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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.01.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130125026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913012502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913012502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-01
- Tag 1913-01-25
-
Monat
1913-01
-
Jahr
1913
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ReMtt Nachrichten Nr. S4 Woltzewirektor und der Militärkommandant »o» Kouftau jttnopel wurden durch ander« Persönlich ketten er» -ietzt. Sine weitere Schilderung besagt: ' Kurz nach Donnerstag mittag versammelten sich alle Minister auf der Hohen Pforte, um über die Fassung der Note zu beraten. Es war nichts Außergewöhnliches zu be merken. Die Beratung mochte zwei Stunden gedauert baben. als von der Babalistraste her rin Z u g Me n s ch e n. etwa 4M Mann, heranzog. Boran vier MollahS. hinter ihnen zwei Jahnen. Bevor noch die am Eingang ausge stellten Gendarmen Halt gebieten konnten, war die Meng« in den Hof eingedrungen. In diesem Augenblick kam in rascher Fahrt ei» Automobil, dem unter wütenden Bei fallsrufe» Enver Bei u,rü Taalat Bet entstiegen. Die Menschen vorn begannen inzwischen, nachdem sie di« Trevvcn erstiegen hatten: »Nieder das Ministerium! Nie der Kiamil! Es lebe der Krieg!" zu rufen, bi» sich Enver mit Taalat Bahn brach und im Innern der Pforte verschwand. Drausten dauerten die Demonstrationen fort. Die MollahS hielten religiös» Reden, erklärten die Fehler der Regierung, die das Land verrate und verkaufe, und feuerten z u m K r i e g e an. DaS Volk unten stimmte immer wieder in den Ruf ein: »ES lebe der Krieg! Nieder mit Kiamil!" Enver Bei war inzwischen nach den links befindlichen Sälen, wo beraten wurde, vorgedrungen. Er zumng das Kabinett zum Rückzug. Der Grotzwcsir uns die Minister gaben sofort schriftlich ihre Demission. Enver iiberbrachte dieselbe dem Sultan und ersuchte im Namen des Union Progros, ihre Kandidaten Prinz Said Halim Pascha oder Mahmud Lchewket Pascha zum Grostwesir zu ernennen. Er teilte mit. dast die Demonstranten vor der Pforte warten. Der Sultan sandte seinen ersten Sekretär und Kaininerherrn auf die Pforte, sich von der Demon stration zu überzeugen. Hierauf willigte er in die De- Mission Kiamil» und entschied sich für Mahmud Schcwket. Der Regierungswechsel ist in einem Augenblick vor- yenommen worden, als der Ministerrat gerade ein Tele gramm des Kommandanten von Adrianopel, Schükrt Paschas, besprach, der i Adrianopel zerstören wollte. Nach einem Stambuler Blatt hat der Kommandant von Adrianovei. Lchükri, Donnerstag an das gewesene Kabinett ein Telegramm gerichtet, in dem er sagte, nach dem er erfahren habe, daß Adrianopel den Verbündeten überlassen werden soll, habe er beschlossen, die Bevölkerung zu entfernen und die Kanonen gegen die Stadt zu richten, um diese gänzlich zu zerstören und den äußeren Raum zu durchbrechen, um nach Konscantinopel zu kommen. Der Minisrerrat besprach eben dieses Telegramm, als der Regierungswechsel eintrat. Bei den Vorgängen auf der Pforte ist auch Blut ge flossen. Nach einem Telegramm der „Franks. Zig." aus Konsrantinopel ist der Kriegsminister getötet worden. Die Meldung besagt: Der bisherige Kriegsminister Nazim Pascha wurde getötet. Dazu meldet ein Privatkorreipondent: Die Erschießung Nazim Paschas, die geeignet erscheinen könnte, das ruhige und zielbewußte Borgehen Enver Bcis und Taalat Beis zu diskreditieren, ist zmeiselloS durch die Schuld der Adjutanten KiliinA Paschas und Nazim Paschas bedingt worden. Enver und Taalat hatten ausdrücklich beschlossen, keinerlei Blut zu vergießen. Als jedoch die Adjutanten Nazim Paschas auf Enver und seine Begleiter aus dem Fenster schossen, wurde das Feuer er widert. wobei Nazim Pascha fiel. Troß dieses Zwischen- salleS herrschte in der ganzen Stadt Ruhe. Dieser Kabi- nettSwcchsel ist ein Werk der Armee. Sie will unbedingt den Krieg uird zieht die Fortsetzung deS Feldzuges einem unehrenhaften Frieden vor. . - . - In einem t Manifest an die Bevölkerung, das Donnerstag abend in Konstantinovel verteilt wurde, werden die Ursachen des Militärputsches auSeinandergcsetzt. Das Manifest erinnert an den albanischen Aufstand, die militärischen Operationen im Sommer und die Ernennung des Kabinetts Mukhtar. Das letzte re habe durch seinen Fehler, vor den albanischen Aufständischen zu kapitulieren, die Bildung deS Balkanbnndes herbcigeführt. Tie Regie rung habe, obwohl sie Kenntnis von der Existenz des BalkanbundcS hatte. 120 000 Mann entlassen. DaS Kabinett Mukhtar stabe die Kommandos unfähigen Offi zieren anvertraut und auf diese Weise die Meder- lage verursacht. Das Manifest greift auch das Kabinett Kiamil Pascha an. welches trotz der guten Situation der Armee einen Frieden um jeden Preis schließen wollte. »Dieses Kabinett habe demissioniert. Die ottornanischr Nation werde ihre Rechte auf die europäische Türkei nicht aufgcben und hierfür alle Opfer bringen. Die Ottomanen würden beweisen, daß sie fähig seien, zu leben im Ruhm und in der Weltgeschichte. Die Verbündeten wollen den Krieg! Ter Londoner Berichterstatter des Pariser „Matin" meldet: Der Sturz des Kabinetts Kiamil PcEcha hat bei den Vertretern Ser Balkanverbünöelen teilweise Befriedi gung, teilweise Beunruhigung hervorgerufen. Tie Bul garen hatten erklärt: Jetzt haben wir eine klare Situation vor uns. Anstatt »och länger die Winkelzüge in London zu ertragen, werden wir uns bei Adrianopel und Tscha- »aldfcha Wiedersehen. Anstatt uns Adrianopel von den Großmächten abtrctcn zu lassen, werden wir cs mit den Waffen in der Hand nehmen. Und das ist besser für »ns. und t« r. ganzen wlr Wir «erde» dt dt« für dieseßmal uv-wetdeutig verneinend« Antwortz der Türket tn de, Hg«d »e»«n. «erd«n mt, den «affenftill- stand kündige«. Aebnlich äußern sich di« Montend-riner. Die Derben dagegen erklären: Das ist eine bds« Nach richt: Wir »erden Offenbar de« Krieg non neuem de- -innen «rüsten. Air hätten gern bi« neuen Opfer a« Menschenleben aefpart. Aber die Türkei «ird setzt de» Friede« noch ein wenig teurer bezahle». — In dtpiomattschen Kreisen Londan« ist «a« der «»ficht, daß die »ituattvn mit einem Schlag« sehr ernst geworden fei. Die Mächte könnte» niÄ mehr tnter- venirren. Venn die türkisch« Regierung sich