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Dresdner Nachrichten : 27.03.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192703270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270327
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-03
- Tag 1927-03-27
-
Monat
1927-03
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.03.1927
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Svimtag Lälarr. In »t« weltaeschtcht« htnrtn hat Jesu» selber da» Wort aeflochttn: »Daß erfüllet werde der Spruch, tn ihrem» eie»,,schrie»«»: Sie hass,«mich ohne Ursache.* <Joh. lü. Sü.) »rohe Menschen haben auch außer ihm Bewegungen her vorgerufen, aber glichen diel, schließlich den Kreisen, die sich bilde», wenn ein Stein tn» Wasser geworfen wird, bi» st« sich allmählich verflachen und wieder verschwinden, so sieht «» selbst heute noch keineSweg» danach au», al» seien die Tage Jesu gezählt und müsse er irgendeinem anderen Raum geben. Hierin liegt aber gleichzeitig dt« Ursache, daß sie ihn hassenl O. wie haben sie ihn gehaßt — von der Predigt seiner Barmherzigkeit an, die durch Palästina erscholl, bi» sie nach Golgatha mit dem düsteren Kreuze, tn oft grausamen, wilde Tiere beschämender Lhrtstenversolgungen und bis herein tn unser« Zeit, wo man nicht »ist und Geiser genug finden kann, das Heiligste und Hehrste, wa» e» tn der Welt gibt, zu ver» derben und den noch lebendigen Gliedern der Kirche mit Arglist und Spott zu begegnen. Denn da» alle» trtsst den Herrn selber, in besten Dienst die Setntgrn stehen. Warum man ihn haßt? Der Herr selbst antwortet: »Tie hasten mich ohne Ursache.* Ob er'S beweisen kann? ES ist wohl zu viel behauptet, wenn geurteilt wurde, die Zeit vor Christus habe eine Welt ohne Liebe umschlossen. Schlechthin ohne Liebe war jene Welt nicht. Aber die große, alles überwindende, duldende, vergebende, vergessende, tragende Liebe» die im Menschen trotz stärksten Gegengewichtes noch immer den Menschen steht, ist erst In Christo geossenbart wor den. In der Wüste, durch die wir jetzt ziehen, bricht e» sich wohl mehr und mehr Bahn, baß das Deutschtum seine geseg neten Wurzeln nirgend anderswo al» im Christentum hat. Und in einem Staate, der sich von heute aus morgen immer wandelt, wird erst dann wieder Ruhe einztehen, wenn sich die Geister in die christliche Zucht stellen. Wie wohl hat eS unseren verwundeten im Krieg« getan, sobald sie sich in der Hut dcS „Noten KreuzeS" fanden. Und in einem seltsamen Widerspiel ist cs gerade da» »rote* Kreuz, das im weitesten Umsange Nai und Erleichterung und Hilfe schasst, so daß es unmöglich wäre, es beseitigen zu wollen, ohne einer unabsehbaren Not Tür und Tor aufzumache». DaS »rote Kreuz" aber ist ebenso wie der blühende Baum undenkbar ohne Wurzel. Warum also Christum Haffen?! Von seiner Seite her gesehen geschieht eSohneUrsache. Bo» des Menschen Seit« her aber schiebt sich, wie eine dunkle Wolke, die Selbstsucht, der Trotz, das Jchtum, die FlclsclicSlust. der Sinnenkitzel heran, und in allem zischt gleich einer sengen den Stichflamme der christuvseindliche Haß hervor. Zur Erklärung fügte der Herr hinzu: »Auf daß er- füllet werde der Spruch tn ihrem Gesetz ge schrieben. lPsalm 00. 