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Dies«« Blatt wird de« Leiern von Dresden und Umgebung am Lage vorher bereit« als Abend - Ausgabe !,!- ..2t. während e» die Post-Abonncntcn au, Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugzgedllbn i» Nxt renwi^L«, « »„»»»«'tULchrLl N »»druck aller»riüet». Oriatyal- Kitteilwi»« nur unl deutlicher t.u«Ueirai,«»be «.Dreld RaiLr) ,»«««,.. Wdw>,Ilche v°nvr,r< anivfut» dsKrn ^nbelücmuu^ff: anivruckie »Lill»ll «n««n uuveriandle viPiulkrlvte «ich» «uidrwadn. ^ l«iramm »dr«lte: »«chrich»«» »r,«v «eie, «» Vertag von Atepsrh L Ueitftardt. Anreizen-tack. ilmiakme von Sntündiaunaen dis nackimuiagK a Ukr. Ton» und Keierlaiis nur Marienliratzc « von II bis ' ,1 UI,r Die rwattiaeiÄrund »eile (ca s Tilden» so Pi» An kitnd>»u»»e» aul der Brivaiieiic Zeile rs Di» : die riva»>,eZeile al» .«Lm- aeiandi' oder aul lerlicilc so Pf» tzn Nummem nach Lonn< und geier lasen >. de« rivallige wrundMen so. «o de» so und «o Pl, nach de londerem Tarif. Audwäriiae Au> träae nur aeaen ikorauSbczabiuna. vcleadlälter werden mil ioP>a berechne«. Fernlvreüianlchlnk: «m» I Str. U und Rr. LOS«. lülvlläv L ILudried « vsnllgereliStt ^ VLi8SLdLU88lrL88v 27. «r.I7. S,Wl: Neueste Drahtberichie. tzosnochrichtr». Katliolisierende Einstüssc, Hauptgeschworene. »Sappbo". Veriinei Leben. Lollnilbcnd, 17. Januar i;j03. Neueste Drahtmeldungen vom 16. Januar. Berlin. sPriv.-Trl) Innerhalb der konservativen Fraktion deS Reichstags hat die Auseinandersetzung über die Vollung deS Vorstands des Bundes der Landwirre bis jetzt fori- gedauert. Vom eigentlichen BundeSprösidium gehört nur Frei herr v. Wongenheim der konservativen Fraktion an. Jmo.ge der scharfen Erklärung Wangenhelms war schon von einem AuS- ichciocn desselben auS oer Fraktion die Rede. In einer heute ob- gehastencn Fraktionssitzung ist aber eine Einigung, wie verlautet, berdeweführt worden. Freiherr v. Wangenbein, soll eure versöhn liche Auslegung für seine scharfe Erklärung über die Haltung eines Teils der Konservativen in der Zollsraac gegeben daoea. Sommerfeld sLausttzi. Die Ehefrau des Sattlers Musch und eine zwanzigjährig« Tochter wurden gestern tot ausgesunden. Ter Tod ist nach ärztl chem Gutachten infolge Vergiftung durch i^enus, verdorbener Wurst eingctreten. Eine vieriährigc Tochter ist spater'ebenfalls infolge Vergiftung gestorben, während nne sechsjährige Tochter und der Ehemann schwer erkrankt sind, jcdock mit dem Leben davon zu kommen scheinen. Wilhelmshaven. Hier wurde ein in aktiver Dienst stellung verlvendeter Korvetten-Kavitän z. D. ver kästet, weil sich in seinen Dienstsachen Unregelmäßigkeiten hcrausgestellt haben. Beuthen. Ter Ausstand in der Florentinen-Grube ist beendet. Wien. Abgeordnetenhaus. Ter Verlauf der Sitzung während der Nachtstunden war solaender: Ebok spricht bis ll Ilbr 30 Minuten. Um diese Zeit erscheinen die Abgeordneten der Linken säst vollständig im Saale, auch die Zentrumsbänke füllen sich. Nach dem Schlußworte des Abgeordneten dtubr wird der Drinalichkeitsantrag oetr. die Altersversicherung ab- aelehnt. Das Haus verhandelt sodann den Dringlichkeitsantraa des