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Dresdner Nachrichten : 27.03.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192703270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270327
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-03
- Tag 1927-03-27
-
Monat
1927-03
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.03.1927
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rastlosen, immer von neuem begonnenen Aufwühlung einer dunklen Vergangenheit Schluß gemacht werden möge. Di« Tatsache, daß ln lener verhängnisvollen Zeit, in der di« Vorgänge sich ereigneten, in den Kreisen der sogenannten Schwarzen Reichswehr die gesetzlichen Begriffe von Recht und Unrecht bedenklich gelockert waren, ist nicht zu bestreiten. LS ist aber ein Widersinn, wenn man bei der Venrtetlnng der aus solchem Boden entsprossenen Verbrechen das »mdilsterte Milieu der damaligen Verhältnisse ganz anher Betracht labt. Jeden Augenblick drohten polnische Einfälle, die Ostgrcnz« war in höchster Gefahr, und da wurden eben die militärischen Sondersormattvnen dringend gebraucht zum Schutze deS schwer bedrohten Landes. Reichsregierung, preußische Regierung und Heeresleitung waren froh, daß sie überhaupt diesen Grenzschutz zur Verfügung hatten. Wie kann angesichts einer solchen Lage, die tagtäglich aus des Messers Schneide stand, irgendein Btliigdenkender den verantwortliche» Stellen zu- nniten, sie hätten leden einzelnen Mann und Offizier der Schwarzen Reichswehr sorgfältig auf Herz und Ricre» unter, suchen sollen, ob er sich auch mit seiner kulturelle» und recht, lichen Auffassung hübsch im normalen Friedensstande be fände? Daß rohe, entwurzelte, auch verbrecherische Elemente dabet mtt unterliesen. mußte eben als unvermeidliches Nebel mit i» den Kauf genommen werden. ES ist auch bet so zu» saiiimeiigewürselten Scharen, die fest überzeugt waren, noch Soldaten im Kriegszustände zu sein, ganz begreiflich, daß sie Verrat als das schwerste aller Verbrechet' betrachteten und daß sic gegen Verräter nach KricgSrecht verfahren zu müssen glaubten. Dieser psuchologische Zustand hat sich bei allen An. geklagten als tvpisch erwiesen. Dabei darf gcrcchterwcise nicht verkannt werden, daß die Leute trotz aber Neigung zu Ge- wall und Grausamkeit — die fürchterlichen polnischen Ver brechen mußte» unvermeidlich Sie wildesten Nacheinstinkte auspettschen! — im Grunde von der höheren Idee beherrscht waren, ihrem Vaterlande zu dienen. Man sehe sich z. B. einen Mann, wie den in der Linkspresse vielgeschmäktcn Ober- leutnant Schulz an! Er ist im Kriege wegen Tapferkeit vor dem Feinde vom Unteroffizier zum Leutnant befördert wor- den und trägt das Eiserne Kreuz Erster Klasse. Und viele andere aus den Reihen der Schwarzen Reichswehr können sich ihm gewiß zur Seite stellen. Alle Angeklagten standen im Banne der Auffassung, daß der militärische Befehl genau wie im Kriege ihre höchste Richtschnur sei. und eS erscheint daher gewiß gerechtfertigt, wen» die Verteidigung für ihre Klienten ohne Ausnahme in Anspruch nimmt, daß sie als UeberzeugungSverbrecher im weitesten Wortsinne zu werten seien. , Gewiß kekn« Beschönigung begangener Verbrechens Das sei ferne. Wa» aber verlangt werden muß, ist die Berück sichtigung der besonderen Umstände, unter denen die Straf- taten ausgeführt worden find. Von diesem Standpunkte aus, den Gerechtigkeit und Billigkeit Helschen, erscheint eS nicht nur erstaunlich, sondern geradezu befremdlich und unbegrels. ltch. daß das Verhalten der Anklagebehörd«. die doch kraft Gesetzes auch di« entlastenden Momente sorgfältig »u prüfen hat, von einer eingehenden