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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 19.07.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030719029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903071902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903071902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-07
- Tag 1903-07-19
-
Monat
1903-07
-
Jahr
1903
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"on Eadinen folgendes Telegramm an den Vorstand des Vaterländischen OstEnvereins zu Breslau gerichtet: „Ich hoffe, daß der Vater- ländische Frauenverein feine erprobte Tätigkeit aus Anlaß der bedauerlichen Uebcrschwemmungsnot von neuem bewähren wird, und lasse demselben einen Betrag von 1000 Mark zugehcn." Glogau. Die Oder steigt fortwährend; der heutige Wasserstand ist 5,57 Meter. Der ganze Stadtteil um den 'Dom steht unter Wasser, fast in allen Häusern durchflutet das Wasser die unteren Stockwerke zum Teil 1 Meter hoch. Der Damm .zwischen Slogan und Oberau ist wahrscheinlich schon gerissen, das Wasser reicht bereits bis Zerbau. Bei einem weiteren Steigen des Wassers wird befürchtet, daß die Hauptoderbrücke fortge- fchwemmt wird. In dem Dorfe Pricdcmost stehe» 2500 Morgen unter Wasser. In Schrezau arbeiten fortgesetzt Pioniere und ^ntanteriemannschast.'ii an der Erhaltung der teilweise gerissenen Damme In Neusatz a. Oder betrug der Wasscrstand gestern abend 5,35 Meter, und das Wasser steigt noch. Die Häuser an der Oder sind teilweise schon geräumt. In Bobcrnig ist e>nc Familie, die ihr Vieh retten wollte, ertrunken. In Dcutscki- Wartenbcrg ertrank gestern bei den Nettnngsarbcitcn ein Tanim- mclstcr. .. ,I» Pogorzelice ist der Wasserstand 4,00 Meter. Das Walser steht. Im Schrimm ist der Wasscrstand 3.03 Meter. Das Wasser steigt. In Posen ist der Wasscrstand 2,34 Meter. Polen. Ein von Gncsen kommender Gütcrzng ist gestern abend auf dem Bahnhof Wreschen auf ztvci Malchincn aus- ge fah rem Diese, sowie die Maschine des Gütcrzuges wurden lchwer beschädigt und fünf Güterivagen zertrümmert. Durch Umfallen des Packwagens wurde ein Spritzenhaus zerstört. Zwei Personen wurden verletzt. Der Materialschaden ist bedeutend. - ° ? -ben^ In der Dynamitfabrik zu Leimbach bei Maus- leid fand eine Explosion statt. Zwei Patronenmacher wurden getötet. Osterode. In Bad Sachsa wurden gestern ein Schlosser- meister und zwei Lehrlinge beim Legen einer Wasserleitung durch einsturzende Erdmassen verschüttet. Ein Lehrling war sofort tot; der Meister und der andere Lehrling wurden schwer ver letzt bervorgczogen. ^ r § e n. Die Rettungsstation Wustrow der Deutschen Gesellschaft zur Rettung «schiffbrüchiger telegraplncrt: .Heute wurden von dem hier gestrandeten schwedischen Schooner Mane" der mit Brettern von Norköving nach Schleswig be stimmt >var, fünf Personen durch das Rettmiasbow der Stall-", gerettet. ^ Rom. Im Befinden des Papstes ist während der Nacht im allgemeinen keine Veränderung eingetreten, nur war der Papst mehrfach von vorübergehender Unruhe heimgcsucht. — „Popolo Romano" sagt, die augenblicklichen Symptome ließen, wen» sie anhalten. eine günstige Wendung möglich erscheinen, doch stehe die durch die Krankheit vermehrte Schwäche des hochbetagteil Kranken jeder bestimmten Voraussagung entgegen. Rom, Als die Aerzte heute früh den Papst besuchten, war das Zimmer verdunkelt, um dem Kranken mehr Ruhe zu ver