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Dresdner Nachrichten : 02.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188504029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18850402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18850402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-04
- Tag 1885-04-02
-
Monat
1885-04
-
Jahr
1885
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.04.1885
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»» don Evs'venselS. Polizeipiffsibent G zahlreichen Milalirdeni der beiden I Rath u A m. Die ..„ Wagner, den die Mann-seldt'iche Kapelle wie auch dir meni der Feslniusik mit bekannter Bravour zur AuSlührung brachte, leitete da» Fest ein Hieraus erhob sich Herr Oberbürgermeister Dr. Stiibel, »in zunächst mit kräftigen Worten desZivcckes des patrioti schen Festes zu gedenken, welches die gesamnite Nation unter regster Theilnalime ihres ehrwürdige» Oberhauptes heute feiert. Niemals iverde dieselbe vergessen, daß vor Men, auch der Weisheit und dem Willen des Kaisers und der opferfreudigen, vertrauensvollen Mit wirkung der deutschen Fürsten dir glückliche Wiederherstellung des Reiches zu danken ist. Sei» Hoch, in welches die Beilanmiluna be geistert rinslininite, galt dem deutschen Kaiser und dem König Albert. Die nun folgende Festrede des Herrn Conrcktor Pros. Dr. Kaimnel war ganz dazu nngethan, zündend und begeisternd aus das ausnrcrk- stime Auditouuiu zu wirren, sich ne aus historische Details einzu gehen und nur die leitenden staatSniitnniIchen Gesichtspunkte im Auge behaltend, führte der Herr Redner mit schneidiger Beredtiam- feit aus, was der Fürst gethan, daß er heute so allgemein und w herzlich geleiert iverde. Er zeigte, in welchem chaotischen Zu stande die Verhältnisse der dcutschcn Staaten sich belauden. als ViSiiiarck's starke Hand zuerst i» die Politik eingriss, und wie nun dieser »n Dienste seines Monarchen und der Ration alS berrrsenes Werkzeug eine tiesberrchtigte Fordcruria seines Bvlkrs zur Geltung und eine wirrenrciche Geschichte zum Abschluß gebracht; Wiehes ihm gelungen, die konservativen Kräne zuerst des preußischen Staates und daun ganz Deutschlands kur die Durrhsiihruug des nationalen Gedankens zu gewinnen, wie er es mit seiner diplomatischen Kunst verstanden, Deutschland die Früchte seiner Siege im französischen Kriege ernten z» lassen und wie er dann als nationaler deutscher Staatsmann der Hort des europäischen Friedens geworden; wie er Destencicli z» Deutschland hinübergezocreu. wie er das grollende Frankreich nirdergehalten Hot. bis er schließlich das stolze Wort anssprechen kvnute, er sähe nichts als Freunde ringsum; wie er das stolze England gezwungen, sich dem Vorgehen der Kontinentalmächte in der K.'lonialpolitik zu lügen, wie er es dann erreicht, daß Dent'chland in die Reihe der Kolonialpolitik treibenden Mächte ge treten und wie er gleichzeitig in die Lösung der sozialpolitischen Frage erfolgreich ei »gegriffen, indem er dem drohenden Gespenst der Revolution die Sozialresomi entgegriiwarf. Daß der deutsche Reichs kanzler ein großer Man» ist, schloß der Herr Redner, leugnet Niemand mehr, nicht einmal die Feinde, denn sie bewundern ihn. Doch sie verstehen ihn nicht ganz. Das kann nur cm Deutscher, denn er ist »i jedem Zoll ein Deutscher, von echtem invnarchiichen Sinn. ein u uer Diener seines Kaisers, voll Pflichttreue und Aiisvpseriings- s. higkeit, von kühner Offenheit, durchschlagender Dhatkrast, von eiser ne::, Wille», doch auch voll Wanne des Gefühls. von nüchterne»! Vcnlnnd