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Woodrow Wilson ^ vussehenerregen-e Snkhüttungen Sinowjews über -ie kommunisiische Revolulionsgesahr in Deulschlan-. - Der Nachfolger Lenins. Der Goldnolenbankplan -er Sachverständigen. Der To- -es Präsibenlen Wilson. Washington. Z. Febr. Der ehemalige Pro- sident wiisonist heute gestorben. (W T. B.) Der amerikanische Petroleum-Skandal. Washington. 2. Febr. Die Skandalaffärc der Petroleum- konzessioncn ist durch eine Ncihe sensationeller Enthüllungen gestern in ein neue» Stadium getreten. Die ganze Angelegen heit. die von der öffentlichen Meinung Amerikas mit leiden schaftlicher Spannung verfolgt wird, nimmt immer mehr eine politische Wendung an. ES wird versichert, dasi eine Reihe hochgestellter politischer Persönlichkeiten tu die Affäre verwickelt ist und in diesem Zusammenhang noch weitere iiber- raschende Enthüllungen bevorstehen. Gestern haben die Re publikaner einen Gegenangriff auf die Demokraten unter nommen. indem sie öffentlich bekanntgabcn, dast William Mac Ado», Schwiegersohn WilsvnS und gegenwärtiger Präsident schaftskandidat, im Verlause von vier Jahre» mehr als «Sliov Dollar von »erfchledenen Petrolenmgesellschafte» er halte« Hab«. Zurzeit sei Mac Adoo noch bei Doheny als Teil- Haber der Sinclair-Gruppe beschäftigt. Er bezieht ein JahreS- gehalt von SU 1)00 Dollar. Anderseits wurde gestern bekannt, dast ThomaS Gregory, der unter der Negierung WilsvnS General st aatsanmalt <Is war und vom Präsidenten CvoUdgc zusammen mit einigen anderen Kollegen mit der ge richtlichen Untersuchung über die Petrolcumkvnzessioncn be auftragt wurde, von den Pctroleumkönigen seinerzeit zur Be einflussung des Präsidenten Wilson gelegentlich dcS Ankaufes mexikanischer Pctrvleumselüer gekauft worden ist. Zu diesem Zwecke wurden Gregory 21)00 Dollar überwiesen. Al» diese Nachricht gestern der RegicrungSkommission mit- geteilt wurde, stürzte sich der Senator Lvdge an das Telephon und forderte vom Präsidenten Coolidge die unverzügliche Slbbernsnng Gregory». Schließlich ist den Demokraten im Verlause des gestrigen Tageö noch ein weiterer Schlag durch die Erklärung eines Petroleummagnatcn versetzt worden, der versichert, dast der KrtegSmtnister Carrison und ebenso der frühere Minister des Inner» La ne lbcide gehörten zur Ne gierung Wilson) in der Sinclair-Gruppe gut bezahlte Posten an demselben Tage antrate», an dem sie ihre Ministcrämlcr nicderlcgten. Der Untcrstaatssckretär im Innern Eotter. der auch Mitarbeiter WilsvnS war, bezieht »ach wie vor Zuschüsse von Sinclair. Der frühere Untcrstaatssckretär Fall, der tn der ganzen Angelegenheit der Hauptbcteiligte ist. hatte das Gerücht ausbringcn lassen, dast er in den letzten Zügen liege und mit dem Tode kämpfe. Die ttntcrsuchungskommission hat daraus drei Aerztc vcaus. tragt, den Gesundheitszustand Falls nachzuvrüien. Tie Aerztc sind zu dem Schluß gekommen, dast Fall simuliere, sl) Dementsprechend hat die Kommission den früheren Unter- staatssekrctär ausgcsordert. vor ihr zu erscheinen. Dvheny hatte gestern der Kommission die Originalguiltiing der von Fall angenommenen 100 000 Dollar gezeigt, dessen unterer Teil, der die Unterschrift Falls trug. auS dem Dokument herausgerissen war. Dvheny gab zu. dast er diesen selbst abgctrennt habe. Einen Schritt vor -em Abgrunö. Sinowjews «nlhüllungeu über das Die Rettungsaktion -er Reichswehr. Der ..Vorwärts" veröffentlicht in seiner SonntagA- ansgabc Einzelheiten aus der Rede Sinowiews aus der letzten russischen Parteikonferenz, die bezeichnende Enthüllungen über die ungeheure kommunistische Gefahr bringt, in der wir unS vor der NeichSwehraktion