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Donnerstag-1. AprN IVA Gegründet 1856 DrahiapchriN, »«ch^ch»« »w,»«. A»m>»r«ahr - Samm«»numm«r Sv S ^1 Mm tür Dachl«, »»rLch, > SV 011 - tÄ»lckltz« oom l. di» lv. AprU N»SÜ V»I iiioilch jw,»».>n,»r Juilellun« ,r«Lau» l.SY Mard. >)ögUgS'WLvUyr Potidemgsvret» iiir M»na> April 1 Mord oim» Poll,uil«i>ung»g»i»lldr. all,,«!»»«»»» >0 Pl«»»ig. D>, Anr»>a»n w«r»«n noch Soidmard ver«chn»i, di« einmal»,, ZV min »r»il« Anzeigm-Preik: «L".s. LLlSr^L aukerdaid 2iX> Pia vileriennedilkr Iv PIg. Ausw AuNrita» n«o,n Porausdezani. Schriftletlnna uns kauplgrlchLN«»,»,: Marirnitra», 38 42 Druch u. v«rtaq oon Ui«»Ich » »»ichard, m Dresden. Poftichech-Avnia 1OS8 Dresden. Dochdruch nur m>> aeuiiicher Quellen,maade «„Dre«l»,rr Dnchr " mlliilin Unverlanau Schr 'lllintie werden ntch »isbewahkl. Der Relchsrat billigt die Steuerreform. Kabinellsheschlutz für insormalorifche Veieiligung -es Reiches am Genfer Ralsausfchutz. Brian- noch einmal gerellel. — Stresemann über die Ergebnisse -es Wiener Besuches. - Preußen verzichte! aus -en Volksenlschei-. Annahme -es Skats sür 1926. verlt«, S1. März. Der RetchSrat hielt heute abend unter Borsitz deS Retci,SsinanzministerS Dr. Steinhold eine Sitzung ab. Nachdem der bayrische StaatSrat v. Wolf als Berichterstatter über die AuSschußverhandlungen, betreffend die Steuermtldeiungsgesetze, berichtet und die vom Reichstag dazu beschlossenen Veränderungen kurz dargelcgt hatte, beschloß der Reichsrat in einfacher Abstimmung, von de» Beschlüsse« deS Reichstages Kenntnis zu nehmen, ohne Einspruch zu erheben. Der NeichSrat beschäfligte sich hieraus mit dem vom Reichstag verabschiedeten Etat für IVLti. Der Berichterstatter wies daraus hin, daß vom Reichstag entgegen den von der Reichsregierung und vom ReichSrat ausgestellten Grundsätzen Neu- einstellungen von planmäßigen Beamten und Höherstufungen vorgenommen worden sind. Auch hat der Reichstag neue Ausgaben eingesetzt. Die Stellen vermehrung, namentlich aber auch die Höherstufung, erschien den Ausschüssen des Neichsrats ganz besonders bedenklich, als Abkehr von dem Grundsatz, de» die Reichsregierung mit größ tem Nachdruck aufrechterhtelt und den der NeichSrat gut- geheißen hat. Dieses Vorgehen des Reichstages ist an sich sehr unerwünscht und für die meisten Länder überaus mißlich. Diese« stehe» unter diesen Umständen erhebliche Mehr aufwendungen gegenüber, für die «S an Deckung fehlt. Bor «llem wir» auch das mühsam ausgestellte Gebäude der Gruppenvcrteilung de, Beamten erschüttert werde«. Neue« Wünsche» und Bestrebungen wird Tür<uud Tor geöffnet wer den. Die Reichsratsausschüsse haben aber vor allem auch im Hinblick auf die rechtzeitige Verabschiedung des Etats davon abgesehen, Einspruch zu erhebe,:. Nur in drei Punkten haben die Ausschüsse die Reichstagsbcschlüsse nicht gntgeheißen. Vor allem haben sie abermals im Etat des Relchsinnen- miNlsteriumS bei den fortlaufenden Ausgaben die eine Mil lion Reichsmark gestrichen, die zur Unterstütznng kul- turellier und gemeinnütziger Vereinigungen, insbesondere kirchlicher Vereinigungen vom Reichstag neu eingesetzt waren. Tie beiden übrige» Punkte beziehen sich auf Beamten ste l t r n. Ein Antrag, die eine Million zu kulturellen und ge- mciiitiützigen Zwecken wieder in den Etat einzusetzen, also den - Beschluß des Reichstages nicht zu beanstanden, wurde mit SV gegen 2!