schaffen, Der Pavst schlief. Die Aerzte weckten ihn vorsichtig, um die Flüssigkeitsbildiing in der Brust zu untersuchen. Sie stellten fest, daß die leichte Besserung im Befinden, die seit gestern abend eingctretcn ist, «»dauert, doch ist die allgemeine schwäche groß. Die Nierenfunktion hat etwas zugenommen. Rom. Rach dem Krankheitsbericht von 9 Uhr vormittags verlies die Nacht ohne Schlaf, doch genießt der Papst seit den ersten Morgenstunden gute Ruhe. Tic Atmung ist'ruhig und nicht oberflächlich, da sich das Niveau der Bruslstüssigkeit etwas vermindert hat. Atmung 28. Puls schwach 88, Temperatur 36,02. Das Allgemeinbefinden ist unverändert. Mazzoni. Lapponi. — Lapponi verliest den Vatikan um 10 Uhr und begab sich nach Hause, wo er länger als an den letzten Tagen zu bleiben ge denkt, Er erklärte, die Krankheit des Papstes sei m ein weniger akutes Stadium eingetreten, so daß keine unmittelbare Gefahr bestehe, K o nst ant in o p el. Nach einer Mitteilung der Pforte an sie Botschafter Oesterreich-Ungarns nnd Rußlands hat eine bulgarische Bande in einem Dorfe des Kreises Tikvcsch im Vilajet Saloniki zwei Bulgaren getötet und drei Häuser an gezündet, Eine zweite Mitteilung der Pforte besagt, daß nach einer Meldung des Mali von Monastir ein Mohammedaner wegen Ausschreitungen in Smerdcsch dem Appellalionsgericht übergeben wurde und dessen Verurteilung, sowie die Ermittlung der übrigen an den Ausschreitungen beteiligten Perionen beschleunigt werde. Mit der Entlassung der in den drei Vilajcts verhafteten Bul garen wurde begonnen. 20 Notabcln. die verbannt werden sollten, wurden nach Ableistung des Treueides in Freiheit gesetzt, .Konstantinovel, Die Nachricht, daß die Pforte Bul garien eine besondere Verminderung der Truppen an der Grenze zugciagt habe, ist unrichtig. Die Pforte hat, wie ver lautet, nur versichert, daß sie keine außerordentlich große Truppen- konzcnlration an der Grenze dnrchgeführt habe, oder eine solche plane. So lange das Bandenunwesen nicht unterdrückt sei, müsse die Grcnzbcwachnng im jetzigen Umfange aufrecht erhalten werden. Die tatsächlich durchgcsührte Verminderung der Truppen im Bereich des 3. Armeekorps Saloniki beträgt nur 4 Bataillone Die Pforte hat nämlich 16 Ilavcbataillvne oder, wie sie setz: heißen, Nedisbataillone 2. Klasse entlassen, dagegen 12 ciu- bernscn. Yokohama. Die britische Vertretung hat »m die Oeff- nnng des Hafens Wi-ju für den fremden Handel ersucht. Man glaubt, daß die koreanische Regierung dem Ersuchen günstig acgcnnbcrsteht. — Tie Entlassnngsgcsuchc der japanischen Minister des Unterrichts, der Eisenbahnen und des Ackerbaues sind beute angenommen worden. Der Minister des Innern nimmt das Portefeuille des Unterrichts zu seinem jetzigen Amte hinzu. Baron Sone übernimmt das Eistnbahmniiusterium und Baron Kiura das Lcindwirtschaftsininistcruim. Diese Gruppierung bleibt bis zur Eröffnung des nächsten Landtages, Oertliches uud Sächsisches. Dresden. 