8.) So lag und liegt der Haß gegen das Göttliche den Menschen im Blute — auch heute noch. Darum nicht irre, nicht mutlos werden! Es machte einen un- vergeßlichen, lcbcnweekenüen Eindruck aus Zinzendvrf, alS er unter einem Bilde de« Gekreuzigten laS: »Das tat ich für dich. maS tust du für mich?" Wer da noch mit Haß antworten kann, mag's tun. Alle anderen soll die PassionSzeit zur Liebe treiben! cii — Der Dcutschnationale Handlungsgehilfen»Verband hielt die Hauptversammlung seiner Krankenkasse (Ersatz, lasset für die Kreise Dresden und Bautzen-Ztttau ab. Die Berichte ergaben, daß die Aktivität der Kaste auch im letzten Fahre wieder gestiegen ist, trotz der hohen Leistungen. Die Mitgliederzahl hat beträchtlich zugenommen. Besonderes Filterest«: erregte die Mitteilung über einen pon der Kaste tn Lchnccberg getätigten Landankaus. Damit kommt der Wunsch der sächsischen Mitglieder, neben den schon im Besitz der Kasse besindlichen 12 verschiedenen Erholungsheimen. Kurhäusern und Kinderheimen auch in Sachsen ein eigenes Heim zu bc- scheu, seiner Erfüllung nahe. Am Nachmittag waren die Vertrauensmänner de» Deutschnationalen Handlungsgehilfen- Verbandes auS denselben Kreisen zur Beratung versammelt. Nach Behandlung der gewerkschaftlichen Tagesfragen sprach KreiSvorstcher Barthel (Zittaus über das Arbetts- ge ri ch t s g e s e tz. Zu diesen Ausführungen wies Gau- Vorsteher Hegewald (Leipzigs besonders auf die Notwendig keit hin. bei den zu errichtenden Arbeitsgerichten Kvufmamrs- kammern zu errichten. Bisher schon bestanden Kaufmanns- acrichte: dieser Zustand dürfe bei der Organisation der Arbeitsgerichte nicht beseitigt werden. Die Iabreshauptver- sammlung der Krankenkaste und die Vertrauensmäunerver- sammlnng waren gut besucht und erfreuten sich eifriger Mit arbeit aller Beteiligten. — Bereinig««, dentsche« Männer und Frane«, Dresden. Am I>. Avril « Uhr wirb in der Ausstellung von der Vereinigung unter dein SbrenauSlchiiß nambafler Persönlichkeiten ein h t st o r i s ch e r Lochien tag veranstaltet, dessen Reinertrag der KriegSgrübc» sürsorae zum Aussrtschen und Erhallen der Gräber unserer im ?,ciude»la»d gefallenen Brüder verwendet werben soll. Zu diesem edlen Zweck ist ein« reiche Bortagsrcih« vorgeseben. Alle alten sächsischen FrteöenSregimenter erscheinen aus der Bühne. Ein Labcliechtreigen ist da» Glanzstück de« Abends, ebenso der Ein marsch der sächsischen FrlcdcnSrcgtmentcr. Die Musik wird unter Mitwirkung dcS GpielmannSzugcß von der Stahlhelmkapelle gestellt. Hauptmann a. D. Hausse hält di« Festrede. Ainomusik einst un- jetzt. Allerhand Jndiskreles aus -em Reich unter -er weihen Wand. Wenn man sich einmal den geschlchtllchen Werdegang des LausbtlbeS und dte Entwicklung des Kinos zur heutigen mit allem Raffinement anSgestatteten Lichtblldbühue vergegen wärtigt, so weiß man nicht, worüber man mehr erstaunen soll, ob über dte geradezu ideal vervollkommnete Technik, oder Über den von Grund au» umgewandelten Geschmack dcS Publikum». Mlt der Verbesterung der maschinellen Elnrich- tungen und der Photographie sind auch dte Ansprüche an Form und Inhalt des FtlmmanuskripteS. an dte Kunst der Ftlmschauspteler und letzten Endes besonders auch an die Begleitmusik gewachsen. Ein Llchtbtldtheater ohne Or chester ist heute einfach undenkbar. Dte Musik ergänzt den Film, sie gibt ihm das, was ihm noch