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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.04.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260401017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926040101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926040101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-01
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.04.1926
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Doitnerrtag. 1. April 1S2S — »Dresdner Nachrühiev" — Nr. 184 Seite 8 Warum noch Volksentscheid? Preutzen hat alles, was es will. Berit«, 81. März. Da» preußische Sinanzmtut- per tum teUt mtt, baß dt« Hauptlinie de» ehemaligen künlg- ltchen Hauses belm Wehrbettrag ein Gesamtvermögen von 140 Millionen Mark angegeben habe. Eine Be rechnung der Abfindung aus Grund diese« Betrage» bezeichnet da» preußische Finanzministerium al» unzweckmäßig. weil bet der Schätzung 1014 etnersett« Werte veranschlagt waren, die der Staat setzt bet der AnSetnandersetzung als sein Eigentum beansprucht, insbesondere Gitter und Horsten, anderseits der Besitz der Krone an Schlössern, Park» und Verwaltung», aebäuden. Mobiliar, Kunstwerken und Juwelen nicht berück sichtigt worben set. Abschließend erklärt da» Ft»anzmi«tftertu«, daß die Annahme de» setzt geplanten Kompromißgesetzc» dem »renßischcu Staat aleS sichern würde, was er haben müsse. Wie man sieht, mehren sich trotz de» „Erfolge»", den die BolkSentscheidler errungen zu haben glauben, die matzgeben- den Stimmen, die das Kompromiß als cinzigmvgliche Lösung bezeichnen. Nachdem am Sonntag erst der RetchSpartctauS- schuß de» Zentrums sich für dieses Kompromiß ausgesprochen batte, erklärt seht der demokratische preußische Finanz- ininister Höpker-Aschofs. daß durch dieses Kompromiß der preußische Staat alles erhalten würde, was er überhaupt verlangt. Man muß die Frage aufwerfe»: Nenn cs so ist. ist dann nicht der ganze Volksentscheid schon hinfällig ge worden? Liebknecht und -ie Linke von heule. Berlin, 3l. März. T b e o 2 o r L i c b k n e ch t hat in ein m an den „Vorwärts" gerichteten Brief festgcstellt, baß er im Auftrag« der Familie Liebknecht die Unterschriften der Sozial demokratischen Partei und der „Born>ärtS"-Ncdaktion von den Schleifen der von den Körperschaften am Grabe Wilhelm Liebknechts niedergclegten Kränzen entfernt lmt. Die F-anillie Liebknecht, habe das deshalb getan, ivetl die Niedcrlcgung der Kränze durch den Partcivvrstaiid der heutigen S. P. D., dem u. a. Wels aiigchört. und durch die Redaktion des .Vor wärts", i» dem ein Stampfer Chefredakteur ist, als eine Herabwürdigung Wilhelm Liebknechts empfunden werde. Ter „Vorwärts" greift das Zentralkomitee der Kommu nistischen Partes an, iveil dessen Kranz „dem unerschütterliche» Kommunisten Wilhelm Liebknecht" gewidmet ivar. Das sei eine Geschichtssälschiing. Wilhelm Liebknecht sei kein Kom munist. Demgegenüber behauptet die „Note Fahne", Wilhelm Liebknecht selbst habe sich stolz auch zum Namen Kommunist bekannt, und verweist daraus, daß sich Liebknecht in seiner Skizze zu der von ihm beabsichtigten Nede im Leipziger Hoch- verratSprozeß ausdrücklich für die bekannte Stelle im kom munistischen Manifest über bie Nolle der Kommunisten be rufen habe, nicht um sie abzulehnen, sondern für sich und seine Partei in Anspruch zu nehmen. Der Slrasanlraq im kleinen Darmal-Prozeh. >D u r <I> Kaakleruch.i Verli», »1. Mär». Im sogenannten kletnen Barmat. Prozeß, in dem eine Snzahl Beamter der Staatsbank und mehrere Kausleutc wegen passiver und aktiver Bestechung an» geklagt sind, beantragte der Staat«anwalt gegen Dr. Feld et» Jahr