18. Juli. ,,, —* Se. Majestät der König wird am 24. September anläß- sich,, groben Manöver Glauchau besuchen und im dortigen Schlosse des Grafen von Schönburg-Glauchan Wohnung nehmen. * .rjls Se. Majestät der König am 3. Juli in Aleißen weilte, überreichte das dreijäbrige Töchterchen des Kaufmanns Torfseldt dem König einige Rose», worüber vieler sichtlich erfient war. Jetzt ließ der König dem Kinde ein kleines goldenes Kollier überreiche», dessen an dem Kettchen befindlicher Anfang den Namensziig des Königs zeigt. ^Anläßlich der am 22. August d. I, erfolgenden Groß- lahrigkeitScrklarmig des Fürsten Otto von SchönburgM-'.drr'vt.'m ^Bann' Mieinlam" stlloreN -hat. rn Watdenknrrg erwartet. Auch Kronprinz F r i c d ri ch August soll sein Er scheinen in Aussicht gestellt haben. —* Se. Majestät der König hat dem Kriegszahlmeister, Rech- nungsrat Dutschmann das Ritterkreuz 1. Klasse des Albrechts- ordens verlieben. —* Das Ministerium des Innern hat beschlossen, die Ent eignung desjenigen Teiles der dem Privatmann Oswald Kümmel- berger gehörigen Parzelle Nr. 1023 zu genehmigen, der zur bau planmäßigen Veroreiterung der hiesigen Leipziger Straße erforderlich ist. —* Die Bewohner des oberen Teiles von Striesen sGrcnzc Blascwitzj bereiten gegenwärtig eine Petition an das Stzadt- vcro rdn et cn-K o ll eL i u in vor, in der sie um Beibehaltung der vorerst geplanten Straßenbahnlinien vom Barbarossa-Platz, Augsburger, Ermel-, Eisenacher Straße und Niederwald-Platz als Endstation bitten, Tie Petition stützt sich auf die Befürwortung des Herrn Stadtverordneten Hantke, der das Mehrheitsgutachtcn vorschlägt. da zwei Linien nicht aneinander anzuschliehcn seien, sondern das Herz von Striesen bei der Errichtung dieser neuen Linie wehr getroffen würde. Das Minderhcitsgutachten wurde seinerzeit vom Stadtverordneten-Kollegiuui angenommen, findet aber durchaus nicht den Beifall der Bewohner Striesens, —* Die Gewitter, die gestern^ nachmittag fast in ganz Sachsen auftraten, haben mehrfach Schaden angerichtet. An vielen Orten scheinen durch Hagel sch lag die Feldsrüchte gelitten zu haben. In Osch atz entluden sich mit voller, in diesem Jahre noch nicht dagewesener Gelvalt zwei Gewitter, Unaufhörlich zuck ten die Blitze hernieder und fast ununterbrochen grollte der Donner: dabei ging ein wolkenbruchartiger Regen, der mit Schloßen unter mischt war, herab, so daß die Schnittgerinne der Straßen breite Rinnsale bildeten. Der die Unwetter begleitende fürchterliche Sturm, der zeitweise den Charakter eines Orkans annahm, hat hauptsächlich im südöstlichen Teile de,. Stadt schweren Schaden angerichtct. Im Slodtparke liegen starke Bäume oberhalb des Erdbodens glatt abgebrochen da und starke Acste da und dort am Erdboden zeugen von der gewaltigen Kraft des Sturmes. Noch schlimmer hat der Orkan ans der Höhe der Dresdener Straße gebanst, wo das Dach des Pierdestancs der neuen Kaserne hoch- gehoben und eine groye Strecke weit ins Feld geworfen ward und wo an den dortigen Landstraßen enttvurzelte Bäum^ und ab gerissene Acste wie gcsact daliegen. Auch sind im Telephon- und Tclcgraphenbctriebe Störungen eingetreten, — In Simsel- witz schlug ein Blitz in dieDcheune des Gutsbesitzers Striegler und zündete, Scheune und Seitengebäude brannten nieder, das Wohnhaus konnte erhalten werden, — In Tronitz schlug ein Blitz in eine Pappel am Gute des Gemeindevorstandcs Wütig und tötete einen in dem ncbennnaelcgcncn Stalle stehenden Bullen, — In Musischen jchlug ein Blitz- strahl in die Scheune des Stadtgutsbesitzcrs A. Heinpcl »nd Sicherte sie bis auf die Umfassungsmauern cm. Die diesjährige Heu- und Napsernle und ei» Teil der vorjährigen Getreide ernte. welche darin geborgen, wurde vernichtet. Vom Feuer wurde auch der Geräteschuppen ergriffen und die landwirtschaftlichen Majchiucn und Geräte zerstört. — Auf der Geycrschcn Höhe ' ei Zwöuitz