und von einer Veredtsamkeit, naturwüchsig und kunstlos, doch einzig in treffenden Bildern und der Macht zwmgender Be mme. Das Alles hat er in den Dienst des Vaterlandes gestellt. Doch die Zeit wird kommen, wo se»i scharfer Blick, sein eiserner Wille und sei» warnieS Herz die Geiclncke Dcutichlands nicht nielir leiicn, wo das Ange Kauer Wilhelni's nicht mehr wacht, wo alle Fnrsle» und Helden, die das neue Reich mit geschaffen, nicht mehr und. Dann ersl wird es klar werden, wie gewaltig die gegenwärtige Z.it gewesen, die große Zeit, in der ein großes Volk sich wiedrrge- fnndcn. Wohl inis! wenn »ns schon jrpt klar, welche Pflicht die große Zeit uns aiiterlent! Wir habe» zu sorgen, daß jener Held n chl mnionsl gelebt. Rur wenn wir scsl entschlossen sind, zu bc- banvten, was er ge'ck affen, und weiter zu bauen, dann erst haben wir, ihn zu bewundern, das einzige Recht! Stürmischer, minuten lang »»hallender Bestall folgte der zündende» Rede Das kräftige Bie-niarcklied Paul Henie's, von dem Dirigenten der Dresdner Hiedcr- rstel, Rcinhvld Becker, siir Orchester »nd Männergesang trerflich in Musik ge'esik, sililoß sich, vvrgetragcn von dem genannten Bemme, der vorangegangenen Rede würdig an. Auch die übrigen Gesangs Vorträge der Mieder;a>el" machten dem allen Riffe derielben Ehre, nur einmal, just bei dem alten Zöllner ichen Liede „Wo niöchl' ich 'cm?" da wollen iogar unmusikalische Geister vernommen haben, daß die Herren nicht recht wußleii. „wo sic waren" und es dauerte einige Zen. ehe sie sich zurecht ge'nndc» Hallen. Der erste eriiikspciich, von Herr» Rechtsanwalt Mehner! in schwungvollen Bericn ausgebrarht. galt dem deutichcn Vaterland, der zweite, von Herrn Sclmlrath Heger in dem krä'ligen alcäi'chen Versmaß, cben- ialis rrei ge>v>oehcii. dem deutschen Heere, der dritte unseren großen Dichtern »nd Denkern als Provhele» der Freiheit. Herr Pros. Friß Tclmlhc Halle dielen Trinkwruch übernommen gehalst, halte jedoch noch mi legten Augenblicke wegen Erkrankung ablagen müssen. Mit dankenswerther BereilwiUigfeil war Herr Tr. Häbler in die Lücke eingeivriliigen und riß in gebundener bcgei'terler Rede da-s Auditorium zu lebhaftem Beiiall hm. Slürmiieher tüpplans lohnte auch den von geistvollen Pointen, trapvirenden Worlivielen und köstlichstem Humor gewürzten Drinkiornch des Herrn Rechtsanwalt Tr. Pvgsch, der die geistige Ehe des Fürste» Dismglck not der Mutter Germa nia schilderte und schließlich ein Hoch den deutschen Frauen ans- brachkc. Der leiste Drinkipruch des Herrn Rcedizinalrath Tr. Reimer galt der deutschen Fugend. Recht zahlreich war die akademische Fugend bei dem Feile vertreten und in schwungvolle», Begeisterung athmendcn Venen brachte Herr sind. >nr. Svilzner dem dcnlschen Kanzler die Huldigung denelbcn dar, woraus die anwesenden Stu denten einen donnernden Salamander ans den Kanzler rieben Als de. Zeiger die Mittcrnachtsslnnde wies, ertdnten 12 mächtige Glockcn- cblage in die Stille des Saales hinein und begeistert stimmte die Versammlung ein in ein von Herrn Banmcitlcr Kassier ausgc- '»achtcs Hoch am den Jnhclkanzler, woraus der Gesang des von Hern, A. Pseilichmidt gedichketen Festliedes die oifrzielle von höchster patriotischer Begeisterung durchweukc Feier schloß. Ans dem wei teren Vcrlam des Festes sei noch hcrvorgedoben, daß Herr Dr. Maaß der deutschen Treue begeisterte Worte weihte und Herr Tr. nied Ealcs ein hnmoristi'chcs Gedicht „Bismarck und der dentsch- 'ranzvsiiche Krieg" zum Bortrag brachte. Letzteres ist bereits von den hiesigen Buchhandlungen zu beziehen. — Ter