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Für »ie NNSgad« »I,i,e- iandler Ma»iilcrt»>c »«». sich »I« «edacU», »tcht »«rtlndUch. S«s»r»tni>«niiLhink,u». ^ ' «»I» wir««- . »««z«rbi «kkll„,kr»nt<ult,. — >»d. M«n« t» »ieritu. Lelpg». ILIien, vamdura, grankliM a. M., Miln, chrn- — »«uv» » «». t» granllur» M. — »r, Iü«ta, In Illiemnltz.— u»-»», »iillle» » o» in Pan«. XX! Jahrgang. Tagekkatt für Mkitik, Ilnterhaktung, HcschästsverKchr. Aörsenbericht und Iremdensiste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch ör Ntichardt in Dresden. Ler-ntw. Redacteur: Fr. Goedskhe in Dresden. Mittwoch, 6. D«e««»«r. »«r»ni «»Ne». Ll«»ki, »I»«».» NI,, i »I»«I». «I>1»n»mi»t», <»nnt«L» »I« »Ula» tt Mi,. In Ä,uli,d>! »,ot« »I«Ii,r- »»II« L bltißachm.L UI,,. — De, Raum »tu«, et». IV°l!«»k» Peliltktl, r»I>k, »L PIge. Iti»i>»io»dt dt, jjetle »0 Me. Etne »aranlle tür da» »I>chinii»I»e Ericheinen der Iuleiale wird utq, »egedeu. Aurwikllge Slnuoiicen- Hiulirüge »»» uu» und,- lainiten Firmen und Per- lauen Inieriien wir »u, «e,en P,a«i>«,ra»d,< !>a>ilun« durch Brie», niaillii »der >Lottetn«ad >un«. Acht «ilden kauen Id Plie. Iulerale iü, dt, Moulage Nummt, »der »ach einem Felilagt di« VeliUcite Ui) Me. Mltredacteur: Für daö Neuilleton: Vr Lmtt Ln«I«»U Marti»»»«. Dresden, 1876. Politische». Hohe Befriedigung über BiSinarck'S Nachtiscb-Aeuhcrungen am Freitag athmen die österreichischen und englischen Blätter. Man lese unter „Tagesgeschichte" den enthusiastischen GesühlöauS- bruch der „Times" nach, man blättere in den Wiener Zeitungen, und man wird den Eindruck gewinnen, als glaube man an der Themse und Donau: Bismarck habe nichts Eiligeres zu thun, als gegen die Nüssen mobil zu machen. Gemach, Ihr Herren, so weit sind wir noch nicht.*) Begreiflich aber ist der Freudentaumel in Oesterreich und England. Ueberall besorgte man, daß Bismarck zu tief in da« Netz der russischen Freundschaft verstrickt sei, als daß er den freien Blick über die Gefahren verloren hätte, die Europa aus einem Siege des Moslonnterthums drohen. Nun man erkannte, daß er sich Freiheit des Handeln« gewahrt habe, thut Europa einen tiefen Atheinzug nach überstandener Sorge. Eine russenfcindlichc Politik aber aus den Bismarck'schen Neben herauüzulesen, halten wir für gewagt. Will Rußland den Waffengaiig mit der Türkei unternehmen, so wird ihm Bismarck nicht in den erhobenen Arm fallen. Daö ist Alles und, fügen wir hinzu, cS ist auch genug. Wenn Rußland nicht einen schnellen Siegeslauf verfolgt, nicht glänzende Resultate aufwcist, so ist es mit dein Uebergcwicht des russischen Einflusses auf lange vorbei. Wäre jedoch der Bohomaz, jenes Muttergotteübild, das der russische General Nikolai vor seiner» Abgänge zur Südarmee erhielt, ivunderkräftig, so ist es Pflicht Deutschlands, sich zu erinnern, was ein Sieg des Panslavic-mus für Gefahren für uns und Oesterreich bedeutet. In Eioleithanien giebt eS bekanntlich me!,. Slweil als Deutsche; Deutschland aber ist an seiner Ostgrenze mit slavischen Völkerschaften durchsetzt. Die bei den preußischen Provinzen Posen und Schlesien weisen zahlreiche slavische Bewohner auf, von den Slaven in Pommern, in Branden burg und im Königreich Sachsen ganz zu geschweige«. Alle diese Bölkerstämme sympathisiren nrit Rußland, dem Horte dcS Pa„- slaviSmus. Der kranke Mann