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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 20.05.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030520010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903052001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903052001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-05
- Tag 1903-05-20
-
Monat
1903-05
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 20.05.1903
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klsv über ÜL8 Oediet üer vsukclm 81Läte Lll88t6llM8 1903. a «».»«> « - u u I » » - a i c » O 1 ,- « « >.. « ..--M / « N. >X ^ i ii ^ 1 I F7/ .» >».—S^s ZA/ ljr ZU^: "» is » jl ^ «>-. 37/ 4X/< .»' L » ü e> « t - tl » » I. 3usste»ungspsl»8t. II. slsiiatiinonliallo. III. I vauvosen und »Ilgv- IV. < ineius Industrie. '' I VI. / 8lrs8ssndsugrupiio. VII. > VIII. 8tr»88enba>in^vagen. IX. H»uok- und ru88vorbütsndo Veuoruugsanlagen. X. 6i>8-, 5Va88or- und Llektri- rit»t8verks. XI. SamLijtsrvossn. XII. 3u88totluug: Volkskraolc- beitvn u. ikre Lokämpkung. XIII. Verbund der Vouerdeslst- tunxsvervino. XIV. Halle kür Vorträge uud kür dis 3u88tsIIung dos deutsebsu pkoto- gragbeuvereins. XV. 3utowobil-k'euor«-lleko. XVI. Londsrbauten von ^Vns- stsllorn. XVII. Ausstellung vrssdnor Oartonbaukirmen. XVIII. Xoorertplatr. XIX. Veiok mit I.euektkontsne, XX. I'essolballon. XXI. kiostauration. XXII. Vorvaltungsgobäuds mit kostaiot. XXIII. kkörtuorbaus. XXIV. Virtsebsktssingsng. XXV. Ilauptsingängo. Löhnung und Bezahlen rückständiger Miete in 127 Zöllen, durch ölcivährnng von Lebensmitteln vder Spcisemarkcn in 229, von »lciduug in 66, durch Ankauf Vvn Handwerkszeug in 20 Zöllen „iw. Stellung konnte bereits in der ersten Woche nach ihrer Enl- lnffuiig ans der "Anstalt 265 Personen nachgcwicsen werben, An AibcitSbclohnnngcn tvurden dem Bercin von den Direktionen der 2trat- und Korrektionsanstaltcn zur Bcrmittlung ihrer Verwendung siir die Entlassenen 2119 Mk. übersandt, d. i. -100 Mk. mehr als im Vorjahre, davon entfallen auf die Landcsanstalt Waldhcim allein 2228 Mk.; diese Höhe erklärt sich aus den längeren Straf zeiten, mit denen die Gefangenen dorthin cingcliefert werden. Die aus der Zirkusstraße 7 gelegene und in Gemeinschaft mit dem Landcsverein für innere Mission unterhaltene Schreibstube hat sich auch im Berichtsjahre günstig weiter entwickelt und brachte vielen tLntlassencn Beschäftigung bis zur Erlangung einer dauernden Stellung: im ganzen hatten sich 117 Personen gemeldet, von diesen tonnten 2s über drei Monate beschäftigt werden. Der Kassen bericht weist eine Einnahme von 9107 Mk. aus und schlicht mit einem Bestand von 1128 Ml. Hierzu kommt das sicher angelegte Vereinsoermögen in Höbe von 60000 Mk. An die Erstattung ees Jahresberichts schloß sich eine Aussprache mit den Pflegern und Pflegerinnen, die nach Parochicn über den Stadtbezirk ver teilt >ind. Nach der Ergänzungswabl, bei der die nach statuta rischer Bestimmung auslchcioenbcn Herren einstimmig wicdcr- gewählt wurden, besteht der Vorstand gegenwärtig aus folgenden Hcircn: Geh. Rcgierungsrat Dr. jur. Gcibhaar sl. Vorsitzcnderj, chesangenenanstaltsdirektor Burkhardt, Pastor Rosenkranz, »onsistorialrat Dr. jur. Grundig, Stadträte Kuhn und Dr. med. Lotzc, Oberkonsistorialrat Dr. theol. Schmidt. An Stelle des Herrn Konsistorialrats Hofprcdigcrs