Abg. Präs« bctr. den Notstandstaris für Kunstdünger und Futtermittel. Ter tschechische Agrarier Praick holt «ne -wci- emhulbskündige, stellenweise kaum hörbare Rede in tschechischer spräche, die hier und da von den Abgeordneten der Linken mit Zwischenrufen begleitet wird, woraus die Tschechischradikalen mit Gegentufcn erwidern. Nach Beendigung der Rede um 6 Uhr 'rüh und nach einer kurzen Erklärung des deutschen Abgeordneten Priniavest, der die Ablehnung fordert, wird die Debatte geschlossen. Ti« deutschen Generalreoner Derschata und Hinterhuber verzichten auf das Schlußwort. Bei der Abstimmung wird die Dringlich keit abgelehnt. Der President unterbricht sodoun um 6 Uhr 15 Minuten früh die Sitzung bis vormittag 10 Uhr. — Um W>, Uhr wird bie Sitzung vom Vizepräsidenten Kaiser wieder mifaenommcn. Die Abgeordneten sind sehr zahlreich anwesend. Unter allgemeiner Aufmerksamkeit deS HauseS ergreift der Mi nisterpräsident Tr. v. Köroer das Wort zur Erläuterung deS zwischen Oesterreich und Ungarn abgeschlossenen Ausgleichs, des Zolltarifs und anderer Vereinbarungen. . London. Dem „Reuterschcn Bureau" wird,aus Obbia an der Somaliküste vom 9. d. gemeldet: Ter Befehlshaber . der Svmaliland-Expedition, General Wenning, ist hier emae- Irofsen. Man nimmt an. daß der vereinigte Einfluß des Generals und des italienischen Vertreters eine, Aenderung in der Haltung des Schecks Justus Ali zu stände bringen und «nen Versuch des Mullah, sich die Mitwirkung des Schelks zu sichern, vereiteln werde. Gestern ist ein Teil des indischen Kontinents «usgeschifft worden. , . Liverpool. Seit Weihnachten sind m verschiedenen Häfen Großbritanniens über 60 Dampfer zur Verladung von Kohlen auch Amerika gemietet worden, darunter solche von 10000 Tonnen Ladefähigkeit. Nach hier aus Amerika eingegangenen Depeschen können letzt keine weiteren Bestellungen aus Beförderung gegeben uxrden, da man annimmt, daß die jetzt in der Aus führung befindlichen Aufträge eine ernstliche Ucberfüllung in den amerikanischen Seehäfen Hervorrusen werden. Petersburg. Pünktlich um 10 Uhr vormittags lief der kaiserliche Hofzug mit dem deutschen Kronprinzen auf dem mit den deutschen und russischen Farben geschmückten Bahn- hme von Zarskoje Slelo ein. Hier waren »um Empfange des hohen Gastes anwesend: als Vertreter des Kaisers, dem die Aerzte infolge einer starken Erkältung angeraten holten, das Zimmer nicht zu verlosten, der Großfürst-Thronfolger Michael Aiepandrowitsch, sowie sämtliche hier anwesenden Großfürsten mit Ausnahme des an der Influenza erkrankten Großfürsten Wladimir, die sämtlich die Uniformen ihrer preußischen Regimenter angelegt hatten, ferner das kaiserliche Gefolge, der Hofminister, der Minister des Aeußern, der Kriegs minister, der Eisenbahnminister, die Generalität und zahlreiche Hobe Würdenträger. Bei dem Einlaufen des Zuges stimmte die Kapelle des Preobroschenskyschen Leib-Gardc- RegimentS die deutsche Nationalhome an. Der Kronprinz in der Uniform des Petersburger Leib-Garde-RegimentS „König Friedrich Wilhelm III." stand am Fenster des Waggons und mutierte. Ter deutsch« Botschafter war mit dem Botschaftsrat Jrhrn. v. Romberg