selbst, die Türkei, behauptet, gar nicht krank zu sein und durchaus nicht der Acrzte zu bedürfen, die sich zu einer Confercnz zusammcnsinden wollen. Der russische Doctor möchte freilich den Patienten lieber gleich todtschlagen, um »hn flott beerben zu könn n. So weit der Muezzim von den Moscheen die Gläubigen zum Gebete ruft, geht durch die Welt des Islam ein Zug hoher Begeisterung. Religiöser Fanatismus gegen religiösen Fanatismus! Allah gegen den Christengott! Die, Fahne dcS Propheten gegen Bohomaz, das MuttergotteSbild! So wird die Vorsehung von zwei Seiten mit Gebeten um Sieg bestürmt. Gott ist, nach einem Aus spruch» Napoleon'S, immer mit den starken Bataillonen. Weder Gebett, noch Bahomaze, noch Prophetenbärte wenden daö Schicksal der Schlachten. Militairische Tüchtigkeit, Schlagfertigkeit, Aus rüstung und Verpflegung derTruppen sind mächtigere Factoren, als Reliquien und Wunderschreine. Von ungemeiner Bitterkeit sind die Gemüther der österrei chischen Abgeordneten gegen die ungarischen Minister erfüllt. Noch ist die Frage der Bankregulirung nicht erledigt. Der ungarische Ministerpräsident Tisza äußerte sich vor seinem Parlaniente über die österreichischen Minister in Ausdrücken, die in Wien verletzen mußten. Er wählte geradezu kränkende Worte und beschuldigte sie indirect des WortbrucheS, der Hinterlist und Lüge, blos deshalb, weil sie die westliche Reichshälfte vor gröblichen Mehrbelastungen zu Gunsten der Ungarn abhalten wollen. Herr Tisza stellte sich förmlich beleidigt. Die zahmen österreichischen Minister haben sich weder von dem Verbrechen, noch von der Beleidigung etwas träu men lassen, aber die Ungarn behaupten eü nun einmal, und wenn sie den Ungarn darin widersprechen, so ist das eine neue Belei digung. Augenblicklich weilen die österreichischen Minister in Pest, um einen Ausgleich zu finden. Diesmal scheint jedoch der Wiener ReichSrath festzustehen. Selbst wenn die österreichischen Minister die Schwachheit begingen, den Forderungen der Ungarn nachzugcben, würde der ReichSrath sich den Boden unter den Füßen wegziehen, wenn er bei den Deutschen und den Slaven die Steuerschraube aufs Empfindlichste anzöge, blos damit die übermüthigen Magyaren die „dummen Schwaben" auslachen können. Der deutsche Reichstag hat nunmehr die zweite Lesung der Justizgesetze beendet. Dank den ausgezeichneten Berichten der beiden Referenten Miquül und Excellenz Or. v. Schwarze — Pardon! noch nicht Excellenz, vor der Hand nur Dresdner Stadtverordneter im „Jordaneum!" — ist der Reichstag im Wesentlichen bei den Be schlüssen der Commission stehen geblieben. Bis zur dritten Lesung ivird nun daö Geschäft des Feilschens beginnen. Der Bundesrath betrachtet die Beschlüsse der zweiten Lesung als Vorschläge, von denen er nach Kräften abhandeln wird. Große Hoffnungen auf Charakter festigkeit der Handelsleute im Reichstage haben wir nicht; wir be fürchten, sie schlagen die Waare los, um zu räumen. Die Pause zwischen den beiden Lesungen der Justizgesetze wird durch interessante politische Debatten ausgefüllt, lieber die russische Zollfrage berich tet unser Telegramm. Bismarck aber, der so lange Zugeknöpfte, wollte bekanntlich erst bei der dritten Lesung des Reichshaushalts das Wort über den Orient ergreifen. Er hatte es aber so eilig, daß er schon bei einem Diner die