vier Monate Gesängnt». wovon vier Monate aus die Untersuchungshaft augercchnet werden sollen, gegen Blodow ein Jahr neun Monat« Gesängnt» und fünf Jahre Verlust der Besähtgnng zuk Bekleidung össentltcher Aemter. gegen Kersten unter Anrechnung mildernder Umstände zwei Jahre neun Monate Gefängnis, sttnf Jahre Ehrverlust, süns Jahre Verlust der Befähigung zur Bekleidung vlsentltcher Armier bei sofortiger Verhaftung, gegen Jos« ein Jahr GcsännniS, süns Jahre Verlust der Befähigung zur Bekleidung öffentlicher Armier, gegen Neitzel neun Monate Gefängnis. «WTB > Kommunisten gegen Völkische. Wiederholung der Leipziger Vorfälle in München. iD u r ch isunklvruch.i München, 81. Mär». In einer heute abend von der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter partei einberusencn Versammlung, in der der russische Hoch schulprofessor Dr. Gregor über die heutige» Verhältnisse In Nußland sprach, kam es tm Verlause des Vortrages zu Störungen seitens der zahlreich vertretene» Kommun > stcn. Die Ruhestörer wurden von der anwesen de» Saalwache entfernt, wobei die Kommunisten hcstlgen Widerstand leisteten, so daß es zu Zusammenstößen mtt der Polizei kam, wobei mehrere Personen verletzt wurden. Nach Entfernung der Kommunisten nahm die Versammlung ruhig Ihren Fortgang. <W. T. B.s Erwerbslosenunruhen in Stettin. «Durch „ ii k > v r u ch.i Stettin, !>l. März. Im Anschluß an eine Stadtverordneten versammlung. der von einem Ausschuß der Erwerbslosen eine Nclhc von Forderungen unterbreitet worden war, versuchte eine größere Zahl Erwerbsloser eine Demonstration. Ter Polizeipräsident hatte das Rathaus zuvor abspcrrcii lassen. Als die Demonstranten versuchten, dennoch zum Nathau-se vor- zndriiigen, schritt die Polizei ein und machte von ihren Gummiknüppeln Gebrauch. In einigen Fällen musste die Polizei mit blanker Waffe Vorgehen. Von Verletzungen oder schweren Zwischenfällen ist nichts bekannt geworden, lieber zwanzig Demonstranten wurden fcstgcnommcn. 7S. Geburtstag -es Generals von Mubra. verli», 1. April. Der General der Infanterie «Mudra, einer unserer besten Führer tm Frieden und im Kriege, feiert heute in Schwerin in Mecklenburg seinen 7b. Geburtstag. Unter Generafeldmarschall Freiherr v. d. Goltz war General v. Mudra der erste, der da» Ziel stet» verfolgte und den Gedanken auch weiter sortpslanzte, den Pionier zum Infanteristen zu machen und umgekehrt, ein bedeutender Fortschritt, der sich namentlich im Kriege bewährte, v. Mudra war auch der erste Ptontergeneral. der «ine Infanterie- Division bekam. Seine hervorragenden Dienste tm Kriege sind bekannt, vor allem die tm Argonnenwald. Nach dem Kriege ging v. Mudra nach Wiesbaden, wohin vorher seine Familie gezogen war Dort wurde er im März 102> von den Franzosen plötzlich verhaltet, vier Tage ins Zuchthaus gesperrt und dann ansgewirsen. Der greise General zog dann nach Schwerin. Das Flellner-Schift „Baden-Baden". Am Donnerstag AuSsahrt »ach Nordamerika. (Durch Funkspruch.! Kiel. 81. März. -Heute vormittag ersolgte auf der Krupp- scheu Germaiiiawerst in Anwesenheit geladener Gäste, darunter des Oberbürgermeisters der Stadt Baden-Baden. Dr. Fieser, die Umtause deö Fleltnerschen Noiorschisscs „Buckau". Direktor Flcttner gab einen Ucberblick über den biSheriaen Verlaus der Versuche mtt diesem neuartigen Schisfötyp und teilte mit, daß gegenwärtig ein weit größeres Schiss dieser Art von etwa 8000 Brutto-Rcgiftertonnen bei der Rkticu- gesellschast Weser seiner Vollendung entgegensche. Danach wünschte Oberbürgermeister Dr. Fieser dem im neuen Ge wände prangenden Schiss Glück und Erfolg für seine bevor stehende Fahrt über den Atlantischen Ozean