weigere, Adria- nopek avzutreten. sei die Wiederaufnahme de» Kriege» gewiß. Weitere Sin^lheite« Das gestürzte Ministerium ist in der Pforte interniert. Die Minister versuchten telephonisch Trup- ven und Polizei ycrbeizurufen. es erschien aber nie mand zu Hilfe. Die Wache der Pforte hat den Uniontsten keinerlei Widerstand geleistet, obwohl auf die Wachofsiztrre mit Revolvern geschossen wurde. Der Direktor der Ana- tolischcn Bahn. Huguenin, befand sich gerade mit dem ersten Dragoman der deutschen Botschaft, Dr. Weber, im Kon- sulatSzimmer der Pforte, als die Uniontsten «indrangen. Der Krieg-minister Nazim Pascha «nrde zu HugueninS Füßen erschossen. Die Minister waren äußerst bestürzt, nur Kiamil -lieb eisig kalt und erwartete lächelnd die Ein dringenden. Auch der Minister -es Aeußeren Noran- -unghian bewahrte seine Haltung. Enver Ben begab sich, nachdem Kiamil seine Demission unterzeichnet hatte, sofort zum Sultan. Nach seiner Rückkehr hielt er von der Pforte aus eine kurze Ansprache an die Menge und teilte mit. daß Mahmud Schcwket zum Großwesir und Izzet zum Gene- rallissimus ernannt worden seien. Sodann begab er sich wieder ins Palais zum Sultan. Bor -er Pforte bewegte sich eine Menge von 2- bis 3000 Personen. In ihrer Mitte wurden fortgesetzt Ansprachen gehalten und Rufe auS- gebracht: »Hoch die Freiheit und das Komitee!" „Nieder mit den Tyrannen!" Der neue Minister des Inneren äußerte sich dahin, daß die neue Regierung nicht ohne weiteres den Krieg bedeute. Die Türkei wolle aber lieber schnell und mit Ehren untergehen als langsam sterben. Der Mi nister deS Inneren hat an die Malis folgenden Rnnderlaß gerichtet: „DaS Kabinett Kiamil Pascha wollte Adrianopel und die Inseln dem Feinde überlassen und Kat deshalb eine Anzahl von Beamten unter dem Scheine einer Nationalversammlung zusammenberusen. Die Bevölkerung, die darüber tn Aufregung geraten ist, hat eine Kundgebung veranstaltet. Infolgedessen sind die Minister zurückgetreten. Dt« neue Regierung ist ent schlossen, die Ehre des türkischen Volkes zu schützen." Die neuesten Drahtberichte lauten: Kursstürze au der Berliner Börse. Berlin. Ter unerwartete Umschwung in Konstanti- nopel hat auf die Berliner Börse außerordent lich ungünstig etngewirkt. Die Börsenkretse suchten die während der letzten Tage in der Hoffnung auf einen baldigen FriedcnSschluß eingegangenen Engagements um jeden Preis zu lösen. So trat auf den führenden Markt gebieten ein empfindlicher Ku Vs stürz ein, der auf dem Montanaktienmarkte beinahe als panikartig zu bezeichnen war. Berwirrnng i« Konstantinopel. Konstantinopel. iReuter.f Im Publikum herrscht große Verwirrung. Bei den Unruhen sind etwa zwölf Personen verwundet worden. Es werden viele Verhaf tungen vorgenommen. Konseremz der Balkandelegierte» in London. London. Der bulgarische Delegierte Dr. Da new wird eine Zusammenkunft mit Sir Edward Grey haben. Darauf werden die Balkandrlegierten eine Kon ferenz abhalten, um sich über die zu ergreifenden Maß regeln schlüssig zu machen. Neueste Drahtmeldungen vom 24. Januar. Die Erkrankung des Prinzen Adalbert. Berlin. Ueber das Befinden des Prinzen Adalbert wird folgendes Bulletin veröffentlicht: „Se. Königliche Hoheit Prinz Adalbert hat eine gute Nacht gehabt. Nachdem am gestrigen Tage die Temperatur sich zwischen 39 und 39,9 Grad gehalten hatte, erfolgte von 6 Uhr abends an unter mäßigem Schweißausbruch ein allmähliches Nachlassen des Fiebers. Um 9 Uhr morgens war die Temperatur 36 Grad, Puls 72, regelmäßig kräftig. Die Lungenerfcheinungen sind in vollem Rückgang. Der AuSschlag beginnt abzublaffen." Einsturz einer Fabrik und eines Kaufhauses. Mac-Kinley. Hier ist eine Fabrik landwirt schaftlicher Maschinen z u s a m m e n g e st tt r z t. Die Trümmer durchbrachen die Wände eines benachbarten Kauf hauses und brachten auch dieses zum Einsturz. Die Ruine des Kaufhauses geriet in Brand. Bei der Katastrophe wurden acht Menschen getötet und 15 verletzt. Srrtticher und SSchstfcher. z > 5 Drrnd,». >», I«mo» —* Se. Majestät der König besichtigte heute vor» mittag S Uhr da» Sadettenkvrp» und nahm, in» Residenz- schloß »urückgrkehrt, die Vorträge der Herren GtaatDwtnt.. fter und des KavinettSsekretär» entgegen. Mittag» fand heim König Kamiltentafel statt. Abend» wird der König der Vorstellung „Nathan der Weise* tm König!. Schau» spielhause beiwohnen -» Anläßlich de» Geb«rt»tage» Ihrer König!. Hoheit Prinzessin Margaret« brachte da» Hoboisten. der Prinzessin der korp» de» Grenadter-Regnnent» Nr. 101 um 8 Uhr eine Morgenmnflk dar. —» Ihre König!. Hoheit Prinzessin Mathilde tzesuch»« gestern die Galerie Ernst Arnold, Schloßstraß« »«. und besichtigt« dte Kollektionen Frttz Gärtner». Wilhelm Claus', Karl Hagemetsttzr». Robert Gentn». Jdt Tetch- manns. ^ —* Der König hat genehmigt, daß der «eh. Kon» sistorialrat v. Kühn in Vlasewttz de« preußische« Kronen- vrden 2. Klasse annehme und ankege, und der Obersekretär und Sekretariat-Vorsteher bei der ReichSauwaltschast Kaiserl. Rechnungsrat Wenzel tn Leipzig und der Ober- sekretär beim Reichsgericht Kaiserl. Rcchnungsrat Matz'« darf in Leipzig den preußischen Roten Adlerorden 4. Klasse anlegen. .... —* »rnennnnge», versetzn»,«» ns«, stn »ssentlich« Dienst«. I« Staatsdienst angestellt: dt« Gerichtsassessoren Lboma« b«t« AG. Hainichen. Dr. «roß beim X». Roßwet». r- Im Geschäftsbereich« de» Justizministerium«: Versetzt: die Gerichtsaflessoren beim LG. Bautzen Dr. Juua- ba » ß zum XG. Bautzen, beim LG. Dresden: Richter »um X«. Ttollberg, Dr. THöring zur Staatsanwaltschaft beim LG. DreS- den, beim LG. Freiberg SLttler zum XG. Dresden, beim LG. Leipzig: Hauck zur Staatsanwaltschaft beim LG. Leipzig; Dr. Rouanet zum XÄ. Leipzig, bei« LG. Plauen Dr. Getzler zum «G. Plauen, bet der Staatsanwaltschaft des L«. Leipzig Dr. Michael zum LG. Leipzig. Sohrmann zum AG. Leipzig, bei der Staatsanwaltschaft de» LG. Plauen Dr. Büttner »um AG. Plauen, beim AG. Bautzen Dr. Hetber zum LG. Bautzen» beim AG. Borna Dr. allen zum AG. Burgstädt, beim AG. Burgstädt WetS zum AG. Zittau, beim AG. ilhemnitz Phtltpv- sohn zum AG. Zwickau, beim AG. Dresden gnoth zum L«. Dresden, beim AG. Hainichen Dr. Hartung zum AG. Leipzig, beim AG. Leipzig: Mörbitz, Herzog und Dr. Kaulfer» zum LG. Leipzig, beim AG. Plauen: Dr. Besse ll zu« LA. Plauen, Dr. Dünger zum LG. Dresden, Dr. Xsmus zur Staatsanwaltschaft