F l a g a e n i ch m u ck in unserer Stadt am hohen Ehrentage unicres Reichskanzlers war nur ei» vereinzelter. Das Bismarcr-Wetlcr war sicher nicht schuld daran, wohl aber der Uin- "and. daß bei manchem Bewohner der Umzug dazwischen kam, bei anderen eine gewisse Beancmlichkeit vvrhcrstchtc, das Fähnlein Sn einem nicht gewohnten Tage hrrvvrznziehc;!, bei noch andere» der Gedanke obsiegte „der Nachbar thnt's nicht, da brauchst Du's auch S eben bis zun, 23. April," ohne daß darunter die vor dem Herrn Reichskanzler im Geringsten ge- auSgebrachln, stürmisch tntontkte dt, Kapell« dogNBert »o» d«« Hmrah »uf selben so arsticgen. da! DieLamMuth trifft,u hochverehrte» Stmningast.'Himn'tzttlKor wie schonen,itgecheilt" ^ üctem gesandte» Telegramm zu« Barttag Alles vertreten! Sogar sich die Socds an« »alte» Kehlen ans den »1 den. jetzt schmähen. Nach dem »», Hem, Zschrng, aulgrnommen«, Hoch auf de« Fubilar die »Wacht a« Sirrin'' «nd sehr bttr nicht nur dtt Gäste, sondern auch da« Restaurant voittrte Publikum mit »in. .Mit in Chemnitz weilenden Karl, gelangte »in oon di und iobann vereinigten gettiertn, Autor der poetischen Gaben, den Vortragenden, der sich aui dem von tbm betretenen Wege brr Kunst da« günstigste Progno« slikon stellte, und aus den so trefflich bewährten Arrangeur der prächtigen Frier. Hrrrn Zscheuge u. t. w. Im Verlaufe der Fest lichkeit gelaimte auch ein Glückwunsch-Telegramm an den Reich«- kanzlcr znn> Vortrag und zur Abirndung und bereit» Tag« vorher batik Herr Zlwerme. begleitet von einem patriotischen schreiben, den aus Pergament geknickten Prolog lammt den übrigen voetiichen Gaben, in einen prächtigen Plüsch-Carton gehüllt, nach Berlin adgeden taffen. — Nicht weniger al» 174 Armen de» -1. und 25. Bezirk« — Friedrichsladt — wurde am gestrigen Iubettagr dr« Reick»- kanzlrrs nnverniuthet dir Freude «u Tdril, geiveist zu werden, und aus Wunsch der vom besten Danke besrriten Bewirtkrten 'aiidtcn die betreffenden Obmänner ein in herzliche Worte der Vrr- edrnng gekleidetes Glückwunschtelrgra, m an den Fünten ad. — In Wien ist dir Grinaulin de» Fürsten Alexander von Schönbiirg-Hartenftein, Fürstin Karo.in« Iolrstne von Sckön b n rg - H o r te n st r i n ged. Prinzessin »an Liechtenstein. K. K. Lternkreuzorvcn«- und Palastdame I. M. der Kaiserin von Oester reich. am 28. März Abends nach kurzen, aber schweren Leiden im Silier von 49 Fahren veisckiedrn. — Zmn ebrenden Andenken an den in Fontainebleau abgeschie denen russischen Botschafter am deutschen Hose zu Berlin. Fürsten Orlow. fand gestern Mittag im Anschluß an die Fastenmeste in der hiesigrn kaiserlich russischen Gesandtichast-kirche ein Trauer go ttevv len st statt, weichem der Gesandte, Herr Baron von Mengden. beiwohnte. — Die mehrfach erwähnt, ist mit Ende vorigen Monat« der neueste Ehrenbürger unserer Stadt, Generalsiaat«anwait Wirkt. Geh Ralb Dr. v. Schwarze, E^z . au« dem Staatsdienste ge schieden. Ein Mann der Theorie wie der Proris, gleichincictitig in Sännt und Wort, von cincr Schnelligkeit der Aussaffung, Eleganz und Kürze deS Aeisdruckcs, ein Mann endlich von rimsassendei» juristi schem Wissen, wie oon einer seltrnrn HrrzrnSgllte und Milde, lnrt Dr. v. Schwarze seine glanzenden Geisli'sgnben allezeit verwertlirt in rastlosem Streben und eisernem Fleißc znmBeslen nicht blos »nicrcS engeren, sondern a»ä> des großen deutschcn Vaterlandes. Unzivriselhast liinlcrläßt derselbe eine enwsindliche Lücke rriit.r den Männern de« Rechts und des Geictzes und schwer nur finden sich seine Berns«- genossen, Mirarbeiter und