zur Ehre und zum Ruhme dcuischcn Wissens und Könnens. Fra« Direktor Flctiner taufte hieraus das Schiss aus den Name« „Baden- Baden". Die „Baden-Baden" geht nach Hamburg, von wo im Laufe dcS morgigen Tage» die auf Ersuchen amerikanischer Interessenten geplante Fahrt nach Nordamerika an getreten wird. Franz Ferdinands geplante Umgeslalluug Oesterreichs. Berlin, 31. März. Der ehemalige österreichische Gesandte in Paris Freiherr v. Eich Hofs veröffentlicht tm „B. T." An- gaben aus Entwürfen des ermordeten Erzherzog-ThronsolgerS Franz Ferdinand über die Bereinigten Staaten von Großosterrcich. Nach diesen Entwürfen sollten die Gebiete, in denen jeder der Vvlksstämme der österreichisch-ungarischen Monarchie iDentsche, Magnaren. Tschechen, Slowaken. Polen, Ritthenen. Rumänen, Kroaten, Slowenen und Italiener! die kompakte, bodenständige und seßhafte Bevölkerung bilde, sorgfältig abgegrcnzt werden. Wo die Grenzen zweifelhaft waren, sollten sie durch Volksabstimmungen über prüft werden. Die Bewohner jedes dieser Gebiete sollten smnn die völlige Autonomie genießen. Die Texte der Grundsätze und alle anderen Ber- ordiiungen waren vorbereitet, n. a. auch der Wortlaut beS Manifestes, das der neue Kaiser und König beim Antritt seiner Regierung erlaßen wollte. Hier beißt es u. a.: Ebenso wie alle unserem Zepter angeliörenden Völker ln bezug auf die Mitwirkung an den gemeinsamen Angelegenheiten der Monarchie an gleichen Rechten teilhaben sollen, erfordert eS die Gleichberechtigung, daß sie jedem Volksstamm in der Ent wicklung innerhalb des Rahmens der gemeinsamen Jnteresien der Monarchie gewährleistet bleibt und daß allen VvlkS- stämmen, allen Ständen und allen RerufSklasien, wo dies noch nicht dnrchgesührt ist, die Wahrung ihrer berechtigten Inter- csicii durch gerechte Wahlgesetze ermöglicht werde. Der Vebenshallungslndex lelchl nochgebeud. Berlin, 81. März. Die NeichStndexztfser für die Lebenshaltungskosten ist nach den Feststellungen de« Statistischen Reichsamtcs für den Durchschnitt dcS Monats März mit 138.8 gegenüber dem Vormonat «38,8 um 0,1 Pro zent z ii r ü ck g c g a n g e n. -M-M—W-cWW-W-SSMMW-W-WWSMMMMSMSSMSMSMU gn die!« Ichweien gell «NI lür jeden Haushalt da» Debil: „Sparsamsten übe»--; Irohdem rmrd noch viel ni viel «Veld itir Luruswaren ausgraeden. die Icils ausldneilcher Kerkun I. letls durch »in» über panni», kostlpleligr Anpreisung verleueri werden Man dann oii mil weniaen Mitteln gle>chw»rl>ge Waren er füllen. da» verbrauchend« Pudiistum «null nur daraus dingen»»'»!» werden. Bei spielsweise ist es invglich, ivr nur W Pi- »ine allen «erwddnlen Aittvrderunpen genügende Feinieii» zu »rballen. Di» allangesedep». i»tt über I« Jahren de- sledend» yeinleüeniadr!» T. Koni» Duldmann <Dre«den> iadrizieri Ie» nunmehr 8» Jahren als Spezialttlü .Cosmo»^ Sette', di» äp» Rohüotten hergeNelll wird. w>» es bessere itir diesen gwech nichi givl. Aach einem delvnderen willenich-sllich erprodlen Verfahren wird d eseioe überiellsi und stellt iomii ldrer groben Mild wegen er» hervorragendes Mittel zur Pflege leidst empfindlichster und zaNester Kaul dar. Du dmann» Cosmos-Seile «rireul sich ihrer Vorzüglichkeit und ihre» niedrigen Preise, wegen schon seil gahrzehnlrn bei cringewechlen grdsiler Be- tteoiheil. nnd es kann nur jedem, der Wer, daraus leql. Mr wenig Seid ei was wirklich Duies zu erhallen, gerale« werden, sich dt« er Feinsett» zu dedienen. 