Klemm, der nach lljähriger Tätigkeit eine Wiederwahl infolge Krankheit ableknt, wird dem Vorstand das Recht der Kooptation eingeräumt. Als Rechnungs prüfer wurden die bisherigen Herren Rechtsanwalt Iustizrat Vlihmig und Gefangencnanstaltsinspektor Meinig einstimmig wiedergewählt. — Gestern nachmittag 2 Uhr wurde im Trianon die 9. Generalversammlung der Großeinkaufs-Ge- icllschaft deutscher Koni um vereine abgehalten. Die Olesellschast ist am 1. April 1894 mit einem Stammkapital von 21000 Mark gegründet und hatte im ersten Jahre einen Umsatz von über^540 000 Mark. 1895 stieg der Umsatz auf 1880000 Pik. und am Schluß des vorigen Jahres gehörten der Gesellschaft 247 Vereine direkt an, mit 830 unterhielt sic Geschäftsverbindung. Ter Olcsamtumsatz betrug im letzten Jahre 21568550 Mark, das eigene »spital 300000 Mark, das geliehene 297 000 Mark und die Re- icroen etwa 50000 Mark. Im ersten Vierteljahr 1903 wurden 5-IM 442 Mark umgcsetzt, d. i. gegen vas Vorjahr 30 Prozent mehr. «Oe von Herrn Kaltofcn-Drcsdcn geleitete Generalverlcimmlung war von zahlreichen ausländischen Genossenschaftern besucht. Die Zcststcllung der Präsenzliste ergab die Anwesenheit von 182 Ver einen. Der Geschäftsführer, Herr Schcrling, erstattete hierauf den Geschäfts- und Revisionsbericht, sowie die Jahrcsrechnung für 1902. Daran schloß sich die Verteilung des Reingewinns von 92 233 Mark. Nach Absetzung der Zinsen für den Reservefonds, Dispositionsfonds usw., sowie für die Zuweisungen an dieselben und für de» Aufsichtsrat und die Geschäftsführer verblieben zur Verteilung 56 993 Mark, wovon auf den dwidcndcnbcrcchtigtcn Umsatz der der Gesellschaft angcschlosscncn Vereine 51632 Mark entfallen. Der Vcrtcilungsvorschlag wurde einstimmig genehmigt. — Schwurgericht. Der aus Conradswaldau in Schlesien gebürtige Arbeiter Wilhelm Lorenz hat sich in geheimer Verhand lung wegen versuchten Sittlichkcitsvcrbrcchens zu verantworten. Der Angeklagte hielt in der Nähe von Potscbappcl auf offener Land- siraße eine 54jährige Handelsfran an und versuchte sic z» ver- gewaltigen. Da er noch unbescholten und voll geständig ist, zur Zeit der Tat auch angetrunken war, billigen ibm die Geschworenen mildernde Umstände zu: andererseits zieht bas Gericht bei der Dtrasausmessung schärfend in Betracht, daß durch Angriffe auf einzelne Frauen auf offener Straße das Gefühl der öffentlichen Dichcrheit erschüttert werden muß. Das Urteil sautet auf 2 Jahre 6 Monate Gefängnis und 5 Jahre Ehrverlust: 2 Monate Gesang- nis gelten als verbüßt. BczirkSpräsident von Lothringen Graf von Zeppelin-Aichhansen und der Regierungs- und Baural Tombaumeister Tornow zum Vortrag beim Kaiser befohlen. Tie Kaiserin empfing in Urvillc drei Arbeiterinnen der Tagsburger Stickereifabrik Eduard Siegel, die zahlreiche Arbeiten, darunter eine in Seide, Perlen und Gold ausgcführtc prächtige Darstellung des Dagsburgcr Felsens mit der Kapelle, vorlcgtcn. Die Kaiserin, die mehrere Austräge erteilte, überreichte jeder der Erschienenen eine goldene Brosche. Wie berichtet, hat der Kaiser den Gouverneur von Metz, General der Infanterie Stoetzcr, nach dem auf dem Korps- übungsplatze stattgefundenen Vorbeimarsch der Truppen zum kom mandierenden General des 16. Armeekorps ernannt. Nach dem Vorbeimarsch hatte der Kaiser die Generale und Kommandeure um sich versammelt und in anerkennendster