> Stimmen abgelehnt. Der Etat wurde mit diesen Aenderunge« angenommen. Zn der vom Reichstag sür den Etat deS Ernäh- rungSministeriumS genehmigten Position von SV Millionen Mark, die «ntcr staatlicher Kontrolle der Ge treide ha n de l S g e s e l l s ch a s t zur Stabilisie rung der Noggenprcise überwiese« werden sollen, gab der preußische Vertreter eine Erklärung ab, der sich n. a. auch der Vertreter Sachsens anschloß, in der er bezweifelte, daß durch diese Kreditgewährung eine gewisse Stetigkeit der Noggenprcise z« erreichen sei. Ans Antrag der Ausschüsse wurde dann ferner beschlossen, gegen den aus Grund eines sozialdemokratischen Antrages vom Reichstag angckündigten Gesetzentwurf über Aendcrungen des Finanzaus gleichs zwischen Reich, Ländern und Gemeinden Einspruch zu erhebe». ES handelt sich in dem Gesetzentwurf besonders darum, daß die Znschußbaute» bei der Hausziussteuer besser behandelt werden. Die Vorlagen betreffend Abänderung des Gesetzes zum Schutze der Republik iAufhebung des Staatsgerichtshofess und betreffend Einsetzung eines Ausschusses zur Untersuchung der Erzeugungs- und Absatzbedingungen der deutschen Wirtschaft erhalten nunmehr gesetzliche Kraft, da der NeichSrat hier von den Beschlüssen des Reichstages Kenntnis nahm, ohne Einspruch zu erheben. Dolksabslimmung über den Anschlutz in Schaumburq-Lippe Vückeburg, 81. März. Der Schaumburg-lippische Landtag beschloß einstimmig, angesichts der Wichtigkeit der Anschluß- frage an Preußen eine Volksabstimmung darüber entscheiden zu lassen. Deulschland enllohni seine Askari. London, 81. März In Erwiderung einer Anfrage teilte der Kolonialsekretär Amery mit, daß zwei ehemalige Beamte der früheren deutschen Zivtlvcrwaltung in Tangan jika, Brandes und Müller, die Erlaubnis erhalten haben, nach dem dortigen Gebiet zu reisen, um Lohnsordc r ungen von Eingeborenen nachzuprüfen, die de» schcrseits während des Krieges beschäftigt wurden. Dik Untersuchung entspreche einer Vereinbarung zwischen der britischen und der deutschen Regierung. Die Zahlungen wür den durch britische Beamte erfolgen. lW. T. Äs Deutschland und die Genfer Studienkommission. / Das Ergebnis -er Kabinettssiliung. / werkln, 31. März. Das Neichskabinett hat sich in seiner ) beut ,en Sitzung mit dem vor kurzem vom Generalsekretär t des tölkcrbuirdcS der deutschen Negierung mitgeteilten Be- , schlu c des VülkerbundSratcs beschäftigt, durch den Deutschland eingc aden worden ist. an den Beratungen der Kommission i teilz, nehmen, di« demnächst die Frage der Zusam m cn- > setz» ng des Rates, sowie der Zahl seiner Mitglieder und / des Verfahrens ihrer Wahl prüfen solle. Im Reichskabinett ist bet dieser ersten Erörterung der Angelegenheit die einmütige Auffassung zu Tage ge- treten, bei der weiteren Behandlung der vorstehend gekenn- zeichucten Ratsfrage mitzuwirlen. !d, ' * Diese offiziöse Mitteilung zeigt, daß das Neichskabinett sich nicht ohne weitere- entschieden hat, an den Verhandlungen der Kommission tcilzunchmen und daß die Beschlußfassung deö Kabinetts vorläufig nur so weit gegangen ist. wie die Zusage ging, die schon am letzten Tage der Genfer Verhandlungen die deutsche Delegation den übrigen Ratsmächten gemacht hat. Deutschland ist bereit, mit den Ratsmächten die Frage einer Erweiterung der Zahl der Ratsmitglieder zu prüfen, ist aber zu keiner Entscheidung bereit. Praktisch wird der neue KabinettSbcschlnß allgemein dahin verstanden, daß das Kabinett sich zunächst noch einmal über die Ausgaben der Kom mission in Genf informieren wird und daß cs nur einen Delegierten zu einer reinen Studienkommis- sion entsenden will. Die mehrfach erörterte Möglichkeit, daß Deutschland nur einen Beobachter in die Kommission ent sendet. kann nicht In Frage kommen, wenn cS sich nur »m eine Studienkommission handelt. Das Kabinett wird wahr- scheinlich, wenn nach Ostern weitere Mitteilungen über die Aufgaben der Kommission vvrliegen. den Beschluß fasten, einen Delegierte» in die Kommission z» entsenden, wird aber die Aufgaben dieses Delegierten durch best! m mteI n st r u k- 1 ionen festlegcn. Engtan- zur wetteren Entwicklung -er Vötkerbun-ssrage. Moskau, 8l. März. Die Sowictregicrnng hat jetzt ans die Note des Generalsekretärs des Völkerbundes eine Antwort er- London, 81. März. <T. Ui Wie der „Evening Standard" teilt. Sie weigert sich, an der AbrttstnngS- bertchtet, rechnet