in Sachsen in ganz Deutschland befunden haben. Sinowiew berichtet dabei eingehend über di« Sage in Deutschland, wo die Kommunistische Partei ..auf den Kamm eine in Deutschland noch nickt dagcwcscnen revo lutionären Welle gehoben" worden war. ,.DaS Kleinbürger tum sing an. zur Kommunistischen Partei übcrzugcben. Taö Nauerntum schwankte. Die Mark siel in den Abgrund. Die Bourgeoisie verlor den Kops. Role Hundertschaften wuchsen. Me Betriebsräte kräftigten sich. Mit einem Wort. eS war daS tnviscke BUd einer tatsächlichen vorrevolutionären KrisiS." Sinowiew sprach dann von Meinungsverschiedenheiten, die einmal über den Zeitpunkt zu dem entscheidenden Schlag ansgebrochen waren, anöcrscits über die jSHsische Frage »In Sachsen war eine Mehrheit der Sozialdemokraten und Kommunisten gegen das Bürgertum aus parlamentarischer Grundlage vorhanden. Der rechte Flügel der deutschen Kom munistischen Partei machte mehrere Male den Versuch, eine Verständigung mit der Sozialdemokratie herbetzusühren und aus legalem Wege eine Regierung ans parla mentarischer Grundlage zu bilden. Das Exekutiv komitee war stets dagegen. AlS wir aber die Ereignisse so etnschätzten. dasi die Krise nur eine Frage weniger Wochen ist. da sagten nrir: Jitzt ist der Moment gekommen, nm unter bestimmten Bedingungen in die Regierung cinzutreten. Damit wir unö in Sachsen einen Plast schassen, von wo ans wir nnS weiter entfalten ni.d .den Lamvs um die Macht organisiere« können. Das war, als General Müller ernannt wurde." ,LSi.r glaubten, die deutschen Genossen werden in die Negierung eintrcten. diesen General ignorieren, die Arbeiter zu dem Zweck mobilisieren, um die Bereinigung mit den revo lutionären Arbeitern des ganzen übrigen Deutschland her- zustellcn. Mit anderen Worten Wir sahen den Eintritt in die sächsische Negierung als «in Manöver an. nm Just zu fassen und unS weiter zu entwickeln. Wir nahmen an. das, die Frage unseres Eintritt« in die sächsische Negierung prak tisch nnr nntcr der Bedingung ansgcworsen werde« konnte, dast die Zeigner-Ncgieruna bereit war. wirklich gegen da« meiste Bayern, gegen den Faschismus zu kämpsen und einen sofortigen bcwassveten Ausftand von öN lllw bis kl) ONO deutsche« Arbeitern durchzusllhren. »m General Müller zn ignorieren. Genau so in Thüringen. So stellten wir nnS unseren Eintritt in die sächsische Negierung vor. Niemals stellten wir uns die Sache aber vor als eine parlamentarische »ombinativn. Vielmehr als el« Manöver. «- eine bestimmte Position einnchme« zu können, und die deutschen Genossen schästte« die Lage so el«. das, sie das für möglich hielten." Sinowiew spricht dann über die Organisation de» Anti- fascht stentage» tn Deutschland und hebt die Ankiindi- «Mst» der chmwaLe ilie tl»»»»»itte» sür jede»er. rwmmuniflische Manöver in Sachsen. schlagenen Arbeiter zehn Faschisten erschlag» werden. Jeder, der die Geschichte der K. P. D. kenne, wisse, dast das der An fang eines neuen Kapitels fei. Er wendet sich insbesondere gegen die rechten Sowjetsührcr Nadek und Trotzki, die vor de» Demonstraitonen warnten, wei! sie der Ansicht waren, dast sie den Anfang einer neuen Iuliscdläcbterei sÄronstaüt» und einer Niederlage bedeuten würden. Nach der Oktober- Konferenz herrschte nach Sinowjew eine Stimmung in Deutschland, dast man morgen entweder zum Siege oder zum Tode schreiten werde. Der plötzliche Rückzug und die Entwicklung in Sachse« hatten dann Depression und Verzweiflung verursacht. Denn in Sachsen natten sich die Dinge ganz ander» vollzogen als man erwartet hatte. »In die Regierung traten drei Mitglieder der Zentrale ein: Böttcher. Heckcrt und Brand ler. Brandlcr übernahm