Weise der Tätigkeit des Generalobersten Grafen v. Haescler. der zur Zeit an einer Blinddarm-Entzündung krank darnicderlicgt. gedacht: „Auf das 16. Korps waren die Augen der ganzen Welt gerichtet. Jetzt aber ist die Tätigkeit des Generals abgeschlossen. Ihr neuer kommandierender General — hierbei wandte sich der Kaiser aei General Stoetzcr — steht vor Ihnen, meine Herren." Der Ne . folger des Grafen v. Haeseler stammt ans Römhild im Herzog tum Meiningen und trat 1861 ini Alter von 19 Jahren als Freiwilliger beim damaligen Regiment seiner Heimat ein, mit dem er 1867 in den Verband des preußischen Heeres als Ober- lcutnant überging. Im Infanterie-Regiment Nr. 51 nahm er am Feldzüge gegen Frankreich teil. Er besuchte 1871 bis 1873 die Kriegsakademie, wurde 1874 Hauptmann und Lehrer an der Kriegsschule in Kassel, und 1879 Kompaanieches im Grenadier- Regiment Nr. 110. 1881 zum Großen Generalstad verseht, war er dem Stabe der 29. Division des 15. Armeekorps und zuletzt dem Großen Generalstabe zngeteilt, in dem er 1888 Abteilungs chef wurde. Drei Jahre später erhielt Oberst Stoetzcr das In fantcrie-Regiment Nr. 32 in Meiniligcn. 1894 wurde er General major und Kommandeur der 31. Jnsanteric-Brigadc in Trier und 1998 Generalleutnant und Kommandeur der 30. Division in Straßburg, von wo er 1901 als Gouverneur nach Metz kani In dieser Stellung rückte Exzellenz Stoetzcr im Januar 1903 zum General der Infanterie auf. Er ist mit den großzügigen Ideen seines Vorgängers eng verwachsen und verspricht ein wür diger Nachfolger des Grafen v. Haeseler zu werden. In der Leitung des Korps sind durch ihn einige Wandlungen zu er warten. Besonders dürste er die Artillerie in den Vordergrund seiner Fürsorge stellen, während Graf v. Haeseler die Ausbildung der Infanterie über alles stellte. Ter Gouverneur von Köln, Gciicrallcutnant von Hageno w, ist zum Gouverneur von Metz ernannt worden. Auf der in Würzbnrg eröffneten 13. Hanptversammlung des Vereins für Hebung der Fluß- und Kanalschiffahrt nahm auch der Protektor des Vereins, Prinz Ludwig vvn Bayern, teil. Bei dem Festmahl, das der Hauptversammlung folgte, hielt der Prinz cine Rede, die in mehrfacher Beziehung interessant war. Prinz Ludwig erklärte zunächst, daß cs stets sein Bestreben sei, das Volkswohl in jeder Richtung zu fördern. Der Kanalvcrcin sei derjenige, der ihn untcrftühc in scincm Bestreben, nicht nur Handel mid Industrie, sondern auch das allgemeine Wohl zu fördern. Der Prinz ging dann auf die drei Vorträge der Haupt versammlung ein und erwähnte von dem Vorträge des Bau unternehmers Fabcr über die Tätigkeit des technischen Amtes, daß er kein bayerisch-partikularistisches Signum trage, vielmehr aus- drückc, daß Bayern auch den Anschluß an andere Staaten suche, hier durch Mm mit Württemberg. Der zweite Vortrag über die wirtschaftliche Bedeutung eines Großschiffahrtswcacs Rhcin- Main-Donau habe ihn deshalb gefreut, weil er die Bczichungcn TageSgeschichtc. Deutsches Reich. Der Kaiser unternahm gestern vormittag einen Spazierritt in die Nmgebung von Urville und kehrte um I Uhr nach dem Schlosse zurück. Für Nachmittag waren der gefreut, der Landwirtschaft zu dem künftigen großen Schifsahrtswcgc er wähnt habe. Es sei zwar noch wenig Material vorhanden, abcr cs würde ihn sehr freuen, wenn gerade diese Frage dem Ipeziellcn Studium geöffnet würde. Den