man tn Londoner politischen Kreisen damit, konferenz teil,«nehmen. In der Aniwortnote «eilt -aß Deutschland seinen Antrag zur Ausnahme in den Völker- Tschitschcrin dem Generalsekretär des Völkerbundes mit, daß -und im September erneuern wird. Die Lage im die Sowseircgicrmrn die Weigerung, die Abrüstungskonferenz Mepttmber würde alsdann viel einfacher sein. Der Ber- nach einem anderen Orte z« verlegen, als eine englische safs»»gSa«Sfch«ß deS Völkerbundes würde sich wahrscheinlich Intrige anssasse und die Rbrttstnngskonserenz sabotieren gegen-eine Vermehr,mg der ständigen NatSststc, abgesehen > werde. Die Sowsetregicrnng gedenke nicht, die »o« Deutschlands ansspreche«, und zwar ln Anbetracht der Entwaffn« ngder Roten Arm eenndFlottevor- z »nehme«. Ein gleichlautendes Memorandum ist an die lehnnug der deutschen Aufnahme im März eine völlig neue Lage geschaffen habe, durch die Englands Verpflichtung znr Unterstützung einzelner Kandidaten aufgehoben worden ist. Chambertain über -ie Nheinlan-räumung. London. 31. März. Fm Unterhause fragte Nennte Smith von der Avbctterpartei, ob Chamberlain im Hinblick auf die Erklärungen der Kommissionen des Völker bundes, daß Deutschland seine Vertragsverpslichtungen red lich erfüllt hat, und im Hinblick auf die Verpflich tungen des Artikels 48l des Versailler Vertrages eine Er klärung über die britische Haltung gegenüber der Frage der Räumung des Rhrinlandes abgeben könne. Chamberlain er widerte, der Fragesteller mißverstehe die Tatsachen. Das Erste Komitee der letzten Völkerbundsversammlung habe keine solche Erklärung abgegeben, sondern sich darauf beschränkt, in Uebcreinstimm.!.ug mit 8 3 des Artikels 1 der Bölkcrbunds- satzung die Ansicht auSzusprechcn. daß Deutschland jetzt wirk same Garantien seiner ehrlichen Absicht ge be, seine internationalen Verpflichtungen cin- znhaltcn. Auf den zweiten Teil der Anfrage Smiths er widerte Ehamberlain, dieser gründe sich auf den ersten. Da dieser a»f einem Irrtum beruhe, so sei der zweite gegenstands los. sW. T. B.I » London, 8l. März. Zu den führiingen E h a in b c r l a i n S Nnöschnft des Unterhauses für die „Times", baß Chamberlain Genf in geheimer Beratung und nicht in offiziel ler Sitzung des Rates verhandelt wurde, geantwortet habe, daß Deutschland sein Verlangen nicht tn einer öffent lichen Ratssitzung Vorbringen und sich der Möglichkeit eines Vetos anssctzcn wollte. Die deutsche Delegation würde eher ihr Verlangen zurückgezogen haben und abgcrcist sein. (WTB.) gestrigen vertraulichen Aus- vor dem interfraktionellen Völkerbnndösragen berichtet auf die Frage, warum in Die Sowjets gegen -ie Abrüstungskonferenz. große« Anzahl »er Kandidaturen. Englands Unterstützung -es spanischen Anfprnchrs würde »nrückgezoge« »erde«. In Sretfe« ist «a» der Auffassung, daß die Ad- Was bedeutet Bismarck sür die heranwachfende Generation? Zum 111. GebnrtStag Bismarcks. Von K. Kretzschmer. Ich entsinne mich noch des SommertageS, 81. Juli 18W, als Bismarck zum ersten und zum letzten Male als ein Leben der und Toter gleichzeitig mit meiner Kindheit in Berührung kam. Wir machten an diesem Sonntag einen Ausflug, und während der Zug an einer Station hielt, wurde plötzlich die Flagge aus Halbmast gesetzt. Bismarck war am Abend vorher von uns gegangen. Die Traurigkeit, die sich meiner Eltern bemächtigte, machte damals aus mich als Kind einen nachhal tigen Eindruck. Für die. welche seinen Aufstieg, seine Siege, seine Politik mitcrlebt, versank tn diesem Augenblick der Mann, welchem die Träume ihrer Jugend und die Sehnsüchte ihres Menschcnalters gegolten hatten. Aber auch unsere Jugend stand noch unter dem Schatten des Alten im Sachscn- walde, den man so leidenschaftlich verehrt hatte, und dessen schlteßliches Schicksal Unzählige um uns herum als eine per sönliche Angelegenheit behandelten, bi« sie dem jungen Kaiser nie verzeihen