daß e, seinem Ferdinand Säubert im Dialog nicht die rechte Pointirung zu geben im Stande war. — Das Haus war recht hübsch besucht, und auch mit der behaglichen Heiterkeitsstimmung des Publikums hätte Mar Dreher zufrieden lein können. 17. -s Mittheilung aus dem Bureau der Könlak. Hostheater. Iw Königs. Opernhaus geht heute Gounod's „Margarethe" in Scene. In der Titelpartie wird Frl. Elsa Salvi, eine Schülerin des Heim Professor Lamperti, dcbutiren. Am Sonntag wird Frau Wedckind als Rosine im „Barbier von Sevilla" nach ihrer Be urlaubung zum ersten Male wieder austreten. tz Im Köiiigl. Schauspielhaus geht das vieraktige Schauspiel „H a n s" von Dreyer in Scene. j- Frl. Bossenberger findet in Frankfurt a. M. nur allzu bald Gelegenheit, an die schönen Zeiten in Dresden zurück zn denken, an das reiche Maß von Wohlwollen und Nachsicht, das ihr hier zu Theil geworden ist. Zu ihrer Agathe bemerkt die „Franks. Ztg. : „Irl. Bossenberger's Gesangsknnst fand in der Agathe eine Aufgabe, i» welcher sie sich sehr schön entfalten konnte. In dem Allegro der ersten Arie freute uns die künstlerisch gediegene Phrasirung, die in andere» Fällen öfter zerhackt herauskommt. Der noble Vortrag würde wohl noch gewinnen, wenn cs der Künstlerin gelänge, hohe Noten, mit denen gesangliche Effekte aiiszuipielen sind, etwas weniger jäh und massiv an- und ab- schwellen zu lassen." Ein mageres Lob sür eine Sängerin, die der Franksnrter Bühne erste Stütze sein soll! Noch iiinanster faßt Frl. Bossenberger der Kritiker Wust an: „Frl. Bvssenöergcr", schreibt dieser, „sang die Martha, ohne indcß irgend welche Vor züge an sich entdecken zn lassen. Die Zweifel, die an dieser Stelle über die gesangliche Befähigung des neu gewonnenen Mitgliedes geäußert wurden, bestätigen sich auch heule wieder. Wohl klingt das Organ in der Mittclluge voll und frisch, allein schon die mitt lere Höhe ist tonlos »nd da. wo in der hohen Lage ein wohl- geschultes. nntursch vncs Organ in süßem Schmelz erklingen soll, erwecken die primitiv gehandhabten Töne entgegengesetzte Ein psindnngen Zu alledem kommt noch eine gewisse Nüchternheit und kalte Sprödigkeit des Tones, der kein seelisches Empfinden zu oerrnthcn veimag, der weder erwärmt, »och durch irgend welche Schönheit fesselt, und damit haben wir die Durchschiiitlssängerin. die immer redlich ihre Aufgabe erfüllt und ihr Pensum hemnter- singt, im Nebligen aber an herzlicher Unbedeutendheit nichts missen läßt." i Tie Weimaraner Künstlervereinigung „Apell es" hat augenblicklich in Ernst Arnold s Kunstsalon (Wilsdrusserstraße) eine ziemlich umsangreiche Kollektivausstellung von Arbeiten ihrer Mitglieder veranstaltet, die als der ichätzenswerthe Rechenschafts bericht einer stattlichen Reihe reich begabter, wohl in der Haupt sache jüngerer Talente ans der Malcrschule von Ilm-Athen gelten darf. Mit Ausnahme zweier Nummern handelt es sich hierbei ausschließlich um Landschaften, ein neuer Beweis dafür, wie gerade dieses Genre immer mehr jedes andere in kaum noch gut zu heißender Weise überwuchert. Freilich hat das auch sein Gutes; denn mit dem quantitativen Wachse» der Landschaftsmalerei ist ein Steigen der Ansprüche an die Leistungsfähigkeit der einzelnen Künstler Hand in Hand gegangen, und die Konkurrenz hat somit, wie aus allen Gebieten künstlerischer Bethatiguna, auch hier wenigstens in einer Hinsicht Gutes gewirkt. Durchmustert man die Reihen dieser Bilder — es sind mehr als 40 Stück in den verschiedensten Formalen —, die wohl in der Mehrzahl erst in den letzten Jahren entstanden sind, so bekommt man erstens den Ein druck ehrlichen Strebens nach Natnrwahrheit. zweitens den eines überaus fleißigen Studiums, das sich zumeist auf der Basis einer soliden Technik anstiant, und drittens den einer energischen Be tonung des Persönüchen, deS Individuelle». Daß alle Mitglieder des „Apellcs" dnuhaus moderne Künstlernaturen sind, die die malerische Impression stark bevorzuge» und das zeichnerische Moment, oft sogar bis zur Manier, hiiitenansetzeii oder wenigstens für gewöhnlich in die zweite Linie rücken, ist sattsam bekannt. Auch über den oft bemerkbaren