ersten seiner Batterien demaskirte Die Operngucker Europas sind daher mit Recht auf die Leipziger Straße in Berlin gerichtet. Für heute interessirt uns eine andere Frage, die in Berlin spielt. Die dortigen Stadtverordneten haben Beschlüsse über das höhere Schulwesen gefaßt, die in allen gebildeten Kreisen Berlins tiefschmcrzlich berühren. Zwar haben cs die Berliner Stadtverord neten noch für diesmal abgclehnt, die Beiträge zur Beschaffung von *) Die un» kurz vor Blattschluß zugehcnden neuesten Erklä rungen BiSinarck'S lk. Telcgr.) Neben In solchem diametralen Gegensätze zu den Freltags-Aeußcrungrn, baß man in London und Wien geradezu verblüfft sein muß. Lehrmitteln von 1200 auf 600 Mark herabzusetzen, sie haben aber die Mittel zum Drucke wissenschaftlicher Oster Programme verweigert, die Zahl der Unterrichtsstunden ungebührlich ausgedehnt und über dies am Budget der höheren städtischen Schulen herumgenörgelt. Warum wir hier darauf besonders eingehen ? Weil Berlin leider Gottes das Muster für alle preußischen Städte ist! Läßt Berlin sein höheres Schulwesen verkümmern, so ahmen die anderen preußischen Städte das nur zu leicht nach (auch außer Preußen macht sich ja dieser Nachahmungstrieb leider sehr oft fühlbar) und ein Rückgang der Bildung in einen» großen Theile Deutschlands ist unvermeidlich. Diese Thatsache stimmt zivar nicht ganz zu dem Titel „Metropole der Intelligenz", mit dem sich gern bie Spreestadt gleißend schmückt, aber wir beklagen sie aus noch einem anderen Grunde. Wird Berlin durch die Steuerlast so arin, daß sein Schulwesen kränkelt, so wird der Andrang preußischer Lehrer nach Sachsen und anderen Cultur- stätten immer heftiger. Schon jetzt klagen unsere Dresdner Lehrer mit Recht, daß auf dem Rathhause das Bestreben obwaltet, die Race der sächsischen Lehrer mit Berliner Blut zu kreuzen. Wir erheben nicht die Ansprüche des Autochthonisinus, aber die Mißgriffe bei der Berufung fremder Lehrkräfte häufen sich recht auffällig. Wenn man z. B. einen Mathematiker herholt, der alle 50 und etliche Beweise des pythagoräischen Lehrsatzes an der Schnurre los hat, aber nur dürftige pädagogische Eigenschaften besitzt, wenn man solche Fremde besser honorirt als ebenso tüchtige Einheimische, so muß das Unzufriedenheit erregen. Wie werden erst die Berliner Lehrer vor dem Dresdner Rathhause Queue bilden, wenn die Folgen des Rückschrittes des dasigcn höheren Schulwesens deutlicher hervortreten?! Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Berlin, 5. December. 4 Uhr. Im Reichstag stand heute als 1. Nummer auf der Tagesordnung die Interpellation des Abg. Richter: Was gedenkt der Herr Reichskanzler zum Schutze der deut schen Industrie gegenüber dein UkaS der russischen Regierung zu thun, wonach von Neujahr ab die Eingangözöllc in Goldmünzen zu entrichten sind? Abg. Richter führte aus, daß durch diese Maß regel, welche einer sehr beträchtlichen Erhöhung der Zölle gleich kommt, der ohnehin überaus beschränkte Waarenaustausch mit Ruß land noch mehr beeinträchtigt und die wirthschaftlichcn Interessen Deutschlands schwer geschädigt werden. Der Reichskanzler Fürst Bismarck erklärte: die russische Zollpolitik sei vielleicht eine irrige, eine fremde Regierung jedoch außer Stande, darauf einzuwirken. Auf die politische Seite der Frage übergehend, bezeichncte