Untergebenen in den schmerzlichen Ver lust. Hiernach erklärt sich die allseitigr Tbrilnahme an dem be deutsamen Voigaiige »nd vaö Besireien. dem Scheidende» Beweije der Beiehrung und Dankbarkeit zu geben. Schon am Vorabend er schienen die Herren Polizei - P:Siibe»r Schwauß, RrgierunaSralh Or. Hansmann »nd Kriminal-Polizei-Koaimiffar Paul zur Verab schiedung Nicht minder tralen von hier und auSwärt« zahlreiche Dank- und Anerkennungsschreiben ein. während — abgesehen von der städtischen Deputation, dir daS Ehrrnbürgerdivlom überreichte — vom Einpiange größerer Deputationen au« Schonung für den leidenden Zustand Excellenz von Scbwarze'S abgesehen werben musste. Gestern Htormitlag verabschiedete sich von ihrem um sie ganz beiondcrS hochverdienten Ehst die StaatSanwal schalt, ver trclcn durch Oberstaatsanwalt Rciche-Eiiei,stuck als zeilheriger Stell vertreter. und durch die Senioren Oberstaatsanwälte Roßtäuscher (Diröden). Hoffmann (Leipzig) und Petri (Bautzen) — die Herren sind mit 0r. v. Schwarze am l. Oktober 1856 gleichzeitig in den Verband der Ltaolsanwaltichasl eingelreten — unter Ueberreichung rincS kunstvoll gearbeiteten Lelinstunls. Ebenso bezeugt» die An- waltslammer, verlretcn durch die Fusiizräthe Or. Sämffratb und Kohffchü»er. Hosra'h Damm und RcchtSanwoll Wols 1., ihre be sondere Hochachtung und Verehrung dein Manne, der wohl der aintlichen. nicht aber, wie wir zuversichtlich hoffen und wünschen, auch brr ihm allezeit erfrischenden wisienschastlichen Lliätigkeit ver loren gebt. Beförderung; ^ n8ektab"?^lMell!,n^Wa» ßrlSbändrr sür^MMM^^ vertage des VersasierS" aus Grund oon issi N und 12 des Reich« ge etzcS gegen die gemeingesährlichen Bcsirebungen der Socirrldemo- lratic verboten. Morgen, am Charsreitag. eröffnet die FriedenSburg bei Kötzlckenbroba auss Neue ihre gastlichen Hallen. — Die Frau. dir. wie gemeldet, vorgrstcrn au« einer Woh nung am Nenstädtcr Markt herabspringen zu wollen schien, ist. wie sich ergeben, nicht geisteskrank, sondern betrunken gewesen. Selbige ist mil ReinigungSarheit bcschäitigl gewesen und in Abwesenheit der betr Hrrrichalt über eine Runrslaschc gcralhen. — Fm Asyl für obdachlose Männer wurden im Mo nat März 125'ausgenommen und 388 gebadet; davon für Rechnung des SlavtarmenamIeS 3>7 ausgenommen und >28 gelodet. Fn der chneider- und Lchubniacher-Wcrlslätle haben vom 3. bi« 31. März 329 Nkann gearbeitet und sich 220 Paar Hosen. 135 Röcke, sowie 170 Paar Stiesel auSgebenert. Von Herrn M Rost, Löbauer- straße 21, empfing daS Aiiil wieder dankend 18 Paar Hosenträger zur Verkeilung an Bedürftige. — Gestern Vonnittag stürzte aus der Marienstraße ein ganz voll geladener Umzugswagen bei einer Biegung vollständig um. Die straff angczogenc» Leinen hielten Hab und Gut des Auszüglers zusammen und in wenige» Minuten war der Wagen, ohne mit seinem Inhalte irgendwo beschädigt zu sein, unter Assistenz von 14 Männern und 2 Frauen wieder aus den Rädern. Fortsetzung des tokaleu Ttt^le« Sette ». nicht, Fhr große Achtung litte» hätte! — Zu einer imposanten patriotischen Kundgebung sür den Reichskanzler Fürst v PiSmarck gesiallrle sich auch die Feier der deutschen Reform-Partei in Meinlwld'S Sälen und er- zielle dieselbe ihren Glanzvnntt mit der zündenden Festrede des Herrn Schriilstellers Emil Bobine. Der begeistert antgenommcne Vertrag ichloß mit einem dreifachen Hoch aus den bochgeleierten Staalömnan, der durch klaren Geist, Vertrauen aus seine Krast und treue Liebe ru König und Volk zu seiner einzig dasicbenden Größe gelangt sei. Nächstdcm mnrde ein