Einfluß Gleicheii-Rnßwurm's auf vielen dieser Bilder wird sich der Beschauer nicht zu wundern haben: kann sich doch kein Landschafter an der Ilm dem Beispiel dieser mächtigen, kraftstrotzenden Malernatnr ent ziehe», die das Altern nicht zu kennen scheint und an schafsens- freildiger Thätigkeit heute noch die Jüngsten übertrisst. Die ent schiedenste und reichste Begabung der hier vertretenen Apelles» Jünger vcrrathen die Werke von Professor Paul Rieß, dessen reise, abgeklärte Künstlerschaft an einigen einwandfreien Proben sich studwen läßt. Als das köstlichste seiner Bilder präscn- tirt sich der „Sommertag", ein umfangreiches Gemälde, das wunderbar fein im Ton gerathen ist und eine echte, kräftige Naturstimmuiig atbmet, ebenso wie die beiden Bilder „Vor dein Städtchen" und „Am Kanal". Die „Vormittagsstimmung" würde nicht unerheblich gewinnen, wenn das Stoffliche etwas reizvoller gewählt wäre; unsere Landschafter sangen nachgerade wieder an, etwas Besonderes darin zu suchen, den Schauplatz ihrer Bilder so unbedeutend wie möglich zu wählen, ohne zu bedenken, daß das mit der Zeit langweilig wird. Weniger geglückt scheint das „Roggen feld nach dem Regen", an dem der braune, saucige Ton etwas stört. Als einen außerordentlich stimmungsvollen Land schafter zeigt die Ausstellung neben Rieß den fleißigen F. Bunke. der mit 7 zumeist vortrefflichen Bildern vertreten ist. Er findet vornehmlich sür die Dämnierung frappante Farben und Töne, und weiß die sommeiliche Natur namentlich in dielen Stunden in ihrem vollen Zander fcstzuhalten. Werke wie „Im milden Lichte des Sommers", der fei» empfundene „Äbendfrieden", sein anheimeln der „Dorswinkel", oder der ganz in weiche, lichte Töne aufgelöste „Abend im Spätsommer" sind dafür Beweise genug. Viel stärker in den Farben arbeitet Li. Heinsohn, von dem eine Reihe seiner bekannten Buchenbilder zu sehen ist. Namentlich das Laubwerk ist mit großer Natürlichkeit bebandelt und verräth in Farbe und Zeichnung ein gediegenes Studium, sowie ebenso viel Liebe, wie Vertrautheit mit dem Gegenstand seiner malerischen Ver herrlichungen voraussetzt. Von seinen vier Bildern ist der „Buchen wald" koloristisch am meisten fesselnd in dem Gegensatz der rothen Erde zu den saftgrünen Blättern des im leisen Wind sich wiegenden Buchengezweiges. Ebenfalls Waldbilder (mit starker Bevorzugung der Birke) hat Th. v. Stein ausgestellt; für seine Manier, die Farbe fingerdick iiufzutragen. beinahe im Stil der chinesischen Spachtclmalerei, wird man sich trotz der nicht bestreitbaren dekorativen Wirkung kaum erwärmen können. Sehr auf die Feriiwirkung sind auch die Ge mälde von Christian Rohlss gearbeitet, die ui der Nahe wie ein einziges dickes Farbciigewirr animsthen und nur langsam, dann aber oft sehr eindringlich lebendig werden Man sehe sich daraus hin nur das freilich etwas dunkel im Ton gehaltene Bild „Schlucht" an. das mit jedem Schritt Entfernung mehr gewinnt, bis es endlich in voller UebcrzcilgnngSkraft zu dem Beschauer spricht. Weniger glücklich in der poiistellistischen Farbcngebnng erscheinen die sechs Pastelle des Künstlers, ans denen die bunten Töne hart und unvermittelt nebeneinander stehen, so daß sie weder aus der Nähe, noch aus der Ferne gesehen zu einem harmo nischen Ton zusammcngehcn: neben den unlängst bei Wolsframm ansäestellten Pastellen des meisterlichen Gleichcn-Rnßwnrm ver« alndcn ivrartige studienhafte Bildchen vollständig. Einen ob en die Arbeiten von P. Drewing. ststimmung aus dem Bilde „Im Morgen« eine himmlische Ruhe liegt über der weiten Gegend der "» wahrend daS Gemälde „Abend in der an Lenz, noch an Sommer erinnert, sondern dunkelbraunen Ton nur böchst unerquicklich wirkt. Einen kühnen Experimentirer lernt man in F. Becker kennen, von drm schon Einiges im .Sächsischen Knnstvcrein" szu sehe» schwinden ivrartige studienhafte geklärtcrcn Eindruck hintcrlassen Köstlich frisch ist die feuchte Luftstü nebcl". und eine himmlis „Abenddämmerung", Blüthczeit" weder a mit seinem dunkclbr, Vrervner Nachrichten. Nr. 25«. Seite 3. o» Areitag. 15. Sevtbr. 189»
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