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Dresdner Nachrichten : 30.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188403308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18840330
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18840330
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 9-24 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-03
- Tag 1884-03-30
-
Monat
1884-03
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 30.03.1884
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rMnsammlung aer Babn nahm d« den »0» L,V"dU.'NL ml«»«» , »»«nlrr «l>^. Ll^. "LM.'rE Hageklatt für Politik, Nicklhallm«, tzeMslrvMr. UOnkiW. MmdeiiliK. au» xutvo, «Isentlrten 8 » atk« I» voll 22 Llarlc aukvürls ooii'tislrlt lu xrii»»ter ^usrrndl 8. AiiMktM, ^Itiuiulvt 6. s ?f n VI»«v b »srionsl»'. ! uns Popllvu». V. V« VIu«S, unö Poplivu». VfÜ86Kv-^U88tAttUNM-vv86l»Lft, vowpltztte kraut- u. kiiKjer-ämtattliiiM. Alu» «tgrsav» »1IUT»L*r«1»v. iinel k^ari»«» kilr L»gböd«n, M3t»«z, Tl»Ko»n mul F«nft»v ru r»^riLprvt»«ii d«i O»»rl I lk»rlkn»tr»,„ L7 mul l», »»»«lxltl u»t»rt<!l>»«»»«» iLtiuit SSrlitr). I>r«8«1en, 8vv8trtlS8v 20, I. I. Luvone«v-Lxpe6UIo» für »Ho 2onuLKvn. II. 'tdeotordUIot-Verlcuuf kür üio VroLÜLvr ^üsLtvr III. LNeeten-Lontrol« uütor 6Lrsw1is. IV. OoUeetlo» «ter Lied». l.»väes»oft«rl^ tt«s. «r. lUM's »orwill-Lilrütz«, Nv. 90. 2S. Zahr-ang. Auslage: 40.000 Lrpl. lvan Lelllöms ßisofif., jU«N8t. Dr-sd-n, 1881. Souutag, 30. März. smxüelllt Verantwortlicher «edaktcur tür PvlttlslhtA vr. amil Bier« » in Trcrdcn. Noch vor den Schnepfen sind die deutschenNeichStagsabgcordncten fortgezogen. Nicht einmal am Sonntage Judica waren sie noch da. Wie Knaben auS der Schule, stürmten die wenigen pflichttreuen Abgeordneten, die bis zum Freitage im NcichStagüi'aalc auögehulten batten, nun binaus ins Freie, während der größere Theil ihrer Genossen schon längst heimlich sich gedrückt hatte und in aller Stille hinter die Schule gelaufen war. „Ferienstimmung" benamst man diele Pflichtversäumnib und SIrbeitSunlust. „Jcrienstimmuug!" Du grundgütiger Gott! Der Kopfschmerz wird schon im heißen Sommer Nachkommen. Oder will man,-wie dies unser verzärtelndeslGeschlccht liebt, dann wieder „Hitzefcrien" machen? Denn eS ist doch klar, jede Woche, welche der Reichstag vor Ostern sich schenkt, muß er nach Pfingsten länger sitzen. Ohne Arbeit kann Nichts fertig werden. Frühere Parlamente arbeiteten doch bis zum Palmsonntag; unsere jetzigen Gesetzgeber machen eine Ruhepause von einer Woche vor Palmarum bis zur übernächsten Woche nach Ostern. Das ist starker Kasteei Wenn die Herren nur aber bis jetzt was vor sich gebracht hätten, da könnte man ihnen die Erholung von ihren Strapazen gönnen. Aber die Kouimissiouen traten entweder gar nicht zusammen oder sie thaten bloS so, als arbeiteten sie. Präsident v. Lcvetzow hielt über dieses Thema eine gar nicht erbauliche Strafpredigt. Die WahlprüfungS-Kommission hat noch über 24 Wahlen Bericht zu erstatten; seit 3 Wochen hat sie Nichts von sich hören lasten. Die Petitions - Kommission hat noch gar keinen einzigen Bericht erstattet. Die