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yykSde»aMM 64. Jahrgang. AK 676 Sonntag» 5. Oktober ISIS. Drahtanschrift: »rachrichten Dresden. Ferniprecher-Sammemummer: 2SL41. Nur lür ülachigeipräche: »«Oll. L8Lb »ftrftlsüdrllch >n Dr—den und ««»rNn Ixt «w«Im»N,e, Zuft-,un, s»»t« det ein- 'ObAUgS» iNLoU^l. matt,er ZufteUun, durch dl« Pott lohn» B«Iikttg«ld, o.oo M.. mouattich r.Ä» M. „ .. DI« «tt>!d«tti,» 27 mm dr«It» Zrtt« »<> Ps. Aul »np«,«n unl»> Stellen- und ÄN^ölOeN-ftökLUL. W»h»ui>ü,m»rl1 elnft»ttl,e «ln. »nd «er»üu>, r»»/«. «or,»ü«»tt>tze laut larll. 0 o r-' ! «u»»»Lrli,»Pu>NIa« i«r«n Loiau»dkMl. Lln^Ivrel» d», Vorabendolatle» w Pl. Nachdruck nur mlt d«ut»ch«r Ouellenangidr t»Dr«»dn«r Slachr ") zuttilsiz — Unoerlangl« Schriftstück« werden nicht ausdewabrt. Schrtftlettung und Hauptgeschäftsstelle: Marienstrafte Nt4v Druck u, Vermg von Ltepsch ch «etchard« >n Dresden. Postscheckkonto lSSSS Leipzig. chnnnkm« varrinslieksr SaeslnIaUsn. ßn- unck Varirnui von Wartpnpisron. — klnlöiung von 2ins-, Oovrinnantoilsoftalnan unej »u»»«Io«ian Wsi-tpapioon. Kechelltvchrkaftr g«x»n Wartpapsvr« uns Waran. — chn- unei Voricaut kromctor Lvlrtsorivn. Softaokvsrte.ftr. Vre8äner ttanäel8bank /tktianUsrallsctiatt oitn-NI» s. j, Sn» Ns Ilnlsnncdsll. SeNiklitliosrlis 7. «ittliintni», S. ImlinSlSiUi. Llllnplelr S. tt. llinriatiung uns Xnlcaut von Waet»»«In. Verwaltung von Wartpapiaran, »owia äutbawakrung gascftlosranar Worts» »tot«. Vermiotung von tauar- unet »int»ru«t»»Iek»e,n Staftlkäotivrn untar VaraekluS «t«, ßgiat,», uns SZi1v«r»ehlu8 «tar Sank. kme deutsche Rote zur Räumung des Baltikums. Abtransport der baltischen Truppen bis L. November. lstigner Drahtbericht der „DrcSdn. Nachrichten'.! Rotterdam, 4. Okt. «Daily Mail" meldet aus Paris: Am Sonntag wird eine endgültige Frist znr Räu mung des Baltikums per 2. November gestellt. Bis dahin demobilisiert Frankreich alo Mandatar der Alliierte» nicht. Sine deutsche Note. Berlin. 1. Okt. In der Frage der Na »in» na des Baltikums ist «General Nudaiit folgende Note für die Entente übergeben worden: In Erwiderung der Note 1755 0. vom 28. September legt die deutsche Regierung den größten Wert ans die Fest stellung, das, sie dancrnd ans das energischste be müht ist. die Truppen aus dem Baltikum und ans Litauen herauszuzichcn. Sie hat z» diesem Zwecke «. a. am 25. September d. I. angeordnet. das, den Truppenteilen, die dem AtMarschbefehle keine Folge leisten, die Löhne sowie alle künftigen Versorg nngoansprüche ge sperrt werden. Um fernerhin jeglichen Zuzug zu verhindern, wurde die deutsche Grenze gegen Kurland ge, schlossen und Befehl gegeben, ans die Truppen, die trotzdem diese Linie zn'iiberschreiten versuchen, zu schieben. Auch ist jeder Nachschub an Munition strengstens untersagt. General Gras v. d. Goltz ist von seinem Posten ab berufe,, worden. An seiner Stelle über, nahm bis zur völligen Durchführung des Rücktransportes Generalleutnant v. Elcrhardt den Oberbefehl über sämt liche noch östlich der Neichsgrenze befindlichen Truppen. Schließlich hat die deutsche Regierung einen Anfrus er lassen. der sic znr Pflicht zuriickrnst und ihnen eindring lich vorstcllt. welche unsagbaren Gefahren und Leiden sic ans ihre Volksgenosse,» hcransbcschwörcn. wenn sie in ihrem Ungehorsam beharren. Alle diese Maßnahmen sollten