Glückwumcd-Telegramm abgesrnvel und die von dem in Berlin weilenden Reichstagsabge ordneten Baumeister Hartwig eingegangene Bearüßnncisdeveiche unter großem Bestall zum Beitrag gebracht. Bei ten Vorträgen aut tliiistlerischem Gebiete exeellirlen Fräulein Marlba Bür. die -Herren Berla, Eoncertsänger Wriedt und Wallrath und ganz be sonders entzückten ferner Frl. Lina Bendel und Frl. v. LindcnsclS. Die Eoncerlmusit sübrte präeis die Kapelle des GardcreiteiicgimenlS »nler ihrem Stabstrompcler Franz aus und ein jubclno auige- nonimrneS Hoch aus Deutschland, den Kaiser und den Reichskanzler beschloß den iciiönen Abend. — Der Militär-Verein „Sächsische Grenadiere" ver band vorgestern Abend mit seiner .Hauvtvcriammlung in Hclbig's Etabtiffcment zur Feier de» Tage« einen solennen Kommcr«. der bei Anbruch de« Geburtstages des ReichStanzlcrsLdegani, und durch einen mit blgeislcrlcn Hurrabs aus den großen Staatsmann been deten kriegkn'chcn Ehienlattimaiider belebt wurde. Auch sandte der Verein ein Glückwunsch-Telegramm ad. — Die Bismarck > Fubesteier in Zsch enge'« Restaurant ge staltete sich in ibrcm Brennvnnkte zu einem AkluS, der allen Therl- nebmern unvergeßlich bleiben wird. Nachdem der allgemeine Gelang eines trefflichen Liedes, begleitet von den Klängen der Gärtner'schcn Kapelle beendet war. trug Herr Waltbcr. rin Schüler deS Herrn Olcrreaiffeur MarckS, einen sorrnenschönen und vom Feuer patrio tischer Begeisterung durcdglühtrn Prolog, der ebenso »>e das vorer wähnte Lied von Herrn Georg Frrgang versaßt worden ist. mit einer Präcision und Wärme vor. die hinreißend wirkte und sodann betrat Fiäul Zscheuge, im prächtigen Gewand« der Germania da« Podium, um nach dem Vortrag, ein^ vorzüglichen Gedichte« die von Blattpflanzen und Blumen umrahmt« kolloffalbüste de« größten Staat»«««»»« unsere« 2 atu hundert» »tt «tue« Lorbeerttanzr zu razrsfteschtchte. Deutsrttetz Reich. Nachdem dir Arieger-Verein« von Berlin und Umgegend am Dienstag Nachmittag b-m Reichskanzler Fürsten Blsiiiarck einen großen Frftzug gebracht, hielt der Vorstand, Herr Guss. Müller «ine Ansprache, deren Schluß lautete: „Dir Krieger-Vereine sind gekommen, um Zcugniß davon adzulegen, daß der Gei» brr Armer noch sortlebt in den alten Kriegern einer großen Zeit. Lastet uns die Fahnen neigen und rinstimmen in den R»s: Der Kanzler dr« deutschen Reiche«. Fürst BiSmarck. Er lebe hock!" Endlos pflanzie sich der Rus fort, dann erklang au« Tausen den von Kehlen dir Wacht am Rhein. Sichtlich vewegt nahm hieraus der Reichskanzler daS Wort: „Meine Herren und Kameraden! Ich danke Ihnen h.rzlich für die Ebre. di« S>« mir erweise». Un« verbindet da- Band gemeinsanier Arbeit und des Dtenfte» für König und Vaterland. Sie sind gekommen, um mir den Dank für den Rath ouszusprrcken, mu dem ich unserem AUrrgnädtgstrn Kaiser ge dient habe. Sir. meine Herren, aber und dir Armee sind die Tbat. Obnc dir Tbat wäre der Rath nichtig gewesen, beide- mußte Zu sammenwirken, die Tbat gebt sogar über den Ratb, denn sie fällt bedenklich schwerer ins Gewicht, linier AUergnädigster Koster an de, Spitze und die Armee babrn daS böchste Verdienst um dir Tbat. Mein Verdienst ist. >5 Jahre lang der Welt den Frieden erbaltcn zu haben und das wäre nicht möglich gewesen, wenn die Welt nicht gewußt, welche Armee unser AUergnädigster Kaiser btnter sich lntt- Lie. meine Herren Repräsentanten der Armee tm Frieden, stimmen Sie mit mir rin in den Ruf; Seine Majestät unter AUergnädigster Kaiser, sowie daS ganze Heer, sie leben Hoch! Hoch! und nochmal- Hoch!" Der Kanzler entblöß'« sein