an Ausdruckömöglichkeit fehlt. DaS haben die Ktnoleute von allem Anfang an erkannt. Dom Srammophon zum Künstterorchesler. AIS vor etwa fünfundzwanztg Jahren dte ersten „Lichtbtld- bühnen" auf den Rummelplätzen in Gestalt von Wandcr. und Zeitkinos erstanden, da gehörte neben dem Borführungs- apparat zu de» unentbehrlichsten Requisiten ein Grammo phon oder ein Orchestrton. Später, als der Kintopp auch tn der Stadt, in den Borstadtläden seßhaft wurde, spielte der »Erklärer* die Hauptrolle. Er analysierte dem zumeist aus Dienstmädchen. Lehrlingen, Schülern und kleinen Leuten bestehenden Pnblico die Psyche der Ftlmhelden beiderlei Geschlechts. Unvergessen wird die im LiebeSdrama damals typische rhetorische Frage sein: »Ob sie sich wohl kriegen werden??? Nun, wir werden eö ja sehen . . .* Außerdem oblag diesem Ansager die Erzeugung der zum besseren Verständnis notwendigen Geräusche, wie Schüsse, Scherben, Ohrfeige», Autohupen, Glockenläuten, Nada» usw. Das mechanische Werk des Orchestrivns wurde sehr bald durch das Klavier verdrängt, mit dem man schon individuelle Tvnmaleret hervorbringe» konnte: es wurde oftmals von einem Blinden gespielt, der auf seinem Drehsessel ständlg zwischen der verstimmten Drahtkommode und einem jaulen den Harmonium hin und her pendelte. Das Harmonium wurde überhaupt bald ein «nent» bchrliches Univcrsalinstrument. Tropften tm Film Tränen, gab es einen rührsamen Ab schied oder griff gar der Tod in die Handlung ein, so mußte bombensicher Handels Largo dazu ertönen. Mit der fort schreitenden Erkenntnis der Notwendigkeit einer Tonunter malung trat nun bereits die Geige, das Cello und Holz- instrumente hinzu, denen bald noch das Blech folgte, bis schließlich ein kleines Orchester komplett war. Immer aber kam dem Harmonium eine besondere Bedeutung zu, das viel fach Bläser ersetzen mußte. Noch blieb die musikalische Illustration in engen Gren zen. Handelte es sich um ein LiebeSdrama — »Und wieder krankte eine Liebe an gebrochenem Herzen!!" —, so nahm der Herr Kapellmeister gewöhnlich fiir den ersten Akt Motive aus »Tosca", für den zweiten aus „Madame Butterfly", wäh rend man tm dritten das schmachtende Salonstück „Herzen und Blumen" spielte. Im übrigen wurden Fantasien auS sämtlichen erreichbaren Opern verwendet. Eine Hauptperson war schon damals der „Schlagzeuger", der insofern oft ein Netter in der Not wurde, als er etwa vor- kommenbe musikalische Entgleisungen durch ein geschickt ange brachtes Geräusch, wie einen Paukcnschlag, einen Trommel wirbel oder Bcckenklang Nbertönte. Je mehr sich das Orchester cinbttrgertc, desto mehr wurde der Ansager überflüssig. Bor allem krankte aber die Musik noch daran, daß dem Orchester wirklich passendes Vcgleitmaterial fehlte. Geschästsgewandte Verleger und Komponisten machten sich diesen Umstand zn- nutze, und es entwickelte sich nach und nach auf dein Gebiete der Kinomustk eine ganz bedeutende Produktion. Besonders waren es hier die Berliner Dr. B e c c e, ein Italiener, und S ch m i d t-G e n t n c r, die anfingen, den Film szenenweise musikalisch zu illustrieren. DaS Orchester einer modernen Lichtbildbühne umfaßt mindestens 18 Man«: ein besseres Theater besitzt deren bis zu 8tt, die bei ganz großen Anlässen noch entsprechend ver mehrt werden. Amerika