Kommission, welcher das Gesetz über den Feingehalt der Gold» und Silberwaaren überwiesen ist, verschleppt, der Taktik Bamberger'S nackgcbcnd, absichtlich die Berathung. in der Hofimmg, das Gesetz überhaupt nicht zu Stande kommen zu lasten. Von den Kommissionen, an welche die größeren Gesetze gegangen Und, kann man ohnehin nicht eine rasch- Erledigung erwarten. Das Unfallversicherung«- und das Aktieugesetz verlangen eine sehr eingehende und aufhältliche Prüfung. WaS aber das Sozialistengesetz anlPtzzt, so bMebt »war der Ministe» o. Putttmner auf einer alsbaldigen Entscheidung; er erklärte: das Gesetz müsse, so wie es stehe und liege, angenommen oder abgelehnt werden — auf Abänderungsanträge ginge der Bundesraih nicht ein. Trotzdem aber setzten es die Klerikalen durch, daß die nächste Sitzung über daS Sozialistengesetz erst am 24. April stittfindet So lahmt Alles. Für diesen Zustand wird man einzig die Klerikalen und die ausgesrischte Fortschrittspartei verantwortlich zu machen haben, welche zusammen die Mehrheit im Reichstage bilden, demgemäß anch die meisten Mitglieder in die Ausschüsse entsenden und hier statt zu arbeiten, entweder blau machen oder absichtlich die Arbeiten verschleppen. Die letzten Sitzungen vor der Vertagung deS Reichstages endeten regelmäßig mit der Beschlußunsähigkeit. Diese rührt, abgesehen von der famosen «Ferienstimiiiuug", in welcher sich angeblich die Parlamentsbrüder befinden, auch daher, weil die Hauvthähne der Fortschrittspartei Deutschland bereisen, um sür die nächsten Wahlen den Boden oorzubereiten. Richter und Rickert beackern z. B. Hamburg und Mecklenburg. Andere Wortführer, wie Hänel, enthalten sich absichtlich des Sitzungsbesuches, »m den Auseinandersetzungen mit Fürst BiSmarck aus dem Wege zu gehen. Früher, als der Kanzler fern von Berlin weilte, in Friedrichsruhe oder Varzin, da rügten die ForlscbrittSredncr mit aller Schärfe diese Abwesenheit deS einzigen, dem Reichstage verantwortlichen Reichs« beamten. Und ihr Tadel war wohlbegründet. Jetzt ist Bismarck nun da, besucht alle Sitzungen, aber nun fehlen die Richter und Consorten. Sind sie ja anwesend, so melden sich diese sonst redewüthigen Herren nicht zum Worte. ES steckt in dieser Politik ein Stückchen Teufelei. Die Fortschrittspartei weiß, daß Bismarck infolge seiner Schwcnninger Kur Gesundheit und Frische wiederaewonnen hat. Frische bedeutet aber bei ihm so viel wie Kampfeslust. Der abge» magerte BiSmarck ist wieder der Heißsporn Percn von früher ge worden. Er kommt in den Reichstag, um zu kämpfen. Schlau weicht aber die Fortschrittspartei diesem Kampfe a»S: sie fürchtet die Schläge. Sie rechnet dabei noch aus Eines: wenn Bismarck häufig redet, so kann natürlich nicht mehr jede seiner einzelnen Reden wie sonst als ein politisches Ereigniß wirken. Die Häufig keit seiner Reden entzieht ihnen die agitatorische Kraft und Bedeu tung, die sie früher hatten. Erwidert die Fortschrittspartei Nichts aus BiSmarck s Reden, so bleiben sie Monologe. Das war bereits der Fall mit den letzten Erklärungen AiSmarck's über die unrichtige Form, in welcher der Reichstag dem Kanzler einen