die deutsche Regierung auch in dem Urteil der alliierten und assoziierten Regie rungen vor dem »»berechtigten Borwurse schütten, daß sic die WidersetzlickLeit der deutschen Truppen als Vor wand benütze, um ihre Pflicht zur Räumung der ehemals russisckfcn Gebiete »ncrsüllt zn lassen. Die alliierten und assoziierten Regierungen haben hinreichend Einblick in die durch den Fricdenovertrag bedingte Lage Deutschlands, um zngebcn zn müssen, daß der dentschcn Negiernng wei tere militärisck)e Zwangomitscl nicht zu Gebote stehen. Was de« Eintritt deutscher Truppen in r u s s i s ch c F o r t' tonen betrifft, so steht die deutsch« Regiernng diesem gange durchaus ablehnend gegen über. Sie hat ihre Aussassnng den Beteiligten auch wiederholt »n,zweideutig zum Ansdruck gebracht. Irgend eine Ermächtigung zu einem solchen Uebertritt hat sie niemand gegeben. Die deutsche Negierung hat den festen Willen» alles zu tnn, was in ihren Krästen steht, »m ihrer Räumnngs- pflicht nachznkommeu. Sic mnß auf das schärfste Ber, Währung dagegen cinlcgen, dast in der Note des Mar schalls Foch Zwangsmaßnahmen angedroht werden, die bezwecken. Deutschland durch eine Erneuerung der Blockade die Lebeusmittclzufnhr abzuschneiden.. Die alli« irrte« nnd assoziierten Negierungen dürfte« nicht ver gessen haben, daß gerade die Hungerblockade nicht nur den Tod Hundcrttausender von Frauen. Kindern und Kranken verschuldet, sondern auch durch Schwächung der Arbeitsfähigkeit infolge chronischer Unterernährung nicht zum geringen Teil die Zersctznngscrscheinungcn ver schuldet hat, unter denen Deutschland zurzeit so schwer leidet. Die deutsche Regiernng gibt vielmehr der zuver sichtliche» Erwartung Ansdrnck, daß die alliierte» und assoziierten Negierungen ihren guten Willen anerkennen und dementsprechend von den unmenschliche« Kriegsmaß nahmen gegen die deutsche Zivilbevölkerung, die doch keinesfalls eine Mitschuld au dem Verhalten der Trup pen trifft. Abstand nehmen werden. Um aber auch den alliierten und assoziierten Regie rungen die Möglichkeit zu geben, sich von dem nachdrück lichen Ernste ihres Vorgehens zu überzeugen, ersncht die deutsche Negierung, mit ihr in die Beratung der notwen, Ligen Maßnahmen einzntreten. Zu diesem Zwecke schlägt sie die schleunige Bildung einer ans dentschen Vertretern einerseits und alliierten nnd assoziierte« Vertretern anderseits gebildete Kommisston vor. Rach Ansicht der deutschen Negiernng wäre dercn Anfgabe. «ach Prüfung der Sachlage die Maßnahmen znr schleunigen Durchfüh rung zu treffen, zn überwachen nnd dnrchzusctzen. Die dentsche Regiernng bittet, ihr eine baldige diesbezügliche Mitteilung zngehcn zu lassen. iW. T. B.j « Der Hriedendverlrag im amerikanische« Genat. Haag. 8. Oktober. „Nieuwe Courr." meldet auS Washington: Die Führer im Senat kamen überein, übe» die 80 Abänderungsanträge z»m Friedensvertrage am Donnerstag zu verhandeln, sW. T. B.j Relchsreslerung und Unabhängige. Berlin, 3. Okt. Die „Freiheit" setzt ihre hinlänglich be kannten Versuchc fort, die Reichsregierung im Auslande zu diskreditieren. Sic schreibt, daß Herr Noske geäußert haben soll, daß er nichts sehnlicher wünsche, als daß die. noch im Baltikum sich befindenden deutschen Truppen samt und sonders in die russische Armee Über tritten, da er ihrer sonst nicht mehr Herr werde. Daneben