schlägt auch hier wieder den Rekord, denn das Neu Yorker Capitol besitzt sogar ein Orchester von 120 Mann. Die Mitglieder einer erst klassigen Kinokapelle müssen nicht nur durchaus tüchtige Mu siker sein, die ihre Instrumente voll beherrschen, sondern sollen auch über ein hohes Maß von Intelligenz verfügen: sic müssen vor allem schnell zu denken vermögen, um sich svsort in die blitzartig wechselnden Situationen cinsühlcn zu können. An dte Stelle des Harmoniums ist bei großen Lichtspielhäusern die Orgel getreten, die heute mitunter über fünfzig Beiwerke aufweist. Mit diesen werden neben der rein musikalische» Illustration Dutzend« von Geräuschen erzeugt, wie Gewitter, Regen, Tele» phvnklingeln, Glvckeiigeläute, Hundcgebell, Hnpenton, Loko- mottvpstsfe, Harmonika. Leierkasten. Eilenbahnrassel» usw. Außerdem enthält die Orgel die für moderne Musik unent- behrliche Celesta, das Glasklavier, zur Hervorbrtngung un- irdischcr Sphärenklänge. Neben dem Organisten behauptet auch heute nvch der Schlagzeuger seine dominierende Stel lung, wenn es gilt, besondere Tonefsekte zu erzielen. Man sieht also, daß der neuzeitliche Film der Begleitmusik gar nicht mehr entraten kann. Wer sich einmal von ihrer Wichtigkeit überzeugen will, möge sich nur einen Film ohne und mit guter Musik anschen. Der Unterschied in der Wir kung ist fabelhaft. Wie entsteht nun -ie heutige Filmmusik? Der Laie glaubt zumeist, daß dte Begleitmusik gleich von dem Filmvcrleihinstitnt mit geliefert wird. Diese Ansicht ist durchaus abwegig. Nur in den allerwenigsten Fällen wird diese Methode augcwendet, denn sie würde den an und für sich schon kostspieligen Verleih noch verteuern, da der Neu- kompvntst bzw. Kvinpilator der Partie Tantiemen verlangt. In der Regel wird, wenigstens bei großen Theatern, fol gendermaßen vorgenannt:». Der Direktor „in der Provinz* versucht zunächst den Film möglichst frühzeitig zu erhalten, was aber stets mit großen Schwiertgkctten verknüpft ist, da dte Produktion, um möglichst gewinnbringend zu arbeiten, den Film bis zur letzten Stunde i» einem Orte arbeiten läßt, ehe er weiter wandert. Große Bühnen bekommen das Stück zwei bis drei Tage, kleine am Abend vor der örtlichen Aufführung. Nach Schluß der letzten Vorstellung gibt es nun eine nächtliche Separatvorsiihrung dcS neuen Films ä Sau», d. h. nor dcm Direktor und dcm Kapellmeister,- der erstere Kat gewöhnlich mit einem Ablauf genug gesehen, während der Maestro noch einmal den Streifen durchlaufen läßt. Auf Grund dieser ein- bzw. zweimaligen Borschau verfertigt der Dirigent nun ' ein Mnstkmanuskript, das die genaue Reihenfolge der Szenen und ihrer Titel ent hält. Nun beginnt die musikalische Auswertung und Unter malung der Handlung. Der Film wird gegliedert in lyrische, dramatische Szenen, jede Steigerung wird berücksichtigt; ebenso muß für neutrale Handlungen die Begleitung „ge baut" werde», aber immer so, daß die Musik als ein geschloffenes Ganzes wirkt. Hat man die passenden Stücke und dte Uebergänge gesunden, so kommt jetzt die noch schwierigere Aufgabe, sie in die Lanfdaiier der einzelnen Szenen hiiicinzupasten. Ein Bei spiel hierfür: In LtebcSszenen erklingt mit Vorliebe die Serenade von Toscllt. Ist dte Handlung, dle mit diesen süß lichen Tönen untermalt wird, kürzer als das