Volltext Seite (XML)
71. Jahrgang. Ai 14» Sonntag, 27. MSrz 1»27 Gegründet 18S« «ka-kmIchrOi «achrtchta» »r«»«. Fernlprecher-Sammetnummer> 2» 241 Nur sür NachtaelprSch«; 20 011 XM^o. 8cttoxoi^oc IEXk 0Ne>ki>N8 firm» gsgr. 1838. Schrtstletlung und HauptgesthSsteslell»: wertenNrah» SS,42 Lruck u. Verlag von llleplch » «etchark« in Dr»d«« Postlcheck-Konla 10SS Dre,»e» Dezugsgebühr w«!»..«? » < »n »n 2ug«llung frei ylnroieiann^oiko Di» Anzeigen werden nach «oldmark derechnet; di« «tnspalitg, so mm Kreil» geil» 30 Pia^ 71>ark. ^ Poftdezugaprei» lilr Monal Miirz 3 Mark odn» 4tttALIgLllPkbl>L. Familienanzeigen und Slellengesuch« odn» Rabali 10 Psg„ aukerdald 2V PIg., di« SO mm drei!« PoftzusteUungegeblldr Einzaln»»»»» l» Psennig. s auherdald 200 Pig. Ogeriengedukr >0 PIg. Auswiiriige Auftrag« gegen Dorausdezaklung. Nachdruck nur mii deuiitcher Vuellenangad« ,.Dresdn»r Nachr.-» zuiiiffig. Unverlangle SchrifMücke werden nichi auldewakri ivr auawiiri» 33 Neklamezeil« ISO III- !-io1e> Vellevus t^IsOkmIllsg-l'ss rriit Xon::sr1. k^littsg- unct /Xtrsuct-Taksi Im Tsri-nsssn-SssI sii ctsr ^ibs. Ssksnnt» vornstims Tsksirnusist. kS»«»KI« ad konßsrsnulmmvr. ^s6sn IVIittwoe^ /^bsn6 Mer Todesurteile im Willms - Prozeß. Französische Unnachgiebigkeil in -en Kan-elsverkragsverhan-lvngen in Paris. Ausplünderung von Amerikanern in Nanking. — Ein englisch-franzosischer Vorschlag in Belgrad. — Bundestag -es Deutschen Oslbundes. Ein überraschendes Urkeil. Gnadengesuch deS Gerichts für die Verurteilte«. Berlin. 26. März. Im Willms-Prozeß wurden die Angeklagten Fuhrmann, klapprolh und Umhoser wegen gemeinschaftlichen Mordes, der An geklagte Oberleutnant Schulz wegen Anstiftung zum Mord« zum Tode verurteilt. Die Angeklagten v. Poser. Stantien und Vudzinsky wurden freigesprochen. (WTB.) In -er Begründung -es Urteils schilderte der Vorsitzende zunächst den Aufbau -er ArbeitS» kommandoS durch Major von Buchrucker. Sein ausfiihrendeS Organ war der Angeklagte Schulz. Zweck und Art der Ar. beitskommandoS bedingten die Geheimhaltung. Die Geheim haltung wurde erzwungen «nd sollte erzwnngen werde« dnrch Terror in der schärfsten Form, der auch nicht znrückschrccktc »or der Tötung der Verräter oder der als Verräter in Ver dacht Kommenden. Der Vorsitzende schilderte dann die Ermor dung des Willms. Er hatte sich verdächtig gemacht. Fuhr mann, Klapproth und Umhöfer bestretten, an der Tat teilge nommen zu haben. Sie seien aber völlig überführt. Rechtlich beurteilt seien alle drei Mittäter, denn alle waren von der Tötungsabsicht beseelt. Dabei komme eS gar nicht daraus an. welche einzelne Tätigkeit jeder von ihnen entfaltet habe. WaS den Angeklag te» Schulz betrifst. so sei es klar, daß er der Wille gewesen lei. der die Tötung deS Willms wollte. Wer könne das auch anders sein, als derselbe Mann, der den Stantien hinschicktc, um die Untersuchung zu beginnen, die sich nun folgerichtig entwickelt hat zu dem, was nachher kam. Eine so folgen schwere Entscheidung konnte kein anderer treffen, alö der Mann, aus dem die ganze Verantwortung für die ArbeitS- kommandoS lastete: Oberleutnant Schulz. Er habe ia auch v. Poser den Befehl gegeben, Willms der Kommission auSzu- händigen. Die Entscheidung sei von der Zentralstelle, von Schulz, ausgegangen. Er habe die Ermordung de» WlllmS veranlaßt. Er sei als Anstifter zu betrachten. Bet den übrigen Angeklagten waren die letzten Zweifel nicht