Würdigung des Milieu-, unter dessen Einwirkung die Angeklagte» gestanden haben, so gut wie gar nichts erkennen läßt: sonst hätte der Antrag der Staatsanwaltschaft unmöglich gegen vier der Angeklagten aus Todesstrafe laute» können. DaS Gericht hätte diesen Kehler da. durch korrigieren könne», daß es überhaupt kein Todesurteil fällte. Soweit Todesurteile in Femcprvzesse» bisher vvrgekvm- me» sind. Ist in allen Fälle» aus dem Gnadenwege Umwandlung in Freiheitsstrafe erfolgt. Darin liegt ei» deutliches Ein. geständnis der verantwortliche» Stellen, daß sie der Meinung find, an die besondere» Straftaten, die sich in der Welt der sogenannten Feme abgespielt haben, dürfe nicht der strenge RechtSmaßstab geordneter Zustände gelegt werden. ES wird also auch in diesem Falle wohl sicherlich nicht zur Vollstreckung der Todesstrafen kommen. Trvtzdem bleibt eS bedauerlich, daß das Svndergertcht sich den Antrag der Staatsanwalt schaft in seinem Urteil ganz zu eigen gemacht hat. Wenn die Dinge weiter den von der Staatsanwaltschaft in Aussicht gestellten Verlauf nehmen, wird vorläufig noch kein Ende der Feineprozesse abzusehcn sein. Der Staats, auwalt sprach von noch anderen zu erwartende» Anklagen und davon, daß eine breitere Basis für das Verfahren ge- fnnden werden solle. Dagegen muß im Namen der StaatS- raison entschieden Verwahrung eingelegt werden. ES bandelt sich um die Alternative, ob die StaatSraison siegen oder be wußt zerfleischt und zerstückelt werden soll, damit gewisse intransigente LinkSkreisc die Genugtuung erhalten, daß ver einzelte dunkle Taten, die in den Finsternissen einer vom Krtcgsleben in ihren NechtSbcgriffcn schwer erschütterten Zeit in dem eng begrenzten Kreise eines modernen Lands. knechttumS begangen wurden, bis auf den letzten Nest vor de» weltlichen Richter gebracht werden. Die staatöbeiahende Oefsentlichkeit ist nicht im Zweifel, nach welcher Richtung sie sich zu entscheiden hat. Sie will nach den Erfahrungen deö Falles Willms Schluß gemacht wisse» mit diesen Prozessen, die letzten Endes den radikalen NeichSwehrseinden nur eine willkommene Handhabe bieten, um ihrem Ziele der Unter. Höhlung unserer Wehrmacht näherzukommeir. Wir müssen heraus aus den Sümpfen der Femeprozesse! bin Untersuchungs-Borschlag an Belgrad. Gegensätzliche Auffassung in Paris und London. Paris, 26. März. Wie .Matin" berichtet, wird der jugoslawischen Regierung folgender Vorschlag unterbreitet werden: Zur Prüfung der angeblichen jugoslawischen Rüstungen wird ein Untersuchungsausschuß ent sandt, der Feststellungen aus beiden Seiten der jugoslawisch- albanischen Grenze zu machen ermächtigt »nd av« dontkchen, cnfllischen und französischen Vertreter«, sowie italienischen und südslawischen Beobachter« zusammengesetzt sein soll. Im übrigen erwartet „Matin", daß die italienische Regie rung gegen die vorgesehene Art der Regelung keinen Wider spruch erheben werde. Dasselbe behauptet „Petit Journal" auch von der jugoslawischen Negierung. Nach dem „Pellt Partslen" soll jede Nation zwei Vertreter in dem vorgesehenen Unterausschuß haben, nach dem „Petit Journal" sogar deren drei. Die Morgenpresse veröffentlicht ferner eine römische Depesche der Transalpinen Nachrichtenagentur, die besagt: Für Italien bestehen keine Gründe. >"ch >em vo""^'^a-'n?n Verfahren zu widersetzen, obwohl es offenbar ist, daß eine internationale Enauete ein ziemlich ""»troll, mittel bildet, und in der Zwischenzeit die beanstandeten mili tärischen Maßnahmen beseitigt oder unterbrochen werden können. Ans alle Fälle wird Italien in l-malsier Weise an der Untersuchung teilnehmen und zufrieden sein, daß es durch