Stück, so müssen in geschickter Weise ein paar Takte gestrichen werden; ist sie länger, dann wirb die Musik gedehnt, d. h. das Tempo lang, samer genommen oder ein siniivcrwaiidtcö Stück „gegen- geletzt", in unserem Falle also ein möglichst in O-Dur ge haltenes. Da gibt cs nun in dem Raume unter der Weißen Wand allerhand nette Musikcrscherzchcn, die vor allem bet der Illustrierung von Lustspielen ab und zu aufblüben. Lies da vor vierzehn Tagen im hiesigen „Capitol" der Film „S oistPari s", in dem ein Akteur dem anderen eine nicht inißzuverstehcnde Körperbewegung macht, woraus als Antwort des Gegenspielers der lakonische Titel an der Leinwand erscheint:... „Sie mich auch!"... In diesem Moment ertönt eö von unten herauf im grollenden Posaunenton: 0 ('/,Z, v 0/»«), A 0 o (X), o (N). Wer sich die Mühe nimmt, diese Töne mit den in Klammern gesetzte» Notcnivcrten auf dem Klavier anzuschlagen, wird eine Weise hören, mit der der Bolksmund des braven Götz von Bcrlichingen unsterbliche Aufforderung vertont hat. Aeußerst wirksam ist die Verwendung von gerade in der betreffenden Stadt besonders aktuellen Schlagern. So hatte Kapellmeister Wille vom hiesigen „Capitol" in der letzten Woche bet „Ktkt" in jeder Vorstellung einen Hciterkeitserfolg dadurch erzielt, daß er in der Szene, wo das Pseudochormäbcl die ganze Revue umschmcißt und infolgedessen anderntags Lum Sekulsnlsng: rinüer» 2. 8c>n<Ieesakau relsp >11« qn " " Mm .MSte ^»avalil »olläer peeliv. Nrlllen u. pink«. Cänlirmnlionsaesckienke, äeKiald WGLKAK VOK IS zValaeiiksusstrnks IS, xepienllder Lsciein großen Gedächtnisfeiern des Vereins für Dante und Klop- iiock anrethte. Ein Streichquartett auS der Frühzcit Beet hovens. „Variationen aus -em ^-Dur-Quartett, OpuS 18, Nr. 5". eröffnte licht und festlich dle andächtige Stunde. Und dann nnichS, gewaltiger, als cs durch ein plastisches Bildwerk geschehen kann, die Gestalt „Beethoven" in ihrer ganzen Meiilchenticfe und lichten Hel-cngröße erschütternd und er hebend zugleich riesenhaft empor auS dem »Hetligenstaedter Testament", diesem Golgatha von einem Selbstgespräch an die Welt, und aus den großgestaltenden Worten Grillparzers a»r Bciietzuivg und znr Weihe des Gedenksteines ans dem Grabe Beethovens. Als Dr. Felix Zimmer mann, der diese drei in ihrer Art so verschiedenen Reden mit bomnndernS- wericm Gestaltungsvermögen sprach, geendet hatte, lag lange die Wethe hoher Ergriffenheit über den andächtig Bersam. melren. Und tn diese Stimmung schlangen sich bedeutend auS den dunkelvollen BastcSttefen Fritz Friedrich» die ernst-n Melodien zweier Lieder Beethovens: „In g»«z»s «omh» orcue.-»" und „Wonne der Wehmut*. Und dann wurde Beethoven, zu dem man bisher als zu einem hoch Ucberragenden nur empor, iah. als großes Daseinöglttck in nn-serem kleinen Erdendasein geichaut: Karl S ö h l e, der Musikantendichtcr, laS seine No velle „Erotca". tn der ein Dorfschulmeister an dieser Sym- pstonie selber eine Sroica. Verzweiflung und schließlich«», Tri umph, erlebt. Die Dichtung und die ganz hingegebene, köst liche Vortragsart dcS Dichters wirkten selbst wie ein Stuck sieghaften Beethovenschen HumorS. Und dieser und die reiche, i!cic Welt seiner Empfindungen überhaupt klangen dann am Schluß allbezwtngcnd auf tn dem Streichquartett tn „O