beim LG. Plauen, beim AG. Rieß, Dr. Kran ich selb zum AG. Leipzig, beim AG. Gtollberg glaub »um AG. Plauen, beim AG. Zittau Dr. Roack zum AG. Leipzig, die Sekretäre beim LG. Bautzen Retbbach nutz Peuckert zum AG. Bautzen, beim LG. Leipzig Winkler und bei der Staatsanwaltschaft des LG. Leipzig Schmidt zum AG. Leipzig, beim AG. Leipzig Richter und beim AG. Rossen Mäck « k zum LG. Leipzig. — Zweite juristisch« Staatsprü fung: 1k bestanden, 2 zurückgcwtesen in der Zeit vom 33. De zember 1912 bis 18. Januar d. I. —* Sei« Sli jähriges BürgerjnbtlLn« beging gestern der Privatmann Engelbert Haitz, An der Falkenbrücke 4. Dem Jubilar überbrachte aus diesem Anlaß eine Abord nung des Rates und der Stadtverordneten die Glück- wünsche der städtischen Körperschaften und überreichte ihm einen tn künstlerischer Weise ausgefiihrtcn Jubclbürger- schein, in dem insbesondere der hervorragenden Verdienste gedacht wird, die sich der Jubilar durch langjähriges Wir ken in dem Ehrenamte eines Armenpslegers um unsere Stadt erworben hat. — Am gleichen Tage beging auch der vormalige Hoffriseur Hermann Gustav Kellner km Bürgerhospitale daS SO jährige Jubiläum als Bürger ddr Stadt Dresden. Von Stadtrat Kändler als Verwalter de» Bürgerhospitales wurde der Jubilar namens der städtt- schcn Körperschaften zu seinem Jubiläum beglückwünscht und ihm ein Ehrengeschenk der Stadt überreicht. —* Der Ueberlandflug der Offiziere vom Infanterie- Regiment Nr. 139, der Herren Leutnant Meyer als Führer und Leutnant Bonde (nicht Bondi, wie gemeldet) als Beobachter, der gestern nachmittag infolge plötzlich ein- getretenen Nebels bei Meerane unterbrochen werden mußte, ist jetzt aufgegcben worden, da in Meerane gestern starker Regen herrschte und die Maschine nicht unter Dach und Fach gebracht werden konnte. Der Mars-Doppeldecker, der sich bei der Landung in dem sehr schwierigen Gebirgsgelünde ausgezeichnet be währte. wird mit der Bahn nach den Deutschen Flugzeug werken in Leipzig-Lindenthal gesandt. Sein Führer wirb seine Absicht, über verschiedene sächsische Städte dte Haupt stadt Dresden zu erreichen, verwirklichen, sobald es da», Wetter erlaubt. —* Die Hoffnungen anf de» Eintritt des Winters sind wieder einmal gründlich zu Wasser, in des Wortes eigenster Bedeutung, geworden. Der frostklirrende, weißbärtige Ge selle ist dieses Jahr wirklich recht unliebenSwttrdig: kaum daß er Teich und Fluß in eisige Banden geschlagen, so bläst schon wieder der liebe Südwind daher, und verschwunden?: ist die kristallene Pracht. Wie freute sich heute Nacht das Herz jedes Wintersportlers, als man die himmlischen, Klocken in schier unermeßlicher Fülle herniederwallen sah- Bald trug jeder Laterncnmast, jeder Zaunpsahl sein schnee iges Käppchen. Und nun heute dieses abscheuliche Mansch wetter. das mit einem Schlage das reizvolle winterliche Bild zerstören mußte. Ist es nicht geradezu grause Ironie des Schicksals, wenn bas Tiefbauamt heute eine amtliche Bekanntmachung über den Schlittenverkehr veröffentlicht'? Nicht einmal tn den höheren Berglagrw ist allzu große Aussicht cnI einen Sportsonntag vorhanden. In Geising schneit es zwar seit gestern ununterbrocheir