beseitigt, deshalb erfolgte Freispruch. Die Strafen stehen nach dem Gesetz fest: die Todesstrafe. Es gibt kein anderes Strafmaß. Die bürgerlichen Ehrenrechte haben wir den Angeklagten nicht aberkannt, und zwar aus folgenden Gründen: Die Angeklagten haben die Taten begangen, scheußliche Taten, verwerfliche Taten, aber sie haben sie nicht getan aus Eigennutz, aus eigen- süchtigen Gründen, sondern um ihrer Meinung nach ihre gute Sache auszuführen. Sie haben in gutem Glauben ge handelt. Wetter haben die Angeklagten anch eine Entschuldigung, di« eine gewisse Erklärung für ihre Taten gibt: Die Reichs wehr, die damals die A. Kö. sArbeitskommandoSj einrichtet«, war sich bewußt und mußte sich bewußt sei«, daß fie damit eine Formation schaffe, die geheim zu halten ist. Und wenn sie nun nichts weiter tat, als die Lösung dieses schwtertgen Pro blems. den A. Ks. selbst zu überlassen, bann hat sie damit eine grobe Verantwortung aus sich geladen, denn sie mußte sich doch sagen, daß daS eine sehr schwierige Sache für die Arbeitskommandvs war. Es war nicht ausgeschlossen, daß solche Taten dadurch gezeitigt wurden. Es hätte eine schärfere Kontrolle, eine Aussicht geschaffen werden müssen, die solche Taten letzten Endes unmöglich gemacht hätte. DaS ist nicht geschehen. Darin mag eine gewisse Erklärung und auch eine gewisse Entschuldigung für die Angeklagten liegen» aber voll verantwortlich bleiben sie doch für ihre scheußliche, nicht zu entschuldigende Tat. Am Schluß seiner Urteilsbegründung teilte der Bor- sitzende mit, daß das Gericht beschlossen habe, ei» Gnadengesuch für die Verurteilten cinzureichen. Verurleilung franzöfifcher Besatzungsfoldake«. Mainz, 26. März. Gestern wurden vom französischen Kriegsgericht die beiden Soldaten, die am 8. Januar deutsche Zivilisten, darunter zwei Frauen, durch Faustschläge auf den Kopf schwer mißhandelt hatten, zu je drei Monaten Ge fängnis mit bzw. ohne Strafaufschub verurteilt. Heraus aus den Siim-sen -er Femeprozesse! Im WillmS-Prozeß hat das Gericht gesprochen. Man muß sagen, daß das Urteil allgemeine Ueberraschung hervor, ruft» da dte Erwartung dahin ging, daß der Gerichtshof dem gegen vier Angeklagte aus Todesstrafe lautenden Anträge der Staatsanwaltschaft nicht entsprechen werde. Um so mehr gibt der Prozeß Anlaß zu sehr ernsten Betrach tungen darüber, ob auf dem hier beschrittenen Wege noch weiter fortgefahren werden kann, ohne daß die Interessen der staatlichen Autorität und unserer Außenpolitik in kaum wieder gutzumachender Weise geschädigt werden. Diese Frage muß gestellt werben angesichts des gänzlich veränderten Gesamt- bilbes, den das jetzt abgeschlossene Verfahren im Vergleich mit früheren Prozessen ähnlicher Art aufwetst. Bis jetzt war eS das gemeinsame Bestreben des Gerichts und der Verleibt- gung, dte Verhandlungen so zu führen, daß dabei die Ent- hüllung von Dtngen, die dem staatlichen Interesse abträglich waren, vor der breiten Oeffentlichkeit vermieden wurde. So war es auch noch tm Landsberger Prozeß. Dieses korrekte und vom nationalen Standpunkte aus äußerst dankenswerte Verhalten erregte aber den Zorn der radikalen Linken, unter deren Druck bas jetzige Verfahren einem Sonberschwurgericht zugewtesen wurde. Sonst ist der Radikalismus immer der erste, der sich auf die zum Schuhe der Rechtssicherheit dienende Berfaffungsbesttmmung beruft, baß niemand seinem ordent- lichen Richter entzogen werden darf. Sobald