in der Nähe des Restaurants „Zur guten Hoffnung" wurde ein Mann beim GraShaucn vom Blitze getroffen, betäubt und gelähmt. — In Sch mied eberg lErzgeb.s gingen zwei schwere Gewitter gleichzeitig unter wolkcnbrnchcrrtigem Regen mit Hagel bis Haselnußgröße nieder. — Der furchtbare Sturm, der wolkcnbruchartige Regen und zündende Blitzschläge haben auch in der Gegend von Mühlberg sElbes viestachen bedeutenden Schaden angerichtet. Aus mehreren Ortschaften der Umgegend werden Blitzschäden gemeldet. —* Ein frecher Raubansall wurde heute vormittag 10 Uhr in dem Uhrmacherladen des Herrn Moll, Annenstraße 10. nächst dem Pvstplatze verübt, also zu einer Zeit, wo gerade in dieser Gegend das volle großstädtische Leben Nutet. Eln junger, etwa 18iähr!ger Mensch, mit südländischem Typus, trat um vtese Zeit Plötzlich in den Laden ein und schlug den hinter der Auslage stehenden Geschäftsinhaber ohne weiteres mit einem starken Stock noch dem Kops, fehlte denselben aber und traf nur die Schulter. Immerhin war der Schlag so stark, daß der Getroffene umsicl. Hieraus ichlua der Räuber die 7"/» Millimeter starke Glasscheibe der ans dem Ladentisch stehenden 'Auslage ein, ergriff zwei goldene Uhren und suchte das Weite, dabei noch die Glasscheibe der seinem unu.» , merksam geworden, nnd beide setzten mm den, Fluchtigen nach, er wischten ihn ans dem Trottoir an der Postseite und zogen ihn wieder bis vor den Laden, wo sie ihn nicderwarfen und so lange scsthielten, bis die Gendarmerie kam und den stark blutenden Verbrecher, er mochte sich beim Zerschlagen der Ladentür geschnitten haben, fesselte und abfübrte Ter Name des Inhaftierten soll Sander sein. —* Der Bund deutscher Tanzlehrer beendete gestern abend den 5, Bundestag durch einen mit verschiedenen Auffüh rungen verbundenen Schluß ball seiner Hochschule in Mein- holds Sälen, dem ei» gemeinsames Festmahl vorausging. Bei demselben ergriff der Vorsitzende, Herr Hcnjchcl-Kicl, als Erster das Wort, um zunächst die Erschienenen herzlich zu begrüßen und sie aufzufordcrn. nach den Tagen der Arbeit gleichsam iin^Kreise der Familie noch ein paar fröhliche Stunden zu genießen. Sodann ging der Redner ans die Zwecke und Ziele des Bundes näher ein und legte besonders den jungen Mitgliedern dabei ihre Pflichten ernstlich ans Herz. Tanzen und tanzen sei ein recht großer Unter schied. Leider sei es Tatsache, daß mancher „Tanzlehrer" gar nicht erst den Versuch mache,- seinen Unterricht in ästhetischer und hygienischer Bczicbung nutzbringend zu gestalten und ebenso wenig von formenschöner Gymnastik wie von seiner Muttersprache etwas verstehe, von gcsellsckMllichcr Bildung ganz zu schweigen. Wer dem Lernenden ein künstlerisch vollendetes Vorbild sein wolle, müsse Fachmann lein, die Tanzkunst gründlich studiert haben und auch geistig auf genügend hoher Stufe stehen, um als Lehrer und Erzieher wirken zu können. Auf der anderen Seite müsse aber auch die Wahl der Eltern auf einen wirklich fachmännisch gehst- deten Lehrer, nicht aus Leute fallen, die neben ihrem Tagesberus abends „noch ein paar Tanzstunden" geben. In diesem Falle würde der gewünschte Erfolg nur ein Mißerfolg, denn nur ein guter Tanz- Kunft »nd Wissenschaft. s-* Das Verfahren gegen den früheren Hofopernsänger Georg Anthes ist, wie uns mit Bezugnahme aus unsere gestrige Meldung mitgcteilt wird, beendet. Das Schiedsgericht des Deutschen Bühnenvereins hat ihn in der Sitzung vom 1. Juni d. I. des Kontroktbruchcs schuldig gesprochen und zu einer Konventional strafe von 28 000 Mk. verurteilt. 