fein Vorgehen Albanien »um mindesten vorübergehend vor einem Handstreich von anßen her bewahrt hat. iWTB.i * London, 26. März. „Time?" berichtet: Es scheint, daß die Durchführung der Untersuchung der Lage an der jngo- slawisch-albanischcn Grenze weniger sicher ist. als bisher angenommen wurde. Dieser Wandel kann teilweise der an geblichen Weigerung Italiens, an einer Untersuchung teilzunehmen, zngeschrieben werden, und teilweise der M i ß- billigung, der der Enquetevorschlag nicht nur bet der gesamten Opposition in Jugoslawien, sondern auch in sehr einflußreichen Kreisen Belgrads begegnet. Ander seits sind die Jugoslawen, nachdem sie spontan die Einladung zu einer Untersuchung ergeben ließen, setzt nicht in der Lage, eine solche in irgendeiner Art zu verhindern oder nach anderen Mitteln zu suchen, um ihre Unschuld zu beweisen. Mussolini biMqt die Bildung der Kommission London, 26. März. Der diplomatische Berichterstatter deS „Dativ Telegraph" will erfahren haben, daß Mussolini endgültig seine Zustimmung zur Ernennung einer Inter nationalen Kommission von Sachverständigen zwecks Unter suchung der italienischen Behauptungen über militärische Vor- bereitnnge« in Jugoslawien und Unterstützung der albanischen Revolutionäre erteilt habe, doch sel noch keine ins einzelne gehende Uebercinluiist über die Zusammensetzung und die genaue» Funktionen der Kommission erzielt worden. Noch keine Klärung -es Dalkan-Konflikls. iTrahini-Iduna unterer Berliner Ecbeiltlettung.i Berlin. 26. März. Zu dem italicntsch-iugoslawischen Kon flikt ivirü beute an Berliner amtlicher Stelle erklärt, daß zu nächst der Gedankenaustausch zwischen den Groß, machten fortgesetzt werde. Ein bestimmter Borschlag zur wirklichen endgültigen Beilegung deS ganzen Konfektes stehe zurzeit nicht im Vordergründe. Der Vorschlag aus Einsetzung einer militärisckwn Sachverständigenkommission scheine setzt wenig Aussicht zu haben, realisiert zu werden. Im übrigen halte sich Deutschland nach wie vor zurück. Zu der von einer ausländischen Nachrichtenagentur ver» breiteten Meldung, daß der Sekretär der deutschen Gesandt, schuft in Belgrad, Anderson in Monastier eiiigctroffcn sei. wird festgestellt. daß Herr Anderson nicht Sekretär der deut schen Gesandtschaft in Belgrad ist. sondern daß er sich lediglich als Beauftragter der deutschen Krleasgräberfitrsorgc im ehe maligen serbischen KrtegSgebiet aushält, um dafür zu sorgen daß der Zustand der schon gänzlich verfallenen deutschen Kriegergräber wieder gebessert werde. In irgendeiner Be ziehung zu dem gegenwärtigen Konflikt siche Herr Anderson nicht. Am allerwenigsten sei er als Beauftragter der Retchs- rcgieruna anznsehen. MiMärische Vorbereitungen in Albanien? London, 26. März. Der Korrespondent der „TimeS" meldet aus Tirana, daß dort in alle Einzelheiten gehende Berichte über militärische Vorbereitungen jenseits der Grenze im Umlauf seien. U. a. verlante, daß in vielen Gegenden alle waffenfähigen Männer eingestellt werden sollen nnd daß die Instandsetzung der Landstraßen in fieber hafter Haft in Angriff genommen worden sei. Der frühere albanische Minister Mejew Skala soll mit Hilfe von kürzlich pensionierten Offizieren die Aufstellung von neuen Truppenformationen vorbcreitcn. Ferner soll ln Montenegro eine Truppcnabteilnng von 1560 Mann ausgestellt werden. Es heißt, daß die Montenegriner mit einem Angebot der Rückkehr des Prinzen Danilo bestochen worden seien. — lieber den AuSbruch einer Revolution in Albanien liegt vor erst keine Bestätigung vor. iT. U.s Belgrad, 26. März. Die aus dem Ausland ein- getrosfcnen Nachrichten über eine angeblich in Albanien anS- gcbrochene Revolution finden hier keinen Glauben. Weder in amtlichen noch in nichtamtliche» Kreisen sind derartige Nach richten etngetroffen. Deulsch-sranzösische Sanüelskrise. Widerstand gegen deulfche Chemikalien. Berlin. 