Volltext Seite (XML)
waren, sowie auch Erfahrungen fehlten. Seitdem jedoch vom Stadtrathe ein günstig gelegenes, in jeder Beziehung entspre chendes Local unverzinslich überlassen, dasselbe nach den gesam melten Erfahrungen practisch eingerichtet worden, nachdem fer ner das bedürftige Publikum nach und nach zu der Einsicht gelangt ist, daß ihm durch Darreichung einer so kräftigen und billigen Speise, eine Wohlthat erzeigt wird, hat sich das Etablissement des besten Fortschrittes und Gedeihens zu erfreuen, was daraus hervorgcht, daß im Laufe eines Jahres bei 6 Ta gen in der Woche Speisung (Sonntags wird aus mancherlei Rücksicht nicht gekocht) bereits nahe an 200,000 Portio nen verausgabt wurden. Die Portion besteht aus einer vol len sächsischen Meßkanne Gemüse, nebst 1 Stück (6 Loth in rohem, 3—4 Loth in gekochtem Zustande) Fleisch oder einer Brat- oder Leberwurst und wird mit 12 Pfennigen verkauft. Grundsätzlich werden nur tadellose Zuthaten angeschafft; auch wird das Fleisch bei einem hiesigen renommirten Fleischer stets frisch und in bester Qualität ausgewählt. Letzterer hat, beiläu fig bemerkt, in einem halben Jahre 6000 Pfund Rindfleisch, 2060 Pfund Schweinefleisch, 2060 Pfund Schöpsenfleisch, 16,000 Stück Brat- und Leberwürste geliefert. Die Einrich tung der Anstalt ist ganz einfach. Die Kochung geschieht auf eisernen Heerdplatten mit Steinkohlen-Feuerung in länglich-ova len, neben einander gereiheten mit Zinn ausgelegten Kupferge ichirren von 70 — 80 Kannen Inhalt. Das Local ist wie oben schon bemerkt, unverzinslich. Zur Feuerung werden täglich ca. 1 Scheffel Kohlen für 9 Ngr. verbraucht und Holz für ca. 2 Ngr. verwendet. Die Löhne betragen für den Oeconomen nebst Frau, sowie 2 Mädchen (außer Wohnung und Essen) jährlich ca. 400 Thlr. Alle sonstige Verwaltung wird völlig unent- gel dlich von dem Speiseverein besorgt. Das Direktorium be steht aus einen, Vorstande, dem Herrn Kaufmann Gustav Schilling, einem Cassirer, Herrn Bankier Kuntze und einem Secretär, Herrn Actuar Nörner, sowie zwei Ausschußmitglie- dcrn, den Herren Kaufmann Schmidtgen und Oeconomie-Commiss Poetsch, welche über Einkäufe rc sich freundschaftlich besprechen und berathen so oft es nöthig ist und gemeinsame Controle füh ren. Zwei Herren haben täglich Jour, der Eine an der Casse, der Andere im Speisesaal. An der Casse sind von 1l — I2j Uhr Mittags Marken zu lösen, gegen welche allein das Essen verabreicht wird. Es kann dies dann in mitgebrachte Geschirre gefüllt oder aber auch im Speisezimmer genossen werden, in welchem weiße Schüsseln nebst Löffeln, Messern und Gabeln, sowie überdem Wasserflaschen und Gläser in hinlänglicher Menge vorhanden sind. Die Aufwartung erfolgt durch die Küchen mädchen, welche sich zur Besorgung des Röthigen in der Küche in saubere Kleidung zu werfen haben. Statuten besitzt der Ver ein nicht, es ist bisher ohne dieselben gegangen und wird mit Gottes Hülfe auch ferner gehen. Zur Vervollständigung und zur Bestätigung dessen, was in Nr. 250 d. Alt. vom F. F. Franke'schen Commissions- und Versorgungs-Comptoir über Ruß land und über die dahin gehenden Deutschen erklärt worden ist, kann ich nicht unterlassen, Nachfolgendes hinzuzufügen: Zuvör derst und im Allgemeinen versichere ich Jedem, daß das von Herrn Franke Gesagte reine und volle Wahrheit ist; ich war m dessen Comptoir sehr oft Zeuge von den Mittheilungen und Erörterungen zwischen ihm und denen, welche nach Rußland gehen wollten, er hat aber stets zu reiflicher Ueberlegung ge- rathen und durch seine Vorstellungen vor jeder Uebcrrilung ge warnt; das werden mir Alle bezeugen, welche mit ihm in diesen Angelegenheiten verhandelt haben; eben so wenig haben aber auch die russischen Edelleute, welche Herrn Franke mit Rath und That zur Seite stehen, die Leute durch Vorspiegelungen oder Ueberredung irgend welcher Art zu bewegen