dem Kronprinzen bis Gatschina entgegen- gefahren, die übrigen Herren der Botschast erwarteten ihn au' dem Bahnbose: die Herren vom russischen Ehrendienst und der deutsche Militärattache Freiherr v. Lüttwitz hatten sich dem Kronvrinzen bereit- an der Grenze angei'chsossen. Als der Zug hielt, eilte der Kronprinz auf den ihm entgegenkommenden Groß- »ürsten-Thronsolger zu. Beide begrüßten sich herzlich und stellten sich, nachdem sie bie Front der vom Preobraschenskyschen Leib- Gardr-Regiment mit der Fahne gestellten Ehrenkompanie abge schritten und den Vorbeimarsch abgcnommen batten, die Herren deS beiderseitigen Gefolges vor. Bei der Abfahrt vom Bahn- Hofe und in den Straßen wurden der Kronprinz und der Groß- fürst-Thronsotger von der versammelten Menge enthusiastisch begrüßt. Die Stadt prangt in reichem Flaggcnschmuck, Newyork. In Columbia, der Hauptstadt von Südcarolina, bat der Vertreter des Gouverneurs, Tillmann, den Journalisten Gonzales, der ihn in Artikeln und üsscntlichen Reden tchars an gegriffen batte, auf offener Straße in den Unterleib geschossen und chwer verwundet. Tillmonn wurde verhaftet. Washington. Das republikanische Kongreßmitglied HopkinS ist als Kandidat^für die Vertretung von Illinois in der Bundesversammlung an Stelle von Mason ausgestellt worden. Damit ist Hopkins als gewählt anzuichen. Caracas. Präsident Castro hat ein Dekret erlassen, durch das Puerto Dillamlsar an der kolumbischen Grenze für die Durch- fuhr von Kaffee und ander«« Waren durch Maracaibo eröffnet wird. Es w rdsomit möglich, für Millionen Dollars kolumbischen Kaffee durch Maracaibo auszuführen. Tanger. Ein Hause von 1000 Eingeborenen, der das Dorf Tandsa-Balia weqen Streitigkeiten infolge Vieh- räubereien angriff und es anzündete, drohte auch das Haus des Engländers Harris anzugrcifen. Der britische Gesandte ries die Truppen des Sultans herbe», die das Tors der Angreifer vlün- drrten und anzündeten. Als die Soldaten abzogen, begannen di» Eingeborenen aus dem Hinterhalt einen heftigen Gewehrkomps. »oobei zwei Soldaten verwund« und ein Eingeborener getötet wurde. Ueber di« weiterer Verluste der Eingeborenen Ist nichts bekannt. Den ganzen Vorgängen wohnten die Europäer Tangers zu Pferde in allernächster Nähe bei. OertlmzeS nnd ESchfischeS. Dresden. 16. Januar. —* Ihre Majestät di« < ^nigin Witwe hat dem Frauen- verein in Johanngeorge." t zur Errichtung einer Koch- und Nähschule 1000 Mark zugenchert. - * Zur Besichtigung seines ll. österr. Inkanterie-Reg.. die Se. Köntgl. Hoheit Prinz Jvban» Georg gestern in Prag vornahm. werben noch folgende Einzelheiten bekannt: Das Re giment war aus dem Hose der Albrechtskaserne zur Parade aus gestellt. Zu derselben waren erschienen der Korvskommandant FZM. Favini. der Divisionär JML- Gras Omni und Rotenberg, der Brigadier Erzherzog Ferdinand Karl und dessen .Kammer- vorsteher Oberst Freiherr von Bodmann. Der Prinz tam um 12 Uhr 1b Min an und nahm die Inspizierung des Regiments vor. dessen drei Bataillone mit Fahne und Musik im Hofe der Kaserne ausgestellt waren und zusammen ein Viereck bildeten. In der Begleitung des Prinzen befand sich AM. von Verstach. Als