Bismarck die Interpellation als im gegenwärtigen Augenblicke höchst unbe quem, da sie» seine bisherigen Friedensbemühungen schädige. Ruß land verlange keineswegs von uns große Gefälligkeiten und gehe nicht auf Eroberungen aus. Rußland verlange nur eine Vernntte- lung auf der Konferenz behuso Besserung der Lage der Christen in der Türkei, wozu unser Kaiser und wohl auch die Nation gern die Hand biete. Falls die Conferenz resultatlos verlaufe, so sei ein Krieg wahrscheinlich. Dazu verlange Rußland Deutschlands Hilfe nicht. Niemand aber werde verlangen, daß Deutschland gegen den Krieg sein Veto einlege. So lange wir auf diesem Flecke stehen, werde cs nie gelinge,», in unsere hundertjährige Freundschaft mit Rußland einen Riß zu bringen. TaS Drcikaiser- dündniß bestehe in voller Kraft fort. Auch mit England habe Deutschland hundertjährige freundschaftliche Beziehungen. Die Aufgabe Deutschlands sei, zu vermitteln; das auf die Erhaltung dcS Friedens gerichtete Deutschland müsse gute Beziehringen zu den Mächten unterhalten und könne nur activ eingreifen, wenn einer seiner Freunde gefährdet wäre. Deutschlands wohlwollende Haltung zu allen Machten werde hoffentlich auch zur Lokalisirung des Krieges beitragen. Bismarck glaubt, daß es zu einer Verstän digung Rußlands und Englands kommen werde, da beide Mächte ohnehin nicht in der Lage sind, sich in ihren Interessen direct zu be rühren. „Gelingt uns die Vermittelung der Lokalisirung des Krieges nicht, so besteht eine neue Lage, »vorüber man vielfach com- biniren, ich aber heute nicht Auskunft geben kann." — Der Reichs tag tritt in die Berathung dieser Antwort ein. Geh. Legations rath von PhilippSbvrn glaubt die Aussicht eröffnen zu können, daß den beregten Uebclständcn, die infolge des UkaS eintreten, durch Einvcrständniß mit der russischen Regierung abgeholfen werde Sollten die Unterhandlungen scheitern, so sei es gerathen, die Sache bis zur Beseitigung der jetzigen Krisis zu vertagen. Abg. De.Hänel verwahrt d»n Interpellanten gegen den Verdacht, der Regierung Verlegenheiten bereiten zu wollen, er habe nur Aufschluß über die Politik der Regierung gewünscht. Bismarck bedauert, diese Absicht nicht in der Interpellation wiedergcfunden zu haben. Graf Bethusy wünscht ein Vertrauensvotum für den Reichskanzler. Nachdem Abg. Windthorst und Bamberger gesprochen, schließt die Besprechung. Hierauf wird der Niederlassungsvertrag mit der Schweiz in der 1. und 2. Lesung genehmigt. Die elsaß-lothringischen Rechnungsüber sichten und die Etatsüberschreitungen werden an die Budgetcommis sion überwiesen. (Forts, morgen.) Wien, 5. December. Die schwebende Bankfrage ist noch nicht gelöst, ein AuSwcg zur Lösung noch nicht gefunden. Die Nothwen- digkeit einer solchen wird von beiden Seiten anerkannt. Die Fort setzung der Verhandlungen zwischen den beiderseitigen Ministerien ist beschlossen. Von einer Ministerkrisis ist keine Rede und sind Gerüchte einer persönlichen Spannung zwischen den Mitgliedern beider Ministerien ebenfalls unbegründet. Die DiScussion der Minister in Pest bewahrte rein sachlichen Charakter. Madeira, 5. December. Nach hier cingcgangenen Nachrich ten ist daö englische Truppcnschiff „St. Lawrence", das sich mit Militär in der Fahrt nach der Kapstadt befand, total gescheitert. Die an Bord befindlichen Truppen