kern Ministerium, sondern nur die N e g i e r » n g s- kanzlci. Wir rieben unS hier die Hände vor Vergnügen, und meinten, es gibt nichts Schlaueres als die deutsche kommu nistische Partei. Sie hat sich die HauptregicrungSkanzlei reserviert. Brandlcr wird die Polizei und überhaupt den ganze» Apparat in der Sand haben. Aber wir wurden tief enttäuscht. Bon Schlaubeit mar gar keine Rede: eS mar eine ganz gewöhnliche echt deutsche Ehrfurcht vor der N e g i e r u n g ö k a n z l c i. wo sich scheinbar die Ge heimnisse aller Geheimnisse befinden, lind dahin schickte man den hervorragendsten Arbeiter de» Zentralkomitees. Sie nmren in der Negierung im ganzen elf Tage, eigentlich nur neun, denn die beiden letzten Tage waren sie zwischen Negie rung und Gefängnis. Freilich in diesen elf Tagen konnte man nicht viel machen, und die Exekutive macht ihnen nicht den Vorwurf, dast sie nicht 80 000 Gewehre nsw. besorgt haben. Im Kampf, besonders im revolutionären .Kampf kann man immer eine Niederlage erleiden. Aber man hätte sich als Revolutionäre ausführen müssen. Tatsächlich fühlten sic sich aber alS Mitglieder einer gewöhn lichen Koalition aus Kommunisten und Sozialdemokraten. Sie erklärten: »Wir stehe» aus dem Boden der Verfassung"; »Wir sind nur dem Landtag verantwortlich". Da kamen die alten sozialdemokratischen Trodationcu zum Borscheio. Sinowiew polemisiert weiter gegen Nadek. der »diese opportunistische sächsische Politik verewigen" wolle. Er zieht den Schlich, dast der Kampf erbarmungslos gegen die Sozialdemokratie, die zusammen mit dem Faschismus in Deutschland regiere, geführt werben müsse. Weiter zieht Stnomscw gegen die kommunistische Rechte zu Felde, die, von Nadek und Trotzki geführt, aus dem Parteitag unterlegen ist. V Dtese Enthüllungen werfen ein grelle» Schlaglicht auf den furchtbaren Abgrund, vor dem wir nur durch de» NttSnabn.e- zustand gerettet worden sind. Zimletch beweis» aber auch der Sieg der radikalen Richtung in Moskau, der auch nach dem .Vorwärt»" eine Stärkung de» pntschtftischrn Etnslusse» tn der deutsche» Kommunistischen Partei bedeutet, wie töricht ev »st. die Aufhebung de» Anvnahmeznstande» zu betreiben und damit da» deutsche Volk mitten ln seiner schwersten Krise er neut der riesigen kommuntHtschen Gefahr, dt« mir nnr zu sehr zu unterschätzen geneigt st«», anszuttcser«. Der Kriegspriisi-enl. Ein Mensch voll innerer Widersprüche, voll Elkekkett, Selbstsucht und Undankbarkeit, und doch ein Verkünder ver- ftihrcrischer Ideen, die eine Welt an ihn glauben ließen und an die selbst zu glauben er sich trotz aller selbstsüchtigen Motiv« suggerierte. Ein Politiker, der eS, obwohl im Jahre lvlö aus drücklich auf Grund seine» F r i e d « n S versprechen» zu» Präsidenten wiedcrgcwählt, fertiggebracht hat. ein vollkommen unkriegerisches und gegen die Beteiligung am Kriege ein gestelltes Volk trotz Monroe-Doktrin in einen keine Lebens frage Amerikas berührenden Krieg zu treiben, und der doch gegen Ende deö Krieges den Nimbus des Messias und Fric- dcnbringer». deö Schöpfers einer neuen Meltorbnung ewigen Friedens nm sich zu breiten wußte. Ein Staatsmann, der. Despot und Autokrat vom reinsten Master, den Kampf für Demokratie und Selbstbestimmung der Völker auf feine Fahnen geschrieben hatte, der einem ganzen Zeitabschnitt mit dem WilsoniSmuS seinen Stempel aufdrückte, und der schließ lich. ein gerechtes Gericht, znsammenbrcchen mutzte, weil er tn Versailles entgegen seinem feierlichen Grundsatz: » Kein« Sieger und Besiegte" seine Unterschrift unter ein Gewaltdoku- ment gesetzt hatte, wie man es seit Karthago nicht erlebt hatte, und weil er cs nicht vermochte, die