Beschluß zur Weiterbeförderung a» den Bundesraih überreichen wollte. Bismarck lehnte sich ganz entschieden dagegen auf, die ihm zugedachte Stel lung über dem BundeSrath anzunehmen. Er hatte »u dielen, Pro teste Grund, da ihm Eugen Richter wiederholt früher vorgeworsen batte, er strebe über seine Machtgrenzen hinaus, er wolle der „HauS- meier" der Hohenzollern werden. Diese vcrsastungöwibrige Stel lung wie« BiSmarck schroff ab. „Er werde sich bemühen, den Reichskanzler, der gewistermaßen über seine verfassungsmäßige Größe aufgebläht ist, zu verkleinern, vielleicht kleiner zu machen, atS Ihnen hier lieb ist". Das „Ihnen" sind die EinheitSstaatler; BiSmarck kehrt also den Eentraliste», die unter den Liberalen und Fort« schrittlern das große Wort führen, den Rücken und befreundet sich wieder mehr mit der schärferen Betonung de« bundesstaatlichen Charakters der ReichSverfaffuNg. Von bundesstaatlicher Seite kann man dazu nur tagen: mag BiSmark nur damit Ernst machen — an Unterstützung in ganz Deutschland wird cS ihm nicht fehlen. DaS famose Reichsgericht in Christiania nickt einen Minister und Staattratk nach dem anderen ad. Bald wird von den elf Mitgliedern, die die bisherige Regierung Norwegen« bildeten, kein «nziger mehr im Amte fein - sie sind Alle abgesetzt! Daß der König, nachdem er einmal den Staatsminister Selmrr hat fallen lasten, auch die übrigen zum Verlust ihres Amte» verurtheilten EtaatSrathe nicht halten wird, steht außer fedem Zweifel. Hassent lick, werden ' ' von Seiten h» neulich». Aussichten sür den 30. März: Schwacher Ostwind, tdeilS heiter, theils neblig, keine ober geringe Niederichl.. Temp. etwas wärmer. Urtheils gegen den Staatsministcr Selmer angrifs. währender koch>c'»err.o:o>dre,,,e-. ^,'"77- auch gleichzeitig das Urtlieit, wenn auch nur indirekt, bestätigte« iPap;xrr,„ix—-.Diicomo2c<ni,.En»vlrr«7»i„.o>ot>bard>iaün2Sli,.Mainzer—, ENU. können dem Königlichen Ansehen nur schaden. Man sängt ans ton- M„,. ?». Ms>». ored» 222.0-'. Siaau-b. Lombarden iir.aa. seivativer Seite an, sich zu fragen, welchen Werth man den Acußc- j Nordwciw. Mark»»»» 22.27. u»a. arcdn seo.oc,. crnmdai —. Cini. rungen des Königs beilegen soll, wenn ihnen keine entsprechenden! varx 20. Ms,». «EHine.i meine '>.72. Anleihe 10s,so. Jiauener m's. Handlungen folgen? Als er von keinem Aufenthalt in Norwegen "i. veiiere. I wieder nach Stockholm zuriickkehrte. sagte er zu Denjenigen, die ihn!" ^ ^ ' ^ am Bahnhöfe in Empsang nahmen: „Ich habe jetzt, wie Ihr I wißt, in Norwegen mein Wort gesprochen, so wie es meine Pflicht war, ich hasse, daß Ihr Alle glaubt, ich habe es aus bestem -Herzen und bester Ucbcczcugung gethan". Das Wort ist allerdings ge sprochen, aber ausgerichikt ist dadurch gar nichts in der Bedeutung, wie es die Köniervativcn sowohl m Norwegen, wie anch in Schweden erwarteten und Hostien. I», Gcgentheil zeigt cs sich von Tag zu Tag deutlicher, daß man allerseits eine Politik tadelt, die solche Wirrnisse nicht zu verhindern verstanden hat.' Sogar die Regierum spreste überschüttet »nn mit Hahn die Männer ihrer eigenen Partei, welche die Katastrophe — die Vcrurlheiiung der Minister — nicht abzuwenden vermochten. Sie hätten handcin tollen, rufe» diese Blätter, die wirklich reaktionär sind, handeln statt ->il sprechen, sie hätten also Ungesetzlichkeiten begehen und dem LokalrS und SiiäisisckltS. — S. Mas. der K ö »i g wohnie gestern der Besichtigung der 1. ». 