wurden gerettet, eine große Menge von Vorräthen aber ist verloren gegangen. Lorale» avd Sächsische». — Dem Local - Schlachtsteuer - Einnehmer Johann Georg Gansauge in Tanneberg ist das Allgemeine Ehrenzeichen ver liehen, der Cantor Gottlob Franz Baunack in Schönefeld be» Leipzig zum Bezirkischulinspector im Bezirke Leisnitz ernannt und der Professor an der Academie der bildenden Künste und Mitglied des academischen NathS, I)r. Adrian Ludwig Richter, rücksichtlich der ersteren dieser seiner Dienststellungen unter Anerkennung seiner langjährigen, vorzüglichen Dienstleistungen »nit Pension in den Ruhestand getreten. — — Gegenüber der Frage, ob die sächsische Negierung aus die Beibehaltung eines eigenen Oberappellationsgerichls um den Preis verzichten wolle, wenn das oberste Reichsgericht nach Leipzig verlegt werde, erklärt jetzt daü „Dr. I." amtlich, daß die hier ein- schlagcnden Erwägungen noch nicht geschlossen sind. Erst müsse die Reichsjustizgcsetzgebung geschlossen sein. Beide Fragen, sagt das amtliche Blatt mit allein Rechte, seien durchaus nicht connex. Die Interessen, die für einstweilige Beibehaltung des eigenen Ober- appellationSgerichtS geltend machen lassen, seien rein sächsische In teressen, während die Wahl Leipzigs als Sitz des Reichsgerichts „zwar ebenfalls für Sachsen besondere Bedeutung hat, an erster Stelle aber von dem Standpunkte des Interesses der Gesammtheit der Bundesstaaten und des Reiches beurtheilt werden muß." Wir entnehmen daraus die köstliche Aussicht, daß unsere Regierung nicht auf ihr eigenes Oberappellationsgericht verzichten will. Denn wenn auch daö oberste Reichsgericht nach Leipzig käme, wer kann cs verhindern, daß cs in wenigen Jahren wieder daraus verlegt wird? Dann hat Sachsen weder ein OberappellationS- »och das Reichs gericht in seinem Bereiche. — Der Herr Justizminister Abeken traf am Montag Mor gen von Berlin hier ein, verweilte einige Stunden auf dem Justiz ministerium, um daselbst die dringendsten Arbeiten zu erledigen und reiste noch an demselben Abend nach Berlin zurück. Wir hören, daß die Meinung unbegründet ist, daß Sachsen beantragen würde: falls Baicrn seine Schwurgerichte für d»e Aburtheilung von Preßver- gchen behielte, solle man Sachsen auch seine Schöffengerichte lasten. Es ist keine Möglichkeit vorhanden, die Schöffengerichte, die wir jetzt haben, in ihren Competcnzen zu behalten. — Einen für die Geschäftstreibenden äußerst unerwünschten Antrag stellt beim Reichstage der Abg.Advocat Krause aus Dres den als Referent über eine Anzahl Petitionm. Aus 18 Ortschaften war u. A. darum petirt worden, zum Schutze des ohnehin schon schwer darniederliegenden Geschäftsbetriebs dem Unwesen mit den Wanderlagern und Waarenauctionerr gesetzlich entgegen- zutretcn. Referent Krause schlägt vor, die Petitionen einfach auf sich beruhen zu lasten. DaS ist bequem, hilft aber den soliden Ge- werbtreibcnden sehr wenig. Im Gegensatz zu diesem Antrag wollen die Abgg. Ackermann und Günther beantragen, die Petitionen de,»» Reichskanzler zur Erwägung darüber zu übergeben, wie den Miß ständen im Wege der Gesetzgebung zu begegnen sei. — Ei» bekanntes Agitationsmittel der regicrungSlelndlichen Parteien «st cd, die Geiammtzahl der sogen. M i l t t ü r a b s e n t e n In Icdeu» Jahre aiS einen Beweis dafür dem großen Haufen