der Prlnz im Kalernrnhofe eintraf. intonierte die Musik die sächsische Hymne. Nach der dienstliche» Meldung verfügte sich der Prinz mit den genannten militärischen Honoratioren vor die Kaserne und ließ sein Regiment defilieren. Der Prinz sprach sich über sein Regiment in der ichmeichelhaftcsten Weise aus. Nach der Parade land in der Otsiziersmenage eine Tafel statt, der welcher Toaste auf den Prinzen als RcgimentSinhaber, aus den Kaiser u. s w. ouSgebracht wurden. —* Seit einigen Wochen fungiert der Leutnant im Garde- rerterregiment Freiherr o. Hum bracht als Untererziehcr der Söhne Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen. —* .Herr Stadtrat Baumeister Hartwig hat im Hin blick aus seine» Geiundheitszuitand einen dreimonatlichen Urlaub beim Rate iiachgesncht und erhalte». —* In Kreisen, die dem toskanischen Hofe nahc- stchen, wird daraus hmgewiesen. daß Giron sich der franzüsiichen Presse immer erkennbarer »m Dienste seiner Sache bediene, während die Haltuna des Kronprinzen Friedrich August die eines Ehrenmannes in vollster Bedeutung des Wortes ist. Er liebt die Kronprinzessin noch immer und manche von der Stoatsroison und dem Interesse des Landes diktierte Maßregel gegen die Kron prinzessin mußte ihm Schritt für Schritt abgcrungen werden. Giron ivird beschuldigt, daß er es daraus angelegt habe, die Krön Prinzessin nicht nur gegen ihren Mann, sondern auch gegen König Georg von Sachsen und selbst gegen ihre Eltern auszubringeu. Es wird betont, daß die tiefgehenden Mißhelligkeitcn zwilchen dem Äronprinzcnpaarc aus der letzten Zeit datieren in die daS Engagement Girons fällt, und daß die Kronprinzessin selbst oft die Güte des Kronprinzen anerkannt hatte. Es sei also eine von Giron ousgchcckte Erfindung, daß d.e Kronprinzessin seit jeher über den Kronprinzen und dessen Ton ihr gegenüber Klage ge führt habe. Wenn der Kronprinz gegen die Anordnungen «eines Katers nicht entschieden genug Stellung nahm, so sind kindlicher Gehorsam und die Tradition des Loses sür ihn in die Wogschalc zu legen. Wie versichert wird, soll man keineswegs gewillt sein, Giron, wie bisher, ruh:g gewähren zu lassen. Seine suggestive Macht aus die aufgeregte Kronprinzessin, seine unwahren Angaben in den ihm ergebenen Blättern sollen paralysiert werden. Als letztes, aber unschlbares Mittel will man die Publikation der ausaesangcncn Briese in Anwendung bringen. Man nahm bisher Abstand davon, man will am toskanischen Hose olles in Ruhe ordnen, um der Kronprinzessin nicht die letzte Brücke zu verlegen, die ihr noch offen gelassen wird zur Rückkehr in ein geregeltes Heim. Ein solches unangefochtenes Heim ist ihr in bindenden Zusicherungen verbürgt worden. Um ihretwillen schont man G«ron. —* lieber katholisierende Einflüsse in sächsischen Hof. und Adelskreisen schreibt die „Deutsch-evang. Korr": „Die katholische Presse stellt anläßlich der Erörterung über die Kronprinzessin von Sachsen die in Dresden wirksamen kathol«- sicrenden Einflüsse mit emer Geflissentlichkeit in Abrede, welche dazu heraussordert, die Besorgnisse, mit denen das protestantische Sachsenvolk je länger je mehr aus seinen