dritten Bortrag Dr. Nittels über das Znkuiiftsgelände von Württemberg bctr. sagte der Prinz, daß cs nicht gleich möglich wäre, den ganzen Großschiffahrtswcg zu bauen, daß es abcr durchaus nicht ausgeschlossen sei, Stücke davon hcrzustellcn, nur müsse man darauf Rücksicht nehmen, daß dieses stuck jederzeit an das Ganze angcgliedert werden könnte. Die vrcußischc Staatsregierung verfolge einen anderen Weg: sie habe den Unter-Main vorzüglich kanalisiert, er diene aber zu weiter nichts als zu Schisfahrtszwcckc». Schließlich sprach Prinz Ludwig den Wunsch aus, daß der Vertrag, der zwischen den drei beteiligten Staaten in der Schwebe ist. zur Ausführung komme. Er sagte wollen einen freien Verkehr wie die anderen Staaten, wir ivollcn dicsclheu Vorteile hohen wie diejenigen Staaten, die a» der See küste liegen, eine große Schissahrtsiraße mit möglichst vielen Seiten armen: sic solle» ermöglichen, daß man nach Bayern ebenso ali- gahesrci hineinkommen kann wie an die See Das ist kein »»- gerechtfertigtes Verlangen, daß wir als gleichberechtigte Tonische, die gleichen Rechte haben wie die Staaten, die das Glück besitzen, an der Sec oder an schiffbaren Flüssen zu liegen." Der Prinz bat schließlich, daß. selbst wenn er nicht mehr unter den Lebenden weile, seine Zrcunoe im Berein dem Slre'oen allezeit treu bleiben mögen. Diesen Freunden gelte sein Hoch. Im gnhaltiscden Landtage ist cm Antrag des Aba. Ar> l (sreis.l: .Tic herzogliche Staalsregierung z» ersuche», ihren Bevoll mächtigten zum Bnndesrat anzuwcijc», tunlichst dahin wirten zu wollen, daß eine weitere Erhöhung der Reichsausgaben sich nur in den Grenzen des unabweisbar Notwendigen halte, daß aus jede mögliche Ersparnis in den bisherigen Ausgaben Bedacht genommen werbe und endlich eine anderweitige Regelung der sinanziellen Beziehungen des Reiches zu den Bundesuacitcii fortgesetzt anz» regen und zu betreibe» sei" — einstimmig angenommen worden. Ferner erklärte der Staatsminister v. Dallwitz aus die Fntervelta tion des Abg. Eckstein über die Stellung der anhaltischen Regie rung zur Aushebung des 8 2 des I es n r t e n g e s etz es, das; er über die Stimmabggbe der anhaltischen Regierung im BundeSrale nichts mitteilen könne, weil die Abstimmung geheim iei Der preußische Finanzminisler Freiherr v. Rh ein da den, der in Newhork eingetrvssen ist, hat die "Vertreter der Presse ge- bctcn, seine Reise als die eines Privatmannes betrachten zu wollen und selbst seine Privaiadresic zu verichwcicicn. lieber die Verbreitung des K v > p s-L tnde ntentu m s in den oberen Vcamteiisicllcn bringen die „Akad. Monatshesic" einen zweiten Artikel: Der Präsident des Reichsgericlüs, Erzcllenz v. Ochlschlägci, ist Ehrenmitglied und Alter Herr der Königs- berger „Ballio". Von „Korvsburschcn" wirken ferner am Reichs- gcrichl I Scnalspräsidenl, 26 NeichsgcrichlSröte, 2 Rcichscmwälte und 4 Rechtsanwälte. Die neu ernannten sechs preußischen Regierungspräsidenten sind alle Korpsstudenten. Auch das bave- riichc Kultusminisierinm wird von einem "Alten Herrn der Münchener „Jiaria" geleitet. Dem Verbände aller Korvs- studcnlen. der nur einen kleinen Teil der allen .Herren umiaßl. haben sich ferner angeschlagen: 3 Oberlandcsgcrichlspräsidenten. 