gesucht; sie gaben den Fragenden Auskunft und Belehrung in speciellster Weise. Auch ich wurde veranlaßt, nach Rußland zu gehen, um mir dort eine große fürstliche Besitzung, die mir zur Uebernahme offerirt wurde, zuvor anzusehen, und ich hatte dazu um so weniger Bedenken, als kurz vorher ein Oeconom aus Rochlitz, Herr Schober, der vom Comptoir zu gleichem Zweck geschickt worden, zurückgekommen und mit dem Ergebnisse seiner Reise vollkommen zufrieden war; ich war also ebenfalls in Rußland, bin am 8 d. M. wieder zurückgekommen und weiß es den Herren großen Dank, daß sie mich, mit Gewähr aller Kosten, zu jener Reise veranlaßt haben. Mit eignen Augen habe ich mich über zeugt, daß es wahr ist, wenn Herr Franke sagt: „Ein reiches Feld für Fleiß und Arbeitsamkeit und die sicherste Gelegenheit zum Sparen findet der deutsche Arbeiter hier." Wahr ist's, daß hier Mancher mit wenig Mitteln durch Pacht oder Ankauf sein Glück machen könnte. Mit der Gegend, wo ich war, im Gouvernement Tula, hält kaum unsere rühmlichst bekannte Lommatzscher Pflege hinsichtlich des Bodens und des Produkten-Neichthums die Waage, trotzdem daß die dortige Wirtschaftsführung eine über alle Begriffe gräßliche ist; hierher tüchtige und brave deutsche Oeconomen und Arbeiter und in wenig Jahren wird man staunen, was deutscher Fleiß schaffen kann. Ich würde darum, wenn ich mit dem hohen Besitzer jener Güter mich noch in den Bedingungen einige, mich nur freuen, im nächsten Frühjahr mit etlichen deutschen Arbeiter-Familien, welche ich mitnehmen würde, hier erproben zu können, was deutsche Kraft und Intelligenz vermag und verspreche mir den schönsten Erfolg. Mögen andere, und besonders junge, nicht ganz unbemittelte Oecono men bald gleichen Entschluß fassen, sie werden es nicht bereuen. Das Franke'sche Comptoir kann im mittlen und südlichen Ruß land viele gleich große und gleich schöne Besitzungen, unter denen besonders eine in Beßarabien, Kreis Kischinew, welche in größern und kleinern Theilen a Schfl. 1H Thlr. verpachtet werden soll, Nachweisen. Was übrigens die Befürchtungen wegen Recht und Gesetz in Rußland anbetrifft, so haben sich die Zustände mit Macht gebessert; die russische Regierung thut Alles zur Ver besserung und die untern Behörden sind streng angewiesen Recht und Gesetz zu schützen. Insonderheit ist von der gefürch teten „russischen Knute" jetzt keine Rede mehr und will ich nur beispielsweise hier erwähnen, daß mir ein russischer Herr erzählte, daß ihm 2 Ohrfeigen, welche er einem seiner Dienst leute gab, auf 85 Rubel Silber an Strafe und Kosten zu stehen kamen. Ein geschickter, fleißiger und besonders nüchterner Arbeiter wird sich in Rußland gewiß bald Wohl und heimisch finden, er ist gesucht und wird Werth gehalten; denn was jetzt die ruisischen Grundbesitzer an ihren russischen Beamten und Arbeitern haben, das habe ich mit Staunen beobachtet, und finde ich den Begehr nach Deutschen vollkommen begründet und gerechtfertigt. Golberoda, den 12. Septbr. 1862. C Ranfft, Oeconom. Verloren wurde am Sonntag ein Mäntelchen; gegen Belohnung abzugeben: Reitbahnstraße Nr 15 I. Neue Stralsunder Bratheringe, Stück 10 -12 Pf, Füßchen I z Thlr., em pfiehlt L-onts Ult)', gr. Frohn- u. Weißegaß-Ecke 7. 5 bis 6 Stück volleingezahlte Chemnitz«! Steinkohlen-Actien werden gekauft, billigste Preisangabe unter 6. 6. im Annoncen- Brnrau von F. W. Saalbach, Scheffelg. 30. Gesucht wird eine Aufwärterin: Reitbahnstraße 15 eine Treppe. Elbsalon bei Hitschen empfiehlt guten süßen Most. Schlotten, Wafserleitungs- u Ofenrohre, Vasen, Confole, Chamottestcine rc. empfiehlt die Nie derlage der Margarethenhütte: Krvi1v8tr»88v Xr. 3. Fächer- Palm- zweige, l'illNI/Ktjo, Bou quet-, Kränze schön u. billig, Papiermühlengasse 12. in großer Aus wahl billigst erstraße Schlasroü-Magazin von O. Rampischestraße Nr. 24 zweite Etage. Palmzweige Tharander