26. März. Die deutsch-französischen HandelSver. tragSverhandlnngen sind wieder einmal ans einem kritischen Punkt angclangt. Deutschland hat sich bekanntlich bereit er klärt, Frankreich die Einfuhr von Weinen in gleichem Maße zuzugestehen, wie dies Spanten und Italien gegenüber getan wurde. Das bedeutet ein sehr weites Ent gegenkommen Deutschlands, denn dadurch wird der Kon kurrenzkampf mit dem ausländischen Wein so stark, daß zahl reiche Existenzen, die der deutsche Weinbau ernährt, schwersten Schaden erleiden. Das bedeutet für das Reich wiederum neue finanzielle Lasten, da cs sich der Geschädigten wenigstens während einer gewissen Uebergangszcit annchmen muß. Für dieses sehr große Entgegenkommen hatte nun Deutschland gefordert, daß die Erzeugnisse seiner chemischen Industrie auf de» französischen Markt gebracht werden können. Bisher wnrdcn Ehcmikalicn nur aus Reparationskonto geliefert, die französische Negierung bestimmte also, was au chemischen Produkte» nach Frankreich hcreinburste. Der Bedarf des französischen Marktes insbesondere an deutschen Chemi- kalien ist aber weit größer, und die deiitsche Industrie könnte einen vorteilhaften Export chemischer Erzeugnisse nach Frankreich vornehmen, wenn die bestehende Einfuhrsperre fiele. Dagegen sträubt sich aber Frankreich, und zwar ans Gründen, die noch nicht recht durchsichtig sind. Deutlicher erkennen läßt sich aber, daß die Landesverteidigung, die jetzt eine übergroße Rolle in Frankreich spielt, auch hier tnitwirkt. Frankreich will ans Dentschlanb «nr die Chemikalien beziehen, die zur M « u i t i o n s he r st ei l u n g Ver wendung finden kvunen, und da ist bee Weg über das Reparationskonto für Frankreich vorteilhafter. Solche Chemikalien können, da sie -n den niedrigsten Zollsätzen ansgeführt werden müßten, auf diese Welse billiger bezogen werden, als durch den freien Handelsverkehr. Im übrigen ist Frankreich auch bestrebt, seine eigene chemische Industrie so wett zu fördern, daß sie alles, was zur Muni- tionöherstellung gebraucht wird, selbst erzeugt und das fran zösische Geld lm eigenen Lande bleibt. Deutschland muß aber, wenn eS ein so weitgehendes Ent gegenkommen zeigt, wie in der Wcinsrage, fordern, daß ihm eine entsprechende Gegenleistung geboten wird. Gerade sür seine besonders stark entwickelte chemische Industrie braucht Deutschland Absatzmärkte. Die Dinge haben sich in Paris ziem- lich stark zugespitzt. Man rechnet damit, baß Frankreich das am »1. Mär, ablauscnde HandclSprovisorium mit Dentfchland kündigt, so daß dann ein vertrag-loser Zustand zwischen beiden Ländern bestände. Es ist nun natürlich durchaus nicht er- wünscht, daß Deutschland, nachdem schon mit Polen die bc- kannten Schwierigkeiten bestehen, es auch noch in solch« mit Frankreich verwickelt wird. Ob aber die deutschen Vertreter in Pari» einen negativen AuSgang der bi» jetzt geführten Ver- Handlungen bet der notwendigen Ausrechterbaltung des deut- schen Standpunktes vermeiden können, wird die nächste Zu kunft zeigen müssen. «in unverbindlicher Abschiutz erreich!. lNach Schlich der Redaktion eingetrofsen.s Paris, r«. März. Die dentsch-franzbsischen Wirtschaft-, Verhandlungen sind zu einem vorläufigen ««verbind lichen Abschluß gelangt. Weder die dentsche noch die sran- .Sstschc Regierung haben hierüber eine Sntfchcidnng getroffen, lim eine Entscheidung herbeiznfsihrcn, reist heute Mtnisterial, dircktor