katholischen Fürslenhos schaut, össcntllch mit Tatsachen zu begründen. So möge es denn einmal ausgesprochen werden, was vor allem in weitesten Kreisen solche Beunruhigung erweckt. Wir folgen hierbei den Mit teilungen von sehr gut unterrichteter Seite, der raum w«entlichc Jrrtümcr unterlaufen sein dürften. Bekanntlich ist die Königin- Witwe Carola selbst eine vom Protestantismus »um römischen Katholizismus übcrgetrctcne Prinzessin Wasa. Bald nach ihr s1853j tat denselben Schritt ihre Mutter, eine von ihrem Gemahl geschiedene, geborene Prinzessin von Baden. Aus protestantischen sächsischen Adelskreisen folgten ihnen s1869) mit dem Uebertritt zum Katholizismus nach: Gras Karl von Schönbur^ sFordcr- lchauchau-Penig.Wechselburgj und Ernst von L-chonburg sThammcnhains. Mit erstcrcm trat auch seine Gattin, eine geborene Gräfin von Rechteren-Limburg über wie dies schon vorher seine Schivesttä:, eine Gräfin Ouadt-Wykradt-Jsny, und die Fürstin Wilhelm von Löwcnstcm-Wcrthcim-Freudcnberg getan. Daß die Dienerschaft des Grafen und andere aus seiner Umgebung ihm Gefolgschaft zu leisten sich bewogen fühlten, bedarf kaum besonderer Erwähnung. Zum Katholizismus übcrgctreten sind ferner aus sächsischen Adclskreisen in jüngster Zeit: Fürst Friedrich von Schönourg-Waldcnburg, ferner Herr von Schönberg sRotschön- bcrgs, ferner Ire Herr von Fiichs-Nordhosf, ferner General von Leonhardi NO Kinder, ein Sohn Jesuit, eine Tochter Nonnes. ferner der Gesandte Secbach. Auch Graf Seebach, der Vater des Dresdner Thcaterintendantc», war evangelisch. Seine Frau, die Tochter des berühmten russischen Ministers Grafen Nessclrode sgriech.-koth.s, trat später mit ihren Kindern zur römisch-katholischen Kirche über und bewog ihren Mann, der über d'e Siebzig war. noch katholisch zu werde». Unter protestantischen Edelleutcu Sachsens, die ihre Kinder katholisch erziehen lassen, finden sich unter anderen: Freiherr von Welch von Müller, von Kospoth. von Tümpling, von Miltitz, von der Planitz, von Metzsch, Graf Hohen- thal. Hosmarkchall von Lüttichau, Moritz von Nostitz s8 Kinder, 5 Söhne, 3 Tächters. Auch von dem Rcichstagsabgeordnetcn von Frege sLeipzigs ist bekannt, daß er bei seiner Verheiratung mit Kunst und Wissenschaft. r' »snitzl. Hokschauspiel. Es kann nicht alle Tage Sonn tag sein - auch in der Kunst nicht —. und Feste wollen gefeiert sem. An dieser olichrwürdigen Spruchwelsbeit versuchte man gestern im Neustädter Hause zu rütteln: es sollte sich bitter rächen. GrilloarzerS Geist und seiner.Sapoho" Wesen wollte man aus Anlaß von veS Dichter- Geburt-tag beschwören. — aber alle Feicrlag-mmmlina dlleb dem Mulentempel am Albertvlotze fern; es war und blieb ein unseliger Abend, der unauSgcietzt an die Nachsicht des p. t. Publikums appellierte Man iad und höüe zunächst eine für Heldenmütter vielleicht trefflich geeignete ältere Dame — Fmu Pauli-Äaumgart. eine den Habituss der Berliner Tbrater als kluge unv gewandte Dalstellertn wohlbekannte Er scheinung. — in der Titelrolle. ES war wirklich nicht schön: — das muß geiaat werden bei oller billigen Rücksicht darauf, daß Fra» Pauli-Baumgatt im letzten Augenblicke, nur um