9. Kompagnie deS Lcibgrenadier-NegimeiilS bei. Bei der ersten Kompagnie war K. K. H. Prinz Friedrich August als zugführcnder Offizier eingetretcu. — Gestern Nachmittag verabschiedete sich Sc. Königs. Hoheit Prinz Friedrich August von dem OssiziercorpS des Lcib- grenndier-RegimenlS, dem er längere Zeit angebort Hatto. Bei dieser Gelegenheit wurde ihm von dem Ossizicrcorps ein- kostbare Photographie-Kassette mit 64 Kabinotsbildcrn überreicht. Dieselbe ist nach einem Entwürfe des Architekten Paul Naumann, eines Lehrers der hiesigen Kunstgewerbeschuie, von der bekannten Firma des .Hoflieferanten Pachtmann in kunstvoller Weise ausgeführt worden. Sie ist aus gebeizter Eiche gefertigt nnv mit reichem Recktsgangc gewaltsamen Einhalt tlmn sollen, wozu die konservative Presse seiner Zeit geradezu aufsordcrte. Sie wird indesten bald,.«» . .... ,, - ^ ^ ^ , nusgcrast baden, denn hoffentlich geht Norwegen setzt ruhigeren! Bronzebeschlag versetzen. F">>ern bumden sich durch cuie linn- Zuständcn entgegen ; es ist undeukbar, daß statt der verurtheilten i verlumdene, cichcnsournrrte Koulisscn mit Eulvrc- Ministcr Leute derselben Richtung zur Regierung tzerangezogen Naimns'childern. c- werden, denn diele werden in kurzer Zeit demselben Schicksal ver-! g, b"lchtet. icineiiet dre Nekoiiöa!kgce>iz S. fallen, wie ihre Boi ganger, wobei sic indessen noch viel schlechter! Pninen Georg m crwünchter Wene fori. Ter,Prinz wcgkommen würden, als diese, da sie nicht mit der Ausrede kommen, könnten, sie tzättcn in gutem Glauben gehandelt. Man wird also! jetzt sich schon zum Einlenken bcgucmcn müssen. Daraus deutet! anch der Umstand hin, daß der Kronprinz zum 'Kicekoing von Nor-! wegen ernannt ist. Diesem dürste der Ucbergang zu einem neuen Suite», leichter fallen, als dem Könige selber, der sich durch allzu- viele Aeußerungcn gebunden hat. -icnrste Teltstrammc der „Dresdner NaGr." vom 29. März. Berlin. In Abgeordnetenhaus«: hat Abg. vr. von Jazd- zweckbli, unterstützt von seiner (der polnischen) Fraktion und ein zelnen Mitgliedern deS Centrums folgende Interpellation eingc- vrackt: Durch Beschluß deS Königl. SlaatSminislerülinS ist sür den Umfang der Erzviörese Köln d,e Wiederaufnahme der ringe stellten StnattNkifttNigen angeo.dnct werden. Wir stellen an die »Königl. Staatsregirrung die Frage: ob dieselbe gesonnen ist. eine gleiche Anordnung sür den Umfang der Erzdwccscn Gnescn und Posen zu tresien ; wenn nicht, was für Gründe vorlicge,^ welche itzre diesbezügliche ablehnende Haltung rechtfertigen. — Das Abgeordnetenhaus setzte die Belatbung der Jagdvrdnung fort. Sehr lebhafte Debatte fanden über die Frage der Verhütung der Wildschäden und des Wildschadenersatzes statt. Infolge der gefaßte» Beschlüsse ist das Zustandekommen des Gesetzes sehr gefährdet, wenn nicht bis zur dritten Leimig die Beschlüsse nicht wieder rück