4* Sächsische Kunstausstellung aus der Brühl- schen Terra sie. In der IcHten Woche wurden verkauft: Adols Thamm: „Staples"; Manfred Gibjon: „Im Zschoner Grund"; Franz Schreyer: „Novcmbertag : Arthur Berger: Gürtelschnalle von F. R. Voretzsch; Erich Kleinhempcl: „Wand- siosf" und F. R. Voretzsch: Vase. 4* Im Ccntral-Theatcr hat die „Notbrücke" kurz vor ihrem endgültigen Abbruch eine Neubesetzung erfahren, die, weil sic z» einigen prinzipiellen Bemerkungen einen willkommenen An laß gibt, wenigstens mit ein paar Worten registriert werden soll: Frau Franci Hnß spielt die Rolle der Jacqueline, die früher Frl. Eiscnhut a. G. innehatte, und zwar ebenso gcjällig wie geschmackvoll, wenn auch nicht mit jenem pikanten Charme, der allein ein restloses Verstehen der ganzen Figur ermöglicht. Wenn man derartige Stücke von der lockeren Struktur der „Notbrücke", der „Tamc von Maxim", des „Schlaswagenkontrolleurs" — und wie die gepfefferten Nichtigkeiten alle heißen mögen — einmal an Ort nnd Stelle, d. h. in Paris gesehen hat. will einem die schwere Art, in der bei uns diese Komödien gespielt werden, kaum noch ge fallen, In Deutschland haben wir vielleicht ein Theater, das den spezi fisch sraiuösischen Ansprüchen gerecht wird, das ist dos Berliner Residenz-Theater, das ja dieses Genre bei uns cingcführt hat und noch immer in Reinkultur züchtet. Dort genügen wenigstens die Damen den Tempo-Ansprüchen. während der männliche Star des Ensembles, der unverwüstliche Alexander, sich alle seine Rollen nach einer stets sehr wirksamen, aber immer durchaus persönlichen und sich stets gleich bleibenden Weise zurecht legt. Ein Unglück ist es nun jedenfalls nicht, daß wir auf diesem eng umzirkelten theatralischen Gebiete die Konkurrenz mit dem dar- stellerischen Frankreich nicht aushalten können, das in diesem Falle natürlich lediglich Paris ist: aber wir meinen, wenn man Stücke wie die „Notbrücke" hintereinander mehr denn 25 Mal gibt, muß, west der literarische oder künstlerische Wert hierzu absolut keinen An laß geben, in der Darstellung der Grund zu suchen sein. Und die war gestern — kein Wunder schließlich bei der tropischen Hitze! — namentlich in dem den Ausschlag gebenden zweiten Akte der Komödie, der im übrigen an Einzelleistungen — besonders die Herren Adalbert und Scnius sind hier mit Anerkennung zu nennen — das Beste bot, so wenig temperamentvoll, das; mau von dem, was die beiden Autoren in der Fülle prickelnder Situationen gewollt, kaum einen schwachen Abglanz sah und das Publikum »ur auf die allcrstärkstcn Unterstreichungen, die die französische Lustigkeit und Keckheit ersetzen sollten, mit frohem Lachen quittierte. Ootoi-nm «onsen: deutsche Schwänke in derber, aber flotter Darstellung, häu figer Wechsel des Repertoirs und ein Tempo, das mit Elan die Schwächen der leichten dramatischen Produkte verdeckt, die selbst im .Herzen der cnragiertcstcn Theaterfreunde nur die Sehnsucht nach dem allein selig machenden Bariötö wach werden läßt, IV. 4* In der Deutschen Städteausstellung sang gestern abend der Mannergesangverein „Einigkeit" von Dresden- Löbtau. Der etwa 100 Aktive zählende Verein hat in den letzten Jahren unter Herrn M. Stranskys Leitung so beträchtliche Fort schritte gemacht, daß mancher ältere Verein sich von ihm hat überflügeln