Haupt rlmuichtSvo» und ein lautes, dreimaliges Hurrab entströmte seinem Munde, weiche« sich alsbald schier endlos toriwälzte. zu Ehren de- Reichskanzlers oster, der säst ununterbrochen Berlin. Der gestrige Fn war znglcich eine Ovation sur den am Fenster stand und von den vornberzichenden Zchntoiffend stür misch begrüßt wurde. E» wurde beobachtet, daß der greise Monarch wiederholt Freuden throne» trocknete. Auch am Kronprinzenpalai« wurben Ovationen gebracht, ober — der Kronprinz war aus die Jagd gegangen. So lange der Zug am Reichstnnzlerpalais vorübcr- zog, nahmen die Hurra Hs und Hochs kein Ende. Etwa anderthalb Stunden wahrte der Zng und der Kanzler hielt mit den Seinen an einem Fenster des d, rrkt an der Straß« liegenden linken Flügel» des Palais bis zum Schluffe au», wie dicht und erstickend auch der Dampi der Prchiackein — 7000 Pechiackeln l — cmporstiea. Die srcndiae Betvegung war ibm anjuiehe». Er dankt« ununtcrbrochen. Viel Vergnügen machte ihm die originelle Begrüßung der Kameiun- anipp« lEiiung deS König» Bell); er lachte herzlich darüber. Ein Ehargirter der Kunstakadrmiker reichte vom Plerd au» aus der Learnipitz, «neu Lordeerkrau« iu« Fettster de» Fürste» hinaus. dr, Fürstin BiSmarck erguss denselben und legte ihn über di« Helm- spitze ihre» Huldig»»^ die stttt>usche> au» Dresden hat eine» Glückwunsch in Runm^hnft gcjchicü. selben zu entziffern, hat sich der ReichOkanzl« für seine Musestunde» Vorbehalten. Uebe» den Fackelzug zu Ehren BiSmarck'« enthält dtt Rat.- Ztg. einen ausführlichen Bericht, dem wir Folgende« entnehmen: Dem Fackelzuge voran rltt »tt »nvurchdrechliche Reib« der berit tene» Sckutz'eute. unbrwegllch wir dtt steinernen Gäste Dann »in Herold mit lech» Fantarenbläsern und zivei PautenscklSgern tn alt deutscher Tracht, in vierspännigen Gala-Equlpagen dtt Herren vom Sentralcomits und hinter ihnen etwa lül) Länger, dtt am Art»»« ktznzlerpala!« adichwenkten und in den DoNios cinrücklcn Dann kamen die Stubentc» Sie haben sich unzweiselkatt iedr angestrengt, dtt Herren Mulen,ötznr. di» znm großen TheU von w«lt hrr- gekommen waren und alte Universitäten vertraten, mit Ausnahme von Göttingen. da» seinem alten Korp«stud«ntrn BiSmarck wohl eine ganz besondere Eine zugedacht hat. Etwa achthundert desanden sich im Zuge und wer sie btnzttken s»h »um Sammelplatz«, der mag nach dem großen Wich«, in den sie sich geworlrn, wohl «inen überaus imposanten Gesamniteindruck erwartet baden. Aber dtt Wirkung litt doch unter dem Zu - Viel. Man batte sich keinen der vierspännigen Wagen schenken wollen, batte wohl zu wenig an dtt Beleuchtung gedacht, kurzum i» der Dunkelheit, ln welche sich der Studrntrnzug nrößtentbetl« hüllte, sah man zwar lange Reiben zweispänniger Wagen. zu zweien neben einander fahren, aber ob Studenten, Damen oder überhaupt Jemand darin saß. das war oon den Fenstern Unter den Linden au« um so weniger zu e^ kennen, als sich nach und nach der Oualm von dm Fackeln doch über dem ganzen Zng lagerte. Diese Bemerkung trifft auch aus die sechs kostüniirten Cavallerie-MusikcorvS im Zuge zu. Gerade sie. sür die ein bedeutender KostenausivanV geniacht und welch« in ihrer Trackst die hervorragendsten Perioden preußischer und deutscher Geichichle rrpräs, „tuten, wa.en in schwarze Rocht gehüllt, >o daß auch nicht daS Geringste von ihnen zu tel'en war. Desto glänzender war der Auszug der Kunstakadrmiker Daö war in der Tbat eine künstlerische Tbat. Alle« wie an- einem Gusse. Wie in ein Licütmrrr getaucht erschien die hinreißend schöne Apotheose der Einigung Deutschlands