bringt sie ein Schauermärchen über die Bewaffnung der Einwohnerwehren als „zuverlässige Organe der gegcn- revolutionären Bestrebungen". Demgegenüber wird von berufener Seite festgcstellt: 1. Die Reichsregierung hat erst in den letzten Tagen wieder einen scharfen Befehl an die dentschcn Truppen im Baltikum erlassen, baß ein Ucbcrtritt deutscher Soldaten zu den Russen streng verboten ist und daß die zurzeit bei den russi schen Truppen befindlichen Reichsdeutschen nach Deutsch land zurückzukehrcn haben. 2. die Einwohner wehren, die lediglich Polizcizmccken dienen, sind nur soweit beivaffnet, als cs ihr Polizeidienst erfordert. Die Behauptung, alle unsere Wafscnvorräte seien auf die Ein wohnerwehren verteilt, ist eine ebenso haltlose wie durch sichtige Verleumdung. iW. T.B.) Kommuulstenverhaftungen in VerUn. lCigncr Drahtbcrtcht der „DrcSdn. Nachrichten".'» Berlin. 4. Okt. In Verfolg der letzten kommunistischen Unruhen und Demonstrationen in Berlin sind mehr als 40 Verhaftungen unter den Kommunisten und Un abhängige» vorgenommcn worden. Auch mehrere Russen wurden in den Wohnungen von Kommunisten fest- gcnommen. Die Kohlennot in Lübeck. Berlin, 4. Oktober. Die Ueberlandzentrale Lübeck hat wegen Kohlenmangel dem „Berliner Lok.-Anz." zufolge die Stromlieserung für sämtliche Kreise Schleswig-Hol steins und einen Teil von Mecklenburg einstellen müssen, so daß rund 200 Ortschaften ohne Licht und Kraft sind. Auch der Straßcnbahnvcrkehr in Lübeck ist still- gelobt. (W. T. B> Die Nelchstassvevwahlen. Berlin, 4. Oktober. Wie die „Post" auf Anfrage von maßgebender Seite erfahren haben will, rechnet die Neichs- rcgierung mit N e i chs t a g s n e n w a h l e n nicht vor An fang März 1920. Das neue Wahlgesetz befinde sich im letzten Stadium der Vorbereitung. Die neue Wahlkrciseinteilung berücksichtigt die abzutrctcnden Gebiete nicht mehr, doch seien Obcrschlcsien, Sübostprcußcn und Schleswig noch be rücksichtigt. da dies« Gebiete noch Reichsgebiete sind. lWTB.) Die Mendildnng der bayrischen Negierung. München. 8. Oktober. Die Koalitionsparteien de? Land tages veröffentlichen zur Rcgicrungsfraa<- in Bayern fol gende Erklärung: Die wiederholten eingehenden Be sprechungen zwischen den Koalitionöparteien des Landtages und der Regierung über die Ncgiernnasfrage in Bayern haben zu dem einmütigen Ergebnis geführt, daß vor der endgültigen Lösung den betetligtcn Fraktionen Ge legenheit gegeben werben müsse, die zuständigen im Lande bestehenden Parteiorganisationen zu hören. Dies wird in kürzester Zeit geschehen und von die sem Vorgehen sin- feste Grundlagen für die Klärung der politischen Lage zu erhoffen. Der Gtaat-gerichtShof. Berlin, 4. Oktober. Für den Siaatsgerichtshof ist ein besonderes Gesetz in» Neichsministcrinm des Innern inArbeit. Es wird in kurzer Zeit fertiggestellt sein und dem Rcichsrai wie der Nationalversammlung vorgelegt werben. AuSschuftberatung über da- Reich-uotopfe». Berlin, 8. Okt. Der Ausschuß der Nationalversamm lung für das Reichsnotopfer behielt nach längeren Erörte rungen des 8 28 die Bestimmung bei. daß die Ver mögensabgabe mit ö Prozent zu verzinsen ist. Ein Zentrumsantrag wurde angenommen, wonach die Verzinsung am 1. April 1920 beginnen soll, während die Regierungsvorlage den Beginn auf den 1. Januar 1920 feslsetzen wollte. Später wurde