iiooi» ausgcführres Drama »Maria Friedhammcr" bekannt geworden. Von seinen übrigen Dramen sind zu nennen: das Trauerspiel »Der Berg des Aergernisses" i 1905s, „Der Herrgottswarler" 11006». »Der schwarze Kavalier" 1tS08), »Der Stier von Olivera" fl910). Das aus dem Jahre WOtz stammende moderne Schauspiel »Ter große Tag" hat am hiesigen Königlichen Schauspielhause <5. Dezember l907s seine Uraufführung erlebt. Die übrigen Veröffentlichun gen Lilienfcins. der sich von allen sogenannten „Richtun gen" serngcl,alten hat, sind 'Novellen, Romane und histo rische Schriften. Herr Dr. Lilicnscin wird der hiesigen Ur aufführung seines Dramas »Der Tyrann" beiwohnen. f* Kaiserlich Russisches Ballett. Wie unseren Leiern aus einer Mitteilung aus dem Bureau der König!. Hof- Nicatcr bekannt ist, hat die Generaldirektion das Kaiserlich Russische Ballett zu einem einmaligen Gastspiel für nächsten Sonntag, den 26. d. M., verpflichtet. Das Russische Ballett hat bei seinen Gastspielen in allen großen Städten des In- und Auslandes, zuletzt erst wieder in Berlin und Wien, außerordentlichen Beifall gefunden. Auch in Dres den sind die prachtvollen Leistungen des Balletts von dem erste» Gastspiel iim Februar 1912>, noch in guter Erinne rung. Bei dem Gastspiel am nächsten Sonntag werden die Tänze ausgcführt. die seinerzeit ganz besonderen Erfolg hatte»: Kleopatra, Polowetzer Tänze. Karneval. Den größten Erfolg bei dem Gastspiel am nächsten Sonntag dürfte aber wohl „Der Nachmittag eines Faunes" haben. Die auswärtigen Kritiken über die Leistungen Nijinskns in dieser Ausführung sind nur eines Lobes voll: eine Kunst, eine Leistung, wie inan sie nur selten sieht. — Die Dresdner sollten sich dieses interessante Gastspiel nicht ent gehen lassen. Der Kartenverkauf zu diesem Gastspiel hat bereits an allen Theaterkassen begonnen. -s-* Zu Joses Pembaurs Klavierabend im Palmengarten würde sich Robert Schumann, wenn er ihm hätte bei wohnen können, wohl in sein Tagebuch die Notiz gemacht -haben: »Geschwärmt haben wir wie lange nicht." Es war in der Tat ein Abend zum Schwärmen, zum völligen Untcrlauchcn in die Tiefen der musikalischen Gefühlswelt, ein Vergcfscnhcitstrank. der alle irdischen Beschwerlichkeiten im Zuhörer wie mit Zaubers Kraft behob. Nicht weniger wie zehn der gewaltigsten Klavierballaden der gesamten Literatur, von Meistern, wie Brahms. Chopin und Liszt, standen auf dem Programm des Leipziger Künstlers. Wie er sic interpretierte, darüber im einzelnen zu berichten, geht nicht an. Man kann seine technische Leistung in keiner Weise von der geistigen trennen. Es ist hier einmal -er überaus seltene Fall eingetretcn, daß der Geist die Materie völlig überwunden hat, daß alles Technische bis auf Las kleinste Tüpfelchen durch die hohe Aussassung zum GcfiihlS- bcstandteil des Ganzen wird. Es wäre unsinnig, wollte man von jedem Künstler solche Leistungen verlangen. Aus ein Gros Tüchtiger kommt noch nicht eine ideale Persön lichkeit vom Werte Pembaurs. Eine begeisterte Gemeinde Hot sich der Künstler gestern gewonnen: wenn er wieder kommt, werden hoffentlich alle nach edler Labung Durstigen zu ihm den Weg finden. O. X. b* »«nzert des Dresdner