gängig gemacht worden sind. Während die Kommission nur Ein friedigung von Scktrarzwild anvrdnen wollte, beschloß das Haus aus Anwag des Centrumsabgeordneten Conrad» daß auch Noth- und Damwild ciiizusnedigen sei. Ferner sollen außer den Jagd- Pächtern auch unter Umständen die Grundbesitzer sür Wildschäden haften. Bon Seiten der Regierung wurden diese Anträge bekämpft. Für den Antrag Conrad stimmte die Rechte, dagegen die Linke; das Ceiitrum stimmte gespalten. Berlin. Bezüglich-des Gerüchtes über den Rücktritt Bis marcks sagt die „Naiionalzeitung": lieber die äußeren Borgängc hat noch nichts zuverlässiges verlautet. Die Differenzen zwischen dem Fürsten BiSmarck und dein Herrn v. Puttkamer sind indessen keineswegs beigelegt, auch ist zu einer solchen Beilegung anscheinend wenig Aussicht. Fürst Bismarck hat, wie in Abgeordnetenkpeisen verlautet, die Alternative zwischen chm und Herrn v. Puttkamer sehr bestimmt gezogen; es dürste die Katastrophe in nicht zu ferner Zeit erfolgen. erlin. Die ,Aost" scheint die Nachricht, daß BiSmarck daö begründet zu sein, im Ganzen aber manche Gründe der Wahlschein^ lich eit für sich zu haben. Berlin. Ein dreifacher Mord ist beute Mittag am Andreas- Platz verübt worden. Der Mörder, ei» Arbeiter Grunack, hat Frau, Tochter und Dicewirth erstochen und ist verhaftet worden. Leipzig. Die Generalversammlung der Leipziger Diskonto» bank setzt d,e Dividende pro 1883 aus 7 Pro», fest. Die auSschei- denden VerwaltungSrathSmitgiieder wurden wicdergewählt. Darmstadt. Infolge des Ablebens des Herzogs von Albany ist die Hochzeit des Prinzen von Battenberg mit der Prinzessin Viktoria verschoben und Hoftrauer bis zum 25. April angeordnet worden. Swi» rmünde. Dir hier erbaute chinesische Panzerkorvettc „Eben Uuen" ist mtt dem chinesischen Gesandten Lisong-Pao an Bord nach Eckernfördr abgegangen, um vom dortigen Hasen aus Probefahrten abzubaltrn. Wie». Die Landtage von Niederösterrcich, Lberösterreich, Mäbreii, Schlesien, Steiermark und Kärntben werdeu demnächst aufgelöst und Neuwahlen für dieselben ausgeschrieben werden. Cincinnati. Infolge eine« sehr milden Erkenntnisses in einem Mordprozeffe sammelte sich ein Bolksbausen um das hiesige Ge- fängniß, in welchen, noch mehrere des Mordes Angeklagte inhaftirt waren, so daß zur Verhütung weiterer Ausschreitungen Militär re- quirirt werden niußte. Dasselbe »lachte von den Waffe» Gebrauch, wobei mebrcre Tumultuanten getödtct wurden. Der Vollsbaufcn vergrößerte sich hiernach, bemächtigte sich aller Waffen und Mu»i- tioiisvorrätbe des Zeughauses und bedrohte forlwäbrciid daS Gefäng- niß. Einen, Gefangenen, welcher inzwischen nach einer benachbarten Stadt gebrack» weiden sollte, gelang eS. unterwegs aus dem Eisen- bahnzug zu entkommen. ne Berliner Börse verlief wesentlich stiller als in den Vortagen.