auf die Frag« der Aus ländsdeutschen zurückgegriffen. Nachdem hierzu Ab- ändcrungsanträge des Abg. Dr. Becker lD. Vp.s angenom men worden waren, die Erleichterungen bei der steuerlichen Behandlung der Ausländsdeutschen gewähren, wurde die Beratung auf morgen vertagt. Die angebliche schwedische Lebeir-mittelanieihe. Berlin, 4. Okt. Wie di« „Deutsche Allgcm. Ztg." auS Kopenhagen meldet, würde die M il l i o ne n a n l« i h e , die die sozialdemokratische Landesorganisation Schwedens der deutschen Sozialdemokratie zum Ankäufe von Lebensmitteln zur Verfügung zu stellen beschlossen hat, von den vier größten schwedischen Banken übernommen werden. Das Blatt bemerkt dazu: Aus der Meldung geht nicht hervor, welch« Sicherheiten für die Millionenanlrthe gewährt und verlangt werden sollen. Lebten Endes wäre auch zu fragen, ob die schwedische Sozialdemokratie wirklich nur politische Zwecke mit dieser merkwtirdlgen Transaktion verfolgen iverde. Di« Nachricht kann nur unter Vorbehalt «iedergeae»»« »erde«. («. L. B.) Bon der Stzaode. Bon Synodale Amtsgerichtsrat Professor Dr. Mülle Hainsberg. Den politisch bewegten Zeiten laufe»» kirchlich bewegte parallel. Doch sind sic grundverschieden. Dort Revolution, Umsturz, hier Evolution. Entwicklung. Dies« Entwicklung, die auch bei der als rückständig verschrienen Kirche nie aus» fetzte, macht selbstverständlich in Zeiten erregter Volksseele andere Fortschritte als in ruhigen Zeiten. Dies spiegelt sich deutlich in den Verhandlungen der soeben zu Ende gegange nen 10. evangelisch-lutherischen Landessynode wider. Sie steht in der (beschichte unserer Landeskirche einzig artig da. Zunächst in ihrer Kürze. Anstatt der gesetzlichen vierjährige» Legislaturperiode begann und endete Liefe Synode 1919. Sodann in ihrer Bedeutung: 400 Jahr« war der Landesherr als oberster Bischof an ihrer Spitze. Seit den November tagen 1918 hatte die Kirche diese Spitze ver loren. Die Kirchengewalt war in letzter Linie verwaist» da auch die sozialdemokratischen Minister ihre Befugnisse, die Rechte des katholischen Königs in der evangelischen Kirche stellvcrtrctungsiveise auszuüben, niedergelegt hatten. Die Kirche war frei in ihrer Selbstverwaltung vor den staatlicher» Organen und mußte sich ihr« oberste Kircheneiurichtung selbst schaffen. Das war das Wichtigste. Damit hatte sich die Mai-Tagung der Synode zu befassen und sie löste dies« schmierige Frage dahin, daß vorläufig ein Ausschuß der Synode gemeinsam mit dein Landeskonsistorium bas Regi ment zn führen habe, bis der Neubau de2 Kirche aus geführt sei. In» Lande hat man sich nun der Erwartung hingegebe«. die zweite, am 25. September begonnene Tagung werde den Neubau kräftig in Angriff nehmen oder gar aus- führen. Deshalb ivar die Enttäuschung selbst bis in manche Kreise der Synode hinein groß, als das Konsistorium eine einzige bedeutsame Vorlage einbrachtc, die sich aber nur mit der Abänderung des Wahlrechts zur Synode beschäftigte. Während bisher nur so viel Mitglieder des Kirchenvor stands den Synodalen wählten, als Geistliche in der be treffenden Gemeinde angcstcllt waren, sollten künftig alle Kirchenvorstandsmitglieder wählen, daneben auch solche Geistliche, die. ivie z. B. Geistliche an Anstalten der Inneren Mission, nicht in der betreffenden Gemeinde angestellt sind. Diese Vorlage