Dr. Posse nach Berlin. sW. T. B.) Annahme des Finanzausgleichs i« Ausschutz. Protest Preußen« gegen die südbentfche» vierfteneranteUe. Berlin, SLMärz. Im S te u er a usschuß de» Reich», tags gab heut« in der »wellen Lesung des Finanzausgleich» der preußische Mtnifterlaldtrekto, Dr. Nvtis «tn« Erklärung gegen dl« Erhöhung der süddeutschen Vterfteueranteile ab, ln der er ». a. hervorhob, daß angesichts der sehr vlel erheb, licheren und auch berechtigtere» Forderungen, dt« Preußen an das Reich hat, insbesondere der Entschädigungen für das durch de» FrtedenSvertrag verlorene Staatsgut von mehr als drei Milliarden Mark, eine berarllge eiufeittge Verwendung ver. sügbarer RcichSmtttel den stärksten Bedenken begegne« müsse. Wenn überhaupt Retchöintttel für derartige Zwecke ver. fügbar seien, sv könne nnr eine gleichmäßige Berwendnng tn Betracht kommen, und es dürfe dabei nicht vergessen werden, daß von jeder Mark, die das Reich auSgtbt, «0 Pfennig in Preußen auszubriuge» seien. Aus der einen Seit« tollten die Relchssiiianzcn um rund vierzig Millionen Mark für erhöhte Bierstenerabsindungcn an Bauern. Baden und Württemberg belastet werden, aus der anderen Seile aber die nur ein- maligen Ausgaben zur kulturelle» und wirtschaftliche» Förde rung der Grenzgebiete de» Ostens, Nordens und Süden» ge» türzt und im ganzen nur aus 28 Millionen Mark bemessen werden. Eine derartige ungleichmäßige Brrücksichtignng »«r einzelnen Neichstcile muß zn völlig unerträgliche« Verhält nissen in Deutschland führen, zumal im Vergleich zu der frei gebige« Bemessung der erhöhten Bicrsteuerabfindnngc» anch der Weste» und du» gefamte besetzt« Gebiet ftiefmüttertich de- handcli werde«. Auf Anfrage des Abg. Dr. Fischer, ob die Regierung ans der Garantie von 2,6 Milliarden bestehen wolle, erwiderte Staatsfckretär Dr. Pvpttz: Die Retchsregteruog schätzt die Höhe des Einganges an Einkommen, und Körper, schaftssteuer so ein, daß dadurch die Garantie von 3,8 Mil- llarden gedeckt wird. Immerhin muß damit gerechnet wer den, daß der Betrag nicht voll aufkommt. — Der preußisch« Ministerialdirlgeut Hog wandte sich gegen die beabsichtigt« Verschärfung des Zwanges zur Senkung der Nealsteuer«. Die preußische Negierung könne trotz ihres festen Willen» zur Senkung nicht dafür cinstehcn, daß jede einzelne Ge. incinde die Senkung durchführt. — Abg. Nolte (Wirtsch. Vgg.j beantragte, die Gemeindcgetränkefteuer wieder ,u streichen, sie eventuell nur bis 81. Mär» 1020 erheben zu lassen, und nur, wenn gleichzeitig die Realsteuern gesenkt werden. — Abg. Seiuath lD. Vp.s begründete einen neuen Antrag der Regierungsparteien, die an Stelle der Sollvor- schrtft zur Senkung der Rcalsteucrn eine Pflicht der Ge meinden zur Senkung statuiert. — Dr. Hertz iSoz.) be antragte, daß der Zwang zur Senkung der Realsteuern für solche Gemetnden nicht gelten solle, dt« die Rcalsteucrn zur Deckung ihres Defizits brauchen. Staatssekretär Popitz: Soweit bet den Gemetnden dal HauShaltjahr 1S26 mit Fehlbeträgen abschließt, dürste sich da» aus der ErwcrbSlosenfürsorgc erklären. Für IM werden ihnen diese Lasten a b g e n o m m e n. Da die Ge meinden gleichzeitig erhöhte Einnahmen aus der Ein kommen« und Körpcrschastssteuer erhalten, sind sie sehr wohl in der Lage, die Realsteuern, soweit sie überspannt sind, zu senken und dennoch ihre sozialen und kulturellen Ausgabe» zu erfüllen. DaS AiuanzauSgleichSgesetz wurde im «P gemeinen nach de» Beschlüssen der erste« Lesung an genommen. Aenderungen brachten nur die heute neu etngebrachtcn Anträge der Regierungsparteien und bt« Annahme de» sozialdemokratischen Antrages, der die Länder