8 Um -ie Eiaerrlmnssreigabe in Amerika. Das Schicksal -es Frelgabegesehes Neuyork, 81. März. Die amerikanischen amtlichen Kreise hctoncn, daß Coolidge möglicherweise sein Veto einlegen würde, falls der neue Plan über Zurückgabe des deutsche« Eigentums nicht ohne Abänderungen angenomme« «erde» würde. Man erwartet, daß gegen den Plan scharf operiert werden wird. Man befürchtet besonders, daß Borah gegen den Plan Stellung nehmen könnte mit der Begründung, baß eS Praktisch eine Beschlagnahme des deutschen Eigentums darstelle, daß eine solche aber Im Widerspruch zu dem amerikanischen Grundsatz stehe, daß das Privateigen tum unantastbar sei. Möglicherweise wird die Beratung der Angelegenheit im Senat bis zum Herbst vertagt wer den. I» diesem Falle dürfte die Annahme der Vorlage zweifelhaft sein, da nach den Wahle» die Opposition gegen den Plan zu stark werden könnte. Deutschland ist bei den Be ratungen, die zu dem Znstandekommen des Planes führten, amtlich nicht vertreten gewesen. Der deutsche Generalkonsul hat nur als Privatperson daran teilgciioinmei, und die Be lange der interessierten deutschen Kreise vertreten. Man weist daraus hin. daß Mills, der Len Plan anSarbeitete. nicht durchaus deutschfreundlich gewesen sei. Ro^floffkonlrokle als ffolqe des Freigobeqesetzes. Renyork. 81. März. Die Jnteresien der Wallstreet kon zentrieren sich augenblicklich auf den Passus des Gesetzes über die Rückgabe de» deutschen Eigentums, der besagt, daß Rcchtstitel auf Eigentum sofort nach dem Inkrafttreten de» Gesetzes, also noch vor der endgültigen Rückgabe, belieben werden können. Es ist kein Geheimnis, daß auf Grund dieser Klausel bereits viele Uausverträgc über Baum wolle. Kupfer nsw. abgcschloffcu wurde», die zu laufen beginnen, sobald durch das Inkrafttreten des Gesetzes eine BeleihiingSunterlage geschaffen ist. Ein großer Teil der frei- werdenden Gelder würde also sofort nach Inkrafttreten in die amerikanische Wirtschaft zurückflicßcn nnd Dentschland nnr in Gestalt von Rohstoffe« erreichen. Ausdehnung des deulsch. englischen Kandels- verlrages. Berlin, 31. März. Die britische Negierung hat amtlich »litgetcilt, daß der deutsch-englische -Handelsvertrag vom 2. Dezember 1831 auch aus die »achsvlgcnde» britischen Dependenzen ausgedehnt wird: Die FalklaiidSinsetn. die ver bündeten malaiischen Staaten iPerak, Sclangor, Negri« Sonbilan, Pahangi, Grenada, Hongkong, Jamaika, Mauritius, St. Helena, St. Lucia, St. Vincent, die Seychellen, die StraitS Settlements. lW. T. B.s Amerika un- P6rels Schul-enerkliirung. Washingto«, 31. März. Die Bemerkung dcS Finanz- iiiinisterS Pöret in der französische» Kammer, daß die Tilgung von Frankreichs Kriegsschuld an Amerika vom Ein gänge der deutschen Reparationszahlungen abhängig set, hat in amerikanischen NcgierungSkreiscn großes Aufsehen hervorgcrufeir. Sollten sich die Meldungen hierüber be stätigen. so würde die Mission des Botschafters Börcnger, der in erster Linie zur Regelung der Schuldcnsragc »ach Washington gekommen ist, als ergebnislos angesehen werden müssen. Die amerikanische Negierung habe schon Caillanx gegenüber erklärt, daß sich Amerika nicht daraus ciulassc» könne, für Rechnung der europäischen Nationen die deutschen Zahlungen einzutrcibcn. Dieser Standpunkt werde i» Washington nach wie vor aufrcchterhaltcn. Frithlingsnacht in Granada. Von Edltha Kühn. Bautzen. Schneebcrge im Mondschein. Die Sierra Nevada, unendlich schimmernd, unendlich hehr. Borberge mit Schlössern, Türmen, Mauern im dunklen Kranz von Wäldern. Eine Welle von Häusern flutet hallimondsörmtg von der Ebene zu den Hügeln hinan. TaS ist Granada. E» ist gut. daß mir Granada zuerst im Mvndlicht schauen! Dt« Gegenwart tritt zurück, und die Vergangenheit wird lebendig. Wir sind vier Deutsche, die sich in ber Diele dev großen Hotels ziisaiilliieilgesunden haben. Die andern sind in Spanien ansässig. Ich bin der