lassen müssen. Auch gestern hat sich der Verein wieder bestens bewährt. Er sang zunächst zwei dankbare, fein empsniidcne Liedchen: „Auf dein Wohl, du herrliche Maid von O. Waiden und „Es liegt so traumverloren" von Döring. Recht gut war namentlich in dem zweiten Liede das Piano heraus gearbeitet, bei dessen Vortrag auch die ersten Tenöre bester als im -Forte klangen. Tadellos ist die Tcxtbchandlnng des Ver eins, ungekünstelt, aber so deutlich, daß sich der Gebrauch des Textbuches bei seinem Gesänge überflüssig macht. ,Hochamt im Waise", der schöne, stimmungsvolle, aber nicht ganz Icickst zu singende Chor von R. Becker, litt unter Jntonalionsschwanknii- gen. die hier um so gefährlicher sind, als die zweiten Bässe sich surchgängia in den tiefsten Regionen bewegen müssen. In Lafitcs viel gesungenem „Sankt Nüchel" zeigte sich der Verein als Chorkörper von ausgezeichneter Disziplin; die Einsätze, die Aussprache der Schlußkonsonanten, alles tvar äußerst prägnant. Das Gleiche gilt von dem frisch und munter gesmigencn „In den Alpen" von Hegar. Nach einem weiteren, weniger dank- und sangbaren Vortrage schlug das Vogtländischc Volkslied „Mei' Schatz iä' e' schie's gebcrg'sches Mäd'l" in der reizende:^ Be arbeitung von Albert Kluge zündend ein, io daß das lustige Stück lein wiederholt werden mußte, ebenso wie Dörings „Waldkünig", dem als Zugabe desselben Komponisten „Tie Reben blühen" folgte. Die Länger ernteten für ihre Vorträge reichsten Beifall von dem zahlreichen Auditorium, das den herrlichen Konzert- garten vollständig stillte, in dem der Ausenthalt nach dem erfrischen den Gewitterregen zu einem ganz besonderen Genuß wurde. Angeli nnd Menzel. Mit großen Künstlern geht cs wie mit Schätzen im Boden: Eines Tages entdeckt man sie, und dann wundert man sich, wie lange inan reich gewesen, ohne cs zu wissen. Ms Menzels Kunst zum Nalwnalschatzc wurde, das heißt als Schatz erkannt wurde, da war er schon ein alter Mann. Heute freilich gibt cs kaum eine Ehre mehr, die ihn nicht scbmückte. Die galdcncn nnd diamantenen Jubiläen folgen einander, und Reich und Volk empfinden sehr wohl, daß sic sich ehren, indem sic ihn ehren. Als Mitglied der Akademie der schönen Künste hat Menzel sein fünszigiähriges Jubiläum gefeiert, und ber Kaiser hat ihm dank bar gehuldigt. Aber Menzel hätte auch gleichzeitig einen anderen Gedenktag feiern können. Es sind jetzt 70 Jahre her, daß er, damals als Steindrnckcr ei» Autodidakt, sich in die Gipsklasse der Breslauer Akademie ansncluncn ließ. Er blieb nur ein paar Wochen in der Schule, und dann kam er eines Tages nicht wieder. Diele paar Wochen auf der Akademie sind übrigens der einzige künstlerische Schnlunlcrricht gewesen, den Menzel genossen. Er blieb zeitlebens sein eigener, strenger, unnachsichttger'Meister Da von rede ich mit Angcli, den alte Frcundschast mit Menzel ver bindet. „Menzel ist unstreitig einer der originellsten und bedeutend- sten Künstler der Gcaenwart," sagt Angcli. „Man muß schon .zahrbundcrte hcrumgchcu, um einen gleich großen zu finden MS Illustrator kann man überhaupt seinesgleictfen nicht finden ' Da .st er der Größte aller Zeiten Menzels Vielseitigkeit ist un- flebeucr. Er kann einfach alles. Historie nnd Landschaft, schlachtend,ld und Porträt Trag,iches nndZierlichcs. mit einem Wort alles, was Natur. Leben. Geschichte, Mensch, Tier, Pflanze
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