Moll, Opus 18. Nr. 4", das -ie Herren Mchlhose, Ecke. Roß- bcrg und Rafeld, wie vorher schon dte Variationen, mlt prachtvoller Htngabc und Einstimmung spielten. — Ein reicher Abend, für den reicher Beifall immer wieder dankte. K. Staatliche« Ktrpserftichkatlne««. Fm mittleren Oberlichts««,! sind ncuermorbcne Hanhzclchnungen, Holzschnitte und Steindrucke von Künstlern der ersten Hälfte de« >v. Jahrhundert», Insbesondere von Peter von Cornelius, Johann Dorner, Caspar David Fried- rich, Fullu» Hübner, Friedrich LooS. Friedrich und Heinrich Rein hold, Alfred Rcthel, Wilhelm Reuter, Juli»» Schnorr von Carol». leid, Adolph Lchroedter, Andrea» Seidel, Aloi» Seneselder. Karl Spltzwcg, Vduardvon Ltelnle und Philipp Belt auSgrstellt. ? Da» Staatlich« «»«ftaemerremns««« sCllaSstraße Sti bleibt wegen RenovierunqSarbelien ln der Zeit vom 28. März dl« S. April für den allgemeinen Besuch geschloffen. s- Sächsischer Snnftnerei« zu Dresden lBrühlsäre Tervaffet. B i S niii g. April g « s ch l o l s « n. Tt« om Id. März geschlagen« groh« CortntS-GedächtnlSauSltellung weift «in« V» Ivcherzahl von 8414 zahlenden Personen auf. Ti« Zahl der Be» clnSinIkgllcdcr und ihrer den Hausstand teilenden Familien angehörigen, die freien Eintritt in die Ausstellung halten, darf als mindestens ebenso hoch veranschlagt werden, so daß also eine Besuchorzahl von etiva 11000 Personen angcnoinnien werden kann. Ti« illustrierten Kataloge waren schon einige Tag« vor Aus- stellungSschluß vergriffen. 42 Zeichnungen und druckgraphischc Arbeiten wurden an Private und Sammlungen verkauft. Ter Kunstverein selbst erwarb zwei Zeichnungen, sechs Radierungen und Lithographien und ein Mappcnrvcrk. Ferner kaufte er di« gezeichnete Studie von Joseph (Vorarbeit für die Radierung „Joseph deutet dcm Pharao die Träume"! und schenkte sie dem Staatlichen Kupfcrstich- kabinelt z» Dresden. Leider ist cS bis znr Stunde nicht gelungen, ein Gemälde EorinthS zn verkaufen. z C«il-Rolbe>A«Sstellung. Heute Sonntag letzter Tag der Ausstellung der Gemälde in der L«nn<.strabe und der Aquarelle ln der Struvestraßc 0. Geöffnet von >0 bis 2 Uhr. Tie Ausstellung wird von der Neuen Kunst FideS als Ganzes nach Hamburg wciter- geleltct, wo sic in den Räumen der dortigen Städtischen Äunsthalle gezeigt wird. z Galerie Ernst Arnold. Dt« 4. SondcrauSstclluug Dresdner Künstler, Gemälde und Aquarelle von Robert K. K. Scholtz, wird am 1. Avril geschlagen. Ein illustrierter Katalog mit >8 Abbildungen und einem Borwort von Mar OSborn ist erschienen. Außerdem sind ausgestellt Gemälde von Thoma, Ubdc, Corinth, Trübner, Knehl, Lirberinann u. a.: Plastiken von Albiker, Boclckerling, Pilz, Kolbe, Fiorl. Die Ausstellung ist Sonntag von 11 b!S 1 Uhr geöffnet. -f Kunstausstellung Mar Slnz. In Vorbereitung: Sonder- auSstellnng von Wtlln Tleblcn, Conrad Pfau, Anna Gastelger; ferner Eiiizcliverke Dresdner Künstler. z Graphisches Kabinett Kühn, Dresden.Neustadt. T>« Sonder. anSstellung von Ruch Meier — Zeichnungen, Agnarcll«, Radierungen und Holzschnitte — schließt am <00. Marz. Geöffnet 0 bis 0 Uhr, Sonntags geschlossen. „e io?" — ein neues AarkosemMel. Die Chloroform»Narkose dnrch eine bebeutsame Erfindung überholt. — Der Darm als Ausgangspunkt der Narkose. In einer Sitzung der Berliner Medizinischen