Männergefangpereius im Bereinshoufe. Das Programm des gestrigen gutbesuchten Konzertes erinnerte in seiner Reichhaltigkeit und Viel gestaltigkeit ein wenig an bas alte Goethe-Rezept: »Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen". Alte uns neue Männerchöre, Waldhornguartettc, Sololicder, Rezitationen und ein Orgelvortrag — mein Liebchen, was willst du noch mehr? Die Bercinshausorgel meisterte der treffliche Orga nist der Krcuzkirchc, Bernhard Psann stiehl: seine Wahl war diesmal auf ein nicht bloß historisch interessantes, son dern auch heute noch warm ansprechendes Werk von fast 300 jährigem Alter, einer Passacaglia von G. Frescobaldi, gefallen. Einen außergewöhnlichen Genuss boten die Herren Kammervirtuos Lindncr, Kammermusiker Hildc- brand, Richard und Karl Lehmann mit einem drei- sätzigen Konzcrtino für vier Hörner von A. Haensel und zwLi funkelnagelneuen Waldhorn-Quartetten Emil Krankes, in denen sich der gewandte heimische Pianist als ein die Eigenart des HorncharakterS klug wahrender und auSnützen- ücr Komponist zeigte. Die Ausführung der Quartette ver diente höchstes Lob: Krankes „Eaprice" mußte wiederholt werden. Eine willkommene Bekanntschaft erneuerte man bei den pastose», wohllautigcn Gesängen für Alt, die Marga Netsch, die oftbcwährte BrcSlancr Sängerin, teils selb ständig, teils als solisttsch Mitwirkcnde in Mäuncrchorsätzcu bot. Von ihren Liedern am Klavier ^Begleitung Herr Ri Fuchs) zeichneten sich durch eine gewisse Originalität be sonders ein „Japanisches Regenlied" von I. Marx und ei» hübsches Liebeslicdchen „Sarella, wach' auf" von H. Herr« mann, durch ohrcnbezwingendcn melodischen Reiz ein Lieb Hugo Jüngsts: „'Nach sieben Jahren" aus. Der konzert- veranstaltcnde Verein sang alle seine Chöre zum erste« Male. Daß zu diesen Erstlingen auch mehrere Wcltumsegler- Chöre, wie Palestrinas „O Kone ^esu", Veits „Schön- Rohtraut" und Herbecks „Zum Walde" zählten, klingt fast unwahrscheinlich. Es wird aber schon richtig sein. Beson derer Dank gebührt den Sängern und ihrem Dirigenten Richard Fuchs für die Uebcrmtttlung des formschönen und gehaltvollen Chores „Um Mitternacht" von A. Bruckner sin der ursprünglichen Fassung für Männerchor, Altsolo und Klavierbegleitung): auch der Kaunsche Chor „Vale carjssima" gehört nicht zu den banalen Alltäglichkeiten der Männer« chorlitcratur. Als Haupttrumpf spielten aber die Sänger» deren Jntonationsstchcrhcit diesmal im allgemeinen nicht auf der gewohnten Höhe stand, die Uraufführung eines größere« Chorwerkes „Au der Wolga" von Hugo Jüngst au»> dessen 60. Geburtstag 126. Februar) damit zugleich — «in wenig »lNe sesium — gefeiert werden sollte. Wie der un längst aus -er Taufe gehobene Männerchor-ZykluS „In der Pußta" ist auch das neue auf Zigeuner-und russischen Volks weisen fußende zyklische Chorwerk textlich von Richard Stecher durch eine einfache, volkstümliche Handlung zu einem organischen Ganzen zusammengeschwetßt worden. Dte anspruchslosen, natürlich fließenden Verse Stechers fanden in Hofschauspicler Hugo Waldeck «inen kunfterfüllte» Sprecher. Ueber Hugo Jüngsts hervorragende Vegabuns
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