die Vor stellung zu retten, in das trrmde Ensemble eingesprunaen war. Die Künstlerin kann, mag sie sich noch >o geschickt tm Einzelnen aus der Affäre ziehen, einfach die Rolle nicht mehr spielen, — da» sagt alles. Denn Savpho izt ja nicht die Tragödie der alternden Frau, wie man srüder lo gern da» Publikum glauben machen wollte, sondern die Tragödie der berühmten, und darum unver standenen Frau. Die LeSblerln muß deswegen auch im Herotnen- duktus und mit großen Akzenten gegeben werden: alle Süßlichkett, olle Gläite Ist hin vom Urbel. beinahe ebenso sehr, wie der blitzende Trauring und da- modeme Kettenarmband mit der ewig baumelnden Verschlußketle. die die Sappho von gestern Abend tu stilisier Ausmachung zur Schau tmg. Ein Glück, daß Fmu Pauli-Baumgatt wenigsten- die Grillvarznschen Verse sinngemäß, wenn auch ohne allen sinnlichen Klang- zauber. sprach: tn dieser Hinsicht bedeutete bn Vortrag deS oeiubmten „Goldenthronende Aphrodite" iogar io etwa» wie einen Höhepunkt ihrer ganzen Leistung. — Schlimmer noch Iah es um dcn Pbaon de» Herr» de Brach von denvneintgten Theatern zu Graz aus. War Fm« Pault-Baumaatt keine Sappba. so war Herr de Grach kein Ddaon - nur daß d,«cS Manko bei der großen Jiiaend de» Künstler» doppelt schwer wiegt. Denn nicht, daß dir Leistung unfertig und ankängerhaft war — Herr de Grach zähl» erst 22 Lenze — ist das Bedenkliche, sondern vre Taffache, daß sie >o oanz ohne Glan, und Leuchtkraft, so ohne jeden idealen Schwung blieb. Dabei siebt der Künstler merkwürdig alt aus. vollend» ln der unglücklich frisierten Perücke von gestern abend, wie ihn denn seine ganze Figur sehr bald in das Bereich der schweren Heiden wessen wird, wofür freilich wieder das im Legato- tprrchen auffallend Helle Organ, das nur im Affekt dunkler färbt, wenig taugen will. Oeteraw csnsso: der kommende Mann, den unter Ensemble braucht — und nur lm Fach der ganz ingendlichen, «tn lyrrschen Liebhaber braucht Herr Franz ersetzt zu werden, nach dem man sich, sollte man ihn wirklich ziehen lassen, sehr bald lehnen wird, — lst Herr de Grach in keinem Falle, könnte man selbst diesem oder jenem Zuge seines noch der Entwickelung bedürftigen Talentes Sympathie entgegen bringen. — So lag denn gestern abend die volle Last der Verantwortung für die Grillparzer-Feier ans den Schultern von Frl. Polih. deren Melitta — von jeher eine der schönsten Rollen der Künstlerin - sich gestern leuchtend auS der Umgebung hemuShod. Schade, daß sie weder der Sappho, nach ihrem Phavn etwas Geist von ihrem Geiste. Licht von idrem Lichte geben konnte, um uns auf den Fittichen Grillvorzertchrr Poesie zu den „Gefilden hoher Ahnen" zu tragen. — Grillparzers Geburtstag? i — — IV. Berliner Leben k!. Berlin. 