aber eine andere Methode der Linken besser tn den jeweiligen parteipolitischen Streifen patzt, ist ihr die Heiligkeit der Rechtsgarantie« Hekuba, und sie setzt alle Hebel tn Bewegung, um ein Sonder, gericht tn Aktion treten zu lassen. Diese Erscheinung wieder holt sich mit solcher Hartnäckigkeit, baß die öffentliche Meinung leider schon ziemlich abgestumpft dagegen geworden ist. Tschangkaischek beruhigt in Nanking. Bemühungen zur Beilegung -es Konflikts. (Durch Funkspruch.) Londo«, 26. März. „Daily News" meldet aus Schanghai: Die widerspruchsvollen drahtlosen Meldungen auS Nän- ktng geben kein vollständiges Bild von der Lage. Sie lassen nicht erkennen, wieviel Ausländer zu Schaden gekommen ino, und ob die Feindseligkeiten aufgehört haben. Es solle« ich immer noch viele Ausländer im Herzen der Stadt be» Inden, abgeschnitten von jeder Hilfe, inmitten einer fana tischen Menge von Zivilisten «nd undisziplinierte« Soldaten. Auch die Atmosphäre tn Schanghai wird immer ge spannter. Dort sind Kantonsoldaten, die Zivilkleider über ihrer Uniform trugen, tn dte französische Konzession ein- gedrungen und haben von da dte Barrikaden der internatio- nalen Niederlassung zu passieren versucht. Eine Anzahl von ihnen wurde verhaftet. — „Daily Telegraph" berichtet auS Schanghai: Dte Lage gleicht der Stille vor dem Sturm. Die Ereignisse tn Nanking haben eine gewisse Unruhe auSgelöst. Es sc! doch zweifellos, baß sich die Engländer „inmitten von Todfeinden, die nur auf ihre Vernichtung ans sind", befinden. Reuter berichtet aus Schanghai: Tschangkaischek und Paitschiinghst haben erklärt, baß sie eine freundschaftliche Regelung des gestrigen Zwischenfalles in Nanking wünschen. Auch Tschangkaischek hat durch einen Vertreter des japani schen Konsulats tn Nanking erklären lassen: Obgleich dte Ur- sache der Beschießung durch die Ausländer unbekannt sei, empfänden die Sübtruppen keine Feindschaft gegen Groß, britannien oder Amerika. Tschangkaischek werde alSbalb selbst nach Nanking kommen, um den Zwischenfall mit voller Verantwortlichkeit zu regeln. Es wurde darum gebeten, daß diese Erklärung den britischen und amerikanischen Behörden tn Nanking übermittelt wirb mit dem ernsten Wunsch, baß sie die Feindseligkeiten etnstellen. sW. T. B.) Amerikaner in Nanking ausgeplünderl. Rennork. M. Mär,. Admiral William» berichtete -« daS Marinebepartemeut von Mißhandl»«»«» H»hl- reicher Amerikaner, darnnter anch Krane«, durch chinesische vationalistische Soldaten in Nanking. ES seien «ach de« vor» liegenden Meldungen sämtliche amerikanische Missionen «nd Heimstätten geplündert worden. jW. T. B.) Moskau mit TschanykaNchek «nzufrie-en. London, 26. März. Der „Ttmes"-Korresponbent tn Riga stellt unter den Führern der Komintern und der Sowjet, regterung wegen der Haltung des Kantoneser Oberbefehls» Habers gegenüber den kommunistischen Tendenzen der Kuomintang-Armee eine gewisse Bennrnhignng fest. Die „Jswestija" veröffentlicht einen Artikel RadekS, tn dem dieser erklärt, die Kantonarmee beabsichtige offenbar nicht, die auS- ländischen Niederlassungen zu stürmen, sondern verhandle mit dem imperialistischen Shylock. Ehinefenkrawalle in Amerika. Neuyork, 26. März. Boi Feindseligkeiten zwischen chin^s. schen Geheimgesellschasten im östlichen Teil der Vereinigt;n Staaten wurden insgesamt acht Personen getötet, zwei sehr schwer verwundet und 48 verhaftet. Die Chinesenotertel in den großen Städten des ganzen Landes werde« polizeilich be wacht. Nach amtlicher Erklärung ist die Ursache wahrschein, sich ko-mmerzielle Eifersucht und steht mit den Ereignissen tn China nicht im Zusammenhang. lWDB.) Die Abrüslungskonferenz nicht aus Schweizer Boden? Rücksichtnahme ans die russischen Einwendungen. London. 