amerikanische BolkS- meinung in die Gefolgschaft seiner antokratischen Politik z« zwingen. Das ist Woodrow Wilson, der. tn einer großen Zeit an eine ausschlaggebende Stelle gestellt, die Welt t« seine« Sinne hätte beeinflussen können, wenn er das Format dazu gehabt hätte. Wir haben alle Veranlassung, drei Krenze hinter ihm zu machen: denn noch nie ist ein Volk auch nur annähernd so betrogen morden, wie da» deutsche durch die Lüge der 14 Punkte. Noch nie hat ein Volk so gläubig ans einen 8er- kttndcr neuer Ideen gehorcht, wie das kriegSmüde. führerlose deutsche Volk, noch nie hat eS eine härtere Enttäuschung ge geben. Und wenn es auch hente noch tn Dentschland und Oesterreich Leute gibt, die bi» zuletzt an Wilson geglaubt haben, die ihn für den betrogenen Idealisten gehalten haben, der in Versailles der chauvinistischen europäischen Diplo- matenmrnte zum Opfer gefallen ist. so ist das eins der vielen Geheimnisse, mit denen dieser abgeschlossene und selbstherrliche Weltverbesserer sich Zeit seines Leben» zu umgebe« «er standen hat. Man weist henke mehr von dem Vorleben sene» zkmlicb unbekannten Gelehrten der Universität Princeton, alS damals, wo einige demokratische Politiker den vor etwa 15 Jahren noch fast völlig Unbekannten für das Gonvcrncnramt in Neu Jerscy und später seine Kandidatur für die Präsidentschaft im Jahre 1012 durchsetzten. Man weiß heute, wie bereitwillig Woodrow Wilson damals seine auf dem Katheder vertretenen ausgesprochen konservativen Anschauungen über Bord warf, wie er plötzlich ein rabiater Fortschrittler wurde, der sich skrupellos über seine bisherige Ueberzcugung hlnwegsctzte, um seinem plötzlich erwachenden politischen Ehrgeiz freie Bahn zu macken. Wir misten heute aber auch auS den Memoiren seines verstorbenen einstigen Schülers Eomb, wie Wilson sich bereit» in Prinecton durch sein herrische» Wesen und seine antokratischen Manieren unmöglich gemacht hatte, und wie er cö diesem Manne verdankt. dast er nickt '"reit» als Präsident der Universität Princeton mit schlichtem Abschiede entlasten wurde, bevor ihm seine Nominierung für das Gouverneur» amt einen geeigneten Vorwand stir seinen EntlastnngSantrag bot. Länger als ein balbcS Menschenalter war ihm William Comb ein treuer Freund, bis auch er von dem ehrgeizigen Wilson den Fußtritt bekam, den schliestlich alle erleiden mustten, die ihm wie er, Banard Halcs. Bryan, Lansing, die Leiter zu seinem raschen Aufstieg gehalten hatten. Die Un dankbarkeit ist einer der hervorstechendsten Charakterzüge dies>.S ManneS, der wie selten einer vom Glück begünstigt war. 45 Mahlgänge waren nötig, ehe er schließlich von seiner Partei als Kandidat für die Präsidentschaft anfgcstellt wurde, und wenn er überhaupt ins Weiße -a»S in Washington einzog. so verdankt er es einer Reihe von Zufälligkeiten, nicht zuletzt der verhängnisvollen Spaltung der gegnerischen republikan? scheu Partei in Anhänger TastS »nd RooseveltS; denn neck nie ist ein amerikanischer Präsident mit einer so geringen relativen Mehrheit gewählt morden. Ohne diesen verhäng ntSvollrn Zwist hätte heute die Welt vermutlich ein andere» Aussehen. ES ist unnötig, darauf hinzuwetsen, wie Wilson sich dn'-h geschäftliche Beziehungen zum Oeltrust und später zur Krieg-- indnftrte politisch anrüchig machte, wie er gleich nach Kriegs beginn seine feindliche Gesinnung Deutschland gegenüber dadurch ossendartc. daß er im August Wl4 die Bitte de» Kai ser» um mornUsche Unterstützung gegen dt« deutsch-feindlich, Propaganda schroff zuriickwic». Seine» greifbare« AuSdruci fand der Gegensatz zwischen de« scheinheiligen Neu traiitältzvezAcharuage« iLtilou» »» OvivD^ »