15. Januar. Da wären wir also wieder einmal glücklich mitten im sogenannten Berliner Karneval drin. Es ist als ein wahres Glück,u preisen, daß die wiederholten Versuche, hier ein karnevalistisches Stratzenleben nach Art südlicher Länder und rheinischer Städte einzubürgern, kläglich gescheitert sind. Wir haben an dem «nen widerwärtigen Straßenradau in der Sil vesternacht gerade genug! Zu Anfang der siebziger Jahre, nach dem Berlin eben Reichsbauptstadt geworden war, hatte man den Ehrgeiz, »u zeigen, daß hier alles gedeihen könne, auch die öffent lich« FaschingSlust. Geld batten »vir ja m der damaligen Gründer- zeit heidenmäßig viel, und bald war «ne stattliche Summe ge- zeichnet, mit der ein Äänzend ausgestottetcr Umzug de» Prinzen Karneval durch die Berliner Hauptstraßen »u stände gebracht wurde. Man batte auch den alten Kaiser für die Sache zu interessieren verstanden, und er nahm mit der Kaiserin Auausta von dem historischen Eckfenster seines Valais aus die verschie- denen Gruppen diese- Zuge« in Äuseulchein. Die meisten waren ja wirklich Prächtig und sehenswert. Was mit Geld zu machen war hatte man geleistet. Sobald aber der Berliner .Humor in seine Rechte trat, wurde die Geschichte brenzlich. Es gab da Gruppen, von denen sich der Gast mit Grausen wandte. Eine der harmlosesten war noch eine Gesellschaft zechender Mönche und Nonnen, die sich aus Gesäßen zutrankcn, die im gewöhnlichen Leben nie solchem feuchtfröhlichen Zwecke dienen uni sonst nur in den verschwiegensten Ecken der Schlasgcmächer angetrossen werden. Man kann sich denken, wie diese Proben urbcrlinischer Lustigkeit auf die feinfühlige Kaiserin Äugusta wirkten. Sc»- dem ist der Berliner Karneval von den Straßen verbannt und bringt sein trübseliges Dasein in den verschiedenen öffentlichen Ballsälcn hin. Im Mittelpunkt stehen die nachgerade berüchtigt gewordenen Maskenbälle, deren Domenpuvlikurn sich vor wiegend aus den Stammgästen der Blumen-, Amor- und Gciiba- Säle zusammensetzt, meist «ne alte Garde, die nicht stirbt, aber sich um so bereitwilliger ergibt. Dazu kommen dann noch die lkeinen und größeren Sterne unseres weiten Theater- Himmels, von denen etliche das Kunststück fertig bringen, mit einer Monatsgage von 90 bis 120 Mark Brillanten zu sammeln, deren Wert nur in fünfstelligen Zahlen ausgedrückt werden kan» Auch Damen der besseren »nd besten Kreise hoben mitunter das Verlangen, diese sehr öffentlichen Maskenbälle zu besuchen, natür lich nur in undurchdringlichen Vermummungen und nur bis zum Zeitvuntt der allgemeinen Demaskierung. Die Scherze, die hier getrieben werden lassen zwar an echtem Humor säst alles ver- missen, zeichnen sich dafür aber durch gemeinverständlich« Platt- heit und Roheit aus. Man erträgt hier in dieser Hinsicht un glaublich viel. Allerdings hat diese Duldsamkeit wenn sie mit körperlichen Unannehmlichkeiten verknüpft ist, auch ihre Grenzen Dos hat im vorigen Jahre zu seinem Leidwesen ein Spaßmacher erfahren müssen, der auf einem der glänzendsten Maskenbälle als Konditor erschien und mit offenen Händen irische, köstliche Pfannkuchen verteilte. Sie waren aber mit einer dem Pflaumen mus nur äußerlich ähnlichen Masse gefüllt, die eine „durch schlagende" Wirkung ausübtc und die diejenigen, die davon ge gessen hatten, zwang, schleunigst den Saal zu verlassen. Der edle Spender folgte seinen Opsern bald. Denn kaum hatte man den Zusammenhang erkannt als man ihn ouck bereits windel weich geschlagen und an die frische Luft etwas plötzlich befördert hatte, DaS ist das Berliner Leben, wie es wemt unv lacht.