26. März. Wie der diplomatische Korrespondent der „Morning Post" berichtet, hat sich die Schweizer Regterung bereit erklärt, keinerlei Einwände dagegen zu erheben, daß dte Abrüstungskonferenz nicht auf Schweizer Boden ftatt- findet, um dadurch den letzten Einwand Sowjetrußland» gegen die Teilnahme an dieser Konferenz unwirksam zu machen. Der Korrespondent deS englischen Blattes erklärt dazu: Man habe immer die Auffassung vertreten, baß die Abwesenheit Ruß lands von der Abrüstungskonferenz es Polen und den anderen Randstaaten praktisch unmöglich machen werde, endgültig« Der- pflichtungcn einzugehen, solange Sowjetrußland ein uubekann- ter Faktor in der Abrüstungsfrage bleibe. An dem jetzigen Prozeß hat dte Nachgiebigkeit gegen die Forderung der radikalen Presse nach einer „Reinigung der Atmosphäre" durch eine unbeschränkte Oeffentlichkeit des Ver fahrens dazu geführt, daß die Verteidigung tm Interesse der Angeklagten wohl oder übel gezwungen war, ebenfalls mit völlig aufgedeckten Karten zu spielen und ungehemmten Ein- blick in Dinge zu eröffnen, deren Geheimhaltung aus außen» politischen Gründen eigentlich geboten gewesen wäre. Ein anderes Verhalten wurde der Verteidigung dadurch unmöglich gemacht, daß der Gerichtshof den beantragten Ausschluß der Oeffentlichkeit ablehnte. So ist eS denn im Laufe der Beweis aufnahme zu der Feststellung gekommen, daß zwischen der Reichswehr und den leitenden Regierungsstellen auf der einen und der sogenannten Schwarzen Reichswehr auf der anderen Sette gewisse Berbtnbungsfäden hin und her liefen, die in der schweren Not der Zeit an der hart bedrängten Ostgrenze ihre Ursache hatten. Daß dabei von irgendwelcher Kenntnis oder gar Billigung gesetzwidriger Machenschaften in der Schwarzen Reichswehr durch dte genannten Instanzen in keiner Weise die Rebe sein konnte, braucht nicht erst betont zu werden, weil es selbstverständlich ist. Trotzdem werben diese Verhältnisse vom „Vorwärts" und der gesamten gestnnungs- verwandten Presse weidlich ausgeschlachtet. In den Blättern dieser Richtung erscheinen fortgesetzt Artikel, die in breitester Aufmachung und mit unverkennbarem Behagen verkünden, baß die Reichswehr als Angeklagte auf der Armesünberbank sitze und daß die Leitung unserer Heeresmacht von der Ver teidigung der Anstiftung und Begünstigung der Fememorde be schuldigt werde. Wie der von der radikalen Presse auSgeübte Terror wirkt, erläuterte der Verteidiger des Angeklagten Fuhrmann durch den drastischen Hinweis, baß die Staats anwaltschaft den Kopf seines Klienten schon deswegen fordern müsse, weil sie sonst von der Linkspresse mit Schmähungen überhäuft und als im Gehetmbunde mit Fememördern stehend htngestellt würde. Für dte Geistesverfassung und die politische Tendenz dieser Kreise ist eine derartige Verwertung der tn diesem Prozesse eingetretenen Wendung so bezeichnend, baß über die Verwerflichkeit des radikalen Gebarens kein Wort weiter verloren zn werden braucht. Für bas betont nationale Empfinden kann aber nur der eine bringende, alles über« ragende Wunsch tn Frage kommen, daß nun endlich mit der