nur dann anwctst, die Notlage von Gemeinden besonders zu berücksichtigen, wenn dies auf knlturclle und soziale Ausgaben zurtickznfübren ist. SS blieb bei der Gemeiudebierftener nud bei der Erhöhung der Bierstcuerüberweisuugc« sür die fild« deutschen Länder. Der Ausschuß behandelte dann noch ble Anträge zur Slm kommen-, Zucker- und Vermögenssteuer, die aber schließlich zurückgestcllt wurden. Der sächsische Minifterfaldirektvr »»» Sichart erklärte, durch die Verpflichtung zur Realsteuer, scnkung sprenge der Ausschuß die Einigkeit, die bisher zwischen ihm und den Ländern bestanden habe. Die Länder wollten alles tun, um den Wünschen des «uS- schnsseS entgegenzukommen, wei sie sie für berechtigt hielten. Die ZwangSbcsttmmungen aber lasten die Frage de» Art. ll der Neichsverfassung auftauchcn. Das Reich habe danach näm lich nur die Grundsatzgesehgebung hinsichtlich der Zu- lässigkcit und der SrhebungSart der Landesabgabe». Ferne« werde im Grunde genommen durch den fetzigen Vorschlag der Anteil der Einkommensteuer der Länder auf 7V bis 71 Prozent statt 78 Prozent ermäßigt. Nach den letzten Schätzungen ent fallen nämlich auf Länder und Gemeinden 3888 Mlllionetz Einkommen- und Körperschaftssteueranteile, sowie Umsatz- stcnerantetlc. Alle», was über 3188 Millionen hinanSgeht, soll aber nur zur Ncalstcuersenknng verwendet werden. Den Län dern «nd Gemeinden kämen also 128 Millionen weniger in gute, als ihnen znstche. Die Neuregelung -er Invalidenversicherung. Berlin, 26. März. Im ReichStagSauSschuß für sozial politische Angelegenheiten wurde heute unter Ablehnung aller wcttergchcnbcn Anträge der Linksparteien ein Initiativ« gcsetzentwurf der Regierungsparteien über Leistungen »nd Beiträge der Invalidenversicherung angenommen, der am 1. Juli d. I. tn Kraft treten soll und folgende neu« Lohnklassen tn Beiträgen vorsieht: Klasse I bis zu 6 Mk. Wochenlohn 86 Pf. Beitrag: Klasse II von mehr als 6 bis 13 Mk. Wochenlohn 66 Ps.! Klasse III von mehr als 12 bis 18 Mk. Wochenlohn 66 Ps.s Klasse IV von mehr als 18 bis 24 Mk. Wochenloh» 126 Pf.! Klasse V von mehr als 24 bis 80 Mk. Wochenlohn 180 Pf.: Klasse VI von mehr als 80 bis 36 Mk. Wochenlohn 181 Pst K laste VII von mehr als 86 Mk. Wochenl. 200 Pf. Beitrag. Die Besprechung der übrigen Bestimmungen de» Am träges der Regierungsparteien wurde vertagt. Slapellauf -es Kreuzers „Königsberg". Wilhelmshaven. 26. März. Heute vormittag wurde au' der hiesigen Nelchswerst der Kleine Kreuzer „Königsberg vom Stapel gelasten. Schon ln den Morgenstunden botell Stadt und Werft ein lebhafte» Btkb. Ueberall grüßten Fahnen und Wimpel. Zahlreiche Ehrengäste waren au» dem ganzen Reiche herbeigeströmt. um dem feierlichen Akt betzuwvhnen. NuS der großen Liste der Gäste seien erwähnt: Vertreter deS Reiche» und der Länder, der Staatssekretär der Reichskanzlei Dr. Pünder. Staatssekretär Gntbrob. der Oberpräsident von Oldenburg v. Finkh, Oberpräslbent Siehr. Königsberg. Mit- gtcder deS RetchSrateS, des preußischen und bayrischen Staats, rateö, Abgeordnete des Reichstages. Vertreter -er Militär-»n- Zivilbebörden, der Städte, vieler Körperschaften »nd Ver ein«. Auch die Marineleitung und das Kommando der Marinestatton, das Flottcnkommando nnd -as Marinearsenal Kiel, waren durch Abordnungen vertreten. Pfarrer Naumann Met, ovcch vv'rlltix im älleinclepot kiillkl-kliiMllV lo Vr«»ck«v,4nnen»<r.14. Lomepr LI IÄ v»> Pk»vv«v n«««,»»»» - »netz c-72 8- ten. ILO adNilduneein erd.'i» 1«d«c der »ein« Ali-»»», emx-nicin, von d-c kl-m» M e», tzveu» v»eg M IN arati» und 6-nI-n ruzrund« po-tkinte xencint. 4
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