wollten. Bismarck gehörte gewissermaßen in unsere Jugend wie der alte Fritz, wie Derflinger. Blücher, die Königin Luise: er war nnS seltsam vertraut, denn wv eS irgendein politisches Gespräch gab. eine nationale Kundgebung stattfand, immer reckte sich die Gestalt des Niesen noch in den Alllag unseres Lebens hinein. Unsere Eltern waren noch zu ihm gepilgert nach Frtedrtchsruhc, hatten ihn wohl auch im Reichstage noch sprechen hören, ja unsere Väter hatten ihn tn Versailles miterlcben dürfen und hörten nicht auf, uns von diesen Feststunden ihres Lebens zu erzählen. Diese Gedanken kommen mir rückschauend, während ich die Gegenwart blicke. Da stehen die Bismarcktürme auf en Bergen und Höhen unseres Vaterlandes, da steht der Recke in Erz gegossen tn mancher deutsche,, Stadt J""g- linge tragen ihre Fackeln hinauf zu de» Türmen und lassen die Feuer über das Land zu seinem Gedächtnisse anffiammcn, Knaben tragen Kränze und Blumen und legen sie an Denk mälern zu seinen Füßen nieder — — aber der ViSmarck unserer Jugend, der so lebendig Umstrittene, ist ein Mnthvs geworden, schläft fast so tief tm Sachscnwalde wie Barbarossa im Knffhänscr. Die Heranwachsende Generation steht unter dem Fluche des Friedens von Versailles Bismarcks ab schließende Tat der deutschen Kaiserkrönimg dort ist von einem neuen Begriff Versailles verdunkelt, und mit diesem neuen Begriff hat sich unsere Jugend auSeinanöerznsctze». die freudige, stolze Stimmung nach 70 ist einer stillen heißen Verbissenheit gewichen, dem Ertragen eines schweren nationalen Schicksals. So ist BiSmarck etwas geworden, was bas Leben der Jugend nicht mehr so i nittelbar berührt, wie etwa der Name des Grafe» Zapp-ck, Er ist Geschichte geworden. Was aber kann die Heranwachsende Jugend von BiSmarck lernen? Er Ist der einzige deutsche Staatsmann, der mit Erfolg deutsche Politik getrieben hat. In einer Aera, wo die Acmter und die Verantwortlichen rasch wechseln, sieht der junge Mensch an seinem Bespiele, daß Politik in der Hand des wahren Staatsmannes nicht Frucht des Augen blicks. sondern Frucht jahrelanger Weisheit nnd Erfahcniig ist. daß das Glück auch in der Politik, wie im Lebe», doch nur einen untergeordneten Platz cinnimmt, das, Politik nicht Wissenschaft, sondern Kunst ist. Der junge Mensch, der so leicht durch Schlagwörter zu gewinne» ist, findet bei der Be rührung mit BiSmarck den Beweis, daß alle Schlagwörter nur Sinn bekommen, wenn die Erfahrung und die Tai ihnen vorausgcgaiigcn ist. Einmal sagt Bismarck, und gerade diese Worte passen so sonderbar gut in unsere Zeit: „Mein Vor bild ist Robert Bruce in seiner Geschichte mit der Spinne, au deren steten Wicdcranfklimmen nach den, Hernntcr- sallcn er sich ermutigte, »in seinerseits daS, was er für Recht und seinem Vaterlands für nützlich hielt, auch bet den übelste,, Aussichten nicht aufziigeben." Zähigkeit beim Festhalten des Zieles — - wie oft denken nicht junge Menschen, das Schicksal ihrks Vvlirs in kürzesten Spannen wenden und beeinflussen zu wollen. Ein zweites, nicht minder großes, das Bismarck der Jugend schenkt, ist der eiserne Begriff der Pflicht .^otriee M5ccv>cmc1r, consiimvr" — — im Dienste des Vaterlandes verzehre ich mich ist ein Bismarckwort, und daneben setze ich das stolze Wort vor dem Kriege 1861 zu dem zögernden König Wilhelm: „Wohlan Majestät, im letzten äußersten Fall stürben Sic für Ihr Recht ich stürbe für Sie. und wir fanden beide einen ehrenvollen Tod." Nur durch sich selbst wird BiSmarck der Heranwachsende» Jugend neu erstehen. Der Jüngling, den, cs wie ein Märchen 'lingcn »mg, daß dort in Versailles einst das deutsche Kaiser reich ansgcrnscn ward, wird bei de,» Forschen nach der lra- Notschastcr Englands, Frankreichs. Italiens und buchen Berknttpsuiig geschichtlichen Geschehens von selch, ,e,m Japans gerichtet worden. ! Bände in die Hand nehmen, die BiSmarck voransichaurnd