- Die Haltung war nickt eigentlich matt, aber- die Kourse gen verbringt täalich einiae Stunden außer Belt, der Appetit ist gut, ebenso das Allgemeinbefinden. — Herr Fabriken- und Dampfkessel-Inspektor Otto Sicbdrat in Dresden ist zum Kgl. Gcwerberati, ernannt lvorocn. — Bon einen, hervorragenden Mitglieds der ersten Kammer geht uns eine 'ängere Auslassung gegen die neuliche Darstellung linsercs Leitartikels zu. D'eser Erklärung entnehmen wir. der Gerechtigkeit halber, folgende Gesicktsvnnkte: Es war ein Gebot vorsichiigcr Finanzpolitik, wenn die erste Kammer das Budget nicht mit weirer- acbenden Steuererlassen belastete. Wenn die erste Kannner nicht die Beibehaltung des CbaussccgeideS in der lautende» Finanzveriode dnrchgesetzt hätte, würde das Budget ebne jeden Reservefonds für die unvorhergesehenen Bedarfsfälle abgeschloffen haben. Denn die Be schlüsse der 2. Kammer hätten über den jetzigen Reservefonds bereits verfügt. Weitere Anträge der 2. Kannner stellten sichere Einnahme» des Staats in Höhe von 6 Will. Mk. in Frage. Darüber kann man vorsichtigerweise erst dann entscheiden, wenn in zwei Jahren die Finanzlage fortdauernd so günstig ist, wie jetzt. Sachlich hat sich die I. Kammer keiner der in Anregung gebrachten Stciier-Ermäßi- giinguvorschläge widersetzt. Eisenbalmbautcn aber zu versprechen, sür we'cke nicht eine einzige Ziffer und Kostenberechnung vorlag, dazu konnte sich die erste Kammer nicht entschließen. Für die laufeiicc Finanzperiode (84 8:0 bat die 1. Kammer die geforderten Eisenbahnen bewilligt, obwohl vielen ihrer Mitglieder die Eisenbahn Ännaberg- Schwar-enberg den Borzug zn vcidicncn schien vor Geithain-Leipzig. Die nächste Finanzveriode (86 87) ist bereits für die Linie Annabcrg- Schwarzenberg in Anspruch genommen worden. ES lag lein Gcunv vor, bereits für die Eisenbahnbau« en der übernächsten Periode (88M) Entscheidung zu treffen. Die 1. Kammer hat also jene LandeStheile nicht geschädigt, sondern nur Nichts dazu beigetragen, Hoffnungen zu erwecken, die nicht so rasch crsüllt werdeu können. UebrigenS beklagt man in der I. Kammer lebhaft, daß die konservative Fraktion der 2. Kammer sogut wie keine Fühlung mit ihren Parteigenossen der I. Kammer gesucht und sie von ihren Absichten nicht nntenichtet hat. — Wer am Freitag der PrivatsoirSe des vielgenannten Cumber- land beigewobiit, hat nicht nur eine höchst amüsante Stunde erlebt» sondern ging anch niit dem Gefühle der Bewunderung für die Leistungen dieses junge» Engländers hinweg. Ein Wunder hat man freilich nicht erlebt; cS geht Alles ganz natürlich zu, aber die Leistungen Cumberland'S sind ein stannenSwerther Beweis dafür, wie weil es der Mensch in der Feinheit der Handhabung und Be obachtung des NervenchstcmS, ,» der Schärfe der Sinneswahr- nehiiimigen bringen kann. Cnmbcrland, ein netter junger Mann, kaum 30 Jabre alt, blond, mit frischen Gesichtsfarben und offenem Wesen, ist eine durchaus gentlemenlike Erscheinung und wird, nament lich da ihm der Humor nickt abgebl, auch beim zarteren Geschlecht viel Glück haben. Von Haus aus Journalist von aufgewecktem Wesen, durchschaute er gar bald die Betrügereien des Spiritismus, der in England mehr als anderwärts grassirte, lauschte ihm seine Kunststückchen ab und entlarvte eines der berücktigtslen Medien der Spiritisten, indem er, unter den Zuschauern sitzend» dein Medium aus einer kleinen Spritze einen Strahl Cockenillenfarbe in's Gesicht richtete, sodaß der entsetzte „Geist" wehklagend laut aufschrie. Als dasselbe Medium, Bastian, in Wien durch den Kronprinzen Rudolf und Erzherzog Johann mittelst der geheimen Falltbllre auf andere Weise entlarvt worden war, erschien Cumberland in Wien und führte dort vor der höchsten Aristokratie zum allgemeinen Entzücken offen vor Aller Augen die Kunststückchen der Spiritis -erans- nur» , , ststü. Hineinscklüpfen in einen wohlverbundencn und entversiegelten Sack und dergl.) vor. Aber, nun kam das Bedenkliche l Cumberland legte deS Weiteren nock Proben von einer Kunst ab, die er „Gedanken lesen" nannte und von der er behauptete, selbst nicht wissen ;»können, wie er zu dieser übernatürlichen Fertigkeit gekommen sei. Gar bald aber lösten die Männer der Wissenschaft in Wien auch dieses zweite Räthsel. So kam es, daß Air. Cnmbcrland in Dresden nun auch nicht inehr mit seinem Mysterium hinter dem Berge hielt, sondern seine Leistungen einfach erklärt — wie ? daS wird gar bald aus dem weiteren Berichte klar werden. Aber selbst des Zauber- des Ueber- stnnlickcn entkleidet, bietet das fälschlich sogenannte „Gedankenlesen" eine amüsante imd interessirende Unterhaltung ersten Ranges. Anch nach der Enthüllung des Geheimnisses kann Cumberland ganz ruhig sein, daß ihm Niemand sobald seine Demonstrationen nachmachl — denn eine solche Sinnenschärse läßt sich nur durch mühevollste lang- jäbrige Uebung erwerben. Dies vorauszeichickt, folge uns der Leser nach dem Speffesaal des Grand Union Hotels. Hier stellte sich am Freitag eine höchst illnstre Gesellschaft ein. Abgesehen von jenen Kavalieren, deren Anwesendes, sich ans dem Berichte sofort crgiebt. daß sie bei der Soiröe nniwirktcn, stellte sich der Obcrhosmarsckall «v. Könneritz der österreichische Gesandte Baron v. Herbarlb-Ratbeal. 1 sein Attache Gras Orcnligeanu nebst seiner reizenden Gattin, Geb. setzten meist unter den, gestrigen Niveau ein und zcgen erst - und viele Kavaliere, Offiziere,.Enalä»der und Journalisten ein. Für die n HokuSpokuS sorgten die klugen Augen e. der indes " " ' lmg vethciligl waren, vermochten dieselben dock nickt Stand hu erreichen. Diskonto- und Deutsche Bank schloffen ir t Pro», niedriger. Kaffabanke» ruhig und abgeschmackt. Deutsche Eisenbahnen setzten gegen gestern schwächer ein. schloffen aber viel fach mit Avancen. Oesteircichstche Babnen waren angcboten und schwach. Bergwerke ruhig und schwächer. Baugc cllickaften ange- boten, Brauereien schwächer» deutsche FrndS und freinde Renten nicht ganz fest, Russen belebt und niedriger. »«n,»»»»« ». ». V«lr,. »r-»„ <7,>,,. »»„>«»,», ««c«. U0-I» «er ««»>, «tNrrruue —. »o>ene»i« -. »«litt« Lx>- irrrnoaltniig jeder Art von -vornSporns wrg des Prof. Dr.. Fritz Schnitze, der indessen nicht nöthig hatte, mit de» Fackel der Diffonschas! in das Dunkel von Täuschungen hinahzu» leucktcn. Der Held deS Abends, Mr. Cumberland, stellte sich der vernehmen Gesellschaft mittelst einer englischen Ansprache vor» in ver er sreimüch'g erklärte: feine Leistungen belnbten aus Täuschungen, die man sich selbst vermache. Zum ersten Erpenmeut meldete sich
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