enttäuschte und brachte dem Konsistorium von einer Seite der Synode scharfe Kritik ein. Hierbei wurde übersehen, daß der Neubau der .Kirche überhaupt nicht in Angriff genommen werden kann, ehe nicht die Trcn- nung des Staates von der Kirche klargestcllt ist. Zwar hat die Verfassung von Weimar einige Anhaltspunkte gegeben, nach denen sich die Einzelstaatcn bei der vorz»-- nchmendcn Trennung zn richten haben. Aber die in den Eiiizclstaatcn vorzunehmendc Auseinandersetzung ist in Sachsen noch nicht in Angriff genommen, wenigste ns nicht in der Volkskammer. Sic ist so schwierig — cs sei nur an die finanzielle Seite erinnert —. daß sie vielleicht noch Mo nate, »renn nicht Jahre dauern kann. So lange werden sich die Angehörigen der Kirche gedulden müssen. An dieser Geduld fehlt es aber. Man kann in man chen Kreisen nicht erwarten, mit den Errungenschaften der Revolution die Kirche möglichst bald zu beglücken. Dahin gehört zunächst der Versuch des Leipziger KirchenrcchtS- lehrers Geh. Hosrat Dr. Schnitze, für die Beratung des künftigen kirchlichen Neubaues eine Konstituante ein zuberufen, d. h. die so außerordentlich wichtige, für die küns. tige Gestaltung unserer Landeskirche ausschlaggebende gesetz liche Ordnung einer nach dem Muster der Revolution völlig neu zu wählenden Versammlung zu übertragen. Dieser Weg, über den in» Verfassungsaiisschuß der Dnnodr lebhaft gestritten wurde, erschien der Mehrheit doch nicht gangbar. Die Erfahrungen, die die Revolution uns gebracht hat. er- mutigten dazu nicht. Vor allem aber lag grundsätzlich keine Veranlassung dazu vor. Während beim Staat die Not wendigkeit zu einer Konstituante darin gefunden werden kann, daß die staatlichen gesetzgebenden Behörden durch Ge» walt vertrieben ivaren, nötigte die Kirche, nachdem sie die durch den Wegfall des Königs entstandene Lücke auö- gcfttllt hatte, auch nicht das geringste zu einer Konstituante. Man machte also den Sprunq ins Ungewisse nicht mit, und der Antrag wurde schließlich zurückgeiviesen. Sodann wollte man die Kirche mit den Errungenschaften der Revolution hinsichtlich der Wahlen zur Synode beglücken. Diese demokratische Einrichtung der Urwähler» besitzt die Kirche bereits ein halbes Jahrhundert. Sic ließ die Kirchcnvorstünde aus allgemeinen, direkten, geheimen, gleichen Wahlen aller in die Wählerliste eingetragenen Mit» gliedcr der Kirchgemeinden ohne jede Zensinr hervorgehcn. Nur die Abgabe einer Erklär»»« wlrrde gefordert, um kirchenfclndliche Elemente fcrnzuhalten. Noch keine poli tische Gemeinde ist bis in die Neuzeit der Kirche nachgehinkt! Und doch mußte die Kirche den Vorwurf der Rückständig keit über sich ergehen lassen, und zwar selbst von Ihren Dienern, als der Berichterstatter der Minderheit. Pfarrer Herz in Leipzig, diese Wahlart auch für die Synode be gehrte und das alte sog. Siebsystem verwarf, nachdem die Synodalen von Wahlmännern der Kirchcnvorstänbe erkoren werde». Dabei ist das Siebsystem hochmodern! In einer der von mir besuchten KirchrnaustriitS-Bersammlnngen ber Unabhängigen bekam ich eine vom Vollzugsrat des Arbettrr- ratcs Groß-Berlin herausgegebene graphische Darstellung des geplanten Reichs-WirtschaftsrateS in die Han» gedrückt. Zu meinem größten Erstaunen sah ich. daß diese doch gewiß nicht rückständige Organisation zwar in der untersten In-