Acht Pierd« vermocbien tamn die wunderbare Gruppe sertzubringm. Den Bug deö RieienschiffeS bildete ein gewaltiger Löwe. Vor dem Baldachin, unter den ein wunderbare- Weib. Germania, sich unter den Schutz eines die Flügel ansbreitrnbe» Adler- gestellt Halle, gruvpiite» sich dir V'iksstämme Deutschlands, reoräsentiit dmch leine Krieger und die Verirrter der Künste de« Frieden«. Arminiue zeigte sich im Bärenfell und dein trotzige», beschwingten Helm, ein mächtiges Büste!vorn an vcr Seite. ReprZsentffte das Phanlaslc- schiss die Marine, so kam dir Armee durch den unmittelbar darauf solgendrn Martetenderwagrn zu ihrem Rechte. Ein lustig Kriegs volk hatte aus ibin Platz genommen, bäurische und preutziicbe Sol daten im Vordergrund, eins i» ihrer Liebe zum Vaterland« und gleich groz in ihrem urdeutschen Duiftc. Und da,in blieb auch der b ave Bursche nicht zurück, der mit Verleugnung seine« Geschlechtes sich in Weiderröcke geneckt, aber inil einer Mannerteble trank und trank. Hieraus zog eine Gruppe. Kamerun darstellend, vorüber. Vom Zoologischen Garten waren zwei Kameele und rin Steinescl geliehen. King Bell selbst mit dem Sttuwwelkops und dem trtt« glänzenden Gencbt hockte aus einem dieser Wüstenschiffe und hinter ihm eine« seiner vielen Weiber, deren zudringliche Zärtlichkeit der brutale Afrikaner mit Stößen beantwortete. Und nun dieses Durcheinander oon Nubiern, Kaffem, Negern. Zulu«. An dtt Künstler schlossen sich dann die Ruderer und Segler, in der Gesummtzabl von etwa« mehr als hundert Mann. Als wasirrsportliche« Emblem trugen Ruderer und Segler ein Nu» der Aus die Kunst folgte vir Politik, d. b. die verschiedenen kon servativen Wahlkreise Berlins. Ihnen voraus ritt da« Musikkorps des l Gardc'-Feld-Artillerie-Rcgiments in Kostümen auS dem 30jährigen Kriege Es war dies eine stattliche Schaar. Hieian schlotz sich eine zweispännige Chaise, in deren Fond Eoiniteemit- glieder Platz »ande». Protest»- Wagner, der bei den letzten Wah len ausgestellt gewesene Kandidat, hesand sich darunter. Man iah es dem Herrn Pro'cisor an. wie befriedigt er oon dem ganzen Ar rangement war. zumal gerade der erste WablkreiS. also seine Do mäne, die relativ stärkste Bctbciligung ausivie«. Zwischen dem l- und 2. Wahlkreis waren noch einzelne Bürgervrreine ringejchoben worden. Ein in Kostüme aus der Zeit Friedrich des Großen ge- kieideteS Musikkorps vermittelte den Anschluß an die Wählrncbast des 6. Berliner Wahlkreise-. In dieser (Kruppe befanden sich außer verschiedenen BUrzervcreinen auch die Christlich-Sozialen mit einer Deputation von zwölf Mann. Sie waren die einzigen Theiliiclnner im Zuge, die von dem Ziiichaucipudlikuin nii» sehr gemischte'! Ge fühlen begrüßt wurden. Hier wurden sie von Gesinnungsgenosten stürmisch begrüßt - sogar mlt Händeklatschen —. dort wieder höhnte man sie »nd begleitete sie mit Zischen. Nun endlich e>langten die Innungen ihre» vielumstrittenen Platz. Etwa 700 Mann reoräsen- tirtcn duS zü»st>erisch gesinnte Berliner Handwerk. Aul die 35 Grup» peir kamen Deputationen von sinn bis gegen achtzig Mann. Alle führten die Fabnen ihrer Gewerke mit sich, einige auch die Embleme, darunter die Kupferschmiede den berühmten, hellglänzenden Ptrrde- kops, die Aoldichnrred« allerhand Trinkzeug, wie goldene Humpen aus lauterem Edelmetall und vornehmlich brr Glaser. Die Letzteren führten eine GlaSgrott« mit sich, die den Glanzpunkt in der Ab- tbeilung der Innungen bildete. Die Grotte batte eine Ausdehnung von drei Metrm Länge, einem Meter Höbe und einem Meter Breite. Reckt« betau» sich >n