einzige Zugvogel unter ihnen, dem sie Granada bei Nacht zeigen wollen. Wir lassen die Lichtslut der breiten P u e r t a R e a l. wo in und vor den Cafes eine ungeheure Menschheit flutet, zurück ittlb biegen in die Calle de los Rcyes CatolicoS ein. Die katholischen Könige lasie» uns sobald nicht los, in Granada! Wie ein finsterer Schlauch öffnet sich links ein Gäß- chen nach der Kathedrale, die festungöglelch Uber ein Gewirr hoher Häuser emporragt. Rechts ein Platz mit dem Rathaus. Davor ein Caf6, wo mir feurigen Jerezwein probieren. Die „katholischen Könige" führen uns in der köstlich lauen Abend luft zu einem Platz, zwischen dessen Häusern das Mondlicht sptelt. Eine pompöse Fassade ist in Licht getaucht, während gegenüber eine Kirche den dunklen Umriß ihres siltgranartig ourchbrocheneil Minaretts in den Nachthimmel reckt Wir folgen der Uferstraße des Darrv bekg- und stromanfwärts nach Alt-Granada. Uebcr ei» Mäuerchcn sehen wir hinab i» das tiefe steinige Flußbett. Im Wasser spiegelt sich der Vollmond. Darüber spannen schrägansteigcnde Brücken ihre dunklen Vogen zu den alten Häusern mit Erkern nnd Ballonen. Arme Leute bauien setzt tn den Gemächern, die einst die Aristokratie Granadas beherbergten. I» der Hoff nung auf ein Trinkgeld wollen uns Straßenjungen ein maurisches Bad zeigen. Ich möchte willen, wann die Laus buben schlafen gehen! Wir wandern über eine Darrobrücke zum andern User. Ans mondbeschienellen Pfaden steige» wir zwischen Gärten und weißen Mauern zu einer Ouelle emvor. Auf dem Bruiinenrand lasten wir »ns nieder, dort, wo daS Master langsam aus dem Tvnmergel berauSNckert. „Ouelle der Tränen" nannte» die Mauren dielen Brunnen Zauberhafte Mondnacht webt um nnS. Granada zu unseren Füßen senkt seine flachgcdcckten Wohnstätten zu Tal. glitzernd im Mondlicht. Dahinter erhebt sich der Schattenriß de» AlbaictnhügelS mit Kirchen, Klöstern. Minaretts. Am Sacro Monte, wo die Hänser aushörcn, schimmern gleich Leuchtkäfern die Ztgennerhöhlen. Wie im Traum gehen wir hinüber nach der Zigeuner, stadt. Rötlicher Schein aus Erdlüchcrn hinter Kaktee», und Agavenbüschen. So nahe den Stätten aller hoher Kultur Hansen hier seit Jahrhunderten die Gitanos tn Höhlen- wohnuilgcn» so unwahrscheinlich primitiv, daß man nicht weiß, ob man wacht oder träumt. Doch darüber bleibt nnS bald kein Zweifel. Als wir durch eine Türössnung schauen, sehen wir, daß die Höhle ttes in den Berg hineingewühlt und ans- gemauert ist. Vorn ein Herd. Knpsergeschirr blinkt ans. Dann ein Wohnraum mit allerlei modernem KrimSkramS. Hiiner dem zerrissenen Vorhang die Schlasstätte. Wir machen schleu nigst kehrt. Die Hölle selbst scheint ihre Unholde auSgespien zu haben: so viele zerlumpte Gestalten tanzen um uns herum und schreie» aus uns ein. Sie heften sich an unsere Sohlen, ein furchtbares Geschlecht der Nacht! Wir geben ihnen Geld. Unmöglich, sie lo» zu werden! Sic wollen unsere Zukunft ans der Hand lesen. Danke, die Gegenwart ist nnS lieber! Mit entzückender Anmut dreht sich ein Zigcuiicrklnd wie träumend im Tanz. Es singt dazu mtt rauher Stimme. ArineS Kind! ES hat bloß ein dünnes Röckchen an. Die kleinen Füße und Hände starren vor Schmutz. Wir atmen auf. als der Dunstkreis der Gitanos — und ein übelriechender war cs — hinter uns liegt. Am Albalcin geht cs hinab, hinaus zu einer gotischen Kirche. San NicolaS heißt sic. Vor uns ein Bild, so zauberhaft, daß man sich fragt, ob so etwas Schönes überhaupt möglich ist: vor dem Hinter gründe der glitzernden Schiiecscldcr der Sierrc Ncvgda erhebt sich eine mlttclglterllchc Burg. Ernst, fast tragisch »inten »»8 die Trümmer der Zyklopenmaiicrn an. Zinnen tarclieii