7 Senalspräsidcnlcn, 29 Landaerichlspräsidentcn, 1 Amtsgerichts Präsident, 51 Lberlandesgerichtsräte, 46 Landgcrichisdirektoren, 3 Generalstabsärzte, 7 Gcneraloberärztc, 10 Generalärzte, 46 Ober stabsärztc, 3 Generale der Infanterie, 3 Gencrallcnlnanis, 1 Generalmajor, 11 Obersten, 24 Oberstleutnants. lieber das geradezu rüpelbaste Vorgehen der Sozial demvkratie bei W a h lv cr > a m m l un g cn anderer Parteien beklagten sich i» Berlin die Freisinnigen in einer "Versammlung, in der ihr Kandidat. Direktor Jaeger. leine Programimede hielt In der anschließenden lebhaften Diskussion ergriffen auch zahlreiche Sozialdemokraten das Wort. Einer leistete sich die tollste» Be- schimpsungen der Vortragenden und wurde selbst von seinen eigenen "Parteigenossen auf das Rüpelhafte seines Auftretens aus- merksam gemacht. Ein anderer „Genosse" beklagte sich, daß nur solche Wähler eingeladen worden seien, die die Kandidatur Jaeger zu unterstützen bereit wären. Ihm wurde unter Hinweis auf das Benehmen der anwcsendn Sozialdemokraten erwidert, daß leider mit Sozialdemokraten vom schlage der bisher gehörten sog. Redner, die sich nur in persönlichen Beschimpfungen ergingen, sachlich nicht zu diskutieren sei. Abcr auch in zahlreichen anderen freisinnigen Versammlungen hätten die Sozialdemokraten Skandale provoziert, die Versammlungen gesprengt und cine sachliche Aus sprache verhindert. So habe z. B- kürzlich der Kandidat Sindcr- mann eine Versammlung in EberSbach gestört. Tindermann sei dort plötzlich mit seinem Anhang in einer freisinnigen Versamm lung erschienen, bade sofort, trotzdem noch mehrere Redner vor- nvtiert worden seien und er die Änsiührungen der Vorredner gar nicht gehört habe, das Wort verlangt mit ocr Drohung, alle frei sinnigen Versammlungen zu sprengen, wenn ihm nicht sofort das Wort erteilt werde. Dabei hat dieicr würdige Vertreter der Sozialdemokratie mit den, Stock aus den Borstandstisch geschlagen und schließlich einen solchen Heidenlärm veruriacht. daß die Ver sammlung ansgelöst werden mutzte. Unter solchen Umständen und Vorgänge» müsse man sich daraus beschränke», den Gegnern Rede freiheit zu gewähren, cinladcn könne man sic abcr nicht. — Die freisinnige „Weier Ztg." schreibt zu demselben Thema: Tie ,WahI- sitten" der sozialdemokratische» Partei haben sich niemals durch besondere Feinheit ausgezeichnet. In diesem Jahre aber scheint die iiürinlich verlaufene Reichstagsicision ihre Wirkung auch noch auf die Wählcrvericimmlniigeii ausznübcn. Tic sozialdemokratische Partei rühmt sich, die stärkste im Reiche zu sein : von der Macht, die ihr Besitzstand ihr einräumt, macht sie jedoch in eigenartiger Weist Gebrauch. Während die Wahlbewegnng im ganzen ruhig, man könnte säst sagen, unbemcrkbar verläuft, ist es fast überall da, wo die Anhänger der sozialdemokratischen Partei sich in die Versamm lungen anderer Parteien einmischcn. zu schweren, rohen Ruhe störungen gekommen. Anstatt den Gegner ruhig anzuhörcn und in sachlicher Erwiderung den Versuch zu seiner Widerlegung zu machen, hat man ihn durch wüstes Geschrei mundtot und durch lärmende Auftritte die Versammlungen selbst zu Verbindern gesucht. Derartige Kampfmittel waren in den Anfängen der Sozial demokratie in Anwendung: daß man aber auch heute noch nicht vvn ihnen lasst» kann, ist nur geeignet, die Annahme ;n ver stärken, daß die sozialdemokratische Partei selbst in ihrem Glauben an die Richtigkeit ihrer Lehren und Forderungen irre geworden sei. Die Festsetzung des