Gesellschaft hat soeben der Leiter bcö Birchvtv-KrankeilhanseS, Professor Ernst Unger, über eine hochbedcutsame Erfindung, durch die der medizinischen Wissenschaft sich neue ungeahnte Möglichkeiten erschließen, die ersten, für die Oeffentlichkcit bc- stimmten Mitteilungen gemacht. ES ist nach jahrelang be triebenen Versuchen gelungen, ein neues Narkose- mittel ailfzufiitden, das, im Gegensatz zn den bisher in Anwendung gewesenen Mitteln, nicht durch Einatmung, sondern durch» n m i t t e l b a r c Einführung in den Darm des Patienten zur Wirkung gelangt, ein« Be sonderheit, durch welche die gefährlichen und wenig äuge nehmen Begleiterscheinungen der herkömmlichen Chloroform- und Aethernarkose znr Unmöglichkeit gemacht werden. Außer Professor Unger berichteten in der Sitzung der Medizinischen Gesellschaft noch einige andere namhafte Berliner Chirurgen, die zusammen in etwa 500 Fällen das neue Narkosemittel „L 107" erprobt Ha-Len und ohne Ausnahme von der neuen Erfindung eine weitgehende, tm gegenwärtigen Augenblick in ihrer Bedeutung »och nicht voll abzuschätzcnde Befruchtung der medizinische» Praxis erwarten. 107" wird als Flüssigkeit in den Darm etngeführt. Nach Sekunden bereits ist der Patient bewußtlos: das Serum — es ist eine Brom - Alkoholverbindung — geht durch die Wände des Darmes in die Blutbahn über, und der Kranke hat, während die Narkose von ihm Besitz ergreift, die Emp findung, als handle es sich um einen ihn befallenden nor malen Schlaf. Die bei Anwendung von Chloroform und Aethcr durch Uebcrwerfcn der Narkosemaske bisher tn den weitaus meisten Fällen an den Patienten festzustellen ge wesenen, psychologisch erklärbaren nervösen Erregungs zustände fehlen bet Betäubung dnrch „I- 107" völlig. Der Kranke, durch keinerlei Einwirkung von außen her gcängstigt, crivartet in Ruhe die Narkose wie einen gewöhnlichen Schlaf. Er bleibt weiter auch verschont von physisch-organi sch e n S ch ä d c n , wie sic bei Chloroform-Narkose nicht selten Vorkommen: insbesondere sind Lungen-, Herz- und Nervcn- rcizungen bei Anwendung von „L 107" bisher nicht zu kon statieren gewesen, und dieser Umstand gibt jetzt dem Arzt die Möglichkeit, auch an Lungen- und H c r z I c I d c n d c n, welche in ernsten Fällen wegen der mit Chloroform-Narkose verbundenen Gefahren nicht betäubt werden durften, bei völliger Narkose selbst schwere Operationen vorzunchine n. Mehrmals sind bereits an Patienten, die an Lungcnentzttiidung darnlcdergelegcn haben, trotz dieser Erkrankungen, notwendig gewesene Narkose - Operationen ohne irgendwelche Gefährdung durchgeführt worben. In etwa zehn Fällen ist „I? 107" sogar auch 70- VIS 80jährigen Patienten cingegcben worden, ohne daß eine Schädigung der durch Alter geschwächten Organismen einge treten ist, — so gefahrlos erweist sich dieses neu erfundene Narkoscmittel. Nur in sehr wenigen Ausnahmefällen sind auch nachteilige Begleiterscheinungen der „L-107"-Narkose be obachtet worden; diese sind, obwohl sie, verglichen mit den positiven Eigenschaften des Mittels, keine wesentliche Bedeu tung haben, zurzeit noch Gegenstand einer wissenschaftlichen Nachprüfung, nach deren Beendigung „I! l07" der allgemeinen ärztlichen Praxis zugänglich gemacht werden soll.
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