ans dem dunklen Meer von Bäumen. Die anmntdvvllc Silhouette der Zypresse unterbricht die strengen Linien der Alhambra- bautcn. Zierlich sein thront noch höher a», Berge ein anderes Schloß. Die Manrenzeit, bie uns schon in Torbogen und Minaretts, selbst im Tanz des Zigeunerkindes grüßte, lebt auf. Hier, auf der Albaictnhvhc. wo wir stehen, siedelten sich die Söhne Afrikas zuerst an. Ans den Trümmern römischer Niederlassungen bauten sic vor 1200 Jahren Ga-rnatalh. die Befestigte. Die Kirche, an deren Wand wir lehnen, steht auf mau rischen Grundsteinen. Hinter nnS schimmert bläulich im Mvn- dcSglanz ein maurisches Fahnentor und die Ruinen der arabischen Stadtmauer. San Salvador erhebt sich ans den Fundamenten der alten Hanptnivlchee dcS Albaicin. ähnlich wie aus dem Forum in Rom aus heidnischen Temvcltrüm- mer» christliche Kirchen hervorwachsen. Die Königin Granada schmückt sich in dieser Mondnacht mtt den Resten eines Ge- schmctdcS. besten Juwelen ihr nach und nach tm Parteihadcr ihrer Herrschergeschlechter und in den Kämpfen mit den spa gischen Königen entglitten sind. Als in Cordoba und Sevilla schon eine junge Weltmacht eine alte, ermüdete Kultur ablöste, blühte noch Granada. Damals bauten ihre Maurensürste» die Alhambra. Mit dem Wachstum Ihres NeichStums fügten sic eine stolze Hofburg an die andere. Erst 1193 tilgten die „katholischen Könige". Ferdinand von Aragon und Jsabclln von Kastilien, die Maurenherrschast in Granada. Die Mauren wurden geschlagen, versagt, vernichtet, und die katholischen Könige einigte» die Geister mit Feuer »nd Schwert. Zivangs- iause. Austreibung, Aufstände, Inauisitionsgerichte. Tausende von Mauren gingen ins Elend. Aber noch heute zehrt Granada vo» dem, was sie schufen. Meine Begleiter erzählen, und mich fröstelt in der Nachtluft. Eine Fcuerschlangc wälzt sich seht langsam ItadtrvärtS am Darrouser entlang. Trommelwirbel und Trompetenfansaren. Eine Prozession. Wir folgen ihr. Langsam schreiten vermummte Gestalten mit großen Kerzen lautlos dahin. Klatsch, klatsch, schleifen die langen Schleppen ihrer schwarzen Kutten über die regennassen Gasten. Da haben wir bas andere Wcsenselcment Andalusiens: vorhin bas Maurilche, nun das kultisch Mystisch e. Dann und wann ertönt aus der Menge ein ekstatischer Bußgesang. Ergriffen von religiösem Taumel beim Anblick des realistisch in der Qual seiner Leide» dargestcllten CliristnS am Kreuz äußern in solchen „SaetaS" Frauen oder Männer Zerknirschung »nd Schmerz. Die Menge ruft Beifall, menn ihr ber Gelang der Erleuchteten gefällt. Doch erhebt sich ablehnendes Zischen, als ein schriller Diskant ertönt. Meine Führer mahnen mich, nicht zu lachen. Denn den Andalusiern ist es Ernst mit ihrer Religion. Ihre Existenz so von ihr durchwoben, daß sie »»trennbar vom Dasein des einzelnen mitten im Leben der Straße stellt. Kunst und Wissenschaft. f Dresdner Thcalerspielplan für beute. Opernhaus: Geschlossen. Schauspielhaus: „HerodcS nnd Mariamne" 1>-8s. A l b e r t t h e a t e r: „Schneewittchen" t'lls. „Die Stützen der Gesellschaft" i^8s. R e i i d e n z t h e a t e r: „Alt- Heidelberg" <^8s. Neues Theater: „Mariechcn von Nnmwcgcn" l!48s. Zentraltheater: „Annemarie" i>L8s. f Eenlral-Thealer. Karfreitag und Oslersoniiabciid bleibt da,- ventral-Theater geschlossen. Am I. nnd L. Otlertctertag iindei abends H8 Uhr große i>esivvrslkUilng der Lchlager-Hne-et»- ,.A nne in a r i e" mit Nicht Sllco», Frip Lchnlz. s»ertrude Berliner tn den Hauptrollen zu gewöhnlichen Preisen statt. Der Kartenvrrkans ha« bereit» begonnen: die Theaterkasse tst Ostrrssnnabeud oon vormittag»
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