Termins der Hauptvcrhandlung gegen Hrissen er in Kiel auf einen recht späten Zeitpunkt hänru damit zusammen, daß cine völlig klare und glatte Lage geichaistn werden soll. Der Herichtshcrr gibt der Verteidigung und dem - . - .... . ^ Angeklagten hinreichend Zeit, Bewcisanträgc zu stellen und Zeugen laden zu lassen. Es stehen noch einige Zeugenaussagen aus, dock, wird dies keinen Einfluß auf die Jnnchaltung des Termins haben. Bei dem großen Zengcnanfgcbot und der beträchilichen Entfernung des Wohnortes der Zeugen sind die Kosten sehr erheblich-, diircii eine Aussetzung der Verhandlung würden sie sich verdoppeln. Tie glatte Erledigung liegt auch iiii Interesse der zahlreichen aus wärtigen Vertreter der Presse, die in den nächsten Tagen die amtliche Mitteilung erhalten. Oesterreich. Unter der Spitzmarke „P rotestan teiih c tz in Tirol" wird der „Voss. Ztg." geschrieben: Evangelische in Kufstein und Umgegend wollten eine zwanglose gesellige Zusammen knnst in einem Saale des ersten, fast nur von Fremden und Liberalen besuchten Hotels der Liadt, „Hotel Egger", veranstalten. Ein Vortrag über „Paul Gerbard und das evangelische Kirchen lied", Deklamationen, wie der „Tvd des Tibcrins". Gesang evange lischer Ehoräle, Vortrag von Klavierstücken, bildeten die barmloseu Programmpnnkle. Da wußte die katholische Geistlichkeit^ durch Mittelspersonen den Pächter des „Hotel Egger", dessen Familie svgar protestantisch ist, zu zwingen, die Erlaubnis zur Vennhnng des Saales znrückzuziehen; man wollte ihn sonst ruinieren. I» den Kirchen wetterte man gegen den „Evangelischen Abend". Die klerikale» Zeitungen bringen nun schon seit vierzehn Tagen Artikel dagegen. So geschehen in der liberalen Stadt Kufstein, in dcr Frcmdenvcrkchrsstadt, zu Anfang des 20. Jahrhunderts! Das liberale „Tiroler Tageblatt" bemerkt dazu: „Tie Fremden, welche sonst stets gern nach Kusslein komme», müssen allmählich fürchten, daß an der Grenze nicht nur ihr Gepäck, sondern auch ihr Glanbe geprüst wird vom — Herrn Dekan vvn Kufstein." Bei der Antrittsvorlesung des neuen italienischen Dozenten Lorcnzoili in Innsbruck kam es zu Lärmszenen in der Umversilat zwischen den Deutschen und Italienern, die mit einer Prügelei endete». Die Ursache war eine Hcraussorderuna der Italiener, welche die Deutschen Hunde nannten. Unter der „Wacht am Rhein" und anderen Liedern wurden die Italiener hinaus- zcdrängt und von der Pol zci nach Willen geleitet. Vier Italiener ind verwundet, einer wurde verhafte!. In Triest brach ein T i s ch I c ra n sst a n d ans. In 77 Be triebe» stellten 520 Gehilfen und 100 Lehrlinge wegen Streitigkeiten bezüglich des Lohnes und der Arbeitszeit die Arbeit ein. In den übrigen 73 Betrieben dcr Stadt Ivird gearbeitet. Wegen Be drohung der nicht mit in den Ansstand getretenen Arbeiter wurden zwei T'.schleraehilfcn verhafte». Frankreich. Präsident Loubct wird, den bisherigen Ber- ügnngc» zufolge, sich am 6. Juli in Brest einschiffeil. um den, König vvn England den Gegenbesuch abzustatten. lieber die "Verhaftung eines Spion- Baliguet in Nancy und seiner Frau, einer geborenen Schmutz an- Straß bürg, in Lyon wurde geheimnisvoll berichtet. Jetzt erfährt man abcr schon Näheres. Baliguet gehörte dem französischen „Na<^ Dve-direv Nachrichten. 13V. Seite 3. »M Mittwoch. 20. Mai I»V3
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