vor» zuführcn, wie faul rö uinS Vaterland stehe. Zu unserem Be fremden hat nun auch der am vorigen Sonnabend in der Een- tralballc zum ReichStagsabgeordnetc» für Altstadt-Dresden gegen 3 Stimmen prorlamlrtc bekannte Drechsler Bebel aus Leipzig rS nicht verschmäht, sich ricsco Mitteichcns zu bedienen und seinen gläubigen Zuhörern vordocirt, daß i»> vorigen Jahre nicht weniger alb 135,000 junge Männer iin kräftigsten Alter den verrotteten Zuständen Deuischlandd den Rücken gelehrt und wohl nicht den kleinsten Tbell mit dazu belgetragen hätten, daß ihr altes Vater land bei der Weltausstellung In Amerika so gründlich geschlagen worden sei. Wir möchten nun »rissen, ob Herr Bcbci von der Wahrheit seiner Angabe in Betreff der 135,000 Militärabsenten wirklich so fest überzeugt ist, ober ob er wider besseres Wissen und Vcrstä»d»iß sciiie» Wäldern in der Ecntraihattc einen solchen Bären cuiigtblmbc»» bat? Für biclenigen unicrer Leser, die cö iiilcrcssirt, sei der wabrc Lachverhalt hiermit auöcinantergcscvt. Die angegebene Ziffer der MMärabientcn »nag richtig sein, sie beruht in auf amtlich veröffentlichten statistischen Notizen» der weitaus größte The» der alljährlich öffentlich ausgeschriebenen Militärpstichtigkn bcstcbt aber einmal aus ln früheren Zähren schon mehrfach vergeblich öffentlich auigcruiciien Personen, dann auö dcnlcnigen, deren Geburt in ihrer Geburtsstadt wohl gebucht ist, nicht aber ibr Tob. »veil derselbe durch Wegzug der Eltern anderswo erfolgt und eingcrragen, oder wrhl auch gar nicht ein getragen Ist. Bei der Sterblichkeit der Kinder in frühester Zuge,»d- zelt ist es erklärlich, daß brr Proccntsatz der nicht in Ihrem Ge burtsorte gestorbenen Knaben auch im Verhältnis; kein ganz ge ringer sein wirb. Die Freizügigkeit beiördert mächtig die Un- contrviirbarkcit dieser Todesfälle In frühester Jugend. Alle icne Knaben werden aber i» den Listen ibrcdGeburtsortes kortgesührt, kommen dann nach Ablauf von 20 Jahren In bie Militär-Stamm rolle und werden, falls sie nicht zur Stellung erscheinen, ausge schrieben. Wer weiß yeutzntagc. namentlich in großen Städten, noch etwas von der Familie eines vor 20 Aabrcn im Orte wohn haft gewesenen einfachen armen Bürgers und Arbeiters? Dadurch entsteht also die abnorm große Zahl der MllitSrabsenten in der Jetztzeit. Dcrlcnigc» aber, die sich auö Unlust am Militärdienst kemseibcn durch heimliche Auswantcrung wirklich entziehen, ist eine der Hauptsumme der Absenten überhaupt gegenüber eine verschwindend kleine. Heber die wirklichen Zustände in Amerika, dem .Haupt-Refugium aller Europamüdrn, Ist man nachgerade In alten Schichten unserer Gesellschait so aufgeklärt worden, daß man des Mklitärdsenstc» halber heutzutage nicht mehr dahin aus wandert. — Bei dem kaiserlichen Postamtein Blasewitz wird vom 4. b. M. ab das Publikum nicht mehr am Echaltersenstcr, sondern im Postblriistzlmmrr selbst abgcicrtlgt, womit ein längst gefühltes Bedürfnis; nack» -Herstellung eines vor Zugluit »ind Kälte vollständig geschützten Platzes für daö verkehrende Publi kum sene Abbitte findet, die In de», „Dresdner Nachr." mehrfach angeregt wlirde. Hoffentlich läßt auch rin besseres Postgebäube nicht mehr zu lange ans sich warten. — Der Andrang von Personen, welche Im Besitze von den eingezogen werbenden Drittel - und Doppelthalern sind