buntem, blrigesaßtem Glase das Portrait Bismarck s, umralimt von den gräflichen und fürstlichen Wappen der Familie und darüber der Wahlipruch deS Reichskanzlers: ,.lu tririitutv robur." Die andere Seite zeigte den preußische» Adler und die Inschrift: „Gott erhalte den Einiger Deutschlands." Die ältesten Leute befanden sich unter den Kürschnern. Sie trugen statt der sonst üblichen seidenen Schürzen solche von Hermelin. Der dritte, vierte, sünste und sechste Wahlkreis bildeten den Beschluß der Berliner polilijchen Adtheilung. Der sünste Wahlkreis lübrte an der Loitze einen reich drkorirten sechsspännigen Lvagen. der hauptsächlich mit Rücksicht aus Vorführung alter Krieger-Uniformen konivonirt war. H-nter dein lünilen Wahlkreise folgten einige Vertreter au- der Umgegend Berlin« mit vielen Tral Soarcnten. Hinter dem irchsten Wahlkreise morschirten dann etwa 400 Maschinen bauer auS drei oder oirr Fabriken und den Schluß bildete der in der Tbat sich dem Anfang würdig anreihend« Auszug der Schering- schrn chemischen Fabrik. Licht und Glanz und Helligkeit verbreitete er weit um sich her. D>« Angestellten und Arbeiter der Firma trugen Magnesiumsackeln. welche durch den bedeutenden Lichteffect, den dieselben erzielte», einzig in ihrer Art dasirlren. Ungefähr lange Zinkrölirrn warn» mit te mehreren Kilo dengalitchen Feuer« arrgesüllt, welche« stark mit Magnesium versetzt ist. Da« durch diese Komposition bergestrllte Gemenge batte eine überaus große Leuchtkraft. Dieter letzte Tbeil de- Zuge« ging wieder unterwegs verloren. An brr Lripzigersiraße wurde er von dem alle Schranken durchbrechenden Volke abgeschnitten. Wo und wann er wieder aus- gelaucht ist. wisse» wir nicht — Imtronprinzltchrn Palat« herrschte, alS brr Zug unter den Klängen de« Hodensricdbeigrr Marsche« vorübrrpassirte, last völlige Dunkelheit; nur einige Par» trrrrscnstrr waren niatt erleuchtet, hinter ihnen standen einige Gruppen von Damen und Hr»rr,i, in denen wir die kronvrinzlichen Kinder, auch Prinz Wilhelm i» MajorSunisolin zu beinrrtrn glaubten. Der Kronpi inz selbst war aut die Jagd gegangen. Dir übrigen Feilster waren unertclichtet. Ander« sah es am kaiserlichen PalaiS aus, wo dir neben drm historischen Eckfenster gelegenen Fenster hell erleuchtet wairn. Am zweiten Fenster lullte der Kaiser in Inlerimt»iiisorm seinen Platz cenouimen, hinter ihm saß. im Rollstuhl, die Kaiserin. Dir Sänger «ntonirten, al« sie sich drm Palais näherten, da« „Heil Dir im Siegrrtranz". bald darauf aber wurde der Gesang von immer lauter werdenden Hochruten übertönt, die Musik bliesTusch, und dtt Begeisterung der Fesitbeilnedmer tdeilte sich bald auch da großen Menge mit, denn plötzlich ertönte» die Hochrufe aus der ganzen, kaum übersehbaren Linie. Der Kaiser dankte durch fortge setzte» Neigen de« Kopse« oder durch eine grüßende Handbrweaung uno nahm in stehender Stellung den ganzen Zug in Augenschein. Auch dir Kaiserin drhielt während der aanzrn Zeit ihre» Platz inn« und verneigt« sich gleichsatt« einige Male, wenn Vit Hochrufe tn voller veg.iücriiiig zu den Fenstern de« Palai« hinautdrange«. Al« dtt Abtbeilung de» ersten Wahlkreise« da« englische Botschaft«. Hotel »aistrtt. wurde anscheinend au« Begeisterung, eine Fackel doch emporgeworsen, die. anstatt ,o« der Menne ausaetanaen zu werben, tn ein Aenstrr de« Lauttrrain« de« rngttichen Botichast-Koicl» stet un» besten Lcheiben tntrümmeit«. E« war ein kleiner Schreckschuß für «tttt-e Umstehende, der «ck« dat» vergessen wurd». Etwaig» Fol«««
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